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Coffee to go

von

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Coffee to go

Ponk… Ponk… Ponk… Ponk…

Scheinbar ohne Ende ertönt das monotone Geräusch aus in einem der Ärztezimmer.

Jedem Anderen wäre es auf die Nerven gegangen; besonders dem armen Typen im Zimmer auf der anderen Seite der Wand, wenn er gerade seine Dienstschicht hätte. Dem Verursacher des Geräusches ist es allerdings nur recht.

Zum Einen hilft es ihm beim Nachdenken, zumindest behauptet er es.

Zum Anderen kann er damit seine Umgebung nerven und dies macht er nur zu gerne.

Doch im Moment nutzt er es lieber für Ersteres. Immer wieder fängt er den kleinen Ball mit seinem Gehstock und wirft ihn wieder an die Wand. Bis der Ball in einem ungünstigen Winkel abprallt und nicht zurück zu seinem Werfer fliegt, sondern zum Boden und auf diesem in Richtung Glastür rollt.

Na toll, auch das noch, denkt er sich, und will sich gerade aufrichten, um den Ball zu holen, als ihm jemand entgegen kommt.

Der Besucher beugt sich zum Ball hinunter, hebt ihn auf und bringt ihn schweigend seinem Besitzer, wo er dann an dessen Tisch bleibt. Ohne ein Wort des Dankes nimmt der Andere den Ball und setzt sein Spiel fort. Als er merkt, dass sein Besucher offenbar nicht wieder gehen will, fängt er an, mit ihm zu reden.

 

„Die Patientin konnte die Kiddies nicht schlafen lassen; und wie die Kleinen so sind, haben sie Daddy auch nicht schlafen lassen.“

Derweil wirft er unablässig seinen Ball an die Wand. Wobei es eigentlich keiner weiteren Erklärungen bedurft hätte.

Allein schon die Tatsache, dass dieser Mann sich zu so früher Stunde an seinem Arbeitsplatz aufhält; spricht für sich.

Immerhin war es sieben Uhr morgens; und zu so einer frühen Zeit geht Gregory House nie zur Arbeit. Außer, es herrscht gerade ein Notfall bei seinem aktuellen Patienten; und selbst dann lässt er sich nicht immer blicken.

Sein Haar war noch wirrer und wuscheliger als sonst, und wie immer trägt er keinen Arztkittel, sondern ein schwarzes Shirt und eine blaue Jeans. Amüsiert lächelt House‘ Besucher vor sich bin, bevor er einen Schluck von seiner Kaffeetasse nimmt.

 

„Das ist aber lieb von dir, dass du mir Kaffee mitgebracht hast, Wilson. Du bist so fürsorglich!“

Mit einer gestellten zuckersüßen Stimme wendet sich House nun seinem Gegenüber zu und lässt den Ball auf seinem Stock ruhen. Wilson dagegen reicht ihm ohne Widerworte den frischen Kaffee.

Er hat schon damit gerechnet, nein, er hat es gewusst. Irgendwie war es schon immer so. House war wie ein Kind, sobald er etwas sah, was Wilson hat, will er es auch haben. Ganz besonders, wenn es um sein selbstgemachtes Essen geht.

Eigentlich sollte ich dafür Geld verlangen, aber das würde er sich auch dann von mir leihen.

Früher hat er sich noch dagegen gewehrt, mit House seinen morgendlichen Kaffee zu teilen, oder besser gesagt, denselben abzugeben. Nach einer Weile hat er es sein lassen und hält sich nun einen Reservekaffee in der Kanne.

Nach zwei Schlucken stellt House den Kaffee wieder ab und redet nun wieder in der zuckersüßen Stimme: „Hach, Wilson, was wäre ich nur ohne dich?“

 

Auch wenn House das nie zu seinen Lebzeiten zugeben würde, aber an dem Satz ist mehr Wahrheit enthalten, als man denken würde.

Natürlich würde House jetzt ohne Wilson nicht sterben.

Allerdings hätte er viel mehr Probleme in seinem Leben, würde viel öfter im Gefängnis landen und hätte noch viel mehr Ärger am Hals.

Zwar ist Wilson nicht der einzige, der seinen Hals rettet.

Aber er ist derjenige, der am längsten zu House hält und einen großen Teil von dem macht, was man allgemein als „ den Arsch retten“ bezeichnet.

Die Gründe dafür sind unbekannt, auch Wilson selbst.

Man könnte ihn als das komplette Gegenteil von House bezeichnen. Denn er rennt nicht mit Shirt und Jeans in der Gegend herum, sondern trägt wie jeder andere Arzt seinen Arztkittel mit Namensschildchen. Zu seinen Patienten ist er auch viel freundlicher, was daran liegt, dass er in der Onkologie arbeitet und somit mit vielen krebskranken Menschen zu tun hat, die das Krankenhaus nie mehr lebend verlassen.

Doch auch er kann austeilen, wenn er will. Im Gegensatz zu House weiß er, wo die moralischen Grenzen liegen und was er lieber sein lässt.

Man könnte die Verbindung zwischen den Beiden am leichtesten beschreiben, wenn man es eine „verkorkste Freundschaft“ nennt. Zwar hat diese Freundschaft so manch heftige Dinge durchmachen müssen; aber befreundet sind sie geblieben.

Es kann nur keiner so wirklich sagen, warum.

 

„Was ist es denn dieses Mal?“, fragt Wilson seinen besten Freund interessiert. Er selbst, der in der Onkologie arbeitet und immer wieder die gleichen Fällen und Krankheiten behandelt; und auch immer weiß, wie die Patienten auf die todbringende Nachricht reagieren, hat längst nicht so viel Abwechslung wie sein Freund aus der Diagnostik-Abteilung.

Denn House bekommt immer die seltsamen Fälle der anderen Ärzte zugeteilt, das, was diese als unlösbar zu den Akten gelegt hatten. Und so wie es scheint, liegt auch dort House‘ Begabung.

Dafür stecken seine sozialen Kompetenzen in den Kinderschuhen, was ihn persönlich überhaupt nicht stört.

 

 „28 jährige Patientin,  Hautausschlag, Kopfschmerzen, Schleimhautblutungen und leichte Probleme, was die Verdauung betrifft. Keine Vorgeschichte.“

„Was sagen die Tests?“

„Nichts auffälliges“, meint House und nimmt noch einen Schluck von Wilsons Kaffee.

„War sie irgendwann im Ausland oder irgendwelche Besonderheiten in ihrem Alltag?“

Wilson mochte Situationen wie diese. Sie waren willkommene Abwechslungen zu dem, was er tagtäglich als Diagnose ermittelt. Zumal er, nicht wie House, einfach nur die Krankheit beseitigen; sondern auch der Patientin helfen möchte.

Obwohl er mit den Fällen selten zu tun hat, auch ebenso oft mit den Patienten, so fühlt er doch mit ihnen mit, fühlt sich teilweise sogar für sich verantwortlicher als House. Wilson sagt, dass es einfach dazugehört zum Arztdasein.

House nennt es einfach nur „krankhaftes Helfer-Syndrom“. Eines von vielen Dingen, bei denen die Beiden einen stillen Kompromiss geschlossen haben. Und auch einer der Gründe, warum ihre Freundschaft so gut funktioniert. 

 

„Wäre es dann nicht besser, mal selbst nachzusehen, was mit der Patientin los ist? Du sagst doch immer, dass alle Menschen lügen. Außerdem könnte es dir auch mal guttun, mal unter andere Leute zu gehen und wenn es nur die Patienten sind. Es ist für die Leute immer beruhigend, wenn sie wissen, wer für sie verantwortlich ist, wenn sie ein Gesicht und nicht nur einen Namen sehen.“

Wilson wusste schon vor seiner kurzen Rede, dass es nichts bringt. Er selbst ist sich nicht ganz sicher, warum er überhaupt solche Dinge zu seinem Gegenüber sagt. Wissend, dass House darauf immer die gleiche Ausrede haben wird.

„Dafür habe ich meine Kiddies, die können das tun, worauf Daddy keine Lust hat. Und Daddy hat nun mal keine Lust, mit heulenden, schreienden oder anderweitig nervigen Patienten zu arbeiten.“

Ein weiterer Schluck des Kaffees verschwindet in seinem Mund.

„Ja, dir ist es lieber, wenn sie im Koma liegen“.

In seiner Stimme ist ein leichter Hauch an Sarkasmus zu hören.

„Natürlich“, sagt House und stellt die Tasse weg, „das sind die geselligsten Leute. Beschweren sich nicht über das Fernsehprogramm. Und meckern nicht, wenn man ihr Bett vollkrümelt. Ideal, würde ich sagen.“

Wilson sieht ihn mit einem prüfenden Blick an.

Jedoch ist es lange kein Geheimnis mehr, dass House immer in das Zimmer von Komapatienten geht und dort fernsieht, während er nebenbei noch die Sandwiches oder irgendein anderes, leckeres Frühstück von Wilson verspeist.

 

„Wenn du schon keine Menschen um dich haben willst, solltest du dir lieber eine Zimmerpflanze holen. Irgendwas Nettes, Kleines. Wie eine Minipalme oder eine Büropflanze vielleicht. Ich hab mal gehört, die sollen nicht nur die Atmosphäre, sondern auch die Luft im Büro deutlich bessern. Das wäre doch was für dich, meinst du nicht?“

Sieht er ihn dezent grinsend an.

Im selben Atemzug nimmt er sich seine Tasse zurück und nimmt einen kleinen Schluck daraus.

„Zurzeit soll ein Markt auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums sein, die haben eine richtig große Auswahl an exotischen Pflanzen aus sämtlichen Ländern, da müsste sogar was für dich dabei sein.“

 

Wilson sieht von seiner Tasse auf, und merkt, dass House wieder geistig nicht da ist. Er kann beinahe hören, wie in es in seinem Kopf rattert und in seinem Gesicht ablesen, dass dieser wieder die zündende Idee in seinem Fall bekommen hat.

„Exotische Pflanzen“, murmelt er laut und deutlich in seinen Dreitagebart, bevor er sich seinen Gehstock nimmt und damit aus dem Zimmer eilt. Er hatte tatsächlich einen Geistesblitz und ist nun auf dem Weg, um diesen umzusetzen.

Wilson sieht immer noch auf die Stelle, an der House gerade immer noch saß, und sagt zu ihm, obwohl er längst nicht mehr im Raum ist: „Gern geschehen“.

Gefolgt von einem weiteren Schluck aus der Tasse, welcher auch gleich der letzte ist.

Jetzt muss ich mir wohl neuen Kaffee holen, denkt er sich ohne irgendeinen negativen Hintergrund, und geht lächelnd in sein eigenes Büro zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2014-02-12T19:04:43+00:00 12.02.2014 20:04
~ Kommentarfieber ~

Hey,

ich muss meiner Vorposterin zustimmen. Auch ich habe es nicht gern, im Präsens zu lesen, aber das ist nichts, was mich jetzt abgehalten hätte, deine Story zu lesen.
Erst einmal, auch wenn es vielleicht später gleich anders klingt, fand ich deine Geschichte wirklich amüsiant. Ich bin ein Fan von Dr. House und ich finde, du hast die Freundschaft von Wilson und House wirklich gut getroffen und vor allem, ohne irgendwelchen kitischen Hintergrund reinzuinterpretieren. Der Dialog ist dir sehr gut gelungen, die Charaktere hast du wirklich serienmäßig rübergebracht. Ich kann mir ernsthaft vorstellen, diese Szene genauso in eine der Folgen zu erleben. Es passt einfach :) Es lies sich, auch wenn ich mit Präsens meine Probleme habe, sehr gut lesen. Wenn das dein Stil ist, lass dich nicht verunsichern, es gibt auch ganze Bücher im Präsens - und die können sich schließlich nicht alle irren ;)

Ein paar Sachen sind mir dann aber doch aufgefallen:

"Mit einer gestellten zuckersüßen Stimme wendet sich House nun seinem Gegenüber (zu)" - Das Wort heißt "zuwenden", also fehlt irgendwo das "zu"

"So war es schon immer so." -
Zweimal "so" finde ich stilistisch nicht schön. "Irgendwie war es schon immer so." oder dergleichen vielleicht?

"Aber er ist derjenige, der am längsten zu House „hält“ und einen großen Teil von dem macht, was man allgemein als „ den Arsch retten“ bezeichnet."
 
Ich persönlich mag Anführungszeichen, die keine wörtliche Rede beinhalten, nicht so sehr. Du hast hier die Möglichkeiten, beispielsweise durch kursiv schreiben Dinge deutlich zu machen, ansonsten verwende ich die einfachen Anführungszeichen: 'hält', aber das muss jeder für sich sehen ;)
Ansonsten hast du ein Leerzeichen bei "den Arsch retten" zu viel, nach dem ersten Anführungszeichen.

"(...) die Krankheit beseitigen möchte; sondern auch der Patientin helfen möchte." - wieder rein stilistisch: ich fände es mit einem "möchte" schöner, nicht eine Wortwiederholung. Dafür einfach das erste weglassen, denn der Satz geht ja weiter, also: "(...) die Krankheit beseitigen, sondern auch der Patienten helfen möchte."
(der nächste Satz mit "zu tun hat" ist ähnlich, wobei ich da nicht verstehe, was das zweite "zu tun hat" überhaupt mir sagen soll)

Inhaltlich:
"Zu seinen Patienten ist er auch viel freundlicher, was daran liegt, dass er in der Onkologie arbeitet und somit mit vielen krebskranken Menschen zu tun hat, die das Krankenhaus nie mehr lebend verlassen."

Das ist jetzt reine Interpretationssache, aber ich denke, Wilson ist einfach freundlicher, weil er als Mensch freundlicher ist. Es gibt sicher auch Arschlöcher (und auch House selbst) die zu todkranken Menschen nicht freundlich sind. Oder glaubst du, dass Wilson im Ambulanzdienst (wo er nicht mit todkranken zu tun hat im Regelfall) nicht freundlich ist? So liest es sich nämlich - Wilson ist nur freundlich, weil von seinen Patienen sowieso die meisten sterben.

Wie ich sagte, ist das meiste nur meine eigene Meinung und stilistische Sachen, die ich persönlich(!) anders regeln würde. Wenn es aber so dein Stil ist, behalte es bei! Generell "falsch" ist es nämlich nicht.
Rechtschreibfehler sind mir auch nicht aufgefallen und im Ganzen liest es sich sehr, sehr flüssig, was ein sehr großer Pluspunkt ist :)

Alles in allem eine wirklich niedliche, kleine Geschichte von den beiden, die ihre Freundschaft wunderbar herausstellt.
Weiter so!

Liebe Grüße,
Lichti
Antwort von:  KiraNear
27.02.2014 13:50
So, jetzt komme ich endlich dazu^^°

Auch dir vielen Dank für den tollen Kommentar und auch für die Verbesserungsvorschläge, ich habe mich sehr darüber gefreut :3

Normalerweise schreibe ich auch in der Vergangenheitsform, aber hin und wieder in der Gegenwart. Ist allerdings ganz selten.
Von:  trinithy
2012-10-28T09:35:27+00:00 28.10.2012 10:35
Hallo!

Zuerst einmal herzlichen Dank für deine Teilnahme an meinem Wettbewerb. Wie du vielleicht schon in der Beschreibung gelesen hast, entfällt das mit der Platzierung aufgrund der geringen Einsendungen.
Aber einen Kommentar gibt es dennoch:

Ich fange direkt mal mit dem Schlechten an, dann haben wir es hinter uns :)

Dein Stil hat mit leider gar nicht gefallen. Ich finde es unglaublich schwer Dritte-Person-Erzähler in der Gegenwart zu lesen, irgendwie sträubt es mir da die Nackenhaare nach oben. Gut dafür kannst du jetzt nichts, das ist ein generelles Problem von mir, dass Gegenwartserzählungen bei mir nur als Erste-Person durchgehen.
Allerdings bist du zwischendrin auch ein paar Mal in der Zeit gesprungen und hast doch das Imperfekt verwendet, was ganz eindeutig einen Bruch darstellte.
Die Satzstrukturen von manchen Sätzen waren auch irgendwie gewöhnungsbedürftig.
Ich kann das Muster erkennen, dass es offenbar Absicht war, aber gefallen hat es mir leider nicht.

Was war gut:
Der Dialog.
Die wörtliche Rede fand ich in der Tat viel, viel besser als den Rest, da du da die Charakterzüge von House und Wilson wirklich gut getroffen hast. Irgendwie hätte ich mir davon schon wieder mehr gewünscht^^
Was mich zum nächsten Punkt bringt, IC hast du sie beide getroffen, dafür Hut ab, denn das ist wirklich nicht einfach.
Das mit dem Kaffee ist auch so typisch House :)

Rechtschreib- und Tippfehler sind mir jetzt auch keine aufgefallen.


Zusammenfassend muss ich aber eben leider sagen, dass es trotz aller objektivität den Punkt gibt, an dem man sich auch als Wettbewerbssteller einfach nur der Frage stellen muss: Hat es mir gefallen, würde ich die Geschichte nochmal lesen?
Und da muss ich leider mit "nein" drauf antworten. Denn obwohl du wie gesagt die Charaktere gut getroffen hast und der reine Dialogtext wirklich gut war, gibt es halt doch noch den Teil drumherum, den man ja mitlesen muss und der mir persönlich einfach nicht gefallen hat.
Das können andere auch gerne anders sehen, denn inhaltlich ist es ja gut.

Ich weiß, solche Kommentare ließt keiner gerne und ich entschuldige mich auch, dass ich es so hart sagen musste, aber ich hoffe du verstehst meinen Standpunkt, schließlich bin ich das ja aufgrund des Wettbewerbs schuldig.

LG trinithy
Von:  Misato-sama
2012-10-22T02:35:33+00:00 22.10.2012 04:35
Gut geworden ^_^
Bei jedem Satz hatte ich gleich die Stimmen der Beiden im Kopf, als wäre es wirklich so passiert.

Nur da
Wilson sieht mit ihn mit einem prüfenden Blick an.

ist ein "mit" zuviel^^


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