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Let's live

Eine OneShot-Sammlung zu Haikyuu-Pairs
von

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Goldlack

IX. Goldlack
 

“Go to a coffee shop. Sit by the bar with the glass windows and look out. Look at all the people running to catch a train. All the girls with one too many shopping bags. All the couples too in love to care. Then you’ll see it — a bit of yourself in everyone. And somehow, sitting alone in a coffee shop had never felt so good.”
 

— Unknown
 


 

Matsukawa war niemand Besonderes.
 

Nicht wie Oikawa, der charismatisch, hart arbeitend, schlau, so wie gerissen und enthusiastisch war – manchmal zu gut für sein eigenes Wohl. Nicht so wie Iwaizumi, der ebenso hart arbeitend und auf seine eigene Art charismatisch wie Oikawa war, aber bei Weitem bodenständiger und von Zeit zu Zeit sein eigenes wildes Temperament nicht zügeln konnte. Nicht wie andere Leute, die durch besondere Talente oder auffällige Charakterzüge herausstachen.
 

Er war durchschnittlich. Nicht überaus talentiert, gutaussehenden oder intelligent, noch charismatisch, beliebt oder übermotiviert. Meistens still, jedoch nicht ohne sich selbst auszuschließen, ab und zu schlagfertig und kindisch, aber immer mit einer gewissen unerklärlichen Distanz wie ein Zuschauer zu sein, anstatt ein Teilhabender.
 

Womöglich lag es daher an seinem Wesen, oder an dessen Mängeln, dass er es genoss Menschen zu beobachten.
 

Jung und Alt, Groß und Klein, Mann und Frau, Gruppen oder einsame Wölfe, Freunde oder Paare, alle, jeden den er von seinem Standpunkt aus sehen konnte. Verfolgte ihre Bewegungen, sah ihre Emotionen, nahm noch so jedes einzelne Detail in sich auf.

Anfangs hatte er ein gewisses Schamgefühl empfunden, sich selbst gefragt, ob mit ihm etwas nicht stimme im Kopf. Jedoch je weiter er in sich hinein gehorcht hatte, desto mehr war ihm eine Erkenntnis gekommen.
 

Traurig, dachte er zuerst, als er realisierte, was es bedeutete. Ich, war sein zweiter Gedanke und lächelte schwach. Für ihn zu beobachten, war ein Stück zu leben. Zu sehen, wie Leben um ihn herum existierte, erinnerte ihn daran selbst zu atmen. Beruhigend, schloss er seine nur für ihn hörbare Diskussion mit sich selbst.
 

Und dann fing er an Hanamaki zu beobachten.
 

Hanamaki war auch niemand Besonderes und trotzdem so viel anders als Matsukawa. Manchmal stellte er sich vor, dass wenn Iwaizumi der Gegenpart von Oikawa war, dass Hanamaki sein Oikawa war. Auch wenn sie weder wie ihr Kapitän oder ihr Vize-Kapitän waren, noch solch eine Bindung besaßen. Dennoch war Iwaizumi ebenso ein Beobachter wie er, nicht mit der selben Sicht, aber mit der gleichen Faszination.

Nur, dass Iwaizumi los rannte und er am Rand stehen blieb.
 

Womöglich war es die Angst vor dem unbekannten Ende, die ihn fesselte. Vielleicht war es auch die Sucht nach dem stetigen Kribbeln von seinen Zehen bis zu den Fingerspitzen, die erregende Anspannung mit einem Fuß über den Abgrund zu hängen oder das stechende Verlangen, nachts im Bett mit offenen Augen an die Zimmerdecke starrend, direkt da, wo das Herz saß.
 

Eventuell war es auch nur Hanamaki selbst.
 

Matsukawa konnte nicht festlegen, woran es lag, dass der Andere ihn so in seinen Bann zog. Es geschah immer zu. Manchmal, während ihres Trainings, wenn dieser sich den Schweiß wegwischte. Auf den Fluren, wenn er hastig an ihm vorbei eilte. In Gruppen von Menschen, laut lachend und den Bauch sich dabei haltend. Beim Raschen über die Straße joggen, um zu ihm aufzuholen. Die Nase putzend, wegen einer eingefangenen Erkältung. Essend, schlafend, jammernd, weinend, so viel lauter atmend für ihn als jeder andere Mensch im ganzem Universum es jemals könnte.
 

Es war seltsam, es war von Zeit zur Zeit beängstigend, überwältigend und gruselig zugleich, aber vor allem war es so viel mehr, als er jemals wieder sein könnte und wollte.
 

Ein Fingerschnippen vor seinen Augen reißt ihn aus seinen Gedankengängen. Matsukawa blinzelt einige Male, bevor er hoch in Hanamakis Gesicht schaut. Dieser hat fragend eine Augenbraue gehoben und mustert ihn kritisch. Nach einigen Sekunden anstarren, gibt er einen Schnalzen von sich und verlagert seine Position, weitaus weniger forschend als vorher, weicher und nachgiebiger.
 

„Und wohin bist du dieses Mal abgedriftet?“, fragt er monoton nach, eingebrannt, weil die exakten Worte schon unzählige Male die Lippen verlassen hatten.

Kurz überlegt Matsukawa, bevor er schelmisch grinst, was seinen Gegenüber in Irritation die Augen zusammen kneifen lässt.

„Ich dachte daran, was für eine Blume ich wäre.“
 

Zuerst reagiert Hanamaki nicht, bis er im nächsten Augenblick ungläubig die Arme in die Luft wirft, nur den Kopf schüttelt über den schlechten Scherz und ein „Trottel“ zischt. Matsukawa beobachte ihn nur, wartet ab, bis sein Gegenüber aufhört. Abermals entsteht ein Schweigen zwischen ihnen, was er nicht einordnen kann, da es eine ungewohnte Schwere trägt, so wie das drückende Gefühl, wenn ein Gewitter naht.
 

„Goldlack.“

Anfangs reagiert Matsukawa nicht, erwidert Hanamakis ernsten Blick unsicher.

„Bitte?“, fragt er etwas perplex nach.

„Goldlack. Die Blume“, wiederholt der Andere.

Bevor Matsukawa noch etwas erwidern kann, erklingt der Ruf von Iwaizumi in der Ferne und Hanamaki wendet sich ab von ihm. Wie immer beobachtet er ihn mehrere Herzschläge lang dabei, wie er sich von ihm entfernt und folgt ihm schlussendlich.
 

Erst spät am Abend fällt ihm wieder das Gespräch und die Antwort ein. Also schaut er die Bedeutung nach. Anfänglich fühlt er sich ertappt und beschämt, bis er diese Etappen überwindet und ein weitaus angenehmeres Ziel erreicht.
 

Während Matsukawa beobachtete, war es Hanamaki, der handelte und waren damit an und für sich niemand Besonderes.

Doch zusammen als Union waren sie es und das reichte für sie vollkommen aus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  karlach
2015-02-20T22:34:02+00:00 20.02.2015 23:34
Ich musste beim Untertitel so schmunzeln! Und es ist schön, wie die beiden trotz der wenigen Auftritte die sie in Manga und Anime hatten hier trotzdem zu greifbaren Charakteren werden. Auch niedlich finde ich, dass Matsukawa irgendwie sofort einen Vergleich zu Oikawa und Iwaizumi zieht! c:


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