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Der letzte Raubzug

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Jaja, von wegen schneller... Komplett anzeigen

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Heim

Leises Schluchzen zog seine Aufmerksamkeit auf sich, weshalb er sich aufsetzte.

„Hideto-kun?“

Langsam bewegte er sich auf den anderen Mann zu, der ihm aus heiterem Himmel in die Arme fiel.

„Ich hatte solche Angst“, gestand der Gottesfürchtige, während er sich ganz fest an den Größeren presste. „Ich habe gedacht, ich müsste sterben.“

Nach einem kurzen Moment der Überraschung legte Camui zögerlich seine Arme um ihn und strich ihm behutsam über den Rücken.

„Ich weiß.“

Aber zum Glück lebten sie beide noch. Wer weiß, ob sie jemals gefunden worden wären, wenn sie hier heruntergefallen wären.

Eine Weile saßen sie einfach nur da, versuchten ihre schnell schlagenden Herzen zu beruhigen, während die Sonne immer weiter hinter dem Horizont verschwand und es immer kälter wurde.

„Wir sollten uns auf den Rückweg machen, Hideto-kun. Die Dämmerung ist gleich zu Ende. Wer weiß, wie gut wir den Weg zurück bei Nacht finden.“ Gerne würde er ihm erlauben sich die Zeit zu nehmen, bis er sich beruhigte. Es war nur zu befürchten, dass sie so im Dunkeln in eine ähnliche Situation geraten würden.

Hideto war sehr bemüht sich wieder zu sammeln. Weinen konnte er später noch. Immerhin sah auch er ein, dass es wirklich Zeit wurde aufzubrechen. Wehmütig bewunderte er ein letztes Mal die Aussicht. Sein einstiger Lieblingsort hatte sich in einen Platz gewandelt, den er so schnell nicht wieder sehen wollte. Seufzend rappelte er sich vorsichtig auf, um nicht wieder weg zu rutschen, klopfte sich ein wenig Schnee von seiner feuchten Kleidung.

Camui, der es ihm gleich getan hatte, ging zwei Schritte voraus und hielt ihm nun eine Hand hin, an der er sich festhalten sollte. Was er auch bereitwillig tat und, so ungern er es auch zugeben wollte, ihn ungemein erleichterte. Diese Hand hatte ihm das Leben gerettet. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte er den Größeren damals nicht bei sich aufgenommen und gesund gepflegt. Bestimmt wäre er auch alleine hier hoch gekommen. Und dann... Dann wäre das eben nicht so gut ausgegangen. Dankbar drückte er die Hand, die seine hielt und schloss schnell zu dem anderen Mann auf.

Vorsichtig schlitterten sie den Hang hinab, was mindestens ebenso die Nerven flattern ließ, wie die Situation vorhin da oben. Sicher unten angelangt klammerte sich der Gottesfürchtige an den Größeren. Den Halt brachte er gerade. Und auch, wenn hier noch weitere Leute gewesen wären, so wäre Camui der einzige gewesen, an den er sich hätte klammern wollen.

„Danke, Camui-kun.“ Erneut war er den Tränen nahe, weshalb er sein Gesicht ein wenig in dem dunkelgrauen Stoff der Jacke vergrub. „Und tut mir Leid, dass ich uns hier her gebracht hab.“

„Nicht doch. Die Aussicht war wirklich schön“, lächelte er. „Ich bin auch unglaublich froh darüber, dass ich noch genug Kraft in den Armen hatte, um dich zu halten.“

„Nicht nur du“, murmelte der Kleinere und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. „Wollen wir weiter? Bevor mir doch noch die Beine weg knicken.“

„Natürlich.“

Von dem Tageslicht war hier unten nicht mehr viel über. Eigentlich gar nichts mehr. Zu ihrem Pech war der Mond zur Zeit auch nichts weiter als eine dünne Sichel am Firmament, die nicht wirklich viel Licht spenden konnte. Da half auch der helle Schnee nicht mehr viel. Ungefähr wussten sie ja die Richtung. Dennoch, es war kein einfaches Unterfangen.
 

„Was für ein Sturkopf“, grummelte der Gott. War aber insgeheim froh, dass beide überlebt hatten. „Ich habe ja gesagt, dass es eine dumme Idee ist unter den Menschen zu wandeln.“

„Aber wenn er wieder kommt, hat er bestimmt ein paar schöne, neue Lieder“, schwärmte eine der Göttinnen.

„Das ist nur leider das Problem: Wenn. Wenn er sich nicht erinnert hört er auf zu existieren. Dann kannst du ihm nie wieder zuhören.“

„Ich wüsste ja zu gern“, unterbrach eine recht tiefe Frauenstimme die Unterhaltung, „was es ist, das er sucht. Was der Schlüssel zu seinen Erinnerungen ist.“ Mit Genuss dachte sie daran, wie das kleine Goldkelchen ihr persönlich vorgesungen und ihr dabei schöne Augen gemacht hatte. Ihr bestätigt hatte, dass sie schön und begehrenswert war.

„Ja“, hörte man es verächtlich aus einer anderen Ecke schnauben, „das wüsste ich auch zu gerne. Man sollte meinen, dass er es bei der langen Zeit, die er schon da unten herumläuft, längst gefunden hat.“

„Und mehr, als einen Denkanstoß wie den von neulich, können wir auch nicht machen“, war fein anderer Gott ein.

„Warum eigentlich noch mal nicht?“

„Wegen dem Bann, den dieser Schwachsinnige über sich gelegt hat, du Dummkopf. Er war der Überzeugung, wenn er es nicht schafft zu finden, was er sucht, dann hat er es nicht verdient, weiterhin ein Gott zu sein. Und dass auch seine Erinnerungen von allein wiederkehren müssen, sonst löst er sich sofort in nichts auf.“

„Und genau das ist das eigentliche Problem“, hörte man eine Frau mit einer melodischen, besorgten Stimme sagen. Es war das erste Mal, dass sie ihre Stimme bei diesen Gesprächen verlauten ließ. Sofort verstummten alle anderen und sie wurde von allen Anwesenden ehrfürchtig angesehen. „Wir verlieren immer mehr unserer Verbündeten und unserer Freunde. Unsere Reihen werden von Jahrhundert zu Jahrhundert lichter.“ Sie erhob sich von ihrem Platz und setzte erhaben einen Fuß vor den anderen, als sie in die Mitte des Raumes schritt, in dem sie sich befanden. Von hier aus betrachteten sie über eine große Kugel die Geschehnisse auf der Erde. Und seit neuestem ganz besonders die von Camui.

„Dieses Sterben ist eine Tatsache, die ich nicht mehr mit ansehen will. Gerade darum ist es umso wichtiger, dass wir ihn nach Hause holen. Zu uns.“ Traurig sah sie hoch zu der Kugel, legte vorsichtig eine Hand darauf und betrachtete den Mann, um den sie sich alle sorgten.
 

Camui war mehr als nur erleichtert als sie wieder am Schrein ankamen. Ihr Weg hatte sich als sehr beschwerlich erwiesen. Ein Glück, dass sie irgendwann die Musik aus dem Vergnügungsviertel der Stadt hatten hören können, der sie dann auch gefolgt waren.

Auf dem gesamten Weg zurück hatte sich Hideto an ihn geklammert. In den letzten Monaten hatte er gelernt, dass sein Retter ein sehr sensibler Mensch war. Diese Nah-Tod- Erfahrung musste ihm daher sehr schlimm zugesetzt haben. Deswegen ließ er ihn sich auch so fest halten. Außerdem war es auch ihm lieber, wenn jemand in seiner Nähe war, wo so ein dunkler Wald doch immer wieder für Gefahren gut war. In der Stadt fiel dann kaum jemandem auf, dass sie so durch die Straßen liefen und so lange Camui seinen Blick gesenkt hielt, zogen sie auch keine große Aufmerksamkeit auf sich. Als ob seine blauen Augen der einzige Grund dafür waren, dass die Leute ihn manchmal so anstarrten.

Erleichtert konnten sie irgendwann den Umriss des Torii wahrnehmen.

„Wir sind da“, flüsterte Hideto erleichtert. Jetzt fühlte er sich schon sicherer. Hier war er behütet groß geworden und musste kein Leid fürchten.

An der Schiebetür zu ihren privaten Räumen blieb Camui stehen.

„Soll ich noch eben die Lichter rund um den Schrein entzünden?“, fragte er den kleineren Mann neben sich, aber dessen zögerlicher Blick verriet ihm, dass es wohl besser war ihn nicht allein zu lassen. „Schon gut, ich komme mit rein. Wir können uns ja noch einen Tee aufsetzen. Klingt das gut?“

„Hai“, kam es gehaucht von dem Anderen, der sich, sobald sie im Eingangsbereich standen, immer noch etwas abwesend benahm. Daher übernahm Camui dann die Aufgabe ihn aus Winterjacke und Schuhen zu befreien und ihn anschließend in den Wohnraum zu führen, wo er ihn an die Feuerstelle setzte. Als nächstes schichtete er ein wenig Holz auf und entfachte die Glut mit etwas getrocknetem Gras von neuem, damit es warm hier drinnen wurde und er Wasser für den Tee kochen konnte. Aus einem Krug, den sie am morgen erst mit frischem Wasser gefüllt hatten, schüttete er etwas in einen Kessel, den er sogleich über das Feuer hängte. Als nächstes bereitete er zwei Tassen mit grünem Tee vor, die er mit zur Feuerstelle nahm. Ganz nah bei dem Anderen ließ er sich nieder. Nach einem Blick zu jenem musste er etwas seufzen. Noch immer sah Hideto etwas blass und abwesend aus.

Schweigend sah Camui in das Feuer, welches immer stärker wurde, und bekam gar nicht mit, wie das Wasser anfing zu brodeln.

„Du kannst das Wasser jetzt herunter nehmen“, hörte er jemanden plötzlich neben sich sagen.

„Wie? Ah... Wakarimashita.“ Sofort tat der Blauäugige, wie ihm geheißen. Mit einer Stange zog er den Kessel von der Feuerstelle weg und hob ihn, die Hand mit ein paar Tüchern umwickelt von dem Haken, goss ihnen beiden dann den Tee auf.

Noch während er das tat, spürte er, wie sich jemand an ihn lehnte. Die Kanne hängte er wieder auf den Haken und er löste das Stofftuch von seiner Hand.

„Hier“, sagte er sanft und stellte eine Tasse vor Hideto.

„Danke“, hörte er ihn flüstern, merkte aber auch, wie jener nach seiner freien Hand tastete. Ohne zu zögern, legte er seine auf die des Kleineren, hielt sie sanft fest.
 

Als Camui am nächsten Morgen erwachte, traute er für einen Moment seinen eigenen Augen nicht. Schnell erschien jedoch ein wissendes, sanftes Lächeln auf seinen Lippen. Beschützend legte er seine Arme um den zierlichen Körper, der sich in der Nacht mit unter seine Decke geschlichen hatte und zog ihn etwas enger an sich. Er freute sich, dass er ein wenig von der Fürsorge, die er hier von dem Anderen erfahren hatte, zurück geben konnte. Seine Augen schlossen sich wieder. Ein bisschen konnten sie noch schlafen. Es würde ihnen jedenfalls nicht schaden.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Irgendwie hatten die FF und ich einen kleinen Beziehungsstreit. Ich wurde in letzter Zeit einfach nicht warm mit ihr. Aber jetzt hatten wir ein bisschen Zeit für uns und konnten uns neu kennen lernen. Das hat geholfen. Jetzt geht es hoffentlich wieder bergauf mit uns beiden ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  xxReikaxx
2014-07-04T21:22:47+00:00 04.07.2014 23:22
Ahhhhw
Bei dem Ende schmelze ich dahin...
*_______________*
Antwort von:  Cookie-Hunter
07.07.2014 20:27
*eimer hol* *dich aufwisch*
Ich schau mal, dass ich das noch das ein oder andere Mal hinkriege ;)


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