Zum Inhalt der Seite

The Sin Verse

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Oh, Sch..ande! 3 Monate?! 3 verfluchte Monate war ich weg?!
Unfassbar. Ich bin von mir selbst überrascht. @__@
Und ich kann nicht mal sagen, ich war zu sehr beschäftigt. Ich wurde abgelenkt durch ... Dinge. Okay, Fanfictions.
Aber die haben mich wieder motiviert zu schreiben. Yay! Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Hülle

Ich teilte mir die Zelle mit einem Betrunkenen, der auf der Pritsche ohnmächtig geworden war – direkt nachdem er mitten auf den Boden gekotzt und mich dazu veranlasste hatte mich in eine der Ecken zu pressen und durch den Mund zu atmen. Diese Erniedrigung die ich über mich ergehen lassen musste war mörderisch und wenn es hier nicht um meine Rippe ginge, hätte ich längst die Zellengitter verätzt und wäre ausgebrochen.

Allerdings war das keine Option mehr und ich zermarterte mir das Hirn, wie ich wieder an meinen Knochen kam. Ich weigerte mich auch nur in Erwägung zu ziehen Dalquiel um Hilfe zu bitten. Eher ließ ich mir noch eine weitere Rippe heraus reißen.

Seit meiner Verhaftung mussten bereits mehrere Stunden vergangen sein. Durch das klitzekleine vergitterte Fenster in der Zelle, durch das nicht einmal mehr eine fette Katze gepasst hätte, sah man nur die Stadtlichter in den pechschwarzen Himmel leuchten.

Und während also mein Zellengenosse seinen Rausch ausschlief, krümmte ich mich zu einem kleinen Häufchen Elend zusammen, welches von Fieber und grausamen Schmerzen geplagt wurde. Ich spürte meinen Arm nicht mehr; geschweige denn konnte ich ihn bewegen. Das Gift war gefährlich nahe an meinem Herzen. Es würde an ein Wunder grenzen, wenn ich die nächsten zwölf Stunden überlebte.

„Sie sehen schrecklich aus.“

Ich drehte meinen Kopf kraftlos in die Richtung, aus der ich die Stimme hörte.

Der Todesnotar stand vor der Zelle mit seinem Aktenkoffer in der Hand und machte sich diesmal gar nicht erst nicht die Mühe, seinen Hut abzusetzen.

„Sagen Sie mir etwas, dass ich noch nicht weiß“, erwiderte ich happig. „Was wollen Sie? Sollten Sie nicht erst in ein paar Stunden aufkreuzen?“

Der Notar nickte zustimmend. Er drückte sich seinen Koffer an die Brust und tippte mit seinen Fingern auf dem schwarzen Leder herum. „Das ist korrekt. So wie es jedoch um Sie steht, kann ich es mir nicht leisten noch mehr Zeit zu verlieren. Ich brauche eine Antwort. Sofort.“

Ich verdrehte die Augen. Hitze- und Kältewellen überrollten mich im Minutentakt und machten es mir praktisch unmöglich, mich auf etwas anderes als meinen vergifteten Körper zu konzentrieren. „Soll das ein Witz sein? Ich werde nicht abkratzen, also hören Sie auf wie eine Zecke an mir zu kleben!“ Wow, ich klang weitaus zuversichtlicher als ich mit tatsächlich fühlte. Wem machte ich eigentlich was vor?

„Trinity“, sprach er meinen Namen mit einem warnenden Unterton aus. Seine dunkelblauen Augen blitzten gefährlich und die Falten in seinem Gesicht spannten sich so weit, dass er Ähnlichkeit mit einem Skelett bekam. „Sollten Sie sich tatsächlich weigern, wird Ihr ganzer Besitz zur Versteigerung freigegeben. Absolut jeder könnte in Besitz Ihrer Gifte kommen, was, dass muss ich gestehen, meine Arbeit um einiges komplizierter machen würde. Ich bin sicher, ich muss Ihnen nicht sagen, dass eine dieser Tinkturen in den falschen Händen ausreicht, um die ganze Stadt auszulöschen.“

„Wenn Sie mir ein schlechtes Gewissen einreden wollen, sind Sie bei mir an der falschen Adresse.“ Nach einer kurzen Pause, in der ich vermutlich kurz ins Jenseits abgedriftet war, fügte ich hinzu: „Und mein Name ist Grace.“

Er klackte mit der Zunge. „Natürlich. Was auch immer.“

Ich verdrehte die Augen. Dann kam mir ein Einfall, den ich zu meinem Gunsten ausnutzen konnte. „Na schön, ich werde also mein Testament aufstellen.“

Der Todesnotar blinzelte. „Ich höre.“

„Ich verlange, dass sich meine Rippe, die sich im Moment im Besitz von Detective Ginger Blackburn befindet, bis zu meinem Tod bei mir aufhält. Den Rest meiner Sachen vermache ich Keenan Johnson.“ Der Junge würde wohl ohnehin meine Gifte durchwühlen, sobald Marina endgültig ihren Verstand verlor und anfing mit dem Tod zu flirten. Warum sollte ich ihm also die Suche erschweren?

„Sie vermachen ihren Besitz einem Menschen?“, fragte der blauhaarige Alte perplex.

Ich zuckte mit den Schultern, ehe ich von einem Hustenanfall geschüttelt wurde und Blut auf den Boden spuckte. Nach einigen schweren Atemzügen, erwiderte ich: „Der Junge hat Potential.“

„Ich verstehe“, sagte er nach einer kurzen Pause. „Mir ist nicht entgangen, dass Sie einen gestohlenen Gegenstand zurück wollen.“

„Hey, es ist immerhin meine Rippe. Und wenn ich tot bin können Sie sie meinetwegen zu ihr zurück bringen. Es ist mir egal, ich muss nur noch etwas erledigen.“

Er kniff nachdenklich die Augen zusammen und seufzte schließlich. „Also gut. Ihre Zeit ist ohnehin so gut wie abgelaufen. Wir sehen uns auf der anderen Seite wieder.“

Ein Fingerschnipsen, und weg war er. Dafür lag nun meine mit verkrustetem Blut überzogene Rippe neben mir und löste wenigstens eins meiner Probleme. Oh wie ich wünschte, Blackburns Gesicht sehen zu können, wenn sie erfuhr, dass sie nichts mehr gegen mich in der Hand hatte.

Ich versteckte die Rippe in meinem Hosengürtel und lehnte meinen Kopf anschließend mit geschlossenen Augen gegen die Gitterstäbe. Tödliche Kälte kroch mir den Hals herauf, während sich der Schmerz durch meine Eingeweide bohrte.

Von nun an könnte ich beginnen, die Minuten bis zu meinem Tod zu zählen. „Ein fallender Engel, zwei fallende Engel, ... “
 

Ich war gerade bei meinem zweitausendvierundsiebzigsten fallendem Engel angelangt, als Dalquiel plötzlich in der Zelle stand und für einen kurzen Augenblick verwirrt schien, weshalb er im Erbrochenen eines Trunkenboldes stand und von Metallgittern umringt war.

Schließlich fiel sein Blick auf mich und obwohl er in Eile schien, war das Erste was er sagte: „Du siehst blass aus. Und krank.“

Seine unsensible Bemerkung ignorierend, winkte ich ab und log: „Die Grippe – nichts was mich umbringen wird. Schieß los, was ist passiert?“

„Achlys hat eine Hülle gefunden“, sagte er, doch in seiner sonst so monotonen Stimme lag noch etwas anderes. Etwas Beunruhigtes. „Wir müssen sofort los.“ Er musterte mich erneut. „Bist du sicher, dass es dir gut geht?“

Mir war Bewusst, dass ich wie eine wandelnde Leiche aussehen musste. Ausfallendes Haar, eingefallene Wangen, violette Lippen und ein fiebriges Zittern, das mich bis auf die Knochen schlottern ließ. Gott sei Dank kannte sich Dalquiel nicht so gut mit Giften aus wie ich es tat. Es würde wahrscheinlich eine Weile dauern, ehe er bemerkte, dass ich praktisch bereits verweste. „Alles bestens. Na komm schon, beam mich hin, Scotty, bevor Achlys anfängt die Stadt zu zerstören.“

„Mein Name ist Dalquiel“, sagte er mit einem schwachen Stirnrunzeln, nahm meine eiskalte Hand und ehe mir sich auch nur der Magen umdrehen konnte, standen wir in der Stadt. Genauer gesagt, direkt vor meinem Laden.

Ich fragte mich, ob Achlys tatsächlich hier irgendwo war. Es war viel zu ruhig und, nun, normal, dafür, dass eine sehr, sehr rachsüchtige Göttin soeben einen Weg in unsere Welt gefunden hatte.

Dann bemerkte ich ihn. Den violetten Nebel, der kaum bemerkbar über den Asphalt kroch und direkt aus meinem kleinen Giftgeschäft zu kommen schien.

Ich riss die Augen auf, als Keenan plötzlich aus dem Laden stürmte und die allmorgendliche Ruhe aus ihrer Ordnung warf. Ich griff nach meiner Rippe, die ich in meine Hose geklemmt hatte, doch der Engel legte mir seine Hand auf die Schulter, was mich für eine kurze Sekunde erschauern ließ. „Warte, er ist nicht die Hülle.“

Ich nickte, als ich Keenan beobachtete, wie er Tränen überströmt auf die Knie fiel und sich erbrach. Sobald er mich bemerkte, wichen seine sonst so femininen Züge purem Entsetzen und nackter Wut. „Wieso?!“, schrie er und brachte, gefolgt von heftigem Schütteln, nur dieses eine Wort heraus. „Wieso?!

Er war am Ende. Ich konnte es ihm ansehen, dass irgendetwas in diesem Laden den armen Jungen gebrochen hatte und ich ahnte allmählich, was auf mich zukam.

Wie auf Kommando wurde mein Laden zerstört, als hätte sich eine riesige, unsichtbare Hand darum gelegt und fest zugedrückt. Glas zersprang, Holz brach, die Menschen fingen an zu schreien und der Asphalt bekam tiefe Risse, als würde ein Erdbeben die Gegend heimsuchen. Die Nebelschwade um unsere Füße wurde dichter und dichter, bis auf einmal alles verstummte. Jede einzelne Person in der Straße, beginnend mit Keenan, verlor plötzlich das Bewusstsein, als hätte man ihnen eine große Dosis Chloroform verpasst. Eindeutig ein Werk Achlys‘, die keine ungebetenen Zuschauer mochte.

„Oh-oh“, murmelte ich, als ich das vertraute klingeln meines Geschäfts – oder das, was davon übrig war –, hörte und die zerquetschte Tür langsam aufgeschoben wurde. Ein Schwall violetten Nebels floss aus dem Gebäude und versteckte die Person, die heraus trat.

„Das ist sie“, flüstere Dalquiel, doch diese Information war bereits überflüssig. Ich wusste es in dem Moment, in dem das Gift in meinem Körper meine inneren Organe erreichte, abtötete und jede einzelne Zelle zerstörte.

Blut, das ich nicht mehr Schlucken konnte, rann mir aus dem Mund und Dalquiels Augen weiteten sich in Schock.

Nicht wegen Marina – oder besser gesagt Achlys – die mit verzogenen roten Lippen auf uns zu Schritt, sondern eher weil er endlich bemerkte, dass etwas ganz und gar nicht mit mir stimmte. So sehr ich mich auch am liebsten in seiner Aufmerksamkeit gesonnt hätte, machte mir meine Mutter einen Strich durch die Rechnung.

„Dieser Körper ist fantastisch“, waren Achlys‘ erste Worte und klangen grausam verzerrt, wenn man bedachte, dass aus Marinas Mund normalerweise nur fröhliches Gezwitscher kam. „Der Körper ist vollgetunkt in Balial.“ Sie meinte das Liebesgift. „Ich fühle mich richtig heimisch.“

„Na da bin ich aber froh“, krächzte ich und meine Worte trieften vor Sarkasmus.

Ihr starres Gesicht zuckte leicht, als sich die mir vertrauten Tintenlinien über ihre Haut auszubreiten begonnen. „Wie ich sehe lebst du noch. Ich bin enttäuscht, dass du mein Angebot nicht angenommen hast, Trinity.“

„Tut mir leid, Mutter.“ Verflucht, sie schaffte es tatsächlich, das Kind in mir zum Vorschein zu bringen. Schlechtes Gewissen nagte an mir wie Ratten an einem Toten.

„Grace“, sagte Dalquiel ruhig, aber bestimmt. Ich sollte nicht das Ziel aus den Augen verlieren.

Ein tiefes, unmenschliches Grollen entwich Achlys, als sich ihr Blick endlich, beinahe schon unwillig, auf den Engel richtete. Marinas Augenfarbe wurde Schwarz wie die Nacht, ein kleiner, indigofarbener Pfeilgiftfrosch pulte sich aus ihrem Hals und setzte sich auf ihre Schulter. „Wie kannst du nur auf diese widerwärtigen Engel hereinfallen, nach allem was sie dir angetan haben, Kind?“, spie sie, als wäre ‚Engel‘ das schlimmste Schimpfwort dass es gibt.

Ich versuchte die Schultern zu zucken, doch die Hälfte meines Körpers versagte mir den Dienst. „Ich lerne eben nicht.“

„Offensichtlich“, zischte sie schlangenhaft. „Aber keine Sorge, Kind, Mutter wird das Problem ein für alle Mal aus dem Weg schaffen. Niemand verletzt meine Kinder und kommt ungestraft davon.“

Ihre Worte in Ehren, doch sie erfüllten mich auch mit Bedauern. Es tat mir weh, Achlys so hintergehen zu müssen, doch Dalquiel ... wie sollte man diese Zuneigung, dieses verlangen und diese Sehnsucht nur in Worte fassen? Es war bereits überirdisch – überirdisch dumm – meine Existenz von einer einzigen Person abzuhängen, vor allem, nach dem was er mir angetan hatte. „Ich kann das nicht zulassen. Bitte geh wieder, Mutter, oder ich muss dich töten.“

Achlys‘ Lachen ähnelte den Schreien von Furien und hätte Tote aufwecken können. „Unglaublich! Ich frage mich, ob du dasselbe noch sagen wirst, wenn du die Wahrheit kennen würdest.“

Ich runzelte die Stirn und Dalquiel trat einen Schritt vor, als könnte er es irgendwie verhindern, dass ich weiterhörte. „Grace, tu es.“

„Angst?“, fragte Achlys, dann wandte sie sich wieder an mich. Den Engel so in der Misere zu sehen war mir neu und belustigte die Göttin umso mehr. „Weißt du denn was mit Engeln passiert die fallen, Trinity? Mir allein hast du es zu verdanken, dass deine Seele nicht ins Fegefeuer gezerrt wurde und du zu einem Dämon geworden bist! Ich bin es, die dich am Leben hält! Was also passiert, wenn ich sterbe?“

Es war eine rhetorische Frage, doch ich antwortete, atemlos: „Ich komme in die Hölle.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück