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Invasion

Teil 1 : Die Reise
von

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Schneegeier

Kapitel 31: Schneegeier
 

Einige Zeit später waren alle im Zimmer, wo Junko wieder im Bett lag.

Serena war auch wieder wach geworden. Doch weder ihr noch ihrem Bruder war zum Jubeln zumute. Angesichts des Verlustes von Hideyuki.

„Wir werden ihm ein anständiges Begräbnis geben. Morgen Mittag.“, versicherte Rufa.

Kazuma nickte zustimmend.

Yuan sah Junko an. „Jetzt sitzen wir wohl ein paar Tage hier fest.“, sagte er.

„Das macht nichts.“, sagte Kazuma und stand auf. Dann ging er raus.
 

Vor den Toren des Klosters sah er auf das ehemalige Schlachtfeld. In seinem Kopf erschienen Bilder von seinem Kampf gegen Norda. Auch an seine letzte Aktion konnte er sich erinnern. Doch es kam ihm so vor, als wäre das nicht mehr er selbst gewesen. Als wenn jemand anders ihn gesteuert hätte und ihm sagte, was er tun solle.

„Ob es bei Bato und Kaltor genauso war?“, fragte er sich. Doch er hatte keine Antwort auf diese Frage.

Da bemerkte er jemanden hinter sich und drehte sich um. Es war Serena. Sie wischte sich gerade die letzten Tränen aus dem Gesicht.

„Vielleicht hattest du ja recht.“, sagte sie schluchzend.

Kazuma sah sie fragend an.

„Mit dem Turnier, meine ich.“, erklärte Serena. „ Dass das alles Blödsinn ist und dieses Turnier nichts ändern wird.“, fügte sei hinzu und brach wieder in Tränen aus.

Kazuma lächelte und nahm sie in den Arm. „Was redest du denn da? Hast du etwa vergessen, warum wir hier sind? Weil du gehen wolltest. Ohne dich wäre jetzt vermutlich keiner von uns hier.“, erklärte er.

„Aber Hideyuki... Er war so stark und konnte dennoch nichts ausrichten.“, sagte Serena.

Kazuma senkte den Kopf. „Von wegen. Sein Tod hat mir gezeigt, das ich weitermachen muss. Ich werde jedenfalls nicht zulassen, das er umsonst gestorben ist.“, sagte Kazuma.

Serena konnte es nicht glauben. „Heißt das, dass du doch an das Turnier glaubst?“, fragte sie.

Kazuma lächelte. „Nein. Aber jetzt weiß ich, das ich weitermachen muss.“, sagte er.

Da ging die Tür auf und Yuan kam raus. „Kommt mit, ihr beiden. Ich zeige euch unser nächstes Beförderungsmittel.“, sagte er und ging voraus.
 

Er führte die beiden zu einer gewaltigen Höhle etwas abseits des Klosters.

„Erschrickt aber nicht.“, rief Yuan und ging weiter.

Bis auf ein paar Fackeln war es stockdunkel. Doch es roch eigenartig. Außerdem waren seltsame Geräusche von hinten zu hören.

Schließlich kamen sie in der Haupthöhle an und die beiden rissen die Münder auf.

Die Höhle war voll mit riesigen Vögeln. Sie erinnerten an südamerikanische Kondore, nur hatten diese hier schneeweißes Fell.

„Schneegeier.“, erwähnte Yuan.

Kazuma und Serena sahen ihn ungläubig an. „Davon haben wir noch nie gehört.“, sagte Serena.

Yuan schmunzelte. „Natürlich nicht. Sie sind sehr scheu und Meister Rufa tut alles, um sie geheim zu halten.“, erklärte er.

Serena schluckte. „Soll das unser nächstes Transportmittel sein?“, fragte sie.

Yuan nickte.

Serena seufzte und sah Kazuma lächelnd an. Der war plötzlich ganz blass geworden.

„Was ist denn mit ihm?“, fragte Yuan.

Serena senkte den Kopf. „Er hat Höhenangst.“, erzählte sie.

Yuan sah beide fragend an. „Moment mal. Wir sind doch schon mal geflogen.“, sagte er.

Serena nickte. „Natürlich. In einem Flugzeug. Das hat immerhin Wände und man kann nicht einfach so rausfallen. Das macht ihm auch keine Schwierigkeiten. Aber das hier ist etwas anderes.“, sagte Serena und zeigte auf die Geier.

Yuan kratzte sich am Kopf. „Davon habe ich ja noch nie gehört. Ich dachte immer, Höhenangst ist Höhenangst.“, sagte er.

„Na toll. Dann können wir das wohl abschreiben.“, fügte er hinzu.

„Quatsch.“, sagte Kazuma, der den ersten Schreck überwunden hatte. „An mir soll es nicht liegen.“, fügte er hinzu. Doch er spürte, wie er innerlich zitterte.

Serena sah ihm ins Gesicht. „Bist du sicher?“, fragte sie.

Kazuma schluckte. Er wollte aber nicht im Weg stehen.„Natürlich.“, sagte er selbstsicher. Dann grinste er.

„Allerdings dürfte das Junko nicht gefallen. Sie hat nämlich Flugangst.“, erwähnte er nebenbei.

Yuan fühlte sich, als wenn er ein Magengeschwür bekommen würde.

„Ich rede mit ihr. Sie wird schon mitmachen.“, sagte Serena und sah Yuan an. „Abgemacht?“, fragte sie.

Yuan lächelte gezwungen.

„Dann sollten wir uns auf den Rückweg machen.“, sagte Kazuma und ging vor.

„Das wird ein sehr interessanter Flug.“, sagte Yuan seufzend.
 

Als am nächsten Tag die Sonne aufging, waren alle, auch die Mönche hinter dem Tempel versammelt. Sie hatten Hideyuki ein Grab geschaufelt und ließen ihn jetzt runter.

„Du hast tapfer gekämpft und uns neuen Mut gegeben. Dein Erbe wird ewig in uns weiterleben.“, beendete Rufa gerade seine Grabrede.

Kazuma und Serena gingen als erstes hin. Hideyuki sah richtig friedlich aus, wie er da lag.

„Du warst immer wie ein Vater für uns. Hast dich um uns gekümmert. Ich hoffe, das wir jetzt bereit sind, für uns selbst zu sorgen.“, sagte Kazuma.

Serena wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. „Ich hoffe, es geht dir dort, wo du jetzt bist besser als hier.“, sagte sie. Mehr bekam sie aber nicht raus, weil sie wieder in Tränen ausbrach.

Kazuma nahm etwas Erde und warf sie ins Grab. „Danke.“, sagte er, bevor sie wieder zurückgingen.
 

Eine Weile später standen die beiden noch da und beobachteten, wie einige Mönche das Grab zuschaufelten und anschließend Steine darauf verteilten.

Yuan und Junko waren etwas Abseits. „Das war sicher schwer für die beiden.“, sagte Junko.

Yuan nickte. „Und es wird mit der Zeit nicht leichter. Ich weiß, wovon ich spreche.“, sagte er.

Junko nickte. „Ich weiß, was du meinst. Als mein Vater starb, war ich total niedergeschlagen. Am liebsten wäre ich für den Rest meines Lebens in meinem Zimmer geblieben. Aber meine Mutter hat mir neuen Mut gegeben. Selbst, als sie ihr Leben gab, um meines zu beschützen.“, erklärte sie betrübt.

„Gehen wir.“, sagte Yuan und ging zum Kloster zurück.
 

Gegen Mittag waren alle bis auf Kazuma und Serena im Essensraum. Junko sah Yuan erschrocken an.

„Was? Was meinst du damit, das wir fliegen müssen?“, fragte Junko erschrocken.

Yuan seufzte. „Eigentlich wollte Serena es dir ja erzählen, aber nun musste ich es halt machen. Bitte raste nicht aus.“, sagte er.

„Nicht ausrasten. Ich mag nichts, was fliegt. Das mit dem Flugzeug habe ich nur notgedrungen mitgemacht.“, sagte Junko leicht beleidigt.

„Komm schon. Immerhin macht sogar Kazuma mit, obwohl er meiner Meinung nach ziemlich demotiviert ausgesehen hat.“, sagte Yuan.

Junko seufzte lauthals. „Unter einer Bedingung. Ich fliege mit dir und bin gesichert.“, sagte sie.

Yuan lächelte. „Klar doch. Die Sättel, die wir haben sind absolut sicher.“, sagte er und ließ den Kopf hängen.

„Wunderbar. War gar nicht so schwer.“, dachte er.
 

Es war schon ziemlich spät. Zakor saß gerade vor einem Bericht, als Ratko die Tür zu seinem Büro aufriss.

„Was habe ich gehört? Sie haben Norda gefunden?“, fragte er.

„Anklopfen das nächste Mal nicht vergessen.“, wies Zakor drauf hin.

„Lenk nicht ab. Wo wurde sie gefunden?“, fragte Ratko.

Zakor schlug den Bericht zu. „Erstmal legst du nicht so einen Ton bei deinem Vorgesetzten an. Und zweitens... Norda wurde etwas nördlich von Katmandu gefunden. Sie trieb in einem Gletscherfluss.“, erklärte er.

„Lebt sie denn noch?“, fügte Ratko seiner Frage hinzu.

Zakor stand auf. „Gerade so. Obwohl sie stark unterkühlt war.“, erklärte er.

Ratko wandte sich wieder der Tür zu.

„Tu nichts ohne meine Erlaubnis, klar?“, gab Zakor zu verstehen.

Ratko nickte leicht und ging. „Und ich habe ihm noch gesagt, das es ein Fehler war, Norda darauf anzusetzen.“, sagte er ein wenig verärgert.
 

Junko ging es wieder einigermaßen besser. Sie hatte Yuan davon überzeugt, ihr die Schneegeier zu zeigen, obwohl der nicht begeistert davon war. Vielleicht würde sie sogar noch einen Rückzieher machen. Doch sie bestand darauf.

Als er mit ihr in die Höhle kam, staunte sie. Junko konnte nicht fassen, das es so große Vögel gab.

„Wahnsinn. Die einzigen Vögel, die ich bis jetzt gesehen habe, waren die am Vogelhäuschen hinter unserem Haus.“, sagte sie.

Yuan war froh, das Junko sich ein wenig freute, nachdem die letzten 2 Wochen so schwer für sie waren.

„Und mit denen werden wir fliegen?“, fragte Junko.

Yuan nickte und zeigte auf die Sättel, die über einer Vorrichtung hingen. Es waren Zweisitzer.

„Serena lernt gerade, wie man die Vögel lenken kann. Ich beherrsche das schon.“, sagte Yuan.

Junko sah ihn fragend an. „Serena lernt und nicht Kazuma?“, fragte sie.

Yuan lächelte. „Ja. Kazuma hat wohl ein wenig Flugangst davor.“, sagte er.

Junko lächelte. „Das ist wohl typisch für ihn.“, sagte sie.„Ich wünschte, das ich auch einen Bruder oder eine Schwester gehabt hätte. Die beiden mögen sich wirklich sehr gern.“, sagte Junko.

Yuan sah, das sie wieder niedergeschlagen war. „Dann lass mich von jetzt an dein Bruder sein.“, sagte er.

Junko sah Yuan fragend an.

„Einverstanden?“, fragte Yuan und streckte die Hand aus.

Junko war sprachlos angesichts dieses Angebots. Sie bemühte sich, nicht zu weinen, doch es ging nicht. Spontan umarmte sie Yuan. „ Vielen Dank.“, sagte sie.
 

In Katmandu trat Ratko in Norda´s Schiff. „Wo ist sie?“, fragte er einen Sarok.

„Im hinteren Teil.“, antwortete der.

Ratko trat nach hinten und fand Norda in einem Bett. Sie war an verschiedenen Maschinen angeschlossen und durch etliche Schläuche tropfte Flüssigkeiten in sie rein. Doch sie war bei Bewusstsein.

„Dich hat es ja übel erwischt.“, sagte Ratko leicht amüsiert.

Norda sah ihn wütend an. „Blödmann. Du bist doch nur froh, das ich genauso versagt habe wie du.“, sagte sie.

Ratko schmunzelte leicht. „Ich würde lügen, wenn ich das abstreiten würde. Trotzdem hatte ich erwartet, das du etwas erreichen würdest. Aber als ich den Bericht las, war mir klar, das du ihn nicht besiegen würdest.“, sagte er.

Norda stutzte. „Welchen Bericht?“, fragte sie.

Ratko holte ein Blatt Papier heraus und gab es ihr. „Ist von einer Blutprobe des Kerls, der sich Kazuma nennt.“, erwähnte er.

Norda las sich den Zettel durch und bekam große Augen. „Aber das ist doch unmöglich. Das kann niemals stimmen.“, sagte sie erstaunt.

Ratko nickte. „Hab ich auch gesagt. Doch sie haben es mehrfach getestet. Die Ergebnisse sind eindeutig.“, gab er zu verstehen.

Norda legte das Blatt wieder hin. „Weiß Zakor davon?“, fragte sie.

Ratko schüttelte mit dem Kopf. „Noch nicht.“, sagte er.

Norda schmunzelte jetzt ebenfalls. „Und wann gedenkst du, ihm davon zu erzählen?“, fragte sie.

Ratko sah aus dem Fenster. „Vorher muss ich nochmal mit Ihm darüber reden. Weißt du, wo sie hinwollten?“, fragte er.

Norda sagte erstmal nichts.

„Komm schon. Ich kenne deine Fähigkeiten. Du konntest von klein an schon die Gedanken anderer lesen. Außerdem kommst du so bald nicht hier weg, wenn ich mir das so ansehe.“, sagte er und verwies auf die Maschinen.

Norda lächelte. „Eine Stadt namens Kashi.“, sagte sie leise.

Ratko nickte.

„Warte! Was wirst du Zakor erzählen, wenn es soweit ist?“, fragte Norda.

Ratko blieb nochmal stehen. „Weiß ich noch nicht.“, sagte er und ging.

Norda sah das Blatt mit dem Bericht an. „Wie ist das nur möglich?“, fragte sie sich.
 

Als am nächsten Tag die Sonne über dem Himalaja aufging, waren alle startbereit. Zwei Schneegeier waren gesattelt worden und bereit.

Meister Rufa war auch dabei.

Die Mönche hatten ihnen genug Essen mitgegeben, um bis nach Kashi zu kommen. Auch für die Geier.

„Sie sind ziemlich schnell. Trotzdem müsst ihr eine Nacht campieren. Mit etwas Rückenwind seid ihr morgen Mittag dort. Die Vögel lasst einfach wieder frei. Sie finden den Heimweh alleine.“, versicherte Rufa ihnen.

Kazuma stieg jetzt auf. Allerdings war ihm etwas mulmig. Er saß hinter Serena, welche die Zügel in der Hand hielt.

Serena war allerdings auch nicht ganz wohl. Sie hatte zwar den Erklärungen des Fluglehrers zugehört, aber sie wusste nicht, wie sie das im Flug anwenden würde.

„Vielen Dank für die Gastfreundlichkeit.“, sagte Kazuma.

Dann schüttelte Serena die Zügel und sie flogen los.

Kazuma schluckte, als der Geier eine gewisse Höhe erreicht hatte. Er hielt sich ganz fest.

Yuan lächelte. „Wir sehen uns hoffentlich wieder.“, sagte er und flog ebenfalls los.

„Viel Glück!“, rief Rufa hinterher und sah ihnen nach, bis sie verschwunden waren.
 

Serena hatte leichte Schwierigkeiten, den Geier in den Griff zu kriegen und die Tatsache, das sich Kazuma ziemlich fest an sie klammerte, gab ihr den Rest.

Junko ging es ähnlich. Allerdings krallte sie sich nicht so fest an Yuan. Sie war angeschnallt.

„Sieh doch mal, Serena!“, rief Yuan. Dann bemerkte er, wie Serena Probleme hatte.

„Lass die Zügel etwas lockerer.“, rief Yuan.

Serena nickte.

„Hast du bei der Einweisung nicht zugehört?“, fragte Yuan.

„Doch schon. Aber in der Praxis ist das wohl etwas anderes.“, sagte Serena.

„Etwas mehr links. Wir müssen nach Nordosten!“, rief er und beide korrigierten die Flugbahn.

„Geht es denn?“, fragte Serena Kazuma, der schon ganz grün im Gesicht war.

„Wenn ich nicht zuviel nach unten sehe, dann ja.“, erklärte Kazuma.

„Schade. Dabei ist die Aussicht so schön.“, sagte Serena.

„Glaub ich dir gern.“, sagte Kazuma lächelnd.

Plötzlich kam ein starker Wind auf, der sie ziemlich durchschüttelte. Die Schneegeier aber blieben auf Kurs.

„Meister Rufa hatte recht. Die Geier sind prima in dieser Gegend. Gerade wegen den tückischen Winden hier.“, sagte Yuan.

Kazuma allerdings wurde jetzt noch grüner im Gesicht. „Ich glaube, ich bin seekrank.“, sagte er.

„Wohl eher Luftkrank.“, sagte Serena grinsend.



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