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Green Eyes

von

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Liebe

Loki´s POV:
 

Keuchend duckte ich mich hinter dem großen Felsen und versuchte meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen. Nidhöggr hatte ich kurzzeitig ablenken können, indem ich eine, mehr schlecht als rechte, Illusion von mir schaffte.

Der Zauber kostete mich in, meinem jetzigen Zustand, enorm viel Kraft, denn mein ganzer Körper musste mittlerweile übersäht sein von blauen Flecken und tiefen Kratzern vom ständigen Stürzen. Meine Augen tränten heftig, da Nidhöggr nun auch Feuer spie und die Luft dadurch trocken und heiß war.

Ich hatte mir bei einem Sturz den Knöchel verletzt und war nun bei weitem nicht mehr schnell genug, um dem wütenden Drachen zu entkommen und ahnte, das es mir nichts bringen würde, nach Heimdall zu rufen.

Ich kannte die Gesetze Asgards nur zu genau und der Wächter der Regenbogenbrücke war dazu angehalten, einem Gott den Zutritt zu verweigern, sollte er oder sie Gefahr für das Reich bedeuten. Und ein riesiger, zorniger Drache war, meiner Meinung nach, ein ausreichender Grund, von Gefahr zu sprechen.

Das plötzliche Grollen von Nidhöggr´s Brüllen ließ mich erkennen das er die Illusion scheinbar durchschaut hatte, was für mich wiederum hieß, die Beine in die Hand zu nehmen.

Ächzend rappelte ich mich auf und begann wieder damit über die Ebene zu rennen. Mein Ziel, war der Berg, auf dem ich zu Beginn der Prüfung gelandet war und obwohl dies kaum mehr zwei bis drei Stunden her sein dürfte, fühlte ich mich jetzt schon, als wäre ich seit Jahren auf der Flucht vor der Bestie.

Doch obwohl mein Körper immer mehr schmerzte und ich die Erschöpfung in meinen Gliedern spürte, hatte ich nicht vor, aufzugeben. Thor wartete darauf, dass ich diese Prüfung bestand und ich wollte ihn nicht enttäuschen.

Der Gedanke an meinen Bruder gab mir unvermittelt neue Energie und als ich Nidhöggr´s Brüllen näher kommen hörte, beschleunigte ich meine Schritte, obwohl mein linker Knöchel höllisch schmerzte und mir das Atmen langsam aber sicher schwer viel.

Ein erneuter Feuerstoß ließ mich ein weiteres mal zu Boden gehen und ich fühlte die unsägliche Hitze nur knapp meinen Kopf verfehlen.

„Verdammt!“, murmelte ich und sprang auf, sobald der Feuerstrahl endete. So schnell es mir, in dem geschwächten Körper, möglich war, rannte ich über die weite Ebene und versuchte dabei nicht, auf den Felsen auszurutschen.

Als ich mich umsah, um abzuschätzen, wie viel Zeit mir blieb, um ein günstiges Versteck zu finden, musste ich entsetzt feststellen, dass Nidhöggr sich in die Luft erhoben hatte und nun wie ein grausamer Todesengel über mir kreiste.

Das er mich trotz der Höhe wahrscheinlich so klar sah, wie, wenn ich direkt vor ihm stehen würde, half mir bei dieser Situation wenig und leicht panisch sah ich mich nach allen Seiten um. Bis zum Berg waren es noch gute fünfhundert Meter und dann musste ich auch erst einmal hinauf klettern, um wieder das Plateau zu erreichen. Ein weiterer Blick nach oben genügte, um mir zu sagen, dass diese Idee zur Zeit wahrscheinlich wenig bringen würde.

Einen Moment lang überlegte ich, mich noch einmal unsichtbar zu machen, doch meine Energie war so gut wie aufgebraucht und ich würde wahrscheinlich gerade einmal dreißig Sekunden verschwunden sein.

Was ich brauchte, war ein gutes Versteck und ein wenig Zeit, um mir einen Plan auszudenken, doch das konnte ich vergessen. Die Landschaft bestand ausschließlich aus kargen Felsen und eiskalter Erde.

„Ich hätte mich einfach ins Moor stürzen sollen, als ich noch die Gelegenheit dazu hatte.“, murmelte ich und dann kam mir ein Gedanke.

Diese Welt war einmal die Heimat der Eisriesen gewesen und Riesen lebten in Höhlen. Laut Odin´s Erzählungen taten sie das auch heute noch und Nidhöggr war vor vielen hundert Jahren hier aufgetaucht, also war die Wahrscheinlichkeit eine Höhle zu finden, in der ich mich verstecken konnte, relativ groß.

„Aber wo?“, murmelte ich und war gerade sehr dankbar, dass Nidhöggr vom ständigen Feuerspeien scheinbar auch eine kurze Pause brauchte.

Hektisch sah ich mich um. Ich wusste, dass ich nicht viel Zeit hatte und als ich wieder einen Blick in den grauen Himmel warf, konnte ich sehen, dass der Drache sich scheinbar wieder zum Angriff bereit machte.

Mit fliegenden Augen sah ich mich um, betrachtete jede noch so kleine Unebenheit, jeden Felsen und dann sah ich es!

Ein schwacher Felsspalt in der Bergwand, ungefähr dreihundert Meter über der Erde, die von weitem aussah wie ein einfacher Riss.

„Ein Versuch ist es wert!“, wisperte ich in die Stille, warf einen letzte Blick in den Himmel und rannte dann los.
 

Nach Atem ringend und mit versenkter Kleidung kam ich bei der Felsspalte an. Die Hetzjagd, den Berg hinauf, hatte mich mein letztes bisschen an Kraft gekostet und nun stand ich vor dem Riss und keuchte erleichtert, als ich sah, dass es sich wirklich um den Eingang in eine Höhle handelte.

Ohne zu zögern ging ich durch die schmale Öffnung und befand mich in einer winzigen, natürlichen Felshöhle. Sie schien nicht wirklich für Riesen geeignet zu sein, aber das war mir herzlich egal.

Stöhnend ließ ich mich an der Wand sinken und setzte mich auf den harten Steinboden. In der kleinen Kammer war es kalt und die Luft roch leicht moderig, doch der eisige Wind von draußen fehlte und das wichtigste: Ich hatte einen Schutz vor Nidhöggr.

Einen Moment blieb ich erschöpft sitzen, bevor ich meine Arme ausstreckte und mit einem schmerzhaften Zischen mir den Stiefel vom linken Fuß zog.

Der Knöchel, der darunter zum Vorschein kam, war dunkelblau, fast lila, angeschwollen und als ich meine kalten Finger vorsichtig auf die Stelle legte, hätte ich fast gewinselt.

Mein Gehirn informierte mich unnötigerweise darüber, dass der Knöchel nicht gebrochen war, doch die Schmerzen und die Schwellung deuteten auf eine heftige Verstauchung.

Kurz überlegte ich, ob ich noch genug Kraft hatte, einen einfachen Heilzauber zu wirken, doch die Chancen, dass ich eine erfolgreiche Heilung zustande brachte standen schlecht. Eher würde ich es noch schlimmer machen und ich musste meine Kräfte aufsparen.

Wütend über mich selbst und meine eigene Schwäche zog ich den Stiefel wieder an und versuchte ein gequältes Aufstöhnen zu unterdrücken. Ich wusste, dass ich den Fuß am besten nicht noch mehr belasten sollte, doch was hatte ich schon für eine Wahl!

Nachdem der Schuh wieder richtig saß, packte ich meinen, achtlos in die Ecke geworfenen Rucksack, und nahm die drei Schuppen zur Hand.

Sie hatten die Größe von kleinen Tellern und glitzerten im Zwielicht der Höhle wie ein Regenbogen. Wäre ihr ehemaliger Besitzer nicht so eine Bestie, könnte man glatt glauben, die Schuppen wären magisch.

Von meinen verworrenen Gedanken überrascht, schüttelte ich energisch den Kopf und versuchte wieder klar und logisch zu denken. Ich brauchte einen Plan, wie ich Nidhöggr loswerden konnte. Heimdall brauchte zwei Minuten, um mich wieder zurück nach Asgard zu holen, aber wie sollte ich es schaffen einen Drachen zwei Minuten abzulenken, ohne dabei zu sterben.

In meinen Erinnerungen ging ich jedes Lehrbuch, jede Schriftrolle, jedes noch so kleine Detail durch, welches ich in den letzten paar Jahren angesammelt hatte.

Ich hatte Wissen über alle möglichen Bereiche, von der Anatomie, bis zur Astronomie, doch nichts davon konnte mir helfen.

Meine Magie gezielt gegen Nidhöggr war nutzlos, denn scheinbar absorbierten seine Schuppen meine Zauberkraft einfach und ein frontaler Angriff wäre purer Selbstmord.
 

Ich hatte das Gefühl, Stunden lang in der Höhle zu sitzen und trotzdem hatte ich keine einzige Idee. Die Kälte machte mir immer weniger zu schaffen und ich wusste, das ich kurz vor einer Unterkühlung stand.

Die Schuppen hatte ich wieder im Rucksack verstaut und abgesehen von einer Feldflasche mit Wasser und einem Kompass trug ich nichts bei mir. Ich wusste nicht einmal, wieso ich ausgerechnet einen Kompass eingepackt hatte, denn auf meinen Orientierungssinn hatte ich mich, bis jetzt, immer verlassen können.

Wütend schubste ich den Rucksack von mir und lehnte den Kopf wieder an die harte Steinwand. Meine Gedanken begannen langsam abzudriften und ich dachte an Thor und wie wir bei einem Jagdausflug zu weit von der Gruppe fortgeritten waren, um uns am Ende im Wald zu verirren, da Thor niemals auf den Weg achtete und ich damit beschäftigt gewesen war, ihn nicht aus den Augen zu verlieren.

Wir waren ewig in dem Wald herumgeirrt! Thor als pubertierender Sechzehnjähriger, der alles besser wussten, als sein zwölfjähriger Bruder, und ich, der einfach nur hinter dem blonden Prinzen hergelaufen war und sich innerlich diebisch darüber gefreut hatte, mal wieder völlig allein mit seinem Bruder zu sein.

Irgendwann war es dunkel geworden und nachts im Wald kamen die seltsamsten Kreaturen zum Vorschein.

Thor war besorgt, da einige dieser Wesen gefährlich waren und hatte nach einem passenden Versteck Ausschau gehalten, während ich fasziniert die verschiedenen Tiere betrachtet hatte.

Unseren Unterschlupf für die Nacht fanden wir auf einer kleinen Lichtung, die umgeben war von hohen Sträuchern und in deren Nähe ein kleiner Bach floss.

„Immer auf fließendes Wasser achten, Loki!“, hatte Thor gesagt: „Dies kann nicht vergiftet sein.“

Ich hatte ihm nicht gesagt, dass ich selbst über dieses Wissen verfügte. Stattdessen hatte ich einfach nur seiner Stimme gelauscht und jedes Mal, wenn er meinen Namen sagte, floss ein Schauer über meinen Rücken.

Damals hatte ich mir nichts dabei gedacht und war auch ohne zu zögern zu ihm unter die Decke gekrochen, hatte mich an seine breite Brust geschmiegt und die Ruhe genossen, die dieser Moment für uns bereit hielt.

Wenn ich heute an diesen Moment dachte, dann ergriff Traurigkeit mein Herz, denn das ich diese Gefühle nicht für meinen Bruder empfinden sollte, war mir in dem Moment klar geworden, als Thor das erste Mal einem Mädchen hinterher gesehen hatte.

Der Stich, der mein Herz dabei ergriffen hatte, war getränkt von Eifersucht und Wut, und einen Moment war ich versucht gewesen, dem Mädchen Warzen, oder einen heftigen Ausschlag anzuzaubern, doch im nächsten Moment war ich entsetzt gewesen von meinen Gedanken.

Lange hatte ich über diese und andere Situationen nachgedacht und kam irgendwann zu dem einzigen Schluss, der in das ganze Gefühlschaos erklären konnte: Ich war in meinen eigenen Bruder verliebt!

Diese Erkenntnis traf mich seltsam unvorbereitet und ich begann mich immer mehr Thor zu entziehen. Er sollte nichts von den Gefühlen mitbekommen, denn dann hätte er mich wahrscheinlich ausgelacht, oder noch schlimmer, verachtet.

Auch meinen Eltern erzählte ich nichts davon, auch wenn Frigga mich an einem Tag zu sich rief und mit mir über die Liebe sprechen wollte. Ich sagte ihr sehr deutlich, dass ich nicht darüber sprechen musste und ließ kurz darauf auch Odin auflaufen, als er ein Gespräch von Vater zu Sohn führen wollte.

Thor fand diese ganze Situation sehr lustig, doch auch ihm sah ich an, dass er mit mir reden wollte.

„Tja und jetzt werden wir vielleicht keine Möglichkeit mehr dazu haben.“, flüsterte ich, in das langsam dunkler werdende Zwielicht und als mir die Augen zufielen, träumte ich bereits davon, wie es wäre mit Thor zusammen zu sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Witch23
2012-12-27T15:13:16+00:00 27.12.2012 16:13
Spannend wie Loki da Flüchtet. Auch das er dabei seine Kräfte verausgabt hat und verletzt genug ist um nicht mehr so gut voranzukommen ist passend. Und diese Erinnerung an früher finde ich auch schön und auch erleuchtend, vor allem warum Loki Thor doch so rasch wieder verzeiht.
Von:  Yuriko-toki
2012-12-16T12:51:35+00:00 16.12.2012 13:51
Schöne beschrieben, die Flucht von Loki!
Ist glaube ich auch das erste Kapitel, in der Lokis Gefühle zu Thor mal genauer beschrieben werden. Ich finde diese Begebenheit mit dem Verlaufen im Wald sehr schön inszeniert!
Und ich stelle mir einen kleinen Loki vor, der hinter seinem großen Bruder herläuft und sich einfach freut mit ihm allein Zeit verbringen zu können ^^ Total süß!
Das Aufwachen bringt wahrscheinlich böse Überraschungen! Da das nächste Kapitel schon on ist, kann ich gleich weiter lesen XD
Von:  Haruhi-chan_Amaya
2012-12-12T15:29:14+00:00 12.12.2012 16:29
OMG wenn Loki aber jetzt einscläft und es ist so kalt, dann erfriert er uns ja :O
Nooin.
Total spannend wiedermal :)) man kann kaum das nächste Kapitel abwarten.


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