Zum Inhalt der Seite

Knight Alchemist

Warum leben wir?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Fractis catenis(zerbrochene Ketten)-Retter des Neides

Kapitel 12

Fractis catenis(zerbrochene Ketten)-Retter des Neides
 

Tränen haben die Eigenschaft den Schmerz zu lindern.

Das ist der Grund, weshalb wir weinen, damit wir diesen Schmerz vergessen können.

Ich werde nicht mehr weinen.

Wenn ich weine, werde ich auch dich vergessen, Nii-sama?

Ich schenke dir meine Tränen, damit du mich vergessen kannst.

Damit du mich vergessen kannst.
 

Das kleine, gelbe Häuschen der Rockbells stand auf einen Hügel, wie eine Sonnenblume, die hoch über ihre Geschwister in die Ferne ragte. Die Zugfahrten, die Ash oft endlos vorgekommen waren schienen, in Gespräche verwickelt, überraschend kurz. Es schienen nur Sekunden von Bahnhof zu dem kleinen Haus der Familie Rockbell zu vergehen. Ash war das laute Leben der Großstädte gewohnt. In den Großstädten war alles gigantisch und geordnet. Das kleine Resambull jedoch steckte voller Kleinigkeiten und Überraschungen.

Die alte Frau Pinako war eine ausgezeichnete Köchin, die es zu lieben schien, neue Gäste mit ihren einfachen, aber köstlichen Gerichten die Sprache zu verschlagen. Den, der schwarzweiße, dreibeinige Hund schlich im Haus und auf den Feldern umher und betrachtete Ash anfangs mit ziemlichen Misstrauen, doch als er den neuen Gast eingehen beschnuppert hatte, wedelte er mit den Schwanz und lies sich sogar bereitwillig hinter den Schlabberohren kraulen und die Lauten Geräusche aus Winrys Werkstadt, kümmerten niemanden.

Doch was Ash am merkwürdigsten fand war nicht der klebende Hund oder die automailverrückte Winry.

Es war schlicht und ergreifend, dass sie offenbar alle mochten.

Pinako sorgte immer dafür, dass sie ihre Teller immer leer aß und wollte ihr jedes Mal unbedingt dreimal nachschlagen und wenn die Vier durch das Dorf gingen, um Ash den Fluss oder die nachstehenden Wald zu zeigen rief sie ihnen immer hinterher, sie sollten zum Abendessen zuhause sein. Mit Winry arbeitete sie an den Plänen der neuen Automail und obwohl sie mit Links zeichnete schaffte es Ash ihre Wünsche für ihre Gliedmaßen auf Papier zu bringen. Ed und Al wechselten sich mit den Rollstuhlschieben immer wieder ab und wenn es ihnen zu langsam war hievten sie die Rothaarige sogar auf ihre Schultern, was allen einen Heiden Spaß machte. Selbst die immer widerkehrenden Albträume wurden durch das abendliche Gespräche mit Alphonse immer erträglicher und so konnte Ash nicht glauben, dass sie schon eine ganze Woche im Resambull war.

Es erschien ihr, irgendwie suspekt, doch es war eindeutig schön.

Die Dorfausflüge, das Gestallten ihrer neuen Automails, das köstliche Essen....

Und nun saß sie am offenen Fenster und sah hinaus in den wolkenverhangenen Himmel.

Normalerweise hätte man einen herrlichen Blick auf die vielen Sterne, die wie tausende, kleine Edelsteine den dunkelblauen Himmel übersäten und zu einen Meer aus Formen und Bildern verbanden, die am nur erahnen konnte. Jetzt jedoch sah man nur eine graue Wolkendecke, die sich über den endlosen Horizont erstreckte und eine Flut aus kaltem Wasser mit sich brachte.

Sie liebte den Regen, ganz anders als Ed, der sofort die Fenster verschloss, wenn er die Wolken kommen sah. Es hatte etwas Beruhigendes wenn das Wasser über ihr Gesicht lief, wenn es ihre Wange zärtlich streifte und ganz leicht ihr langes Hemd benetzte, das sie zum Schlafen trug.

Begierig sog sie die kalte Abendluft ein. Eine Luft, die sie in den Großstädten noch nie zuvor gerochen hatte. Frei von jeglichen Abfallstoffen und leicht, trotz der schweren Nässe des Regens.

Gedankenverloren starrte sie in den Himmel.

Um sie herum war nichts außer dem melodischen Prasseln des Regens. Rhythmisch und Beruhigend.

Ihre Gedanken schweiften zurück. An den Ausflug in den kleinen Wald, wo sie mit den Anderen Pilze gesammelt hatten. An das leckere Abendessen, das aus einen frisch gemachten Eintopf bestand, denn Ed zu Hälfte alleine geleert hatte und daran, womit sie mit Al diesen Abend sprächen sollte.

Doch irgendwann kamen ihre Gedanken dahin zurück.

Zurück zu den Splittern, die sie aus diesen einen Leben kannte, das sie zu vergessen haben schien.

Geistesabwesend berührte sie es.

Dort, auf der rechten Seite, zwischen Hals und Schulteransatz, unter ihren Haaren nicht zu sehen, war der Orruborus, den jeder Homunkulus auf seinen Körper hatte.

Nur, dass ihrer sich um ein Hexagramm, anstatt um einen Stern wandte.

Seltsam…

Er war schon immer da gewesen, seit sie sich erinnern konnte.

Als wäre sie nie etwas anderes gewesen.

Doch was waren dann diese Splitter, diese Bilder von damals?

Sie umklammerte das Mal so fest, dass es weh tat.

Nein, es waren nicht Bilder oder ganze Szenen, an die sie sich erinnern konnte, sondern so etwas wie... Gefühlsfetzen.

Fragmente, oder das, was sie damals Empfunden hatte.

Doch was waren das für Gefühle?

Aus welcher Zeit stammten sie?

Angestrengt versuchte sie sich wieder an dieses Gefühl zu erinnern, daran wie es ihren Körper praktisch überrollt hatte, wie eine Lawine.

Wie hatte sie sich damals gefühlt?

Es gab nur einen Teil ihres damaligen Lebens, an den sie sich wirklich erinnern konnte.

Nachdem sie das Tor freigegeben hatte.

Angst, sie verspürte nichts als Angst.

Kalt und panisch.

Sie hatte Angst versagt zu haben, dass sie ihn nicht zurückbringen konnte, wen auch immer sie zurückholen wollte.

Weder Name noch Gesicht hatte sie behalten können. All das hatte sie ihr genommen.

Doch diese Splitter waren anders, ein ganz anders Gefühl.

Es war, als würde ihr Herz überschwemmt, als würde es regelrecht in einen Meer aus Zärtlichkeit überschwemmt.

Es war schön... und so vertraut, dass ihr Herz anfing zu schmerzen.

„Wo hab ich das schon einmal gespürt?“ flüsterte sie in den Regen.

An diesem Tag…..als er sie befreit hatte.

Sie Erinnerung brachte ein Lächeln voller Reue auf Ashs Lippen.

Wie lange war es her?

Acht Jahre?

Eine Sekunde für ihn aber ihr kam es vor wie in einen anderen Leben.

Ash lehnte sich an den hölzernen Fensterrand.

Die Erinnerung an diese Nacht schoss ihr durch den Kopf und nahm ihr gesamtes Denken ein.

Alt wie Stein und doch so frisch wie ein Regentropfen.
 

Sie war wieder in dem Zimmer, das gerade groß genug war um einen einzigen Schritt zu gehen. Zusammengekauert lag sie in der Ecke.

Gekrümmt, ausgezehrt, verkrüppelt.

Mit dem von blauen Flecken und Zeichen gezeichneten Arm hatte sie ihr verbliebenes Bein umklammerte und auf die Stille gelauscht.

Sie war immer ungebrochen, bis zu diesem Zeitpunkt.

Es war ein seltsamer Laut. Es hätte sich fast so an, als würde jemand etwas auf und zu schlagen. Es wurde immer lauter, vermischte sich mit näher kommenden Schritten.

Obwohl sich Panik in ihr ausbreitete bewegte sich ihr Körper nicht.

Zu schwach um Angst zu haben..

Bald würde es von Vorne anfangen. Gerade als sie sich die neuen Foltermetoden ausmahlen wollte wurde die Tür aufgerissen. Nicht aufgesperrt wie sonst immer sondern von einer Faust gerade Wegs durchbohrt. Schutt traf in ihr verbliebenes Auge und sie musste heftig blinzeln um denjenigen zu erkennen, der ihr Gefängnis zerstört hatte. Es war ein Junge, nicht ganz volljährig. Er war ungewöhnlich schlank, doch nicht zierlich. Er trug nichts außer ein baufreies Top, eine kurze Toga ähnliche Hose und einen langen Umhang. Alles in Schwarz. Grüne Haarsträhnen hingen ihm ins Gesicht und er musterte den kleinen Raum aus zusammengekniffenen, schlitzartigen Augen, die in ein merkwürdig künstliches Violett schimmerten.

Als er sie entdeckte weiteten sich seine Augen.

Nie würde Ash diesen Blick vergäßen.

Voller Sorge?

Aber warum?

Sie kannte diesen Jungen nicht.

Und dennoch.....

Mühevoll wollte sie den Kopf heben, ihm wenigstens aufrecht gegenübertreten, doch sie schaffte nur eine halbwegs aufrechte Position. Sie konnte nur dasitzen und zusehen wie der Junge in die Hocke ging und sie mit diesen merkwürdigen Augen ansah.

Irgendwas an ihm kam ihr vertraut vor, doch sie wusste nicht warum.

Er sagte etwas zu ihr, fragte sie aus warum sie hier war. Seine Stimme war klar und deutlich doch sie ergab für sie keinen Sinn.

Er wiederholte es und diesmal verstand sie, wenn auch undeutlich.

„Life?“

Ein Name?

Sie hatte versucht zu antworten, doch ihre Stimme, die sie niemals gebraucht hatte wollte nicht einen einzigen Laut bilden.

Sie konnte ihn nur ansahen.

In seinen Augen spiegelte sich ihr Gesicht.

Eingefallene Wange, verkrüppelter Körper, leere Augenhölle, glasiger Blick.

Mehr tot als lebendig..

Der Junge legte den Kopf schief.

Seine Minne war unergründlich.

Er streckte vorsichtig eine Hand nach ihr aus und jetzt erst merkte Ash, dass sie in einen fingerlosen Handschuh gehüllt war.

Behutsam berührten sie ihr eingefallenes Gesicht.

Sie wich nicht zurück.

Seine Finger waren weich und warm......................ganz anders als dieser Ort.

Sie konnte nicht anders.

Wie ein keines Kätzchen hatte sie sich in seine Hand geschmiegt.

Diese Handlung bleib den Grünhaarigen nicht verborgen und ein Lächeln breitete sich auf seinen Zügen auf.

Es war schief, frech und mit einer keiner Spur Arroganz und doch war es genau so warm wie seine Finger.

Sie mochte dieses Lächeln.

Mühelos hob er ihren kleinen Körper hoch, als fürchtete er, sie könnte bei der kleinsten Erschütterung zerbrechen.

Wie recht er doch hatte, doch das hatte Ash nicht im geringasten gekümmert, denn sie hätte sowieso nicht die Kraft aufgebracht sich zu wehren. Seine Körperwärme durchströmte sie, brachte ihr fast stillgestandenes Herz dazu sich seinen eigenen Herzschlag anzupassen und mit kleinen Sprüngen gegen seine Brust zu schlagen.

Sie vergrub das Gesicht in seiner kräftigen Brust.

So schön warm…..

Diese Wärme breitete sich in ihren ganzen Körper aus, lies sie schläfrig werden und brachte sie zum lächeln.

Geborgenheit.

Zum ersten Mal in diesen Leben verspürte sie dieses Gefühl. Sie hatte einfach gespürt, dass sie ihm vertrauen konnte.

Wie im Traum merkte sie, wie sie durch die Gänge getragen wurde. Nur die Stimme des Jungen brachte sie dazu nicht in seinen starken Armen einzuschlafen.

Er hatte eine schöne Stimme….

Doch dann fluchte er.

Ziemlich laut und in verschiedenen Sprachen.

Ein kalter Luftzug fegte über sie hinweg und brachte zum das kleine abgemagerte Kind zum erschaudern. Ash hatte es geschafft ihre müden Augenlider einen winzigen Spalt breit zu öffnen als sie etwas berührte.

Es war kalt und nass.

Aus einer Berührung wurden hunderte, bis sie unter ihre Haut ging und sie mit ihren kalten Fingern in eine eisige Umarmung schlossen.

„Was…ist….d...das?“ Ihre Stimme war so rau und zerbrechlich gewesen, aus all der Zeit, ihn der sie sie nie gebraucht hatte.

Der Junge sah zu ihr herunter. Seine lagen Haare wirkten fast schwarz in der Nässe und sie klebten ihm ins junge Gesicht, was ihn etwas wie eine nasse Pflanze aussehen ließ.

„Das ist ein Scheißwetter aber der Rest der Welt nennt es Regen.“

„Regen...?“, wegholte sie leise.

„Und wer seid ihr?“

Ein Lachen erklang neben ihren Ohr.

„Nenn mich einfach Envy.“

„Envy...“, wiederholte sie flüsternd.

Bedeutete das nicht Neid?

Ein komischer Name…

„Wie heißt du?“

Sie sah ihn fragend an. Ash konnte sich deutlich daran erinnern, dass ihre Wangen plötzlich unangenehm heiß geworden waren, ehe sie fast unverständlich geantwortet hatte.

„Keine Ahnung....“

Er schien ihr ihre Verlegenheit anzusehen den er lachte nur noch etwas weiter. Sie stimmte leise in sein Lachen mit ein. Das Licht eines plötzlich einschlagenden Blitzes erhellte seine Züge doch dann….
 

„Was zur Hölle machst du da?“

Ash schreckte hoch.

Eine laute Stimme hatte zeitglich mit den Donner draußen gebrüllt und riss sie zurück in die Gegenwart. Es war ein wunder, dass sie nicht aus den Fenster fiel als sie ruckartig den Kopf wandte und zu Edward, der mit großen, polternden Schritten auf sie zu marschierte. Erst jetzt merkte Ash, dass ihre Klamotten vollkommen durchnässt waren und, dass der Regen mit seiner kalten Zunge über ihre Haut leckte. Ihre Erinnerung hatte ihr ganzes Wahrnehmungsvermögen schlicht weg aus ihren Kopf gewischt.

Edward schien das allerdings nicht zu interessieren den er machte einfach das Fenster zu und sperrte so den Regen und die Käte aus.

Schade eigentlich, sie hatte ihre Regendusche richtig genossen.

„Wie dumm kann man sein und bei Regen und geöffneten Fenster einschlafen?“ schimpfte Ed.

„Ich bin nicht dumm.“, widersprach Ash, die sich, da sie aus ihrer Erinnerung gerissen war, sich den Alchemisten zuwandte. „Ich hatte lediglich Lust zu duschen.“

„Hättest du nichts ins Bad gehen können?“

„Man sollte nutzen, was die Natur uns gibt.“

Darauf hatte Ed nun nicht mehr entgegen zu setzten. Der junge Alchemist seufzte leicht theatralisch und setzte sich auf den Sessel neben den Fenster.

„Morgen ist es so weit.“, stellte Ed fest.

Ash zuckte nur die Achseln.

Er brauchte nicht weiter zu reden, was er meinte war offensichtlich. Winry hatte vor nicht einmal zwei Stunden die letzte Schraube an ihre Automail geschraubt und Pinako hatte alles für die Operation mit fast peinlicher Genauigkeit vorbereitet.

Morgen würde schön und vor allem schmerzhaft werden.

Ash sah dem Letzteren ziemlich gelassen entgegen.

Wie schlimm konnte das schon sein? Immerhin hatte sie ihre andere Automail viel früher bekommen und sie hatte eindeutig schlechtere Mechaniker zu Verfügung gehabt.

Ed sah Ash lange an. In seinen Augen spiegelte sich eine unausgesprochene Frage wieder, deren Antwort er einfach nicht herausbekam. Das machte ihn Wütend, das sah Ash sofort.

„Hast du etwa... keine Angst?“ fragte Ed nach.

Kopfschütteln.

„Nicht einmal ein bisschen?“

„Wenn ich die Aussicht bedenke, dass ich dir und Al beim Training eine runter hauen kann. Nein.“

Ed lachte und wechselten, in einen plötzlich aufkeimenden Gefühl der Taktlosigkeit, gleich das Thema.

„Aber ernsthaft, was hast du beim Fenster getrieben?“

Ash zuckte die Schultern. Ihm von ihren Gedanken zu erzählen beharrte ihr nicht, also entschied sie, ihn mit einer anderen alchemistischen Überlegung zu füttern. So sehr sie ihn auch als eine Art Leidesgenosse oder (sie hatte immer noch Schwierigkeiten es auszusprechen) Freund respektierte, das konnte sie ihn einfach nicht erzählen. Das ging eindeutig zu weit.

„Ich habe gerade über eine Theorie nachgedacht.“, meinte sie schließlich, mit ihrer Betonten Gelassenheit

„Worum geht’s genau?“ fragte Ed neugierig.

Anstatt zu antworten legte Ash ihr kleines Notizbuch auf ihren Schoss und legte es mit dem Einband nach oben. In das zerschlissene Leder war das gleiche Symbol wie auf ihren schwarzen Umhang.

Ein Hexagramm mit einen, durch einen Strich, geteilter Kreis in der Mitte.

Vorsichtig legte sie einen ihrer Stifte in dessen Mitte.

Ash dachte kurz an ihre Theorie, daran, dass alles mit einander verbunden war, dass die Luft um sie nur eine Reicher von zusammenhängenden Atomen war, ähnlich wie bei Wasser.

Sie berührte das Hexagramm.

Die Luft um sie schien in Aufruhr zu sein, überrascht, dass jemand es wagte Kontrolle über sie auszuüben.

Ash konzentrierte sich angestrengt.

Der Stift begann unruhig zu zittern und dann schwebte er, wenn auch nur für einen kleinen Zentimeter frei in der Luft.

Edward neben ihr stieß einen überraschten Laut aus. Diese, zugegeben berechenbare, Geste brachte ihre Konzentration ins Wanken und der Stift fiel wieder zurück.

„Immer das gleiche.“, schimpfte sie leise. „Immer wenn man nur einen Moment nicht dabei ist geht es schief! Alles okay mit dir, Ed? Du bist so bleich.“

„Alles klar.“, sagte Ed, der mit Mühe schafte normal zu antworten.

„Ich frage mich gerade wie du auf etwas, zugegeben etwas verrücktes, kommst.“

„Ich hab nur die Bestandteile der Luft erkannt und sie etwas verfestigt. Um es dir ganz offen und ehrlich zu sagen bin ich darauf gekommen als Winry mich in dieses Friseursalon geschleift hat.“

„War das so schlimm“

Ash warf ihn einen tödlichen Blick zu.

„Soll ich dich auch da rein schleppen, Fullmetal?“ fragte sie in ihren süßesten Tonfall. „Oder soll ich dir deine Haare lieber gleich abschneiden?“

„Untersteh dich!“ rief Ed aus.

Drauf mussten beide sich einen Lachanfall verkneifen.

„Du wolltest mich aber noch etwas anderes fragen.“, stellte die Rothaarige fest.

Ihr Gegenüber hob eine Augenbraue.

„Nicht schlecht...“

Wieder nur ein Achselzucken. Offenbar eine ihrer Lieblingsantworten, da es so wenige Worte brauchte.

„Mittlerweile habe ich viel zu Gefühlen dazugelernt. Schieß los.“

„Damals, “ fing Ed an und eine ungute Vorahnung auf die Themenrichtung flammte ihn Ash auf. „Also du uns das mit deinen Körper erzählt hast. Du hast denselben Fehler gemacht wie wir oder?“

Ihre Vorahnung hatte sich bestätigt. Ihr entfuhr ein Seufzer, wie immer wenn sie über die Vergangenheit sprach. Und darum hasste sie Gespräche...

Zu viele Erinnerungen, zu viel Offenheit und viel zu viele Wörter.

„Egoismus, “ meinte sie tonlos. „Ich wollte jemanden zurückholen, um meiner Selbstwillen. Ohne auch nur eine Sekunde an die Folgen zu denken habe ich es getan.“

„Lügnerin!“, schalte sie sich selbst. „Du hast darauf gehofft, dass es Folgen gibt und bis heute hast du es nicht bereut!“

„Selbstwillen...“ wiederholte Ed fast ebenso tonlos. „Wir haben...“

„Ihr wart Kinder die ihre Mutter wieder haben wollten.“, wiedersprach sie ihn.

„Vergleich meine Lage ja nicht mit deiner! Jeder Mensch hätte so gehandelt. Merk dir das! Zwischen dir und mir sind Welten!“

„Jetzt übertreibst du aber.“

„Ich verbessere, es sind Universen!“

„Liebst du es ernste Themen ins Lächerliche zu ziehen?“

„Nein. Es ist nur eine schlechte Eigenschaft, die ich von jemanden übernommen habe um Fragen aus den Weg zu gehen.“, gestand sie kleinlaut.

„Aber jetzt einmal ehrlich. Jeder hätte so gehandelt und niemand wäre dabei wieder aufgestanden und würde trotz allem weiter gehen.“

„Worauf wir uns da eingelassen haben.“, grinste Ed. „Es ist wie es ist. Wir haben uns gegenseitig versprochen unsere Körper zurückzuholen.“

„Irgendwie beneidenswert“ dachte Ash bei sich.

Wieder schlich sich der grünhaarige Homunkulus in ihre Gedanken.

„Er ist in Sicherheit!“ schallte sie sich, „und das ist alles was zählt. Wäre ich bei ihm geblieben hätte ich ihn getötet, so wie die Tausenden, dessen Seelen nun ihn ihren Körper waren. Du Monster hättest ihn damals fast umgebracht und nun versinkst du in Selbstmitleid!“

„Hallo noch da?“

Jemand wedelte mit der Hand vor ihren Gesicht. Ash blinzelte verwirrt ehe sie Ed einen bösen Blick zuwarf.

„Was sollte das?“

„Du warst gerade weg“

„Und weiter?“

„Ich habe dich gerade gefragt ob du mit uns mitreisen möchtest!“

Ash sah ihn an.

Ihr Gesichtsausdruck, jener Gesichtsausdruck, war derselbe wie damals, als sie ihren Arm verloren hatte.

Reine Fassungslosigkeit.

„Wie wäre es hiermit?“ sagte Ed, der offenbar annahm, dass sie ihn nicht folgen konnte. „Du hilfst uns unsere Körper zurückzuholen und wir geben dir dann deinen zurück. Wie wäre das?“

„Wie ein kleines Kind.“, war Ashs einziges Kommentar.

„Ist dir vielleicht einmal in den Sinn gekommen, dass ich meinen Körper gar nicht zurück haben mochte, kleiner Stahlbengel? Wenn ich ihn zurückhaben möchte müsste ich das, was ich ihn jener Nacht bekommen habe, wieder hergeben. Und ich trenne mich ungern von Vergangenen.“

Edward sah sie an.

Eine Ewigkeit verstrich.

„Ich mach’s“ sagte Ash schließlich.

Edward strahlte.

„Im ernst?“

„Im ernst. Einer muss ja auf euch aufpassen.“

„Blöder Blutegel!“

„Kleiner Chibi!“

„Ich hoffe Winry macht es morgen besonders schmerzhaft.“

„Schmerz ist etwas Wunderbares!“

„Ich bring dich um!“

„DAS will ich sehen!“

„Morgen, Training und du wirst verlieren!“

„Hochmut kommt vor den Fall“

Edward knallte die Zimmertür zu.

Gewonnen!

Grinsend lehnte sich Ash an das Fenster.

„Ich will meinen Körper nicht.“, hauchte sie leise gegen das kühle Glas.

„Aber ich muss es wissen. Wer hat mich erschaffen? Was bewegte er damit und wer ist der goldhaarige Mann.“

Fragen über Fragen und sie wollte die Antwort.

„Ich muss wissen. Ich muss wissen wieso ich geboren wurde.“
 

Ein Ziel ist ein Augenblick, auf den man hinarbeitet.

Wenn man es erreichen will merkt man nicht wie die Jahre vergehen.

Alleine sind es Jahrzehnte, zusammen nur Augenblicke.

Ich hasse diese Augenblicke, doch selbst in dieser Hölle fällt es mir schwer sie zu bereuen.

Mein Ziel hat sich nicht verändert, aber ich habe mich verändert.

Jedenfalls glaubte ich das...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück