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Der letzte Raubzug

von

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Sehnsucht

Schlecht gelaunt betrat er sein Anwesen und stürmte in seinen Audienzsaal, wo er bereits von dem anderen Gott erwartet wurde.

„Fasse dich kurz, Aizen Myoo. Du hast mich bei etwas Wichtigem unterbrochen.“ Wütend ließ er sich auf einer Liege mit vielen Kissen nieder.

„Willst du etwa frech werden?“, knurrte der ältere Gott und nahm einen Schluck von dem Tee, den man ihm vor einer kleinen Weile gebracht hatte. „Ich bin hergekommen, weil ich will, dass du auf die Erde zurück gehst.“

„Nani?“ Camui glaubte sich verhört zu haben und setzte sich wieder auf.

„Ganz recht. Ich will, dass du auf die Erde gehst. Der Mensch, Hideto, bei dem du die letzte Zeit in deinem Dasein als Sterblicher verbracht hast, ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Ich verlange von dir, dass du zu ihm gehst und das wieder in Ordnung bringst.“

„Und deswegen musste ich hierher zurück kehren?“, fauchte Camui und funkelte seinen Gegenüber wütend an. „Ich war auf der Erde! Ich war bei Hideto-kun! Weil ich von ihm wissen wollte, was mir von euch allen keiner erzählen will! Ich bin damals auf die Erde gegangen, um die Liebe zu finden. Und ich muss es wohl auch, sonst wäre ich nicht wieder hier!“ So in Rage geredet war er wieder aufgesprungen. Seine Stimme war immer lauter geworden und er hatte sich mit seinen Worten beinahe überschlagen in seiner Wut. Sein Atem ging etwas schwerer, dafür war er nun schon etwas ruhiger. „Ich habe die Liebe gefunden und samt meinen Erinnerungen verloren. Jetzt will ich sie wieder haben. Mitsamt dem Wissen, wie es sich anfühlt.“ Geknickt ließ er die Schultern hängen und sah zu Boden. „Sonst waren doch die zweihundert Jahre umsonst.“

„Dann solltest du bald wieder zu Hideto-kun zurück gehen. Er wird dir wirklich helfen können.“

Wieder wütend sah der Gott der Musik auf. „Ihr könntet mir auch alle mal erzählen, was war. Ich sehe es jedem von euch an: Ihr wisst es! Warum also wollt ihr nicht darüber reden?“

„Weil die Wahrheit ist“, begann der etwas beleibtere Gott, „dass wir dich nach deinem ersten Tod verloren hatten.“

„Wie bitte?“ Camui traute seinen Ohren nicht.

„Dein erstes Leben war bereits ein recht kurzes. Bereits nach zehn Jahren bist du an Hunger gestorben. Wir versuchten zwar deine Wiedergeburt zu finden, aber es gelang uns nicht. Erst als du diesen kleinen Schrein betreten hattest, fanden wir dich wieder. Seit dem haben wir dich nicht mehr aus den Augen gelassen. Und dass die Anderen dich dazu drängen, den Glauben an dich zu festigen, liegt daran, dass wir einige unserer Brüder und Schwestern verloren haben. Jeder von ihnen war einer zu viel. Jetzt wollen wir natürlich nicht, dass wir dich erneut und für immer verlieren. In den Augen der Anderen hat dein Überleben die höhere Priorität.“

Sprachlos hatte sich Camui wieder auf seine Liege fallen lassen, starrte seinen Gegenüber gedankenverloren an. Nun verstand er so ein wenig die Angst, die die Anderen um ihn haben mussten.

„Aber warum willst du dann, dass ich mich erst einmal um Hideto-kun kümmere?“ Das war so ein Punkt, der ihm nicht so ganz einleuchtete. „Solltest du denn nicht auch dafür sein, dass ich mein unsterbliches Leben noch eine Weile behalte?“

„Oh, das bin ich auch“, erwiderte der Besucher und nahm sich etwas von den Zuckerkeksen. „Aber ich bin nun einmal auch der Gott der Liebe und als solcher kann ich mir nicht ansehen, was mit dem armen Kerlchen da unten passiert.“

„Heißt das, er leidet, weil er liebt?“ Das verstand Camui nicht. Er hatte gehört, dass Liebe etwas schönes und wundervolles sein sollte. Deswegen sehnten sich doch so viele danach.

„Ja, das tut er. Weil er die Person, die er liebt fort ist.“

„Ist sie gestorben?“, fragte Camui vorsichtig nach. Konnte der Mensch das gemeint haben, als er sagte, er hätte etwas verloren? Aber er hatte niemanden mit sich genommen, als er von dort weg ging.

„Frag ihn das lieber.“

„Wenn er mir denn auch mal antworten würde“, seufzte Camui und lehnte sich nach hinten in die Kissen. „Menschen sind kompliziert. Und anstrengend.“ Seine Gedanken kehrten zu dem Mann zurück, den er gerade erst besucht hatte. An das blasse Gesicht und den ausgemergelten Körper. „Und schwach.“, ergänzte er leise. Wenn er nur deshalb so aussah, weil er sich so sehr von einem Gefühl kontrollieren ließ, dann war er schwach.

„Deswegen brauchen sie auch unseren Schutz.“
 

Mit der Energie, die er von Camui erhalten hatte, war Hideto wirklich in der Lage sich ein wenig um sich selbst zu kümmern. Mit dem Wasser, welches jener geholt hatte, kochte er sich zunächst etwas Reis, welchen er anschließend mit etwas von seinem eingelegten Gemüse aß. Der Kuss hatte ihm Hoffnung gegeben. Hoffnung, aus der sein Herz und seine Seele neue Kraft schöpften. Wenn er dem Gott wirklich wieder begegnen sollte, dann wollte er ihm alles erzählen. Alles, was er wissen wollte.

Nach einem längst überfälligen Bad nahm er sich der Arbeiten an, die liegen geblieben waren.

All die Sachen, die er sonst tagtäglich gemacht hatte, gaben ihm jetzt ein Gefühl von Sicherheit. Da war nur ein großer Nachteil: Die Stille. Nirgendwo befand sich noch jemand, der sich mit ihm unterhielt oder selbst mit etwas beschäftigt war. Hier war nur er. Ganz allein er. Wie merkwürdig es ihm erschien. Seufzend sah er hinauf in den grauen Himmel, der sich auf die baldige Nacht vorbereitete.

„Komm bitte bald zurück, Camui.“

„Ah, Hideto-san.“

Überrascht drehte sich der Angesprochene um und erblickte den Inhaber der Papiermacherei, in der der erwachte Gott bis vor einigen Tagen gearbeitet hatte.

„Inamoto-san. Konbanwa“, begrüßte er den etwas älteren Mann. „Was kann ich für Sie tun?“

„Konbanwa“, erwiderte der Besucher und kam vor dem Hüter des Schreins zu stehen. „Ich wollte nur kurz nach Camui-kun sehen und mich nach seinem Arm erkundigen. Wo ist er?“

In Hideto verkrampfte sich alles. An diese Konsequenzen hatte er gar nicht gedacht. „Anô... Er ist nicht mehr hier.“

„Eh? Wie darf ich das verstehen?“

Ein erneutes Seufzen kam über die Lippen des Jüngeren. „Ich denke, ich sollte Ihnen das bei einer Tasse Tee erklären. Wenn Sie mir bitte folgen würden.“
 

„Bei allem Respekt, Hideto-san, aber was Sie mir da erzählen klingt reichlich fragwürdig. Götter kommen nicht einfach so zu uns und geben sich als Mensch aus. Und sie vergessen ihre wahre Herkunft nicht. Da bin ich mir sicher.“ Ungläubig schüttelte Inamoto seinen Kopf.

Der Schrein-Hüter hatte seinem Besucher eine Kurzfassung der Geschehnisse erzählt. Wobei er allerdings den Grund für Camuis Erwachen etwas abgewandelt hatte. Es musste ja niemand wissen, dass sie im Begriff gewesen waren ein Liebespaar zu werden.

„Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, würde ich eine Geschichte wie diese auch nicht glauben können. Doch das tat ich, weshalb ich Ihnen leider versichern kann, dass Camui-kun nicht mehr bei Ihnen arbeiten wird.“

Etwas mürrisch sah der ältere Japaner in seine Teetasse, strich sich über seinen gepflegten Bart. „Das ist sehr bedauerlich. Er war wirklich eine Hilfe in meiner Werkstatt. Und beliebt bei meinen anderen Arbeitern.“ Es folgte ein Seufzer, ehe er seinen Tee leerte und die Tasse auf den Boden stellte. „Dann wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als mir jemand Neuen suchen zu müssen.“

„Das werdet Ihr wohl“, stimmte Hideto wehmütig zu. Er sehnte sich zurück in diese starken Arme, die Schutz und Halt versprochen hatten. Wollte sich weiterhin in diesen faszinierenden, blauen Augen verlieren, die ihn sich besonders fühlen ließen. Wann genau hatte er eigentlich begonnen sich in der Nähe dieses Mannes so wohl zu fühlen? Und ab welchem Punkt war es dann Liebe geworden? Er wusste es nicht.

„Was habt Ihr, Hideto-san?“

„Eh? Uhm.. Ach nichts. Ich... Ich bin es nur nicht mehr gewohnt allein hier zu sein. Das ist alles.“

Nachdenklich wurde er von dem Papiermacher betrachtet. „Sucht Euch doch eine Frau und heiratet. Ihr seid in dem besten Alter dafür.“

„Eh?“ Kurz konnte er nicht glauben, was er da hörte. Heiraten? Nun, für alle anderen war es wohl das Normalste der Welt. Doch für ihn kam es nicht in Frage. Nicht, wo er doch gerade sein Herz an einen Dieb verloren hatte. Dennoch murmelte er: „Vielleicht habt Ihr recht.“

„Nun, es bleibt Eure Entscheidung, Hideto-san. Ich werde mich für heute jedenfalls von Euch verabschieden.“ Mit diesen Worten erhob sich Inamoto und wurde nach draußen begleitet.

Nach einer kurzen Verabschiedung, sah Hideto wieder seufzend in den Nachthimmel. Doch jetzt noch weiter zu trauern brachte ihm nichts. Es würde nichts ändern.

„Zeit, die Lichter an zu machen“, sagte er zu sich selbst. Es würde ihn zwar nicht annähernd von seiner Sehnsucht ablenken, aber es war immer noch besser, als gar nichts zu tun.
 

Am Abend bemerkte er erst zu spät, wie er aus reiner Gewohnheit zwei Futon ausgebreitet hatte.

„Wenn man mit den Gedanken woanders ist“, seufzte er und sah auf die beiden Betten hinab. Nach einem kurzen Zögern legte er langsam sein eigenes Bettzeug zusammen und verstaute es wieder in dem Schrank. Sacht strich er über die Decke, mit der Camui sich des Nachts immer warm gehalten hatte.

„Ich sollte es nicht tun, aber...“ Mit einem leichten Lächeln nahm er sie an sich, vergrub sein Gesicht in dem Stoff. Da war er wieder, der vertraute Geruch.

„Camui...“ Jetzt ging es ihm wieder besser. Zwar würde das Bettzeug bald seinen Duft verlieren, doch für den Moment linderte es die Sehnsucht.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Eines der eher ruhigeren Kapitel. Aber ich wollte die Zwei einfach ein wenig voneinander fern halten, bevor sie mir wieder quer schießen xD Meinungen, Kekse etc. sind immer wieder gerne gesehen ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  aknankanon
2015-02-23T10:11:24+00:00 23.02.2015 11:11
Na hoffentlich findet Hideto die Kraft und den Mut Camui alles zu erzählen? Sie gehören einfach zusammen (so wie im echten Leben ;-) ).

*Cupcakes und Cake Pops hinstell*
Antwort von:  Cookie-Hunter
23.02.2015 15:17
Na, ob er das schafft... Wobei er ja hin und wieder einen mutigen Moment hat ;)
In dieser FF finde ich auch, dass sie super zusammen passen. Im realen Leben können sie ja machen, was sie wollen, aber hier hab ich (meistens) die Hosen an >:D

Gebackenes *___* *haps*
Von:  xxReikaxx
2015-02-23T02:49:54+00:00 23.02.2015 03:49
Die armen beiden
ich liebe diese Story so

*einen Pott Kekse hinstellt*
Bitte schön...
*kuschel*

Antwort von:  Cookie-Hunter
23.02.2015 03:56
Kekse *__*
*mümmel*


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