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Selbst im Tod hat man nicht seine Ruhe!

In die Hölle und zurück...
von

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"Kämpfen oder Verlieren"

Kämpfen oder Verlieren
 

Ich stand auf dem Balkon meines Zimmers.

Es bestand aus einem Schrank, einem Schreibtisch und einem riesigen Himmelbett mit Nachttisch.

Alles war in schwarz und rot gehalten und wirkte wie ein renommiertes Hotelzimmer, ausgenommen natürlich die schwarze Felslandschaft und die Lavaströme, die sich in ihr hindurch schlängelten.

Ich hatte eine Weile geschlafen und war noch erschöpfter als zuvor.

Ich verstand nichts mehr…

Als Racheengel geboren… was für ein Quatsch!

Aber Arazel hatte mich aufgeklärt.

Luzifer konnte sich Gehilfen erschaffen, die auf der Erde machtgierige Sünder aufsuchen und ihnen Lektionen erteilen oder sie sogar töten.

Sozusagen Drecksarbeit.

Aber wenn man genug machtgierige Schweine zurückgedrängt und bestraft hat, streicht der Meister einen aus dem Sündenbuch und man darf nach oben.

Arazel erzählte mir, dass er genau wie ich ins kalte Wasser geschmissen wurde, aber er nur noch wenige Seelen braucht, ehe er zu seiner Familie hinauf kann. Diese hatte ihn nicht verraten, sondern er wurde Opfer von Teufelsanbetern und wurde für ihre machthungrigen Zwecke geopfert. Um diesem Wahnsinn zu entkommen, gab Luzifer ihm die Kraft die Bastarde zu töten und die Chance aufzusteigen, wenn er ihm als Racheengel diene.

Irgendwie wollte mir das alles nicht in den Kopf.

Ich erschrak als es an der Tür klopfte.

„Ja?“

Arazel betrat den Raum und schrak zurück.

„Was ist?“, fragte ich ihn.

„Willst du dir nichts anziehen?“

„Wieso?“, fragte ich, obwohl mir bewusst war das ich nur in Unterwäsche vor ihm stand, aber die Hitze hier unten machte einen fertig.

„Ich verlasse mein Zimmer sowieso nicht, ehe ich mir über alles im Klaren bin.“

Er schloss die Tür und kam auf den Balkon.

„Du weißt nicht was passiert ist oder?“

„Wie meinst du das?“

„Nun, Das mit deinen Eltern und warum sie dich opfern wollten.“

„Doch.“

„Was denkst du dann noch wach?“

Verdutzt schaute ich ihn an.

„du hast jetzt eine Chance bekommen dich an allen zu rächen und die von Wut und Hass zu befreien. Nutze sie.“

„Du meinst ich soll diejenigen bestrafen, die mir das Leben schwer gemacht haben und dann kann ich endlich Frieden finden? Das klingt etwas perplex, findest du nicht?“

„Ich habe es auch getan. Erst als ich all diejenigen getötet habe, die mir Qualen bereitet haben, konnte ich meiner Bestimmung als Racheengel nachkommen.“

„Tja, dann würde ich sagen ich gehe gleich der Bestimmung nach, denn meine Eltern sind tot.“

„Und die, die an dem Ritual beteiligt waren?“

„Arazel! Woher soll ich wissen wer sie sind? Außerdem könnte ich in meinem schwachen Zustand kaum den Racheengel geben.“

„Dann fangen wir morgen mit dem Training an und glaube mir der Meister wird dir sagen wer es war. Frag ihn nur.“

„Training?“

„Ja, Training, dann deine Weihe und dann musst du die ersten Aufträge erledigen, unter meiner Obhut natürlich.“

Na klasse, gibt es irgendeinen Weg aus diesem Schlamassel?

Ich ging in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen.

„Arazel?“

„Ja?“

„Was passiert, wenn ich nach oben komme?“

„Ich weiß es nicht, aber hoffentlich wird es besser als hier.“

Ich lachte leise.

„Und wenn dort oben nur die Wolken warten?“

„Nein. Dort oben wartet Freiheit.“, sagte Arazel.

Ich schaute ihn verdutzt an.

„Denkst du das oder weißt du es?“

„Ich fühle es.“, sagte er und drehte sich zur Tür.

„In einer Stunde hole ich dich ab. Vorher wird dir Camcacil deine Trainigssachen bringen.“

Er verließ das Zimmer und um mich herum wurde es still.

Irgendwie war alles schief gelaufen.

Meine Eltern waren verrückt und tot und meine Seele an den Teufel verkauft.

Es klang so absurd, so ungläubig.

Doch das Bett, auf dem ich lag war real, genauso wie die Hitze, die die Luft schwängerte und das Atmen unerträglich machte.

Es klopfte an der Tür.

„Herrin? Ich bringe Ihnen ihre Sachen.“, rief es.

Langsam richtete ich mich auf und öffnete.

Vor mir stand ein Zwerg in Kutte. Seine Stimme klang piepsig.

Kleine, graue Hände reichten mir ein Bündel Kleidung.

„In einer halben Stunde werdet Ihr von Meister Arazel abgeholt.“

„Danke.“, sagte ich und der Zwerg verbeugte sich und wich zurück.

„Bitte, Herrin.“, piepste es und verschwand.

Ich schaute ihr noch kurz hinterher und inspizierte dann meine neue Kleidung.

Sie war aus Leder gefertigt, mit Schlaufen und Nieten.

„Um Himmelswillen! Da schwitz ich mich ja zu Tode!“

Ich brauchte lange um mich in meine Trainingssachen zu zwängen und als ich vor den Spiegel trat, erschrak ich.

„Wie eine Domina!“

Das Leder schmiegte sich an meinen Körper wie eine zweite Haut. Ich fuhr mir mit den Händen über den Körper du betrachtete mich von allen Seiten.

So kannte ich mich gar nicht. Alles straff gezogen, die Nieten an Schultern und Armen betonten jeden Muskelstrang und die Schlaufen zogen sich wie ein Mieder um meinen Unterleib und Bauch.

Ich band meine Haare zum Zopf zusammen und wartete.

Kurz darauf klopfte es wieder.

„Clara? Bist du soweit?“

Ich atmete noch einmal tief durch und verließ das Zimmer.

Arazel lief vor und ich folgte ihm.

„Das Erste was du lernst, ist deine mentalen Fähigkeiten zu kontrollieren.“, erklärte er.

„Mentale Fähigkeiten?“

„Du bist jetzt ein Racheengel, so etwas wie ein Späher. Du kannst deine Gestalt verändern, Seelen über weite Distanzen aufspüren und anderes.“

„Was wäre anderes?“

„Das wird sich noch herausstellen. Es ist so was wie eine spezielle Fähigkeit, die der Meister jedem verleiht.“

„Und wann bekomme ich diese?“

„Bei der Weihe.“

Wir blieben vor einer großen Flügeltür stehen.

„Das ist der Trainigsraum.“

Die Türen schwangen wie von Geisterhand auf und eine riesige marmorne Halle erschien vor meinem Auge.

Große Fenster verliefen an einer Seite, durch die das orange – rote Licht der Lavaströme und des Feuers schien.

„Das ist unheimlich.“, sagte ich.

„Unheimlich? Du warst noch nicht im Keller.“, sagte Arazel und lachte. „Dort ist die Folterkammer.“

Wir betraten gemeinsam die Halle und an den Wänden flackerten Fackeln auf, die den Raum sanft beleuchteten und so seine ganze Größe offenbarten.

„Wow!“, rief ich aus.

„Dann stell dich mal in die Mitte.“, sagte Arazel und zeigte in die Halle hinein.

Im Mittelpunkt des Raumes war ein riesiger Zirkel in den Stein gemeißelt und strahlte Düsternis aus.

„Passiert mir etwas?“, fragte ich.

„Du bist tot! Was soll noch passieren?“

Langsam, Schritt für Schritt, ging ich auf die Mitte und den Zirkel zu.

Als ich direkt auf ihm stand, drehte ich mich um.

„Bleib ruhig stehen und konzentriere dich nur auf dich.“

Ich atmete tief ein und ließ mich fallen, was mir sehr schwer fiel, denn Angst machte sich in meiner Brust breit, wie eine Fessel umschlang es mein Herz.

Langsam verfiel ich in eine Art Trance.

Oft habe ich allein in meiner Gedankenwelt gehangen, mir eine Fantasiewelt erschaffen, voll mit Harmonie, einer mich liebenden Familie und Freunden, dich mich nicht verarschten.

Darauf konzentrierte ich mich nun, auf dieses Glücksgefühl.

Alles fiel plötzlich von mir ab und eine wohlige Wärme verdrängte das Gefühl der Angst, bahnte sich in einen Weg in meine Hände, kribbelte in den Fingerspitzen.

„Fühlst du es? Das Feuer?“, drang Arazels Stimme in meine Gedanken.

„Ja.“

„Stell dir Die Flamme vor, wie sie in deinen Händen entsteht. Wir Racheengel gehören zu den Elementen des Feuers und der Dunkelheit. Du musst lernen beides zu kontrollieren. Das erste wird das Feuer sein. Forme es in deinen Händen zu einem Ball.“

Vor meinem inneren Auge entstand ein Ball aus lodernden Flammen.

Als ich die Augen öffnete, schwebte ein riesiger Feuerball zwischen meinen Händen. Ein Schauer der Angst und der Faszination lief mir über den Rücken.

„das ist gut für den Anfang. Jetzt versuch ihn von dir weg schweben zu lassen und lenke ihn durch den Raum.“

Ich stellte mir vor, wie sie von mir weg schwebte, stieß sie langsam von mir im gleichen Moment flog sie weg.

Ich lenkte sie vorsichtig durch den Raum, ließ sie um Arazel und mich schweben und in meine Hände zurückkehren.

„Und nun benutz sie als Geschoss.“

Am anderen Ende der Halle bewegte sich die Wand und eine marmorne Statue erschien.

„Versuch sie zu treffen.“

Ich fixierte den Kopf der Statue und stellte mir den Ablauf innerlich vor.

Mein Arm bewegte sich in eine Wurfhaltung und ich schoss den Feuerball mit aller Kraft ab.

Sie flog auf die Statue zu und explodierte.

Der Kopf und der Oberkörper zersprangen in Einzelteile, die sich in der ganzen Halle verteilten.

„Sehr gut Clara. Pack noch mehr Hass in dein Feuer, schür es damit und dein Feuer wird tödlicher als jedes Gift.“

Ich versuchte es nochmal und packte meine Verwirrung, meine ganze Wut, alle Emotionen, die ich empfand in diesen Ball und schoss ihn mit aller Kraft ab.

Im nächsten Moment zersprang die Statue ganz und weißes Pulver verteilte sich im Raum.

„Okay… deine Wut ist groß.“

Verblüfft über mich selbst, sah ich ihn grinsend an.

„Ich bin gut oder?“

„Sogar sehr gut, der Meister wird begeistert sein.“

„Was werde ich denn noch können?“, fragte ich Arazel, immer noch begeistert von der Entdeckung meiner Fähigkeiten.

„Der Feuerball wird das Einfachste sein, was du in deiner Ausbildung lernst.“, sagte er.

„Du lernst noch aus deinem inneren Feuer Säulen zu entfachen, um aus ihnen Gefängnisse zu machen. Sehr effektiv bei fliehenden Opfern.“

„Und was noch?“

„Die Kontrolle über deine innere Dunkelheit, mit der du Schatten und Dämonen beschwören und kontrollieren kannst.“

„Und wenn ich keine innere Dunkelheit besitze.“

Arazel lachte laut auf.

„Jeder hat eine dunkle Seite in sich, die uns zu Boshaftigkeit, Sarkasmus und anderem zwingen kann. Selbst wenn du nur einen Funken Dunkles in dir trägst, kannst du große Zauber vollbringen.“

„Was meinst du?“

„Du bist ein Kind, das dunkle Kapitel in seinem Leben hatte und jedes Kapitel hat etwas in dir zurück gelassen.“

„Dann bin ich ja nur von Dunkelheit erfüllt.“

„Umso besser für deine Arbeit.“, sagte er.

„Den Feuerball hast du nun gut unter Kontrolle, probieren wir nun die Säule.“

Wieder konzentrierte ich mich, ließ mich in Trance fallen.

„Stell dir nun eine Feuersäule vor, die die Statue umgibt. Lass sie wachsen und sie einschließen… JA! GENAU SO CLARA!!!!“

In mir wallten die Kräfte auf.

Ich ließ das Feuer wachsen, ließ es drehen, wie einen Tornado.

Sie schloss die ganze Statue ein und brauste auf.

„Gut so! Nun hol dir das Feuer zurück. Lass es erlöschen.“

Nur schwer gelang es mir, die Säule im Keim zu ersticken, doch ich schaffte es.

Vor Anstrengung liefen mir die Schweißperlen von der Stirn und mein ganzer Körper zitterte.

„Alles in Ordnung mit dir?“

Ich atmete schwer.

„Es geht, ich kann noch stehen.“, sagte ich.

„Gut! Dann fangen wir jetzt mit dem Waffenkundeunterricht an.“

Erst traute ich meinen Ohren nicht.

„Waffenkunde? Noch mehr?“

„Natürlich! Übung macht den Meister!“

Auf ein Handzeichen hin verschwanden die Statuen und ein riesiges Waffenarsenal erschien.

„Ach du heilige Scheiße!“, rief ich aus.

An den Wänden hingen Schwerter, Säbel, Katana, Wurfsterne, Morgensterne, alle Waffen, die man sich vorstellen konnte…

„wo habt ihr die denn alle her?“

„Clara, die Hölle existiert schon lange und aus jeder Epoche der Weltgeschichte sind hier Waffen zu finden, denn so lange existieren auch die Racheengel. Wir haben auch Stücke in unserem Arsenal, die noch nicht einmal der beste Archäologe in den Händen hielt, geschweige denn jemals davon gehört oder gelesen hat.“

„Und aus welcher Epoche kommst du?“, fragte ich ihn.

„Ich lebte damals in Babylon.“

Verdutzt schaute ich Ihn an.

„Das ist tausende von Jahren her?“

„Ja. Ich habe viel Zeit gebraucht, eh ich mich durchgerungen habe, ein Racheengel zu werden.“

Er ging auf das Waffenarsenal zu.

„Nun such dir eine Waffe aus.“

„Wie soll ich das, wenn ich bis jetzt nur eine Schusswaffe in den Händen hielt?“

„Sie wird dich finden..“, meinte er leise.

Ich ging an den Wänden entlang, langsam Schritt für Schritt.

Plötzlich wackelte es an einer der Wände und ein Katana flog mir vor die Füße.

„Das ging ja fix.“, sagte Arazel.

Ich hob das Schwert auf und wiegte es in meiner Hand.

„Es ist so leicht.“, sagte ich.

„Es passt sich dir an.“

Arazel nahm sich ein Einhandschwert, mit aufwendigen Verzierungen und einer wie Silber glänzende Klinge, von der Wand und schwang es hin und her.

„Dann wollen wir mal!“, sagte er.

Er zeigte mir einige Techniken, das Schwingen des Schwertes, das parieren von Schlägen und einige Angriffstaktiken.

Die Zeit verging wie im Fluge, der Schweiß rann an meinem Körper herunter und meine Muskeln und Glieder schmerzten.

„Das war’s für heute. Morgen machen wir weiter.“

Ich atmete tief durch und wischte mir den Schweiß von der Stirn.

„Dein Katana nimmst du mit.“

Wir verließen die Trainingshalle und gingen schweigend auf mein Zimmer zu.

„Wenn das Training so weiter geht und du dich jedes Mal so gut machst wie heute, können wir bald mit den ersten Aufträgen beginnen.“, brach Arazel die Stille zwischen uns.

„Wenn das Training so weiter geht, sterbe ich ein zweites Mal.“, sagte ich sarkastisch, mit einem Hauch von purer Erschöpfung.

Arazel lachte leise und setzte ein süffisantes Grinsen auf.

„Das wird schon.“

Kurz darauf kamen wir an meinen Gemächern an.

„Ruh dich aus, morgen trainieren wir weiter mit dem Schwert.“, sagte er zu mir und wollte sich zu gehen wenden, als ich noch einmal meine Stimme erhob.

„Was passiert eigentlich bei der Weihe?“, fragte ich bestimmend.

„Das steht unter Eid.“, sagte er ruhig aber kalt, setzte seinen Weg fort und ließ mich stehen.

Irgendwie…fühlte ich mich immer noch… wie in einem Traum.

Einem Traum, aus dem ich nie wieder erwachen würde…



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