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Gefangen und erpresst

von

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Kapitel 5

„Interessant. Ihr habt also Selim bei den Lagerhäusern gesehen?“, vergewisserte sich der Oberst und sah Falman prüfend in die Augen.

Dieser nickte und berichtete, was er beobachtet hatte.

Selim Bradley, den der Oberst auch als den Humunkulus Pride kannte, war am Morgen bei den Lagerhäusern erschienen und eine ganze Weile im neunten verschwunden gewesen. Falman zufolge war er fast vier Stunden nicht herausgekommen.

Roy verschränkte die Finger ineinander und starrte, über seine Knöchel hinweg, auf die Tischplatte seines Schreibtisches. Konnte es sein, dass sie dort Edward gefangen hielten? Aber das wäre zu einfach, oder? Er musste es doch nur überprüfen, um Klarheit zu bekommen. Allerdings würde es den Humunkuli nicht gefallen, wenn Roy an Orten herumschnüffelte, ohne dass sie es befohlen hatten. Wen konnte er an seiner statt dorthin schicken? Mittlerweile wusste jeder aus seiner kleinen Truppe bescheid, das Ed entführt worden war und jeder hatte den ausdrücklichen Befehl, diesbezüglich Alphonse gegenüber Stillschweigen zu wahren.

Nach langem Überlegen entschied Roy, dass er Havog zu dem Lagerhaus schicken würde. Dieser war, neben Hawkeye, am zuverlässigsten bei solchen Aufträgen.

„Havog, würdet ihr euch in diesem Lagerhaus mal umsehen?“, wandte er sich an seinen Untergebenen.

Havog nickte und salutierte.

„Meinen Bericht erhaltet ihr schnellst möglich, Oberst.“

Er wandte sich zum Gehen, wurde jedoch von Roy noch einmal zurückgehalten, bevor er das Zimmer verlassen konnte.

„Pass auf euch auf, Havog. Diese Humunkuli zeigen keine Gnade, wenn jemand zu viel über sie herausfindet.“

Der Angesprochene grinste und winkte ab.

„Keine Sorge, so schnell werdet ihr mich nicht los.“

Mit diesen Worten verschwand er aus dem Zimmer Roy sah noch eine ganze Weile zur Tür, bevor er sich wieder den Berichten zuwandte welche vor ihm auf dem Tisch lagen.

Er war lästig jeden einzelnen Bericht durchzulesen und als „gelesen“ abzustempeln. Außerdem hatte er noch einige Befehle zu unterzeichnen. Viel lieber würde er sich jetzt um einen Plan kümmern, um Edward zu befreien. Er konnte sich nicht konzentrieren. Seine Gedanken wanderten immer wieder zu Fullmetal. Was er jetzt wohl gerade durchmachen musste? Ob es ihm gut ging? Wurde er von den Humunkuli gut behandelt? Ein leises Klirren riss ihn aus seinen Gedanken. Etwas kaltes umschloss seine Hand und durchweichte seinen Handschuh. Verwundert blinzelte er, als sich der weiße Stoff allmählich blau verfärbte.

„Was…?“, murmelte er verwirrt und hob die Hand.

Erst da begriff er, dass er das kleine Tintenfass neben sich umgestoßen hatte und das dessen Inhalt sich über die Unterlagen vor ihm ausbreitete.

„Verdammt!“, fluchte er und riss die Papiere hoch.

Der Schaden war nicht groß, die Papiere hatten lediglich ein paar Flecken. Sein Handschuh hingegen war ruiniert. Mit den Gedanken schon wieder wo anders, warf Roy die Berichte auf die andere Seite des Schreibtisches und legte die Hand über sein Gesicht. Zu spät bemerkte er, dass es die mit Tinte verschmierte Hand war. Er fluchte erneut und diesmal so laut, dass ihm alle Anwesenden den Kopf zuwandten. Roy sprang auf und warf einen giftigen Blick in die Runde. Die einzige, die diesem stand hielt war Leutnant Hawkeye.

„Oberst…“

„Alles in Ordnung“, unterbrach er sie barsch und machte sich auf den Weg zur Toilette.

Dort angekommen zog er seine Handschuhe aus und begann sein Gesicht zu waschen. Als die ersten Tropfen Wasser sein Gesicht berührten und die Tinte seine Haut hinunter rann, verfärbte sie sich plötzlich von Blau zu Rot und es war nicht mehr er selbst, der aus dem Spiegel zurück starrte, sondern Edward. Eine stumme Anklage lag in seinem Blick und Roy wusste sofort, was sie heißen sollte. Er hatte versprochen ihn zu befreien und hatte bis jetzt noch nicht einen Versuch gewagt.

„Es tut mir leid“, murmelte er.

Eds Bild im Spiegel verblasste und er sah wieder sein, mit Tinte verschmiertes, Gesicht.

„Es tut mir so unendlich leid…“

Roys Entschluss stand fest. Er würde keine Minute länger herumsitzen und waren, bis einer der Humunkuli Kontakt zu ihm aufnahm. Er würde das Versteck finden, in dem Edward gefangen gehalten wurde und ihn befreien. Wenn es sein musste würde er jeden Humunkulus einzeln in Scheiben schneiden und so lange verbrennen, bis sie endlich tot waren.

Roy hatte sich frei genommen oder besser gesagt, er hatte eine Krankheit vorgetäuscht. Denn anders hätte Riza ihm die ganze Zeit in den Ohren gelegen, dass er noch so viel Arbeit hatte. Er konnte sie in seinen Plan nicht einweihen, es gab nämlich keine Garantie dafür, ihn lebend zu überstehen.

Havog hatte ihm berichtete, dass es einen Tunnel gab der sich, vom neunten Lagerhaus aus, durch die ganze Stadt zu erstrecken schien. Gleich nachdem Roy das gelesen hatte, hatte er so viel Proviant gepackt, wie er tragen konnte und war in die Tunnel hinabgestiegen. Er war sich sicher Edward dort unten zu finden. Leider war der gesamte Tunnel oder besser gesagt die Tunnel, wie ein riesiger Irrgarten. Der Oberst wusste nicht, wie lange er schon in den Gängen umher irrte. Aber es konnte noch nicht länger als ein Tag sein, da er noch nicht müde oder hungrig war. Außerdem spürte er, dass er nicht alleine war. Aus dem Schatten lauerte etwas auf ihn und er wusste auch genau was, oder eher wer, es war.

„Pride, komm raus“, knurrte er und blieb stehen.

Ein Lachen erklang hinter ihm und plötzlich sah sich Roy von Schatten eingekreist, die unzählige Augen und mehrere Münder hatten.

„So siehst du also in deiner wahren Gestalt aus“, stellte der Oberst fest.

Er versuchte die Angst, welche ihn beschlich, nieder zu kämpfen und sah den Humunkulus gelassen an.

„Was suchst du hier unten?“, wollte Pride wissen.

„Ich wollte mir nur mal die Beine vertreten“, entgegnete Roy schulterzuckend.

„Du suchst deinen kleinen Geliebten, habe ich recht? Aber den wirst du hier unten nicht finden...“

„Du lügst!“

Wieder erklang ein Lachen.

„Ich schwöre, bei meiner Ehre als Humunkulus, dass der kleine Edward noch nicht mal in dieser Stadt ist. Aber wenn du mir nicht glaubst, such ruhig weiter. Je länger du hier unten bist, desto länger wird Envy sich die Zeit mit Ed vertreiben.“

Mit diesen Worten verschwand der seltsame Schatten und ließ Roy alleine zurück. Dieser starrte ungläubig in die Dunkelheit, hinter dem Lichtkegel seiner Lampe. Er hatte keine Lüge oder Täuschung aus Prides Worten heraushören können, worin er mittlerweile große Übung hatte. Ed war nicht hier, er war nicht in Central. Was sollte er jetzt tun?



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