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Mukashi Mukashi

Once Upon a Time (Takari)
von

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Shinjitsu (Wahrheit)

Mukashi Mukashi...
 

Once upon a time…
 

Es war einmal...
 

Es war einmal und war auch nicht, jenseits der uns bekannten Datenbahnen, hinter den sieben verwunschenen Servern, geheimnisvoll verborgen auf der Rückseite des www. eine verzauberte Welt, die noch nie ein Mensch betreten hatte.
 

Diese Welt war die Heimat der Digimon, kleiner fröhlicher Wesen, die glücklich und sorglos in den Tag hineinlebten. Eine Welt des Friedens und des Frohsinns, in der man das Böse nicht kannte.
 

Aber, in den Wirren der Computerviren, gab es noch eine andere Welt, einen grauenvollen Ort der Finsternis, an dem schreckliche Dämonen hausten und gar furchtbare Monster ihr Unwesen trieben. Voll Neid und Mißgunst blickten die Dämonen in die kleine, friedliche DigiWelt hinauf und schmiedeten hinterhältige Pläne, wie sie die Macht über diese Welt erringen und sie in ewige Dunkelheit stürzen konnten.
 

Und so geschah es, daß eines Tages ein mächtiger Gott des Bösen seine Armee der Dunkelheit in die DigiWelt führte, wo sie großes Unheil anrichtete und furchtbares Leid über die unglücklichen Digimon brachte.
 

Als aber die Not am größten war, kamen zwei Menschenkinder in die Welt der Digimon, ein Junge und ein Mädchen. Gemeinsam mit ihren Digimon Partnern stellten sie sich dem bösen Gott mutig entgegen. Da sie aufrichtig und guten Willens waren, verliehen ihre reinen Herzen den Digimon Partnern die Kraft auf ein höheres Level zu digitieren. Aber all dies reichte nicht aus, um den finsteren Dämon zu besiegen.
 

Als sie aber schon glaubten, daß alles verloren war, und ihre Digimon Partner besiegt am Boden lagen, da verlieh die Kraft der Liebe, die sie füreinander empfanden, den Digimon neue Energie. Nur durch die Kraft dieser Liebe erreichten ihre Digimon Partner das Megalevel und konnten den bösen Gott schließlich besiegen. Sie verbannten ihn für immer in die Welt der Finsternis zurück und versetzten ihn in einen tiefen Schlaf
 

Der Dämon schwor fürchterliche Rache und prophezeite ihnen, daß er zurückkommen und ihre Herzen mit Dunkelheit umhüllen werde. Aber die Kinder hatten keine Angst vor ihm. Sie wußten ja, daß ihre Liebe stärker sein würde, als jede Dunkelheit.
 

Alle Digimon jubelten, als sie erfuhren, daß sie endlich von den bösen Mächten befreit waren. Gemeinsam mit den beiden Kindern feierten sie ein riesengroßes Freudenfest, bei dem gesungen, getanzt und gelacht wurde. Als das Fest vorüber war, kehrten die beiden Kinder wieder in die reale Welt zurück. Sie wurden erwachsen, heirateten und hatten wieder Kinder, die ihrerseits in die DigiWelt gingen. Und so ging es weiter bis zum heutigen Tage und so wird es auch in Zukunft sein, bis in alle Ewigkeit.
 

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
 

Owari
 

* * *
 

Mukashi Mukashi

Part 3: Shinjitsu
 

“Hikari-chan! Hikari-chan, wach auf!“
 

Eine laute Stimme riß sie aus dem Schlaf und eine Hand schüttelte sie an der Schulter. “Takeru-kun und Iori-kun sind weg! Patamon und Armadimon auch!“
 

Verschlafen blinzelte Hikari in die Sonne, die nun schon ziemlich hoch stand. So war sie also doch wieder eingeschlafen, sie hätte es nicht für möglich gehalten.
 

Sie setzte sich auf. “Beruhige dich Miyako-san, es gibt eine ganz einfache Erklärung dafür. Die beiden sind schon losgezogen, um nach der Festung des Digimon Kaisers zu suchen. Wir hatten uns doch gestern überlegt, daß wir uns aufteilen, weißt du nicht mehr?“ Sie kramte nach ihrem DigiTerminal. “Wahrscheinlich haben die beiden uns schon gemailt.“
 

“So eine Gemeinheit!“ schimpfte Daisuke. Er krabbelte aus seinem Schlafsack und schob sich seine Fliegerbrille in die rotbraune Stachelfrisur. “Ich wär‘ viel lieber mit den Jungs mitgegangen!“
 

“Ja, sie hätten ihn wirklich mitnehmen können!“ stimmte Miyako zu. “Jetzt haben wir ihn den ganzen Tag am Hals!“
 

Als Antwort streckte Daisuke ihr die Zunge heraus.
 

“Da ist tatsächlich eine Nachricht von Takeru-kun.“ Hikari öffnete die Mail auf ihrem DigiTerminal. “Er gibt uns Bescheid, wo sie sie schon überall gesucht haben. Wir könnten nach Westen, an der Küste entlang, in diesen Gebieten waren sie noch nicht. Sehr weit kann die Festung nicht sein, da wir sie ja erst letzte Nacht gesehen haben.“
 

“In Ordnung.“ Auch Miyako griff nach ihrem DigiTerminal. “Ich schreib‘ Iori-kun und Takeru-kun zurück, daß wir an der Küste entlang suchen. Falls wir etwas finden, melden wir uns. Wir sollten auch Koushirou-sempai und den Jungs im Camp Bescheid geben.“
 

“Immer wollt ihr bestimmen,“ schimpfte Daisuke. “Ich werde überhaupt nicht nach meiner Meinung gefragt!“
 

“Hast du denn einen besseren Vorschlag, was wir machen sollen?“ fragte Miyako zweifelnd. “Im Landesinneren waren wir schon, und übers Meer können wir sowieso nicht, da ein gewisser Jemand hier kein Digimon hat, das schwimmen oder fliegen kann.“
 

“Schon gut,“ maulte Daisuke. Er hob sein DigiVice. “Yosh, machen wir uns auf den Weg!“
 

“Digimental up!“ erklang es gleichzeitig aus drei Kehlen und das funkelnde Licht der Digitation hüllte die Digimon Partner ein.
 

“V-Mon… armor shinka – Odoroku no Yuujou: LighDramon!

V-Mon… ArmorDigitation zu – Erstaunliche Freundschaft: LighDramon!“
 

“Hawkmon… armor shinka – Habataku Aijou: Horusmon!

Hawkmon… ArmorDigitation zu – Geflügelte Liebe: Horusmon!“
 

“Tailmon... armor shinka – Hohoemi no Hikari: Nefertimon!

Tailmon... ArmorDigitation zu – Lächeln des Lichts: Nefertimon!“
 

* * *
 

Langsam verschwand der schmale Küstenstreifen am Horizont. Nur eine winzige Linie schien das Meer noch vom wolkenlosen Himmel zu trennen.
 

Pegasmon stieg hoch in die Lüfte auf. Seine Schwingen nützten die Aufwinde, dadurch konnte er seine Kräfte schonen. Obwohl sie nun schon einige Stunden unterwegs waren, zeigte er noch keine Anzeichen von Müdigkeit.
 

Das Meer unter ihnen blieb ruhig, nur dann und wann schlugen ein paar kleine Wellen auf. Unter der Wasseroberfläche suchten Iori und Submarimon ebenso angestrengt nach einer Spur der schwebenden Festung wie es ihre Mitstreiter in den Lüften taten. Zwar wußten die DigiRitter nicht, ob die Festung auch tauchen konnte, hielten es aber für durchaus möglich. Ihr Feind war sicher auf alles vorbereitet.
 

“Neuigkeiten von Koushirou?“ blinkte die Mail auf Takeru’s DigiTerminal.
 

“Bisher nicht.“ gab er Iori zur Antwort.
 

“Wirklich nicht?“ fragte Pegasmon. “Du hast ihm doch gestern alle uns bekannte Koordinaten der Festung gemailt und ihn gebeten, eine ungefähre Flugbahn zu berechnen. Aber den anderen hast du nichts davon gesagt.“
 

Es überraschte ihn nicht, daß Pegasmon Bescheid wußte. Vor seinem Digimon konnte ein DigiRitter nicht viele Geheimnisse haben.
 

“Versteh‘ mich bitte nicht falsch, Pegasmon. Ich bin kein Hitzkopf, der einfach losrennen, und alles allein schaffen will. Wenn Iori-kun und ich Hilfe brauchen, werden wir die Mädchen auf alle Fälle rufen. Damit hab‘ ich überhaupt kein Problem.“
 

Er machte eine kurze Pause und fügte hinzu. “Aber solange wir nichts Genaues wissen, besteht kein Grund sie unnötig in Gefahr zu bringen.“
 

“Womit du sagen willst, du hast sie lediglich in das Gebiet geschickt, in dem die Festung mit höherer Wahrscheinlichkeit nicht ist.“
 

“Allerdings, Pegasmon. Mehr als Wahrscheinlichkeiten haben wir auch nicht, denn selbst Koushirou kann in diesem Fall nur ungenaue Berechnungen anstellen. Wir können ja nicht ahnen, ob die Festung nicht plötzlich Kurs oder Geschwindigkeit ändert.“
 

“Dir ist bewußt, daß Hikari und Miyako sich hintergangen fühlen werden, wenn sie es herausfinden. Sie werden denken, du hättest kein Vertrauen zu ihnen.“
 

“Ich weiß.“ Betrübt starrte Takeru hinunter auf die glitzernde Wasseroberfläche. Würden die Mädchen seine Handlungsweise verstehen? Und Hikari, würde sie ihm diesen Vertrauensbruch verzeihen können? Oder würde sie gar… Er wollte den Gedanken nicht zu Ende denken.
 

“Dann gibt es nur eins, das ich noch nicht verstehe. Warum habt ihr Daisuke bei den Mädchen gelassen?“
 

“Weil...“ Takeru überlegte, ob er seinem Digimon alles erzählen sollte oder nur einen Teil, aber er entschied sich schließlich für die Wahrheit. “Zum einen möchte ich die Mädchen nicht allein lassen, und zum anderen… Daisuke-kun ist ein guter Freund und ein tapferer Kämpfer, aber ich fürchte, der Aufgabe, die vor uns liegt, ist er nicht so ganz gewachsen.“
 

“Nicht gewachsen?“ fragte Pegasmon. “Nun, vielleicht möchtest du mir endlich einmal erzählen, was du eigentlich vorhast, Takeru?“
 

“Du hast recht.“ Takeru beugte sich vor und klopfte Pegasmon den Hals. “Ich hätte dir schon längst reinen Wein einschenken sollen.“
 

* * *
 

Eine lange Kette von dunklen Türmen zog sich unter ihnen die Küste entlang. Sie standen in Reih und Glied wie Soldaten der Finsternis.
 

Innerlich schauderte es Hikari und sie unterdrückte den Wunsch, ihre Mission zu vergessen und diese Ausgeburten des Wahnsinns mit Nefertimon’s Hilfe in Stücke zu schießen. Sie wurde einfach das Gefühl nicht los, diese Türme früher schon einmal gesehen zu haben, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wo und wann das gewesen sein sollte. Spielte die Erinnerung ihr einen Streich? Oder hatte es etwas mit ihren Alpträumen zu tun?
 

Der Signalton ihres D-Terminals riß sie aus ihren trüben Gedanken. Vom Bildschirm blinkte ihr eine neue Mail entgegen.
 

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Von: Izumi Koushirou

An: Alle
 

Habe die Daten, die Takeru mir gestern geschickt hat, nochmals überprüft und ausgewertet. Anbei findet ihr eine Karte mit einem alternativen möglichen Kurs der Festung, den ich euch berechnet habe, zusätzlich zu dem alten Kurs, den ich Takeru gestern abend gemailt habe. Zusätzlich sind alle weiteren Gebiete auf der Karte, je nach Wahrscheinlichkeit, daß sich die Festung dort befindet verschiedenfarbig gekennzeichnet.
 

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Hikari saß im ersten Moment wie erstarrt und ihre Finger krallten sich fester in Nefertimon’s Mähne. Koushirou hatte also schon gestern Abend einen möglichen Kurs berechnet und ihn an Takeru gemailt? Wieso hatte Takeru nichts davon erwähnt? Was hatte das zu bedeuten?
 

Ein Blick auf die Karte bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen. Beide Kurse, die Koushirou berechnet hatte, führten von der Küste weg ins offene Meer. Takeru hatte genau gewußt, was er tat, als er heute morgen mit ihr gesprochen und die Gebiete eingeteilt hatte.
 

Das Gebiet, welches Miyako, Daisuke und sie selbst untersuchten, war grün gekennzeichnet. Das bedeutete Entwarnung. Die Digimon Kaiser Festung befand sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht einmal in der Nähe der Küste.
 

“Hikari-chan!“ Miyako hatte die Geschwindigkeit gedrosselt, so daß Horusmon nun neben Nefertimon herflatterte. “Wir sollten aufs Meer hinaus fliegen und da nach der Festung suchen. Vielleicht haben Takeru-kun und die anderen sie schon gefunden. Oder was meinst du?“
 

“Ja, laß uns dort weitersuchen. Ich gebe nur schnell Daisuke-kun Bescheid, daß er auf uns warten soll. Nefertimon, würdest du bitte wenden?“
 

“Aber natürlich.“ Nefertimon flog einen Halbkreis und wandte sich dem offenen Meer zu. Hikari fühlte ein Zittern durch ihren Körper laufen und ihr Herz krampfte sich zusammen. Hatte Takeru das etwa mit Absicht getan?
 

Vertraute er ihr nicht mehr? Aber warum, sie hatte ihm doch nie einen Grund dazu gegeben? Egal, was geschah, sie würde sein Vertrauen niemals mißbrauchen.
 

Aber offenbar dachte Takeru anders darüber.
 

* * *
 

“Ich weiß, daß es so aussehen muß, als würde ich unüberlegt losstürmen und mich in Gefahr bringen,“ begann Takeru. “Aber so ist das ganz bestimmt nicht. Ich möchte eigentlich nur...“
 

“Takeru-han, Takeru-han!“
 

Tentomon, das sich ebenfalls an der Suche beteiligte, kam ihnen entgegengeflattert. “Habt ihr schon etwas gefunden?“
 

“Leider nein.“ Wie es schien, hatten Koushirou’s Berechnungen ihnen doch nicht zum Erfolg verhelfen können. Obwohl die Festung mit höchster Wahrscheinlichkeit hier in der Nähe sein mußte, so war doch keine Spur von ihr zu entdecken. Vielleicht sollten sie besser...
 

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Von: Hida Iori

An: Alle
 

Die Festung ist aufgetaucht. Wir werden versuchen, uns durch eine Höhle hineinzuschleichen.
 

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“Natürlich.“ Takeru schlug sich gegen die Stirn. “Die Festung ist unter Wasser, genau wie wir es schon einmal vermutet haben. Hoffentlich ist Iori-kun vorsichtig. Es behagt mir gar nicht, daß er allein da rein will.“
 

“Wolltest du nicht genau dasselbe tun?“ fragte Pegasmon zurück.
 

“Ja, schon, aber das ist doch was anderes,“ versuchte Takeru sich zu rechtfertigen. “Ich bin älter als Iori, ich habe mehr Erfahrung und...“ Er brach ab, als ihm bewußt wurde, daß er selbst bei seinen ersten Abenteuern in der DigiWelt noch ein ganzes Jahr jünger gewesen war als Iori jetzt.
 

Nun, zumindest war Iori für sein Alter vernünftig und vorsichtig. Das war ja auch der Grund gewesen, warum Takeru sich dafür entschieden hatte, mit ihm zusammen ein Team zu bilden. “Du hast recht, Pegasmon, wir sollten Iori-kun und Submarimon vertrauen. Ich sag’ ihm einfach, daß er vorsichtig sein soll. Und sobald...“
 

Ein heftiges Zittern lief durch den gesamten Körper des Digimons, und es stieg plötzlich in die Höhe wie ein scheu gewordenes Pferd. Takeru wuschelte ihm durch die Mähne, um es zu beruhigen. Schon den ganzen Weg hierher war Pegasmon sichtlich nervös gewesen und mittlerweile glaubte Takeru nicht mehr, daß es nur mit der Suche zusammenhing. Digimon hatten feinere Sinne für ihre Umgebung, sie spürten, wenn etwas nicht in Ordnung war.
 

Und er war derjenige unter den DigiRittern, der das stärkste Gespür für die Digimon hatte...
 

Nein, etwas war nicht in Ordnung und jetzt sah Takeru es auch. Vor ihnen zog das Wasser sich zusammen und bildete einen riesigen Strudel. Es war, als würde ein Loch tief unter der Oberfläche des Meeres das Wasser in sich hineinsaugen.
 

Und auch das Wasser selbst... es sah irgendwie merkwürdig aus. Finster. Nebelhaft. Unwirklich. Obwohl der Strudel tief unter ihnen lag, hatte Takeru das Gefühl von ihm ergriffen und eingesaugt zu werden.
 

Er riß sich mit Gewalt von dem Anblick los, doch selbst als er sich wieder der Sonne zuwandte, spürte er immer noch, wie die Kälte langsam in ihm nach oben kroch. Mit klammen Fingern zog er sein D-Terminal hervor, um die anderen zu warnen. Dieser Strudel war keine natürliche Bewegung des Wassers, er war wie ein Riß in der Wirklichkeit, ein Tor zu etwas, das es eigentlich gar nicht geben durfte. Wenn einer von ihnen dort hineingeraten würde, dann...
 

Nein, er wollte sich gar nicht erst ausmalen, was dann geschehen würde.
 

Etwas bewegte sich unter der Oberfläche. Es war ein riesiger schwarzer Schatten, der sich durch die wirbelnden Wassermassen schob, genau auf das Zentrum des Strudels zu. Takeru kniff die Augen zusammen, um es deutlicher zu erkennen und versuchte gleichzeitig, nicht ein weiteres Mal in diese furchtbare Leere zu blicken.
 

“Takeru-han, das da unten ist die Festung.“ Offenbar konnte Tentomon den Schatten mit seinen Insektenaugen besser erkennen. “Es ist die Festung des Digimon Kaisers.“
 

“Iori-kun und Armadimon sind da drinnen.“ Entsetzt folgte Takeru dem riesigen unförmigen Schatten mit den Augen. Dieser wahnsinnige Digimon Kaiser steuerte seinen Stützpunkt wirklich genau in die Mitte des Strudels. Was immer er dort vorhatte, es konnte nichts Gutes bedeuten.
 

Das D-Terminal fiepte leise. Die Mail an Iori war mit einer Fehlermeldung zurückgekommen.
 

“Hört mir zu, ich weiß, daß ihr Angst vor dem Ding habt,“ wandte sich Takeru an die beiden Digimon. “Ich hab’ auch Angst. Aber wir müssen irgendwie in die Festung rein und Iori-kun warnen. Meine Mails erreichen ihn nicht, und er hat wahrscheinlich gar keine Ahnung in welcher Gefahr er sich gerade befindet.“
 

’Eine Gefahr in die ich ihn gebracht habe’, fügte Takeru in Gedanken hinzu, auch wenn er es nicht laut aussprach. Schließlich war es seine Idee gewesen, Iori mitzunehmen. Wenn dem Kleinen da drinnen etwas zustieß, so war er, Takeru, derjenige, der dafür die Verantwortung trug.
 

“Nun, solange die Festung sich unter Wasser befindet, können wir nicht viel ausrichten,“ stellte Tentomon fest. “Ich kann nicht ins Wasser wegen meiner Flügel und auch Pegasmon kann sich dort nicht sehr gut fortbewegen.
 

“Aber vielleicht haben wir Glück und sie taucht auf,“ überlegte Pegasmon. “ Dann könnten wir nach einem Eingang suchen.“
 

Takeru spähte angestrengt nach unten. “Tentomon kannst du vielleicht erkennen, wie die Festung sich bewegt?“
 

“Nun, soweit ich das sehen kann, schwimmt sie immer noch zur Mitte des Strudels, aber abgesehen davon bewegt sie sich nach oben zur Wasseroberfläche hin. Es ist sehr wahrscheinlich, daß sie bald aus dem Wasser auftauchen wird.“
 

Gut, das waren wenigstens positive Neuigkeiten. Und einen geheimen Eingang mußte es auch geben, schließlich hatten sich auch Armadimon und Iori in die Festung einschleichen können.
 

“Takeru-han! Takeru-han, sieh dort!“ Tentomon schwirrte nach unten, obwohl seine Fühler zitterten und er wahrscheinlich am liebsten genau in die Gegenrichtung geflogen wäre. Aber die Digimon waren tapfer und man konnte sich auf sie verlassen.
 

Takeru schluckte. “Los geht’s, Pegasmon. Wir schaffen das.“
 

* * *
 

“Oh, diese Jungs!“ Miyako ballte die Hand zur Faust und schüttelte sie in eine unbestimmte Richtung. “Sie haben uns mit Absicht in eine falsche Richtung geschickt! Hast du die Mail gelesen, Hikari-chan? Hier steht, daß Koushirou-sempai die Daten schon gestern Abend an Takeru-kun geschickt hat. Hast du davon gewußt?“
 

Ohne eine Antwort zu erwarten, schimpfte sie weiter: “Und jetzt hat Iori-kun auch noch die Festung gefunden. Oh, Mann! Wir sind ein Team und sollten auch alle zusammen arbeiten. Diese dummen Alleingänge sind doch so was von lächerlich!“
 

Hikari gab ihr keine Antwort, sondern ließ sie stattdessen schimpfen; sie wollte Miyako nicht noch zusätzlich anstacheln. Innerlich jedoch fühlte sie genauso. Was hatte sich Takeru bei der ganzen Sache nur gedacht? Was hatte sie nur getan, um sein Vertrauen zu verlieren?
 

Inzwischen hatten sie die Küste weit hinter sich gelassen und folgten Koushirou’s Kurs aufs offene Meer hinaus. Es konnte nicht mehr allzu lang dauern, bis sie den Ort erreicht hatten, an dem sich die Festung angeblich befinden sollte. Würden sie noch rechtzeitig ankommen, um den Jungs zu helfen? Oder würde es für jede Hilfe zu spät sein?
 

“DIE MACHT DER DUNKELHEIT, DIE DU VON MIR GENOMMEN HAST, KANNST DU SIE AUCH BEHERRSCHEN?“
 

Diese Stimme... was war das für eine Stimme?
 

Nein! Es war nicht real! Hikari preßte die Hände auf ihre Ohren.
 

Da war keine Stimme. Sie hatte sich getäuscht. Es war ein Alptraum, nein... nicht einmal das, es war nur die Erinnerung an einen Alptraum. Sie durfte sich davon nicht verängstigen lassen.
 

“DIE MACHT DER DUNKELHEIT, DIE DU MIR GESTOHLEN HAST, WIRST DU IHR AUCH DEN GEBÜHRENDEN RESPEKT ERWEISEN?“
 

Ein leiser Aufschrei entfuhr ihren Lippen und sie hielt die Hand vor den Mund, um ihn zu unterdrücken. Ein Bild stieg vor ihrem inneren Auge auf, das Bild einer riesigen Blumenwiese, die sich am Horizont verlor. Blumen, überall Blumen und eine sah haargenau aus wie die andere. Aber keine von ihnen duftete. Weil es viel Zeit und Kraft kostete, Wünsche zu erfüllen, und weil man für jeden Wunsch ein Stück von sich selbst geben mußte.
 

“Hikari, was hast du?“ wollte Nefertimon wissen. “Rede doch mit mir.“
 

“Bitte mach’ dir keine Sorgen um mich, Nefertimon.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln und sofort wurde alles schon ein kleines bißchen leichter. “Mir geht es gut.“
 

“Wolltest du nicht damit aufhören, deine Probleme immer nur mit dir selbst auszumachen?“ fragte Nefertimon zurück.
 

“Ich weiß.“ Sie schmiegte sich enger an den Hals ihrer Digimon Partnerin und wuschelte ihr durch die Mähne. “Aber es ist wirklich nichts Schlimmes. Ich hab’ mich nur an einen von den Alpträumen erinnert, die ich früher immer hatte. Und das hat mir Angst gemacht.“
 

“Ich verstehe. Vielleicht hängt es damit zusammen, daß die Macht der Dunkelheit hier ganz in der Nähe ist. Ich kann sie spüren.“
 

“Du kannst was?“ fragte Hikari erschrocken. Was hatte das zu bedeuten? Dies hier war doch die DigiWelt und nicht das seltsame Meer, das sie vor einigen Monaten in seinen Bann gezogen hatte. Wie kam die Macht der Dunkelheit hierher?
 

Oder hatte es überhaupt nichts mit dem Meer zu tun? Waren vielleicht bösartige Digimon in der Nähe, die sich dieser Macht bedienten?
 

Oder nein...
 

Ein schrecklicher Verdacht stieg in ihr auf. Was, wenn sie selbst die Ursache für all dies war? Diese seltsame Stimme hatte ihr doch vorgeworfen, sie hätte die Macht der Dunkelheit gestohlen und würde sie jetzt für ihre Zwecke mißbrauchen.
 

Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so etwas Schreckliches getan zu haben. Aber was, wenn es doch geschehen war? Was, wenn sie, ohne es zu wollen, ein solches Verbrechen begangen hatte, mit Mächten und Kräften gespielt hatte, die ihr nicht zustanden? Sie hatte besondere Kräfte, das wußte sie schon seit ihrer ersten Reise in die DigiWelt. Aber sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie in den Besitz dieser Kräfte gelangt war. Was, wenn...
 

Nein, nein, nein! Ihre Kräfte, das waren Kräfte des Lichts. Sie hatte damit nur Gutes bewirkt. Sie hatte sich niemals auf die Mächte der Dunkelheit eingelassen.
 

Aber wo Licht war, da gab es auch Dunkelheit. Tag und Nacht. Himmel und Erde. Yin und Yang. Die beiden Kräfte hielten sich immer auf irgendeine Weise im Gleichgewicht.
 

“Hikari? Hikari, hörst du mir zu? Ich sagte gerade, daß es hier in der Nähe einen Ort geben muß, der die Macht der Dunkelheit verströmt.“
 

“Entschuldige Nefertimon, ich war in Gedanken. Du meinst, es ist wirklich ein Ort. Hier in der Nähe? Könntest du ihn für uns finden?“
 

“Ja, das könnte ich, auch wenn mir vor dem Gedanken graut, dorthin zu fliegen.“
 

“Mir auch.“ Hikari senkte den Blick und spürte, wie das unangenehme Gefühl zurückkehrte. “Ich will nicht dorthin.“
 

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Von: Takaishi Takeru

An: Alle
 

Iori-kun und Armadimon, ihr müßt die Festung sofort verlassen. Sie bewegt sich auf einen seltsamen Strudel zu. Alle anderen, wenn ihr im Meer diesen Strudel bemerkt, haltet euch davon fern. Blickt auf gar keinen Fall hinein.
 

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Hikari steckte ihr DigiTerminal wieder weg. “Ich fürchte nur, wir haben gar keine andere Wahl, wenn wir die Festung finden und den Jungs zur Hilfe kommen wollen.“
 

* * *
 

Im Sturzflug zog Pegasmon nach unten. Er hatte die Schwingen eng angelegt, um seine Geschwindigkeit noch zu erhöhen. Wie ein Pfeil schoß er auf die winzige Höhlenöffnung in der Festung zu, welche Tentomon mit seinen scharfen Augen entdeckt hatte.
 

Takeru lag flach auf dem Rücken seines Digimon Partners, um sich vor dem heftigen Wind zu schützen, der an seinen Haaren und Kleidern zerrte. Aber der Wind war nicht sein größtes Problem. Je tiefer sie sich senkten, je näher sie dem Strudel kamen, desto unbehaglicher fühlte er sich. “Sieh nicht hin,“ warnte Pegasmon, als Takeru’s Blick sich wie von selbst auf die düster vor sich hin wabernden Wassermassen richtete. “Es verschlingt dich.“
 

Einen Moment lang war Takeru versucht, die Augen schließen, aber er entschied sich dagegen – schließlich mußte er Pegasmon und Tentomon helfen, die Umgebung im Auge zu behalten. Der Anblick der immer näherkommenden Festung unter ihnen war kaum beruhigender, als der des Strudels. Das riesige, unförmige Gebäude wirkte wie ein Fremdkörper in der Welt, die es umgab. Es war schwer zu sagen, aus was für einem Material es eigentlich bestand. Eben schien es noch Metall zu sein, dann war es plötzlich uralter Stein.
 

Takeru zuckte zusammen, als plötzlich eine seltsame Kälte seinen Nacken streifte. Im nächsten Moment griff etwas nach seinem Rucksack und zerrte daran. Er wandte den Kopf nach Tentomon, um zu sehen, ob sich das Digimon vielleicht in einem Anflug von Panik an ihm festgeklammert hatte. Aber das Insekten Digimon war noch ein ganzes Stück hinter ihnen.
 

Dann sah er die Augen...
 

Augenpaare, die um ihn herumschwebten und ihn böse anstarrten. Aber sie entzogen sich seinem Blick... jedes Mal, wenn er versuchte, sie direkt anzusehen, waren sie plötzlich verschwunden. Aus den Augenwinkeln jedoch beobachteten sie ihn weiter, feurig, bedrohlich, mißgünstig. Als ob er etwas besäße, das sie ihm neiden würden.
 

Aber natürlich tat er das. Sein Leben.
 

Geister... Spukgestalten... verlorene Seelen. Wesen, die auch einmal gelebt hatten, aber aus irgendeinem Grund noch nicht bereit waren, in den Zyklus der ewigen Wiedergeburt einzutreten. Vielleicht klammerten sie sich noch zu sehr an ihr vergangenes Leben.
 

Oder die Wiedergeburt war ihnen aus irgendeinem Grund verwehrt worden. In den Legenden der DigiWelt erzählte man sich von einem uralten, weisen und mächtigen Digimon, dessen Namen er als kleiner Junge auch gekannt, im Laufe der Jahre aber wieder vergessen hatte. Dieses geheimnisvolle Wesen, welches wie ein geflügelter Schakal aussah, hielt darüber Gericht, ob ein Digimon nach seinem Tod wiedergeboren wurde. War es ein gutes Digimon, so sagte man sich, würde es in Hajimari no Machi, der Stadt des Anfangs erneut aus einem Ei schlüpfen und sein Leben noch einmal von vorn beginnen.
 

War es jedoch ein böses Digimon, so wurde es auf ewig in einen finsteren Abgrund verbannt, über den in der DigiWelt nur hinter vorgehaltener Hand, Klaue oder Pfote gesprochen wurde. Dark Area so nannte man ihn. Den Ort der Dunkelheit. Takeru wußte, daß es diesen Ort tatsächlich gab, denn er war selbst einmal dort gewesen. Damals, vor drei Jahren, als die DigiWelt vollkommen zerstört war, und sich die DigiRitter dem gefährlichsten Gegner von allen stellen mußten... Apocalymon.
 

Hatte dieser seltsame Strudel etwas mit der Dark Area zu tun? Aber das war nicht möglich! Eine Firewall schützte die DigiWelt doch vor diesem furchtbaren Ort.
 

Die verlorenen Seelen umkreisten ihn weiter, aber Pegasmon ließ sich in seinem Weg nicht beirren. Zielsicher fand er den geheimen Eingang und flog, gefolgt von Tentomon, in das Innere der unheimlichen Festung hinein. Takeru machte sich auf einen Alarm gefaßt, doch nichts geschah. Ebenso wie Iori und Armadimon schien es ihnen gelungen zu sein, die Festung unbemerkt zu erreichen.
 

Jetzt mußten sie die beiden nur noch finden und dann nichts wie raus hier.
 

* * *
 

Hikari starrte vor sich hin, sie vermied es, den Blick zu senken und auf die glitzernde Wasseroberfläche unter ihnen zu blicken. Früher hatte sie das Meer geliebt, aber im Augenblick konnte sie es nicht ansehen. Gerade jetzt, nachdem sie wieder diese seltsame Stimme gehört hatte, fürchtete sie sich davor, daß sich das Wasser unter ihr plötzlich verwandeln könnte... von kristallklarem Blau zu schmutzig-nebeligem Grau.
 

Himmel und Erde, Yin und Yang, Licht und Dunkelheit. Sie mußte an eine Legende denken, in der ein tapferer Samurai den Kampf gegen böse Füchse aufnehmen wollte, die sein Heimatdorf bedrohten. Um sein Dorf zu retten, bat er die Götter darum, ihm die Kraft des Lichts zu verleihen. Die Götter erfüllten seine Bitte und verliehen ihm das magische Phönix Schwert, welches mit seinen drei heiligen Feuerklingen die Dämonen des Bösen vernichten konnte. Allerdings nur unter einer Bedingung: Er mußte das Schwert, nachdem er die Fuchsdämonen besiegt hatte. unverzüglich wieder zum Schrein zurückbringen.
 

Der Samurai gelobte es, aber er brach sein Versprechen. Nicht aus Habgier oder Gewinnsucht, sondern weil ein anderes Dorf ebenfalls von finsteren Mächten bedroht wurde und danach wieder ein anderes und danach wurde ein Bauer von einer Füchsin besessen und eine Miko, eine der Schrein-Jungfrauen, von einem Schlangenprinzen geraubt. So zog der Samurai viele Jahre durch die Lande, kämpfte gegen das Böse und wurde bald von allen als tapferer Held geehrt.
 

Aber eines Tages hörte er von einem furchtbaren Dämon, welcher ebenfalls seit Jahren durch das Reich zog und überall eine Spur aus Tod und Zerstörung hinterließ. Natürlich stellte sich der Held diesem Geschöpf der Finsternis, aber er konnte es nicht besiegen. Denn jede Wunde, die das Schwert dem Dämon schlug, fügte es auch dem Samurai selbst zu.
 

Erst als der Krieger dem Tode nahe war, erkannte er die Wahrheit: Er selbst hatte diesen Dämon erschaffen. All die Jahre, die er mit dem Flammenschwert für das Gute gekämpft hatte, hatte dieser Dämon, sein Gegenstück, das Böse verbreitet. Im Sterben rief der Samurai die Götter an und bat sie, das Schwert zurückzunehmen. Kaum war dies geschehen, löste der Dämon sich auf und der Fluch war gebrochen.
 

Licht und Schatten – es gab immer einen Ausgleich. Genauso wie der Samuraikrieger, der trotz seiner guten Absichten Unglück über das Land gebrachte hatte, so hatte auch sie, die Trägerin des Lichts, den Makel der Finsternis an sich haften. Und vielleicht war es genau dieser Makel, der Takeru vor ihr zurückweichen ließ.
 

Ihn hatte die Finsternis nie in Versuchung geführt. Durch seine Träume wanderten keine Dämonen.
 

“Sag mal, bist du sicher, daß das der richtige Weg ist?“ rief Miyako von Horusmon’s Rücken hinüber. Ihre laute Stimme ließ Hikari zusammenzucken.“Wir wissen doch gar nicht, ob dieses seltsame Gefühl von dir wirklich etwas mit dem Strudel aus Takeru-kun’s Mail zu tun hat. Ich meine, wenn wir jedem seltsamen Gefühl hinterherjagen würden...“
 

“Es ist nicht nur Hikari’s Gefühl. Ich kann es ebenfalls spüren.“ Nefertimon hob die Nase und prüfte den Wind.
 

“Ich ebenfalls,“ stimmte Horusmon zu. “Und jetzt kann ich es sogar sehen. Dort hinten, Miyako-san.“
 

Hikari blickte ebenfalls in die angegebene Richtung. Vor ihnen war das Wasser noch ganz normal, doch weiter hinten zog es sich zu einem Strudel zusammen. Und in dessen Mitte schwebte ein unförmiger dunkler Fleck über der Oberfläche, welcher rasend schnell näher kam, als sie weiter darauf zuhielten.
 

Sie hatten die Festung des Digimon Kaisers gefunden.
 

* * *
 

“Armadimon… armor shinka – Hagane no Eichi: Digmon!

Armadimon… ArmorDigitation zu – Stahl des Wissens: Digmon!“
 

Als Takeru um die Ecke rannte, war Digmon schon damit beschäftigt, die Gitterstäbe des Gefängnisses zu zerstören. “Gut, daß du hier bist, Takeru-san,“ begrüßte Iori ihn freudig. “Wir sind gerade dabei, alle gefangenen Digimon aus der Festung zu befreien.“
 

“Wir werden dir dabei helfen.“ Tentomon nahm Takeru buchstäblich das Wort aus dem Mund und nahm sich die nächste Zellentür vor. “Petit Thunder!“
 

“Laß uns die Digimon so schnell wie möglich retten und dann alle zusammen von hier verschwinden.“ Takeru blickte Iori eindringlich an. “Ich konnte dich per Mail nicht erreichen, aber ich bin hier, um dich zu warnen. Die Festung befindet sich über einem seltsamen Strudel, sieh nur!“
 

An der gegenüberliegenden Wand hatte er ein Fenster entdeckt, welches ihnen den Blick in das dunkle Wasser hinaus gewährte. Offenbar war die Festung wieder gesunken und der Teil in dem sie sich jetzt befanden, lag unterhalb des Meeresspiegels.
 

Hier in der Mitte des Strudels schien alles ganz ruhig zu sein, beinahe schon unheimlich still. Die schwarzen Wassermassen, die die Festung umgaben, wirkten so starr und leblos wie gewaltige Mauern. Allein, wenn man sie nur ansah, hatte man das Gefühl von ihnen erdrückt zu werden. Und dennoch lag in ihrer Mitte etwas noch Unheimlicheres... etwas, das noch schwärzer war als die Dunkelheit selbst. Ein unfaßbares Grauen.
 

Das Grauen schlug die Augen auf und war... Devimon.
 

Tief in seinem Inneren begann etwas zu schreien. Plötzlich war er wieder zurück auf der File Insel, er war wieder acht Jahre alt, er war klein, er war vollkommen hilflos, und er sah dieses furchtbare Gesicht vor sich. Das Gesicht eines Teufels. Dieser Teufel wußte, daß es vorbei war, wußte, daß er verloren hatte, aber er war dennoch voll Häme und weidete sich an dem Schmerz, den er angerichtet hatte. Während er sich lachend und höhnend auflöste, riß er Angemon mit sich ins Nichts. Stück für Stück, Pixel für Pixel, Augenblick um Augenblick.
 

Und mit jedem Stück von Angemon, das sich auflöste, zerbrach auch ein Stück in ihm selbst.
 

Bis nichts mehr von ihm übrig war.
 

Nur noch Leere.
 

Und Schmerz.
 

Tränen konnten nicht ausreichen, um diesen Schmerz aus seiner Seele herauszulösen. Umarmungen und tröstende Worte konnten niemals genügen, um ihn auch nur zu lindern, geschweige denn zu heilen. Von diesem Tage an, würde auf ewig ein Teil von ihm fehlen und nichts auf der Welt konnte die Uhr zurückdrehen, diesen furchtbaren Augenblick ungeschehen machen. Die Verzweiflung war wie ein Mühlstein an seiner Kehle, der ihn unerbittlich in die Tiefe zog.
 

So klein… so hilflos... so machtlos gegenüber dem Schicksal.
 

Angemon hatte sein Leben geopfert, um alle anderen zu beschützen und Devimon in die ewige Finsternis zu verbannen. Aber dieser wahnsinnige Digimon Kaiser spielte mit der Macht der Dunkelheit wie ein kleines Kind mit einer Landmine, die es irgendwo auf einem Feld gefunden hatte. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was er damit anrichtete und es war ihm auch herzlich egal. Seine unglaubliche Gleichgültigkeit, das war das Schlimmste von allen. Ebenso wie seine grenzenlose Dummheit.
 

Verdammt, er hielt das nicht mehr aus, er konnte es nicht länger ertragen, das mitanzusehen. Er konnte nicht ein zweites Mal hilflos daneben stehen und dem Schicksal seinen Lauf lassen. Diesmal nicht. Diesmal nicht!
 

“Verfluchte Scheiße!” brüllte er und schmetterte seine Mütze zu Boden. “Ich mach’ den blöden Spinner fertig! Ich bring’ diesen Mistkerl um!“
 

Und ohne seinen verwirrten Freunden auch nur einen einzigen Blick zu gönnen, drehte Takeru sich auf dem Absatz herum und stürmte los.
 

* * *
 

“Hikari-chan, was ist das? Irgendetwas kommt auf uns zu!“
 

“Es ist ein Digimon,“ antwortete Horusmon an Hikari’s Stelle. Er wandte den Kopf zur Seite und fixierte die näherkommende Gestalt mit einem Auge. “Scheint ziemlich groß zu sein.“
 

Jetzt konnte Hikari es ebenfalls erkennen. Im ersten Moment hatte sie das unförmige Geschöpf für ein Insekten Digimon gehalten, aber das konnte nicht stimmen, denn es flog vollkommen lautlos, ohne das charakteristische Surren der Flügel, welches sie von Kabuterimon oder Kuwagamon kannte. Trotzdem – die ganze Art, wie es sich bewegte – irgendetwas schien daran falsch zu sein. ’Genauso müßte sich eigentlich ein Untoter bewegen,’ schoß es ihr durch den Kopf und der Gedanke ließ ihr kalte Schauer über den Rücken laufen.
 

Hinter der Kreatur erhob sich die gewaltige Festung des Digimon Kaisers aus dem Wasser. Nun gab es keinerlei Zweifel mehr, wo dieses Wesen herkam.
 

“Bei allen Göttern, was ist das für ein Ding?“ schrie Miyako entsetzt. “Red Sun!“ Ein roter Strahl schoß aus Horusmon’s Augen und prallte wirkungslos vom Kopf des gegnerischen Digimons ab. Dieser kam ihr bekannt vor; es war der gepanzerte Kopf Kabuterimon’s, den sie hier vor Augen hatte, aber der dazugehörige Körper war aus verschiedensten Digimon-Teilen zusammengesetzt.
 

Dank Kabuterimon’s metallenem Kopf hat diese Attacke keine Auswirkung.
 

Ein Puzzlespiel aus Körperteilen, konnte es etwas Grauenvolleres geben? Hikari spürte, wie ihr schlecht wurde. Sie preßte sich an Nefertimon’s Rücken und widerstand dem Drang, sich zu übergeben.
 

“Mach Impulse!“ Diesmal traf Horusmon’s Angriff die Brust des ekelerregenden Geschöpfes, aber seine Windklingen zerschellten ohne jede Wirkung an Greymon’s gewaltigen Oberkörper. Einer von Devimon’s Armen versuchte nach den Angreifern zu fassen, und nur um Haaresbreite konnten sie seinem Griff ausweichen.
 

’Ich muss was tun’, schoß es Hikari durch den Kopf. ’Ich darf nicht einfach wie gelähmt hier herumsitzen. “Greif an, Nefertimon!“
 

Wie schwer, wie unglaublich schwer war es, diese einfachen Worte zu sagen. Dabei war es nicht einmal die Angst, die sie lähmte. Sie hatten schon häufig gegen gefährliche Digimon kämpfen müssen. Aber diese furchtbare Dunkelheit hatte sie zum letzten Mal gespürt als...
 

Nein, sie wollte nicht darüber nachdenken. Sie durfte nicht darüber nachdenken.
 

Sie verstärkte ihren Griff um Nefertimon’s Schultern an denen sie sich festhielt und spürte neben dem kühlen Metall ihres Halsschmucks auch ihr weiches Fell unter den Fingern. Als Nefertimon die leuchtenden Energiestrahlen ihrer Attacke Curse of Queen abschoss, hatte sich die furchtbare Lähmung schon wieder ein wenig gelockert. Normalerweise hielt Hikari nicht viel von dem Kampfrausch, in welchen die anderen dann und wann gerieten, aber dieses Mal würde er ihr dabei helfen, zu überleben.
 

Angemon’s und Airdramon’s Flügel machen es unglaublich schnell.
 

Nur nicht darauf hören, sie brauchte jetzt all ihre Konzentration. Nur nicht die Hände über die Ohren schlagen, sie musste sich doch festhalten.
 

Jetzt bin ich dran.
 

Sie wollte Miyako eine Warnung zurufen, aber im selben Moment sauste der kraftvolle Schwanz der Kreatur auch schon zwischen ihnen hindurch und schlug gegen Horusmon, welches trudelnd nach unten stürzte.
 

Und mit Garurumon’s Beinen und Monochromon’s Schwanz...
 

Miyako’s Schrei gellte in ihren Ohren und sie wollte Nefertimon nach unten lenken, um ihr zu helfen, um ihren Sturz abzufangen.
 

Kuwagamon! Eine Insektenklaue griff nach ihr - SkullGreymon! Eine Totenkralle versuchte, sie von Nefertimon’s Rücken zu reißen. Devimon!
 

Eine schwarze Hand der Finsternis schlug sie, umfing sie, erfüllte alles mit Dunkelheit
 

* * *
 

Diesmal nicht! Diesmal würde er es nicht zulassen!
 

Mechanisch wie ein Uhrwerk marschierte Takeru durch die Festung, ohne sich um Patamon’s verzweifelte Rufe zu kümmern. Sein Ziel stand ihm klar vor Augen, auch wenn die ganze Welt hinter einem roten Schleier verborgen zu sein schien. Er würde...
 

“Du hast Mut... nicht viele würden es wagen, einfach so die Festung des Digimon Kaisers zu betreten. Ganz besonders nicht, nachdem es ihm gelungen ist, die Macht der Finsternis unter seine Kontrolle zu bringen.“
 

Sein erster Impuls war es, zu schreien, aber dann fühlte er, wie die Hitze seiner Wut langsam abkühlte, kälter und kälter wurde wie ein Eisblock, der sein Herz einfror. Seine Augen verengten sich und voller Verachtung blickte er den Digimon Kaiser an, diesen dummen kleinen Jungen, der mit Kräften spielte, von denen er nicht die geringste Ahnung hatte. Dieser Dummkopf war seine Wut nicht wert, genauso wenig wie seinen Hass. Er war es eigentlich nicht einmal wert, dass man ihn überhaupt beachtete.
 

Und mit einem Mal wusste Takeru, was diesen Typen, der sich feige hinter den Gläsern seiner getönten Brille versteckte, weitaus härter treffen würde, als Wut oder Hass.
 

Er begann, leise zu kichern...
 

“Was soll das?“ Diese Mal konnte auch die Brille den erschrockenen Blick nicht verbergen.
 

“Ichijouji-san.“ Selbst seine Stimme war kalt, voll eisiger, schneidender Höflichkeit. “Ich frage mich, wie lange du noch mit der Illusion leben willst, dass du immer recht hast. Macht das Spaß? Und du redest von der Macht der Finsternis, als hättest du auch nur die geringste Ahnung, worüber du da eigentlich redest. Du weißt es nicht, nicht wahr? Solange nicht, bis du dir daran weh getan hast.“
 

Mit wachsender Genugtuung betrachtete er das Mienenspiel aus Wut und Verwirrung, das sich auf dem Gesicht seines Gegners abzeichnete. “Hör auf, dich wie ein Kleinkind zu benehmen!“
 

“Du elender Wurm!“ brüllte Ken zurück. “Elender Wurm, elender Wurm, elender Wurm!“ Er wiederholte diese Worte wie eine Litanei, als könne er dadurch seine Überlegenheit beweisen und davon ablenken, dass ihm, dem großen Genie, die Worte fehlten. Aber alles, was er dadurch bewies, war seine Unfähigkeit, sich mit Argumenten auseinander zu setzen.
 

“Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“
 

“Sei STILL!“
 

Ein rasender Schmerz durchzuckte Takeru, als die Peitsche gegen seine Wange klatschte. Seine ganze linke Gesichtshälfte fühlte sich an, als würde sie in Flammen stehen. Patamon quiekte laut auf, entweder vor Entsetzen, oder aber, weil es den Schmerz seines menschlichen Partners fühlen konnte.
 

Seltsamerweise war es aber der selbsternannte Digimon Kaiser, der zusammenzuckte. Takeru selbst blieb gefährlich ruhig. Er legte lediglich die Hand an seine Wange und betrachtete das Blut an seinen Fingerspitzen mit einem Gleichmut, als wäre es überhaupt nicht seines. Warum auch? Angemon war durch die Kraft der Finsternis gestorben. Was bedeuteten da ein paar Tropfen Blut?
 

“Du kannst dich mit Argumenten nicht wehren, also musst du auf Gewalt zurückgreifen.“
 

Sein Gegenüber zuckte ein weiteres Mal zusammen, diesmal merklich getroffen. Takeru wusste ganz genau warum; dieser Junge, der sich soviel auf seinen Verstand einbildetet, hatte bei ihrem geistigen Duell kläglich versagt. Mochte Ken auch in schulischen Leistungen ein Überflieger sein, ein Supersportler, ein taktisches Genie im Kampf. Jetzt hatte er ihm deutlich vor Augen geführt, dass er nichts anderes war, als ein lächerlicher kleiner Junge, der Krieg spielte.
 

“Du hast unrecht,“ stieß er mit zitternder Stimme hervor.
 

“Ach, ich habe unrecht?“ fragte Takeru spöttisch zurück. “Nun, das ist in Ordnung.“ Er war schließlich nicht derjenige, der von sich selbst behauptete, alles zu wissen, alles zu können, allen anderen haushoch überlegen zu sein, und immer recht zu haben. “Bist du dann fertig?“
 

Jetzt war es an der Zeit, dass er einmal Krieg spielte. “Dann bin ich jetzt dran.“
 

Seine lächelnde Maske zerfloss wie ein falsches Gesicht und zum allerersten Mal erlaubte er seinem Gegner einen Blick auf das Inferno, welches darunter brodelte.
 

Er ließ Ken keine Zeit, die Verwirrung und das Entsetzen zu verarbeiten, welche sich plötzlich auf seinen Gesichtszügen zeigte.
 

Ken hatte immer noch denselben verwirrten und entsetzten Blick in den Augen, als Takeru’s Faust schon in sein Gesicht krachte und ihn mit der Wucht des Schlages rückwärts zu Boden stieß.
 

* * *
 

“Sei still, sei still, sei STILL!“
 

Sie wollte nichts mehr hören. Nicht die Stimme der Finsternis, die Stimme der Kreatur, die ihre Träume verseuchte und seltsame Sätze in ihr Tagebuch schrieb. Keine Lügengeschichten mehr über Wünsche und Blumenwiesen. Keine flüsternden lockenden Versprechungen von Macht, von Unsterblichkeit, von Ewigkeit. Sie hatte nein gesagt. Und sie hatte es auch so gemeint.
 

Auch seine Stimme wollte sie nicht mehr hören. Die Stimme des Digimon Kaisers, der den Verlockungen dieser Finsternis erlegen war. Ihre andere Hälfte, ihr Gegenstück, ihr Spiegelbild.
 

Ihr Schatten, ihr Yin.
 

Das Kind der Dunkelheit...
 

KEINE GESCHICHTEN MEHR?
 

Nein, keine Geschichten mehr.
 

ABER DU BRAUCHST DOCH DEINE GESCHICHTEN. WIE WILLST DU KÄMPFEN, OHNE DEINE GESCHICHTEN. WOHER WILLST DU DEN MUT DAZU NEHMEN?
 

Ich habe meine Freunde. Meine Familie.
 

DU WIRST SIE VERLIEREN. DU WIRST ALLES VERLIEREN.
 

Nein, du kannst mir keine Angst mehr machen. Du würdest mir das Blaue vom Himmel erzählen, um mir Angst zu machen, aber ich werde nicht darauf hören. Du hast keine Macht mehr über mich. DU HAST KEINE MACHT MEHR ÜBER MICH!
 

WUT? WIE INTERESSANT.
 

Du hast keine Macht mehr über mich.
 

Keine Schreien mehr, keine Angst, keine Wut, nur noch eine grimmige Entschlossenheit. Heller und heller erstrahlte ihr Licht, schrittweise trieb es die Dunkelheit zurück, doch sein Leuchten nahm ihr auch die schützenden Schatten, in denen sie sich bisher verborgen gehalten hatte.
 

Keine Geschichten mehr, hinter denen sie sich verstecken würde. Sie hatte es ernst gemeint. Wenn ihr Licht hell genug strahlen sollte, dann musste sie sich der Wahrheit stellen.
 

Mukashi Mukashi...
 

Once upon a time…
 

Es war einmal...
 

“Darf ich die Geschichte erzählen?“
 

“Nein, du darfst die Figuren halten, Dummkopf! Licht aus, wir fangen an! Licht aus! Ja, das gilt auch für dich, Mädchen.“
 

Alles ist dunkel, bis auf einen dünnen Lichtstrahl, der zwischen den Ritzen des Vorhangs hindurch fällt. Alles ist still, bis auf langsame Schritte und ein angestrengtes Schnaufen, offenbar wird etwas Schweres von einer Ecke in die andere getragen. Dann verschwindet der Lichtstrahl und es raschelt leise, als der Vorhang geöffnet wird.
 

MUMMYMON

Hochverehrtes Publikum. Wir erzählen ihnen jetzt die spannende Geschichte vom Kampf um die DigiWelt. Bitte schalten Sie während der Vorstellung ihr Mobiltelephon ab. Dankeschön.
 

ARACHNEMON

Es war einmal und war auch nicht, jenseits der uns bekannten Datenbahnen, hinter den sieben verwunschenen Servern, geheimnisvoll verborgen auf der Rückseite des www. eine verzauberte Welt, die noch nie ein Mensch betreten hatte.
 

Das Spotlight hinter der Leinwand wird eingeschaltet.
 

ARACHNEMON

Diese Welt war die Heimat der Digimon, kleiner fröhlicher Wesen, die glücklich und sorglos in den Tag hineinlebten. Eine Welt des Friedens und des Frohsinns, in der man das Böse nicht kannte.
 

Hinter der Leinwand tauchen jetzt Pappfiguren von vielen umherhüpfenden Wesen auf, die fröhlich durcheinander tollen. Wie im Schattentheater üblich, werden sie an langen Stäben gehalten. Ab und an sieht man auch eine von Mummymon’s Händen, da es recht schwierig ist, all diese Figuren gleichzeitig zu bewegen.
 

MUMMYMON

La-lalleral-la-la! La-la-la-la-la-la !
 

ARACHNEMON

Aber, in den Wirren der Computerviren, gab es noch eine andere Welt, einen grauenvollen Ort der Finsternis, an dem schreckliche Dämonen hausten und gar furchtbare Monster ihr Unwesen trieben. Voll Neid und Mißgunst blickten die Dämonen in die kleine, friedliche DigiWelt hinauf und schmiedeten hinterhältige Pläne, wie sie die Macht über diese Welt erringen und sie in ewige Dunkelheit stürzen konnten.
 

Die umherhüpfenden Wesen verschwinden und stattdessen tanzen Pappfiguren von unförmigen Monstern mit krummen Zackezähnen und ausgeschnittenen Leuchtaugen herum. Natürlich werden auch sie mit der passenden Geräuschkulisse unterlegt.
 

MUMMYMON

Grrrrr! Arrrgh!
 

ARACHNEMON

Und so geschah es, dass eines Tages ein mächtiger Gott des Bösen seine Armee der Dunkelheit in die DigiWelt führte, wo sie großes Unheil anrichtete und furchtbares Leid über die unglücklichen Digimon brachte.
 

Die umherhüpfenden Wesen tollen wieder über die Leinwand und werden dann der Reihe nach von den unförmigen Monstern mit den großen Zackezähnen umgeworfen.
 

MUMMYMON

La-lalleral-la-la! Grrrrrr! Arrrgh! Ouch! Eek! Ook! Ahhhh!
 

ARACHNEMON

Als aber die Not am größten war, kamen zwei Menschenkinder in die Welt der Digimon, ein Junge und ein Mädchen. Gemeinsam mit ihren Digimon Partnern stellten sie sich dem bösen Gott mutig entgegen.
 

Vier neue Pappfiguren erscheinen auf der Leinwand, zwei Kinder und zwei Digimon. Das größte Zackezahn-Monster dreht sich zu ihnen um.
 

MUMMYMON

Grrrrrr!
 

ARACHNEMON (genervt)

Pscht, du Idiot! Jetzt doch noch nicht!
 

MUMMYMON (empört)

Aua, das tat weh!
 

ARACHNEMON

Der böse Gott ersann einen Plan, wie er sich diese Kinder vom Hals schaffen konnte, und da er sehr verschlagen war, versuchte er sie mit allerlei Lügen und Versprechungen auf seine Seite zu ziehen.
 

Nacheinander erscheinen auf der Leinwand ein Keks, ein Ball, ein Fahrrad, und eine Lokomotive.
 

MUMMYMON

Klonk! Klonk! Ring-ring! Sh! Sh! Sh! Toooooot!
 

ARACHNEMON

Eins der Kinder war dumm genug, auf den Blödsinn reinzufallen.
 

Eine der Kinderfiguren wird auf die Zackezahn-Monsterfigur gesetzt, während eine der Digimonfiguren panisch umhergeschoben wird.
 

ARACHNEMON

Und dann kam es zur großen Schlacht.
 

ARACHNEMON (mit etwas mehr Nachdruck)

Und dann kam es zur großen Schla-hacht!!!
 

MUMMYMON

Ach so, tschuldigung. Grrr! Argh! Roaaar! Ouch! Eek! Ook! Ahhhh!
 

Wieder einmal werden viele verschiedene Figuren wild durcheinander über die Leinwand bewegt. Am Ende sind nur noch die beiden Kinder übrig und erstechen sich gegenseitig mit einem Zahnstocher.
 

ARACHNEMON

Und dann war die große Schlacht vorbei und alle gingen wieder nach Hause. Sofern sie das noch konnten.
 

Der Zahnstocher mit den beiden aufgespießten Pappfiguren fällt von der Leinwand.
 

ARACHNEMON

Der Dämon schwor fürchterliche Rache und prophezeite ihnen, daß er zurückkommen und ihre Herzen mit Dunkelheit umhüllen werde. Immer wieder. In jedem neuen Leben. Sie würden niemals Ruhe finden. Deshalb gelobten die Digimon des Lichts als Dank für die Hilfe, daß sie die Kinder mit ihrem Licht schützen würden. Aber so entstand ein ewiger Kreislauf. In jedem neuen Leben würde eines der Kinder der Finsternis dienen und das andere dem Licht.
 

ARACHNEMON

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann... (stutzt) Moment, sie sind gestorben. Egal. Die Vorstellung ist zu Ende.
 

MUMMYMON

Wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit, verehrtes Publikum.
 

Das Licht geht aus und der Vorhang fällt.
 

* * *
 

Wieder und wieder schlug Takeru auf den am Boden liegenden Ken ein. Eine Erschütterung riss ihn schließlich selbst zu Boden und sein Gegner nutzte die Gelegenheit um erneut zur Peitsche zu greifen.
 

Aber dieses Mal hielt Takeru die Peitschenschnur fest, bevor sie sein Gesicht treffen konnte und entriss dem Digimon Kaiser seine Waffe, um sich erneut auf ihn zu stürzen. Dieser verdammte Mistkerl hatte kein Recht mit den Mächten der Finsternis zu spielen. Er hatte kein Recht, dieselben Kräfte heraufzubeschwören, die damals Angemon das Leben gekostet hatten.
 

Und er hatte kein Recht, kein verdammtes Recht auf die Verbindung zu Hikari...
 

* * *
 

“Was ist passiert, wo... Takeru? Wo bist du?“
 

“Hikari-chan! Hikari, wach auf!“
 

Von weit entfernt gellte Miyako’s Stimme an ihr Ohr und das ganze Rütteln und Schütteln trug auch nicht gerade dazu bei, ihren müden, wunden Kopf zu schonen. Aber allmählich wich die Benommenheit und das Nächste, was sie spürte, war Kälte. Kein Wunder, denn sie war klatschnass.
 

“Du bist ins Wasser gefallen, als dieses Viech dich mit seinem Schwanz erwischt hat,“ erklärte Myako hastig, während sie ihr dabei half, sich aufzusetzen. “Nefertimon hat dich aber gleich rausgeholt und sie und Horusmon haben uns hier auf der Insel abgesetzt, damit wir in Sicherheit sind, während sie weiterkämpfen. Wie fühlst du dich?“
 

“Es geht schon, danke für deine Hilfe!“ Hikari wandte erschrocken den Kopf, als ein Schatten auf sie fiel. Über ihnen war der Kampf noch immer im Gange und es sah nicht gut aus. “Passt auf euch auf, Horusmon und Nefertimon!“
 

Takeru... Mit verzweifeltem Blich sah Hikari zur Festung des Digimonkaisers hoch, welche drohend und unheilvoll über ihnen schwebte. Warum kommst du nicht und hilfst uns?
 

* * *
 

Takeru...
 

Für einen winzigen Augenblick glaubte er, Hikari’s Stimme zu hören, aber dann wischte seine gnadenlose Wut diese alberne Illusion fort wie ein lästiges Insekt. Erst als ein Energiestrahl von draußen ein Loch in die Decke brannte und er über sich einen drohenden Schatten wahrnahm, meldete sich die Stimme der Vernunft wieder und versuchte, sich durch den Kampfesrausch Gehör zu verschaffen.
 

“Das ist Chimeramon, das Digimon, das ich geschaffen habe,“ keuchte der Digimon Kaiser und trotz seiner Verletzungen schwang unverhohlener Stolz in seiner Stimme. “Noch nicht mal alle zusammen könnt ihr es besiegen.“
 

* * *
 

Mit Entsetzen und Ohmacht mussten sie selbst, Miyako, und der inzwischen wiedergekehrte Iori dabei zusehen, wie sich die furchtbaren Klauen des Angreifers um Horusmon und Nefertimon legten. Das riesige Digimon hatte die beiden wie reife Früchte aus der Luft gepflückt und versuchte nun, sie zu zerquetschen.
 

Digmon und eine Schar aus der Festung geretteter Digimon standen neben ihnen, aber da keines von ihnen fliegen konnte, konnten sie auch nicht in den Kampf eingreifen. Es war hoffnungslos.
 

* * *
 

“Digimental up!“
 

“Patamon... armor shinka – Ama Kakeru Kibou: Pegasmon!

Patamon... ArmorDigitation zu – Durch den Himmel galoppierende Hoffnung: Pegasmon!“
 

“Ichijouji! Wir setzen unseren Kampf ein anderes Mal fort!“ rief Takeru mit einem letzten Blick auf seinen Gegner, der sich mühsam vom Boden aufrappelte. So einfach würde er ihn nicht davon kommen lassen.
 

Aber jetzt brauchten die anderen seine Hilfe. “Silver Blaze!"
 

Mit seinem Energiestrahl konnte Pegasmon Chimeramon lähmen, so dass sich die beiden anderen Digimon aus der tödlichen Umklammerung befreien konnten. Aber dieser Effekt würde nicht lange vorhalten und ohne eine sinnvolle Strategie gegen dieses furchtbare Geschöpf zu kämpfen, wäre glatter Selbstmord. Sie mussten sich neu formieren. “Wir ziehen uns zurück!“ rief er den anderen zu. “Schnell, bevor es wieder zu sich kommt.“
 

* * *
 

“Takeru-san, hier bitte.“ Iori reichte Takeru seine Mütze, die er offenbar beim Kampf verloren hatte. Zwar lächelte der Angesprochene, aber trotzdem blieb der Ausdruck in seinen Augen ernst. Etwas bedrückte ihn. Etwas bedrückte ihn schon die ganze Zeit.
 

Natürlich hatte er sich, seit sie hier auf der Insel Zuflucht gesucht hatten, rührend um sie gekümmert. Er hatte darauf bestanden, dass sie sich hinlegte, hatte sie in ihren Schlafsack gewickelt und ihr Wasser und Früchte gebracht, obwohl sie längst wieder trockene Klamotten trug und sich gar nicht mehr schlecht fühlte. Im Gegenzug hatte sie dann darauf bestanden, seine verletzte Wange zu versorgen.
 

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. So war ihr Takeru eben, zuvorkommend und fürsorglich.
 

Das Lächeln erstarb. Das machte alles noch viel schwieriger als es ohnehin schon war.
 

“Hikari-chan, hättest du kurz Zeit für mich?“ Was für eine seltsame Frage, nachdem sie ohnehin den ganzen Abend zusammen verbracht hatten. Aber sie spürte, dass er etwas auf dem Herzen hatte. Etwas, das er nicht vor den anderen bereden wollte.
 

“Natürlich, das trifft sich gut. Ich... wollte ohnehin mit dir sprechen.“
 

Leider konnten sie sich nicht wirklich zurückziehen, denn die Digimon waren zu müde für einen Flug. Sie hatten heute schon zu viel leisten müssen. Also blieb ihnen nur die Nächste der kleinen Inseln, die zwar, zumindest wenn sie leise sprachen, außer Hörweite war, aber immer noch in Sichtweite. Und die neugierigen Blicke der anderen waren nicht zu übersehen.
 

“Möchtest du zuerst?“
 

“Nein, das ist schon in Ordnung.“
 

“Hikari-chan.“ Ein wenig unbeholfen nahm er ihre Hand in die seine. “Ich wollte mich bei dir für meinen Alleingang entschuldigen. Ich hätte es eigentlich besser wissen müssen. Wir sind ein Team und sollten zusammenstehen. Das ist mir heute wieder einmal klar geworden.“
 

Er verbeugte sich vor ihr und obwohl er den Kopf senkte, glaubte sie immer noch, seinen Blick auf sich zu spüren, einen zerknirschten, ein wenig ängstlichen Blick. Er fragte sich bestimmt, ob sie noch wütend auf ihn war.
 

Sie konnte es ihm nicht sagen. Es ging nicht. Zwar hatte sie sich vorgenommen, ehrlich zu sich selbst zu sein, aber hieß das auch, andere zu verletzen? Musste sie den Menschen, den sie liebte, so vor den Kopf stoßen? Jahrelang hatten sie beide mit dieser kleinen Phantasterei gelebt, mit diesem wunderbaren Gedanken, dass es eine besondere Verbindung zwischen ihnen gab, die sich durch Zeit und Raum erstreckte. Sie waren damit glücklich gewesen. Es hatte ihnen so viel bedeutet.
 

Aber jetzt war es keine Phantasterei mehr. Es war eine Lüge, nichts weiter. Und man konnte keine Beziehung auf einer Lüge aufbauen.
 

“Ich bin dir nicht mehr böse.“ Sie drückte seine Hand. “Ich versteh’ ja, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast. Weißt du, es ist alles ein bisschen kompliziert. Wir kämpfen als Gruppe, aber du und ich sind... das macht es schwierig.“
 

“Was.. was meinst du damit?“ Forschend blickte er sie an, das leichte Zittern in seiner Stimme verriet ihr, dass er schon einen Verdacht hatte, worauf sie hinauswollte.
 

Sie senkte den Blick und starrte zu Boden. Vorsichtiges Händchenhalten, schüchterne Blicke. Sie schenkte ihm Pralinen zum Valentinstag, er ihr zum White Chocolate Day. Eine Rose zu ihrem Geburtstag. So viel Zeit zusammen, soviel Lachen und Spielen, soviel Sicherheit. Eine harmonische Routine. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass sie noch die ganze Ewigkeit miteinander haben würden.
 

Aber es gab keine Ewigkeit. Es gab nur das Hier und Jetzt.
 

Sie dachte an Miyako, die mit hochrotem Kopf und zitterndem Herzen von ihren Sängern und Synchronsprechern schwärmte. Sie dachte an Daisuke, bei dem jedes Mal die Sonne aufging, wenn sie ihn nur anlächelte oder ihm zustimmte. Sie dachte an Onii-chan, der sich ebenso leidenschaftlich mit Yamato stritt, wie dann hinterher die Versöhnung ausfiel. “Ich will mehr!’ schrie eine egoistische kleine Stimme in ihr, ’ich will nicht für selbstverständlich gehalten werden.’
 

Aber wenn sie ihm das sagte, würde er wissen wollen, warum. Und dann würde sie reinen Tisch machen müssen.
 

“Ich meine damit, dass wir uns verändern, du und ich. Wir sind nicht mehr dieselben wie damals... überleg mal, wir waren damals acht Jahre alt. Es ist soviel Zeit vergangen. Wir werden bald Teenager sein. Was wir fühlen, was wir uns wünschen, das ist nicht mehr dasselbe.“
 

“Hör mal, falls ich irgendwas getan haben sollte, was dich verletzt hat...“
 

“Nein!“ Sie konnte sich nicht daran erinnern, ihm jemals so abrupt ins Wort gefallen zu sein, normalerweise kam es höchstens vor, dass sie seine Sätze beendete. “Es liegt nicht an dir. Es liegt an mir. Versteh’ doch, Takeru! Ich mag dich wirklich gern, aber...“ Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. “Können wir einfach nur Freunde sein?“
 

“Wenn es das ist, was du möchtest.“ Er hielt immer noch ihre Hand fest, aber da war eine Kälte in seine Augen getreten. Es machte ihm schon etwas aus.
 

Aber offenbar nicht genug. Verdammt, wollte er denn nicht einmal um sie kämpfen? Wollte er nicht irgendetwas tun, irgendetwas sagen? Wie konnte er es einfach so hinnehmen?
 

War es ihm egal? Oder war er noch so sehr Kind, dass ihm der kleine aber feine Unterschied zwischen “Freunde sein“ und “Miteinander gehen“ nichts bedeutete?
 

“Danke, dass du mich verstehst, Takeru.“ Noch ein letztes Mal drückte sie seine Hand, dann ließ sie sie los und wandte sich zum Gehen.
 

“Geh’ ruhig zu den anderen zurück, ich bleib’ hier noch ein bisschen sitzen.“ Sein Lächeln wirkte ein wenig gezwungen, aber seine Stimme klang wieder ganz normal. Da sie befürchtete, ihre Enttäuschung nicht länger verbergen zu können, wandte sie sich ab und zwang sich dazu, nicht zu rennen.
 

Miyako unterhielt sich mit Iori, als sie zurückkam, das war auch ganz gut so, denn so konnte sie vielleicht noch für eine Weile den neugierigen Fragen auskommen. Miyako war nett, aber sie waren jetzt nicht so eng miteinander befreundet, dass sie mit ihr darüber reden wollte. Eigentlich wollte sie mit niemandem reden.
 

“Du hast geweint. Ist es wegen Takeru-kun?“
 

Sie sog hörbar die Luft ein, ein solch unsensibler Kommentar konnte natürlich nur von einem stammen. Selbstverständlich würdigte sie ihn keines Blickes und ging wortlos an ihm vorbei.
 

“Hikari-chan! Hey, Hikari-chan!“ Daisuke rannte ihr hinterher. “Ich wollte dich nur fragen... ich hab’ noch ’nen Schokoriegel übrig.. ob du den vielleicht haben magst.“
 

’Lern erst mal anständig sprechen,’ dachte sie bei sich, aber schließlich nahm sie doch den Schokoriegel, den er ihr entgegenstreckte. Erstens, weil sie ihm damit eine Freude machte. Zweitens, weil sie genau wusste, dass Takeru es sehen konnte. Und drittens, weil Schokolade irgendwie genau das war, was sie jetzt brauchen konnte.
 

Daisuke lächelte, aber das verbarg nicht seine geschwollenen Augen. “Du hast auch geweint,“ stellte sie fest und brach den Schokoriegel auseinander. “Vielleicht sollten wir den dann lieber teilen.“
 

“Ach, mach’ dir wegen mir kein’n Kopf!“ nuschelte Daisuke und stopfte sich Schokolade in den Mund. Etwas war aus seinem Handschuh gerutscht, es war dieser Anhänger, den er immer noch trug, obwohl der schon die ganze Zeit kaputt war.
 

Offenbar war Daisuke es einfach noch nicht aufgefallen. “Mir geht’s gut, wirklich,“ versicherte er ihr. “Kennst mich doch.“
 

Das sagte er so leicht, aber wer kannte schon wirklich einen anderen Menschen? Sie hatte geglaubt, Takeru zu kennen.
 

Doch sie hatte sich in ihm getäuscht.
 

* * *
 

Takeru wandte den Blick ab, er spürte erneut die Wut in sich hochsteigen und er wollte nicht schon wieder jemanden zusammenschlagen. Er hatte für heute schon genug Blödsinn angerichtet.
 

Obwohl Daisuke es echt verdient hätte. Keine fünf Minuten hatte es gedauert, bis er sich wieder an Hikari ranmachte. Wahrscheinlich hatte er nur darauf gewartet, dass sie wieder frei war. Aber dieser unsensible Trampel hätte wenigstens das Feingefühl besitzen können, es nicht direkt vor seinen Augen zu tun.
 

Sie wusste es. Sie hatte es irgendwie rausgefunden. Es gab keine andere Erklärung, warum sie so unerwartet mit ihm Schluss machte. Aber selbst wenn es so war, er hätte niemals damit gerechnet, dass ihre ganze Beziehung nur an dieser albernen Geschichte hing, die sie sich als kleine Kinder zusammengesponnen hatten. Er hatte gedacht, es würde mehr dahinter stecken. Viel mehr.
 

Irgendwie konnte er es immer noch nicht wirklich begreifen. Alles in ihm schrie danach, ihr hinterherzulaufen, sie festzuhalten und sie nicht mehr los zu lassen.
 

Doch sie hatte sich entschieden. Gegen ihn.
 

Er atmete tief ein und versuchte, sich zu beruhigen. Es gab jetzt so vieles, auf das sie sich konzentrieren mussten, die Rettung der DigiWelt, den Kampf gegen den Digimon Kaiser, die Zerstörung der Dark Towers. Nicht zu vergessen, Chimeramon. Er hatte eigentlich überhaupt keine Zeit, sich über Hikari den Kopf zu zerbrechen. Es wäre auch unfair gegenüber der Gruppe gewesen. Sie brauchten ihn jetzt.
 

Als die Tränen endlich kamen, widerstand er dem Impuls, sie einfach fließen zu lassen. Er schluckte sie hinunter, und sah zu, wie seine Freunde, einer nach dem anderen schlafen gingen. Bald war es ganz still, bis auf Daisuke’s Schnarchen und die leisen Geräusche der nachtaktiven Digimon.
 

Der Mond stieg auf und als sein sanfter silbriger Schein auf ihrem schlafenden Gesicht schimmerte, nahm er erneut Abschied von ihr, so wie er es heute morgen schon einmal getan hatte.
 

Aber diesmal war es eine andere Art von Abschied.
 

Tsuzuku...



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