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Fremde Welten Spezial: Es gibt keine Zufälle (#3 1/2)

oder: "Fremde Welten" kommt auf den Hund!
von

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Pasta!

Kuro hatte zwar nicht Soachs Hautfarbe durch einen Illusionszauber verbergen dürfen, aber auf einen Reinigungszauber für die Kleidung hatten sie sich dann doch geeinigt. Und darauf, Soachs Haare mal ordentlich zu einem Zopf zu flechten.

Der Finsternismagier brauchte vier Versuche, ehe er die Frisur so hinbekam, wie er sich das vorstellte. „So siehst du richtig vornehm aus, eines Prinzen würdig,“ kommentierte er.

Seine Hoheit warf ihm einen schiefen Blick zu. „Ich finde es viel zu streng.“

„Ach was... wenn du die Haare so nach hinten gebunden trägst, betont das deine aristokratische Stirn.“

Soach verdrehte die Augen. „Von mir aus.“

Kuros eigenes, leicht welliges Haar reichte gerade bis auf die Schultern, so dass er es nur im Nacken zusammen band. Dann gingen sie nach unten, wo schon alle mit den Jacken über den Armen dastanden.

Yugi hatte vor einigen Minuten Marik und Joey abgeholt, weil die Wohnung des Ägypters nicht auf dem Weg lag und er Wert darauf legte, dass sie zusammen beim Restaurant ankamen. Marik ließ Joey sich noch kurz die Beine vertreten, und Seto zeigte sich erstaunlich liebenswürdig.

„Nun, Marik... wie kommst du denn mit dem Hund zurecht? Ist er auch brav, unser Joey?“ Er wuschelte dem Hund über den Kopf, bevor dieser sich ducken konnte.

Marik lächelte verlegen. „Alles in Ordnung... ich bin es nur nicht gewohnt, mich um ein Tier zu kümmern, es ist eine schöne Erfahrung.“

Als Joey Kuro sah, stürmte er auf ihn zu und sprang an ihm hoch, dann auch an Gandora. Kuro merkte, dass er versuchte, telepathische Informationen zu übermitteln, aber es waren ziemlich viele Eindrücke auf einmal, so dass er froh war, dass die Nachrichten über Gandora weitergeleitet wurden. Der Drachenmann funktionierte wie ein Dämpfer, bis der Junge in Hundegestalt sich ein bisschen beruhigt hatte.

[Warum habt ihr mich nicht hier behalten? Ich musste mit ihm gassigehen! Würdet ihr vor eurem Kumpel auf den Weg kacken? Echt mal!] beschwerte Joey sich.

[Er weiß es doch nicht,] wandte Kuro ein. [Hundebesitzer kennen das...]

[Also ob du das beurteilen könntest, bei euch ist das doch alles anders! Ich finde das voll peinlich! Hab dann bei ihm zu Hause versucht, das Klo zu benutzen, aber das war gar nicht so einfach... ich bin abgerutscht und ins Becken gefallen und musste dann alles trocken wischen und mich selbst etwas waschen... der hat bestimmt gedacht, ich wäre ein verzogener Köter!] Joey japste und winselte, als versuchte er, seine Gedanken durch Hundeworte zu unterstützen.

Kuro kraulte und tätschelte ihn, um keinen Verdacht zu erregen.

„Der scheint ja einen Narren an dir gefressen zu haben,“ stellte Marik lächelnd fest.

„Ach, das liegt sicher daran, dass wir ihn gefunden haben, als wir hier eintrafen,“ winkte der Magier ab. „Aber wir können ihn ja eh nicht behalten, weil wir bald wieder abreisen. Soach glaubt, das Weltentor wird sich in Kürze wieder öffnen... ist etwas kompliziert.“ Er sagte das vor allem auch, um Joey zu beruhigen. Der Versuch verfehlte aber ein wenig seine Wirkung.

[Ihr wollt abreisen? Und mich so lassen?!] Joey bellte und jaulte jeweils zur Hälfte, was in einem ziemlich jämmerlichen Ton endete. [Am Ende mutiere ich noch ganz zu einem Hund! Ich hebe schon automatisch das Bein, wenn es irgendwo nach Hundepisse riecht!]

[Das musst du positiv sehen... dann macht es dir zumindest nicht mehr so viel aus, ein Hund zu sein.] Kuro lächelte entschuldigend und kraulte Joey so intensiv hinterm Ohr, dass dieser nicht anders konnte, als genüsslich die Augen zu schließen und wohlige grummelnde Geräusche von sich zu geben. [Wahrscheinlich hört es von selbst auf, wenn wir weg sind.]

„Du kannst wirklich sehr gut mit Tieren umgehen,“ meinte Marik.

„Ich komme viel in der Welt herum,“ entgegnete Kuro lächelnd. „Da lernt man eine Menge über die Natur und die verschiedenen Völker... es ist nur wichtig, dadurch nicht zu viel von dem zu verpassen, was zu Hause passiert.“

„Leute, kann es dann losgehen?“ erhob Seto seine Stimme über die allgemeinen Gespräche. Er ging zur Tür und die anderen folgten brav.

[Mai war da und hat nach dir gefragt, sie hat sich wohl etwas gesorgt, aber scheinbar erinnert sie sich nicht daran, was mit dir passiert ist,] teilte Kuro Joey mit.

Der Hund gab ein fragendes Geräusch von sich.

[Sie machte sich Sorgen, weil sie dich abgewiesen hat. Wir haben ihr gesagt, dass du wohlauf bist... natürlich keine Einzelheiten,] versicherte der Magier.

Joey ließ schnaufend den Kopf hängen. Ob er enttäuscht war von dem Verlauf oder erleichtert darüber, war nicht zu erkennen, und er sagte dazu nichts mehr.
 

***
 

Soach hasste das Restaurant, gleich nachdem er eingetreten war. Er konnte nicht einmal sagen, warum er so empfand... vielleicht wegen der vornehmen Atmosphäre, die ihnen entgegenschlug. Vielleicht war er geschädigt durch seine Jugend in einem großen Schloss. Er bevorzugte Gasthäuser, in denen man locker an einem Tisch oder an der Bar saß und sich lautstark unterhielt. Hier aber waren alle Gäste schweigend mit Essen beschäftigt oder unterhielten sich ganz leise, als hätten sie etwas zu verbergen. Es war so ruhig, dass die gedämpfte Hintergrundmusik gleich auffiel. Woher die kam, war ihm nicht klar, aber in der Welt des Blauen Lichts nahm er das einfach so hin. Es musste sich um irgendeine technische Errungenschaft handeln.

Im Prinzip hatte er kein Problem damit... er war schließlich ein Meister darin, sich einer Situation anzupassen – meistens jedenfalls. Es war ihm nur unverständlich, dass die Menschen dieser Welt sich hier offenbar wohlfühlten und den ihnen zugewiesenen Tisch völlig erfreut in Beschlag nahmen. Gandora durfte an einem Ende der Tafel sitzen, weil er so breit war. Soach schnappte sich das andere Ende, bevor Seto das tun konnte. Es erfüllte ihn mit Genugtuung, dem jungen Mann quasi den Herrscherplatz streitig zu machen. Dafür konnte der Braunhaarige ja dann zwischen Yami und Yugi platz nehmen. Mokuba landete links von Soach und warf ihm den ein oder anderen leicht unsicheren Blick zu. Marik, Sugoroku und Kuro saßen auf der anderen Seite – Kuro natürlich direkt zu seiner Rechten, weil er sich so vermutlich sicherer fühlte oder dachte, Soach fühlte sich dann besser. Joey bekam einen Platz in Form einer Plastikunterlage zwischen Marik und Gandora aufgebaut. Das war in diesem Etablissement anscheinend kein Problem.

Der Bedienstete kam mit der Speisekarte und entfernte sich wieder, um die Gäste in Ruhe einen Überblick über das Angebot gewinnen zu lassen. Soach war zwar nicht zum ersten Mal in der Welt des Blauen Lichts, aber es war sein erster Restaurantbesuch, und er kannte es gar nicht, dass es so eine riesige Auswahl gab. Zudem hatte er mitbekommen, dass hier italienische Speisen angeboten wurden, also Delikatessen aus einem anderen Land. Sugoroku ging hier gerne hin, weil er generell gerne Europäisch aß, und Yami schwärmte bereits von einem Dessert, das Tiramisu hieß. Faszinierend, es gab offensichtlich kein Problem damit, die entsprechenden Lebensmittel oder deren Zutaten zu beschaffen.

Es war hier genau wie im Schattenreich üblich, zunächst Getränke zu bestellen. Da Soach durchaus Wein kannte, aber nicht die Sorten aus dieser Welt, entschied er sich für einen Fruchtsaft. Er wusste auch, was Cola war – die Rare Hunter hatten es ihm bei seinem letzten Besuch gezeigt. Aber mit Fruchtsaft konnte man kaum etwas falsch machen. „Guavesaft,“ antwortete er, als er nach seinen Wünschen gefragt wurde.

Kuro nahm das gleiche. „Bist du sicher, dass du weißt, was du tust?“ flüsterte der Finsternismagier ihm zu.

„Es ist Fruchtsaft. Was soll daran schlimm sein?“ entgegnete er. „Guave klang lecker.“

Sie vertieften sich in ihre Speisekarten.

„Vielleicht sollten wir für Joey Nudeln mit Fleischbällchen bestellen,“ schlug Yugi vor.

Seto schnaubte abfällig. „Du hast wohl zu viele Kinderfilme gesehen! Eine Handvoll Küchenabfälle tut's auch!“

„Woher weißt du denn, was Hunde in Kinderfilmen essen?“ sprang Yugi auf die Provokation an. „Und sei nicht so fies. Gestern hat Joey auch Nudeln mit Fleisch gegessen, das passt schon. Oder guckt dich der Kellner dann blöd an? Wohl kaum.“

Kellner musste die Bezeichnung für den Bediensteten sein, speicherte Soach sich im Gedächtnis ab.

„Sag mal, warum hängen da schon wieder so viele Haare raus?“ Kuro steckte zwei lange Strähnchen hinter Soachs Ohr, die wohl zu kurz waren, um in dem Zopf zu bleiben.

„Lass doch... das sieht lockerer aus,“ grinste der Blauhäutige.

Der Bedienstete – der Kellner – lieferte die Getränke an den Tisch. Soach und Kuro betrachteten neugierig ihren Guavesaft. Er schmeckte angenehm tropisch, mit einer leichten fruchtigen Säure.

„Haben die Herrschaften schon gewählt?“ Der Kellner zückte einen Block samt Stift und wartete auf die Bestellungen für das Essen.

„Wir nehmen für den Hund Pasta mit Fleischklößchen – mehr Klößchen als Pasta bitte,“ riss Yami das Wort an sich, bevor Seto es tun konnte, der bereits den Mund aufgeklappt hatte. „Und für mich Gemüselasagne.“

„Pizza Hawaii,“ sagte Mokuba. „Wie wär's mit einem Vorspeisenteller für alle?“

Der Vorschlag wurde durch allgemeines Nicken und Murmeln angenommen.

„Was können Sie denn an Fischgerichten empfehlen?“ erkundigte Seto sich und verschaffte Soach und Kuro damit kurz Zeit, als der Kellner ihn beriet.

„Pizza? Das muss dieses flache, belegte Gebäck sein, das bei den Leuten hier so beliebt ist,“ informierte Soach den Magier.

„Hast du das schonmal gegessen?“ fragte Kuro aufgeregt.

„Ich glaube schon... vielleicht verwechsle ich es aber auch. Malice und ich haben damals wichtigere Sachen zu tun gehabt, als uns groß mit Essen zu befassen, aber Pizza hab ich schonmal gehört. Lass uns was Außergewöhnlicheres nehmen...“

„Canelloni Bolognese bitte,“ bestellte Yugi. „Und für meinen großen Freund hier das Rumpsteak mediterran. Eine doppelte Portion.“

„Gandora scheint sich schon irgendwie mit Yugi verständigt zu haben,“ stellte Soach fest.

Kuro nickte. „Ja, er teilt mir gerade mit, dass Yugi ihn gefragt hat, ob er ihm was bestellen soll. Oh... Gandora hat herausgefunden, dass er auch mit dem Jungen gedanklich kommunizieren kann.“

Soach seufzte, diese Information hob seine Stimmung nicht gerade. „Willst du was essen, das ohne Fleisch ist?“

„Nicht unbedingt...“ Kuro überflog hektisch noch einmal das Angebot.

„Soll ich euch behilflich sein?“ fragte Sugoroku.

Sie waren nicht zu stolz, sich helfen zu lassen, also nickten sie. Kuro wollte gern ein Stück Fleisch, da er sonst immer vegetarisch kochte. Sugoroku empfahl ihm das Putenschnitzel in Tomate-Mozzarellasauce mit Pastabeilage.

„Was ist Pasta?“ fragte Soach.

„Nudeln, ähnlich denen, die wir gestern hatten. Nur mit verschiedenen Soßen,“ informierte Yugis Großvater ihn und zeigte auf die Stelle auf der Speisekarte, wo die Pasta aufgeführt war.

Inzwischen hatte Marik eine Thunfischpizza bestellt und Sugoroku nahm Spaghetti Carbonara. Kuro deutete in der Speisekarte auf das Gericht, das sie gemeinsam für ihn ausgesucht hatten, und der Kellner schrieb mit.

Nun war nur noch Soach dran, und er hatte noch keine Entscheidung getroffen. Er war aber auch nicht bereit, einfach etwas zu bestellen, was einer der anderen genannt hatte, sondern fing an, den Kellner auszufragen.

„Ich habe noch nie Italienisch gegessen und kenne keine Pasta, aber die soll gut sein... was bitte bedeutet denn Spaghetti, Maccaroni und Rigatoni? Ah... Farfalle und Fusilli gibt es noch. Schmecken die unterschiedlich?“

Der Kellner sprach mit einem ausländischen Akzent und sah auch anders aus als die üblichen Japaner. „Spaghetti, mein Herr, sind lange dünne Nudeln, Makkaroni dagegen lang und röhrenförmig. Rigatoni sind ähnlich wie Makkaroni, aber kürzer. Farfalle sehen wie Schleifchen aus oder man sagt schmetterlingsförmig dazu, und Fusilli sind gedreht. Sie sehen anders aus, aber schmecken gleich.“

„Ach so... na dann... Bringt mir doch bitte von allem etwas und auch von jeder Soße... ich kann mich nun wirklich nicht entscheiden.“ Soach war nicht ganz sicher, ob sein Wunsch wohl mehr Arbeit bedeutete, aber darauf nahm er keine Rücksicht, schließlich konnte der Kellner ja verneinen. „Macht mir einen großen Teller mit Pasta und die Soßen extra!“

Es war wohl nicht so schlimm, denn der Kellner schrieb eifrig und lächelte. „Ich werde den Koch fragen. Sie kommen nicht aus Japan, oder?“

„Nein. Ich war auch noch nie in Italien. Ihr würdet mir einen großen Gefallen tun, wenn ich all diese Pasta kennenlernen könnte.“

„Gewiss.“ Mit einer angedeuteten Verbeugung eilte der Mann fort.

Soach blickte in die Runde und stellte fest, dass ihn alle sprachlos anstarrten, dann brach die Runde in gutmütiges Gelächter aus. Anscheinend hatte er nichts falsch gemacht und auch nichts zu Peinliches verlangt.

Das Gespräch drehte sich nun eine Weile allgemein um italienisches Essen und darum, ob blaue Haut wohl auffällig war oder nicht oder ob Kellner einfach nur geübt darin waren, ungewöhnliches Aussehen zu ignorieren. Sie einigten sich auf letzteres.

Nach knapp zehn Minuten kam der Vorspeisenteller. Genau genommen waren es zwei, damit an jedes Tischende eine Portion gestellt werden konnte.

„Der Koch schlägt vor, jede Pastasorte mit einer anderen Soße zu servieren,“ sagte der Kellner zu Soach. „Es sind beides gleich viele Sorten.“

„Klingt gut, bitte macht es so,“ nickte Soach den Vorschlag ab.

Der Mann ging dem Koch Bescheid sagen, und für die Schattenreichbewohner gab es italienische Vorspeisenvariationen, die sie neugierig probierten und sich von den anderen erklären ließen. Es gab viele eingelegte oder marinierte Dinge. Die roten Früchte namens Tomate waren in großer Zahl vertreten, ebenso wie grüne oder schwarze Oliven und ein weißer Käse, der hauptsächlich nach den Kräutern schmeckte, mit denen er zubereitet war. Es gab auch ein Körbchen mit hellem, knusprigem Brot, das ganz lecker war, aber mit Crimsons Eigenkreationen konnte es nicht mithalten.

Inzwischen musste Soach seinen ersten Eindruck von dem Restaurant revidieren... er fand es zwar immer noch zu vornehm, doch viel gemütlicher als erwartet. Sein Tisch war vermutlich der lauteste von allen, aber das interessierte ihn herzlich wenig. Von seinem Platz aus konnte er alle anderen Personen sehen und genoss diese Position.

Als sie alle Vorspeisen vertilgt hatten, holte der Kellner die Teller weg und brachte nach einer kleinen Pause die Hauptgerichte. Soachs bestand aus mehreren kleinen Tellern mit jeweils einer Portion Pasta mit unterschiedlichen Soßen. Der Kellner brachte sie so, dass er immer zwei oder drei gleichzeitig hatte, aber für mehr wäre der Platz etwas eng geworden. Das war auch ganz gut so, damit das Essen nicht kalt wurde.

„Hier haben wir die klassische Tomatensoße Napoli, und es folgen Fusilli mit Carbonarasoße...“ erklärte der Mann die jeweilige Variation.

Soach hatte Spaß dabei. Als der Guavesaft alle war, bestellte er Orange. Für eine Weile herrschte Ruhe am Tisch, bevor es ans Dessert ging.

„Ich bestelle einfach für euch mit,“ lachte Sugoroku. „Nicht dass du wieder die Küche durch Extrawünsche aufhältst, Soach.“

„Bestell einfach Tiramisu für alle, Großvater!“ rief Yami über den Tisch. „Und ich nehme noch einen Likör.“

Tiramisu wurde von allen angenommen, so dass sich Soach bald darauf mit einem Törtchen aus mehreren weichen Schichten konfrontiert sah. Die Farben reichten von Beige bis Braun und die Konsistenz varierte auch. Anscheinend bestand es zum Teil aus Gebäck und zum Teil aus einer Creme. Es schmeckte leicht alkoholisch und irgendwie etwas bitter, aber auch süß zugleich. Faszinierend.

Im Anschluss an das Dessert blieben sie aber noch sitzen – so kannte und mochte er das! Es wurde noch getratscht und gelacht und Alkohol getrunken. Kuro und Soach ließen sich einen Likör aufschwatzen, aber nur einen... dachte er jedenfalls. Als sie schließlich das Restaurant verließen, waren Gandora, Joey, Seto und Yugi die Einzigen, die noch gerade gingen. Sogar Mokuba hatte einen Schwips, was er krampfhaft zu verbergen versuchte, schließlich war er minderjährig – wenn auch in Begleitung Erziehungsberechtigter. Marik und Yami stützten sich kichernd aufeinander und Sugoroku sang mit Kuro Trinklieder, die sie sich gegenseitig beibrachten.

Soach atmete draußen die frische Luft ein und fiel fast lang hin, als die Sauerstoffzufuhr die Wirkung des Alkohols verstärkte. Er war nicht ganz sicher, ob er seine Gedanken dachte oder aussprach, daher beschränkte er sich auf eine Kernaussage: Bringt mich zu meinem Bett. Er schlief allerdings schon auf der Heimfahrt ein.
 

***
 

Marik fand nach dem fünften oder sechsten Versuch das Schlüsselloch. Seto wartete, bis er sicher in der Wohnung war, und verabschiedete sich dann. Zum Glück.

Marik ging noch kurz ins Bad. Joey hatte draußen sein Geschäft verrichtet, behauptete Yugi, also stellte Marik das nicht in Frage, schließlich hatte er dann weniger Arbeit mit dem Hund.

Der Blonde schlief fast auf dem Klo ein. Taumelnd brachte er den Weg ins Schlafzimmer hinter sich, wobei Joey sich dicht neben ihm hielt und winselnde Laute ausstieß. Marik warf einfach alle Kleidungsstücke außer Socken und Unterhose von sich und kroch unter die Bettdecke. Joey sprang zu ihm aufs Bett und stubste ihn an.

„Was denn,“ grummelte der Ägypter. „Oh... das Licht is' noch an... ich glaub', in der ganzen Wohnung... Scheiße...“

Doch Joey bellte kurz, sprang auf und schaltete alle Lichter aus. Wow! Nun war es auch im Schlafzimmer dunkel, nur die Straßenbeleuchtung schien durch die Ritzen im Rollo. Marik spürte, dass der Hund wieder auf das Bett kam.

„Du has' ja echt tolle Tricks drauf... man könnt' mein'n, du verstehst alles,“ lallte Marik. „Ich behalt' dich vielleicht echt... ist immer gut mit nem Hund, wenn man nen eigen'n Laden hat. Wegen Einbrechern und so... die überlege'n sich das dann sweimal. Aber ich nenn dich andas... Vielleicht... Mephisto. Hahaha. Das klingt ganz anders... Wie gefällt dir das?“

Joey jaulte tief in seiner Kehle.

„Nicht? Aber... Joey geht echt nich... Yugis Kumpel heißt so. An den mussich eh schon immer denken... nee, geht... nich...“ Mariks Augenlider wurden schwer.

Als er gerade am Einschlafen war, bellte Joey und weckte ihn wieder. Der Hund stubste ihn mit der Pfote an.

„Willste raus? Och nööö... Yugi war doch mit dir den Weg rauf... Joey, ich bin besoffen, du muss mich in Ruhe lass'n. Sonst... passiert noch was... Joey... ich will... ich sollte... ich sollt's Joey lieber sagen... was ich von ihm halte...“

Der Hund machte wieder das kehlige Knurrgeräusch.

Marik streckte die Hand aus und tätschelte Joeys Hals... oder Nacken, das war nicht so genau zu erkennen. „Ich find den Kerl geil, seit er... Uhm... weißich gar nich genau, aber... du kannst unmöglich so heißen, Joey... zu seltsam...“

Dieses Mal erlaubte Joey ihm einzuschlafen.
 

Als Marik nichts mehr sagte und regelmäßig atmete, sprang Joey vom Bett und rannte ins Wohnzimmer... die Küche... das Bad... schließlich stand er unschlüssig auf dem Flur und ließ sich auf den Bauch fallen. Marik fand ihn geil? Also... ihn als Mensch... nicht wahr? Oder hatte er das falsch verstanden?

Nein, Joey war sicher, dass das Mariks Worte gewesen waren, Worte, die er in nüchternem Zustand sicher nie ausgesprochen hätte. Aber er hatte schon gestern gesagt, dass er den Hund umbenennen wollte. Im Licht der neuen Information betrachtet ergab das durchaus Sinn... Joey würde auch kein Haustier haben wollen, das Mai hieß.

Aber Marik? Nun... er fand ihn durchaus sexy, aber weiter hatte er darüber noch nicht nachgedacht. Zu sehr war er hinter Mai her gewesen. Vielleicht hätte er Marik einfach schlafen lassen sollen, statt ihn wach zu halten, bis er auspackte... aber das ließ sich jetzt nicht mehr ändern und eigentlich bevorzugte Joey es auch, dass es so gekommen war. Damit wusste er wenigstens Bescheid. Aber... was fing er mit dieser Information nur an?
 

***
 

In England war es noch acht Stunden früher als in Japan und damit war für Crimson erst Nachmittag. Er trug einen roten Pullover und weiße Jeans – Kleidung, mit denen Lord Genesis ihn versorgt hatte, weil er einfach gerne Leute einkleidete. Crimson für seinen Teil bevorzugte es, wenn seine Familienjuwelen nicht ganz so eingeengt wurden, auch wenn die Hosen ihre Vorteile im Bezug auf Bewegungsfreiheit haben mochten.

Er ließ seine Haare im Wind wehen und genoss die Seeluft – Angelus hatte eine Villa an der englischen Küste. Es roch sehr nach Salz. Crimson konnte sich durch seinen Besuch hier erstmals davon überzeugen, dass die Meere dieser Welt salzig und damit kein Trinkwasser waren.

Das Haus lag ziemlich einsam, daher wurde er auch gleich aufmerksam, als sich ein Fahrzeug näherte. Er schaute kurz hin, doch der Wagen verschwand von seiner Warte aus hinter dem Gebäude, also setzte er einfach seinen Spaziergang auf den Felsklippen fort. Das Wetter war bewölkt, seit er sich hier aufhielt. Somit hatte er nur begrenzt einen Blick auf die Sterne werfen können, aber immerhin. Er glaubte zu verstehen, was Soach daran fand. Auch verstand er, warum der Vampirlord diese Gegend bevorzugte – schlicht und einfach wegen der geringeren Sonneneinstrahlung. Der Magier beachtete Angelus' Warnung und passte mit seinem hellen Haar auf, dass auch er sich nicht zu sehr der Sonne aussetzte.

Jemand kam vom Haus her auf die Klippen zu, allerdings hatte er diese Gestalt noch nie gesehen. Die Person trug einen dunkelroten Anzug – Jackett und Hose – und ein schwarzes Shirt darunter. Die dunklen Haare waren streng zurückgebunden. Crimson spazierte weiter an den Klippen entlang und blickte auf das Meer, ging aber dem Mann entgegen, da er wahrscheinlich von Angelus geschickt worden war.

Als der Fremde noch etwa zwanzig Meter entfernt war, blieb Crimson stehen und starrte ihn an. Er kannte ihn doch... jeden Moment musste es ihm einfallen. Aber wen kannte er in dieser Welt außer...

Die Entfernung schwand, und allmählich konnte er das Gesicht erkennen. Eine Hälfte war hässlich vernarbt, doch der Mann machte sich nicht die Mühe, den Bereich zu verdecken. Er blieb zwei Meter von ihm entfernt stehen.

„Hallo, Crimson.“

Der Weißhaarige bekam ganz große Augen. „Arcana.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2013-10-04T17:07:52+00:00 04.10.2013 19:07
Hallo (◕‿◕✿)

lacht .. also das Joey ins Klo abgerutscht war, hab ich mir schon gedacht, aber ich dachte er war danach duschen, das er in wirklich keit sein Maleur sauber gemacht hat fand ich lustig, vor allem weil es unerwartet war. Wie ist eigentlich Gandora damit klar gekommen, was der kleine Hund da alles auf einmal von ihm wollte ... wahrscheinlich besser als Kuro und Soarch. Aber ich fand es klasse, wie er das dann übertünscht hat, das er in wirklichkeit mit Joey komuniziert und Malik steht die ganze Zeit staunend daneben – wie gut er mit Tieren kann *sweet*

Das Essen war auch gut, besonders hat mir der Kellner gefallen, der so über allem steht und sogar das Blau und die Bestellung elegant „übersieht“ und auf seine Art professionell ist^^ hi hi ... was eine tolle Bestellung mit den Nudeln :D Nur das mit dem Besoffen hab ich nicht ganz mitbekommen, wieviel sie noch getrunken haben. Aber es war eine gute möglichkeit, das Joey erfährt, was mit Malik ist, bzw. warum er den Namen nicht behalten darf.

Ich bin echt neugierig, was Joey jetzt macht, nachdem Mai ihn ja abgewiesen hat. (Ich habs heut früh gelesen, bin aber noch nicht an den PC gekommen zum tippen, ich hoffe ich habs noch richtig in erinnerung^^) War wieder lustig :D

CuCu Jyorie

Antwort von:  Purple_Moon
04.10.2013 19:25
Gandora ist ein Drache und damit in der Lage, wesentlich mehr Informationen als ein Mensch gleichzeitig zu verarbeiten und sich zu merken. Er sieht großzügig über die Schwächen der Menschen hinweg und leitet die Informationen auf ihre Fähigkeiten zugeschnitten weiter. XD Zum Glück ist er für seine Art eher tolerant.
Jetzt hatte ich auch eine Gelegenheit, das Badezimmerdesaster mal aus Joeys Sicht zu erklären.^^
Hehe ja so professionell wünscht man sich doch alle Kellner, aber manche sind schon mit geringeren Problemen überfordert.
Die alkoholischen Getränke werden gegen Ende des Teils mit dem Restaurant mal kurz angedeutet. Sie müssen sich wohl so gut amüsiert haben, dass Soach der Alkoholkonsom kaum aufgefallen ist. Und natürlich war das für mich ein schöner Vorwand, dass Marik endlich mal auspacken kann!
Ob das wohl der große Knall ist, auf den unser automatischer Notfallzauber gewartet hat? ;D
Eventuell wird das nächste Kapitel das letzte, bestimmt aber das vorletzte. Ein Epilog ist eingeplant. ^^
Von:  Hikari-Yumi
2013-10-04T08:22:27+00:00 04.10.2013 10:22
Huhu!
Der Restaurantbesuch war richtig spitze!
Ich freue mich für Joey, dass er was ordentliches zu essen bekommen hat X3
Die Bestellung war ja auch shr amüsant. Gandora kann doch bestimmt mit yugi reden, weil der darin so begabt ist?
Soachs Bestellung war etwas eigenwillig... (Und teuer...) aber Hey, ich kann das gut nachvollziehen.
Jetztn Endes waren sie alle ein bisschen heiter... Und Joey weiß das zu nutzen xD
Crimson für seinen Teil bevorzugte es, wenn seine Familienjuwelen nicht ganz so eingeengt wurden, auch wenn die Hosen ihre Vorteile im Bezug auf Bewegungsfreiheit haben mochten.<~ was hast du dir dabei gedacht? Mir drängst sich die Idee auf, Crimson im Röcke zu packen!

Super gelungen!
Antwort von:  Purple_Moon
04.10.2013 10:35
Schottenröcke wären doch super! *lach* Crimson trägt doch sonst immer Roben! Na gut, seine Kartenkleidung hat auch ne Hose, die ich mir aber immer elastisch vorstelle. Das nimmt er dann eben auf sich. Aber ansonsten mag er es *freischwingend* LOL
Naja dass Joey das direkt ausgenutzt hat, würde ich nicht sagen... erst hat er sich um Marik gesorgt (der hat ja das Licht angelassen und so) und dann wurde er neugierig... naja, genutzt im weitesten Sinne, wenn auch nicht mit Plan.^^ Schockierende Enthüllung - das hat er jetzt davon.
Das mit dem Essen war so ne recht spontane Idee in der letzten Episode, aber der perfekte Aufhänger, damit Marik endlich sagen kann, was er über Joey den Menschen denkt. Sowas brauchte ich noch.
Ja, Gandora kann mit Yugi "telepathieren". Ich hoffe das wird deutlich. Soach ist etwas gefrustet, weil er es ja derzeit nicht kann, obwohl das 'sein' Drache ist. So teuer dürfte sein Essen allerdings auch wieder nicht gewesen sein, er hat ja nicht von jedem eine volle Portion gehabt. Egal, landet eh auf Setos Spesenrechnung.
Antwort von:  Hikari-Yumi
04.10.2013 16:57
Jaja armer seto, erst darf er Joey nicht vernünftig ärgern , dann muss er auch noch zahlen :)
Wie Edgar, egal was du machst, so spontan es auch ist , es wirkt immer geplant :)


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