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I'm disgusting

Ich bin ekelhaft
von

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Es ist ganz schön schwer, sich in so eine Situation herein zu denken. Versuchen zu verstehen, was es für eine Bürde sein kann, wenn man vielleicht den falschen liebt. Wenn man es nciht mehr ertragen kann.
 

Nikushimi
 

Kapitel 1
 

Michelle rieb sich erschöpft durchs Gesicht und schmiss ihre Schultasche auf den Boden, nachdem sie mühevoll die Haustür aufgeschlossen hatte. Aus der Küche rief ihre Mutter ihr schon zu, dass sie die Schuhe ausziehen solle. Michelle verzog das Gesicht und rollte mit den Augen. Sie trat aus dem Zwischenflur, wo die Schuhe und Jacken standen, in den breiten Hausflur. Wenn man geradeaus ging, kam man gleich zur Treppe, die nach oben zu den Schlafzimmern führte. Rechts, kurz vor der Treppe, war die kleine Küche und davor, ebenfalls an der rechten Seite, die Waschküche. Gleich zu ihrer Rechten, sie musste nicht mal mehr einen Schritt machen, konnte man ins Gäste-WC treten. Links war eine einzige Tür; die vom riesigen Wohnzimmer.

Sie zog ihre gefütterte Jacke aus und warf diese ohne weitere Beachtung in den Hausflur. Sie hatte keine Lust mehr. Der Tag war so bescheuert gewesen, dass sie Knochen hätte kotzen können. Sie hörte von Oben Getrampel und Geschrei, woraus sie schloss, dass ihr kleiner Bruder Robin wieder Freunde zu Besuch hatte. Sie verkrampfte, betete, dass ER nicht da war. Sie schüttelte den Kopf, um die Gedanken loszuwerden.Sie hatte noch nicht einmal zu Mittag gegessen. Da musste sie sich nicht noch weiter runter ziehen lassen.

"Hast du gehört?", fragte ihre Mutter, mit einem Geschirrtuch aus der Küchentür spähend.

"Was?", fragte sie irritiert zurück. Hatte ihre Mutter sie angesprochen?

"Ich hab gefragt, wie die Schule war."

Sie bekam einen typischen Teenagerblick an den Kopf geworfen und wurde sarkastisch angelächelt.

"Richtig klasse, Mama. Es gibt nichts besseres, als acht Stunden lang auf dem Arsch zu sitzen und zu versuchen, einer Quasselstrippe zu zuhören.“ Ihre Mutter warf ihr spielerisch das Tuch ins Gesicht.

"Dann brauchst du eine Ausbildung." Ein Knurren zeigte ihren Missmut und sie warf das Tuch zurück.

"Mach ich doch, aber wenn die noch nicht antworten, kann ich auch nicht auf die reagieren." Sie stibitzte sich aus dem Obstkörbchen einen Apfel und machte sich auf dem Weg zu ihrem Zimmer.

"Allemann auf Tauchstation! Das Monster von Loch Ness zeigt sein Antlitz! Seid ruhig und verschreckt es nicht, sonst mutiert es zu Godzilla!"

Michelle war schon drauf und dran ihm eine zu scheuern, als sie sah, dass sie zu dritt waren. Robin, der Nachbarsjunge und ER. Sebastian Ließ. Robin und er lernten sich in der ersten Klasse kennen und zwei Wochen nach der Einschulung durfte Robin endlich ein paar Freunde mitbringen. Seitdem trafen sich er und Sebastian fast ständig hier.

Sie wohnten schon fast bei ihnen.

"Halt die Klappe", riss sie sich selbst aus den Gedanken und stieß ihre Zimmertür auf.

Ihr Zimmer war gleich das erste, wenn man die Treppe hinauf ging. Mit auf der rechten Seite, direkt hinter ihrem, war der Raum ihres Bruders. Auf der Linken kam dann das große Badezimmer und eine Tür weiter das Schlafzimmer ihrer Eltern. So hatte sie niemals ihre Ruhe.

Sie knallte ihre Tür hinter sich zu und hörte wie die Drei kichernd verschwanden. Sie hockte sich auf die Knie, legte ihre Stirn auf ihren weichen, dunkelblauen Teppich und krallte sich die Hände in ihre Haare.

Sie atmete tief und verzweifelt ein. Sie hasste es, wenn er da war. Sie hasste es so sehr. Dann konnte sie gar nichts mehr. Der Apfel lag unbeeindruckt neben ihr und würde für den Rest des Tages nicht mal mehr schief angesehen werden, das nur weil sie nichts mehr essen konnte,

Wenn sie ihn sah, rief er alles in ihr hoch. Ihren Ekel, ihre Gefühle für ihn, ihre Erinnerungen und vor allem diese pure, dunkle Abneigung gegen sich selbst. Sie setzte sich wieder auf und stiftete sich selber an, an etwas anderes zu denken. Sie merkte langsam, dass wenn sie sich in ihren Gedanken verrannte, sie gar nicht mehr klar denken konnte.

Sie lachten laut. Sie konnte das Lachen von Sebastian gut heraus hören. Sie schüttelte erneut den Kopf und kroch auf allen Vieren zu ihrem Bett.

Sie atmete dreimal tief durch und legte sich dann darauf, nahm die Fernbedienung und schrie.

"ROBIN!"

Ihr Fernseher war mit dem teuren Geschenkpapier von ihrer Oma verpackt und ein Zettel klebte daran.

»Fernsehen macht dumm.«

Sie sprang aus dem Bett, riss ihre Tür auf und, obwohl sich Robin gegen seine Tür stemmte, brauchte sie nicht einmal dreißig Sekunden und die Tür war offen.

"Du kleiner Scheißkopf!", blaffte sie ihn an, packte ihn am Nacken und riss ihn mit. Ohne auf die Proteste von ihm und seiner Freunde zu hören, schmiss sie ihn fast die Treppe herunter.

Ihre Mutter stürmte aus der Küche und fragte, was los war.

"Robin und seine Kindergartenkinder haben mein Fernseher mit Omas gutem Geschenkpapier eingewickelt.

Wenn Vaddern das sieht bekommt der einen Kollaps!"schnaufte sie und schmiss Robin vor die Füße ihrer Mutter.

"Michelle du sollst nicht immer so grob sein...", versuchte ihre Mutter sie zu besänftigen. Vergeblich.

"Ich beruhige Vaddern nicht, wenn er das nachher mitbekommt. Und wenn der Idiot hier gleich keinen mächtigen Ärger bekommt, übernehme ich das." Sie schmiss ihr schwarzes Haar über die Schultern und fauchte den Nachbarjungen an, als sie neben ihm die Treppe wieder heraufging. Sie hörte wie ihre Mutter mit ihrem Bruder und seinen Freunden diskutierte, dass Steven jetzt nach Hause gehen müsse. Als Strafe. Michelle schüttelte den Kopf und fragte sich ernsthaft, warum ihre Mutter nicht ein klein wenig strenger sein konnte.

Sie riss das Papier sorgfältig vom Fernseher und faltete es ordentlich zusammen.

Eigentlich hatte sie keine Lust mehr fernzusehen, aber sie schaltete ihn dennoch an und landete durch hin- und herzappen bei einer Comedyshow. Sie riss ihre Bettdecke herunter und warf diese auf das Sofa, welches unter ihrem Fenster und somit neben dem Bett stand. Dann kramte sie unter ihrem Bett eine kleine Kiste heraus.

Wirklich unauffällig war diese mit ihrem Looney-Tunes-Druck zwar nicht, aber es schreckte Robin ab, dort hinein zu sehen. Sie lächelte zufrieden, als alles unberührt an seinem Platz war. Es lagen drei DIN-A4 Bücher darin, ein handtellergroßes Tuch und ein Beutel voller Murmeln. Sie nahm eines der Bücher, auf welchem fein säuberlich "16 - 18" stand und schmiss es auf ihr Bett. Sie legte den Deckel nun wieder auf die Kiste und schob diese wieder halb darunter.

Sie grummelte, als sie bemerkte, dass sie ihre Tasche im Flur vergessen hatte, erhob sich und holte diese.

Als sie ins Zimmer kam, ließ sie vor Schreck ihre Schultasche fallen. Robin und Sebastian saßen auf ihrem Bett und wollten gerade das Buch aufschlagen. "PFOTEN WEG DU KLEINER BASTARD!", schrie sie, griff nach der Tasche und schmiss diese nach ihnen. Kreischend sprangen sie vom Bett, blieben aber im Zimmer.

Michelle nahm das Buch, was Robin vor Schreck hatte fallen lassen, an sich.

"Du kleines Drecksblag! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du meine Sachen nicht anfassen sollst?

Hast du keine anderen Hobbys?", blaffte sie ihn an, wogegen er unbeeindruckt blieb.

Stattdessen grinste er sie frech an.

"Wenn du so fragst: Nö!"

Sie wollte wieder nach seinem Nacken greifen, doch war er schneller und stellte sich neben Sebastian.

So stand sie vor dem Bettende und die Jungen vor dem Fernseher. Sie starrten sich an.

"Raus. Sofort."

Sebastian war für seine vierzehn Jahre schon riesig.

Mit 1,81m war er der mit Abstand Größte in der Klasse.

Michelle war mit 1,64 auch noch drei Zentimeter kleiner als Robin.

Wenn man Sebastian vor sich hatte, konnte man schon fast denken, er wäre mindestens siebzehn.

Seine gehobenen Augenbrauen machten es ihr nicht leichter, ihn anzupampen.

Vor allem, weil seine rehbrauen Augen sie fixierten und nicht mehr von ihr abließen.

"Ich sagte: Raus hier!"

"Zwing uns doch!" kam es von ihrem Bruder zurück, wogegen Sebastian seine Brust weiter rausstreckte.

Wie sie das pubertäre Aufplustern der Jungen hasste. Obwohl es bei Sebastian richtig gut aussah.

So stark und männlich - sexy.

Sie schüttelte heftig den Kopf, gab Robin und Sebastian eine Ohrfeige.

"RAUS!", brüllte sie.

"Du bist ein richtiger Emo geworden!", gab Robin bissig zur Antwort, wobei er sich etwas hinter Sebastian stellte.

"Mama findet deine schwarzen Haare richtig hässlich! Und das du die fransig im Face hängen hast auch!

Du ritzt dich bestimmt auch noch, oder?!"

Das was sich in diesem Moment auf Michelles Gesicht abzeichnete, würde Robin auf ewig im Gedächtnis bleiben,

da war sie sich sicher, so wie er aussah. Sie hatte noch nie so viel Wut und Hass wie in diesem Moment gespürt, das merkte auch Sebastian, der sich und Robin aus dem Zimmer manövrieren wollte.

"Das denkst du, ja? Ist das wirklich was du denkst, du kleines, verdammtes Pisskind?! DASS ICH MICH RITZE?! Wenn du nicht weißt, wovon du redest, dann halt die Fresse!" Michelle schmiss alles, was sie finden konnte hinter den beiden her, selbst das Buch, was sie eigentlich beschützen wollte. Sie wütete und schrie Beleidigungen, sie war so sauer auf den kleinen Spinner, dass sie ihm am liebsten alle Knochen gebrochen hätte.

Sie ritzte sich nicht! Ihr war in der Schule der Spiegel in der Mädchentoilette kaputt gegangen, als sie ihre Gedanken über Sebastian nicht mehr unter Kontrolle hatte. Sie konnte sich aus dem automatischen Kino in ihrem Kopf nicht mehr befreien, flennte wie eine Bekloppte und hatte aus reinem Instinkt in den Spiegel geschlagen.

So riss der Film in ihrem Kopf, merkte aber auch gleich, was sie überhaupt getan hatte und wusste somit nicht weiter. Das Erste, was sie tat, war die Scherben aus dem Waschbecken zu sammeln, wobei sie sich immer wieder schnitt.

Die Kleine aus der Sechsten kam dann irgendwann rein und sah Michelle, wie sie flennend die Scherben heraus suchte.

Michelle erklärte der Schulärztin, was sie gemacht hatte. Dass sie sich die Hände wusch und auf einmal der Spiegel herunter fiel. Aus Angst, dass man es für Vandalismus halten könnte, wollte sie die Scherben sammeln und dann erst jemandem Bescheid geben. Die Schulärztin empfand es zwar nicht als glaubwürdig, so wie sie dabei aussah, sagte aber nichts weiter und verband Michelles Hände provisorisch.

Im Krankenhaus hatte der Arzt mit ihrer Mutter geredet und ihr erklärt, dass Michelle aus Selbstverletzung heraus gehandelt haben könnte.

SO EIN SCHWACHSINN!

Michelle atmete tief durch und sammelte die Verwüstung wieder zusammen.

Entrüstet schmiss sie die Schultasche aufs Bett und holte ihre Hausaufgaben heraus.

Nebenbei schaltete sie den Fernseher wieder ab, machte aber ihren kleinen CD-Player an.

Sie wollte sich leise das Telefon aus dem Wohnzimmer, holen, wo ihre Mutter mit Robin und Sebastian diskutierte,

dass sie sich zusammen reißen sollten, solange Sebastian bei ihnen blieb, während seine Eltern die kranke Oma pflegten.

Außerdem wollte ihre Mutter von Robin hören, dass er seine Schwester nie wieder "Emo" nannte.

Jetzt ergab der Koffer, den sie bei Robin im Zimmer gesehen hatte, wenigstens Sinn.

Wie lange er blieb, sagte ihre Mutter allerdings nicht.

Michelle schnappte sich unbemerkt das Telefon und ging damit in ihr Zimmer. Noch bevor sie über ihre Türschwelle trat, hatte sie gewählt.

Nadine, ihre beste Freundin, nahm auch sehr schnell ab.

"Thomann, Nadine?" meldete sie sich.

"Ja, schönen guten Tag, Frau Thomann. Hier ist Hans-Hannibald von Hannigton.

Ich hörte, Sie haben sich um ein Sexpraktikum in Thailand beworben?"

Es war einige Sekunden lang still.

"Michelle, du weißt, dass deine Nummer angezeigt wird?" Michelle lachte. Natürlich wusste sie es.

"Klar. Aber ich finde das jedes Mal aufs Neue witzig, weil ich mir dein Gesicht gut vorstellen kann."

Nadine seufzte auf der anderen Seite.

"Was willst du?", fragte sie etwas genervt.

"Was machst du?", fragte Michelle im Gegenzug, während sie die Tür schloss und sich aufs Bett niederließ.

"Ich? Hausaufgaben natürlich."

Michelle grinste. "Super, dann erkläre mal."

"Ich wusste es...", stöhnte Nadine und fing an, Michelle den restlich halben und recht kurzen Nachmittag, die Aufgaben zu erklären.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kunoichi
2012-10-16T21:39:49+00:00 16.10.2012 23:39
Hi! ^^
Ich bin eigentlich ganz zufällig auf deine Geschichte gestoßen und hab mich spontan dazu entschlossen, mal reinzulesen. Danach konnte ich nicht mehr aufhören. xD Leider schaffe ich nicht alles auf einmal, aber ich werde sie komplett lesen, das garantiere ich! Denn die Thematik, die du gewählt hast, ist ziemlich spannend, zumal ich das noch in keiner anderen Geschichte so gesehen hab.
Aber nun erstmal zum ersten Kapitel: Du schreibst wirklich ziemlich gut! Dein Stil ist jugendlich, passt dadurch aber sehr gut zur Story und den Charakteren. Klar sind ein paar kleine Fehler drin, die man beim Überarbeiten noch ausmerzen könnte, aber das finde ich nicht sonderlich schlimm. Das einzige, was du vielleicht beachten solltest, dass bei jeder neuen wörtlichen Rede eine neue Zeile begonnen wird. "Also nicht so." und "nicht so.". Sondern
"So."
"Und so."
XD Das ist in jedem Fall übersichtlicher. Achte mal in Büchern drauf. Sonst ist mir noch aufgefallen, dass du zu Beginn der Geschichte die Wohnung / das Haus beschreibst, was ich aber nicht so glücklich finde, weil man sich als Leser 1. nicht merken kann, wo welche Räume sind und es 2. für die Handlung auch nicht so wichtig ist. Es hätte gereicht, wenn du sagst, wo die Küche ist (weil Michelle dort hineingeht) und dass die Zimmer der Kinder im Obergeschoss sind.
Inhaltlich kann ich sagen, dass du das Familienleben wirklich sehr authentisch darstellst, auch wenn ich das gar nicht sooo gut beurteilen kann, weil ich selbst keinen kleinen Bruder habe. ^^" Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es bei vielen so zugeht. Michelle tut mir wirklich leid, weil sie ein wirklich trauriger und verzweifelter Charakter ist. Leider kann man sich ja nicht aussuchen, in wen man sich verliebt. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich das entwickelt!
Auf zum nächsten... xD


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