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Der letzte Raubzug

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Wofür schreibe ich mir den ganzen Text eigentlich vor, wenn ich mich eh nicht dran halte?
Oder nicht halten kann, weil die Figuren mir wieder dazwischen funken....
Ist doch unfair sowas >.< Komplett anzeigen

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Ein wertvolles Geschenk

Der Schnee war etwas zurück gegangen und ließ einen matschigen Boden zurück. Das hielt Camui aber nicht davon ab, ein paar Ausbesserungen an dem Zaun, der ihren Gemüsegarten umgab, vorzunehmen. Einige der Bretter waren mehr als nur morsch und hatten durch die Last der Flocken Risse bekommen. Und warum noch länger warten. Wie so oft begann er, von sich selbst unbemerkt, zu Summen. So ging ihm die Arbeit leichter von der Hand.

„Ah, hier seid ihr, Camui-san“, ertönte eine Frauenstimme, gefolgt von einem leichten Kichern. Der Angesprochene unterbrach seine Arbeit und drehte sich um, wo er eine junge Frau in einem winterlichen Kimono entdeckte. Wegen ihrer Kleidung und ihrer Haltung wirkte sie unglaublich vornehm und edel. Da war das kleine Mädchen neben ihr richtig unscheinbar. Obwohl auch sie sehr hübsch gekleidet war. Ihr fehlte nur ganz offensichtlich das Selbstbewusstsein, welches ihr eine ähnliche Ausstrahlung wie der Frau geben dürfte.

„Ich habe gehört, dass Ihr eine sehr schöne Singstimme haben sollt“, säuselte die junge Frau. „Gibt es zu der Melodie von eben auch einen Text, mit dem Ihr es beweisen könntet?“ Mit einem süffisanten Lächeln hinter ihrem erhobenen Ärmel kam sie ihm näher, während er sie immer noch verwirrt und zugleich fasziniert ansah. Einer so hübschen Frau war er noch nie so nahe gekommen. Zumindest nicht auf diese Weise. Sie war auf keinen Fall eine einfache Bauersfrau, bei der Kleidung, gepaart mit den hochgesteckten Haaren und dem Make-up in ihrem Gesicht. Ob sie eine Geisha war, die gerade Freizeit hatte?

„Würdet Ihr etwas für mich singen?“

„Eto...“ Wieso wollte sie, dass er etwas sang? Und woher wollte sie wissen, dass er eine schöne Stimme hatte? Ganz zu schweigen von seinem Namen... „Ich würde sehr gerne, aber...“

„Seid doch nicht so schüchtern. Irgendein Lied. Was immer euch auch einfällt.“

„Tut mir Leid, mir fällt nur gerade nichts ein.“

„Ein Kinderlied? Oder ein Volkslied?“, versuchte sie es weiter.

Doch Camui konnte nur den Kopf schütteln und verlegen den Blick senken. „Ich kenne keine. Mir wurden nie welche beigebracht.“

„Wirklich nicht? Sannen desune.“ Sie sah wirklich enttäuscht aus. Da war sie extra den Weg hierher gekommen und bekam nicht, was sie wollte. „Ich habe dennoch etwas für Euch.“

„F-Für mich?“ Was hatte das denn nun wieder zu bedeuten?

Ein kleiner Wink von der Dame und das kleine Mädchen trat hervor, hielt ihm eine große Schachtel mit einer Schnürung entgegen.

Ehrfürchtig und mit einer tiefen Verbeugung nahm er sie entgegen.

„Arigatou goazaimasu“, sagte er erst zu der Kleinen, dann noch einmal zu der Frau.

„Es ist nichts besonderes“, kicherte sie. „Aber es dürfte ihnen gefallen.“ Mit einem letzten neckischen Leuchten in den Augen und einem Kopfnicken wandte sie sich ab. Das Mädchen folgte ihr, nachdem es sich noch schnell verbeugt hatte. Die schöne Frau und ihre kleine Begleiterin entschwanden erhabenen Schrittes in die Richtung, aus der sie wohl gekommen sein musste.

Zurück blieb Camui, der wieder einmal die Welt nicht verstand. So viele Fragen und keiner, der ihm auch nur eine einzige Antwort geben konnte.
 

Nach dem Mittagessen half er Hideto beim Verpacken von kleinen Holztalismanen. Während jener jedes einzelne Täfelchens beschriftete, versah Camui jedes mit einem Band und steckte es anschließend in einen eigenen kleinen Stoffbeutel. Und damit man später noch wusste, welcher Talisman in welchem Beutel war, hatte jede Kategorie ihre eigene Bandfarbe. So mussten sie nicht erst in die Beutel hinein sehen, um zu wissen, ob sie jetzt einen für 'Glück', 'Gute Ernte' oder 'Erfolg' hatten. Zu den Neujahrsfeierlichkeiten in einer Woche würden sie diese Glücksbringer für ein paar Yen an die Besucher des Schreins verkaufen.

„Welche schreibst du jetzt?“, fragte der Größere irgendwann, hatte er doch immer noch Schwierigkeiten mit manchen Zeichen.

„Auf diese hier schreibe ich gerade 'Liebe'. Die sind gerade bei den Frauen immer sehr beliebt. Danach fehlt nur noch 'Gesundheit' und wir haben Talismane für die wichtigsten Bedürfnisse der Menschen.“

„Ah. In Ordnung.“ Das war ja nicht mehr viel. „Uhm... Hideto-kun?“

„Hai?“

„Darf ich einen der Talismane für 'Gesundheit' für mich behalten?“, fragte er schüchtern.

„Natürlich darfst du.“ Hideto fiel jedenfalls kein Grund ein, der dagegen sprach. Bei dem nächsten Täfelchen zog er die Striche besonders sorgsam. Er wollte, dass es besonders schön aussah. Weshalb er es sich genau ansah, nachdem er den Pinsel abgesetzte. Ja, damit war er zufrieden. Mit einem freudigen Lächeln legte er den Pinsel zur Seite und hielt das kleine Holzstück dem Größeren hin. „Bitte sehr. Das hier ist speziell für dich.“

Überrascht sahen ihn ein paar blaue Augen an. „Eh? Oh.“ Vorsichtig nahm er es aus den Händen Hidetos.

„Ich danke dir“, sagte er und wurde ein wenig verlegen.
 

Einige Zeit später war jedes Holztäfelchen in einem Stoffbeutel verstaut und alles auf zwei Körbe aufgeteilt. Nach einer entspannenden Tasse Tee würde Hideto sie noch segnen, auf dass sie auch wirkten.

„Willst du denn die Schachtel nicht öffnen, die du vorhin bekommen hast?“, fragte der Kleinere und hing den Wasserkessel ins Feuer.

„Schon.“ Neugierig war er dann doch. Dementsprechend stand er auf und holte die Schachtel, ließ sich anschließend wieder an seinem vorherigen Platz nieder. Das Geschenk stellte er zwischen sich und Hideto.

„Wo hast du die eigentlich her?“

„Als ich vorhin den Zaun ausgebessert habe, kam eine junge Frau auf mich zu. Sehr hübsch und in teurer Kleidung. Sie bat mich etwas zu singen, aber das konnte ich in dem Moment beim besten Willen nicht. Und ich kenne ja auch keine Lieder.“ Irgendwie stimmte ihn diese Tatsache traurig. Musik löste etwas in ihm aus und machte ihn glücklich. Aber er kannte einfach kein einziges. Betrübt strich er über den Deckel der Schachtel.

„Trotzdem wollte sie mir das hier schenken. Ich war aber auch von der ganzen Situation zu überfordert, weshalb ich es auch nicht ablehnen konnte.“

„Das wäre auch sehr unhöflich von dir gewesen.“

„Ich hatte nur nicht das Gefühl, dass ich es verdient habe.“

Zuversichtlich lächelte Hideto seinem Gegenüber zu. „Sie wird einen Grund gehabt haben es dir zu schenken.“

„Ja, wahrscheinlich“, seufzte der Japaner mit den blauen Augen und zog an den Enden der Schnur, um die Schleife zu lösen. Den Atem anhaltend hob er den Deckel an, linste dann daran vorbei, um einen ersten, zaghaften Blick auf den Inhalt werfen zu können. Er sah etwas Dunkles. Und es schimmerte ein wenig. Langsam hob er ihn ganz an.

„Was ist das?“, flüsterte er, legte den Deckel neben die Schachtel und befühlte den Stoff, der in der Schachtel lag. Für einen Moment fühlte er sich ganz kalt an.

„Das sieht aus, wie Seide.“ Neugierig war Hideto näher gerutscht.

Camui griff nun langsam in die Schachtel hinein und hob den Stoff an. Er musste sogar aufstehen, um den Gegenstand im Ganzen bewundern zu können. Es war eine Art Mantel aus dunkelblauem Stoff und am unteren Saum waren wunderschöne, goldene Verzierungen aufgestickt.

„Atemberaubend“, kam von dem Kleineren. „Das sieht aus wie etwas, das Adelige über ihrer Kleidung tragen, wenn sie an Feierlichkeiten teilnehmen.“

„Wie?“ Ja, es sah aus, als würde es einem Mann von Adel gehören. Aber wie war die Frau da ran gekommen? Camui konnte seinen Blick kaum abwenden, so sehr faszinierte ihn das Kleidungsstück.

„Irgendetwas ist seltsam“, meinte Hideto einen Augenblick später und sah recht nachdenklich aus.

„Was meinst du?“

Der Kleinere stand auf, stellte sich neben seinen Gast und schnupperte an dem Stoff. „Seltsam.“

„Was denn?“ Jetzt wollte Camui ist noch dringender wissen.

„Der Mantel riecht nach Räuchwerk. So wie das, was ich hier im Schrein verwende. Und auch ein klein wenig... nach dir.“

„Ich halte es ja auch in der Hand.“ Er verstand nicht, auf was der Mann neben ihm hinaus wollte.

„Du hast es gerade erst angefasst. Doch gerade hier am Kragen ist der Geruch ganz deutlich.“
 

Unruhig warf sich Camui in dieser Nacht auf seinem Futon hin und her. In seinem Traum sah er sich selbst. Er saß auf einer Bühne und spielte auf einer Shamisen. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Und er trug die Kleidung, die er am Nachmittag in der Schachtel gefunden hatte. Den dunkelblauen Mantel, der auf dem Boden um ihn herum ausgebreitet war, darunter den elfenbeinfarbenen Kimono, mit den goldenen Stickereien und um seine Taille den hellblauen, schlichten Obi. Zu dem Spiel auf dem Instrument schien er zu singen. Aus ganzem Herzen und mit einer Freude in seinen Augen, die er so gar nicht kannte. Sein Haar war viel länger als jetzt und fiel offen über seine Schultern.

Die Leute im Publikum und auf den Rängen trugen alle festliche Roben, noch viel aufwendiger und edler, als seine und sie waren behangen mit Gold und Juwelen. Zwischen ihnen hockten kleinere, unauffälligere Wesen, die aber dennoch herausgeputzt waren. Ähnlich, wie das kleine Mädchen, das ihm das Geschenk überreicht hatte. Doch sie sahen merkwürdig aus. Manchen wuchsen Hörner aus ihren Köpfen oder Klauen statt Händen. Einige sahen im Ganzen aus wie Tiere. Manche, wie Fische. Alles wirkte sehr skurril.

Eine Person stach ihm aber ganz besonders ins Auge. Eine Frau, die ihm genau gegenüber in einer prachtvollen Loge saß. Sie hatte einen sehr kaiserlich wirkenden Sitzplatz und eine Ausstrahlung, die einer Herrscherin würdig war. Ob das an dem sanften Leuchten lag, das von ihr ausging? Denn obwohl ihre Kleidung von den Farben gelb, rot und gold dominiert war, so war ihm, als ginge es von ihrer ganzen Person aus. Und auch ihre Augen... Traf man ihrem Blick war da sofort ein Gefühl der Geborgenheit. Ihr Haarschmuck glänzte und funkelte, als sie ihm sacht zu nickte.

Ganz allein saß er auf der Bühne. Nur er wurde von den Leuten angesehen. Und sie sahen glücklich aus. Wegen seinem Gesang?

Sein Lied endete und alle fingen an ihm zu applaudieren. Das war ein schönes Gefühl. Suchend wanderte wieder zu der leuchtenden Frau. Sie lächelte und sagte: „Gut gemacht, Camui.“ Ihre Stimme war sanft und auch ein wenig mütterlich. Er senkte seinen Kopf dankbar in einer Verbeugung.

Der Vorhang schloss sich, die Szene dunkel.

Sein Bewusstsein kehrte zurück und ließ ihn erwachen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
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damit ungefähr klar ist, was ich mit 'Mantel' meine ^^; Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shimanai
2014-07-30T12:10:50+00:00 30.07.2014 14:10
Es geht wieder weiter^^

Kleines Fehlerchen: heißt es nicht "Zannen"?

ansonsten wieder einmal ein sehr schönes Kapitel in welchem die Verwirrung sehr gut rüberkommt^^
Antwort von:  Cookie-Hunter
30.07.2014 23:29
Schön, wieder von dir zu lesen :)

Ich hab nochmal in mein Lehrbuch geguckt. Hattest recht :D Werde das mal schnell umändern gehen.
Gut, dass du aufpasst. Freut mich.

Und auch schön, dass du noch gefallen an der FF findest. Werde mir auch weiterhin viel Mühe geben
Von:  xxReikaxx
2014-07-30T10:59:49+00:00 30.07.2014 12:59
Yatta!!
*________*
Es geht weiter !

*liest*
...

bin wieder mal begeistert
*_*
den Traum hatte er sicher nicht grundlos ò__ó
*gespannt ist*
Antwort von:  Cookie-Hunter
30.07.2014 23:29
Nein, den Traum hatte er garantiert nicht grundlos ;)
Doch das kommt dann im nächsten Part.


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