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Keep my Secret

... and love me
von

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Beistand

Noch etwas schlecht gelaunt, aber selbstzufrieden, betrat Inuyasha das Apartment und ging geradewegs auf seine Zimmertür zu. Die Chipstüte in seiner Hand raschelte bei jedem Schritt und wurde übertönt, als er am Badezimmer vorbeiging.

"Stand up! Yeah! Stand up! Whow! For the Champion, for the Champion! Das bin ich- Stand up!", hörte er Yoris nervige Stimme aus der Dusche krächzen, denn Singen konnte man das beim besten Willen nicht nennen.
 

Inuyasha wollte gerade seine Hand auf den Türgriff legen, als die Zimmertür sich bereits öffnete. Samantha und Ray schoben sich an ihm vorbei und Sam grinste frech: "Da bist du ja. Wir haben gerade über dich gesprochen." Inuyasha runzelte fragend die Stirn. Ray klopfte ihm freundlich auf die Schulter, "Keine Sorge, wir haben uns nur ein paar alte Geschichten erzählt", und begleitete Sam nach draußen.

"Alte Geschichten?", murmelte Inuyasha verwirrt und schloss die Zimmertür hinter sich.
 

"Hey." Kagome schenkte ihm ein fröhliches Lächeln, welches seine Laune um ein gutes Stück anhob. Sie saß am Schreibtisch und schaltete den Computer ein. "Ist es üblich, dass du fast eine halbe Stunde brauchst, um den Snackautomaten unten im Foyer zu plündern?"

"Nein, der Automat wollte erst nicht verhandeln, darum hat er jetzt eine Beule an der Seite und der Hausmeister war schlicht unfähig."

"Okay." Kagome merkte, dass er nicht darüber sprechen wollte und hakte nicht weiter nach.

"Und was war hier los? Habe ich etwas verpasst?"

"Eigentlich nicht. Sam hat die Webkamera installiert und mir dann von eurem ersten Treffen erzählt- du hast ihr ernsthaft die Haare abgeschnitten?"

"Oh", meinte Inuyasha knapp und riss eine Öffnung in die Chipstüte. "Das."

"Ja, das", bestätigte sie und nahm sich eine Handvoll Kartoffelchips, die er ihr anbot. "Nur für das Protokoll: Meine Haare sind für dich Tabu!"
 

Er stand hinter dem Drehstuhl, auf dem sie saß, strich mit seinen Händen sanft über ihren Kopf und fuhr mit den Fingern durch die wellige schwarze Mähne.

"Dagegen muss ich ein Veto einlegen." Überrascht schaute sie nach oben und verharrte still, als er sie küsste. Langsam zog er ihre Unterlippe zwischen seine Lippen und fuhr liebevoll mit der Zunge darüber. Kagomes Herz schlug freudige Purzelbäume und es bildete sich eine Gänsehaut im Nacken, bis zu ihren Knöcheln. Seine Hände umgriffen ihre Haare und formten einen Zopf an dem er vorsichtig zog, als er sich von ihr löste. "Vielleicht denkst du noch einmal darüber nach?"
 

Kagome war sprachlos und brachte nur ein kurzes Nicken zustande. Sie fand Inuyasha ohnehin schon so wahnsinnig attraktiv, dass ihr die Beine zitterten. Aber diese spielerische Seite, die sie zunehmend an ihm entdeckte, raubte ihr den Atem. Er war wohl zu dem Schluss gekommen, dass sie mehr wollte- und damit hatte er ja so verdammt recht- denn er beugte sich erneut zu ihr hinunter. Es reichte allerdings nur für eine flüchtige Berührung, ein trompetenähnlicher Blubberton unterbrach die Zärtlichkeiten.

"Das ist Sango", hauchte Kagome, wandte aber ihren Blick nicht von ihm ab. Sie schauten sich in die Augen, während der unnatürliche Klang den Raum durchdrang.

"Dann solltest du sie nicht warten lassen", sagte er schließlich, griff nach der Computermaus und drückte für sie auf die Taste, die den Videoanruf entgegennahm. Erleichtert und enttäuscht zugleich, konzentrierte Kagome sich auf den Bildschirm, während Inuyasha sich hinter ihr auf sein Bett warf und den Fernseher einschaltete.
 

"Hallo? Kagome, siehst du mich?", fragte Sangos Stimme hinter dem schwarzen Bildschirm.

"Ähm, nein", antwortete sie und hob fragend die Augenbrauen, als sie ein knackendes Rauschen hörte.

"Kagome? Hallo?"

"Nein, ich kann dich nicht sehen. Hörst du mich?" Sie hatte sich etwas weiter nach vorne gebeugt, näher zur Webkamera, wo sich das integrierte Mikrofon befand.

"Darf ich dir kurz helfen, Liebling?" Mirokus Stimme war leise im Hintergrund zu hören und die beiden diskutierten kurz miteinander. "Du musst nur die Verschlusskappe von der Kamera nehmen und dieses Fenster hier öffnen, und- da ist sie."

"Ah, Kagome, hey", lachte Sango und Miroku schob sich ebenfalls kurz ins Bild, so nah, dass Kagome freie Sicht in seine Nasenlöcher hatte.

"Hallo, ich bin auch hier", rief er im fröhlichen Singsang-Ton und Sango zog ihn neben sich, weg von der Kamera.

"Lass den Unsinn- Wie geht es dir Kagome? Du siehst etwas durch den Wind aus. Ist das Inuyashas Fuß, da hinter dir?"
 

Inuyasha warf kurz sein Bein in die Luft, um zu verdeutlichen, dass er anwesend und in Hörweite war.

"Ähm, ja", murmelte Kagome und schob sich schnell einige der noch wirren Strähnen aus dem Gesicht. "Mir geht es gut und euch? Wie war die Arbeit?"

"So ätzend wie die Arbeit an einem Freitagabend nur sein kann", erwiderte Sango und verzog das Gesicht.

"Bei mir lief heute alles super", warf Miroku ein. "Ich habe zwei Autos verkauft und die neue Werbeanzeige wurde auch von allen abgesegnet."

"Aber genug davon, ich bin so neugierig, zeig uns mal eure glamouröse Bude." Kagome löste die Klammer der Kamera vom Computermonitor und drehte sich damit im Zimmer einmal um die eigene Achse.
 

"Das ist mein Bett, das ist mein Kleiderschrank, der Fernseher, der Ausblick aus unserem Fenster", zählte sie auf, schob einen der Vorhänge zur Seite und drückte die kleine Webkamera gegen die Fensterscheibe, nur um auf dem Bildschirm zu bemerken, dass man durch die Dunkelheit draußen und die Lichtspiegelung auf der Scheibe, nichts erkennen konnte. Sie drehte sich wieder um und richtete das Bild in Inuyashas Richtung. "Das ist Inuyashas Bett",- kurz hielt sie die Kamera direkt vor sein Gesicht- "Das ist Inuyasha.", und fuhr wieder zurück. Er runzelte die Stirn und warf ihr einen verständnislosen Blick zu.
 

"Siehst du diese riesigen Betten, Sango", hörte sie Miroku flüstern und schaute wieder zum Bildschirm, auf dem ihre eigene Aufnahme synchron wiedergegeben wurde. "Stell dir die Möglichkeiten vor, wenn man die beiden zusammenstellt und-"

"Pscht!", zischte Sango verärgert. Kagome tat so, als hätte sie nichts mitbekommen und steuerte auf die Zimmertür zu. Als sie im Wohnzimmer stand, rief Inuyasha ihr nach: "Kagome du bist zu weit weg, das Bildsignal ist gestört." Sie ging zwei große Schritte zurück, lehnte am Türrahmen und fragte: "Wie ist es jetzt?"

"Jetzt ist es wieder okay."

"Danke", rief sie zurück und hob die Kamera etwas hoch. "Das ist unser Wohnzimmer, die Sofas sind wahnsinnig gemütlich und-"
 

"Stand up! I am the Champion! I am the Champ -iah!", schrie Yori erschrocken, als er von einer Dampfwolke umhüllt und nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet, plötzlich vor Kagomes Webkamera stand. "Kagome! Also für eine Spannerin hatte ich dich nun wirklich nicht gehalten." Er hatte sich schnell wieder gefasst, und reckte stolz seinen muskulösen Oberkörper.

"Und das ist Yori", erklärte sie verlegen, als er damit begann seine Brustmuskeln abwechselnd zucken zu lassen, nur für die Kamera natürlich. Sie musste schmunzeln, weil er so selbstgefällig vor ihr stand und das schmunzeln verwandelte sich in ein Lachen, als er sagte: "Ja, das gefällt dir. Dachte ich mir."
 

"Er ist so ein Idiot", betonte Kagome kopfschüttelnd und verschwand rückwärts wieder in ihrem Zimmer. Sie befestigte die Kamera wieder an ihrem Platz. Auf dem Bildschirm konnte sie sehen, wie Miroku nachdenklich auf Sangos Busen starrte und wie diese versuchte das zu ignorieren.

"Alles was du mir bisher über diesen Yori erzählt hast, ergibt plötzlich Sinn", sagte sie leicht verstört. "Die anderen haben sich gerade eingeloggt. Ich hole sie mal dazu."

Vor Kagome öffnete sich eine kleine Anfrage und als sie diese bestätigte, öffneten sich drei weitere kleine Fenster. Yuka, Ayumi und Eri blickten sie erwartungsvoll an und Kagome lächelte glücklich.
 

Der muffige Geruch von alten Büchern steigt ihm in die Nase, während er an dem Regal vorbeispäht, seinen Blick auf eine kleine Gruppe von Mädchen gerichtet, die sich angeregt unterhält.

"Bist du sicher, dass sie dich sehen will?", fragt jemand leise über seine Schulter hinweg. Inuyasha dreht sich um und schaut Ray ernst an, während ihn die Selbstzweifel plagen.

"Sie sagte, wir sehen uns in der Schule. Also ja, ich denke schon."

"Ich weiß nicht", murmelt sein rothaariger Freund und macht ihn noch nervöser, als ihm ohnehin schon zumute ist. "Das klingt doch ziemlich vage."

"Alles was Frauen sagen ist vage", grummelt Inuyasha und schaut erneut um die Ecke. Es ist bereits früher Abend und die meisten Schüler haben die Bibliothek schon verlassen. Es herrscht eine angenehme Stille, nachdem die Mädchen ihre Arbeitsunterlagen zusammengelegt haben und sich von Kikyo verabschieden, die alleine am Tisch zurück bleibt. "Da, sie verschwinden endlich. Ich mache es jetzt."

"Ja, gut", bestätigt Ray und schaut ihn abwartend an.

"Ich tue es."

"Ja." Inuyasha dreht sich wieder zu ihm und wirft ihm einen misstrauischen Blick zu.

"Du glaubst nicht, dass ich es tue", wirft er ihm vor.

"Doch, natürlich", beharrt Ray und verzieht keine Miene.

"Du wirst schon sehen."

"Sicher."

"Mehr als Nein sagen, kann sie schließlich nicht, oder?", fragt Inuyasha, mittlerweile ziemlich mutlos. Ray runzelt die Stirn und nimmt einen tiefen Atemzug, bevor er Inuyasha an den Schultern packt und aus dem Versteck schiebt.

"Jetzt geh schon."
 

Ausgeliefert und unsicher geht er langsam auf Kikyo zu, die ihn noch nicht bemerkt zu haben scheint. Als er keine zwei Meter mehr von ihr entfernt ist, erhebt sie sich abrupt vom Stuhl, packt ihre Sachen zusammen und wendet sich dem Ausgang zu.

"Warte, Kikyo-", sagt Inuyasha schnell und unüberlegt, stolpert hinter ihr her und hebt den Arm, um nach ihrer Hand zu greifen. Kikyo dreht sich zu ihm um und schaut ihn überrascht an, als er direkt vor ihr steht, zusammenzuckt und sich ruckartig wieder etwas von ihr entfernt, seine Hände hinter dem Rücken verschränkt.

"Hallo, Inuyasha", erwidert sie schließlich ruhig und ihre Finger fahren über das Band ihrer Schultertasche. Inuyasha folgt ihnen mit seinem Blick.

"Hi."
 

Stille.
 

"Was kann ich für dich tun?", fragt Kikyo etwas langgezogen und Inuyasha bricht in innerer Panik aus. Er hat das gar nicht richtig durchdacht. Was soll er tun? Was soll er sagen-

"Ray braucht Nachhilfe", platzt er heraus und spürt Ray's verärgerten Blick im Rücken.

"So?" Kikyo neigt ihren Kopf. "Warum kommt er nicht aus seinem Versteck und fragt mich selbst?"

"Weil", -Ja, warum denn?- "-weil ich in Wahrheit derjenige bin, der Hilfe braucht", gibt er zögerlich zu. Sie hebt die Augenbrauen und ein wissendes Schmunzeln umspielt ihre Lippen.

"Schleichst du deshalb schon den ganzen Tag um mich herum?"

"Äh-"

"Dann willst du dich tatsächlich schulisch verbessern? Ich bin positiv überrascht, Inuyasha."

"Ja- Naja, ich dachte ich schau erst mal-" Wie es zwischen uns läuft, denkt er.

"Wir können uns morgen um diese Uhrzeit hier treffen. Passt dir das?"

"Was? Warum?"

"Zur Nachhilfe?"

"Achso- ja, klar. Das passt schon."

"Sehr schön", lächelt sie. "Wir sehen uns dann mor-" Kikyo wird von einem lauten Knall unterbrochen, begleitet von einem hässlichen Hupen. Mit weit aufgerissenen Augen steht er vor ihr und sieht nur noch, wie ein großer Lastwagen durch die Bibliothek rast und Kikyo mit sich reißt.
 

Inuyasha wachte erschrocken auf. Er schwitzte und atmete schwer, versuchte die Silhouetten und Umrisse in der Dunkelheit zu erkennen. Er war in seinem Zimmer, das war nur ein Traum, erkannte er. Aber so schlimm war es lange nicht mehr gewesen, gestand er sich ein. Kagomes ruhige und gleichmäßige Atmung im Bett nebenan, beruhigte auch ihn etwas. Er versuchte sich darauf zu konzentrieren und legte sich wieder hin, drehte sein Kissen um, damit die kühle Baumwolle an seinem heißen Gesicht lag.

Er kniff die Augen fest zusammen und versuchte sich zu entspannen, bis die nächsten Erinnerungsfetzen ihn vereinnahmten.
 

Das Krankenzimmer ist dunkel und leer, als Inuyasha seine Augen öffnet. Wie lange hat er geschlafen, nachdem er sediert wurde. Er richtet sich auf, zieht sich die Infusionsnadel aus der Haut und trennt auch alle übrigen Verbindungen zum Vitaldatenmonitor neben ihm. Er spürt einen stechenden Schmerz, der seinen gesamten Körper durchfährt, als er seine Beine über die Bettkante schiebt, aufsteht und auf die Tür zugeht, aber er versucht nicht darüber nachzudenken.

Langsam und vorsichtig öffnet er die Tür einen Spalt breit und späht in den Flur hinaus. Es ist weder jemand zu sehen, noch zu hören, also wagt er sich hinaus. Das Licht ist leicht gedimmt, er weiß nicht wie spät es ist, sein Zeitgefühl ist völlig durcheinander geraten. Barfuß schleicht er den Gang hinunter bis zu einem kleinen Empfangstresen an dem eine der Krankenpflegerinnen sitzt. Er versteckt sich vor ihr hinter einer Wandnische und überlegt wie er weiter vorgehen soll.
 

Plötzlich taucht eine zweite Pflegerin aus dem Hinterzimmer auf und wirkt sehr aufgeregt.

"Komm schnell", ruft sie ihrer Kollegin zu. "Der junge Taishou soll aus seinem Zimmer verschwunden sein. Wir sollen ihn suchen." Die erste Krankenpflegerin springt sofort auf und gemeinsam eilen sie den Flur entlang. Inuyasha drückt sich fest in die Nische und er hat Glück. Sie haben ihn beim Vorbeigehen nicht bemerkt.
 

Schnell, solange die Luft rein ist, huscht er zum Empfangstresen und hockt sich dort vor den kleinen Computer. Er kann sich schnell im simplen Datensystem zurechtfinden und tippt den Namen Taishou in das Suchfeld. Die aktuellsten Einträge sind oben aufgeführt. Taishou, Inuyasha steht an erster Stelle, aber seine eigenen Daten sind nicht das, was ihn interessiert. Er öffnet den darunterliegenden Eintrag- Taishou, Sesshoumaru.

Den Zeitdruck im Nacken, überfliegt Inuyasha einen Unfallbericht. Es sind haufenweise Fachwörter aneinander gereiht, die im Grunde nichts anderes sagen, als dass Sesshoumaru noch am Unfallort an Blutverlust verstarb. Bei den Einzelheiten bleibt ihm kurz die Luft weg und er schließt, mit zusammengepressten Lippen, den Bericht. Als nächstes gibt er den Namen Sagara ein. Eine lange Liste erscheint vor seinen Augen, aber auch hier ist der aktuellste Eintrag an oberster Stelle.

Inuyasha zuckt zusammen und duckt sich, hinter dem wuchtigen Tisch Schutz suchend, als er einige entfernte Schritte wahrnimmt. Schnell prägt er sich die Zimmernummer von Sagara, Kikyo ein, die ihm bestätigt, dass sie lebt und hier im Krankenhaus behandelt wird. Ohne auf andere Informationen zu achten, schließt er das Programm und schleicht weiter den Gang entlang, zum Aufzug.
 

In einer der oberen Etagen läuft er durch unzählige Türen und Gänge, Warnhinweise und Richtungsschilder schieben sich an ihm vorbei, unter anderem Wörter wie Spezialabteilung und Langzeitpflege bleiben an ihm haften. Er bleibt unbemerkt, er muss sich nur selten verstecken. Hat er glücklicherweise einen Schichtwechsel erwischt? Sein Blick huscht von Tür zu Tür, sucht die richtige Zimmernummer.

830... 831... Raum 832... Im nächsten Zimmer liegt Kikyo. Raum 833. Es scheint Licht durch eine Glasscheibe. Die Vorhänge die normalerweise einen Blick hinein verwehren, sind weit geöffnet und Inuyasha erstarrt.
 

Sein Blick haftet auf einer reglosen Gestalt im Bett, belagert von Maschinen und Schläuchen. Eine große Röhre führt aus ihrem weit geöffneten Mund, geradewegs zu einem Beatmungsgerät. Vitaldaten-Überwachung, Herzfrequenz- und Blutdruckmessung, Hirnsonde, Katheter, Hypothermie-Gerät, Infusionsturm- Nach seiner Zeit hier, kann er so ziemlich alles benennen und er weiß was das bedeutet, auch wenn er sich noch weigert es sich einzugestehen.
 

Sein Blick fällt nach rechts, wo er Kikyos Eltern vor dem Krankenbett stehend sieht. Kanon wird auf ihn aufmerksam und wirft ihm einen verzweifelten Blick zu. Ihr Ehemann, der mit dem Rücken zu ihm gestanden hatte, folgt ihrem Blick und dreht sich zu ihm herum. Als er Inuyasha erkennt, verkrampft sein Unterkiefer und mit wutverzerrtem Gesicht stürzt er aus dem Patientenzimmer heraus und will auf ihn los gehen. Kanon läuft ihm nach, versucht vergebens ihn zurückzuhalten.

Bevor Inuyasha realisiert was in diesem Moment passiert, packt Kikyos Vater ihn fest am Ärmel seines T-Shirts und seine Faust rast auf ihn zu. Er schafft es gar nicht an irgendeine Art der Verteidigung zu denken, als eine weitere kräftige Hand schnell an ihm vorbeigleitet, den Faustschlag vor seinem Gesicht auffängt und den Angreifer zurückstößt.
 

"Wolltest du gerade ernsthaft einem Minderjährigen ins Gesicht schlagen, Sagara?", fragt eine tiefe Männerstimme und Inuyasha erkennt seinen Vater neben sich.

"Oh, mein Gott!", schreit Izayoi und zieht ihren Sohn schützend hinter sich.

"Ich nehme an du hast Verständnis dafür, dass ich aufgrund der aktuellen Umstände unsere berufliche Partnerschaft hiermit als beendet erkläre", sagt sein Vater sachlich und starrt seinen ehemaligen Geschäftpartner mit harten Blicken nieder. Sagara zischt ihm aggressiv ein Schimpfwort entgegen.

Izayoi dreht sich zu Inuyasha um und streicht zaghaft über seine Schultern.

"Geht es dir gut? Bist du verletzt?", fragt sie ihn und versucht Blickkontakt aufzubauen, doch er schaut wieder zur blassen, leblosen Gestalt hinüber.
 

"Warum hast du es mir nicht gesagt?", fragt er kaum hörbar.

"Was sagst du?" Wut und Entsetzen bauen sich in ihm auf.

"Warum hast du es mir nicht gesagt!", schreit er sie dieses Mal an und stößt seine Mutter von sich weg. Er drückt seinen Rücken gegen die kalte Glasscheibe, er kann Kikyos Anblick nicht länger ertragen. "Warum hast du es mir nicht gesagt?", schreit er immer hysterischer, längst war die gesamte Aufmerksamkeit des Krankenhauspersonals auf ihn gerichtet. Einige Ärzte scheinen sich im Hintergrund zu beraten.

"Ich- Wir, wollten dich nicht beunruhigen. Wir wollten, dass du vorher ganz gesund wirst-", versucht Izayoi ihm in ihrer Hilflosigkeit zu erklären, aber er unterbricht sie wieder: "Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie tot ist? Sesshoumaru ist auch tot!" Kanon bricht in Tränen aus, und Kikyos Vater ballt seine Hände abermals zu Fäusten.

"Inuyasha, Schatz, sie ist nicht tot-"

"Aber sie sieht tot aus. Sieh sie dir an. Sie sieht tot aus!"
 

Seine Beine wollen ihn nicht länger tragen und ihm wird plötzlich furchtbar übel. Er lässt sich auf den Fußboden fallen und kauert sich an der Wand zusammen, macht sich ganz klein, in der Hoffnung einfach von dieser Welt zu verschwinden.

"Ich habe sie umgebracht. Ich habe sie beide umgebracht", gesteht er sich selbst ein und sieht nur noch, wie ein Haufen wildfremder Menschen sich über ihn beugen, spürt einen schmerzvollen Stich im Arm und hört seinen Vater die Ärzte fragen: "Hat er einen Nervenzusammenbruch?"
 

Inuyasha riss die Augen auf, erhob sich schnell und nahm automatisch die Position aus seinem Traum ein, zog sich zusammen und legte seinen verzweifelten Kopf auf seinen Knien ab.

Er dachte über seinen Traum nach, versuchte ihn zu analysieren, so wie er es während der Therapie gelernt hatte. Aber es waren nichts weiter als verschwommene Erinnerungen und keine Traumdeutung der Welt konnte ihm etwas sagen, was er nicht schon längst wusste. Seine Schuldgefühle fraßen ihn auf und auch wenn er sich selbst immer wieder davon überzeugen konnte, dass es ihm gut ginge, dass er es verdiente zu leben, und dass er mit Kagome ein neues Kapitel seines Lebens aufschlug, fühlte er in seinem Inneren eine tiefe schwarze Leere, die alles Schöne und Gute verschluckte.

Er dachte an das Gespräch mit Kanon zurück. Er hatte sich von Kikyo bereits verabschiedet, wissend, dass er sie nie wieder sehen würde. Doch nicht zu wissen, wann sie wirklich und unwiderrufbar fort sein würde, machte ihn auf eine Art und Weise verrückt, die er vorher nicht kannte. Und die Tatsache, dass er bisher nie am Grab seines Bruders gestanden hatte- Nie den Mut aufgebracht hatte, ihm entgegenzutreten- Nun, das gab ihm nur noch den Rest.

Warum musste dieser ganze Scheiß immer wieder hochkommen!
 

Er zuckte zusammen, als sich zwei weiche Hände auf seine nackten Schultern legten. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie sich zu ihm gesetzt hatte.

"Kagome-", hauchte er leise in die Dunkelheit. "Ich wollte dich nicht wecken." Als Antwort umarmte sie ihn so fest wie sie konnte und schmiegte sich an seinen Rücken. Inuyasha griff nach ihren Händen, drückte sie leicht und hob sie sanft an seine Lippen, hielt mit ihrer Hilfe an dieser Realität fest.

Sie verharrten eine Weile lang so, bis Inuyasha ihr schließlich einen Kuss auf den Handrücken drückte und sich zu ihr umdrehte. Durch die Bewegung, war Kagome gezwungen von ihm abzulassen.

"Inuyasha-", begann sie und schaute ihm traurig in die Augen.

"Ist schon okay", unterbrach er sie. "Leg dich wieder schlafen."
 

Sie senkte den Blick und schien einen Moment lang nachzudenken. Daraufhin setzte sie sich etwas auf, legte die eine Hand in seinen Nacken und die Andere auf seinen Oberarm. Vorsichtig zog sie Inuyasha hinunter, widerwillig ließ er es zu, legte sich neben sie in die Kissen.

"Kagome, nein- ich bin hellwach, ich kann jetzt nicht wieder einschlafen. Du klammerst im Schlaf und ich würde dich nur wieder wecken, deshalb glaube ich, es ist besser wenn du wieder in dein Bett-"

"Das stört mich nicht. Inuyasha, ich bin für dich da", flüsterte sie, als wäre es ein Geheimnis, das Niemanden außer ihm erreichen durfte.
 

Ihre Finger zogen sanfte Kreise in seinem Haar, die andere Hand fuhr über seine Haut zu seinem Herzen, übte einen beruhigenden Effekt auf ihn aus. Es dauerte nicht lange, bis seine müden Augen sich erneut schlossen und er in einen tiefen Schlaf glitt.

Mit Kagome an seiner Seite, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, seine Albträume zu verjagen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Viele werden es vielleicht vergessen haben, da es immerhin zwei Jahre her ist, aber der zweite Traum knüpft an das Ende der zweiten Erinnerung von Inuyasha an (Im Kapitel 25: Erinnerungen), zum Nachlesen, falls wer will :)


Und zu dieser Gelegenheit möchte ich mich dafür entschuldigen, dass es im letzten Jahr nicht wirklich voran ging, und ich kann verstehen, wenn einige Leser das Interesse, den Faden oder die Geduld verloren haben.

Liest sich ziemlich blöd und lasch, aber 2015 war wirklich überhaupt nicht mein Jahr! Dafür hoffe ich natürlich umso mehr, dass 2016 es wird, mit vielen vielen neuen Kapiteln und einen gewaltigen Fortschritt innerhalb der Story. Dass ihr mich dabei begleitet sowieso!

Natürlich bin ich weiterhin für jegliche Vorschläge und Ideen eurerseits offen und wünsche mir, dass ich euch in Zukunft noch oft überraschen kann.

Ein schönes neues Jahr 2016 wünsche ich euch! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yuna_musume_satan
2016-02-21T01:14:09+00:00 21.02.2016 02:14
Hey ich finde du schreibst wunderbar ich hoffe es gibt schnell neue Kapitel ich bin echt gefesselt von der FF
Von:  oldBlacklion
2016-01-20T15:53:17+00:00 20.01.2016 16:53
Wirklich sehr tolles kapi freue mich aufs nächste kapi :-) ♡ ♡ ♡ ♡ P.S. ich bleib deiner geschichte treu denn ich finde sie toll.♡♡♡♡😊😍
Von:  Mamesa
2016-01-19T20:21:38+00:00 19.01.2016 21:21
Mein kommentar

Punkt1: DU BIST EIN GENIE !!!!
Punkt 2 :ich finde die story echt gut ich mussdazu sagen ich habe auf inuyasha x.... eigentlich keinen bog mehr gehabt hab nurnoch sessy x... Gelesen dafür danke ich dir .....so .....
*reibt Hände aneinander*
Jetzt gets an die story
- Idee is klasse
- hab mir izayoi anders vorgestellt weiß nich kam mir ein bisschen wie ne fusion aus ihr und Inukimi vor (auch mal interessant &nich schlecht😏
- fand am anfang echt cool das yashi ihr geholfen hat (auch wenn manches fragwürdig war und eher belustigt )
- Aber ich habe nichts gefunden was ich an dieser ff ändern lassen möchte die story ist spitze und ich warte schon wie es weiter geht. Ich hänge regelrecht an deinen lippen.....ah...oder fingern suchs dir aus😇

💋mamesa
Von: abgemeldet
2016-01-12T18:29:34+00:00 12.01.2016 19:29
Zwei Kapitel, die so schnell aufeinander folgen, freut einen natürlich. Ich frage mich nur, wie die Geschichte weiter gehen soll. jetzt sind es ja bereits über 30 Kapitel. Hast du dir eine Kapitelzahl als Ziel gesetzt, oder planst du eher, so lange weiter zu schreiben, bis di die Lust ausgeht? O.O Die meisten machen ja doch ca. 20 Kapitel dann stopp, weil es ihnen zu viel und lang wird. Dennoch ... Ich liebe deine Story, von mir aus könnte sie auch ewig weiter gehen. ^.^


Antwort von:  -melinda-
12.01.2016 22:58
Ich habe zwar eine Hauptgliederung der Story, der grobe Verlauf ist ganz genau geplant und sogar das Ende habe ich schon geschrieben- Aber eine exakte Kapitelanzahl hatte ich nie im Kopf und mich überrascht es selbst, dass es an diesem Punkt der Geschichte bereits so viele sind.

Grob geschätzt, könnten es knapp hundert Kapitel werden... Vielleicht sogar mehr, ich kann es nicht sagen, weil ich, je nach dem wie viel mir einfällt, zwischen die Haupthandlung kleine Geschehnisse schreibe, um das alles etwas zu entschleunigen, sonst würde ja ein Hammer nach dem nächsten kommen :D

Also was ich sagen will: ich breche nicht irgendwann ab, weil mir nichts mehr einfällt, ich verfolge einen Plan ^^ Deshalb habe ich sie auch in das Epik Genre gesteckt, weil es eben eine sehr lange Fanfiction werden sollte.

PS: Bei der Fanfiction-Suche habe ich mir mal den Spaß gemacht und nach FFs mit mind. 100.000 Wörtern (Die Anzahl, die ich vor kurzem errecht habe) gesucht und dabei schnell eine Naruto-FF entdeckt, die heute ihr 162. Kapitel hochgeladen hat... Ähm ja, einen Rekord auf Animexx werde ich wohl nicht knacken ;D
Von:  elfenschwert
2016-01-12T16:02:24+00:00 12.01.2016 17:02
...der arme inu...
Von:  xKeiko-chanx
2016-01-12T11:56:57+00:00 12.01.2016 12:56
So schnell ein neues Kapitel~ Und dann auch noch ein so fesselndes und umwerfendes!
Wie immer konnte ich mir alles so super vorstellen, als wäre es ein Anime vor meinem geistigen Auge~
*Däumchen hoch*
*Und 5 von 5 Sternen geb*
^_____^ Dir übrigens auch ein frohes neues Jaht!

Von:  Lisanaund1
2016-01-12T11:39:53+00:00 12.01.2016 12:39
Echt super geworden!
Ich hoffe inujasha schaft es darüber hin weg zu kommen und kagume hilft nur wo sie kann so kennen wir sie. 😊😊😊
BITTE schnell weiter schreiben ja


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