Zum Inhalt der Seite

言わぬが花

Some things are better left unsaid.
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Melodie

***
 

Wieder klopfte es kurz an der Tür. Diesmal tat er nicht, als würde er schlafen. Er las sowieso gerade in einem mittelmäßig interessanten Buch, als der Besucher seines schlafenden Mit-Patienten herein kam. Außerdem hatte er Fragen. Vielleicht wäre der beste Freund des Dunkelhaarigen so freundlich, ihm die ein oder andere zu beantworten.
 

„Oh…hallo.“ Der Besucher war groß gewachsen, deutlich größer als er mit seinen 1, 71m. Und er hatte blonde Haare, so wie er selbst, aber der Farbton tendierte mehr zum Dunkelblond.

Freundlich lächelte er ihn an. „Hallo. Ich hoffe, ich störe euch nicht. Ich kann auch raus gehen.“, bot er an, auch wenn er das sehr ungern machen würde.

Der Besucher zögerte, schüttelte dann den Kopf. „Nein, ist schon gut. Du liegst ja nicht umsonst hier.“

Er lächelte nur schief auf diese Aussage hin. Nur weil er in diesem vermaledeiten Krankenhaus gefangen war, hieß das nicht, dass er nicht mal für 10 Minuten in die Cafeteria gehen konnte. Aber das erzählte er dem Blonden nicht, denn er war eh neugierig, was er diesem entlocken konnte. Leise setzte der Besucher sich an Zeros Bett, nachdem er sich den Stuhl wieder zurecht geschoben hatte.
 

„Warst du gestern schon hier?“, wollte er von dem Größeren wissen, der nur nickte. „Das dachte ich mir. Als ich gestern Nachmittag eine Tür gehört habe, bin ich aufgewacht. Das konnte nur Besuch für ihn sein, dachte ich. Meinetwegen kommt keiner her. Und die Krankenschwestern lehnen die Tür immer nur an“, murmelte er leicht lächelnd.

Wieder nickte der Blonde, schwieg aber und wandte den Blick Zero zu.
 

„Wie geht es ihm?“, erkundigte er sich dann bei dem Besucher. Einfach mit der Tür ins Haus fallen, dachte er sich schulterzuckend. „Man sagt mir nichts über ihn. Er liegt seit Tagen nur da und schläft…“, fügte er leise hinzu und zog die Mundwinkel nach unten. „Das ist irgendwie traurig. Ich warte immer darauf, dass er aufwacht oder sonst eine Reaktion zeigt…“

Er beobachtete den besten Freund des Patienten genau. Dessen Gesicht verzog sich zu einem schwachen, bitteren Lächeln. „Es wird noch trauriger“, erwiderte er nach einer Weile des Schweigens. Wahrscheinlich hatte er abgewogen, ob er ihm etwas erzählen durfte und wenn ja, wie viel. Was genau. „Er wartet einfach auf den Tod. Sieh dir sein Gesicht an. Seine Arme und Hände.“ Die Finger des Blonden strichen langsam über die rechte Hand des Anderen. „Er hat sich so gut wie zu Tode gehungert. Es fehlt nicht mehr viel, und er wird diese Welt verlassen.“ Der Größere hob den Blick und sah zu ihm herüber. „Das haben sie mir gesagt. Er scheint im Sterben zu liegen.“
 

Eine gewisse Emotionslosigkeit lag in diesen Worten, so hatte er das Gefühl. Aber hatte der Blonde nicht gesagt, er sei der beste Freund des Schlafenden? Wie konnte es ihm dann egal sein? Wahrscheinlich war es ihm gar nicht egal, er vermittelte stattdessen nur den Eindruck. Vielleicht stand er so etwas wie unter Schock.
 

„Warum?“, fragte er ihn dann leise. „Was macht sein Leben so schwer? Wieso will er sterben…?“ Und dann auf so eine Art. Das dauerte lange. Bis man so wenig wog, dass man ins Krankenhaus kam – und sogar im Koma lag. Zumindest nicht mehr aufwachte. Da gab es schnellere Methoden, wenn man unbedingt sterben wollte.

Lange Zeit herrschte Schweigen. Der Andere antwortete ihm nicht sofort. Er hatte Zeros Hand ergriffen und streichelte sanft mit dem Daumen über den Handrücken.
 

„Weil ich ihm nicht reiche.“
 

Mehr sagte er nicht. Schweigend starrte er auf den Schlafenden hinab. Jetzt waren es erstmal genug Fragen.
 

Als er 20 Minuten später aufstand und den Stuhl zurück neben die Tür stellte, warf er ihm noch mal einen Blick zu. „Ich bin übrigens Karyu. Ich werde morgen wieder kurz vorbeischauen.“ Er machte eine Pause und zögerte, schien nach Worten zu suchen. „Pass ein bisschen auf Zero auf, ja? Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit und könnte hier bei ihm sein. Vielleicht würde er dann wieder aufwachen.“ Ein Seufzen.

Er nickte. „Natürlich, ich gebe auf ihn acht und erzähle ihm ab und an was. Er ist nicht allein. Ich bin übrigens Satsuki.“

„Danke.“, erwiderte Karyu erleichtert. „Dann bis morgen, Satsuki.“
 

Sobald der Blonde weg war, rutschte er an den Bettrand und stand langsam auf, um einen genaueren Blick auf den Körper des Schlafenden zu werfen. Ja, jetzt wo er so hinsah…jetzt, wo Karyu es erwähnt hatte…der Dunkelhaarige war sehr abgemagert. Eine ganze Weile betrachtete er ihn nachdenklich. Dieser Zero könnte wohl auch recht hübsch sein, wenn er etwas mehr auf den Rippen hätte. Gerade diese eingefallenen Wangen störten ihn so. Das sah richtig traurig aus. „Wenn du dich jetzt selbst sehen könntest“, wisperte er ihm zu, „dann würdest du hier nicht rumliegen. Du würdest aufstehen und dir ein ordentliches Steak besorgen.“

Seufzend strich er mit dem Finger über die Wange des Anderen. „Du könntest richtig hübsch sein“, murmelte er abwesend. Unwillkürlich musste er sich vorstellen, wie Zero wohl aussehen würde, wenn er mehr wiegen würde. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Mit zarten Pausbäckchen wärst du sicher furchtbar niedlich.“ Er strich ihm durch das schwarze Haar und setzte sich zurück auf sein Bett. Es gefiel ihm nicht, dass der Andere sterben wollte. Erstens war es natürlich kein gutes Gefühl, aber davon abgesehen…irgendwas war da noch.
 

Normale Menschen hätten noch hinzugefügt, dass es noch lange nicht das richtige Alter war, um zu sterben. Aber ob man sterben wollte oder nicht, dass konnte man zu jeder Zeit selbst entscheiden. Hatte man das Gefühl, es nicht mehr auszuhalten, dann wagte man diesen Schritt eben. So war seine Meinung. Ob man nun angeblich sein Leben noch vor sich hatte oder nicht. Manchmal war das einfach nichts wert. Natürlich würde es Leute geben, die Zero bestimmt vermissen würden. Man könnte sagen, dass er diesen das nicht antun durfte. Aber auch das sah Satsuki anders. Man durfte sein Leben nicht gezwungen fortführen, nur um Andere glücklich zu machen. Natürlich war Suizid egoistisch. Aber wenn man furchtbar litt, selbst alles andere als glücklich war und keine Chance mehr sah – warum sollte man dieses Leben weiterführen? Rechtfertigten besorgte Freunde oder liebende Familienmitglieder wirklich ein Leben voller Trauer und Sinnlosigkeit? Manchmal musste man radikal sein.
 

Er dachte an die eine Antwort des Blonden. /Warum?/ /Weil ich ihm nicht reiche./ Was das wohl genau bedeutete? Zero hatte einen Freund, anscheinend einen sehr guten, aber er reichte ihm nicht aus – um weiterzuleben? Vielleicht war die Freundschaft nicht tief genug, um ihn zu retten. Das konnte Satsuki nicht beurteilen. Auf jeden Fall fand er das Ganze furchtbar traurig. Ausgerechnet er war an jemanden geraten, der im Sterben lag. Der das so wollte.

Seufzend räusperte er sich und begann zu singen.
 

Turn on a certain switch beside [the] eyes.

Can you see the true rotting world?

[Every]one passes me with [a] smile that seems to be happy.

What is so pleasant?

The day that keeps frivolous relation and waits for time of an obligation to pass begins.

It is going to dawn now covered with crow.
 

何をすれば満たされるのか

(What can be done to satisfy you?)
 

am 6:09      足早なヒトノ群レ

(Crowds moving at a fast pace)

不気味な静寂

(A weird silence)

隣り合わせの改札

(adjoining ticket gates)

高密度な箱

(High-density box)
 

街の夜明けは狂いかけて蠢く 生まれ行く 真っ黒に這いずって 腐りかけの世界現在が「さよなら」だけ消えず

(The street wriggles madly during dawn. Head for the birth-place.... Creep in the dark.

The world is decaying.... Now... Only "Goodbye..." still exists)*
 

***
 

Er verzog das Gesicht. So lange war es ruhig gewesen. Dunkel und still. Er war beinahe zufrieden gewesen. Er spürte sich selbst kaum, und alles andere sowieso schon nicht mehr.

Es war eigentlich ganz gut so. Er wusste, dass da noch ein Funke Leben war. Ein bisschen Licht. Das spürte er. Aber auch das würde bald vergehen. Dann hätte er es geschafft. Das Ende erreicht. Er war kurz davor. Doch es zog sich hin. Irgendwie ging es nicht weiter. Es war, als stecke er fest. Allerdings konnte er geduldig warten. Zeit war jetzt etwas, was er im Überfluss hatte. Sogar Geduld. Das wirkliche Leben war vorbei. Er befand sich im Endspurt und wartete darauf, die Zielbande zu erreichen.
 

Aber nun war die Ruhe gestört. Da, am äußersten Rande seines Blickfeldes, war etwas. Es bewegte sich nicht direkt, dennoch sah er es. Etwas helles. Und er hörte es auch. Ab und an konnte er es hören. Es klang nach einer Melodie. Beruhigend. Melancholisch. Schön.

Zuerst erkannte er nicht, ob es ein Instrument war, eine Stimme, oder etwas ganz anderes. Da war einfach nur eine Melodie. Und manchmal eine andere. Aber etwas konnte er auf jeden Fall hören. Was war das? Warum war das da? Es störte seine Ruhe. Es lenkte ihn vom Warten ab.
 

Und es machte ihn neugierig. Denn die Melodie wurde klarer, lauter. Mit der Zeit hörte er heraus, dass es eine Stimme war. Jemand sang. Wer war das? Warum erreichte ihn die Stimme? Wieso ließ man ihn nicht endlich in Ruhe sterben?
 

Für lange Zeit hatte er sich nicht mehr bewegt. Aber dieses helle Etwas im äußersten Augenwinkel, diese Melodie, diese Stimme, es erregte seine Aufmerksamkeit. Er wollte nur einmal einen kurzen Blick darauf werfen. Er wollte nur seine Neugier stillen. Ein Mal hinsehen. Und dann sterben.
 

Stattdessen wachte Zero auf.
 

---
 

* Rentrer en Soi - Karasu iro no taiji
 

To be continued~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ZERITA
2013-06-16T18:50:30+00:00 16.06.2013 20:50
Danke Satsuki! :< Wenigstens einer der den Lausbub wach bekommen hat. uû
Ich könnte hier gerade noch ewig viele philosophische Sachen schreiben bezüglich Leben etc., die will aber keiner hören oder lesen von daher lass ich es lieber.
Nur eins: Zu feige zum Leben!
Von:  Hachiko_Rhapsodos
2013-06-14T17:47:05+00:00 14.06.2013 19:47
Oh das kaum jetzt unerwartet. Ich meine ih habe nie damit gerechnte das Zero aufwacht.
Aber gut kann nicht ewig schlafen.
xoxox
Hachi
Von:  -Zero-chan-
2013-06-12T20:34:09+00:00 12.06.2013 22:34
Das nenn eich jetzt mal unerwartet. Schock mich doch nicht so! XDDDD

Da wacht Zero einfach auf...
Damit hätte ich nun mal gar nicht gerechnet.

Aber schön, dass sich Karyu und Satsuki nun kennengerlernt haben XD

Bis demnächst^^
Antwort von:  Phoenix_Michie
12.06.2013 22:41
xD Ich weiß er braucht seinen Schönheitsschlaf, aber na ja...wach gefällt er mir lieber ;)


Zurück