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Niemals will ich weiß tragen!

Shikamaru x Temari
von

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Prolog

Temari war wieder einmal auf dem Weg nach Konoha. Sie hatte ein wichtiges Dokument zu überbringen, welches Tsunade von Gaara seit längerem erwartete. Doch es war für Gaara, den Kazekage, nicht leicht gewesen, die benötigten Infos zu erhalten. Temari wusste nichts Genaues – so sehr interessierte es sie auch nicht – nur ging es um eine Affäre oder Angelegenheit zwischen einen Feudalherrn aus Suna und einem aus dem entfernten Takigakure. Soweit Temari wusste, war es Gaaras Absicht, die Verbindung in dieses Land zu stärken aber noch waren die Shinobi dort misstrauisch. Das war der Grund, weshalb es so lange dauerte, die Infos für Tsunade zu beschaffen. Und deshalb war Temari jetzt auf dem Weg nach Konoha. Seit zweieinhalb Tagen war sie nun schon unterwegs. Das Wetter hatte sich bisher gehalten, es war noch immer relativ warm obwohl es bereits Ende September war.
 

Immer weiter sprang sie von Ast zu Ast, nun da sie im Wald, der Konohagakure umgab, angekommen war. „Puh, fast geschafft. Und dabei ist es erst knapp nach Mittag. Gut, dass ich mein Lager heute Morgen so früh abgebrochen habe“, dachte Temari bei sich. Ihr Blick fiel auf eine Lichtung zu ihrer Linken. Da sie Sonne noch recht hoch stand und nur wenige Wolken am Himmel waren, wurde die Lichtung in strahlenden Sonnenschein getaucht und die gelben und orangen Blumen leuchteten schon fast. Sie mochte Konoha und diesen Wald. Hier gab es so viele verschiedene Pflanzen und Blumen, die es bei ihr in der Wüste nicht gab. Und Seen, herrliche Seen voller kaltem Wassers. Das fehlte ihr immer in Suna – ein schöner Ort zum Baden und Abkühlen.

So in Gedanken versunken achtete sie nicht sonderlich auf die Äste auf die sie sprang. So oft war sie nun schon zwischen den beiden Dörfern hin und her gependelt, dass sie intuitiv den richtigen Ast wählte – doch plötzlich merkte sie, dass ihr linker Fuß auf dem Ast, auf dem sie landen wollte, keinen Halt fand. „Verdammt, was ist das?“ Ihr Fuß rutschte einfach über den Ast hinweg in die Tiefe und sie versuchte instinktiv sie im Vorbeirutschen mit ihrer rechten Hand am Ast festzuhalten. Doch auch ihre Hand fand keinen Halt, etwas klebriges verschmierte stattdessen ihre Finger und ließ diese zusammenpappen.

Sie fiel gen Erde, konnte aber den Sturz verhindern indem sie sich geschickt über die Schulter abrollte. Sogleich rappelte Temari sich auf, zog ihren Fächer etwas ungeschickt mit der linken Hand vom Rücken und ging in Kampfposition. „Irgendwas ist hier mächtig faul“, dachte sie und betrachtete ihre rechte Hand, deren Finger nun fest aneinander klebten. Unmöglich konnte sie so ihren Fächer richtig nutzen, geschweige denn Jutsus ausführen. Sie widmete sich mehr ihrer Umgebung und lauschte angespannt auf Geräusche. Doch nichts tat sich. Das unbeschwerte Zwitschern der Vögel, das Rauschen der Blätter im Wind. Alles normal und nichts Ungewöhnliches für einen Wald.

Temari lauerte noch einen Moment, dann beschloss sie, erstmal weiterzugehen. Sie wollte sich nun lieber am Boden fortbewegen, es konnte ja sein, dass auch andere Bäume so verklebt waren. Sicherheitshalber behielt sie ihren Fächer in der linken Hand und schulterte ihn lediglich bevor sie ihren Weg fortsetzte.
 

Etwa 10 Minuten dauerte ihr Fußweg, als sie es plötzlich hörte. Das Knacken von Zweigen auf dem Boden. Es kam von Rechts! Hinter ihr! Sie wirbelte herum, bereit ihren Fächer zu schwenken doch da flog bereits das erste Kunai knapp an ihrem rechten Arm vorbei. „Verflucht! Und meine rechte Hand funktioniert noch immer nicht!“ Sie wirbelte ihren Fächer mit der linken Hand, was, wie sie enttäuscht feststellte, längst nicht so kraftvoll war wie sonst. Trotzdem hörte sie, wie jemand, der wohl hinter den Büschen gelauert und das Kunai geworfen hatte, jetzt mit einem dumpfen Geräusch an einen Baum knallte. Temari lächelte einen Moment lang selbstzufrieden als auf einmal ein stechender Schmerz in ihr linkes Bein fuhr. Sie war zu perplex um zu Schreien und starrte nur an sich hinunter, hinab zu ihrem Bein, in dem sie nur noch die Hälfte eines Kunais erkennen konnte. Sogleich knickte sie ein und stöhnte vor Schmerz. Sie sah noch, dass das Blut, ihr Blut, sich langsam seinen Weg ihr Bein hinunter bahnte und den staubigen Waldweg rot färbte. Das nächste was sie wahr nahm, war, dass sich 2 maskierte Männer mit Kunais in den Händen auf sie zu bewegten. „Scheiße, ich habe nur noch eine Chance“, dachte sie panisch, tunkte ihren rechten, verklebten Daumen in die Blutlache und zog einen blutigen Strich am Rande ihres Fächers. Sofort erschienen die Symbole, welche ein geglücktes Kuchiyose no Jutsu anzeigten und ihr Wiesel Kamatari erschien.

„Hey Kamatari. Kannst du mir wohl etwas aus der Patsche helfen? Nur so lange, bis ich weit genug weg bin, dass sie mich nicht einholen können?“ fragte Temari. „Klar, nichts leichter als das“, antwortete das Wiesel ihr gönnerhaft. Selbst in dieser Situation zog sie eine Grimasse, kurz bevor Kamatari sich auf seine Sense schwang und das Kirikirimai ausführte. Die beiden Männer waren auf der Hut als sie sich Temari nährten und ihr Zwiegespräch mit dem Wiesel beobachteten. Sie konnten sich trotzdem nicht vollends vor der Attacke flüchten und wurden weit weg in den Wald hinein geschleudert, welcher wenige Augenblicke später als Kleinholz in sich zusammen fiel.
 

Während Kamatari die Feinde beschäftigte, nahm Temari all ihren Mut zusammen und zog mit einem Ruck das Kunai aus ihrem Bein. Nun blieb ein kurzer, schriller Schmerzensschrei nicht aus und das Blut sickerte schneller aus der Wunde. Geistesgegenwärtig zog die Verletzte ein Stück Tuch aus einer Falte ihres Gürtels und Band es so fest sie konnte um die Wunde. Es schmerzte höllisch, doch sie wusste, dass sie hier nicht bleiben konnte.

Sie sah noch wie sich Kamatari auflöste, nachdem er den Wald und ihre Feinde scheinbar klein gekriegt hatte. „Na hoffentlich macht das die richtigen Leute auf mich aufmerksam“, dachte Temari mit einem Blick auf die Verwüstung bevor sie, auf ihren Fächer gestützt und humpelnd, ihren Weg nach Konoha fortsetzte.
 

Jeder Schritt schmerzte. Sie traute sich nicht, an ihrem Bein hinunter zu gucken, aus Angst vor dem, was sie sehen würde. Sie merkte aber, dass ihr Verband nicht so half, wie sie es sich gewünscht hätte. Ihre Sicht verschwamm langsam an den Rändern ihres Blickfeldes. „Oh man, was soll ich nur machen? Ich kann doch hier nicht einfach umfallen.“ Sie humpelte weiter und inzwischen war sie auf dem breiten Hauptweg angekommen und wusste, dass es nicht mehr weit bis zum Eingangstor sein konnte. Und tatsächlich, dort in der Ferne, am Ende des Weges sah sie bereits das riesige Steinmonument und die Spitze des Turms, in welchem die Hokage ihr Büro hatte. „Na siehst du, reiß’ dich mal zusammen! Ist doch gleich geschafft“, versuchte sie sich anzutreiben. Doch ihre Sicht verschlechterte sich immer mehr, alles war so verschwommen. Plötzlich stolperte sie über etwas und fiel mit einem letzten leisten Schrei zu Boden. Sie sah nicht mehr über was sie gefallen war. Sie sah auch nicht, dass sich eine Blutlache an der Stelle bildete, wo ihre Wunde den Boden berührte.

Sie sah nichts mehr.

Ein Dank geht an Sayuri_Uchiha. :D Der erste Kommi zu meiner ersten FF. Ich danke dir sehr. :) ♥
 

___
 

Alles war schwarz. Sie fühlte nichts. „War ich tot? War so der Himmel? Oder vielleicht sogar die Hölle? Und seit wann glaube ich daran? Vielleicht seit.. nein. Solche Gedanken bringen mich nicht weiter. Also zurück auf Anfang. War ich tot? Hmm, ich glaube nicht. Wenn ich genauer fühle.. ja, da ist etwas. Und etwas ist nicht Nichts! Etwas liegt auf mir, ich liege auf etwas Weichem, meine Beine und Körper sind warm, meine Arme eher kalt. So weit so gut. Hmm, bewegen.. mal versuchen.. Urgh, nein, besser nicht. Augen auf? Hmm, geht auch noch nicht. Dann mal lauschen.. vielleicht finde ich so raus wo ich bin.. Ich höre nur stetiges Gepiepe.. aber es ist nicht tierisch.. eher mechanisch. Also bin ich wahrscheinlich in einem Haus oder zumindest Raum. Mit Glück sogar in einem Bett, wenn es nach dem geht, was ich auf und unter mir fühle.. Gut, zu hören ist nichts weiter.. Riechen? Mal sehen bzw. schnüffeln, hehehe. Irgh, riecht nach Desinfektionsmittel.. und irgendwie auch alt.. nicht modrig.. eher wie ältere Herrschaften.. also wohl ein Krankenhaus.. Gut. Sehr gut. Und da ist noch etwas.. oh, das riecht gut.. sehr gut sogar.. was ist das…? Wald.. und irgendwie.. Regen. Wie ein Wald nach einem Regenschauer… ja. So riecht es.. aber. Wie passt das hier rein? Bilde ich mir das ein? Halluziniere ich? Und heißt es halluzinieren, wenn man was riecht, was nicht da sein konnte? Und man.. irgendwie wird ich so dösig.. was ist nur los...?“
 

All dies spielte sich in Temaris Gedanken wieder. Sie lag in einem Krankenzimmer in Konoha. Seit 3 Tagen war lag sie da und schlief.

Man hatte sie gefunden, ca. eine halbe Stunden nach dem sie auf dem Weg zusammengebrochen war und das Bewusstsein verloren hatte. Sie wurde umgehend ins Krankenhaus gebracht und Tsunade wurde verständigt. Diese veranlasste sofort eine Not-OP um ihre Wunde zu behandeln und ihr Bluttransfusionen zu injizieren. Direkt nach der OP wurde sie in das Krankenzimmer gebracht, in welchem sie noch immer bewusstlos lag.
 

Tsunade hingegen hatte sich keine Pause gegönnt, denn man hatte in Temaris Sachen die Schriftrolle für die Hokage gefunden. Nachdem diese den Inhalt genauestens studiert hatte, lächelte sie zufrieden. „Mal sehen, was das wird“, dachte sie.

Danach ließ sie mittels Tonton nach Shikamaru und 2 Anbu schicken. Sie wartete ungeduldig in ihrem Büro, bis nach wenigen Minuten die beiden Anbu auftauchten.

„Gut, dass ihr hier seid. Ich will, dass ihr zum Haupttor geht und von dort aus den Weg entlang bis ihr zu einer Blutlache mitten auf dem Weg kommt. Dort wurde vorhin eine junge Kunochi gefunden. Folgt den Spuren, die sie zweifelsohne hinterlassen hat und seht zu, ob ihr einen Angreifer oder Kampfspuren finden könnt, die uns Hinweise auf die Täter geben. Danach erstattet ihr sofort Bericht bei mir!“

„Zu Befehl! Werden wir!,“ antworteten die Anbu und waren auch schon verschwunden.
 

Kurz darauf traf auch Shikamaru bei Tsunade ein. Er wusste noch nicht was vor sich ging und was die Hokage von ihm wollen könnte. Als er das Büro betrat, musterte Tsunade ihn genau. Er starrte etwas verwirrt zurück.

„Schön, dass du da bist, Shikamaru“, begrüßte Tsunade ihn.

„Ha, wo du doch nach mir hast schicken lassen, da ist nichts schönes dran“, dachte Shikamaru sich und antwortete nur: „Was gibt’s denn?“

„Nun, es scheint, dass es einen Angriff auf eine Verbündete gegeben hat, die auf dem Weg zu uns war. Keine Sorge, sie wird durchkommen aber es sah nicht gut aus. Sie hat viel Blut verloren und die Hauptschlagader in ihrem rechten Bein war durchtrennt. Aber es wird wieder. Sie wird nur eine größere Narbe am Bein behalten.“ Dies erzählte die Hokage in einem fast beiläufigen Ton, wie Shikamaru bemerkte.

„Hmpf. Und was soll ich da nun machen?“ Er konnte sich beim besten Willen keinen Reim darauf machen, warum Tsunade ihm dies erzählte.

„Dazu komme ich jetzt. Ich möchte, dass du sofort ins Krankenhaus gehst und dort an ihrem Bett wartest, bis sie aufwacht. Ich hoffe, dass sie uns was zu den Angreifern sagen kann. Du verlässt das Zimmer erst wieder, wenn sie wach ist. Und dann verständigst du mich, verstanden?“ Dieser Ton war schon gar nicht mehr beiläufig.

„Aber warum genau ich?“, wagte Shikamaru zu fragen. Es gab auch Krankenschwestern, die sich um so was kümmern konnten und außerdem hörte sich das nach Anstrengung an.

„Ich will keine Diskussion! Sie soll ein vertrautes Gesicht sehen, wenn sie aufwacht. Außerdem sind alle anderen, die in Frage kämen, auf Missionen.“

„Na toll. Und erfahre ich dann auch wenigstens, um wen es sich handelt?“

„Ach, sagte ich das nicht? Es ist Temari. Temari Sabakuno aus Suna. Du erinnerst dich? Ihr habt zusammen oft die Chuunin-Auswahlprüfungen vorbereitet.“

Die Erklärungen waren unnötig. Schon als sie ihren Namen zum ersten Mal gesagt hatte, weiteten sich seine Augen erschrocken und er keuchte unwillkürlich auf.

„Temari? Wie konnte das sein? Sie war immer so stark. Unmöglich, dass so etwas passieren konnte“, dachte er. Gedanken an sie strömten auf ihn ein. Sie waren ja auch Freunde. Nach langer Zeit waren sie tatsächlich welche geworden. Mehrmals mussten sie die Chuunin-Auswahlprüfungen vorbereiten, immer zusammen. Zuerst war es nur anstrengend gewesen und er hatte es gehasst. Aber sie hatte so eine Art gehabt, die ihn bald eines Besseren belehrte. Sie war freundlich und witzig, konnte ihm aber auch schlagfertig die Stirn bieten und ließ sich seine Launen nicht gefallen. So war aus der nervigen Arbeit dank ihr so etwas wie Spaß geworden und er hatte sie zu schätzen gelernt. Nicht zuletzt, weil sie nicht wie andere Mädchen war. Kein Tussigelaber über Makeup und Klamotten. Sie war intelligent.. und einfach sie.

Er seufzte und als er sich des Blickes von Tsunade bewusst wurde, sagte er schnell: „Gut, alles klar. Ich geh’ dann gleich rüber“.

Er drehte sich schnell um und verließ eilig das Büro.
 

Sofort machte er sich auf zum Krankenhaus. Dort erfuhr er, dass Temari sich im 2. Obergeschoss im letzten Raum auf der linken Seite befand und dass sie dort noch immer schlief.

Bei ihr angekommen, beobachtete er sie einen Moment lang von der Tür aus und trat dann an ihr Bett. Er betrachtete ihr friedliches, entspanntes Gesicht, ihre offenen Haare. Sein Blick wanderte weiter und fiel auf die Infusionsnadel, die in ihrem rechten Arm steckte und die an einen Beutel mit klarer Flüssigkeit angeschlossen war. „Schmerzmittel“, dachte er und sofort flog sein Blick zu ihren Beinen. „Hmm, es wird das linke Bein sein, so dick wie es durch den Verband aussieht.“

Shikamaru betrachtete die blonde Frau noch einen Moment und ließ sich dann in einem Sessel nahe dem Bett nieder.
 

Seit Stunden saß er nun so da und konnte nicht viel machen. Hin und wieder war er aufgestanden und hatte sich ein Glas Wasser geholt oder die Beine im Zimmer vertreten. Der Sessel war zwar bequem aber dauerhaft konnte er nicht darin sitzen. Shikamaru erhob sich und schob den Sessel näher an Temaris Bett, so dass er seine Beine auf ihr Bett legen konnte, ihr Gesicht aber noch im Blick hatte bzw. sich nur etwas nach rechts drehen musste, um ihr Gesicht ganz zu sehen.

Als nächstes holte er sich eine Decke aus einem Schrank im Flur, da es inzwischen fast Mitternacht war. Seit knappen 6 Stunden war er nun hier und nichts war geschehen. Er hatte nichts von Tsunade gehört und auch Temari hatte sich weder bewegt, noch einen Ton von sich gegeben.

Er hatte gehofft, dass sie schnell aufwachen würde. Zum Einen natürlich, weil er sich Sorgen machte und zum Anderen war er kein Freund von Krankenhäusern. In Krankenhäusern passierte einfach zu selten etwas Gutes. Und das Essen war auch nicht so besonders. Doch das Wichtigste für Ihn war nun, dass Temari wieder aufwachte und gesund wurde.
 

Er nahm sich seine Decke und kehrte wieder zu seinem Sessel zurück. Er setzte sich, legte seine Beine vorsichtig auf Temaris Bett und drehte sich nach rechts bis er sie sehen konnte. Die Decke warf er sich über die Beine und den Oberkörper. „So ist es schon besser. Und wer weiß, vielleicht bekomme ich sogar ein paar Stunden Schlaf“, dachte Shikamaru und zog seinen linken Arm unter seinen Körper und mummelte sich etwas mehr in seine Decke. So war es schon viel bequemer. Seinen Blick richtete er auf Temaris Gesicht. „Wie friedlich sie aussieht.. gar nicht wie sonst.. Nein, das stimmt nicht ganz.. Wenn sie lächelt oder in Gedanken ist, dann sieht ihr Gesicht auch friedlich und sogar ziemlich süß aus.. Süß? Jah, doch.. ein bisschen schon.. wenn ihre hübschen Augen so blitzen.. Hmm, was sind denn das für Gedanken? Ich bin wohl einfach nur übermüdet.“ Er gähnte einmal herzhaft und sah Temari noch einmal an. „Die offenen Haare stehen ihr.. sogar jetzt in dieser Situation. Man, ich muss echt müde sein.. aber es stimmt schon..“. Und noch bevor er ganz eingeschlafen war oder realisierte, was er da tat, streckte er seine rechte Hand unter der Decke hervor und nahm Temaris Hand, die über der Bettdecke lag, in seine. „Hmm, wie kalt ihre Haut ist.. aber auch weich…“, waren seine letzten Gedanken, bevor er in Schlaf versank.

Hallo mal wieder. Da mich das System nicht mag bzw. ich zu blöde bin, kann ich erst jetzt für die Favos danken.. DANKE!: :) Sehr lieb von euch Süßlis. ♥

Und ein spezieller Dank auch an ShikaTema-Sama. Merci ♥

Nun gehts aber auch ohne weiteres Geplapper von mir weiter.
 

„Chrm chrm“, räusperte sich die Krankenschwester vernehmlich, als sie am Morgen das Zimmer von Temari betrat und den schlafenden Shikamaru in dem Sessel vorfand, seine Hand nur Zentimeter von der Temaris entfernt. Shikamaru öffnete träge die Augen einen Spalt breit und benötigte einen Moment ehe er realisierte, dass er nicht in seinem Zimmer, nicht in seinem Bett und nicht einmal in seinem Haus war. Und dass die Frau die vor ihm stand nicht seine Mutter war. Als sein Blick jedoch auf das Krankenbett fiel und er Temari erkannte, kehrte die Erinnerung zurück.

„Guten Morgen“, sagte die Schwester freundlich. „Ich muss nur kurz nach Temari seh’n. Hol dir doch kurz einen Tee und etwas zu essen aus der Kantine“.

„Ähm.. oh.. okay. Ja, mach ich“, erwiderte Shikamaru noch etwas verschlafen und rappelte langsam aus dem Sessel hoch, da sein Rücken höllisch schmerzte. Es war wohl keine gute Idee gewesen, so komisch die ganze Nacht in dem Sessel zu verbringen.
 

Als er mit einem Teller Brötchen und einer Kanne Tee auf einem Tablett wieder ins Zimmer kam, war die Schwester noch immer da. Er setzte sich schweigend, da sie offenbar nur an Temaris Fingern rumtatschte.

„Hey, sag, bist du ihr Freund?“

„WAS? Ähm. Wie kommen Sie denn darauf? Ich kenn sie kaum! Ich soll nur abwarten, bis sie wieder aufwacht. Ich hab mir das nicht ausgesucht!“, rief Shikamaru errötend. Die Schwester kicherte. „Schon gut. Ich habe ja nur gefragt. Es wäre nämlich gut, wenn jemand mit ihr reden würde. Und am besten noch ihre Hände berühren würde. So fällt es offenbar den Schlafenden leichter, wieder aufzuwachen. Leute, die im Koma liegen und keinen Besuch bekommen, benötigen im Schnitt viel länger, bis sie aufwachen.. wenn sie denn aufwachen, “ setzte die Schwester hinzu.

„Achso. Wenn das so ist. Dann kann ich das übernehmen. Ich will ja nicht ewig hier sitzen.“

„So ist’s brav. Am besten erzählst du ihr einfach irgendwas.. und nimm ihre Hände ruhig in deine und berühr sie. Manchmal reagieren komatöse Menschen ganz reflexartig auf solche Berührungen, “ wurde ihm erklärt. Dann verließ die Schwester mit einem Grinsen auf dem Gesicht das Zimmer und ließ Shikamaru und Temari allein.

„Man, wie anstrengend.. jetzt muss ich also auf noch den Pfleger für sie spielen..,“ dachte Shikamaru und nahm ihm Hände in seine. Sie waren wieder kalt geworden, stellte er fest. Leicht strich er mit seinen Daumen die Linien auf ihrer Handinnenseite entlang, drehte ihre Hände in seinen um und streichelte dann ihren Handrücken.

„Hmm, weich sind sie ja. Fühlt sich irgendwie nett an.. aber was soll ich ihr denn erzählen? Wie blöde ist das denn? Sie kann ja nicht mal antworten.. wahrscheinlich hört sie mich nicht einmal,“ kam es ihm in den Sinn.

Und trotzdem setzte er sich etwas aufrechter in seinem Sessel hin, nahm ihre Hände wieder in seine und begann: „Hmm, hey Temari.. keine Ahnung ob du mich hören kannst.. die Schwester meinte, ich solle dir was erzählen, weil du dann schneller aufwachst oder so. Naja.. also. Das ist schon ziemlich nervig, also wach mal schnell auf, ok? Obwohl das Wetter nicht mehr so toll ist.. jetzt wird’s wirklich langsam kälter.. aber das Laub wird auch schön bunt und verfärbt sich.. das solltest du mal sehen. Im Herbst warst du bisher nicht hier oder? Wir haben immer nur im Frühjahr die Prüfungen zusammen vorbereitet. Hmm, weißt du eigentlich, dass ich dich zu Anfang super anstrengend fand? Alle anderen Mädchen waren immer gleich, daran war ich gewöhnt und damit konnte ich umgehen. Und dann kamst du und warst so ganz anders. Frech irgendwie. Aber auch klug, das hab ich schnell gemerkt. Und mehr als nur einmal hast du mich zur Weißglut getrieben mit deinen Sprüchen. Aber du warst auch witzig.. oh.. warst? Nein, du bist witzig.. ich sollte nicht so reden als wärst du.. naja.. du weißt schon.. hm..“ Er hatte einfach angefangen zu reden und es fiel ihm erstaunlich leicht, vielleicht weil niemand widersprach oder ihn unterbrach, was sonst immer –besonders bei Frauen- der Fall war. Aber seine letzten Worte hatten ihn nachdenklich gemacht. „Wieso spreche ich in der Vergangenheit von ihr? Sie ist ja nicht tot! Und sie würde auch nicht so leicht sterben, nein, das durfte sie nicht!“, dachte er noch und verfiel dann in Gedanken, während er weiter Temaris Hände streichelte.
 

***
 

Noch immer war alles schwarz um sie herum. Nachdem sie aus diesem Dämmertal wieder zu sich gekommen war, stellte sie fest, dass sie immer noch ihre Augen und ihren Mund nicht öffnen konnte. Aber immerhin war der Geruch noch da. Nicht dieser sterile und doch modrige Geruch. Nein, dieser herrliche Geruch nach Wald und Regen. Sie hätte wohl geseufzt, wenn sie gekonnt hätte. Sie überlegte gerade, was sie wohl tun könnte, um etwas gegen ihren jetzigen Zustand zu tun, als sich etwas änderte. Der Geruch ging weg. Warum entfernte sich das einzig schöne jetzt? Stattdessen trat ein neuer Geruch an die Stelle.

„Riecht irgendwie nach Tee und altem Essen. Komisch.. und huch. Was passiert da? Jemand hebt die Decke von meinem verletzten Bein. AU! Drück da nicht drauf rum. Was soll denn das? Siehst du nicht, dass das weh tut? Leg die Decke wieder hin und verschwinde! Und nun? Was willst du mit meinen Händen? Lass das! Man, warum kann ich mich nicht bewegen? Ich will das nicht. Zum Verrückt werden hier! Oh. Gott sei Dank hat es aufgehört. Wie nervig war dass denn? Und nun? Oh! Hmm, der Geruch ist zurück. Und der alte Essensgeruch scheint zu gehen. Endlich. So kann es bleiben. Nur ein Geruch aus Wald und Regen. Und was jetzt? Oh, nicht schon wieder meine Hände.. was soll das nur? Aber.. hmm, das ist anders.. viel zärtlicher und sanfter.. wer ist das nur? Fühlt sich schön an.. aber wer kann das nur sein? Nanu.. diese Stimme.. ich kenne die.. aber woher.. man, wie ich es hasse, wenn mir etwas auf der Zunge liegt aber nicht einfällt! Soso, das Wetter ist also nicht so schön, wo immer ich auch sein mag. Laub? Also viele Blätter, womöglich wirklich Konoha, das wäre gut. Was? Prüfungen? Dann muss es Shikamaru sein! Natürlich, wieso bin ich Depp da nicht gleich drauf gekommen, das ist Shikamarus Stimme! Dann bin ich wirklich in Konoha! Sehr gut!

Was? Ich geb dir gleich anstrengend! Ich glaub es hackt! Du bist hier der Anstrengende von uns beiden Mr. Ich-bin-so-faul-und-mach-lieber-gar-nichts! Aber dass du mich witzig findest.. dass ist schon lieb von dir.. aber so ist es nun mal auch. Hehehe. Ach, natürlich bin ich nicht tot. Also wirklich. Man, so langsam will ich wirklich aufwachen! Los Körper, gib dir mal ein bisschen Mühe!“

All dies geschah nur in Temaris Gedanken. Aber es half. Mit einem Stöhnen regte sie sich und zum ersten Mal, spürte Shikamaru einen Druck in seiner Hand, der von ihren Händen ausging. Bei dem Geräusch blickte er auf und sah ihr ins Gesicht. Sie kniff ihre Augen gerade mühevoll zusammen, vorzog den Mund zu einer Grimasse und öffnete dann langsam ihre Augen.
 

Überrascht ließ er ihre Hände los und erhob sich aus seinem Sessel um ihr näher zu kommen.

„Temari? Hey, hörst du mich?, “ fragte er sanft und musterte aufmerksam ihr Gesicht. Temaris Augen blicken sich wirr um und mussten sich scheinbar erst an das Licht gewöhnen, denn er sah, dass sich ihre Pupillen zurückzogen und mehr von der grün-blauen Iris zeigten. Langsam wurde Temari wirklich bewusst wo sie sich befand und wer sie da so besorgt ansah; sie richtete ihren Blick auf Shikamaru und brachte ein schwächliches Lächeln zustande.

„Hey“, murmelte sie leise und kraftlos. „Danke, dass du die ganze Zeit hier auf mich aufgepasst hast,“ bemerkte sie. Es war keine Frage, nur eine Feststellung und dies entging auch Shikamaru nicht.

„Woher…?“

„Ist nicht so wichtig“, unterbrach sie ihn und dachte an ihre Gedanken von Regen und Wald und zärtlichen Händen, wobei sie ein wenig errötete. Shikamaru dachte seinerseits ebenfalls an die Momente, in denen er ihre Hände gehalten hatte und was er ihr gesagt hatte. Auch er errötete ein wenig. Um sich von seinen Gedanken zu entfernen und die Stille zu unterbrechen, sagte er schnell: „Ich geh’ dann mal Tsunade holen. Sie hat mich angewiesen auf dich aufzupassen und sie zu informieren, sobald du wieder wach bist.“

„Ah, okay. Du weißt wo du mich findest“, konnte sie noch sagen, bevor er auch schon ein bisschen überstürzt den Raum verlassen hatte.

„Ich warte hier dann so lange“, murmelte sie missmutig in sich hinein. Kaum war sie aufgewacht, schon war sie genervt, dass sie hier untätig rumliegen musste. Um sich zu beschäftigen schlug sie die Decke zurück und betrachtete den Verband, der um ihren linken Oberschenkel gebunden war. Als sie ihn leicht berührte fuhr ein dumpfer Schmerz hinein und sie stöhnte kurz auf. Ihr Blick fiel auf ihre rechte Hand, in der eine Kanüle steckte, die ihr langsam eine klare Flüssigkeit injizierte. Wie schon Shikamaru vor ihr, vermutete sie Schmerzmittel. Bevor sie es vermeiden konnte, wanderten ihre Gedanken zurück zu dem Tag im Wald als sie angegriffen wurde. Unwillkürlich begann ihr Körper zu zittern und sie lehnte sich rasch zurück in ihr Kissen und zog die decke ein Stück höher bis unter ihr Kinn.

„Ich kann nicht glauben, dass die mich schlagen konnten. Zum Glück konnte ich gerade noch fliehen. Was wohl aus denen geworden ist? Man, wie sehr möchte ich es denen heimzahlen..“
 

***
 

Nachdem Shikamaru überstürzt den Raum verlassen hatte, lief er die Treppen bis ins Erdgeschoss zurück und hinaus auf die Straße. Erst dort stoppte er und kam wieder zu Atem.

„Mensch, was war das denn? Woher weiß sie, dass ich die ganze Zeit da war? Hat sie etwa gehört, was ich da so geredet habe? Hat sie gemerkt, dass ich ihre Hände genommen habe? Und was wird sie wohl davon halten? Man, wo bin ich da nur reingeraten... Aber damit muss ich mich dann später rumplagen, nun sollte ich vielleicht erst einmal Tsunade holen.“

In wenigen Minuten legte der die Strecke vom Krankenhaus zum Büro der Hokage zurück und klopfte sogleich an ihre Tür. Er trat ein, ohne auf ein „Herein“ oder eine andere Aufforderung zu warten. Zu seinem Glück saß Tsunade allein in ihrem Büro, über eine Schriftrolle gebeugt und schaute ihn nun interessiert an.

„Nanu? Was willst du, Shikamaru?“

„Ähm, ich sollte sie doch informieren, wenn Temari aufwacht.. und naja. Sie ist gerade aufgewacht.“

„Sag das doch gleich! Na los, trödel nicht! Wir gehen sofort zu ihr. Ich muss sie befragen.“

Empört blickte Shikamaru Tsunade hinterher, die aufgestanden und an ihm vorbeigeeilt war. Sie tat ja gerade so, als hätte er erst noch nen Stadtbummel gemacht. „Wie undankbar...“, dachte er noch bevor er sich wieder in Bewegung setzte um den Weg zurück zu eilen, den er gerade gekommen war.
 

***
 

„Ah, Temari. Schön, dass du aufgewacht bist. Wie geht es dir?“, fragte Tsunade als sie das Krankenzimmer betrat und blickte auf Temari, die gerade auf dem Fenster geschaut hatte und sich jetzt der Hokage zuwandte.

„Ganz gut soweit, wenn man von meinem Bein, meinem Hunger und den Kopfschmerzen absieht. Aber vielen Dank, dass sie sich so um mich gekümmert haben“, antwortete Temari mit einem leicht gequälten Lächeln.

Tsunade wandte sich sofort ihrem Bein zu und untersuchte es kurz aber fachmännisch.

„Das wird schon wieder. Ab morgen darfst du aufstehen und dann musst du noch eine Woche zur Beobachtung hier bleiben bevor du wieder zurück nach Hause kannst. Natürlich wirst du erstmal mit Krücken vorlieb nehmen müssen aber du solltest dich schon bewegen damit deine Muskeln nicht verkümmern. Und die Kopfschmerzen kommen von dem Lichtunterschied. Sie sollten aber in 1-2 Stunden nachlassen. Und auch hungrig wirst du nicht lange bleiben müssen, in ca. einer halben Stunde gibt es Abendessen. Du siehst, es wird schon alles werden, “ sprudelte Tsunade heraus. Nun setzte sie sich zufrieden in den Sessel, in dem Shikamaru zuvor gesessen hatte und blickte Temari nachdenklich an.

„Ähm, gut. Danke“, konnte Temari nur hervorbringen. Sie wollte Tsunade nicht weiter angucken, weil ihr nachdenklicher Blick ihr nicht behagte. Stattdessen wanderten ihre Augen zur Tür, just in dem Moment als Shikamaru eintrat. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er ziemlich müde aussah und bekam ein schlechtes Gewissen, da sie ja indirekt dran schuld war.

Shikamaru blickte sofort zu Temari als er den Raum betrat und lächelte ihr zu als er sah, dass auch sie ihn anblickte. Sie erwiderte das Lächeln mit einer leichten Trauernuance, wie ihm auffiel.

Doch bevor er etwas sagen konnte, begann Tsunade: „Nun Temari. Ich weiß, dass es nicht leicht ist aber ich muss wissen, was im Wald passiert ist und wer dich angegriffen hat. Ich habe zwar Anbu zur Nachforschung entsandt aber bisher konnten sie nicht viel finden außer einem Stück Wald, welches vollkommen verwüstet ist.“

„Oh, verstehe. Ja natürlich. Ich werde alles sagen, woran ich mich erinnern kann. Und das mit dem Wald ist meine Schuld. Ich konnte nur entkommen, weil Kamatari, meine Beschwörung, die 3 angegriffen hat.. aber von Anfang an…“ So erzählte Temari alles von Anfang an. Vom Ast, der eingeschmiert war. Ihrer verklebten Hand. Dem Kunai in ihrem Bein. Dem Kampf und Kamatari. Als sie zu dem Punkt kam, als sie die Straße erreichte, stockte ihr Erzählfluss. „An dem Punkt muss ich irgendwann ohnmächtig geworden sein, glaube ich. Jedenfalls erinnere ich mich an nicht weiter. Das nächste was kommt ist die Schwärze.. und dann die Hände.. ähm, ich meine, dass ich dann aufgewacht bin“, schloss Temari schnell und blickte dann verlegen zur Seite. Sie war so versunken in ihre Erinnerung gewesen, dass sie fast die Sache mit den Händen erzählt hätte. Aber Shikamaru musste ja nicht wissen, dass es ihr gefallen hatte, dass er ihre Hänge gestreichelt hatte.
 

Shikamaru hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört, als Temari ihre Geschichte schilderte. Immer mehr Wut staute sich in ihm auf. Wie konnten Typen nur so feige sein und zu dritt ein Mädchen angreifen. In solchen Dingen war er altmodisch. Der Mann hatte immer die Frau zu beschützen und man kämpft nie in Überzahl und schon gar nicht gegen ein Mädchen. Er musste seine Fäuste ballen und sich stark zusammenreißen als Temari erzählte wie das Kunai ihr Bein traf. Wie gern würde er die Typen erwischen! Er konnte nicht zulassen, dass solche Typen in der Nähe des Dorfes ihr Unwesen trieben. Seine Gedanken drifteten ab, so dass er nicht bemerkte, wie sich Temari verplapperte und rot anlief.
 

Auch Tsunade hörte aufmerksam zu. Nachdem Temari geendet hatte, dankte die Hokage ihr für den Bericht und verließ das Krankenzimmer, da es inzwischen auch Zeit für das Abendessen der Patienten wurde. Tsunade wollte zurück in ihr Büro um sich das weitere Vorgehen zu überlegen als sie hörte, dass jemand ihr folgte. Shikamaru war gerade neben ihr angekommen, als er auch schon begann: „Tsunade, bitte lassen Sie mich mit den Anbu nach den Typen suchen. Sie wissen, dass sich den Wald sehr gut kenne, da er seit Generationen in Besitz meiner Familie ist. Außerdem kann ich auch so sicher von Nutzen sein. Lassen Sie mich mit den Anbu gehen!“

Die Hokage hatte verwundert zugehört, während Shikamaru so beherzt sein Anliegen mitten auf dem Flur vorgebracht hatte. Sie musterte ihn eingehend und wog die Vor- und Nachteile kurz gegeneinander ab.

„Folge mir in mein Büro“, sagte sie knapp und setzte sich sogleich in Bewegung.

Shikamaru konnte sein Glück kaum fassen und folgte ihr auf dem Fuße.

Hallo mal wieder. :) Zuerst: Danke, danke, danke für all die Kommentare. ♥ Ihr schmeichelt mir aber viel zu sehr und macht mich verlegen. ò.ó
 

Ich konnte heute erst wieder ein neues Kapitel hochladen, da mein Internet mich zeitweilig verlassen hat. =/ Dafür ist es aber auch irgendwie.. lang.. und generell entwickelt sich die Geschichte anders als ich dachte. :D

Aber so bleibt es auch für mich spannend. ;)

Und nun genug von mir. Viel Spaß. ♥
 

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Sobald die beiden das Büro der Hokage erreicht hatten, schloss diese auch schon die Tür hinter ihnen.

„Nimm Platz. Die beiden entsandten Anbu müssten jeden Moment zurück sein“, sagte Tsunade mit einem Blick auf ihre Uhr.

„Bis dahin, erzähl mir mal, wie du dir das vorgestellt hast. Ich schicke dich, der du auf Chuunin Level bist, mit zwei Anbu auf die Jagd um Verbrecher zu finden, die Temari, eine Jonin, fast getötet hätten. So in etwa?“

Er musste zugeben, wenn sie das so sagte, hörte sich das nicht so klug an. Aber er wusste, dass er nützlich sein konnte und er wollte den Verbrechern unbedingt das Handwerk legen.

„Aber ich weiß, dass ich nützlich bin! Ich habe Temaris Geschichte mit ihren Worten gehört und kann daraus Schlüsse ziehen. Ich kenne die Umgebung in der das alles passiert ist, Temaris Kampfstil und ich kann kämpfen wenn es nötig wird, “ erwiderte er erhitzt.

In diesem Moment tauchten die zwei Anbu auf, die Tsunade entsandt hatte.

„Irgendwelche Neuigkeiten, “ fragte die Hokage ohne auf Shikamarus Ausbruch zu reagieren. Die Angesprochenen verneinten und Tsunade konnte nicht anders, als kurz die Augen zu schließen und zu seufzen.

„Nun gut. Dann nehmt jetzt bitte Shikamaru mit. Er kennt die Gegend und hat auch gerade die Geschichte der Verletzten gehört.“ Zu Shikamaru gewandt fügte sie hinzu: „Ihr trefft euch in einer Stunde am Haupttor. Und du tust, was die beiden dir sagen. Begib dich nicht unnötig in Gefahr“. Der Angesprochene nickte nur knapp und verließ dann das Zimmer.
 

Shikamaru lief kurz nach Hause, aß einen nur einen Bissen, weil er aufgeregt war und packte anschließend seine Sachen für diese inoffizielle Mission. Eigentlich wollte er noch bei Temari vorbei schauen. Aber auf dem Weg zu ihr kamen ihm Zweifel. Sollte er ihr erzählen, dass er jetzt auf Jagd nach den Verbrechern ging, die sie verletzt und fast getötet hätten? Und überhaupt. Warum wollte er das so sehr? Für sie? Das konnte ja nicht sein. Normalerweise war ihm schon das Aufstehen am Morgen zu anstrengend und jetzt wollte er plötzlich der Rächer einer Jungfrau in Nöten sein? Sehr merkwürdig. Aber er spürte, dass er, bzw. irgendetwas in ihm, keine Ruhe geben würde, bis er der Kerle erledigt hatte. Und er fühlte auch, dass es nicht reichte, dass irgendwer die Kerle erledigte. Er wollte dabei sein, er wollte es tun.

So beschloss er, Temari nichts zu sagen und sie wieder zu besuchen, sobald er zurück war. Wahrscheinlich wäre sie eh genervt, wenn er die ganze Zeit bei ihr rumhängen würde. Nicht, dass er das wollte. Sie war immerhin einfach eine Freundin, die vielleicht manchmal süß aussehen konnte aber meistens launisch und angriffslustig war.

Er musste unwillkürlich lächeln als er an sie dachte und änderte seinen Weg, so dass er nicht mehr zum Krankenhaus ging sondern in Richtung Haupttor.
 

Shikamaru kannte die beiden Anbu nicht und störte sich auch nicht daran. Sie hatten sich kurz mit, vermutlich Decknamen, vorgestellt und hatten auch aufmerksam gelauscht als er Temaris Geschichte schilderte. Nun waren sie auf dem Weg zum Platz, an dem Temari gekämpft hatte.

Dort angekommen betrachtete Shikamaru zuerst alles genau. Er fand schnell die Stelle, wo Temari vom Kunai getroffen war, da dort besonders viel Blut in den Boden getrocknet war. Er richtete sein Augenmerk auf die Schneise der Verwüstung. Da die abgeholzten Bäume alle in die gleiche Richtung, von ihnen gesehen aus, nach Westen, gefallen waren und Temari erwähnt hatte, dass Kamatari mindestens zwei der Kerle erwischt hatte, wusste er, dass die Kerle in Richtung Westen geflüchtet sein mussten, weg vom Sturm. Als er dies den beiden Anbu mitteilte, staunten diese nicht schlecht.

Sie machten sich also auf Richtung Westen. Da es aber langsam zu dämmern begann, schlugen die drei bald ihr Lager auf um am nächsten Morgen weiter zu suchen.

Nachdem sie ihr Nachtlager errichtet und gegessen hatten, widmete sich jeder der drei seinen Gedanken. Shikamaru gefiel, das die beiden nicht so ewiglich viel redeten. Über das Lagerfeuer hinweg betrachtete er kurz die beiden, die nebeneinander in Schlafsäcken lagen und sich leise unterhielten. Seine eigenen Gedanken drifteten ab und wanderten zu Temari. Er fragte sich, was sie wohl machte und ob sie sich fragte wo er war, ihn vielleicht vermisste… Was? Ihn vermisste? Was sponn er sich da nur zusammen? Sie hatten ca. 2 Minuten allein in wachen Zustand verbracht. Den Rest der Zeit hatte sie geschlafen oder Tsunade war dabei gewesen. So was Lächerliches. Als würde sie ihn vermissen. Aber das kommt davon, wenn man so spät und übermüdet versucht nachzudenken.

„Besser ich schlaf jetzt, bevor noch mehr Mist dabei rauskommt“, dachte er sich. Er blickte noch einen Moment ins Feuer, doch die Wärme und das gleichmäßige Knistern des Feuers ließen ihn bald einschlafen.
 

Am nächsten Morgen erwachte er langsam. Er fühlte sich irgendwie ausgelaugt. Eine Nacht in einem Sessel und jetzt eine auf dem Boden waren nicht so gut für ihn. Er vermisste sein Bett.

Nachdem er sich gestreckt und den beiden Anbu einen Guten Morgen gewünscht hatte, frühstückten sie eine Kleinigkeit.

Der Plan sah vor, heute weiter nach Westen zu gehen, da Shikamaru von einer alten Holzhütte im Wald wusste, welche früher von seiner Familie genutzt wurde, inzwischen aber seit Jahren leer stand.

Das Lager wurde im Handumdrehen abgebaut und vor 9 Uhr waren sie wieder auf dem Weg.
 

Immermal wieder wies einer der drei auf eine Blutspur oder Fußabdrücke hin, die ihnen bestätigten, dass sie auf der richtigen Fährte zu sein schienen. Sie liefen meist schweigend nebeneinander und suchten jeder für sich nach Spuren.

Gegen Mittag erreichten sie eine Lichtung, an deren entfernten Ende eine alte, vermoderte Holzhütte stand. Haru, einer der Anbu, bedeutete den anderen beiden, stehen zu bleiben. Sie sahen, dass aus dem alten Kamin an der Hütte grauer Rauch aufstieg und die Fenster mit Stoff verhängt waren.

„Dort werden sie wohl sein. Wir gehen im Schutz des Waldes um die Lichtung herum und nähern uns dann von der anderen Seite der Hütte, “ erklärte Shiki, der andere Anbu. Haru und Shikamaru nickten und so machten sie sich schweigend und leise auf dem Weg um die Lichtung herum. Shikamaru blickte prüfend gen Himmel. Da sie Sonne genau über ihnen war, hatte er mit seinem Kage Mane No Jutsu nicht so gute Karten, da es, wenn überhaupt, nur kurze natürliche Schatten gab. Im Inneren hingegen sollte es besser sein, auch wenn es dort beengt war, was seine beiden Gefährten vermutlich einschränkte.
 

Die Drei kamen nach einer Weile in der Nähe der Hütte an. Sie verbargen sich hinter den Bäumen und Shikamaru nutzte die Gelegenheit um den beiden einen Grundriss der Baracke in den Sand zu zeichnen.

„Ich war vor etwa 2 Jahren zuletzt dort aber dies ist, woran ich mich erinnere: Die Hütte besteht nur aus zwei Räumen. Der Kamin liegt südlich am Hauptraum und man kommt durch die Tür, die ihr dort seht, hinein. 2 Fenster führen nach Osten auf die Lichtung, eines in unsere Richtung, also nach Westen. Der Schlafraum befindet sich links von der Haustür und ist nicht an dem Kamin angeschlossen. In diesem Raum gibt es ein Fenster in unsere Richtung und eines an der nördlichen Stirnseite, gegenüber der Zimmertür.

Da der Kamin offensichtlich in Betrieb ist, können wir davon ausgehen, dass sie sich im Hauptzimmer aufhalten. Ich empfehle, dass wir noch ein Stück weiter in Richtung Norden schleichen und uns durch das Fenster im Schlafraum Zutritt verschaffen, da die Kerle, wenn überhaupt, mit einer Gefahr aus Richtung Haustür rechnen.“

Nachdem Shikamaru geschlossen hatte, warfen sich Haru und Shiki nur kurz beeindruckte Blicke zu und nickten dann. Sie prägten sich den Plan und den Grundriss der Hütte ein und machten sich dann auf den Weg zu Stirnseite der gleichen.

Haru führte die Truppe an, Shikamaru folgte und Shiki bildete die Nachhut. Geduckt näherten sich die Drei dem Fenster an der Stirnseite, durch das sie einsteigen wollten. Sie pressten sich eng an die Rückwand und Shikamaru, der sich rechts vom Fenster befand, warf erst einen kurzen Blick hinein und als er feststellte, dass der Schlafraum tatsächlich leer war, riskierte er einen genaueren Blick.

Der Schlafraum war komplett leer und die Tür in den Wohnraum war nur angelehnt, so dass er nicht mehr als einen dünnen Lichtschein sehen konnte. Er hörte aber die Stimmen von mindestens zwei verschiedenen Leuten im Wohnraum. Er gab Haru und Shiki ein Zeichen, dass die Luft rein war und überraschend lautlos schaffte es Haru das alte Fenster soweit zu öffnen, dass er hineinklettern konnte. Auch Shiki schaffte es geräuschlos und verschwand im Inneren.

Shikamaru erhob sich leise und setzte erst einen Fuß auf die niedrige Fensterbank und zog dann den anderen nach um ihn ins Innere des Zimmers zu setzen. In diesem Moment brach jedoch das Stück Fensterbank, auf dem er seinen Fuß und sein Gewicht hatte, so dass er seinen anderen Fuß viel lauter als beabsichtigt aufsetzen musste um nicht vollends umzufallen. Er fluchte lautlos und horchte sogleich, doch seine Sorge schien unbegründet, da die beiden Stimmen weiter miteinander redeten.

Haru kroch auf dem Bauch zur Tür und warf knapp über dem Boden einen Blick in das Zimmer. Nach einer Minute kam er zurück und malte eine Skizze auf den staubigen Boden, der die Positionen der Kerle anzeigte. Laut der Skizze lag einer auf einem Sofa oder Bett in der Nähe des Kamins, offenbar verwundet. Die beiden Sprechenden saßen am Tisch, ebenfalls in der Nähe des Feuers. Der Bereich zwischen dem Tisch und der Tür, die zum Schlafraum führte, war vollkommen frei.

Shiki holte eine Rauchbombe aus seinem Beutel doch Shikamaru schüttelte den Kopf. „Nein, wir sehen dann auch nicht mehr, wo sie sind und verschenken gleichzeitig unseren Überraschungsmoment“, wisperte er leise. „Ich hocke mich auf dieser Seite vor die Tür und fessle die beiden am Tisch mit meinem Kage Mane. Den Verletzten werde ich kaum erreichen und ich zweifle, dass er so eine Gefahr ist. Ihr erledigt die beiden Gefesselten, dafür habt ihr aber nur ca. 1 Minute. Die Helligkeit durch das Feuer und die offene Fläche begrenzen mich. Der Verletzte kann dann gefangen genommen werden, “ fügte er leise hinzu.

Haru und Shiki nickten und Shikamaru robbte sogleich zur Tür. Er hockte sich leise hin, so dass er die beiden Kerle im Blick hatte und formte die vertrauten Fingerzeichen als sich Haru und Shiki sprungbereit hinter ihm positionierten.

Der schwarze Schatten, der aus Shikamarus Schatten entstand, kroch langsam auf den Tisch zu ohne dass einer der beiden Verbrecher etwas bemerkte. Er teilte sich unter dem Tisch und schloss sich zeitgleich an die Schatten der beiden Kerle.

„Nun aber los ihr Zwei“, sagte Shikamaru in gewohnter Lautstärke, noch bevor die beiden Gangster überhaupt bemerkten, dass etwas nicht stimmte. Haru öffnete die Tür ganz und schaute in die verdutzten Gesichter der beiden Gefesselten. Routiniert und ohne viel Federlesen schnitten Haru und Shiki jeweils einem die Kehle durch.

Der Dritte jedoch, der bis dahin regungslos auf dem Sofa gelegen hatte, sprang nun auf und warf einen ganzen Schauer von Kunais. Die beiden Anbu wichen ohne große Mühe aus, doch Shikamaru, der gerade den Raum betreten hatte, hatte nicht so viel Glück. Ein Kunai streifte schmerzhaft seine Wange und eines bohrte sich in seine rechte Handfläche. Überrascht schrie er kurz auf doch da hatte Shiki schon ein Kunai direkt in das Herz des dritten Verbrechers geworfen.

Haru besah sich derweil schon Shikamarus Hand und zog mit einem Ruck das Kunai heraus. Shikamaru stöhnte kurz auf als Haru ein Tuch fest um die Hand band.

„Das sollte die Blutung stoppen aber wir sollten zusehen, dass wir nach Hause kommen. Zwar haben wir niemanden zum Verhören aber ich kenne die Gesichter aus unserem Bingo-Buch, “ sagte Haru. Shikamaru nickte nur und hielt sich die Hand. Seine Wange brannte höllisch, blutete aber nur leicht. Seine Hand hingegen pochte unangenehm gegen den Verband und er war sich nicht sicher, wie gut das Tuch die Blutung wirklich stoppte.

Shiki und Haru durchsuchten noch kurz alles und dann machten sie sich auf den Rückweg. Es war erst früher Nachmittag doch als sie am Haupttor ankamen war es bereits dunkel geworden. Shiki begleitete Shikamaru zum Krankenhaus während Haru Tsunade über den Ausgang der Mission informierte.
 

Im Krankenhaus angekommen, verabschiedeten sich die beiden kurz und Shikamaru machte sich dann allein auf dem Weg zum Arzt. Dieser besah sich zuerst die Hand.

„Hmhmm... gebrochen ist nichts und es wurden auch keine wichtigen Nerven getroffen. Ich muss die Wunde reinigen und dann verbinden, das tut etwas weh und ich möchte dich auch über Nacht hierbehalten, um mich morgen zu vergewissern, dass sich nichts entzündet hat. Deine Wange muss auch nur gereinigt werden, der Rest passiert von allein, “ erklärte der Doktor kurz und verschwand dann aus dem Behandlungszimmer und ließ Shikamaru auf der Liege sitzend zurück. Kurz darauf kam eine Schwester herein und führte genau das aus, was der Doktor zuvor erklärt hatte.

„Offenbar bedeutet „Ich muss das machen“ in Arztsprache, dass eine Schwester das übernimmt. Ist ja spannend, “ kam es Shikamaru in den Sinn und er musste kurz grinsen, was er sofort bereute, weil es einen scharfen Schmerz in seine verletzte Wange schickte.

„So, du bist fertig. Soll ich dich in dein Zimmer bringen,“ wollte die Schwester wissen.

„Nicht nötig, sagen Sie mir nur, wo ich hin muss.“

„Na gut. Lass mich kurz überlegen. Wir sind schon recht voll, gehe bitte in den 2. Stock, das letzte Zimmer auf der linken Seite. Du hast aber einen Zimmergenossen.“

„Alles klar. 2. Stock, letztes Zimmer links,“ spulte Shikamaru ab und machte sich auf den Weg. Noch während er den Flur im 2. Stock entlang ging, realisierte er, dass ihm der Weg irgendwie bekannt vorkam.

„Ach, das kann doch nicht wahr sein,“ entfuhr es ihm, als er direkt vor Temaris Zimmertür stand. Es gab keinen Zweifel. 2. Stock, letzte Tür links. Er klopfte zweimal leicht und trat dann ein. Temari blickte überrascht auf und legte das Buch zu Seite, in dem sie im Schein ihrer Nachttischlampe gelesen hatte. Shikamaru sah, wie ihr Blick erst zu seiner Wange und dann zu seiner verletzten Hand wanderte.

„Shikamaru? Was ist passiert,“ fragte sie entsetzt und setzte sich mit einem leisen Stöhnen aufrechter hin.

„Ja, gleichfalls Hi. Es stört dich hoffentlich nicht, dass ich diese Nacht hier verbringen muss,“ überging er ihre Frage und zeigte auf das einzige freie Bett zu ihrer Rechten, trat an das Bett und knipste dort die Nachttischlampe an.

„Bitte? Was ist denn passiert, Herrgott noch mal!?“

„Ah, gut. Wenn es dich nicht stört, dann ziehe ich mich jetzt erstmal kurz um. Ich bin recht erschöpft, der Tag war.. anstrengend,“ sagte Shikamaru nur und zog den Vorhang, der Temaris und sein Bett voneinander trennte so, dass sie ihn nicht sehen konnte, während er den Schlafanzug, der auf dem Krankenbett bereit lag, überzog. Es dauerte länger als sonst sich aus seinen Sachen zu schälen und den Schlafanzug anzuziehen, da er nur eine Hand zur Verfügung hatte. Mehr als einmal entfuhren ihm einige Schimpfwörter, während Temari ihn weiter löcherte und wissen wollte, was passiert sei. Als er endlich umgezogen war, zog er den Vorhang zurück und legte sich dann in sein Bett.

„Sagst du mir nun endlich was mit dir passiert ist,“ fuhr Temari ihn ungehalten an.

„Schon gut, schon gut. Man bist du anstrengend. Ums kurz zu machen: Ich war mit 2 Anbu unterwegs, da Tsunade mich ausgewählt hat, um die Verbrecher zu finden, die dich so zugerichtet haben. Wir konnten die drei recht schnell ausfindig machen und jetzt sind sie tot. Nur der letzte, der wollte nicht so wie wir wollten und da hab ich ein bisschen was abgekriegt.“

„Was? Die Kerle sind tot? Und du hast die gefunden? Und Tsunade hat dich geschickt? Und jetzt bist du verletzt…,“ konnte Temari nur stammeln, nachdem sie mit offenem Mund seiner kurzen Zusammenfassung gelauscht hatte.

„Mit fehlt nichts. Der Doc will mich nur über Nacht hierbehalten um zu überwachen, dass sich nichts entzündet. Etwas übertrieben wenn du mich fragst, “ versuchte Shikamaru sie zu beruhigen und lächelte über ihre Sorge in sich hinein.

„Du hast dich in Gefahr gebracht um mich zu.. rächen.. Was für ein komisches Wort in Zusammenhang mit dir, findest du nicht? Und überhaupt, wer hat dich drum gebeten, mich zu rächen? Als hätte ich das nötig,“ fuhr Temari ihn plötzlich aufgebracht an. Shikamarus Augen weiteten sich einen Moment doch dann musste er grinsen. Nur so kannte er sie. Ein demütiges Danke oder so wäre nicht ihre Art gewesen.

„Grins nicht so blöde,“ rief sie, schnaubte und warf sich dann auf die Seite, so dass sie von ihm weggedreht lag. Leider hatte sie es etwas übertrieben in ihrer Wut und ein kurzer aber heftiger Schmerz fuhr durch ihr verletztes Bein.

„Au“, murmelte sie kurz und möglichst leise, doch nicht leise genug. Shikamaru hatte es gehört und natürlich auch gesehen, was passiert war, so dass er nun vollends lachen musste.

„Kein Grund so böse zu sein, hab ich doch gern gemacht“, sagte er lachend und antwortete als hätte sie ihm gedankt.

„Halt doch die Klappe. Und mach dein blödes Licht aus, ich will schlafen,“ erwiderte seine Bettnachbarin und musste nun auch in sich hineingrinsen.

„Jaja, schon gut. Gute Nacht.“ Er knipste seine Nachttischlampe aus und musste noch ein bisschen über die Szene eben lächeln. Er mochte, dass es so unkompliziert mit ihr war. Nichts warf sie ernstlich aus der Bahn. Er vernahm noch ein gemurmeltes „Nacht“ von Temari und versank dann in tiefen Schlaf.

Temari hörte das ruhige, gleichmäßige Atmen von Shikamaru.

„Typisch. Kaum im Bett, schon weggepennt. Aber sein Tag schien wirklich nicht leicht gewesen zu sein.. und vor allem gefährlich. Ich hätte nie, NIE damit gerechnet, dass er so was tun würde. Er ist ja sonst für alles zu faul. Und wichtiger ist noch: Warum? Warum hat er sich in Gefahr gebracht? Hat wirklich Tsunade ihn auserwählt? Er wird ja immer als mein Leibwächter abgestellt, wenn ich wegen den Vorbereitungen für die Auswahlprüfungen hier bin.. aber ist Rache Aufgabe eines Leibwächters? Ich glaube nicht.. Hat er das vielleicht von sich aus gemacht? Er ist auch sofort aus dem Raum gestürmt als ich meine Geschichte zu Ende berichtet hatte. Direkt hinter Tsunade her.. wirklich komisch.. aber hat er.. das etwa für mich getan? Ach, komm schon Temari, wenn das jemand gehört hätte. Das wär der Brüller des Jahres also mach dich nicht lächerlich.“

So setzten sich ihre Gedanken noch ein wenig fort, bis auch sie schließlich einschlief.

Narf, da ich ja ohne Internet war, konnte ich vorschreiben. ;) Hier gehts nun also ohne große Vorreden weiter.
 

_____
 

Er sah von oben auf eben jene Stelle im Wald, wo Temari angegriffen worden war. Sie stand dort und er sah ein Kunai auf sie zufliegen. Es schlug in ihr Bein. Sie ging zu Boden. Erschrocken rief er ihren Namen, doch sie hörte ihn nicht. Er konnte sich auch nicht von der Stelle bewegen. Er hing in der Luft fest, unfähig näher an sie ranzukommen oder sich in irgendeiner Weise zu bewegen. Sie erhob sich langsam, das Gewicht auf ihr gesundes Bein gestürzt. Doch schon flog von anderer Seite ein weiteres Kunai heran und schlug in ihren rechten Oberarm. Sie schrie auf. Er rief verzweifelt nach ihr. Doch es änderte nichts. Schon flog ein Shuriken herbei und traf sie im Rücken. Noch immer stand sie, als wäre es nicht möglich zu fallen.. ein Kunai und ein Shuriken trafen Sie von vorn in den Bauch und Oberkörper. Sie schrie schmerzerfüllt und er stimmte mit ein. Er wollte das alles nicht sehen. Er rief ihren Namen, er wünschte, er könnte ihr beistehen aber er kam einfach nicht vom Fleck. Als von allen Seiten Kunai und Shuriken auf sie einprasselten und sie an allen möglichen Stellen trafen, fiel sie endlich zu Boden. Lautlos schlugen ihren zuerst ihre Knie, dann ihre Hände und schließlich ihr Oberkörper und ihr Kopf auf den weichen Waldboden auf. Sie schrie nicht mehr. Er dafür umso mehr. Warum? Warum musste er das sehen? Und warum tat es ihm so weh? Er kannte Sie kaum! Aber warum erfüllte ihn diese unbändige Trauer und überschäumende Wut? Er konnte es nicht begreifen - er, der sonst alles im Handumdrehen analysieren konnte und stets eine Lösung zur Hand hatte.

Verzweifelt und wütend schrie er während stumme Tränen seine Wangen hinunter liefen, doch noch immer harrte er an der gleichen Stelle aus. Er konnte sich nicht wegdrehen und sein Blick war auf ihren Rücken geheftet. Ein Zittern ging durch seinen Körper und mit einem letzten Schrei erwachte er ruckartig. Einen Moment lang war sein Kopf leer und er blickte sich orientierungslos um bis Shikamaru realisierte, dass er im Krankenhaus war. Alles strömte wieder auf ihn ein, die Erinnerung kehrte zurück. Sie war angegriffen worden, konnte aber fliehen. Er hatte über sie gewacht während sie schlief und ihre Geschichte gehört als sie erwachte. Er hatte den Verbrechern aufgelauert und zur Strecke gebracht. Er war verletzt worden. Deshalb war er hier. In ihrem Zimmer. Schnell blickte er hinüber zu ihr. Temari saß aufrecht im Bett und starrte ihn beunruhigt an.

"Alles in Ordnung Shikamaru? Hattest du einen Albtraum? Du hast geschrien im Schlaf." Das war nur die halbe Wahrheit, denn sie war schon ein bisschen länger wach und hatte gesehen, wie er sich im Bett gewälzt hatte. Sie hatte seine gedämpften Schreie gehört. Und sie hörte ihren Namen. Immer wieder murmelte er ihren Namen und es klang verzweifelt. Er schrie wieder und war plötzlich aus dem Schlaf gefahren.

"Ja, schon gut. War nur ein komischer Traum. Wahrscheinlich, weil ich die letzten Nächte nicht so viel geschlafen habe und Gestern so aufreibend war. Mach dir keine Gedanken“, erwiderte Shikamaru schnell, denn er wollte noch einmal über seinen Traum nachdenken, der schon vor seinem inneren Auge zu verblassen begann. Warum träumte er nur so was? Er blickte verstohlen zu Temari, die ihn noch immer musterte. Konnte es sein, dass er mehr als Freundschaft empfand? Er mochte sie, keine Frage. Es war leicht mit ihr befreundet zu sein, weil sie nicht wie andere Mädchen war. Nein, sie war launisch und grob und hatte eine spitze Zunge und eine Menge Sarkasmus und Ironie in sich. Aber trotzdem war sie nicht auf die gleiche Weise anstrengend wie die anderen. Denn sie war auch klug und konnte wirklich nett sein. Und manchmal, manchmal sah sie sogar ziemlich süß aus. Diese Gedanken rauschten ihm im Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf, noch bevor er seinen Blick von ihr abwenden konnte. Als er merkte, dass er sie noch immer verstohlen ansah und was er gerade gedacht hatte, errötete er und drehte sich schnell von ihr weg.

"Was hast du denn geträumt?" Temari blickte ihn weiter fragend an.

"Keine Ahnung. Ich erinnere mich nicht mehr. Kennst du das, wenn du versuchst dich an etwas zu erinnern und je mehr du es versuchst, desto schwerer fällt es dir“, gab er schnell zurück und versuchte abzulenken.

"Hmhmm“, sagte Sie nur nachdenklich und ließ sich zurück in ihre Kissen gleiten. Ihr war klar, dass er ihr nicht die ganze Wahrheit sagte. Sie hatte ihn immerhin gehört wie er ihren Namen murmelte. Also hatte es etwas mit ihr zu tun und es klang so verzweifelt. Temari beschloss, ihn später damit zu konfrontieren, er sah jetzt einfach zu fertig aus.

"Es gibt übrigens bald Frühstück. Und eine Schwester sagte mir, dass du dich nach dem Essen noch einmal durchchecken lassen sollst, " sagte Temari stattdessen.

"Oh, alles klar. Danke." Abwesend starrte Shikamaru ins Leere. Der Traum beschäftigte ihn noch immer.

Nach dem Frühstück ließ Shikamaru Temari zurück und ging ins Erdgeschoss um sich noch einmal untersuchen zu lassen. Der Arzt prüfte seine Hand uns seine Wange und entließ ihn dann aus dem Krankenhaus mit der Anweisung, dass er seinen Verband um die Hand nur jeden Tag erneuern musste. Statt sofort nach Hause zu gehen, eilte er noch einmal zurück in sein Zimmer. Er wollte sich von Temari verabschieden und fand sie in ihrem Bett, lesend.

"Hey Temari! Ich darf wieder nach Hause. Und geh dann jetzt auch, ich bin echt erschlagen irgendwie. Ähm.. soll ich nachher noch mal vorbeikommen," fragte er zögernd.

"Immerhin muss ich ja auf dich aufpassen“, fügte er nach einer Sekunde hastig hinzu.

"Dann hat sich die Frage doch beantwortet, Schlaukopf. Der Arzt, der vorhin hier war, um mich zu untersuchen, sagte, dass ich heute Nachmittag auch gehen darf." Ihre Antwort fiel schnippisch aus. Sie hatte sich gefreut, dass er sie noch mal besuchen wollte. Aber sein völlig blöder Nachsatz ließen alles wie eine unangenehme Pflicht für ihn wirken.

"Ah. Schön für dich. Ich bin dann gegen 2 wieder hier."

"Wie auch immer." Mit diesen Worten wandte sie sich wieder ihrem Buch zu und schien keine Notiz mehr von ihm zu nehmen. Shikamaru stand noch einen Moment unschlüssig im Raum, drehte sich dann aber um und ging.

"Frauen“, murmelte er und kratzte sich am Hinterkopf während er das Krankenhaus verließ.
 

Er lief nach Hause. Es verlangte ihn nach einer Dusche und seinem Bett. Die dritte Nacht in Folge hatte er nun nicht gut geschlafen und langsam war er ausgezehrt.

Zu Hause angekommen, musste er sich zuerst mit seiner Mutter rumschlagen, weil diese ihn zu selten gesehen hatte und nicht erfreut über seinen Zustand war. Er ließ alle Vorhaltungen über sich ergehen und verschwand dann unter die Dusche. Das heiße Wasser tat ihm gut. Er fühlte sich jetzt zwar besser und erfrischter, wollte aber trotzdem schlafen gehen. Doch daraus wurde nichts. Seine Mutter hatte offenbar beschlossen, ihren heimgekehrten Sohn in Beschlag zu nehmen und so wurde Shikamaru zum Markt, einkaufen, geschickt und musste anschließend sogar beim Kochen helfen.

Nachdem Mutter und Sohn gegessen hatten, war Shikamarus Laune auf dem Tiefpunkt. Er sehnte sich nach einer Mütze voll Schlaf und die Vorhaltungen seiner Mutter taten ihr Übriges um seine Laune zu verschlechtern.

Da es aber kurz vor 2 war, machte sich Shikamaru missmutig auf den Weg zum Krankenhaus.

Temari hatte den Tag mit Lesen und Langeweile verbracht. Sie freute sich sehr, dass sie endlich entlassen wurde.

Eine Schwester kam gegen 1 in ihr Zimmer, um noch mal ihren Verband zu wechseln und um ihr zu zeigen, wie sie auf den Krücken laufen sollte. Nachdem Temari ein paar Runden durchs Zimmer gehumpelt war, gab sich die Schwester zufrieden und begleitete sie nach unten.

Shikamaru wartete im Eingangsbereich des Krankenhauses. Er saß auf einem Stuhl und war kurz davor einzudösen. Doch als er Temari und die Schwester die Treppen herunter kommen sah, erhob er sich und schlenderte gemächlich und mit den Händen in den Hosentaschen auf sie zu.

"Hey“, grüßte er etwas mürrisch. Noch bevor sie etwas erwidern konnte, fügte er hinzu: "Wir gehen am besten gleich zu Tsunade, damit sie dir eine Wohnung zuteilen kann."

"Ok, Mister Miesepeter," antwortete Temari und wollte ihn eigentlich zum lächeln bringen mit ihrer Bemerkung.

"Gut." Er überging ihre Stichelei. Er war einfach zu müde und es war zu anstrengend sich jetzt mit ihr zu kabbeln.

Schweigend gingen die beiden nebeneinander her. Temari warf Shikamaru immer mal wieder einen Blick zu, doch er war so mürrisch, dass sie nichts sagen wollte. Wenn er es so schrecklich fand, sie zu begleiten, dann sollte er Tsunade halt bitten, dass er aus der Pflicht genommen wird.

'Ich kann mir auch allein ’ne Wohnung geben lassen, weißt du. Du musst also nicht mitkommen“, begann Temari als sie das Schweigen nicht mehr aushielt.

"Wie kommst du denn jetzt darauf? Du weißt doch, dass ich auf dich aufpassen muss."

"Tja. Und du sollest wissen, dass ich schon groß bin und nicht auf dich oder deine Gesellschaft angewiesen bin. Immerhin war ich es, der dich damals vor Tayuya gerettet hat." Sie wusste, dass es nicht fair war, dass jetzt zu erwähnen aber sie war einfach wütend auf ihn. Seine abweisende Haltung ihr gegenüber irritierte sie.

"Das hättest du wohl gerne. Ich bring dich jetzt zu Tsunade und dann kann sie dir eine Wohnung geben. Und dann bringe ich dich dahin. Weil es meine Pflicht ist. Auch wenn das bedeutet, dass du meine Gesellschaft noch länger ertragen musst. Pech für dich“, erwiderte er hitzig.

"Und wie 'groß' du schon bist, haben wir ja gesehen, „ fügte er wütend hinzu. Doch sobald die Worte seinen Mund verlassen hatten, bereute er sie schon. Er wusste, dass es keine Kunoichi gab, die stärker und klüger war als Temari.

"Gut, dann weiß ich ja jetzt was du denkst, Idiot," erwiderte Temari gezwungen lässig obwohl diese Worte sie verletzt hatten. Offenbar hielt er sie für einen Schwächling und dass er das so einfach aussprach zeigte ja nur, dass sie ihm nicht so viel bedeuten konnte.

"Temari, hör zu..", begann er, doch sie unterbrach ihn.

"Nö, kannst du dir sparen und jetzt lass mich in Ruhe. Ich bitte Tsunade mir einen anderen Leibwächter zuzuteilen und dann kannst du wieder den ganzen Tag lang nichts tun."

Nach diesen harten Worten blieb Shikamaru abrupt stehen und sah ihr bedrückt nach, während sie scheinbar unbeirrt weiter humpelte und um eine Straßenecke bog.

"Was mach ich denn jetzt? Man, Frauen sind so anstrengend und unberechenbar. Wenn sie ’nen Scherz macht, ist’s ok. Mache ich einen, bin ich der Idiot. Macht ja Sinn." Er schüttelte resigniert den Kopf, steckte die Hände in die Hosentaschen und machte sich weiter auf den Weg zu Tsunade.

"So leicht wird Sie mich nicht los."
 

Unterdessen musste Temari sich beherrschen um nicht umzukehren um ihm eine reinzuhauen. Sie war so wütend auf ihn! Er hatte keine Ahnung, wie sie sich fühlte. Es gab niemanden in Konoha, der ihre Niederlage mehr bedauerte als sie selbst. Sie ärgerte sich noch immer aber die Kerle waren in dem Moment einfach übermächtig und vor allem in der Überzahl gewesen.

Während sie diese Gedanken hegte, kam sie am Büro von Tsunade an. Unschlüssig blieb sie noch einen Moment vor der Tür stehen.

"Soll ich Tsunade wirklich bitten, mir einen neuen Leibwächter zuzuteilen? Ich mag ihn ja eigentlich. Er kann nett und beizeiten sogar witzig sein. Aber er ist auch immer so schrecklich faul und unmotiviert. Und was er da eben gesagt hat, ist einfach nur gemein gewesen.. doch er schien sich entschuldigen zu wollen – hoffe ich. Und ich muss ihm zugute halten, dass er sich offenbar auch ins Zeug legen kann, wenn ihm was wichtig ist. Immerhin hat er geholfen, die Typen zu erledigen... Halt! Bin ich ihm dann wichtig? Nee, das sind ja nur meine Vorstellungen. Er hat ja gesagt, dass Tsunade ihn gebeten hat, mitzugehen.. hmm. Ich könnte sie auch einfach fragen.. ja, das sollte ich vielleicht machen."

Gedacht, getan. Temari klopfte an der Tür und humpelte nach einem "Herein" in das Büro.

"Ah, Temari. Schön, dich wieder auf den Beinen zu sehen. Du wurdest entlassen nehme ich an."

"Ja, ich muss noch eine Woche täglich zur Kontrolle aber ich soll mich auch wieder bewegen und muss nicht im Krankenhaus bleiben."

"Verstehe. Dann werde ich dir natürlich eine Wohnung zuteilen. Am besten eine, die nicht zu weit vom Krankenhaus entfernt liegt." Tsunade wühlte einen Moment in einer ihrer Schreibtischschubladen und zog dann einen Schlüsselbund heraus.

"Bitte. Diese sollte es tun, nur zwei Straßen vom Krankenhaus entfernt. Und da das nun geklärt ist: Ich habe vorhin einen Brief vom Kazekage erhalten. Sobald du wieder gesund bist und reisen kannst, musst du zurück nach Suna. Er erwartet dich."

"Oh, danke. Hat er gesagt, warum?"

"Ich fürchte, dass ich da nicht drüber reden darf. Er wird es dir selbst erklären."

"Natürlich. Ich wollte mich noch bedanken, dass sie extra ein Team geschickt haben, um die Kerle zu erledigen, die.. naja.." Temari ruckte kurz mit ihrem verletzten Bein.

"Aber, aber. Das ist ja nur selbstverständlich. Zum Einen können wir nicht zulassen, dass solche Leute ungestraft in unseren Wäldern streunen. Zum Anderen bist du eine Verbündete und das zählt so viel als wärst du eine Bürgerin aus Konoha“, sagte Tsunade mit einem Lächeln.

"Und außerdem wäre die Mission nicht so schnell geglückt, hätte Shikamaru nicht drauf bestanden, die beiden Anbu zu begleiten. Mir wurde von den beiden berichtet, wie wertvoll seine Kenntnis der Umgebung, seine Intelligenz und gute Kombinationsgabe waren," fügte Tsunade noch hinzu.

Erschrocken weiteten sich Temaris Augen für einen Moment und sie sog hörbar die Luft ein. "Er hat mich also belogen. Tsunade hat ihn gar nicht ausgewählt. Er war freiwillig gegangen. Hatte sich freiwillig in Gefahr begeben. Und warum? So wie ich ihn kenne, ist er nicht der Typ der immer und überall seine Fähigkeiten zur Schau stellt. Nein, Nein. Wirklich nicht. Normalerweise hätte ich gesagt, dass ihm solch eine Mission viel zu anstrengend wäre. Warum also ist er gegangen? Für mich etwa? Unwahrscheinlich. Wer bin ich denn für ihn? Kaum mehr als eine Freundin vielleicht, oder? Er ist für mich immer die Bezugsperson hier, weil wir immer zusammen arbeiten und uns ja meistens gut verstehen. Aber was bin ich für ihn? Die Bürde aus Suna, die er babysitten muss?"

"Hey, Temari! Hörst du mir zu?" Temari hatte vollkommen vergessen, dass sie noch im Büro der Hokage war. Während sie in ihre Gedanken vertieft war, hatte Tsunade offenbar weiter geredet.

"Oh, Verzeihung. Was sagten sie?"

Tsunade seufzte vernehmlich.

"Schon gut. Du kannst gehen. Nimm den Schlüssel mit und begib dich zu deiner Wohnung. Die Adresse steht auf dem Anhänger."

Hastig nahm Temari den Schlüssel vom Schreibtisch der Hokage, verbeugte sich und humpelte so schnell sie konnte aus dem Büro. Wie konnte ihr nur so etwas Peinliches passieren? Sie musste ja wie ein verstörter Teenager wirken. Gerade wollte sie das Gebäude der Hokage verlassen, als ihr Shikamaru entgegen kam. Sie lief rot an. Sollte sie ihn mit ihrem Wissen konfrontieren?

Shikamaru blickte auf, sah Temari im Eingang stehen und stockte. Sollte er sich entschuldigen? Würde sie ihm verzeihen? Und hatte sie um einen neuen Leibwächter gebeten?

Er beschloss, dass es keinen Sinn hatte, das unvermeidliche noch länger raus zu zögern.

"Hey, hör zu. Es tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe, okay? Wirklich, entschuldige bitte."

Als Temari diese Worte hörte, verpuffte ihre verbliebene Wut auf ihn und sie nickte nur zum Zeichen, dass sie verstanden hatte.

"Ähm.. und bin ich noch als dein Leibwächter eingeteilt, " fügte er noch kleinlaut hinzu.

Temari fand ihre Sprache wieder und antwortete mit gespielt enttäuschtem Ton: „Ja, leider. Tsunade hat keinen anderen."

„Na toll, wie anstrengend, “ erwiderte er im gleichen ironischen Ton, doch in Wahrheit war er sehr zufrieden.

Temari humpelte auf ihn zu, boxte ihm in die Seite und beschloss, dass er es nicht zu wissen brauchte, dass sie Tsunade nie um einen neuen Leibwächter gebeten hatte. Auch die Sache mit der Mission wollte sie noch nicht ansprechen. In diesem Moment freute sie sich nur, dass ihr Streit so schnell und einfach beigelegt worden war. Ihm ging es nicht anders.

"Also, Leibwächter. Bringst du mich bitte zu meiner Wohnung?"

Ach ihr netten Menschen, verzeiht, dass es so elendig lange gedauert hat. Aber nun ist ein neues Kapi da und ich bin etwas zufriedener als mit den letzten. =/
 

Viel Spaß. ♥
 

Die Woche, die Temari noch in Konoha verbringen musste, verging wie im Flug. Shikamaru wartete jeden Morgen vor ihrer Wohnung und dann gingen sie zuerst zum Krankenhaus um Temaris und Shikamarus Verband wechseln zu lassen. Nach 4 Tagen durfte Temari ohne Krücken laufen und Shikamaru seinen Verband völlig entfernen. Die Wunde an seiner Hand war inzwischen geschlossen und der Arzt empfahl ihm, seine Hand wieder möglichst normal zu nutzen, damit die neue Haut sich anpassen konnte und später nicht spannte. Temari humpelte zuerst noch sehr und musste sich mehr als einmal bei Shikamaru aufstützen, doch langsam gewöhnte sie sich wieder an das normale Laufen.

Ihre Tage verbrachten die beiden stets gemeinsam. War das Wetter gut, wollte Shikamaru in die Wolken gucken und Temari ließ sich mehrmals dazu breitschlagen. War das Wetter schlechter oder kälter, saßen die beiden bei Ichiraku’s oder in Temaris Wohnung um dort zu lesen oder Shogi zu spielen, was Temari aber nur in Ansätzen beherrschte, so dass das nur eine Notlösung war.

Insgesamt verstanden sich Shikamaru und Temari blendend. Sie kabbelten sich ab und an, konnten aber auch viel lachen oder sich ernst unterhalten. Sie genossen die Gesellschaft des anderen, ohne dass es nötig war, dieses Gefühl in Worte fassen zu müssen. Auch machten sie sich keine Gedanken über die Gefühle dem anderen gegenüber – sie waren einfach Freunde.

Nach Ablauf der Woche bekam Temari vom Arzt und von Tsunade die Erlaubnis, wieder nach Suna zurück zu kehren. Die einzige Auflage von Seiten der Hokage war, dass Shikamaru sie begleiten müsse.
 

Am nächsten Morgen trafen sich Shikamaru und Temari am Haupttor. Er hatte einen großen Rucksack auf dem Rücken, in welchem alles für die Reise verstaut war. Sie passierten zusammen die Schneise, die Temari bzw. Kamatari geschlagen hatte als sie in den Kampf verwickelt war. Temari hielt einen Moment lang inne und betrachtete die Verwüstung, schüttelte dann aber den Kopf, wie um wieder zu Sinnen zu kommen und folgte Shikamaru. Als sie das Ende des Waldes und damit den Übergang zur Wüste erreichten, beschlossen sie, ihr Nachtlager aufzubauen, da die Dämmerung nahte.
 

Nachdem eine geeignete Stelle für ein Nachtlager gefunden war, baute Shikamaru zwei kleine Zelte auf, während Temari Feuerholz sammelte und ein Feuer entfachte.

„Du kommst ja doch ganz schön schnell voran, Häuptling Humpel“, zog Shikamaru sie auf, nachdem er sich auf der Karte angesehen hatte, wie weit sie es an einem Tag geschafft hatten.

„Sehr witzig, Mister Schlendrian“, gab sie zurück und warf eine Dose Suppe nach ihm, die sie gerade aus dem Rucksack gefischt hatte, doch er fing sie mühelos mit seiner gesunden Hand auf. Unbewusst schonte er die rechte Hand noch immer.

„Oh, Hühnersuppe. Exzellente Wahl“, grinste er, öffnete die Dose mit einem Kunai aus seiner Tasche und gab den Inhalt in einen Topf, den Temari ebenfalls aus dem Rucksack geholt hatte. Er stellte den Topf auf den vorbereiteten Rost über dem Feuer und begann mit einem Löffel in der Suppe zu rühren.
 

„Weißt du, es wird komisch sein, dich nicht mehr jeden Tag um mich zu haben“, sagte Shikamaru plötzlich, noch immer rührend und den Blick noch immer auf die Suppe gerichtet.

„Ja, das stimmt wohl. Aber wir haben jetzt Herbst also ist bald wieder Frühling und dann sind wieder die Chuunin-Auswahlprüfungen. Also ist es quasi weniger als ein halbes Jahr bis ich dich wieder ertragen muss“, erwiderte Temari und klang zuversichtlich und neckend doch wurde sie durch Shikamarus Worte irgendwie nachdenklich gestimmt.
 

Sie sprachen beide nicht mehr viel und aßen weitestgehend schweigend.

Schnell nach dem Essen wünschte Temari Shikamaru eine gute Nacht und zog sich in ihr Zeit zurück. Er wollte die erste Wache übernehmen und blieb daher am Feuer sitzen.

„Hm, es stimmt, in weniger als einem halben Jahr werde ich sie schon wiedersehen. Aber es wird trotzdem komisch sein. Diese Woche mit ihr.. war wirklich schön. Anders noch, als mit ihr zu arbeiten, weil wir machen konnten, wonach uns war. Und es war wirklich nett mit ihr. Sie ist zwar eine grausige Shogi-Spielerin aber dafür ist es fast gar nicht anstrengend mit ihr. Sie ist witzig und klug und hat sogar mit mir Wolken betrachtet. Und das, ohne ewig zu plappern. Sie konnte still daliegen und schien immer sehr versunken. Wenn ich überlege, wie das wohl mit Ino oder Sakura gewesen wäre. Niemals hätten die so was mitgemacht. In dem Punkt ist Temari einfach ideal. Aber was? Ideal? Für wen? Für was? Für mich? Ach, das ist alles so anstrengend. Und keine Ahnung, ob sie was für mich empfindet. Aber so was fragt man ja auch nicht einfach. „Hey Temari, was denkst du über mich?“ Pah! Als würde ich so was sagen. Und als würde sie auf so was antworten. Ich würde mir wohl eher eine einfangen. Hmm, aber ich kann nicht leugnen, dass ich sie mag. Viel mehr als alle anderen Mädchen im Dorf. Ich bin gern in ihrer Nähe. Und wenn ich so drüber nachdenke, kann ich auch nicht leugnen, dass sie wirklich süß ist. Ihre Augen sind schön und mir gefallen ihre Zöpfe. Und das alles ohne Make-up oder so ein Gedöns. Zumindest soweit ich das erkennen kann. Und dann wär da noch der Traum, den ich hatte als ich von der Mission zurück kam. Kann es wirklich so offensichtlich sein, dass ich sie mag? Aber was drücken Träume sonst aus? Und diese Wut und Verzweiflung die ich gefühlt habe, wirkten so… real.. Also muss es so sein. Ich mag sie. Sehr… Na toll. Und was fang ich jetzt mit dieser Erkenntnis an? Sie wohnt mehrere Tage entfernt und es ist ja auch nicht so, als würde ich sie lieben. Glaube ich…,“ brütete Shikamaru über seinen Gedanken und Gefühlen während er mit einem Ast im Feuer stocherte.
 

Auch Temari hatten Shikamarus Worte zum Nachdenken gebracht.

„Er hat gesagt, dass er mich vermissen wird. Das ist süß von ihm und ich hätte nicht erwartet, dass es so was mal sagen würde. Ob er mich doch mag? Da ist ja noch die Sache mit der Mission. Er scheint sich wirklich nur wegen mir in Gefahr gebracht zu haben. Das wäre zwar nicht nötig gewesen aber es ist wirklich, wirklich süß von ihm. Überhaupt ist er ziemlich nett zu mir. Und die Woche mit ihm war so schön. Shogi ist zwar nicht so cool aber dafür könnte ich mich beizeiten, ab und an, ganz selten vielleicht mal, zum Wolken schauen überreden lassen. Ihm scheint das viel Spaß zu machen und so schlimm war es auch gar nicht, wenn man den Wolken erst mal ne Chance gibt. Vielleicht mach ich das auch zu Hause mal. Obwohl.. allein.. und ohne ihn macht es wahrscheinlich nicht mal halb so viel Spaß. Aber was soll das denn heißen? Ich werde mich ja wohl kaum in ihn verliebt haben! Er ist oft so faul und unausstehlich wenn er nicht genug geschlafen hat. Schrecklich! Aber er hat auch all diese süßen Dinge gemacht.. was er sich dabei wohl gedacht hat? Vermutlich gar nichts. Obwohl er so clever ist. Ach, ich weiß auch nicht. Was mach ich denn jetzt? Ich mag ihn wirklich sehr. Aber liebe ich ihn? Nee, so weit kommt’s noch. Außerdem wohnt er eh viel zu weit weg. Also muss ich mir da keine Gedanken drum machen, oder?“ Mit diesem Gedanken schlief Temari ein wenig beruhigter ein.
 

Gegen 2 Uhr schlich Shikamaru in Temaris Zelt um sie zu wecken, weil sie sich abwechseln wollten mit der Nachtwache. Gerade wollte er sie wecken, als er sie genauer ansah. Er verharrte einen Moment und betrachtete nur ihr Gesicht. Wieder fiel ihm auf, wie friedlich sie aussah und ein warmes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

„Wie schön sie ist.“ Er strich kurz mit seinen Fingern über ihre weiche, warme Wange. Dann räusperte er sich und flüsterte etwas lauter: „Hey, Temari. Es ist Zeit. Aufstehen. Wir wollten tauschen, weißt du’s noch?“

Verschlafen blinzelte sein Gegenüber und gähnte.

„Schon Szeit,“ nuschelte sie, reckte sich aber und schlug die Decke zurück.

„So ist’s brav. Ich leg mich dann jetzt auch etwas hin. Es ist kühl geworden, zieh dir besser was über.“

„Oh, dange. Du gannst auch in meim Bett schlafn, noch ist’s warm,“ murmelte Temari verschlafen, offenbar noch im Halbschlaf.

„Hm, danke für das Angebot,“ erwiderte Shikamaru überrascht, doch kroch er an ihr vorbei und legte sich auf den Platz, auf dem sie kurz zuvor noch gelegen hatte.

Temari verließ das Zelt langsam und taumelte mehr als dass sie ging zum Platz am Feuer. Nachdem sie einen Schluck aus der Wasserflasche genommen hatte, kam sie langsam zu sich und ihr wurde bewusst, was sie Shikamaru gerade angeboten hatte. Einen Moment lang wollte sie ihn aus ihrem Bett jagen, doch dann musste sie lächeln und ließ ihn lieber schlafen. Sie legte noch immer lächelnd zwei Scheite Holz nach und schlang dann ihre Oberarme um ihren Körper. Es war wirklich kalt. Sie brauchte noch was zum Überziehen – ganz klar. Also ging sie zurück zu ihrem Zelt und flüsterte: „He, Shikamaru. Schläfst du schon? Ich brauch nur kurz was zum Überziehen, es ist echt kalt.“

Sie öffnete das Zelt und schon flog ihr ein Stück Stoff entgegen.

„Aber nicht kaputt machen,“ sagte Shikamaru müde und drehte sich wieder auf die Seite.

Überrascht schloss Temari das Zelt wieder und nahm das merkwürdig warme Stück Stoff mit zu ihrem Platz. Als sie es genauer ansah, sah sie, dass er ihr seine Weste zugeworfen hatte, die er offenbar noch kurz zuvor angehabt hatte, da sie noch warm war. Sie starrte in Richtung des Zeltes und lächelte breit vor sich hin. Sie schlüpfte in die Weste und kuschelte sich ein. Sie schloss die Augen und schon wurde sie von dem Geruch aus Regen und Wald empfangen. Dieser herrliche Geruch, der sie so ansprach überdeckte sogar den Geruch des verbrennenden Holzes und des Rauches. All diese Momente im Krankenhaus kamen ihr wieder in den Sinn. Wie sie sich nach dem Geruch, seinem, Shikamarus Geruch, gesehnt hatte als er nicht da war. Wie er ihre Hände gestreichelt hatte und was er ihr erzählt hatte.

Sie musste einfach lächeln und ein wohliges Kribbeln erfüllte ihre Magengegend und sie fühlte sich plötzlich so leicht als ob sie sich nur kurz vom Boden abstoßen müsste um in den sternenbedeckten Himmel zu fliegen.

„Hmm, es wird wohl doch nicht so leicht, dich wieder gehen zu lassen.“
 

Am nächsten Morgen weckte Temari den schlafenden Shikamaru in dem sie ihm die Decke wegzog, so dass er sich zusammenrollte um sich vor der Kälte zu schützen.

„Hey hey, aufstehen. Frühstück ist gleich fertig,“ flötete Temari mit ungewohnt guter Laune und verließ das Zelt, nicht ohne die Decke mitzunehmen.

Shikamaru kam langsam zu sich als die Kälte in seinen Körper kroch. Es stand dann doch lieber zügig auf und krabbelte aus dem Zelt. Die Sonne ging gerade zwischen den Bäumen auf und Shikamaru stellte sich so hin, dass sein Rücken von der Sonne angestrahlt wurde während seine Vorderseite vom Feuer gewärmt wurde. Er beobachtete Temari, die gerade im Topf über dem Feuer rührte und ihm eine Sekunde später eine Schüssel mit Suppe in die Hand drückte.

„Danke. Übrigens, meine Weste steht dir“, sagte Shikamaru schlicht und schob sich einen Löffel Gemüsesuppe in den Mund.

„Was? Äh, danke“, erwiderte Temari und lief leicht rot an. Sie lächelte kurz, schüttelte dann schnell den Kopf und konzentrierte sich auf ihre Suppe.

Shikamaru hatte ihr Verhalten unauffällig und doch interessiert beobachtet und lächelte in sich hinein.
 

Nach dem Frühstück und dem Abbau der Zelte gab Temari Shikamaru seine Weste mit einem leisen „Danke “ zurück, dann brachen sie wieder auf.
 

Der Tag verlief ereignislos. Sie begegneten niemandem und machten nur wenige Pausen um schnell voran zu kommen. Auch sprachen sie wenig, da die Wüste nichts Überraschendes oder Interessantes bot.

Als sich die Sonne dem Horizont zuneigte stoppte Temari.

„Wir sollten langsam unser Lager aufschlagen. Wenn die Sonne erstmal weg ist, wird es wirklich kalt. Da vorne sind ein paar vertrocknete Bäume, die können wir als Feuerholz nutzen.“

„Alles klar. Heute baust du die Zelte auf, ich sammle das Holz,“ antwortete Shikamaru und machte sich auf den Weg zu den Bäumen. 10 Minuten später kam er mit beiden Armen voller Holzscheite zurück.

„Man, es fängt wirklich an kühl zu werden. Meinst du, dass wir eine Nachtwache brauchen“, fragte er, als er Temari erreichte, die gerade ein Zelt zu Ende aufgebaut hatte.

„Hab ich auch schon überlegt. Dafür wird es zu kalt. Anfang Oktober kann es schon richtig Frost und Eis geben hier. Wir haben also eindeutig nicht die richtige Kleidung dafür. Und das Holz brennt wie Zunder und reicht gerade um unser Abendessen und morgen früh Frühstück zu machen.“

„Hm, mehr Holz war da aber nicht. Und wenn es wirklich so kalt wird, dann können wir auch in einem Zelt schlafen. Du bist immerhin noch dünner angezogen als ich“, fügte Shikamaru mit Blick auf ihren schwarzen Kimono hinzu.

Temari betrachtete ihn kurz und dachte über seinen Vorschlag nach. Sie glaubte nicht, dass er Hintergedanken verfolgte – tatsächlich würde sie das jedem zutrauen aber nicht ihm.

„Na gut. Dann muss ich wenigstens nichts mehr aufbauen“, gab Temari betont entspannt zurück und zuckte mit den Schultern.

Zusammen machten sie das Lagerfeuer fertig und aßen hastig und schweigend, da die Sonne inzwischen kaum noch zu sehen war und die Temperatur rapide abfiel. Nach dem wärmenden Eintopf löschten sie das Feuer mit etwas Sand und zogen sich ins Zelt zurück. Jeder lag für sich auf einem dünnen Futon und unter einer Wolldecke, die nur mäßig wärmte.

Temari rollte sich frierend unter ihrer Decke zusammen und schlang ihre Arme um ihren Körper.

Trotzdem konnte sie ein Zittern nicht vermeiden. In diesem Moment verfluchte sie ihren Kimono, den sie immer trug. Er war einfach nicht das richtige für solche Nächte. Aber es war ja auch nie geplant gewesen, dass sie sich so lange in Konoha aufhalten würde.

Shikamaru hingegen hatte noch zusätzlich seine wärmende Weste und fror daher fast gar nicht. Er lag auf dem Rücken, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und starrte an die Zeltdecke, die immer dann Falten warf, wenn der Wind darüber hinwegfegte. Er war sich der Anwesenheit Temaris sehr bewusst, doch war es nicht unangenehm, sie so nah bei sich zu wissen. Er müsste sich theoretisch nur nach links drehen und seine Hand ein bisschen ausstrecken um sie zu berühren. Theoretisch. Praktisch würde er das nie wagen.

„Hey Shikamaru. Schläfst du schon,“ presste Temari mühsam hervor und versuchte ihr Zähneklappern zu verbergen. Vergeblich.

„Ne. Frierst du?“

„Ne, ich vergehe gleich vor Hitze und wollte fragen, ob’s dich stört wenn ich mich ausziehe, Idiot,“ giftete Temari ihn gereizt an. Trotz seines IQs stellte er wirklich dumme Fragen.

„Ach so, stört mich nicht. Tu was du nicht lassen kannst“, fuhr Shikamaru gelassen fort. Er lächelte, wagte aber nicht, zu ihr rüber zu sehen. „Als würde ich einen gefährlichen Drachen mit einem Stock pieksen,“ kam es ihm in den Sinn und er grinste breiter.

„Man. Sei nicht so. Ja, ich friere, ok? Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich so lange in deinem blöden Dorf feststecken würde,“ gab Temari gereizt zurück. Sie hasste es so sehr, wenn sie Schwäche eingestehen musste. Und Frieren und falsche Klamotten fielen für sie klar in den Bereich Schwäche.

„Na sag das doch gleich. Hätte ich das eher gewusst“, tat Shikamaru überrascht, drehte sich aber zu ihr um zog sie so leicht in seine Arme als würde sie nichts wiegen.

Temari lief scharlachrot an, ließ ihn aber gewähren und war dankbar, dass es so dunkel war, dass er sie unmöglich sehen konnte. Nach einer Minute entspannte sie sich und auch das Zittern und Zähneklappern hörte auf. Sie wagte es sogar ihren Kopf auf seinem Oberarm abzulegen, schmiegte sich an ihn, und sog den Geruch ein, den sie so mochte.

Shikamaru hatte seine Augen zusammen gekniffen und war im ersten Moment angespannt. Würde sie ihm eine runterhauen? Als es nicht den Anschein hatte und er merkte, dass sie sich entspannte, kam auch er langsam zur Ruhe. Doch sein Herz klopfte noch wie wild und eine Million Schmetterlinge wirbelten in seinem Bauch. Ein herrliches Gefühl.

Als sie ihren Kopf auf seinen Oberarm legte, schloss er die Augen und atmete den Duft ihrer Haare ein. Sie roch so anders aber irgendwie anziehend. Überraschend blumig und doch erinnerte ihn irgendwas an ihrem Geruch an die Wüste.

Da er zuvor auf der Seite gelegen hatte, drehte er sich jetzt vorsichtig auf den Rücken, damit sie bequemer liegen konnte. Als hätte sie verstanden, rückte sie mit und legte ihren Kopf auf Höhe seines Schlüsselbeins ab. Ihre Arme, die sie bis dahin gekreuzt hatte, öffnete sie und schlang ihren linken Arm um seinen Oberkörper.

Shikamarus linker Arm lag locker auf ihrer Taille, da sie jetzt vollends in seinem Arm lag. Seine rechte Hand fing unbewusst an, ihre linke Hand zu streicheln. Fast so, wie er es im Krankenhaus gemacht hatte. Er hatte die Augen geschlossen und genoss ihre Nähe. Temari ging es nicht anders. Es fühlte sich, als wäre dies genau ihr Platz. In seinem Arm.

Als er begann, ihre Hand zu streicheln, wollte sie die ihrige zuerst überhaupt nicht bewegen um ihm nicht das Gefühl zu geben, dass er etwas falsch mache, doch dann fuhr sie mit ihren Fingern die Linien seiner Hand nach bis sie die Stelle in der Mitte seiner Handfläche erreichte, die stärker hervortrat. Dort bildete sich gerade die Narbe, die er im Prinzip wegen ihr hatte. Vorsichtig berührte sie die Erhebung um zu testen, ob sie ihm weh tat. Als er sich nichts anmerken ließ, fuhr sie fort seine Hand mit ihrer zu erkunden.

Es war schon komisch. Niemals hätte sie gedacht, dass sie so was machen würde. Normalerweise war sie überhaupt nicht gefühlsduselig oder so. Aber es hatte sich auch bis jetzt noch nie eine Gelegenheit ergeben um gefühlsduselig zu sein. Also konnte sie im Prinzip nicht sagen, ob sie so war oder nicht. Sie hatte schließlich auch nie jemanden so nah an sich ran gelassen. Nicht nur körperlich, auch seelisch. Natürlich liebte sie ihre Brüder aber Familienliebe ist anders als die Liebe, die man Fremden entgegen bringt. In diesem Moment war ihr egal ob sie ihn liebte oder nicht. Und ob er sie liebte oder nicht. Es war nur schön, so in seinem Arm zu liegen, seine Hand zu streicheln und dem Wind zu lauschen, der über das Zelt hinweg fegte.

Sie seufzte einmal zufrieden, schloss die Augen und war eingeschlafen.

Als Shikamaru merkte, dass ihre Hand nur noch in seiner lag und ihre Atmung ruhig und gleichmäßig wurde, entspannte er sich noch etwas mehr. Sein Herz ging inzwischen wieder normal und er öffnete kurz seine Augen. Ihre offenen, blonden Haare zeichneten sich gegen die Zeltwand ab, so dass er sehen konnte wie sie lag. Ihr Kopf war seinem so nah, dass einzelne Haare ihn im Gesicht kitzelten. Er hob den linken Arm, strich ihre Haare glatt und aus seinem Gesicht, dann legte er ihn wieder bedächtig auf ihre Taille um sie nicht zu wecken. Er seufzte leicht. Wie konnte es sein, dass er vor einer Woche noch als Bekannte von ihr redete und jetzt lag sie so in seinem Arm und er genoss es auch noch so. Ohne dass er es richtig bemerkt hatte, hatte er sich immer mehr an ihre Gegenwart gewöhnt und jetzt machte ihn der Gedanke traurig, dass sie morgen Abend in Suna ankämen und sich dann für ein halbes Jahr nicht mehr sehen würden. Mit traurigem Blick betrachtete er noch einen Moment ihr Haar und legte dann seine Lippen kurz auf ihren Scheitel. Er schloss die Augen und schlief ein.
 

____
 

Ich noch mal. Shikamaru ist am Ende irgendwie Ooc oder? Hmpf. Ich hoffe, dass es nur mein Empfinden ist bzw. dass ihr euch nicht zu sehr dran stört..
 

Adios!

Da bin ich schon wieder. Voll unstet, nicht? =/ Aber ihr Süßlis wolltet so schnell ein neues Kapitel haben, da konnte ich euch nicht enttäuschen. :)

Und ich danke nami_swan, Sakura_Chan, ShikaTema-Sama und fahm sehr für die lieben Kommis. ♥ Es macht mich soo glücklich, wenn ich sowas lese. :D Man man man. Wusstet ihr übrigens, dass ich die FF ursprünglich nur in 4 Kapiteln schreiben wollte? Nee, natürlich wusstet ihr das nicht.. aber ich sags euch, weil es mich selbst überrascht.. ^^' Sie macht sich ein bisschen selbstständig und ich bin noch nicht mal an dem Punkt, den ich unbedingt schreiben wollte.. alles nur Vorgeplänkel hier. ;)

Aber nu, genug geplappert. Viel Spaß. :D

_______
 

Als Shikamaru am nächsten Morgen erwachte, brauchte er einen Moment um sich die letzte Nacht wieder in Erinnerung zu rufen. Temari hatte gefroren und er hatte sie einfach in seine Arme gezogen. Was war nur in ihn gefahren? Und warum hat sie ihn gewähren lassen? Und wo war sie jetzt? Jedenfalls nicht in seinen Armen und nicht im Zelt. Hmm. Da es gerade begann, hell zu werden, beschloss er, aufzustehen.

Er reckte sich kurz und schlüpfte dann aus dem Zelt. Temari hatte schon Feuer aus dem restlichen Holz gemacht und wärmte gerade die letzte Dose Suppe auf.

"Man, die Suppe werde ich wirklich nicht vermissen", begrüßte Shikamaru sie leicht verlegen.

"Was? Sag nicht, dass du je wieder was anderes Essen möchtest. In Suna gibt es immer und ausschließlich Suppe", erwiderte Temari grinsend.

Shikamaru verzog das Gesicht in gespieltem Ekel.

"Na toll, dann wirst du auf Besuche von mir verzichten müssen."

"Oh nein, das wäre ein herber Verlust für mich", entgegnete Temari frech mit ironischem Unterton.

Innerlich waren beide froh, dass sie nach gestern Nacht noch so normal miteinander reden konnten, denn beide hatten das Gefühl, dass sich etwas zwischen ihnen geändert hatte. Als wäre eine Mauer weggebrochen. Doch am Reden hinderte es sie offenbar nicht, was beide zu tiefst beruhigte.
 

Nach dem Frühstück packten sie zusammen das Zelt ein und machten sich wieder auf den weg. Da die Sonne nun immer höher stieg, wurde es schnell wärmer. Gegen Mittag mussten sie unter einer Felsformation Schutz suchen, da sie Sonne einfach zu stark vom Himmel brannte. Sie lehnten sich nebeneinander an den aufragenden Felsen, der einen anderen Felsen auf einer Seite stütze, so dass dieser ein Dach bildete und vor der Sonne schützte. Sie redeten nicht viel, denn die kontinuierliche Anstrengung des Laufens hatten sie müde gemacht und diese Zwangspause war eine willkommene Abwechslung. Shikamaru hing seinen Gedanken nach als er bemerkte das Temaris Kopf gegen seine Schulter glitt. Sie war eingeschlafen. Wieder ergriff er ohne Nachzudenken und wie von selbst ihre Hand und spielte mit ihren Fingern. Er wollte wach bleiben damit sie nicht den ganzen Tag verschliefen und noch vor der Dämmerung Sunagakure erreichten.
 

Nachdem Temari etwa zwei Stunden an seine Schulter gelehnt geschlafen hatte, weckte Shikamaru sie vorsichtig, indem er über ihre Wange strich.

"Hey Schlafmütze, wir sollten langsam weiter. Es ist auch nicht mehr so warm."

"Oh, okay." Sie rieb sich einmal verschlafen die Augen und fügte hinzu: "da scheine ich wohl deinen Job als Schlafmütze übernommen zu haben."

"Kein Problem. Du siehst süß aus wenn du schläfst," sagte Shikamaru leichthin, errötete dann aber leicht als ihm bewusst wurde, was er gesagt hatte und drehte sich schnell weg um seinen Rucksack zu schultern. Temari beobachtete ihn dabei und musste lächeln. Sie hätte nie erwartet, dass er so was mal sagen würde. Süße Dinge zu tun ist das eine, aber so was zu sagen etwas ganz anderes. Ob sie jemals so etwas zu ihm sagen konnte? Sie legte beim Nachdenken den Kopf leicht zur Seite.

"Hey, versuchst du die Geheimnisse des Universums zu lösen? Du siehst so angestrengt aus", bemerkte Shikamaru belustigt.

"Hahaha. Lass uns gehen", gab die Angesprochene trocken zurück, lächelte aber kurz danach.

Der Rest ihrer Reise verlief reibungslos und als die Sonne schon fast den Horizont berührte, erreichten sie Temaris Dorf. Ihr Weg führte natürlich zuerst zu Gaara.

Temari klopfte und öffnete dann ohne zu Zögern oder zu Warten die Tür und trat ein. Shikamaru folgte ein wenig zögerlicher.

"Ah, da seid ihr beiden ja endlich. Temari, schön, dass es dir wieder gut geht. Tsunade hat mir schon von dem Vorfall geschrieben. Shikamaru, danke, dass du sie zurück begleitet hast. Ich nehme an, dass du hier übernachten wirst. Ihr müsst erschöpft sein. Ich werde dir gleich eine Wohnung geben. Sie befindet sich in der Nähe des Dorfplatzes. Du kannst es kaum verfehlen. Und nun muss ich dich bitten, zu gehen. Ich muss etwas äußerst Wichtiges mit.. meiner Schwester besprechen", spulte Gaara geschäftsmäßig ab, doch Shikamaru glaubte, in seinem letzten Satz etwas Bitterkeit zu hören.

"Natürlich. Vielen Dank", antwortete Shikamaru höflich, verbeugte sich, nahm den Schlüssel von Gaaras Tisch und formte lautlos zu Temari gewandt die Worte "ich warte draußen" mit seinem Mund. Sie nickte kurz zum Zeichen, dass sie verstanden hatte und wandte sich dann wieder Gaara zu.

"Also Bruderherz, was ist denn so wichtig, dass es nicht bis morgen warten kann?", war der letzte Satz, den Shikamaru von ihr hörte, da er in diesem Moment die Tür von außen schloss.

Er wollte nicht direkt vor der Tür warten, da es bestimmt wirken würde, als lauschte er. So begab er sich nach draußen vor die Tür und setzte sich auf eine niedrige Steinmauer. Da die Nacht langsam hereinbrach wurde es immer kühler. Doch noch strahlten die Mauern die gespeicherte Wärme des Tages ab, so dass es auf seiner Sitzgelegenheit noch angenehm lauschig war. Er starrte hinauf in den Himmel, konnte jedoch keine Wolken zum Betrachten finden und musste er sich mit den Sternen zufrieden geben. Er wollte nicht über die Tatsache nachdenken, dass er Temari Morgen zum letzten Mal für ein halbes Jahr sehen würde. In dieser kurzen Zeit, waren sie sich unglaublich nah gekommen und er hatte sich so an ihre stetige Gesellschaft gewöhnt, dass ihm der Gedanke überhaupt nicht gefiel, in naher Zukunft wieder allein zu sein. Wobei, allein stimmte ja nicht einmal. Er hatte Choji, Ino, Naruto und die Anderen. Aber so waren sie nun mal - anders. Einfach nicht Temari. Er seufzte kurz und starrte auf den Boden. Die Sterne gefielen ihm nicht. Zu weit weg.

Nach einer gefühlten Unendlichkeit verließ Temari das Gebäude des Kazekagen. Shikamaru erhob sich und ging auf sie zu. Als er näher kam, sah er, dass sie geweint hatte. Seine Augenbrauen hoben sich fragend. Beide standen nun direkt voreinander. Sie wirkte gefasst aber etwas unstet.

"Was ist passiert", eine gewisse Unruhe schwang in seiner Stimme mit.

"Ähm..", sie strich sich kurz mit der linken Hand übers Gesicht und bedeckte die Augen.

"Wie es aussieht, werde ich nächstes Jahr nicht an den Vorbereitungen für die Auswahlprüfungen teilnehmen können."

"Was? Wieso nicht?"

Sie nahm die Hände von den Augen und schaute ihn nun unverwandt an.

"Ich muss nach Takigakure. Man kann noch nicht abschätzen wie lange es dauern wird."

"Und das musst ausgerechnet du machen?"

"Ja. Man hat offenbar speziell nach mir verlangt. Es kann sein, dass es ein Jahr dauert, vielleicht auch drei oder fünf. Unbestimmte Zeit halt."

Shikamaru starrte sie weiterhin ungläubig an. Mit einem Mal kam ihm ein halbes Jahr wie ein Witz vor.

"Das ist... Scheiße. Und du siehst auch nicht glücklich aus", sagte er schlicht.

Sie konnte nach diesen Worten ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Gerade vor ihm wollte sie stark sein und sich nichts anmerken lassen. Doch seine Worte änderten dies. Ein Schluchzer entfuhr ihr und sie stürzte in seine Arme. Er war kurz überrascht, schloss sie dann aber in die Umarmung. Temari weinte gegen seine Schulter, doch es störte ihn nicht. Er strich über ihren Rücken und lehnte seinen Kopf an ihren. All die unausgesprochenen Gefühle ihr gegenüber versuchte er mit dieser Umarmung auszudrücken und ihr zu übermitteln. Als sich Temari ausgeweint hatte, löste sie sich nicht sofort von ihm sondern krallte ihre Hände in seine Weste und drückte sich kurz an ihn. Sie trat einen Schritt zurück um ihn ansehen zu können, hielt sich jedoch noch immer an seiner Weste fest.

"Danke. Es geht schon wieder."

"Hab ich gern gemacht", antwortete er und lächelte leicht.

"Ähm, dann bring ich dich jetzt zu deiner Wohnung. Es ist spät genug und du musst morgen schon zurück, da Gaara die Wohnung wohl für Gäste aus einem anderen Reich benötigt“, beendete Temari diesen verlegenen Moment zwischen ihnen.

"Oh, okay."

Schweigend machten sie sich auf den Weg, den Temari sie führte.

Nach wenigen Minuten erreichten sie ein Gebäude, welches sich zwar am Dorfplatz befand, sich aber ansonsten kaum von den umliegenden Gebäuden Unterschied. Tatsächlich deutete nur das kleine Zeichen des Kazekagen neben der Tür auf etwas Besonderes hin. Noch immer stumm umarmten sie sich noch einmal kurz, da keiner etwas zu sagen wusste. Temari hatte sich gerade umgedreht und wollte gehen, als es aus Shikamaru heraus brach: "Sehen wir uns morgen noch einmal?"

Temari drehte sich nach einem kurzen Moment um, sah in an, lächelte und erwiderte schulterzuckend: "Wenn’s sein muss."

"Gut."

"Ich hol dich hier ab. Acht Uhr." Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging. Er blickte ihr lächelnd nach und öffnete dann die Tür zu seinem Appartement. Die Wohnung war klein aber funktionell und gemütlich. Es gab eine kleine Kochnische, die ins Wohnzimmer überging, ein Duschbad und ein kleines Schlafzimmer mit einem gemütlichen Bett. Shikamaru war eigentlich zu müde um noch viel zu tun, doch eine Dusche wollte er sich noch gönnen. Das lauwarme Wasser weckte seine Lebensgeister und als er aus der Dusche kam, fühlte er sich viel fitter.

Er legte sich ins Bett, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und wollte eigentlich schlafen. Doch sein Kopf ließ ihn nicht.

"Ich werde sie Morgen zum letzten Mal für lange Zeit sehen. Was soll ich ihr sagen? Soll ich überhaupt was sagen? Wir hätten uns ja eh ein halbes Jahr nicht gesehen. Und macht ein bisschen mehr dann so viel aus? Ach, zum Teufel! Wem will ich hier was vormachen? Natürlich macht es was aus. Ich werde sie wirklich vermissen und schon ein halbes Jahr wirkt unerträglich lang.. ob sie genauso fühlt? Aber sie hat geweint... Aber vielleicht auch, weil sie von zu Hause weg muss. Sicher nicht wegen mir..." Dieser verbitterte Gedanke war sein letzter und trieb ihn in einen unruhigen Schlaf.

Sobald Temari Shikamaru den Rücken zugewandt hatte und sich weg bewegte, sträubte sich alles in ihr. Sie wollte zurück! Zurück in seine Arme! Es hatte sich so richtig angefühlt von ihm gehalten zu werden. Doch sie ging weiter, hörte wie er die Tür aufschloss, eintrat und sie wieder schloss. Erneut stiegen Tränen in ihr auf. Wie konnte es sein, dass sich ihr Leben innerhalb so kurzer Zeit so drastisch änderte? Während sie auf dem Weg zu ihrer Wohnung war, bahnten sich stumme Tränen ihren Weg. Sie begegnete niemandem - kein Wunder zu der Uhrzeit.

Zu Hause angekommen, stieg sie zuerst unter die Dusche. Ihre Tränen mischten sich mit dem warmen Wasser und verschwanden dann im Abfluss. Warum? Warum? Warum? Immer wieder kam ihr diese Frage in den Kopf. Warum hatte sie sich in Shikamaru verlieben müssen? Warum zwang Gaara, ihr Bruder, der Kazekage, sie nach Takigakure zu gehen? Und warum wegen so etwas? Warum gerade sie? Gaara hatte es erklärt, doch sie konnte es nicht begreifen. Sie wollte es nicht begreifen. Er entschied über ihr Leben, als würde sie ihm nichts bedeuten. Zum Wohle Sunas. Aus irgendwelchen politischen Gründen! Ihr Leben war aus politischen Gründen so verlaufen. Sie hatte ihren Onkel und alle Verwandten verloren. Aus politischen Gründen. Und jetzt sollte sie aus politischen Gründen nach Takigakure gehen... Und das nicht allein oder auf Mission, wie sie es Shikamaru weiß gemacht hatte... Beim Gedanken an ihn zog sich ihr Herz zusammen. So wie sie ihr Glück einschätzte, würde sie ihn nie Wiedersehen, dachte sie verbittert und verzog sich aus der Dusche ins Bett. "Morgen werde ich ihn zum letzten Mal sehen.. was soll ich ihm sagen? Und was gibt es überhaupt zu sagen? 'Ja hey Shikamaru, ich liebe dich. Aber ich muss nach Taki, weil ich heute einen Kerl heiraten werde, den ich nicht kenne, nie gesehen habe und niemals so mögen werde wie dich. Wir können also nicht zusammen sein, wahrscheinlich niemals.'" Als ihr diese ironischen Gedanken in den Sinn kamen, wurde ihr schlagartig bewusst, dass es wahrscheinlich zutraf. Sie wusste nicht ob oder wann sie ihn wiedersehen konnte.

„Wäre es dann nicht unsinnig, ihm meine Liebe zu gestehen? Wir können nicht zusammen sein. Dann soll er wenigstens mit jemandem glücklich werden, zumal ja auch nicht gesagt ist, dass er das gleiche für mich fühlt. Also wäre es wohl ziemlich unfair, wenn ich ihn mit meiner Liebe belasten würde. Da es ja ohnehin keinen Sinn hat. Also muss ich mich damit abfinden, dass ich ihn nicht haben kann, er mich nicht liebt und ich in Taki versauern werde – für den Rest meines Lebens…“

Temari brach erneut in Tränen aus. Die schiere Verzweiflung ließ ihren Körper beben während ihre Tränen ihr Kissen durchnässten. Sie weinte bis sie keine Tränen mehr hatte und auch ihre hysterischen Schluchzer weniger wurden. Ihre Augen waren geschwollen und schmerzten und auch ihr Hals tat weh. So ausgelaugt, glitt sie in einen unruhigen Schlaf.

Shikamaru wurde von seinem Wecker aus dem Schlaf gerissen nach einer Nacht voll seltsamer Träume. Er fühlte sich schlapp und gerädert. Nach dem Duschen war es zwar etwas besser aber da es in dieser Wohnung nichts zu Essen gab, konnte er nur warten, dass Temari ihn abholte. Er setzte sich auf die Couch und wollte noch einen Moment dösen, da er erst in einer halben Stunde mit Temari rechnete. Doch eher als erwartet klopfte es an der Tür.
 

_____
 

Nja nun, da wollte ich euch fluchs was Neues zum Lesen geben und nun hängt ihr hier an sonen Kliff. =/ (Ich persönlich hasse ja cliff hanger.. aber ich musste mir ein bisschen zeit erkaufen. :D )

Mal sehen wies weiter geht. :>
 

Adios und bis schnellstens!

Nun, es gibt nicht viel zu erzählen diesmal. Viel Spaß wünsche ich euch. :)

Achso.. ich danke natürlich immer für die Kommis. ♥ Derbe lieb. :D
 

Leichtfüßig erhob sich Shikamaru vom Sofa und eilte zur Tür. Er freute sich darauf, Temari wenigstens noch ein Mal zu sehen. Schwungvoll öffnete er die Tür und begann im gleichen Moment: "Halloooh... Kankuro?"

Verwundert blickte Shikamaru in das Gesicht seines Gegenübers. Dieser kratzte sich leicht verlegen am Hinterkopf.

"Hallo Shikamaru. Entschuldige, dass nur ich es bin.. aber Temari wurde aufgehalten."

"Ja, hi. Und was heißt aufgehalten?" Sein Tonfall hatte sich schlagartig von freundlich in mürrisch verwandelt und misstrauisch betrachtete er nun Kankuro. Sie kannten sich nicht besonders gut. Er wusste, dass es sich um Temaris Bruder handelte und er wusste auch, dass er mit Puppen kämpfte. Aber da hörte es dann auch schon auf.

"Oh man. Sie hat dir nichts gesagt, hab ich Recht? ..Ich frag mich warum..."

"Hey! Was gesagt? Was hat sie mir nicht gesagt? Hör auf mit dir selbst oder deinen Puppen zu reden. WAS IST LOS?" Wütend ballte Shikamaru die Hände zu Fäusten. Normalerweise fuhr er nicht so leicht aus der Haut aber Kankuros Verhalten und Temaris Abwesenheit hoben seine Laune nicht. Es machte ihn fuchsig, dass Kankuro etwas wusste und Temari ihm offenbar etwas verschwiegen hatte. Was sollte er davon halten?

"Komm mal wieder runter. Also.. wie sag ich das jetzt am besten.. ähm.. genau. Geh am Besten zum Gewächshaus im Osten des Dorfes. Du kannst es gar nicht verfehlen. Dort findest du Temari und kannst sie selbst fragen." Mit diesen Worten drehte sich Kankuro um und lief eilig aus dem Haus. Shikamaru war im ersten Moment zu perplex um ihm zu folgen und starrte ihm nur hinterher. Aber immerhin wusste er jetzt, wo er sie finden konnte. Da es noch früh und nicht zu warm war, schnappte er sich nur kurz seine Weste und den Wohnungsschlüssel und verließ dann das Haus.
 

Auf dem Dorfplatz musste er sich kurz orientieren und schlug dann den Weg Richtung Osten ein. Während er durch die Häuserreihen streifte, blickte er sich immer wieder suchend um. Er hatte die Gewächshäuser noch nie gesehen. Und warum musste er die überhaupt suchen? Was verheimlichte Temari ihm? Etwas, was mit Gewächshäusern zu tun hat? Er konnte sich keinen Reim darauf machen.

Doch in diesem Augenblick öffnete sich die Straße vor ihm und verbreiterte sich zu einem Platz auf dessen Anhöhe drei gläserne Gewächshäuser in Reihe standen.

„Hmpf, immerhin konnte ich sie wirklich leicht finden. Aber welches ist jetzt das Richtige?“

Shikamaru schritt über den Platz auf die Gewächshäuser zu, konnte aber nichts entdecken. Erst als er kurz vor dem ersten Haus stand, bemerkte er, dass die Tür des größten Gewächshauses in der Mitte offen stand. Eilig hastete er darauf zu, zögerte dann aber beim Eintreten. Was würde er finden? Was könnte Temari ihm verheimlichen? Und warum?

Er blieb außerhalb des Gewächshauses stehen und lugte erst hinein. Abgesehen von Pflanzen konnte er zuerst nicht viel erkennen. Durch die schräg einfallende Sonne wurde alles in trübes, grünes Dämmerlicht getaucht. Er lauschte in den Raum hinein und konnte gedämpft Stimmen ausmachen.

Für einen Moment lang haderte er mit sich, doch dann schlich er lautlos hinein und kauerte sich hinter den nächstbesten Stamm einer mannshohen Pflanze mit dicken, fleischigen Blättern, die ihn verbargen.

Nun konnte er auch mehr erkennen. Und tatsächlich, dort stand Temari. Doch sie sah nicht aus wie Temari. Ihre Haare trug sie nicht in den üblichen Zöpfen, sondern glatt zu einem eleganten Knoten gebunden, der sich in ihrem Nacken verschlang. Und auch ihre Kleidung war anders. Statt ihres üblichen schwarzen Kimonos trug sie nun ein langes, weißes Kleid mit weiten Ärmeln, die bis zu ihren Handgelenken reichten. Es dauerte einen Moment, bis sich Shikamaru von diesem Anblick losreißen konnte um sich den Rest dieser Szene anzusehen. Gaara stand schräg vor ihr und hielt eine alt aussehende Schriftrolle in beiden Händen vor sich ausgestreckt. Und dann war da noch jemand. Jemand, den Shikamaru nicht kannte. Er stand neben Temari, trug ein schwarzes Gewand und hatte sich einen Stock in die Armbeuge gehängt. Und er war, Shikamaru konnte es nicht anders beschreiben, alt. Uralt. Der Mann hatte einen langen weißen Bart, der ihm bis zum Bauch reichte und von seinem Haupthaar war nicht mehr übrig, als ein lichter weißer Kranz aus dünnem Haar, der von Ohr zu Ohr verlief. Das, was Shikamaru von seinem Gesicht erkennen konnte, waren nur der Bart und viele Falten, die seine Augen und seinen Mund fast verdeckten. Was sollte das alles hier? Ein Stück von dem alten Mann entfernt standen noch zwei Frauen, die noch nicht alt waren. Mitte 20 schätzte Shikamaru. Sie waren beide schlicht gekleidet und trugen jeweils einen blauen Kimono mit einem weißen Band als Gürtel. Die Größere von beiden hatte kurze, blonde Haare, während die Andere ihre schwarzen Haare in zwei langen Zöpfen über ihre Schulter trug. Sie hielten sich an den Händen und sahen zufrieden zu der Dreiergruppe herüber.

Noch immer konnte Shikamaru keine richtigen Worte verstehen, weil die Pflanzen in seiner Umgebung jeden Laut schluckten. So musste er sich damit begnügen, dem Spektakel als stummer Beobachter beizuwohnen.

An den Lippenbewegungen konnte Shikamaru aber erkennen, dass Gaara sprach. Er hob die Schriftrolle zur Decke und senkte diese dann langsam zwischen Temari und den Alten. Zuerst legte der alte Mann seine rechte, faltige und blasse Hand auf das eine Ende der Rolle, dann platzierte auch Temari nach kurzem Zögern und mit verkniffenem Gesicht ihre Hand auf der anderen Seite der Rolle. Einen Moment hielten alle drei an der Schriftrolle fest, dann löste Gaara seine Hand aus der Mitte, so dass nur noch Temari und der Mann sie hielten. Kurz schien die Schriftrolle zu beben, bis sie zu Millionen von Sandkörnern zerfiel, die sich in die Luft erhoben und durch eine offene Dachluke davon schwebten. Gebannt beobachtete Shikamaru dieses Schauspiel, aber als Gaara die ausgestreckten Hände der beiden ergriff, die vor ihm standen, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

„Gaara ist Kazekage! Der Kazekage verheiratet Leute! Temari ist eine Frau.. und der da.. ein Mann! Temari heiratet den Mann da gerade! Das hat sie mir verschwiegen! Sie hat keine Mission, sie hat eine Hochzeit! Und sie muss nach Takigakure, weil der da von dort stammt! Jetzt macht es alles Sinn…“ Als ihm bewusst wurde, was er da beobachtete hatte, stieg unbändige Wut in ihm auf. Wut auf Gaara. Er hatte offenbar alles veranlasst! Wut auf Temari. Wie konnte sie ihm das nur verheimlichen? Was hatte sie sich dabei gedacht? Wollte sie so was, eine Hochzeit und ihre Ehe, vor ihm geheim halten? Zu seiner Wut gesellten sich nun auch Enttäuschung und Trauer. Er konnte es nicht mehr ertragen.

Ohne auf seine Umgebung oder etwaige Geräusche zu achten, erhob er sich aus seinem Versteck und verließ das Gewächshaus mit hastigen Schritten.
 

Er merkte nicht, dass die Schwarzhaarige ihm verwundert nachschaute.
 

In Windeseile lief Shikamaru zu seiner Wohnung. Seine fahrigen Hände brauchten einen Moment um die Haustür zu öffnen, doch schon war er im Inneren. Ohne Zeit zu vergeuden, stopfte er alles, was er in die Finger bekam in den Rucksack und besaß gerade noch so viel Geistesgegenwart seine Trinkflaschen mit Wasser zu füllen. Den Rucksack über eine Schulter geworfen, verließ er das Appartement und stürmte in den kleinen Laden, der neben dem Haus lag. Achtlos nahm er einige Dosen aus einem Regal, legte dem erstaunten Kassierer Geld auf den Tresen und warf dann auch den Wohnungsschlüssel hinterher.

Mit den Worten:

„Der Rest ist für den Kazekagen“, verließ er das Geschäft und hielt nur kurz inne um die Dosen in den Rucksack zu stopfen. Er wollte nur noch weg. Weg aus dem Dorf, weg aus Suna, weg von ihr.

Nach wenigen Minuten hatte er das Dorftor passiert, so dass er freie Sicht auf die Wüste hatte. Er verfiel in raschen Lauf, auch wenn die Sonne inzwischen hoch stand und vom Himmel brannte. So eintönig die Wüste auch war, sie gefiel Shikamaru gerade ausgesprochen gut.

„So leer wie ich mich fühle“, dachte er verbittert mit einem Blick auf den fernen Horizont, der sich in gerader Linie vor ihm erstreckte. Die Hitze ließ die Luft vor seinen Augen flimmern. Ihm war bewusst, dass er das Tempo nicht lange halten konnte, nicht bei diesen Temperaturen, nicht unter diesen Bedingungen. Es war ihm egal.

Er lief weiter. Der Schweiß rann ihm vom Haaransatz über die Stirn und brannte in den Augen. Es war ihm egal. Der Rucksack klebte an seinem Rücken und fühlte sich schrecklich heiß an. Aber es war ihm egal. Doch als ihm schwindelig wurde und er sein Tempo auf ein langsameres Joggen drosseln musste, dämmerte es ihm, dass er so nicht weiterlaufen konnte. Zu seinem Glück erhob sich vor ihm eine Felsformation, die Schatten bot. Zu seinem Unglück erkannte er bei näherer Betrachtung, dass es sich um eben jene Felsen handelte, unter denen er und Temari vor etwa 24 Stunden ebenfalls Schutz gesucht hatten. Shikamaru fluchte halblaut, warf sich dann jedoch in den kühlen Schatten. Als er sich wieder aufrappelte, klebte der Sand an seinem gesamten Körper, so nass geschwitzt war er. Es kümmerte ihn wenig. Er fischte eine der Wasserflaschen aus seinem Rucksack und trank gierig. Er leerte die erste Flasche zur Hälfte, lehnte sich gegen den Felsen und starrte seine ausgestreckten Beine an.

„Was ist nur passiert? Gestern saß ich hier noch mit ihr. Sie schlief an meiner Seite. Und jetzt ist sie verheiratet? Von heute auf morgen? Wie kann das sein? Wie kann Gaara ihr das antun? Wie konnte sie dem nur zustimmen? Scheiße. Scheiße, scheiße, scheiße…

Aber. Nun mal ruhig Blut. Gaara ist Kazekage. Sein Wort ist Gesetz. Wenn er also sagt, dass sie den alten Kerl heiratet, dann heiratet sie ihn. Was hätte sie auch für eine Wahl gehabt? Sollte sie fliehen? Widersetzen gibt’s nicht. Also bleibt nur Flucht. Wohin? Mit wem? Mit mir? Nach Konoha? Zu offensichtlich und naiv. Also müsste ich auch mein bisheriges Leben aufgeben. Könnte ich das denn? Ach, mach dich nicht lächerlich. Sie ist nun verheiratet. Und somit spielt es keine Rolle mehr, was wäre, wenn sie geflohen wäre, wenn sie mit mir geflohen wäre. Und als ob sie so was tun würde.. mit mir. Ha! Sicher. Aber verdammt. Wie konnte es nur so anstrengend werden? Gestern war mir unwohl bei dem Gedanken sie für ein halbes Jahr nicht mehr zu sehen. Jetzt denke ich, dass ich sie nie wiedersehen werde. Und vor zwei Wochen noch war sie nicht mehr als eine entfernte ‚Freundin’. Maan, Frauen sind wirklich anstrengend. Davon kann man nur Kopfweh kriegen. Ich versteh das alles nicht.“

Missmutig starrte Shikamaru noch einen Moment vor sich hin, beschloss dann aber, dass er die Mittagshitze lieber meiden sollte. Er wollte lieber jetzt schlafen und dafür abends länger laufen. So hatte er eine Chance, noch die Waldgrenze von Konoha zu erreichen.

Nach einigen Stunden unruhigen Schlafs wachte Shikamaru plötzlich auf. Es war noch taghell aber die Sonne brannte nicht mehr so erbarmungslos auf ihn herab. Durstig leerte er die angebrochene Wasserflasche und machte sich daran, seinen Weg fortzusetzen.
 

Tatsächlich hatte er die Waldgrenze noch am gleichen Tag erreicht und war nach einer unruhigen Nacht früh am nächsten Morgen aufgebrochen. Als sich auch dieser Tag dem Ende neigte, kam er endlich in Konoha an. Durch seine schnelle, ausdauernde Reise war Shikamaru langsam am Ende seiner Kräfte. Die Nächte waren kein Vergnügen gewesen, weil ihn Träume von Temari quälten. Träume in denen sie von Kunai verletzt wurde und Träume in denen ein alter Mann ohne Gesicht sie mit sich nahm.
 

Wie immer führte sein erster Weg ins Büro der Hokage, welches er diesmal ohne zu Klopfen betrat.

„Ich bin wieder da.“

„Das sehe ich. Aber wie siehst du nur aus? Wurdest du angegriffen,“ wollte Tsunade besorgt wissen.

Shikamaru blickte gleichgültig an sich herunter. Sand, Pflanzenreste und Schmutz klebten an seinen Sachen, die zum Teil steif vor Dreck waren.

„Nein, alles gut. Ich wollte nur schnell wieder zurück kehren. Und jetzt würde ich gern duschen und schlafen gehen.“

„Ja. Ja, natürlich. Es liegt auch sonst nichts an. Du bist also erstmal entlassen“, antwortete Tsunade verdutzt als sich Shikamaru auch schon umdrehte und ohne ein weiteres Wort verschwand.
 

Zu Hause wurde Shikamaru von seiner Mutter empfangen und er stellte sich auf ein Donnerwetter ein. Doch als sie ihren Sohn so verlottert und verdreckt vor sich sah, sagte Yoshino nichts, sondern ging in die Küche um ihm ein schnelles Abendessen zu bereiten. Unterdessen schälte sich Shikamaru im Badezimmer aus seinen wirklich dreckigen Klamotten und stieg unter die Dusche. Danach aß er rasch zu Abend, ohne mit seiner Mutter zu reden. Er starrte nur mit leerem Blick auf den Tisch. Yoshino erkannte, dass ihn etwas bedrückte, harkte aber nicht nach und ließ ihn gehen.
 

Sobald Shikamaru in seinem Bett war, konnte er das erste Mal tief und befreiend durchatmen. Es war nicht leicht gewesen, vor Tsunade und seiner Mutter nichts zu sagen und sich nichts anmerken zu lassen. Aber es war besser so. Er wollte mit niemandem über das alles reden.

„Es gibt ja auch nichts zu reden. Sie ist jetzt verheiratet, lebt in Takigakure und das war’s. Es ist egal, ob ich sie mochte, ob sie mich mochte, ob da etwas zwischen uns war, ob man es Liebe nennen könnte. Es ist egal und zu spät. Punkt. Ende. Aus.“ Shikamaru starrte nur noch verbittert an die Decke.

Auch wenn es jetzt egal war, so musste er sich doch eingestehen, dass es ihn getroffen hatte, was passiert war. Es war ihm vielleicht nicht bewusst gewesen, wie sehr er Temari wirklich mochte doch sein ganzes, für ihn so untypisches, Verhalten hatten ihm gezeigt, dass er sie liebte. So etwas hatte er noch bei keinem Mädchen empfunden. Es war immer so unbeschwert mit Temari gewesen. Einfach.. einfach. Und sie war niemals so richtig anstrengend gewesen. Und er hätte sich fast eingebildet, dass es möglich wäre, dass sie vielleicht, ganz eventuell, das Gleiche auch für ihn empfunden haben könnte.
 

Aber es war jetzt egal. Sie war verheiratet. Sie war weg.
 

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So. Finito. Ich bin am Wochenende nicht zu Hause, daher kanns etwas dauern, bis es weiter geht. Habt Nachsicht.. und ihr seid es ja eh gewöhnt. ^^''
 

Adios!

Hallo! Da bin ich wieder. Ich hoffe, dass das Kapitel gefällt und vielleicht etwas erklärt. Und verzieht, dass er Anfang eventuell ein wenig diffus ist. =/

Ihr seid klug, ihr versteht das schon. ;)

Viel Spaß!
 

P.S: an Syntesiata: Jah, es kam plötzlich mit der Hochzeit. Aber es ist ja nicht aus Temaris Mist gewachsen, daher finde ich es in sich stimmig, auch wenn es wirklich überraschend kam und (wie ich gerade in 'nem Thread gelesen habe) ja auch so klischeemäßig ist. =/ Hmpf. Ich hoffe es gefällt dir und den anderen trotzdem. :D
 

__________
 

Sie hatte geweint. Geschrien. Geflucht und gebettelt. Ohne Erfolg. Sie würde heiraten. so leid es Gaara auch tat, er konnte es nicht ändern. Hayama hatte ausdrücklich nach ihr, Temari, verlangt. Gaara erklärte es einmal, er erklärte es hundertmal. Sie konnte es nicht verstehen. Und wollte es auch nicht.

Der bezeichnete Hayama stammt aus Takigakure. Und er war genau jener Feudalherr, um den es in dem schreiben an Tsunade gegangen war, welches Temari nach Konoha geführt hatte. Soweit verstand sie. Und auch, dass Gaara die Verbindungen nach Taki stärken wollte. Aber dass Gaara der Forderung eines solchen Feudalherren aus einem anderen Land so leicht nachgeben konnte, das verstand sie nicht. Hayama hatte ihre Hand gefordert, weil sie die Schwester des Kazekagen war und es in seinen Augen keinen besseren Beweis Sunas für eine Verstärkung des Bündnisses gab. Gaara hatte keine andere Wahl als einzuwilligen, da ein anderes Verhalten einer Kriegserklärung gleich käme. Insgeheim war das Temari zwar bewusst aber es war besser jemanden zu haben, auf den man wütend sein konnte.
 

So kam es, dass Temari früh an dem Morgen nach ihrer Rückkehr aus Konoha aus dem Bett geholt wurde um sie in ein Kleid zu stecken, ihre Haare zu bändigen, ihre verweinten, geschwollenen Augen zu überschminken und sie schlussendlich in einem Gewächshaus zu verheiraten. Sie ließ alles über sich ergehen, doch bestand sie darauf, dass sie Kankuro vor der Zeremonie sprechen dürfte. Dieser sollte Shikamaru aus der Stadt bringen. Denn was Temari auf keinen Fall wollte, war dass Shikamaru von all dem wüsste. Es schmerzte schon genug, zu wissen, dass sie ihn wohl nie wieder sehen würde. Sie wollte nicht, dass es ihm auch schlecht ging. Es war einfach besser für ihn, wenn er glaubte sie sei auf einer Mission.
 

Was Temari nicht ahnte, war, dass Kankuro Shikamaru gesagt hatte, wo sie zu finden war. Und dass Shikamaru den Weg gegangen war und alles gesehen hatte. So ahnte sie auch nicht, dass er im Gewächshaus gesehen worden war.
 

Sobald die Hochzeit vollzogen war, wurde Temari zurück in ihre Wohnung gebracht. Dort wurde sie allein zurückgelassen, mit der Anweisung bis zum Nachmittag reisefertig zu sein. So schälte sie sich aus ihrem Kleid, duschte erstmal ausgiebig und zog sich wieder ihren gewohnten Kimono an. Dann machte sie sich daran, ihren Koffer zu füllen. Wahllos stopfte sie alles, was ihr in die Finger kam, hinein. Es war ihr egal, so egal wie sie dort in Taki rumlaufen würde, da sie sowieso alles hassen würde. Das hatte sie sich fest vorgenommen. Als ihr Koffer gefüllt war, lehnte sie noch ihren Fächer dagegen. Den würde sie nie zurücklassen. Anschließend warf sie sich aufs Bett und war doch zu leer um noch viel zu weinen. Stattdessen rollte sie sich auf den Rücken und starrte an die Decke.
 

Als es gegen 14 Uhr an der Tür klopfte, erhob sich Temari träge und ging gemächlich zur Tür. Schweigend öffnete sie und betrachtete missbilligend die beiden Frauen, die vor ihr standen. Sie hatte beide schon bei der.. im Gewächshaus gesehen und wusste, dass es die Gefolgsleute von Hayama waren. Die beiden verbeugten sich kurz, traten dann aber geschäftsmäßig an ihr vorbei und lasen den Koffer und den Fächer auf.

"Den nehm’ ich selbst!", waren die ersten Worte, die Temari sprach, als sie der blonden Frau ihren Fächer entriss und giftig anstarrte. Verblüfft aber wortlos half die Blonde dann der Schwarzhaarigen beim Koffertragen.

Vor dem Haus wartete bereits eine Kutsche, vor der auch Gaara und Kankuro standen. Beide blickten Temari besorgt an, als diese durch die Tür ins Freie trat.

Die beiden Frauen hatten den Koffer verladen und waren bereits im Innenraum der geräumigen Kutsche verschwunden, so dass nur noch Temari fehlte. Unschlüssig hielt sie ihren Fächer umklammert und stand vor ihren Brüdern.

"Also. Macht’s gut. Und lässt mir das Dorf heil." Kankuro lächelte leicht bei diesen Worten und schloss Temari für einen Moment in seine Arme. Gaara jedoch schaute sie noch immer bekümmert an und sagte nichts. Als sich Kankuro von Temari löste, trat Gaara dann aber doch vor und umarmte seine Schwester.

"Es tut mir so leid. Wirklich," wisperte Gaara, so dass es nur von seiner Schwester gehört werden konnte.

"Ich weiß. Schon gut," antwortete diese ebenso leise und löste sich dann aus der Umarmung. Mit einem letzten Blick auf ihre Brüder stieg sie in die Kutsche, schloss die Tür und nahm gegenüber den beiden wartenden Frauen Platz. Provozierend lehnte sie ihren Fächer an die Sitzfläche neben sich.

"Den werden Sie hier nicht brauchen," sagte die Schwarzhaarige leise, fast flüsternd.

"Das entscheide ich selbst, danke," gab Temari angriffslustig zurück und starrte demonstrativ aus dem Fenster.
 

***
 

Seit einer Woche nun war Temari im Haus von Hayama und hatte ihn seit der Hochzeit auch nicht gesehen. Sie hatte von den beiden Frauen erfahren, dass er schon vorgefahren war an dem Tag an dem sie Suna verließ. Seit sie aus der Kutsche gestiegen war, hasste sie alles. Das Haus, vor dem sie gehalten hatte, war riesengroß und sah so ganz anders aus, als alle Häuser die sie bisher gesehen hatte. Es bestand aus dem Erdgeschoss, dem Obergeschoss und dem Dachgeschoss. Die Außenwand war aus Holz und das Dach war mit roten Ziegeln gedeckt. Es wirkte so fremdländisch auf sie; hier würde sie sich nie zuhause fühlen. Generell war alles anders als zu Hause. Hayamas Haus befand sich auch nicht im Dorf selbst, sondern lag außerhalb in der Nähe einer kleinen Siedlung mit einigen Geschäften. Alles war von Bäumen umgeben und es schien auch alles aus Holz zu bestehen. Ihr Bett, der Fußboden, die Möbel, die Decken und Wände.

Klimatechnisch war es Konoha ähnlich, auch wenn es jetzt ziemlich kalt wurde, was aber für Mitte Oktober kein Wunder war – glaubte sie zumindest.

Temari verbrachte die Zeit ausschließlich in dem, ihr zugeteilten, Zimmer. Sie verließ es nur um ab und zu das Badezimmer auszusuchen, was sich gegenüber ihrem Zimmer befand. Mahlzeiten wurden ihr mal von Hina, mal von Kami gebracht. So hießen die Blonde und die Schwarzhaarige, fand Temari nach wenigen Tagen heraus. Sie hegte auch keine große Abneigung mehr gegen die Beiden, da sie sie in Ruhe ließen. Sie waren da und sie waren Temari egal. Es wunderte sie ein bisschen, dass sie Hayama nicht sah, beziehungsweise, dass er nicht verlangte, dass sie mit ihm aß oder generell Zeit mit ihm verbrachte. Machten Ehepaare so was nicht normalerweise? Aber so war es besser, sie wollte ihn auch nicht sehen.

Alles was sich Temari an Zerstreuung gönnte, waren die Bäder die sie in ihrem Badezimmer nahm. Denn genau wie in Konoha, schien es keinen Mangel an Wasser zu geben. Und jedes Mal wenn sie badete, dachte sie an Shikamaru. Und wenn sie abends im Bett lag. Und am Morgen wenn sie aufwachte. Und beim Essen. Und wenn sie aus dem Fenster in den Himmel schaute. Sie dachte immer an ihn. Fragte sich, wie es ihm ging und ob er sie so vermisste, wie sie es tat. Sie war immer noch der Meinung, dass es so am besten für ihn war – es reichte, wenn sie litt. Wenn er im Glaubte blieb, dass sie nur auf einer Mission war, war es einfach besser. Doch war es schrecklich, dass sie ihm nicht mal Briefe schreiben konnte.

„Aber was soll ich ihm auch schreiben? Dass ich ihn vermisse? Dass ich ihn liebe? Ihn fragen was er so macht? Tun, als wär nichts zwischen uns? Ist denn was zwischen uns? Was ich fühle weiß ich ja.. aber was denkt er? Hach, wie kann ich das denn rausfinden, wenn ich was-weiß-ich wie viele Kilometer von ihm weg bin,“ dachte Temari häufig, wenn sie allein war.
 

Sie langweilte sich so sehr, dass sie es sogar zuließ, dass Hina und Kami ihr gelegentlich Gesellschaft leisteten. Langsam gewöhnte sich Temari an die beiden und stellte fest, dass sie nicht so übel waren. Sie waren schon als Kind zu Akito Hayama gekommen und waren mehr so was wie seine Kinder als seine Bediensteten. Beide waren Waisen und waren von ihm aufgenommen worden. Hina erzählte, dass er immer sehr freundlich und führsorglich war. Zwar war Hayama auch oft auf Reisen oder bei Konferenzen, doch wenn es sich einrichten ließ, nahm er die beiden mit. Hina und Kami sprachen immer so liebevoll von Hayama, dass Temari unweigerlich begann, sich mehr für ihn zu interessieren. Er hörte sich wirklich nett an und schien den beiden ein schönes Leben zu bieten. Kami erzählte Temari auch, dass Hayama zurzeit auf einer Reise sei, doch dass er bald zurückkäme und Temari dann wirklich gern besser kennen lernen würde. Auch erfuhr sie, dass es nicht Hayamas Idee mit der Hochzeit gewesen war, sondern dass die anderen Feudalherren aus Taki ihn auserwählt hatten, weil er schon alt sei und trotzdem ledig war. So musste auch er sich in diese Ehe fügen. Als Temari das erfuhr, verrauchte ihre Abneigung Hayama gegenüber zwar nicht ganz, doch sie war ihm milder gestimmt.
 

Eine weitere Woche verging und Temari lebte sich langsam ein. Sie war zwar noch immer allein mit Hina und Kami, doch gefiel es ihr so langsam. Sie verließ häufiger ihr Zimmer um das weitläufige Haus zu erkunden. Im ganzen Haus waren teure Gemälde aufgehängt und dicke Teppiche aus fremden Ländern dämpften jeden Schritt. Es gab auch einen großen Garten mit einem Koiteich an seinem Ende.
 

Hina ermutigte Temari auch, mal das Haus zu verlassen um sich den nahe gelegenen Ort anzusehen.
 

Gesagt, getan. An einem Nachmittag hüllte sich Temari in einen dickeren Mantel, den sie in ihrem neuen Kleiderschrank fand, der ausgestattet war mit Kleidung in allen möglichen Variationen, so dass Temari ihre alten Sachen gar nicht hätte mitnehmen müssen.

Dick eingepackt ließ sie sich von Kami, die einkaufen wollte, in die nahe gelegene Siedlung führen. Diese bestand aus einigen Wohnhäusern am Rand und noch weniger Geschäften in der Mitte des Dorfes. Doch gab es alles, was man zum Leben brauchte. Kami verabschiedete sich um ihre Vorräte aufzufrischen und ließ Temari in der Mitte des Dorfplatzes zurück. Es waren nicht viele Menschen unterwegs, doch wurde sie von den wenigen, die ihr begegneten, neugierig angeguckt. Offenbar kannte man sich im Ort und sie war eindeutig die Neue. Sie seufzte vernehmlich und schaute sich weiter um. Sie schlenderte am Rande des Platzes umher, bis ihr ein Laden auffiel, aus dem es zu Qualmen schien. Sie trat näher und erkannte, dass es sich um eine Töpferei handelte. Doch saßen im Inneren nur Frauen an den Tischen und über den Ton gebeugt. Neugierig trat sie ein und wurde auch gleich von einer älteren Dame begrüßt.

„Hallo, du bist neu hier. Willst du einen Tonbecher machen,“ fragte sie Dame freundlich und deutete auf einen leeren Platz in der Mitte des Raumes.

„Ähm.. wir haben zu Hause schon viele Becher, danke. Ich wollte nur mal gucken, außerdem ist es schön warm hier,“ antwortete Temari verlegen.

„Oh, aber solche Becher wie du sie hier machen kannst, habt ihr sicher nicht,“ entgegnete die Frau geheimnisvoll.

Temari wurde neugierig und schaute sich noch einmal um. Es sah aber nicht nach etwas Besonderem aus hier. Es waren zwar nur Frauen hier aber ansonsten war diese Töpferei mit denen in Suna zu vergleichen.

„Was ist denn so Besonders an den Bechern hier?“

„Nun, der Ton. Wenn du den Ton mit ein wenig Chakra bearbeitest, erkennt er die Person, die in deinem Herzen wohnt.“

„Oh, verstehe. Und dann,“ fragte Temari höflich. Sie glaubte nicht an so etwas, doch musste sie unwillkürlich an ihre Brüder und Shikamaru denken. Ihr Herz verkrampfte sich, als sie ihn in Gedanken vor sich sah.

„Nun, nichts weiter. Doch sind diese Becher besonders haltbar,“ antwortete die alte Frau mit verschlagenem Grinsen.

„Ich mache dir ein Angebot. Weil ich merke, dass du nicht überzeugt bist, schenke ich dir einen Becher. Er ist soweit fertig, doch noch nicht mit Chakra bearbeitet worden. Du kannst ihn bekommen,“ fuhr sie fort. Sie griff kurz zur Seite und holte einen kleinen Becher hervor, der noch feucht und ungebrannt war.

„Leite nur ein wenig Chakra in deine linke Hand und drücke den Ton oben am Ende mit dem Ringfinger und dem Daumen etwas zusammen.“

Temari seufzte kurz, doch tat sie wie geheißen. Sie drückte den feuchten Ton an einer Stelle zusammen, so dass die Stelle anders aussah als der Rest des Randes.

„Sehr gut. Nun brenne ich den Becher und dann kannst du ihn in ca. 20 Minuten abholen,“ sagte die alte Dame geschäftsmäßig, doch noch immer lächelnd.

„Nun, ok. Danke,“ verabschiedete sich Temari höflich mit einer Verbeugung und verließ den Laden. Zurück in der Kälte schüttelte sie kurz den Kopf.

„Das ist wirklich Humbug. Also könnte Ton so was ‚fühlen’. Tze. Aber einem geschenkten Becher schaut man nicht auf den Boden. Hehehe.“ Temari setzte ihren Weg fort, doch hatte sie nach kurzer Zeit den Platz einmal umrundet und alle Geschäfte gesehen. Von Kami hatte sie noch nichts gehört, daher ging sie in den Supermarkt um sie zu suchen. Schon beim Eintreten sah sie, dass Kami schon an der Kasse stand und gerade bezahlt hatte. Doch waren 4 Tüten einfach zu viel für sie. Temari eilte auf die Schwarzhaarige zu und nahm ihr lächelnd 2 Tüten ab.

„Temari! Oh, danke. Ich weiß auch nicht, wie es so viele Sachen werden konnten. Aber ich bin vermutlich nur aufgeregt, weil Hayama bald zurück kommen soll.“

„Ach, wirklich. So so,“ antwortete Temari nur nachdenklich und verließ nach Kami den Laden. Wollte sie Hayama wirklich kennen lernen? Er hörte sich zwar sehr nett an, doch kannte sie ihn nur aus den voreingenommenen Erzählungen von Hina und Kami.

„Hey Kami. Warte. Ich muss noch meinen Becher abholen,“ rief Temari plötzlich als sie bemerkte, dass Kami den Dorfplatz verlassen wollte.

„Oh, du hast du einen Becher gemacht? Weißt du, dass die magische Kräfte haben? Wenn du sie mit deinem Chakra fütterst, zeigen sie dir, wenn dem Menschen, der dir am wichtigsten ist, etwas zustößt,“ plapperte Kami sofort aufgeregt los.

Temari starrte Kami einen Moment lang sprachlos an, dann verfinsterte sich ihre Miene.

„Davon hat die alte Hexe aber nichts gesagt. Von wegen robust! Und vor allem, wer wohnt denn in meinem Herzen? Gaara, Kankuro.. Shikamaru? Und woher weiß ich, wen der Becher meint? Wie bescheuert,“ dachte Temari grimmig, doch Kami lief schon zu der Töpferei und bevor Temari sie abhalten konnte, hatte sie den laden betreten.

„Na toll. Jetzt muss ich das Ding ja abholen.“

Missmutig betrat Temari die Töpferei und sofort sah die alte Dame sie wieder.

Lächelnd und mit einem Päckchen in der Hand kam sie auf Temari zu.

„Oh, schön, dass du da bist. Ich habe den Becher schon für dich eingepackt. Ich hoffe, dass er dir gefällt und Glück bringt.“

„Jah, danke,“ erwiderte Temari mit einem gekünstelten Lächeln und verbeugte sich flüchtig. Eilig warf sie Kami einen Blick zu und verließ den Laden gleich wieder.

Kami folgte ihr eine Sekunde später.

„Was ist denn los? Warum hast du’s so eilig,“ wunderte sich Kami und schaute neugierig zu Temari.

„Es ist nichts. Ich möchte nur schnell zurück. Gehst du vor? Ich kenne den Weg nicht,“ entgegnete Temari schnell und zog ihren Kopf tiefer in den Kragen des Mantels als sei ihr kalt.

Kami nickte nur und schritt dann zügig voran.
 

Als die beiden Frauen ankamen, wurden sie schon von einer aufgeregten Hina begrüßt.

„Er kommt zurück! Heute Abend ist er wieder da,“ kreischte sie schon, als Temari gerade die Tür geschlossen hatte.

Kami stimmte in das Gejubel mit ein, doch Temari verfiel in Schweigen. Wollte sie ihn wirklich kennen lernen?

Sie beschloss, dass ein Versuch nicht schaden würde. Wenn sie ihn nicht leiden konnte, würde sie halt wieder jeden Tag in ihrem Zimmer verbringen.
 

Als der Abend anbrach, hörte sie eine Kutsche vorfahren. Sie war zwar wieder in ihrem Zimmer, doch konnte sie die herzliche und laute Begrüßung von Kami und Hina nicht überhören. Beide hatten den ganzen Tag in der Küche verbracht um ein Festmahl zu bereiten.

Nun klopfte es und Kami steckte ihren Kopf herein.

„Hey Temari. Komm doch zu uns nach unten. Hayama würde dich gern sehen und auch wir möchten nicht, dass du hier oben versauerst.

„Jaja, schon gut. Ich komme gleich,“ antwortete Temari mit einem Hauch Ungeduld in der Stimme.

Kamis Kopf verschwand und Temari erhob sich vom Bett und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. Sie trug einen schlichten blauen Pullover und eine Jeans.

„Wird schon gehen,“ dachte sie, zuckte die Schultern und verließ das Zimmer. Der Weg die Treppe hinunter ins Esszimmer kam ihr unendlich lang vor. Sie konnte das Geplapper von Kami und Hina hören und auch ein überraschend wohlklingendes, tiefes Lachen, welches wohl Hayama gehörte.

Unsicher trat sie ins Esszimmer. Auf dem Tisch vor ihr standen viele Speisen, die Kami und Hina gekocht hatten. An den Wänden hingen große Landschaftsgemälde mit Goldrahmen und an den Seiten der Fenster waren schwere, rote Vorhänge angebracht. Es wirkte durch den Kronleuchter zwar pompös doch trotzdem gemütlich und heimelig. Hayama saß am Kopfende und an den beiden Seiten von ihm jeweils Hina und Kami, so dass Temari Gegenüber von Hayama Platz nehmen musste.

Als sie eintrat verstummte das Gespräch und drei Augenpaare richteten sich auf Temari. Sie lief leicht rot an und lächelte schüchtern. Sie war in diesem Moment kein bisschen wütend, sie dachte nicht mal an Wut. Sie fühlte sich viel mehr wie ein Eindringling, der die friedliche Familienidylle störte.

Hayama erhob sich und betrachtete Temari mit ausgebreiteten Armen.

„Temari, schön, dass du dich zu uns gesellst. Setz dich und bedien dich, Hina und Kami haben sich selbst übertroffen,“ begrüßte er sie lächelnd.

Überrascht über diese freundlichen Worte und den angenehmen Klang seiner Stimme, setzte sie sich auf den letzten freien Stuhl vor sich. Unsicher schaute sie all die Speisen an, die von den beiden Mädchen, die sie die ganze Zeit anlächelten, gekocht worden waren.

„Ähm.. danke,“ brachte sie leise hervor und tat sich von allem etwas auf. Es gefiel ihr nicht, dass sie so gemustert wurde und noch weniger mochte sie, dass es sie so verunsicherte.

„Nun, dann wollen wir essen. Guten Appetit,“ eröffnete Hayama das Mahl und begann zu Essen. Auch Kami und Hina fingen an und nahmen bald kaum noch Notiz von Temari, so dass sie sich etwas entspannte. Neugierig probierte sie alles und als Hayama die beiden Frauen für das Essen lobte, grinste sie und nickte. Hina und Kami liefen beide rot an und lächelten selig.
 

Als alle das Essen beendet hatten und sich satt und zufrieden fühlten, richtete Hayama das Wort wieder an Temari.

„Nun Temari, ich freue mich wirklich, dass du mit uns gegessen hast. Ich habe schon von den beiden hier gehört, dass du dich nicht leicht eingewöhnt hast. Das tut mir sehr Leid. Generell tut es mir sehr Leid, dass alles so kommen musste. Ich wünschte, es hätte nicht so kommen müssen, doch die anderen Feudalherren verlangten es so. Das soll natürlich keine Entschuldigung sein. Ich hoffe nur, dass du es ein bisschen verstehen kannst und auch, dass du dich hier bald einlebst. Wenn es etwas gibt, was du haben möchtest oder so, dann nur raus damit. Es wird mir eine Freude sein, deine Wünsche zu erfüllen.“

Nie hätte Temari mit diesen offenen Worten gerechnet. Sie konnte ihm einfach nicht böse sein und im Stillen musste sie Kami und Hina Recht geben, er war wirklich nett.

„Ähm, danke vielmals Hayama. Das ist sehr freundlich. Hina und Kami sind sehr nett und auch Sie scheinen sehr freundlich zu sein. Es wird sicher nicht schwer für mich, mich einzugewöhnen,“ antwortete Temari ein wenig gestelzt und höflich.

Überraschenderweise kicherte Hayama! Er kicherte.

„Aber aber. Du musst mich nicht siezen. Nenn mich einfach Akito,“ brachte dieser augenzwinkernd hervor.

„Oh, natürlich…Akito.“

„Na siehst du. Und nun würde ich vorschlagen, dass ihr drei schon mal nach oben geht, während ich den Tisch abräume. Wir sehen uns ja morgen früh. Gute Nacht,“ schloss Akito und erhob sich. Hina und Kami umarmten ihn beide jeweils und zogen dann Temari mit sich nach oben. Sie war froh, dass das Essen so gut verlaufen war. Es war sogar lustig gewesen und Akito war wirklich lieb.

Alle drei erreichten Temaris Zimmer und Kami und Hina kamen ungefragt mit herein, setzten sich aufs Bett und grinsten Temari an.

„Was?“

„Na, wie fandest du Akito,“ wollte Hina wissen.

„Wie schon. Er war wirklich nett. Ihr habt also nicht gelogen… Gut für euch,“ fügte sie gespielt drohend hinzu und grinste.

Kami kicherte.

„Na immerhin ist er ja dein Ehemann,“ sagte sie.

Temari erstarrte. Das war ihr gar nicht so richtig bewusst gewesen während des Essens. Er war zwar nett.. aber auch so alt.. Sie mochte ihn auch, soweit sie das sagen konnte. Aber nicht auf die Art. Nicht auf die Art, auf die sie ihn mochte. Shikamaru. Beim Gedanken an ihn verzog sie ihr Gesicht kurz und ihr Blick verdüsterte sich.

„Was ist los,“ wollte Kami nun besorgt wissen.

„Ach nichts. Ich hab nur eben.. an einen Freund gedacht,“ wich Temari aus.

„An den, der mit im Gewächshaus war?“

„WAS? Wer war im Gewächshaus? Wann? Wo?“ Temari starrte Kami entgeistert an und auch Hina verstand nicht.

„Oh, hast du ihn nicht gesehen? Da war so ein Junge mit dunklen Haaren. Er trug eine grüne Weste und verließ gegen Ende der Zeremonie seinen Platz hinter einem Busch. Ich hab mich noch gefragt, wer das wohl war,“ erklärte Kami wahrheitsgemäß.

„Dunkle Haare und eine grüne Weste. An mehr erinnerst du dich nicht,“ fragte Temari ungeduldig und aufgeregt weiter.

„Ähm.. er hatte seine Haare zu einem komischen Zopf hochgebunden. Sah aus wie eine Ananas, fand ich.“

Temari wurde blass. Er hatte sie gesehen. „Shikamaru hat es gesehen – alles gesehen. Er ist klug genug, um sich einen Reim auf alles zu machen. Scheiße. Scheiße! Er hasst mich jetzt. 100 Prozentig. Verdammter Mist. Wie konnte er das wissen? Hatte Kankuro es ihm gesagt? Oh, wehe ihm! Aber was nun,“ fragte sich Temari in Gedanken.

„Entschuldigt ihr Zwei. Ich bin ziemlich müde und fertig jetzt. Könntet ihr mich allein lassen,“ fragte Temari die zwei plötzlich, ohne weiter auf Kamis Ausführung zu reagieren. Verwundert erhoben sich die beiden und wünschten ihr eine gute Nacht als sie das Zimmer verließen.

Temari zog ihren Pyjama an und legte sich ins Bett.

„Er weiß es. Er weiß, dass ich verheiratet bin. Also weiß er auch, dass ich ihn angelogen habe. Verdammt. Er wird es nicht verstehen. Er weiß ja nicht, warum ich das gemacht habe. Aber was nun?“

Mit Tränen in den Augen betrachtete Temari von ihrem Bett aus die Wolken im Nachthimmel.
 

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So langsam näheren wir uns dem Punkt, wegen dem ich die ganze FF überhaupt angefangen habe. *-* Wuhahaha! Ich bin aufgeregt und schreibe gleich weiter. :>
 

Au revoir!

Hallo liebe Leute,

mein Kreativ-tief ist beendet.. und so ist es auch mit der FF. :) Es tut mir schrecklich Leid, dass ihr so lange warten musstet. Ich hoffe, dass es noch jemanden gibt, der die FF hier zu Ende liest.. ._.'

Nun denn, viel Spaß!
 

_______
 

In den folgenden Wochen gewöhnte sich Temari wirklich schnell ein. Sie verbrachte kaum noch Zeit allein in ihrem Zimmer, sondern lauschte zusammen mit Kami und Hina den Geschichten von Akito. Er hatte wirklich viel erlebt und ferne Länder bereist. Tatsächlich fühlte sie sich mit ihm verbunden. Nicht so, wie sich Mann und Frau verbunden fühlten, mehr als hätte sie einen Vater gefunden. Und Hina und Kami, obgleich älter als sie, betrachtete sie schon fast als Schwestern. Die Stunden im Garten oder im Wohnzimmer waren immer vergnüglich, doch sobald sie allein war, verfinsterte sich ihr Blick und sie begann zu grübeln. Sie vermisste ihre Brüder und Suna und vor allem vermisste sie Shikamaru. Er fehlte ihr schrecklich und immer häufiger ertappte sie sich, wie sie aus ihrem Fenster in die Wolken starrte und versuchte sein Gesicht in ihnen zu erkennen. Noch immer wusste sie nicht, was sie tun sollte. Einen Brief schreiben? Alles auf sich beruhen lassen? Da sie einfach zu keinem Entschluss kam, schlief sie jede Nacht frustriert ein, schaffte es aber auch nicht, das Thema ruhen zu lassen.

Akito bemerkte, dass Temari etwas beschäftigte und fragte mehr als einmal, ob er etwas für sie tun könne. Doch das konnte er nicht. Sie erzählte ihm oder den beiden Frauen aber auch nicht, was sie bedrückte.
 

So kam die Zeit, dass Akito wieder auf Reisen gehen musste. Er erzählte nicht viel darüber, wohin es ging oder warum. Auch konnte er nicht sagen, wie lange diese Reise dauern würde und wann er zurück käme. Als es Zeit wurde, dass er aufbrach, versammelten sich Kami, Hina und Temari an der Haustür um ihn zu verabschieden. Er umarmte seine beiden Ziehtöchter und wandte sich dann Temari zu. Sie lächelte schüchtern, umarmte ihn dann aber auch. Plötzlich spürte sie, dass er ihr einen Küss auf den Scheitel gegeben hatte! Sie errötete merklich und Kami und Hina grinsten.

"Also ihr Lieben. Seid brav," sagte er lachend und winkte zum Abschied bevor er in die Kutsche stieg.

Kami und Hina liefen winkend hinterher bis die Kutsche um eine Ecke bog. Temari wartete auf die beiden damit die zusammen wieder ins Haus gehen konnten.

Ihre Gedanken rasten. Diese Verabschiedung hatte sich so heimisch angefühlt. Und der Kuss... war überhaupt nicht befremdlich gewesen, überraschend vielleicht, aber nicht unangenehm.. dafür, dass sie alles hatte hassen wollen, fühlte sie sich ziemlich gut. Konnte sie hier auf lange Sicht gesehen glücklich werden? Natürlich, ihre Brüder fehlten ihr, aber die konnte sie besuchen. Dann dachte sie an Shikamaru. Schmerzhaft zog sich ihr Herz zusammen. Wie könnte sie ohne ihn glücklich werden...wie konnte sie das nur einen Moment lang annehmen? Sie vermisste ihn. Die Streitereien, das Lachen, das Necken und auch seine teilweise Ernsthaftigkeit. Man konnte sich herrlich mit ihm unterhalten, weil er auch lose Geschichten sofort verstand.. und er hatte einen ganz eigenen Humor, den offenbar nicht jeder immer verstand.. aber soweit sie wusste, verstand sie ihn immer. Sie lächelte traurig. An ihn zu denken tat weh und doch träumte sie oft von ihm. Kein Wunder, wo sie doch jeden Abend vor dem Einschlafen an ihn und an die Nächte im Zelt denken musste. Ein Hauch von Rot legte sich auf ihre Wangen. Doch sie verwarf den Gedanken schnell wieder. Kami und Hina guckten immer so komisch wenn sie in Gedanken war.
 

Seit einer Woche war Akito inzwischen fort und sie hatten noch nichts von ihm gehört. Sorgen machten sie sich keine, da keine Nachrichten oft gute Nachrichten waren. Da er ein angesehener Feudalherr war, kam es vor, dass er das Ziel von Anschlägen wurde bzw. werden sollte. Bisher hatten seine Wächter dies immer gut verhindert. Dich daher durfte er keine Post verschicken, da diese abgefangen werden könnte und Rückschlüsse auf seinen Aufenthaltsort geben konnte.
 

Temari räumte gerade den Frühstückstisch ab, als ihr Blick auf den Becher fiel, den sie vor Monaten geschenkt bekommen hatte. Sie nahm ihn in die Hand und lächelte spöttisch. An solch einen Unsinn glaubte sie nicht. Sie stellte den Becher auf das Tablett zum Rest des Geschirrs und ging in die Küche. Behutsam setzte sie das Tablett ab. Einen Moment lang passierte nichts, doch plötzlich hörte sie nur ein Knirschen und sah dann einen tiefen Riss in dem Becher, der sich von der Unterseite bis zu dem Punkt zog, den Temari damals mit ihren Fingern zusammengedrückt hatte. Erschrocken besah sie sich den Riss. Dann aber schüttelte sie den Kopf.

"Ein Zufall. Das Ding ist immerhin von dieser alten Hexe gemacht worden und wurde jeden Tag benutzt," versuchte sie sich zu beruhigen. Doch ein leiser Zweifel blieb.
 

An diesem Abend schrieb sie einen Brief an Gaara. Sie erzählte ihm alles: was so passiert war und fragte auch ausdrücklich nach dem Befinden von ihm und Kankuro. Sicher war sicher.

Den Brief ließ sie von Akitos schnellstem Falken überbringen.

Nachdenklich blickte sie dem Vogel nach, der sich schnell entfernte und dann nicht mehr vom Horizont zu unterscheiden war. Damit waren Gaara und Kankuro abgedeckt. Doch eigentlich wollte sie sich nicht eingestehen, dass der Riss im Becher sie beschäftigte. Wie sollte sowas denn funktionieren? Niedergeschlagen und nachdenklich begab sie sich in ihr Zimmer. Kami und Hina ließen sie heute relativ in Ruhe, waren sie doch zu beschäftigt im ersten Schnee des Jahres zu spielen. Temari blickte aus ihrem Fenster in den Garten, wo Hina und Kami gerade eine riesige 19 in den Schnee gruben, als Andenken an heute, den ersten Wintertag mit Schnee. Es ging auf Weihnachten zu, doch so richtig freuen konnte sich Temari nicht.
 

Zwei Tage nachdem Temari den Brief abgeschickt hatte, erhielt sie eine Antwort von Gaara. Sowohl ihm als auch Kankuro ginge es gut und beide freuten sich, dass Temari sich mit der Situation arrangiert und eingelebt hatte.

Temari war beruhigt als sie die Zeilen las. Dann war es sicher doch nur Humbug. Sie unterdrückte den Gedanken an Shikamaru und die Möglichkeit, dass ihm vielleicht etwas passiert sein könnte. Sie glaubte normalerweise ja nicht mal an solche Sachen. Dann müsste sie jetzt nicht damit anfangen, ermahnte sie sich selbst.
 

Einen Tag nach Gaaras Antwort an seine Schwester dekorierte diese für Weihnachten. Es waren immerhin nur noch zwei Tage bis Heiligabend. Als sie aus dem Fenster blickte, sah sie, dass sich ein einzelner Reiter dem Anwesen näherte. Er stieg vor der Tür vom Pferd und sah mehr tot als lebendig aus. Temari vernahm das leise klopfen an der Tür und beeilte sich zu öffnen. Der Schneefall hatte zugenommen und die gesamte Umgebung war inzwischen mehrere Zentimeter unter Schnee begraben.

"Ah. Gut, dass jemand zu Hause ist.. es ist dringend," brachte der Fremde hervor, bevor er in der Tür auf die Knie sackte. Temari drehte sich hastig um, rief nach Hina und Kami und zog den geschwächten Mann dann auf die Füße. Ihn stützend, bugsierte sie ihn ins Wohnzimmer vor den großen, prasselnden Kamin. Kami kam gerade die Treppe herunter, gefolgt von Hina, als sie auch schon die Situation erfasste. Wortlos ging sie in die Küche und Temari vermutete, dass sie Tee aufsetzte. Währenddessen bemühte sie sich, dem Mann aus seiner durchnässten aber teilweise gefrorenen Jacke zu helfen. Er wirkte kaum noch bei Sinnen. Hina tauchte mit einem Tablett auf, auf dem sich zwei Becher Tee befanden sowie eine Schale voller Nudelsuppe. Dankbar versuchte der Mann ein Lächeln, doch war er zu erschöpft. Wortlos trank er den heißen Tee und machte sich dann über die Suppe her. Temari und Hina konnten richtig sehen, wie er wieder zu Kräften kam. Seine Gesichtsfarbe änderte sich und nun saß er auch nicht mehr so eingefallen da.

"Ich danke euch vielmals. Ihr habt mich gerettet. Ich bin seit drei Tagen ununterbrochen unterwegs zu euch," begann der Fremde erklärend.

"Aber was ist denn passiert? Und warum suchen sie uns? Akito ist nicht zugegen zurzeit," erklärte Kami, die sich nun zu den anderen gesellte.

"Meister Hayama. Wegen ihm bin ich hier. Es ist etwas passiert. Ich gehörte zu seiner Wache. Durch den Schnee wurde die Kutsche aufgehalten. Sie wurden überfallen. Es waren zu viele und sie hatten keine Chance. Alle sind.. tot..." Seine Stimme verlor sich und er blickte betrübt zu Boden.

Kami und Hina begannen zu wimmern, doch Temari fuhr ihn scharf an. "Wer ist alle? Die gesamte Wache? Was ist mit Akito?"

"Es tut mir so leid. Alle sind tot... Auch.. Akito..," flüsterte den Mann kaum hörbar.

Temaris Augen weiteten sich im Schock. Er war tot? Der Mann, der wie ein Vater für sie gewesen war? Den sie erst so kurz kannte aber doch so schätzte? Der Mann, den sie hatte heiraten müssen? Tot.. sie konnte es nicht begreifen.. traurig blickte sie zu Kami und Hina, die sich weinend in den Armen lagen und hemmungslos schluchzten. Sie sah den Mann an, der so eben das Leben der beiden zerstört hatte.

"Wie kommt es, dass du lebst," fragte Temari ungeniert.

"Ich war nicht bei ihnen. Weil die Kutsche kaputt war, wurde ich ausgewählt ins Dorf zurück zu reiten um Ersatz zu beschaffen. Als ich zurück kehrte war alles verwüstet und mit Schnee bedeckt und unter dem Schnee..." er vollendete den Satz nicht. Temaris Blick wanderte zu dem Becher, den der Fremde umklammert hielt. Ihr kam plötzlich ihr eigener, kaputter Becher in den Sinn. Was hatte er gesagt? Seit drei Tagen war er unterwegs.. das passte! Zu der Zeit war ihr Becher gesprungen. Konnte das bedeuten, dass es doch funktionierte mit dem Chakra, was die alte Frau in der Töpferei erklärt hatte? Und bedeutete das, dass Akito in ihrem Herzen wohnte? Mehr als Gaara, Kankuro oder.. Shikamaru? War das möglich? Aber selbst wenn. Es änderte nichts.. Akito war tot. Er kam nicht zurück. Langsam erfasste Temari die Situation und nach und nach stahlen sich stumme Tränen aus ihren Augenwinkeln. Sie weinte schweigend und bewegungslos. Stumm betrachtete sie die weinenden Mädchen durch ihren eigenen Tränenschleier hindurch. Der Fremde saß nur betreten auf dem Sofa und wusste nichts zu tun.

Temari fühlte sich so allein mit ihrer Trauer. Natürlich litten auch Kami und Hina, doch kannten beide Akito noch besser und schienen irgendwie mehr ein Recht auf Trauer zu haben. Ihr ganzes Leben waren sie bei ihm gewesen. Und nun war er fort. Sie hingegen kannte ihn noch nicht so lange.. und trotzdem hatte er einen solch bleibenden Eindruck hinterlassen.. doch war sie irgendwie emotional von Kami und Hina getrennt.
 

Wenige Tage nach dieser Nachricht verabschiedete sich der Fremde, dessen Name Kyo war. Er hatte sich im Gästezimmer erholen dürfen. Kami und Hina waren in eine Art Lethargie verfallen. Sie saßen den ganzen Tag still beieinander und redeten nicht. Sie hielten sich nur an den Händen. Temari kümmerte sich um alles. Sie machte das Essen und den Haushalt. Doch auch sie trauerte. Immer, wenn es auf die Nacht zuging und Kami und Hina es nicht bemerkten. Sie weinte und überlegte gleichzeitig, was nun passieren sollte. Sie würde zurück nach Suna gehen, das stand fest. Doch was war mit den Beiden? Würden sie sie begleiten? Sie wollte die beiden nicht so sich selbst überlassen. Nicht hier, wo alles an Akito erinnerte.

Noch am gleichen Abend schrieb sie einen Brief an Gaara, in dem sie die Situation erklärte und ihn bat, die beiden aufzunehmen. Trübsinnig starrte sie danach in den Nachthimmel, aus dem riesige weiße Flocken fielen.
 

Schneller als erwartet kam eine Antwort von Gaara. Nicht in Form eines Briefes, sondern direkt in Form einer Kutsche aus der, zu Temaris Überraschung, Kankuro ausstiegt. Überrascht aber erfreut, fiel sie ihm in die Arme.

"Hey Schwesterchen. Da bist du ja schnell aus der Ehenummer raus gekommen," versuchte Kankuro einen Scherz.

Wie von der Tarantel gestochen löste sich Temari von ihm und schlug ihm ins Gesicht.

"Was denkst du dir? Du kanntest ihn überhaupt nicht. Also rede nicht so!" Geschockt fasste sich Kankuro an die Wange und starrte seine Schwester an.

"Entschuldige, das war nicht so gemeint. Ich wollte dich nicht verletzen," murmelte er entschuldigend.

"Das hättest du dir vorher überlegen können," gab Temari ärgerlich zurück und stürmte ins Haus. Bedröppelt folgte Kankuro. Im Haus sah er sich mit großen Augen um. So viel Prunk und Nippes hatte sicher niemand in Suna. Zumindest niemand den er kannte. Unterdessen fragte sich Temari, was sie so aufbrausen ließ. Er hatte es sicher nicht böse gemeint. Aber etwas in ihr wehrte sich entschieden gegen seine Äußerung und konnte es auch nicht als Witz verstehen. Noch immer was sie von Trauer erfüllt, doch konnte sie die meistens etwas in den Hintergrund drängen. Anders als Kami und Hina. Sie sprachen zwar wieder, doch nur wenn sie angesprochen wurden und auch nur in kurzen Sätzen und mit leiser Stimme. Sie begab sich zurück in den Eingangsbereich wo Kankuro stand und alles neugierig musterte.

"Also, was hat Gaara gesagt? Was ist mit Kami und Hina?" Temaris Stimme war noch immer etwas kalt.

Schnell antwortete Kankuro:"Nun, darum bin ich hier. Ich soll dich mit nach Suna nehmen. Er hat schon die Formalitäten mit Taki geklärt. Das Haus geht in den Besitz des Landes. Anscheinend sind sie Leute hier schnell. Das Testament von Hayama besagt, dass aus dem Haus ein Kinderheim werden soll. Und Kami und Hina erben alles und sollen auch den Vorsitz über das Waisenhaus erhalten, wenn sie denn möchten."

Temari kamen die Tränen als sie das hörte. "Wie selbstlos Akito auch jetzt noch war. Und so wusste er auch Kami und Hina gut versorgt. Er war wirklich.. wunderbar..," dachte sie traurig und wischte sich lächelnd eine Träne von der Wange.

"Gut. Ich erzähle das den Beiden. Du kannst meinen Koffer holen. Obergeschoss, 2. Tür links."

"Was? Du hast schon gepackt? Woher wusstest du, dass ich komme?"

"Wusste ich nicht. Ich habe damals nicht ausgepackt. Es gab hier alles," erklarte Temari schlicht und ließ ihn dann zurück um Kami und Hina zu sprechen. Sie hatte beschlossen, dass sie alle Sachen, die Akito ihr gegeben hatte, bzw alles was hier gewesen war, auch hier lassen würde. Alles, mit Ausnahme des kaputten Bechers. Den wollte sie als Erinnerung an ihn behalten.

Sie gesellte sich zu den beiden, die auf dem Sofa am Kamin saßen.

"Hey ihr Zwei. Es gibt Neuigkeiten... Akito hat veranlasst, dass sein Haus hier ein Waisenhaus werden soll. Offenbar möchte er auch anderen Kindern die gleiche Chance geben, wie euch damals." Beide blicken einen Moment lang sprachlos in Temaris Gesicht, dann liefen Tränen aus ihren Augen und Hina warf sich über Kamis Schoß. Diese lächelte trotz der Tränen. Temari fuhr nach einem Moment mit ihrer Erklärung fort.

"Er hat euch alles hinterlassen. Und wenn ihr möchtet, sollt ihr auch die Leitung übernehmen. Er war ein wirklich großartiger Mensch. Und ihr seid es auch. Ich weiß, dass ihr das schafft," schloss Temari gerührt. Es fiel ihr schwer nicht auch zu weinen. Sie hatte die beiden und diesen Ort wirklich in ihr Herz geschlossen.

Kami sprach nicht, sondern nickte nur. Trotz der Tränen strahlte sie vor Glück.

"Er hat nicht nur dafür gesorgt, dass sie für den Rest ihres Lebens versorgt sind. Er hat ihnen auch eine Aufgabe gegeben, die sie erfüllen wird," dachte Temari und war ein weiteres Mal gerührt von seiner Weitsichtigkeit und seiner Liebe zu den beiden. Nun stahl sich doch eine Träne aus ihrem Augenwinkel. Hastig wischte sie sie weg und lächelte dann Kami an, die das Lächeln in stummer Verbundenheit erwiderte.

Hina schluchzte noch immer in Kamis Schoß, doch nach einem Moment erhob sie sich. Mit geröteten Augen fragte sie: "Und was wird mit dir? Was machst du?"

"Ich gehe zurück nach Suna. Meine Brüder brauchen mich. Aber so oft es geht, werde ich euch besuchen."

"Ich will nicht, dass du gehst," sagte Hina mit brüchiger Stimme, fasste nach Temaris Hand und zog sie mit aufs Sofa um sie in die Arme zu schließen. Überrascht ließ Temari sie gewähren und umarmte ihrerseits Kami und Hina. Beide weinten leise und auch für sie wurde es zuviel und sie gönnte sich einen Moment der Schwäche. Ihre Tränen tropften in Hinas Haar, doch störte es nicht. Nach einigen Minuten löste sich Temari aus der verschlungenen Umarmung der beiden.

"Ich werde euch schrecklich vermissen aber ich muss jetzt gehen. Mein Bruder wartet."

Temari wischte sich noch einmal übers Gesicht um die letzten Tränen verschwinden zu lassen. In der Eingangshalle stand Kankuro und wartete geduldig.

"Alles klar. Wir können," sagte Temari und trat an ihrem Bruder vorbei um sich einen dicken Mantel überzuwerfen. Sie trat vor ihm aus der Tür ins Sonnnlicht, das sich auf der Schneedecke spiegelte und alles strahlen ließ. Kankuro hatte ihren Koffer schon verladen und stieg nun in die Kutsche. Sie folgte auf dem Fuße. Sie blickte aus dem Fenster und sah Kami und Hina Hand in Hand in der Kälte stehen. Temari öffnete das Fenster und winkte beiden als die Kutsche abfuhr.

"Ich schreibe euch!" Beide nickten und winkten lächelnd während ihnen Tränen die Wangen herunter liefen. Dies war das letzte, was Temari von den beiden sah.
 

Die Fahrt zurück nach Suna war vorwiegend schweigend verlaufen. Kankuro sah zwar immer mal prüfend zu Temari, doch wollte diese kein Gespräch anfangen. Und so seufzte Kankuro nur hin und wieder und schwieg ansonsten.

Temari hing derweil ihren eigenen Gedanken nach, während sie mit leerem Blick aus dem Fenster starrte. Sie vermisste Akito. Und das beschäftigte sie. Im Prinzip kannte sie ihn nur wenige Wochen lang. Doch er hatte so eine Art gehabt. Er war immer freundlich zu allen. Und wie er mit Kami und Hina umgegangen war. Er war wie ein richtiger Vater für die beiden gewesen. Sie konnte wirklich keine schlechte Eigenschaft an ihm finden. Was wäre wohl gewesen, wenn sie hätte mehr Zeit mit ihm verbringen dürfen? Hätte sie sich in ihn verliebt? Nicht auf diese Art. Viel mehr hatte sie ihn als einen Vater gesehen. und hätte ihn vielleicht auch irgendwann wie einen Vater geliebt.. aber es war nun unwichtig. Weil er nicht mehr war. Sie schluckte schwer und seufzte.
 

Nach 3 Tagen Kutschfahrt passierten sie endlich die Tore von Sunagakure. Erschöpft stiegen die Geschwister aus - Kankuro trug den Koffer - und begaben sich zum Turm des Kazekagen.

"Temari! Wie schön, dass du zurück bist. Auch wenn die Umstände traurig sind. Es tut mir sehr leid," wurde sie von Gaara begrüßt.

"Danke. Wenigstens einer, der eine vernünftige Begrüßung zu Stande bringt," sagte sie mit einem Seitenblick auf Kankuro, dessen Blick zu Boden wanderte. Gaara guckte fragend aber Temari ruckte nur kurz mit dem Kopf.

"Nicht so wichtig," beantwortete sie die unausgesprochene Frage. "Ich bin erschöpft von der Reise, kann ich gehen?"

"Aber natürlich. Du hast die nächste Zeit frei. Tu was dir beliebt." Temari nickte, nahm Kankuro den Koffer aus der Hand, kontrollierte kurz ihren Fächer, den sie auf dem Rücken trug und verließ dann das Büro um zu ihrer alten Wohnung zu gehen.

Dort angekommen, stellte sie fest, dass alles so geblieben war, wie es war. Sie lächelte kurz, doch dann siegte sie Müdigkeit. Sie ließ den Koffer zu Boden fallen, schnallte aber umsichtig ihren Fächer ab um ihn neben das Bett zu stellen und ließ sie dann ins Bett fallen. Innerhalb einer Minute war sie eingeschlafen.

ja, so schnell geht's dann auch schon weiter. :) Ich hoffe, man kann das durchgestrichene auch so noch etwas lesen. ;)

Viel Spaß!

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Liebste

Liebe Temari

Hallo Temari

Hey Temari

Temari,

Wieso hast du nichts gesagt?

Ich habe alles gesehen.

Zufällig war ich am Morgen deiner Hochzeit auch zugegen

Ich vermisse dich

Bin ich dir nicht mal genug wert, dass du mir von deiner Hochzeit erzählen konntest?

Warum hast Du mich angelogen?

Du fehlst mir.

Frustriert zerriss Shikamaru den 'Brief', den er hatte schreiben wollen. So viele Gedanken in seinem Kopf aber keiner war so fassbar, dass er ihn vernünftig zu Papier bringen konnte. Er warf die Fetzen in seinen Papierkorb. Zu den anderen, die Zeuge seiner verzweifelten Schreibversuche waren. Er schrieb sonst nie etwas.

Generell hatte sich alles verändert:

Die Zeit war kein Freund mehr Shikamarus. Die Tage kamen ihm zu lang vor, die Nächte zu kurz. Nichts machte ihm mehr Spaß. Er konnte sich nicht mal mehr an Shogi oder dem Betrachten von Wolken erfreuen. Alles erinnerte ihn an Temari und da er auch keine Lust hatte, sich mit seinen Freunden zu treffen, fehlte ihm jede Ablenkung. Stundenlang saß er, beinahe regungslos, am gleichen Platz und starrte mit leerem Blick vor sich hin.

Jetzt warf er einen letzten Blick auf den Papierkorb, seufzte und stand auf. Da es Mitte Januar war, war es zu kalt um sich auf eine Wiese zu legen. Er ließ sich auf sein Bett fallen und schloss die Augen. Vor seinen Augen wirbelten Bilder und Farben. Er konnte nicht aufhören, an Temari zu denken und sich Gedanken zu machen. Alles erinnerte ihn an sie. Er war wie festgefahren und steckte in einem Loch. Und je mehr er versuchte heraus zu kommen, desto tiefer glitt er hinein.

"Warum muss ich an sie denken? Ich weiß doch, dass es sinnlos ist. Sie ist verheiratet, weit weg und ich werde sie vermutlich nie wiedersehen. Und ich weiß ja auch noch immer nicht, was sie für mich empfindet. Aber es ist so schwer. Ständig mal ich mir aus, wie es wäre wenn sie hier wäre. Ich sehe blonde Zöpfe auf der Straße und denke sofort, dass sie es ist.. und dann war da noch diese blöde Angelegenheit beim Training.. wie blöde ich wohl ausgesehen habe? Aber warum wollte Chouji auch so kurz vor Weihnachten noch trainieren? Das war ja sonst nicht seine Art..."
 

Was passiert war:

Chouji bemerkte natürlich, dass Shikamaru sich veränderte. Er sprach weniger bei Treffen, bis er gar nicht mehr auftauchte. Wenn er ihn sah, ging er Gedankenverloren durch die Straßen und beachtete niemanden. Er war ein Schatten seiner selbst. Er wusste es nicht, doch Chouji vermutete, dass es etwas mit Temari zu tun haben könnte, da Shikamaru erst so komisch war, seit er aus Suna zurückgekehrt war. Es tat ihm so leid, dass es seinem besten Freund so schlecht ging und gern hätte er ihm geholfen, doch blockte Shikamaru alles ab. Einladungen zum Essen oder Spaziergängen oder Trainingseinheiten. Doch kurz vor Weihnachten, es war der 19., konnte Chouji ihn überreden, mit ihm eine Runde zu trainieren. Sie gingen auf den Trainingsplatz, der allen offen stand und auch wenn Shikamaru mit weniger als halbem Herzen bei der Sache war, war er Chouji überlegen. Doch als dieser gerade einen Angriff startete, veränderte sich Shikamarus Haltung plötzlich. Gebannt starrte er in den Himmel und wurde promt von Choujis Attacke getroffen - mit voller Wucht. Shikamaru war ohnmächtig geworden und wachte erst im Krankenhaus wieder auf. Es war auch nötig, dass Chouji ihm die Umstände erklärte, da sich Shikamaru an nichts erinnern konnte. Erst als er am Abend allein in seinem Krankenzimmer lag, nachdem er Chouji und dessen Entschuldigungsbekundigungen rausgeschmissen hatte, kehrte die Erinnerung zurück.

"Wirklich komisch. Gerade als ich Choujis Angriff kommen sah, fegte eine Brise übers Feld. Und auch wenn es nicht sein konnte, so roch es genau wie Temari. Den Geruch würde ich überall erkennen - auch ohne Kibas Hilfe. Und dieser Geruch war es, der mich so vollkommen aus dem Konzept brachte. Und dann wurde ich auch schon ausgeknockt. Wirklich peinlich. Zum Glück fragte niemand, was genau passiert war. Trainingsunfälle passieren halt. Trotzdem nervig, dass er genau meine Schulter getroffen hat. Ich muss sicher 1-2 Monate mit diesem nervigen Verband rumlaufen. Aber naja, ich bin selbst schuld." Mit einem bitteren Lächeln schloss er den Gedanken daran.             
 

Unruhig wie er heute war, erhob er sich vom Bett und machte sich auf den Weg zur Hokage. Sie hatte gestern einen Boten geschickt, dass er sich bei ihr einfinden sollte. Shikamaru seufzte beim Gedanken daran. Die Aussicht auf Arbeit gefiel ihm nicht - zu anstrengend. Aber vielleicht würde es ihn ablenken. Wenn es etwas wirklich kompliziertes war vielleicht. Das Problem war, so empfand er, dass er einfach zu schlau war. Er konnte sich mit vielen Dingen gleichzeitig beschäftigen, sich aber auch komplett in einem Problem verlieren, was er auch verfluchte.

Shikamaru verließ das Haus ohne sich zu verabschieden, auch wenn er hörte, dass seine Mutter in der Küche arbeitete.

Die Straßen kamen ihm wie ausgestorben vor und er begegnete niemandem, den er kannte. Besser gesagt: er begegnete niemandem, mit dem er reden wollte. 

So stapfte er schweigend, mit den Händen in den Taschen, durch den gräulichen Schneematsch. 

Beim Büro der Hokage angekommen, trat Shikamaru ein, ohne zu Klopfen. Gleichgültig blickte er Tsunade an, die sich von den Papieren auf ihrem Schreibtisch abwandte und ihn nun forschend betrachtete. 

"Shikamaru. Schön, dass es dir nach deinem Trainingsunfall wieder gut geht," begrüsste sie ihn. Er nickte kurz und dachte an den Verband, den er noch immer trug.

"Der Grund, aus dem ich dich herbestellt habe, ist, um zu fragen, ob du wieder die Vorbereitungen der Chuunin-Auswahlprüfung übernehmen kannst. Natürlich wird auch wieder ein abgesandter aus Suna eintreffen um dir zu helfen, doch das dauert noch etwas."

"Warum so früh im Jahr? Normalerweise beginnt das nicht vor März."

"Das stimmt schon, doch wir wollen die Prüflinge mal mit etwas Neuem konfrontieren. Viele kennen zum Beispiel Schnee und dessen Tücken nicht. Wir Kage fanden, dass es mal eine gute Abwechslung wäre."

'Hmhm. Nun, wenn's sein muss. Ich hab nichts anderes zu tun," beantwortete Shikamaru Tsunades vorherige Frage gleichgültig. Kurzentschlossen hatte er sich überlegt, dass die Vorbereitungen immer viel Zeit kosteten und ihn viel in Anspruch nahmen. Vielleicht würde er dann nicht mehr so viel an sie denken müssen. Sie! Als er die Worte seiner Zusage ausgesprochen hatte, wollte er sie schon zurücknehmen. Sie hatte ihm immer geholfen. Wie dumm konnte er sein? Vermutlich würden die Vorbereitungen nichts besser, sondern alles schlimmer machen. Erneut an diesem Tage verfluchte er seinen Verstand. Doch diesmal, weil ihm dieser Gedanke nicht eher gekommen war. Er musste sich eingestehen, dass er wirklich überfordert mit der Situation war. 

"Sehr gut, danke Shikamaru. Ich werde Gaara gleich unterrichten, damit er seinen Abgesandten bestimmen kann. Er wird in einer Woche ankommen. Du kannst gehen."

Shikamaru ruckte kurz mit dem Kopf, verbeugte sich und ging. Er wollte wirklich nicht mehr Nachdenken. Sein Kopf schien eh nicht richtig zu funktionieren. Er vergrub seine Hände wieder in den Taschen, verließ das Gebäude und wandte sich nach Hause. 
 

In Suna sah es nicht anders aus. Temari war zwar endlich wieder zu Hause, doch war sie noch immer betrübt wegen Akito. Und besorgt um Kami und Hina. Und verwirrt wegen Shikamaru. Stundenlang lag sie auf ihrem Bett, starrte an die Decke und wälzte die gleichen Gedanken wieder und wieder. 

Sie vermisste Akito, dachte aber zeitgleich an Shikamaru. Sie vermisste auch ihn. Sehr sogar. Und so grausam es sich für sie anhörte, theoretisch war der Weg frei für sie. Vorausgesetzt Shikamaru empfand etwas für sie. Und vorausgesetzt ihre merkwürdigen Schuldgefühle gegenüber Akito würden das zulassen. Und überhaupt vorausgesetzt, sie würde ihn wiedersehen und er würde sie überhaupt wiedersehen wollen. "Wer weiß, vielleicht hat er ja eine andere gefunden? Ach, dass ist doch alles Mist. Vielleicht sollte ich Gaara bitten, mich mal wieder nach Konoha zu schicken. Diese Ungewissheit macht mich verrückt! Außerdem würde ich ihn auch so wirklich gern wiedersehen," dachte Temari und erhob sich vom Bett. Es war erst später Nachmittag, daher machte sie sich auf den Weg zum Turm des Kazekagen. Dort angekommen, klopfte sie kurz, trat dann aber ein, ohne auf Antwort zu warten. 

Als sie Gaara ansah, sah sie noch, wie sich sein Gesichtsausdruck von verärgert zu nachsichtig wandelte und lächelte kurz. 

"Temari. Was für ein Zufall, dass du gerade jetzt zu mir kommst. Ich hätte in einem Moment nach dir schicken lassen."

"Oh, warum das," wollte Temari neugierig wissen. 

"Es kam gerade ein Falke aus Konoha. Dieses Jahr werden die Chuunin-Auswahlprüfungen vorverlegt, weil wir die Prüflinge vor neue Herausforderungen wie Schnee und Eis stellen wollen." Temari nickte langsam und andächtig.

"Jedenfalls hat Tsunade mir gerade mitgeteilt, wer ihrerseits die Auswahlprüfung vorbereiten wird und ich dachte, dass du am besten als Partner passen würdest für Shikamaru Nara."

"Am besten passen? Als Partner? Zu diesem Typen? Ich glaube, du spinnst," rief Temari. Im ersten Moment verfiel sie in alte Muster, doch dann wurde ihr bewusst, dass Gaara gerade von sich aus das angeboten hatte, was sie hätte erbitten wollen. Sie würde nach Konoha zurückkehren und ihn wiedersehen. 

"Oh, wenn du nicht willst, dann werde ich jemanden anders schicken."

"Ich hab ja nicht gesagt, dass ich's nicht mache. Ich hab nur gesagt, dass du spinnst," antwortete Temari zuerst giftig, dann fröhlich und streckte ihrem Bruder die Zunge raus. Ihr war egal, dass er Kazekage war, er war immer noch ihr kleiner Bruder und sollte schön auf dem Boden bleiben. Verblüfft über diese Stimmungsschwankungen seiner Schwester und den Ausgang dieses Gesprächs lächelte er kurz und erwiderte dann streng: 

"Schön vorsichtig, wie sie mit dem Kazekage sprechen, Fräulein Sabakuno."

Überrascht, dass Gaara sie mit Nachnamen und so förmlich zur Ordnung ermahnte, hielt sie kurz inne und guckte ihn prüfend an. Doch er lächelte breit - ein immer noch seltenes lächeln.

Temari lächelte zurück und verbeugte sich übertrieben theatralisch. 

"Verzeiht euer Hoheit." Kichernd verließ sie das Büro ihres Bruders. Sie war in diesem Moment so glücklich. Glücklich, weil sie hoffentlich endlich Antworten bekommen würde. Liebte er sie? Liebte sie ihn noch? Sie vermisste ihn, klar. Aber war da noch mehr? In diesem Moment störten sie die offenen Fragen nicht. Endlich tat sich etwas. Aber.. wann sollte sie eigentlich genau nach Konoha reisen? Sie hatte vergessen zu fragen. Oder hatte er es erwähnt und sie nicht zugehört? Naja, sie konnte ihn auch morgen noch fragen, dachte sie schulterzuckend und lief zurück zu ihrer Wohnung. 

Die Tage vergingen wie im Flug und ehe Temari sich versah, war sie wieder auf dem weg nach Konoha. Sie war nervös und aufgeregt. Wie alles auch ausging, wie würde mit Shikamaru zusammenarbeiten müssen. Und wie sollte sie überhaupt mit ihm sprechen? Würde er mit ihr sprechen wollen? Er wusste ja nun, dass sie ihn angelogen hatte was die Mission betraf und er war sogar bei der Hochzeit dabei gewesen. Sollte sie so tun, als wäre nichts gewesen? Besser nicht. Sowas half nie. Sie seufzte. 

"Es ist besser, wenn ich ihm alles erkläre. Ich will ihn nicht anlügen. Wenn er es dann nicht versteht, hab ich halt Pech gehabt. Aber dann habe ich wenigstens Gewissheit." Bei dem Gedanken verkrampfte sich ihr Herz schmerzhaft für einen Moment. Es war wirklich eine schreckliche Vorstellung. Doch sie hatte keine andere Wahl. Und immer im Ungewissen zu sein, würde auch nichts besser machen, das wusste sie.
 

Auch bei Shikamaru verging die Zeit schneller als zuvor. Er war nur genervt, weil es ihn noch immer ärgerte, dass es sich auf die Aufgabe eingelassen hatte. Wer auch immer aus Suna kam, es wäre nicht Temari und damit schon egal. Er wollte wirklich niemand Neues kennen lernen und auch nicht mit alten Bekannten sprechen. Er seufzte, weil heute der Tag war, an dem der Gesandte aus Suna eintreffen sollte, und er überlegte einen Moment, ob er zum Haupttor gehen sollte, doch den Gedanken verwarf er rasch, mangels Lust und Motivation. Daher begnügte er sich damit, zum Gebäude der Hokage zu schlendern und dort zu warten. Er setzte sich auf eine Bank in der Nähe und starrte in den Himmel. Ein kleiner Teil fragte sich, mit wem er zusammenarbeiten würde, doch der Hauptteil dachte an Temari. Er verstand noch immer nicht, warum er sie so sehr vermisste und immer an sie denken musste. Er empfand etwas für sie, das stand außer Frage, doch warum sie? Was machte sie so besonders? Das verstand er einfach nicht. Aber jedes Mal, wenn er an sie dachte, kribbelte es wohlig in seinem Bauch und es fühlte sich an, als würde er den Boden unter den Füßen verlieren. Erneut seufzte er. Es konnte nicht mehr so lange dauern, bis der Gesandte eintreffen würde.
 

Unterdessen war Temari tatsächlich schon am Haupttor angekommen und schaute sich um. Ob Shikamaru hier warten würde? Aber wieso denn? Wusste er überhaupt, dass sie kommen würde? Das wusste sie nicht. Sie ließ noch einmal prüfend den Blick über den leeren Eingangsbereich schweifen, gerade so, als erwartete sie, das Shikamaru hinter einer Ecke hervorspringen würde. Doch der Platz blieb ausgestorben. Temari seufzte und machte sich auf den weg zum Gebäude der Hokage. Sie war inzwischen schrecklich nervös und überlegte noch immer fieberhaft was genau sie Shikamaru eigentlich sagen sollte. Gerade erreichte sie das Gebäude, welches sie gesucht hatte, da stockte ihr der Atem. Dort saß er! Shikamaru! Mit geschlossenen Augen und dem Gesicht dem Himmel und der noch kalten Wintersonne zugewandt. Ihr erster Impuls war, jetzt da sie ihn sah, umzukehren und zu fliehen. Lieber Ungewissheit als Ablehnung. Doch sie schüttelte einmal energisch den Kopf und schritt dann langsam auf ihn zu. Noch immer waren seine Augen geschlossen. Als sie direkt vor ihm stand, lehnte sie sich etwas vor, so dass ihr Schatten auf sein Gesicht fiel. Shikamaru bemerkte den Lichtunterschied und öffnete vorsichtig die Augen. Zuerst konnte er nichts als Schemen erkennen, doch dann zeichnete sich langsam ein Kopf mit vier Zöpfen ab. Er öffnete die Augen weiter, blinzelte zweimal und sah dann direkt in die Augen, die er sich so oft vorgestellt hatte. Es war sie. Temari. Ungläubig starrte er sie an. Wie konnte es sein, dass sie hier und nicht in Taki war? Wieso hatte sie nichts gesagt? Warum hatte Tsunade nichts gesagt? Wieso erfuhr er alles als letzter? Unmut stieg in ihm auf. Temari betrachtete ihn neugierig. 

"Du bist ein echt mieser Ninja, wenn ich dir so nahe kommen kann, ohne dass du es merkst," bemerkte Temari mit einem leichten Grinsen. Sie wollte das Eis brechen, diese komische Atmosphäre ändern, sie zwischen beiden stand. 

Diese Bemerkung von Temari brachte bei Shikamaru das Fass zum Überlaufen. Wortlos erhob sich Shikamaru, darauf bedacht, Temari nicht zu berühren, und ging. Nicht ins Gebäude der Hokage, sondern weg vom Platz. Sprachlos blickte Temari ihm nach. Sie war zu perplex um etwas zu sagen, denn damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. Unentschlossen blickte sie zwischen dem Gebäude in dem die Hokage wartete und dem Weg, den Shikamaru genommen hatte, hin und her. Doch dann meldete sich ihr Trotz wieder. Solle er doch bleiben wo der Pfeffer wächst! Trotzig stolzierte sie ins Gebäude um sich bei der Hokage anzumelden und um eine Wohnung zu bekommen.

Just in dem Moment als Shikamaru um die Ecke gebogen war, wollte er umdrehen. Er war in dem Moment einfach sauer und überrascht gewesen. Niemand hatte etwas gesagt und er fühlte sich übergangen. Doch warum war Temari überhaupt hier? Sie war doch verheiratet und sollte in Taki sein? Hatte sich daran was geändert? Was war passiert? Fragen über Fragen strömten auf ihn ein und jede Frage führte zu Weiteren. Er blieb stehen und schaute zurück. Sollte er zurück gehen? Sicher war Temari sauer, dass er einfach gegangen war. Wer wäre das nicht? Er konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. Jetzt hatte er sie endlich wiedergesehen und schon alles versaut. Er drehte auf dem Absatz um, um nachzugucken, ob Temari vielleicht noch vor dem Gebäude stand. Als er um die Ecke bog, die den Blick auf den Eingang verbarg, stellte er fest, dass sie nicht mehr da war. Er beschloss zu der Wohnung zu gehen, die Tsunade ihr wohl geben würde. Es war die Gleiche wie bei ihrem letzten Besuch. Dort angekommen, lehnte er sich an die Hauswand und wartete. Es war recht warm für diese Jahreszeit, wenn man vom Schneematsch am Rande der Straßen absah. Die Sonne schien kalt vom wolkenlosen Himmel und wärmte sein Gesicht. Darum bereute er auch nicht, seine typische Weste angezogen zu haben, wenn er auch ein dickeres schwarzes Oberteil darunter trug.

Nachdem Temari von Tsunade begrüßt und instruiert worden war, hatte sie den Schlüssel zu ihrer Wohnung erhalten. Es war die Gleiche wie letztes mal und sie kannte den Weg. Während sie dorthin wanderte, dachte sie nach. Warum war Shikamaru einfach gegangen? Hatte er gewusst, dass sie kommen würde? Dann hätte er auf sie gewartet. Aber die Überraschung in seinem Blick war eindeutig gewesen. Er hatte es nicht gewusst. War er nur zufällig dort gewesen? Und er war gegangen, weil er sauer war. Temari seufzte. Sie konnte es ihm nicht verdenken. 

"Ich hab alles kaputt gemacht mit meiner Lüge. Ich wollte ihn nicht verletzen und jetzt, da er es weiß, ist er verletzter denn je. Verdammt. Ich wollte doch nicht, dass es so kommt. Aber ich hätte auch nicht gedacht, dass ich ihn so schnell wiedersehen würde. Ich hab ihn echt vermisst." Niedergeschlagen setzte Temari den Weg zu ihrer Wohnung fort. Als sie um die Ecke bog, setzte erneut ihr Denken kurz aus. Da saß er! Schon wieder! Aber diesmal war er nicht gedankenverloren und träumerisch. Entschlossen aber mit ansonsten unergründlicher Miene, blickte er sie an. Sie blieb kurz vor ihm stehen aber bevor sie etwas sagen konnte, begann er schon. 

"Entschuldige, dass ich vorhin so einfach abgehauen bin. Können wir reden?"

Überrascht aber erfreut nickte Temari. 

"Verdammt, warum freu ich mich wie ein kleines Kind auf Zuckerwatte? Mein Bauch flattert und meine Knie werden weich. Was soll der Mist," dachte Temari aufgebracht, doch ihre Miene blieb gelassen. Sie schloss die Tür auf und ging durch den kleinen Flur voran. Im Wohnzimmer stellte sie ihre Tasche und ihren Fächer in eine Ecke und setzte sich aufs Sofa. Shikamaru, der ihr gefolgt war, stand einen Moment lang im Raum, ließ sich dann aber auch aufs Sofa fallen - mit etwas Abstand zu Temari, wie ihr nicht entging. Sie seufzte leise. 

"Er hatte den ersten Schritt gemacht als er um das Gespräch bat. Jetzt ist die Chance um alles aufzuklären," kam es Temari in den Sinn. Doch bevor sie anfangen konnte zu reden, hatte Shikamaru schon den Mund geöffnet. 

"Warum?"

Verständnislos sah Temari ihm ins Gesicht. "Warum was?"

"Warum hast du mir nicht gesagt, dass du heiraten wirst?" "Verdammt, er verschwendet wirklich keine Zeit. Kommt direkt zum Punkt," dachte Temari beunruhigt und musterte Shikamaru, wie er neben ihr saß und sie ebenfalls neugierig und ernst musterte. 

"Ähm, das ist so gewesen.. naja... Es hätte für dich doch eh keinen Unterschied gemacht oder? Ob ich nun heirate oder auf Mission gehe. Ich hätte so oder so eigentlich nicht wiederkommen können. Also kann es dir ja egal sein," antworte Temari gereizter als sie sein wollte. 

"Und ob es einen Unterschied macht," entgegnete Shikamaru leise aber nachdrücklich.

"So? Und was sollte das für ein Unterschied sein?" Sie verstand selbst nicht so ganz, warum sie so aufgebracht war, doch konnte sie sich auch nicht zurückhalten. 

"Die Wahrheit, Temari! Es wäre besser gewesen, wenn du mir einfach die Wahrheit gesagt hättest. Meinst du nicht? Meinst du nicht, dass ich es verstanden hätte? Oder hältst du mich für so blöd, beschränkt und unsensibel?"

"Also jetzt gerade bist du so ziemlich alles von dem," rief Temari aufgebracht und stand auf. Sie konnte nicht weiter still sitzen. Eigentlich verstand sie, dass er sauer war, aber ihre Hilflosigkeit ließ sie so wütend werden. Weil sie wusste, dass er Recht hatte. Es ärgerte sie, dass sie sich damals so entschieden hatte und damit wohl alles kaputt gemacht hatte. Wütend ging sie zu ihrem Rucksack und begann mit dem Auspacken. Ihre Finger brauchten einfach etwas zu tun. Schweigend saß Shikamaru auf dem Sofa und schaute ihr zu. Er war eigentlich mehr enttäuscht als wütend aber für in war es war irgendwie leichter wütend zu sein. 

"Schön. Wenn ich ja ach so blöd und unsensibel bin, warum hast du mich dann in die Wohnung gelassen?" Temari schaute von ihrem Rucksack auf und blickte ihn unverwandt an. 

"Weil du eigentlich nicht so bist," antwortete sie kleinlaut und mehr zu sich denn zu ihm. Mit dieser Antwort hatte Shikamaru nicht gerechnet. Er verfiel in überraschtes Schweigen, während Temari ihre Sachen weiter durchwühlte. Als ihre Finger etwas kühles, glattes berührten, hob sie es auf dem Rucksack. Es war der Becher mit dem Sprung. Verwundert betrachtete Temari ihn, gerade so, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Ihr kam in den Sinn, warum sie überhaupt nur hier sein konnte. Weil Akito gestorben war. Sie hatte sich aufgerichtet und betrachtete gedankenverloren den Becher. Tränen sammelten sich in ihrem Augen und liefen ungehindert ihre Wangen herunter bis sie zu Boden fielen. Shikamaru bemerkte die Veränderung an Temari, auch wenn er ihre Tränen nicht sehen konnte, da ihm ihr Rücken zugewandt war. 

"Hey. Hast du mich vergessen?" Zögernd erhob sich Shikamaru, weil Temari nicht reagierte. Er trat in ihr Blickfeld und sah nun die Tränen, die ihr Gesicht herab strömten, ihr Blick auf den Becher geheftet. 

"Hey. Was ist denn los? ...Temari? ..Hörst du mich?" Sanft berührte Shikamaru Temari am Arm, die daraufhin zusammenzuckte. Verwirrt blickte sie ihren Gegenüber an, anscheinend verwundert, ihn hier zu sehen.

"Oh. Shikamaru. Entschuldige," hastig wischte sich Temari über die Augen als ihr ihre Tränen bewusst wurden. 

"Ich war nur.. in Gedanken..," fuhr sie hastig fort und wandte sich ab. Bedächtig stellte sie den Becher auf den niedrigen Couchtisch und setzte sich wieder aufs Sofa. Ihr Streit mit Shikamaru war vergessen und auch er dachte nicht mehr daran. Jetzt wollte er viel eher wissen, warum ein Becher Temari zum Weinen brachte. Er setzte sich neben sie und betrachtete ebenfalls den Becher. Er bemerkte den tiefen, langen Sprung den der Becher hatte.

"Was ist passiert," wollte er wissen. Temari antwortete nicht sofort. Sie betrachtete noch einen Moment lang den Becher, blickte dann kurz zu Shikamaru und seufzte. Er hatte die Wahrheit verdient. Sie wusste es. Sie richtete ihren Blick geradeaus, so dass sie ihn nicht angucken musste und begann:

"Als ich Suna verließ und nach Taki kam, war alles schrecklich und falsch. Ich verschwand in diesem riesigen Haus und verbrachte jeden Tag in meinem Zimmer. Essen bekam ich von den beiden Ange.. Töchtern von Akito. Sie waren immer sehr nett zu mir und bemühten sich, dass ich doch mein Zimmer verlassen würde. Doch ich lag den ganzen Tag nur rum und starrte in die Wolken und in den Wald." Erstaunt schaute Shikamaru zu Temari, doch ihr Blick war noch immer geradeaus gerichtet und ihre Augen waren glasig, so als würde sie alles, was sie beschrieb, vor sich sehen und schien ihn total vergessen haben. Als würde sie die Geschichte sich und nicht ihm erzählen. Unbeirrt fuhr sie fort und Shikamaru riss erschrocken die Augen auf, als er realisierte, was sie sagte.

"Ich dachte immer nur an Shikamaru und vermisste ihn so sehr. Akito war während der ersten Zeit nie da und er war ja auch nicht mit zurück gefahren. Das störte mich auch nicht im geringsten. Ich war sogar froh darüber. So konnte ich weiterhin in Selbstmitleid versinken und meinen Gedanken nachhängen. Ich war so wütend, wütend auf Gaara und alle in diesem Haus. Und wütend auf mich, weil ich an all dem nichts ändern konnte und verzweifelt, weil meine Lage so ausweglos schien und ich immerzu an Shikamaru denken musste. Doch nach einiger Zeit wagte ich mich aus meinem Zimmer. Langsam freundete ich mich mit Kami und Hina an, die beide so lieb sind. Ich vermisse sie. Eines Abends erzählten die beiden mir, dass Akito von seiner Reise zurückkehren würde und abends mit uns Essen würde. In diesem prächtigen Speisesaal voller riesiger Gemälde mit alten Leuten drauf. Und den schweren roten Vorgängen. Und den dicken, weichen Teppichen, in denen man seine Zehen vergraben konnte. Und der Garten! Ein riesiger Garten, mit einem Koi Teich und einer herrlichen Bank, die an dessen Rand steht. Oh, wie gern verbrachte ich dort meine Zeit, auch wenn es kalt war. Umgeben von Wald und mit diesem riesigen, schönen Haus im Rücken. Ich fühlte mich zwar noch nicht heimisch aber ich begann meine Abneigung gegen alles dort zu verlieren. Und als dann am Abend Akito kam war er so anders als ich dachte. Er ist... war der netteste, freundlichste Mann, den man sich vorstellen kann. Dass er Kami und Hina aufgenommen hat und sie wie seine Töchter behandelte. Und dass er ihnen alles vererbt hat und ihnen eine großartige Aufgabe überlassen hat, die beide ausfüllen und glücklich machen wird, ist so großartig von ihm. Er war so weitsichtig und gütig. So lebte ich mich viel schneller ein als ich dachte. Und eines Tages begleitete ich Kami zum Einkaufen. Dort fand ich eine Töpferei, die mich an Zuhause erinnerte. Doch die Hexe, die dort arbeitete, war überhaupt nicht heimisch. Sie schwatzte mir diesen Becher auf. Ah, dieser Becher."

Gebannt lauschte Shikamaru der Erzählung von Temari, auch wenn sich ihre Stimme merkwürdig emotionslos anhörte. Sie spulte diese Erlebnisse ab, ohne etwas dabei zu empfinden, so kam es Shikamaru vor. Doch jetzt nahm sie bedächtig den Becher in ihre Hände und berührte ihn vorsichtig an einer eingedrückten Stelle und an dem Riss, der sich am Becher entlang zog. Ihre Stimme klang plötzlich verändert, andächtiger und leise fuhr sie fort:

"Dieser Becher.. sie sagte, dass der Lehm auf Chakra reagieren würde und einem zeigen könnte, wenn etwas mit der Person passierte, die mir am Wichtigsten von allen sei. Ich hielt alles für Humbug, doch sie schenkte mir den Becher, darum nahm ich ihn mit. Ich wollte ihn auch eigentlich nicht benutzen, doch er faszinierte mich etwas.. bis zu dem Tag. Es war so kalt draußen und hatte geschneit. Es war der 19., das werde ich nie vergessen, weil Kami und Hina draußen eine riesige 19 in den Schnee geschaufelt hatten, der Tag des ersten Schneefalls als Familie, sagten sie später. Ich sah zum ersten mal Schnee in dieser Fülle, doch wollte ich nicht mit Kami und Hina draußen sein. Ich war drinnen geblieben und räumte gerade den Frühstückstisch ab. Akito war seit einer Woche auf Reisen.. und er hatte sich zuvor von uns verabschiedet.." sie errötete etwas und strich unbewusst lächelnd mit einer Hand über ihren Scheitel. Neugierig und etwas argwöhnisch beobachtete Shikamaru sie. Doch er sagte nichts, da sie noch immer wirkte, als sei sie in Trance.

"Und dann sprang dieser Becher plötzlich. Ich wollte es als Zufall abtun und es nicht weiter beachten, doch kamen mir die Worte der alten Frau.. Hexe wieder in Erinnerung. Vorsichtshalber schrieb ich an Gaara und Kankuro. Und ich machte mir auch Gedanken um Shikamaru, doch konnte ich ihm nicht einfach schreiben. Was hätte ich schreiben sollen? Nach all der Zeit und ohne ein Wort des Abschieds hatten wir uns getrennt. Ich war beruhigt als die Antwort von Gaara eintraf, dass es beiden gut ging und hoffte, dass der Sprung vielleicht nur ein Zufall war. Doch dann, kam einen Tag später ein Mann an und berichtete, dass Akito gestorben sei. Einfach so. Überfallen als er auf der Heimreise war. Man hatte ihn vollkommen starr und von Schnee bedeckt gefunden. Kami und Hina waren tagelang nicht ansprechbar. Also musste der Becher wegen Akito gesprungen sein. Und viel schneller als erwartet kehrte ich nach Suna zurück. Und jetzt wollte Gaara, dass ich wieder nach Konoha gehe, zu ihm..." Temari seufzte abschließend, schloss die Augen und schien jetzt wieder etwas wahrzunehmen. Sie öffnete die Augen und blickte zur Seite, erblickte Shikamaru und wirkte tatsächlich etwas überrascht. Er schien den Blick zu erwidern, doch schaute er mehr ausdruckslos durch sie hindurch. 

"Am 19. sprang der Becher und drei Tage später kam ein Typ der von dem Tod von diesem Akito berichtet.. und das alles schneebedeckt sein sollte. Aber das kann ja nur heißen, dass der Kampf schon länger vorbei sein musste. Und da es morgens war, ist es wahrscheinlich, dass so ein Überfall eher bei Einbruch der Dämmerung durchgeführt wird, als bei Tagesanbruch. Also ist es unwahrscheinlich, dass dieser Akito wirklich am 19. starb. Eher am 18.," kam es Shikamaru blitzschnell in den Sinn. Er war sich sicher, dass es so war. Es dauert, bis Leichen mit Schnee bedeckt werden und wenn Temari vormittags den Tisch abräumt, ist es nicht möglich, dass Akito in dem Moment gefunden wurde und schon mit Schnee bedeckt war. 

"Ähm, Temari?" Ausdruckslos blickte die Angesprochene zu Shikamaru herüber und hob fragend die Augenbrauen.

"Die Geschichte lief so ab, wie du es mir erzählt hast, oder? Dass der Kerl, alle Leute gefunden hat und sie alle mit frischem Schnee bedeckt waren. Richtig?," formulierte Shikamaru vorsichtig. 

Temari wusste nicht, warum er das jetzt unbedingt durchkauen wollte aber sie dachte kurz darüber nach und nickte dann.

"Ähm, gut. Sieh, dann ist es nämlich so, dass Akito nicht am 19. gestorben sein kann." Erschrocken riss Temari die Augen auf und öffnete überrascht den Mund um was zu sagen, doch Shikamaru hob schnell seine Hand, um fortfahren zu können.

"Warte, ich erkläre es dir: du sagtest, dass der Becher nach dem Frühstück, als du abgeräumt hast, gesprungen ist. Lassen wir es 9 Uhr gewesen sein. Wenn Akito in dem Moment schneebedeckt gefunden wurde, müsste er schon seit mindestens 12 Stunden tot sein, weil es dauert... bis Schnee auf jemandem liegen bleibt." Er hatte sagen wollen, dass es dauert bis eine Leiche auskühlt, doch das verkniff er sich.

"Was willst du damit sagen?"

"Der Becher kann nicht wegen Akito gesprungen sein, er war schon länger tot, mindestens seit dem 18."

"Aber dann..," begann Temari, brach aber ab. Stumm starrte sie vor sich hin und überlegte.. "es machte Sinn, was Shikamaru erzählte.. also war der Becher tatsächlich nicht wegen ihm gesprungen.. aber.. wegen wem dann," fragte sich Temari.

Auch Shikamaru stellte sich diese Frage. Wenn es nicht wegen Gaara oder Kankuro war, wegen wem dann?

Beide hingen für einen Moment ihren Gedanken nach und schließlich ließ sich Temari, die bis dahin neben ihrem Rucksack gestanden hatte, aufs Sofa fallen. Der überraschende Ruck jagte einen kurzen aber heftigen Stich in Shikamarus Schulter. Seine Verletzung war zwar besser geworden aber ab und an schmerzte die Schulter noch. Er kniff kurz die Augen zusammen und rieb gedankenverloren über seine Schulter, die noch immer vom Verband geschützt wurde. Der Verband fiel zum Glück nicht auf, da er das dicke, schwarze Oberteil trug. Aber selbst sein Shirt und der Verband schützten nicht vor Schmerzen von Innen. 

Temari beobachtete das Verhalten Shikamarus und fragte sich, was wohl geschehen war. 

"Was ist mit deinem Arm," konnte sich Temari nicht zurückhalten, froh einen Grund zu haben, mit ihm zu sprechen.

"Was?" Erst jetzt bemerkte Shikamaru, dass Temari ihn beobachtet hatte. Hastig legte er seine Hand wieder neben sich.

"Ach das. Das war nur ein Trainingsunfall, nichts Ernstes. Ist auch schon fast 2 Monate her...", erklärte Shikamaru und stockte dann. "Fast 2 Monate.. wann genau hatte ich den Unfall? Mist. Ich erinnere mich nicht.. kann es der 19. gewesen sein? Ich muss Chouji fragen. Und das besser gleich," überlegte Shikamaru.

Er erhob sich und wandte sich Temari zu: "Ähm.. ich muss dann jetzt mal los. Wir sehen uns bei den Vorbereitungen." Ohne Temaris Antwort abzuwarten verließ er eilig die Wohnung.
 

Temari war vollkommen perplex über seine Reaktion. Hatte sie was Falsches gesagt? Er hatte erzählt, dass er vor fast 2 Monaten einen Unfall hatte... Moment! 2 Monate? Dezember? Kann es sein, dass... dass der Becher wegen ihm...? 

Eilig ging Shikamaru die Straße entlang auf dem Weg zu Choujis Haus. Er vermutete ihn zu Hause, da es fast Essenszeit war. Obwohl bei Chouji eigentlich immer Essenszeit war.

Shikamaru erreichte das Haus seines besten Freundes und klopfte laut an die Tür. Wie es nicht anders zu erwarten war, öffnete dieser einen Moment später die Tür - mit einer Schale Reis in der Hand.

"Oh, Hey Shikamaru. Was machst du denn hier? Willst du mitessen," fragte Chouji und in brüderlicher Manier hielt er Shikamaru seine Schale Reis hin.

"Ähm, nein danke...Ich will nicht lange stören, nur kurz was fragen," antwortete Shikamaru als er sah, dass Chouji in der Tür stehend weiter seinen Reis aß, den er nur Sekunden zuvor Shikamaru angeboten hatte. "Ich wollte nur kurz fragen, wann der Unfall war," fuhr er unbeirrt fort und deutete mit seinem gesunden Arm auf seine verletzte Schulter.

"Oh, wofür willst du das denn wissen? Aber lass mich überlegen," antwortete Chouji kauend, "es war der 19. Ja, ich bin mir sicher, es gab abends Steak zu Essen bei uns. Willst du wirklich nicht mitessen?"

"Nein danke! Und danke!," rief Shikamaru, der schon wieder am Ende der Straße war, da er sich sofort nach Choujis Antwort abgewandt hatte und los gelaufen war. Sein bester Freund schaute ihm kauend nach, zuckte mit den Schultern und verschwand wieder im Haus.
 

"Es war tatsächlich der 19. Was soll das denn heißen? Was hat Temari nochmal gesagt, wäre die Konsequenz? Wenn der Becher springt oder zerbricht, ist etwas mit der Person passiert, die dem Menschen am Wichtigsten ist, der den Becher markiert hat. Also bin ich in ihrem Herzen? Heißt das, dass sie mich liebt? Wow, das wäre ja... aber sie weinte als sie von Akitos Tod erzählte.. und kann man sich wirklich auf so einen Humbug verlassen? Wie soll sowas den funktionieren? Hmpf.. ich weiß ja nicht.." während Shikamarus Gedanken unermüdlich das gleiche Thema wälzten, trugen ihn seine Füße wie von selbst zu Temaris Wohnung. Erst als er kurz vor der Tür war, bemerkte er, wo er sich befand.

"Oh. Vielleicht sollte ich mit ihr reden.. " wenig entschlossen klopfte Shikamaru an die Tür zu ihrer Wohnung. Er wartete, doch niemand öffnete. Etwas lauter klopfte er noch einmal.. wieder nichts. "Sie wird um 15.00 Uhr ja wohl noch nicht schlafen oder," fragte sich Shikamaru frustriert, verließ aber den Platz in Richtung der Wiesen um seinerseits ein bisschen abzuschalten.
 

Unterdessen hatte Temari kurz nachdem Shikamaru überstürzt aufgebrochen war, ebenfalls die Wohnung verlassen. Sie wollte rausfinden, was es mit Shikamarus Verletzung auf sich hatte. Und wer konnte das besser wissen als die Chefheilerin? So stiefelte sie kurzentschlossen zurück zum Gebäude der Hokage, klopfte an die Tür zu Tsunades Arbeitszimmer und wartete geduldig, bis sie herein gebeten wurde.

"Oh, Temari. Du schon wieder? Stimmt was nicht?"

"Ähm, doch, es ist alles gut. Ich wollte nur... Ich meine.. ich habe Shikamaru schon getroffen und wollte nur fragen, was es mit der Verletzung auf sich hat."

Tsunade musterte Temari mit hochgezogenen Augenbrauen.

"So? Und wofür ist das wichtig?"

"Oh, ähm, ich frage nur.. weil ich mir Sorgen mache.. die Vorbereitungen sind immer ziemlich anstrengend.. aber wenn die Verletzung schon alt genug und gut genug verheilt ist, wäre es ja okay."

"Ahaa," antwortete Tsunade gedehnt. Sie glaubte Temari kein Wort, das war klar. "Du musst dir keine Sorgen machen, die Verletzung heilt gut und ist.. lass mich überlegen... Mitte Dezember entstanden..."

"Wann genau?," fragte Temari hastig ohne Tsunade ausreden zu lassen.

"Am 19. glaube ich. Zumindest war das der Tag an dem Chouji zu mir kam mit Shikamaru auf dem Rücken. "

"Der 19.," flüsterte Temari. Dann verließ sie geschwind und ohne ein Wort des Dankes das Büro. Die Hokage konnte nur noch hinterher starren.
 

"Es war der 19." Dieser Gedanke kreiste unaufhörlich im Kopf von Temari. Sie war wieder auf dem weg zu ihrer Wohnung, doch ihr Weg verlief eher ziellos und sie achtete auch nicht darauf.

"Der Becher ist also wegen ihm gesprungen. Also... liebe ich ihn? Wow, große Worte.. aber so wird es sein. Wer hätte gedacht, dass ich diesen faulen Kerl lieben würde? Und was ist mit ihm? Ist ihm bewusst, dass der Becher wegen ihm sprang?"

Für und wider wälzte Temari hin und her, bis sie plötzlich realisierte, dass sie am Rande einer Wiese stand. Überrascht blickte sie sich um, um festzustellen, wo genau sie sich befand, als ihr Blick an einer Gestalt hängen bliebt, die etwa in der Mitte der Wiese auf einer Bank saß.

"War ja klar," murmelte Temari, als sie erkannte, dass es sich um Shikamaru handelte. Langsam näherte sie sich ihm. Beim näherkommen bemerkte sie, dass er wohl eingeschlafen war, denn sein Kopf lag auf seiner Brust, während er mit dem Hintern schon bis an den Rand der Sitzfläche gerutscht war. Leise überwand sie die letzten Meter und ließ sich lautlos neben ihm nieder. Sie blickte in die inzwischen tief stehende Sonne und konnte verstehen, wieso er hier so einschlafen konnte. Obwohl es noch Winter war, schien die Sonne relativ warm, so dass Temaris Gesicht angenehm gewärmt wurde. Trotz der Wärme von vorn zwang sie sich, ihr Gesicht zur Seite zu wenden und Shikamaru zu betrachten.

"Er sieht so friedlich aus," kam es ihr in den Sinn. Wie sie ihn so ansah, fiel es ihr leichter zu glauben, dass es Liebe war, was sie für ihn empfand. "Was er schon alles getan hat für mich.. und was wir alles schon durchgemacht haben..war ja klar, dass es irgendwann so weit kommen musste." Beim Gedanken daran lächelte Temari abwesend.

"Du siehst süß aus, wenn du so lächelst," hörte sie eine Stimme flüstern. Erst jetzt bemerkte sie, dass Shikamaru nicht mehr schlief und sie wie eine Geisteskranke in die Ferne und nur über ihre Gedanken gelächelt hatte. Sie errötete etwas, konnte das Lächeln aber nicht sofort stoppen. Stattdessen begnügte sie sich damit ihm die Zunge rauszustrecken.

"Charmant wie immer," erwiderte Shikamaru grinsend, kratzte sich am Hinterkopf und richtete sich auf um sich zu strecken.

"Klar, bin ich doch immer. Wie kommst du eigentlich dazu, hier draußen einfach einzupennen?"

"Keine Ahnung, ich hab so lange und viel nachgedacht und da wurde ich müde."

"Oh, achso," Temari ahnte um was seine Gedanken kreisten. Er war zu klug um etwas Eklatantes wie das Datum eines zerbrochenen Bechers zu übersehen wenn es mit ihm zusammenhängen und alles bedeuten könnte. Und es bedeutete alles. Und nichts. Sie wusste, dass sie ihn liebte, vielleicht hatte ein blöder Becher ihr auf die Sprünge helfen müssen aber früher oder später wäre sie auch allein drauf gekommen. Es stellte sich nur noch die Frage, was er empfand.

Beide saßen ein paar Minuten lang schweigend nebeneinander. Es war kein peinliches Schweigen, weil jeder die Nähe des anderen genoss, doch merkten beide, dass es anders sein könnte und sein sollte doch etwas zwischen ihnen stand.

Shikamaru wollte das Schweigen brechen, wusste aber nicht wie er anfangen sollte. Da erinnerte er sich, dass Temari kurz über das Leben bei Akito erzählt hatte. Er entschloss sich, das als Ausgangspunkt zu nutzen, weil sie bei ihm scheinbar glücklich gewesen war. Wenn er wie Akito wäre, wäre Temari sicher auch bei ihm glücklich, schlussfolgerte Shikamaru.

"Hey, erzähl mir von Akito und den anderen. Wie war es da für dich?"

"Was? Oh, okay. Naja, am Anfang war es ganz schrecklich. Ich hab alles und jeden da gehasst und all die Zeit nur in meinem Zimmer und meinem eigenen Badezimmer verbracht. Das musst du dir mal vorstellen, es kam mir vor wie ein Gefängnis - aber mit eigenem Badezimmer. Und begehbarem Kleiderschrank. Verrückt oder," lachte Temari beim Gedanken daran.

Shikamaru lächelte nur gezwungen. Temari schien es nicht zu bemerken und fuhr fort:

"Aber nach einiger Zeit gewöhnte ich mich ein. Ich gewöhnte mich an die neuen Klamotten, die man extra für mich gekauft hatte und an das riesige Haus mit der teuren Einrichtung. Ehrlich gesagt fühlte ich mich wie eine Prinzessin. Komische Vorstellung wenn ich jetzt daran denke. Ich war ja immernoch gegen meinen Willen verheiratet worden. Aber es wurde leichter. Ich verbrachte viel Zeit an dem Teich mit den Kois, den Akito besaß. Und Hina und Kami sind toll, sie waren lieb und gewissermaßen wurde ich sowas wie eine große Schwester für sie obwohl sie eigentlich älter sind. Als wenn ich das brauchen würde, noch mehr Geschwister," fügte sie gespielt betroffen hinzu. Shikamaru lauschte aufmerksam und merkte, dass es ihr wirklich dort gefallen hatte. Und er merkte, dass er und das Leben, was sie bei Akito geführt hatte, nichts gemeinsam hatten. Er beziehungsweise seine Eltern waren nicht arm - das war es nicht. Aber er machte sich nichts aus Geld. Es waren die einfachen Dinge, die ihn erfreuten - eine gute Partie Shogi gegen einen harten Gegner oder gutes Wetter mit einigen Wolken zum beobachten und faulenzen. Doch was und vor allem wie Temari es erzählte, machte ihm deutlich, dass er offensichtlich niemals gut genug sein würde für sie. Und spätestens jetzt - als ihm das bewusst wurde, wurde ihm auch klar, wie sehr er Temari eigentlich liebte. Es fühlte sich schrecklicher an als die Zeit ihrer bloßen Abwesenheit als er glaubte, dass er sie nie wieder sehen würde, weil sie verheiratet war. Das hier war eine Million mal schlimmer, weil sie so nah bei ihm war, dass er sich nur einige Zentimeter zur Seite drehen müsste um sie küssen zu können, doch gleichzeitig fühlte er sich weiter von ihr entfernt als je zuvor. Als würde er sie von Mond aus beobachten, während sie auf der Welt glücklich in einem großen Haus mit teuren Kleidern und Möbeln lebte, bei einem gesichtslosen Fremden.

Er hörte nicht mehr, ob Temari noch etwas sagte, geschweige denn, was es war. In seinen Ohren rauschte es. Er wollte weg. Er musste weg. Doch gleichzeitig wünschte er sich, dass er bleiben könnte. Bei ihr, für immer. Das er genug wäre für sie. Ohne diesen Schnickschnack drum herum. Das sie die Frau aus seinen träumen war. Eine liebevolle Ehefrau und gute Mutter, mit der er sich streiten und Shogi spielen konnte, bis ins hohe Alter hinein. Einfach für immer, bis zum Ende.

Er ballte seine Hände zu Fäusten, stand auf, vergrub die Fäuste in seinen Hosentaschen und vermied es, Temari anzusehen.

"Entschuldige, dass ich dich unterbreche. Und entschuldige, dass ich dich überhaupt gefragt habe," presste er zwischen seinen Zähnen hervor, wütender als er sein wollte aber er brachte seinen letzten Rest Beherrschung auf um nicht verzweifelt zu klingen. Verdutzt über den plötzlichen Sinneswandel von Shikamaru starrte sie ihren Gegenüber an.

"Ich kann es nicht mehr hören. Wie toll alles dort war und dass du wie eine kleine, reiche Prinzessin gelebt hast. Es muss sicher die Hölle sein, wieder hier, in der Welt der Normalen und weniger reichen zu sein. Mit kleinen Häusern ohne Teich und teure Teppiche." Er wusste, dass er gemein und vielleicht unlogisch war aber die Verzweiflung ließ ihn gleichgültig und wütend werden.

"Tja, willkommen in meiner Welt," fügte er leise hinzu, drehte sich um, ging - und ließ Temari zum dritten Mal an diesem Tage sitzen.
 

Temari verstand die Welt nicht mehr. Sie war im ersten Moment auch zu sprachlos um etwas zu erwidern. Er hatte sie doch gefragt, wie es dort war. Und sie hatte erzählt. Klar, nur oberflächliches und hohles Zeug, doch er musste doch verstanden haben, dass sie solche Sachen wie den Kuss oder ihre zwiespältigen Gefühle für Akito nicht vor ihm ausbreiten wollte. Oder verstand er das etwa nicht? War ihm das nicht bewusst? War er so doof? Anders konnte sie seine Reaktion nicht verstehen. Wut stieg in ihr auf. Schnell erhob sie sich von der Bank und lief Shikamaru nach, der noch nicht einmal das Ende der Wiese erreicht hatte.

"Hey du Idiot!"

Shikamaru stoppte abrupt und drehte sich langsam um, um Temari mit kalten Augen anzufunkeln.

"Ha, nett, dass du darauf hörst. Du hast ne gute Selbsteinschätzung," begann Temari, als sie vor ihm zum Stehen kam und ihn wütend anblitzte.

"Was willst du?"

"Dir sagen, wie bescheuert du bist! Was fällt dir ein, so blöde zu sein? Du mit deinem ach so hohem IQ benimmst dich wirklich dämlich. Glaubst du wirklich, dass ich so wäre? Ein hohles kleines Mädchen, dass nur auf teure und glitzernde Dinge steht?"

"Klar, du hast es ja eben eindrucksvoll demonstriert."

"Wow, du bist wirklich nicht so schlau wie alle immer denken. Zumindest von Mädchen hast du keine Ahnung. Meinst du, dass ich dir, ausgerechnet dir, erzählen will, was zwischen mir und Akito war? Glaubst du das?"

Einen Moment lang war Shikamaru perplex, als er sich vorstellte, was da zwischen Akito und Temari gewesen sein könnte und was sie wirklich für ihn empfand. So abgelenkt, konnte er nicht mal über ihren Halbsatz nachdenken und überlegen, was sie mit 'ausgerechnet dir' meinen könnte. Seine Wut wich Kummer.

"Nein, ich glaube nicht. Aber dass ich dir nicht mal genug wert bin, dass du mir die Wahrheit erzählst, hätte ich auch nicht geglaubt."

Das war wie ein Schlag ins Gesicht für Temari. Sie wusste was er meinte. Ihre Lüge wegen der Hochzeit. Stumm und steif blieb sie stehen und wusste nichts mehr zu sagen.

Traurig blickte Shikamaru noch einmal auf Temaris gesenktes Haupt und drehte sich dann um. Er wusste, dass er in diesem Moment zu weit gegangen war und alles zerstört hatte. Langsam ging er über die Wiese.

Ihr war nach weinen zumute. Sie wollte es nicht aber in diesem Moment konnte sie die Tränen nicht zurück halten. Stumm liefen sie über ihre Wangen und dann am Hals hinunter und hinterließen eine kalte Spur auf ihrer Haut. Sie fröstelte. Und dieses Schaudern holte sie in die Realität zurück.

"Jetzt oder nie! Wenn ich schon alles kaputt gemacht habe, dann kann's jetzt auch nicht schlimmer werden!," dachte sie entschlossen, wischte sich kurz über die Augen und lief Shikamaru zum zweiten Mal nach. Als sie ihn erreichte, stoppte sie ihn, indem sie sich mit beiden Händen jeweils seitlich in seine Weste krallte. Trotz ihrer Entschlossenheit liefen ihr noch immer die Tränen.

"Warte.. bitte," begann sie zögerlich und leise, mit zitternder Stimme. Shikamaru hatte schon in dem Moment angehalten, als er ihre Hände in den Seiten fühlte. Ihre Finger krallten sich in den Stoff seiner Weste und zogen sie herab. Er versteifte sich und blieb ruhig stehen. Temari fuhr fort:

"Es tut mir leid. So leid. Ich wollte dich damals nicht anlügen. Ich hatte gehofft, dass du verstehen würdest. Ich dachte, dass es letztendlich auch keinen Unterschied machen würde, ob ich auf Mission wäre oder... verheiratet. Aber ich konnte es dir nicht sagen. Ich schämte mich, ich wollte das alles nicht.. und nach der Nacht im Zelt.. ich.. konnte es dir einfach nicht sagen. Und dort, in Taki. Ich habe Nacht für Nacht von dir geträumt.. und wenn ich wach war, dachte ich nur an dich. Die Streitereien mit dir, die Nacht im Zelt, an die Gespräche und deinen Humor. Wie hätte ich dir denn jetzt erzählen können, dass ich Akito mochte? Ich liebte ihn nicht. Zumindest nicht so wie... wie eine Frau einen Mann liebt, eher liebte ich ihn wie einen Vater. Aber auch das.. ich konnte es dir nicht so leicht erzählen." Die Tränen liefen weiter ihre Wangen hinab und ihre Stimme war leise und brüchig. Noch immer krallte sie sich in Shikamarus Weste und drückte jetzt ihre Stirn in die Senke zwischen seinen Schulterblättern.

"Aber.. ich wollte nur, dass du weißt, dass ich das alles nicht brauche. Ich will das alles auch nicht. Ich brauche kein Haus auf einem Hügel, keinen Garten mit Teich und kein teures Porzellan. Um so etwas geht's mir nicht. Ich mochte es immer, bei dir zu sein. Und... ich mag dich. Über die Maßen. Es hätte mir immer gereicht nur bei dir zu sein, ich hätte Shogi lernen können und wir hätten zusammen sein können. Aber ich hab's kaputt gemacht. Und ich will nur, dass du weißt, dass es mir leid tut," Schloss Temari unter Tränen. Es war hart verwesen, das alles auszusprechen aber es war richtig gewesen. Sie wollte sich noch nicht von ihm lösen, weil sie ihn dann endgültig loslassen müsste. Plötzlich spürte sie einen Ruck an ihrer Stirn und den Händen und eine Sekunde später fielen ihre Hände nach unten, weil da nichts mehr war, auf das sie ihr Gewicht hätte stützen können, weil sie Shikamarus Weste jetzt in den Händen hielt. Sie wäre durch den plötzlichen Halteverlust fast nach vorne gefallen, doch zwei warme, starke Hände packten ihre Schultern und hielten sie wo sie war. Shikamarus Hände. Er hatte seine Weste geöffnet und seine Schultern so hängen lassen, dass sie ihm, von Temaris Gewicht zusätzlich nach unten gezogen, einfach von den Schultern gerutscht war. Dann drehte er sich schnell um und fing sie, bevor sie das Gewicht verlieren konnte. Zärtlich blickte er zu Temari herab, die noch immer überrascht auf die Weste in ihren Händen starrte. Sie hatte gesagt, was er nicht mehr zu hoffen gewagt hatte. Sie wollte bei ihm sein. Sie mochte ihn. Er hatte nichts zerstört. Aber.. sie dachte noch immer, dass er wütend war.

"Hey," begann er zärtlich, während er eine Hand unter ihr Kinn legte und es hochzog, damit sie ihn ansah.

"Danke. Aber du irrst dich. Du hast nichts kaputt gemacht. Du hast es absolut gerettet." Schüchtern lächelte er, während sie noch nicht ganz zu begreifen schien. Noch immer hielt er ihr Kinn, blickte in ihre verweinten Augen und näherte sich ihrem Gesicht. Auf den letzten Zentimetern schloss er die Augen und Temari, unfähig zu denken oder zu begreifen, was gerade geschah, tat es ihm gleich. Eine Sekunde später spürte sie seine weichen, warmen Lippen auf ihren und ihr Magen machte einen Salto, während sie den Boden unter den Füßen zu verlieren schien. Sie ließ seine Weste achtlos fallen und legte ihre Arme um Shikamaru. In seinem Magen kribbelte alles und er liebte schon jetzt das Gefühl von ihren Lippen auf seinen.

Nach einer Ewigkeit, die sich für beide wie eine Sekunde anfühlte, lösten sie sich voneinander. Sie blickte in seine Augen und lächelte mit geröteten Wangen. Er lächelte glücklich zurück, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, hob seine Weste auf und nahm Temaris Hand.

"Lass uns zu dir gehen, es ist kalt hier."

Lachend ließ sie sich von ihm mitziehen.
 

__________
 

Haaach, das war es nun also. Das ist das Ende. Der Moment auf den ich so hingearbeitet habe. Wegen dem ich die ganze FF überhaupt angefangen habe.. verrückt. Ursprünglich dachte ich, dass ich die FF in 4-5 Kapiteln abgefrühstückt hätte.. Naja, so kann's kommen. ;)
 

Ich hoffe sehr, dass sie euch gefallen hat, sofern es noch jemanden gibt, der diese Zeilen überhaupt liest. Ein riesiges DANKE an alle, die die Geschichte gelesen und vielleicht auch kommentiert und favorisiert haben. Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. :D
 

Und für alle, die erwartet/gehofft haben, dass ich die FF mit einem 'Ich liebe dich' beenden würde, gibt es noch einen kurzen Epilog. Erst sollte es ohne das klischeemäßige 'Ich liebe dich' gehen. Aber dann sah ich ein Bild von einem T-Shirt, dass mich zum lachen brachte. Und dann wollte ich das mit einbauen. Also. Wer will, der lese den Epilog.

Allen anderen noch ein herzliches Danke. :) ♥

Epilog

Drei Monate waren vergangen, seit dem Nachmittag auf der Wiese. Seit diesem Moment waren die beiden selten voneinander getrennt gewesen. Am Tage hatten sie zusammen die Chuunin-Auswahlprüfung vorbereitet und die Nächte hatten sie meist bei Temari verbracht. Sie verstanden sich so gut wie am Anfang, wenn nicht besser. Er brachte ihr Shogi bei und sie ihm kochen. Auch wenn die Chuunin-Prüfung vorbei war, hatte Tsunade dafür gesorgt, dass Temari als eine Art permanente Botschafterin in Konoha bleiben konnte. Sie war also in eine kleine Wohnung gezogen und Shikamaru wohnte schon fast bei ihr. Nur ab und an musste Temari nach Suna um ihrer Botschafterverpflichtung nachzukommen und Shikamaru hatte ebenfalls Missionen zu erledigen. Alles in allem verbrachten sie aber jede freie Minute zusammen und für beide war es die glücklichste Zeit ihres bisherigen Lebens. Doch trotz allem, eins hatte weder Shikamaru noch Temari bisher über die Lippen gebracht. Die magischen drei Worte.
 

Eines morgens vor einer Mission, als Shikamaru bei Temari übernachtet hatte, und er sich besonders glücklich und zufrieden fühlte, spürte er, dass es an der Zeit war, aufs Ganze zu gehen. Er wollte es sagen, und auch wenn er ahnte, dass es keinen großen Unterschied machen würde, war er etwas nervös. Und doch, er wollte es aussprechen. Sie standen auf, frühstückten zusammen und er packte seine Sachen für die Mission zusammen. Temari blieb wie sie war, gekleidet in eins von Shikamarus alten, zu großen T-Shirts, in denen sie gerne schlief und die er so gern an ihr sah. Mit ihren kurzen Shorts und einem seiner T-Shirts fand er sie am Schönsten. Als es Zeit war zu gehen, küsste er Temari. Und als sie sich von ihm löste drückte er ihr, wie so oft, noch einen Kuss auf die Stirn. Dann sah er sie an und sagte:

"Ich werd' dich vermissen. Aber ich bin bald zurück. Ich liebe dich." Er musste Lächeln als er sich diese Worte sagen hörte. Und er musste Grinsen, als er Temaris überraschten Gesichtsausdruck sah. Grinsend verließ er die Wohnung im ersten Stock und trat auf die Straße. Während er die Treppenstufen hinan gestiegen war, hatte er, noch immer grinsend, etwas auf einen kleinen Zettel aus seiner Hosentasche gekritzelt und diesen Zettel dann um eines seiner Kunai gewickelt. Nun stand er auf der Straße und blickte hoch zu dem kleinen Balkon von Temaris Wohnung, als sich auch schon die Balkontür öffnete. Rasch warf er das Kunai, so dass es in der Wand neben der Balkontür stecken blieb. Er tat als sei nichts gewesen und wandte sich zum Gehen als er sie hörte:

"Hey du Idiot! Pass auf dich auf! Ich liebe dich!!"

Shikamaru hatte sich schon bei den ersten beiden Worten lächelnd zu Temari umgedreht und lächelte jetzt liebevoll zu ihr hoch. Dann zeigte er stumm mit einer Hand auf das Kunai, das neben Temari in der Wand steckte. Verdutzt zog sie es heraus und wickelte den Zettel, der drumherum gebunden war, auseinander. Sie lachte als sie seine Worte las:

"Ich weiß."

Als er ihr Lachen hörte, konnte auch er sich ein Lachen nicht verkneifen. Zum Abschied winkte er Temari zu und drehte sich dabei um. Dann lief er los.
 

_______
 

Das war's nun aber wirklich. Ich hoffe sehr, dass euch die Geschichte gefallen hat und sie einigermaßen nachvollziehbar und nicht zu OOC war. Wie immer freue ich mich über Lob, Kritik und Anregungen, gern auch zu einer neuen FF, da ich so spontan noch keine Idee habe..

Also: Zum Letzten Mal nun: Danke, danke, danke fürs Lesen und favorisieren und kommentieren. :D ♥



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Kommentare zu dieser Fanfic (39)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ami_Mercury
2013-04-03T20:08:57+00:00 03.04.2013 22:08
Eine ungewöhnliche, aber schöne ShikaTema! Favo!

PS: Ein bisschen Schleichwerbung XD meine FF-Liste beherbergt auch ShikaTemas^^
Von:  Ami_Mercury
2013-04-03T19:10:46+00:00 03.04.2013 21:10
Als Temari weinend aus dem Büro trat, habe ich genau so etwas erwartet.
Von der Geschichte mal abgesehen - das ist kein Vorwurf - glaub ich zwar nicht, dass Gaara so etwas jemals tun würde (er ist ja nicht wie sein Vater), aber für die Story ist es eine super Idee
Von:  Ami_Mercury
2013-04-03T18:59:29+00:00 03.04.2013 20:59
Es fühlte sich, als wäre dies genau ihr Platz. In seinem Arm.
HACH! Wie recht sie damit doch hat^^
Von:  Ami_Mercury
2013-04-03T17:52:23+00:00 03.04.2013 19:52
Genau auf diese letzte Geste habe ich gewartet! Dass er ihre Hand in seine nimmt =)
<-- hoffungslose Romantikerin durch und durch
Antwort von:  Ayno
03.04.2013 19:59
Wuhaha, das bin ich auch. ;) warte was noch kommt... hrhrhr.. ;>
Von:  Sayu_van_Bathory
2013-02-09T18:29:22+00:00 09.02.2013 19:29
Eins Plus Plus Plus für die FF. Sie ist dir total gelungen und die Story ist einfach nur der hammer. Echt süß geworden. Ein gaaanz dickes Lob! :D

LG
-SayuChan-
Antwort von:  Ayno
03.04.2013 20:00
Danke. <3 ich freu mich sehr über das lob. :D *-*
Von:  fahnm
2013-02-09T01:06:16+00:00 09.02.2013 02:06
Wie Süß^^
Also die ganze stroy war genial^^
Antwort von:  Ayno
09.02.2013 19:19
Super lieb, freut mich, dass es dir gefallen hat. :D und danke für all die lieben Kommis. <3
Von:  fahnm
2013-02-09T01:04:29+00:00 09.02.2013 02:04
Ein Schönes ende^^
Auch wenn der eine Teil sehr Dramatisch war.
War aber trozdem gut.^^
Von:  fahnm
2013-02-08T23:14:52+00:00 09.02.2013 00:14
Süß die zwei.
Bin schon gespannt wie es weiter geht.^^
Von:  fahnm
2013-02-08T22:42:20+00:00 08.02.2013 23:42
Das war Bitter.
Arme Temari.
Aber Kami und Hina tun mir leid.
Wie es jetzt wohl weiter gehen wird.
Von:  Little-Cherry
2013-02-08T20:49:45+00:00 08.02.2013 21:49
wie süßßßßßßßßß *herzchen augen*
so jetzt, aber zu meinem finalen kommentar, mach dich bereit!
also alles in einem war deine ff echt gut. ich habe sie total gerne gelesen und ständig mit den beiden mitgefiebert. es war romantisch und dramatisch und richtig gut. am besten fand ich es wie du das gefühlschaos der beiden beschrieben hast. man konnte sich richtig in die charas hineinversetzen und mit ihnen fühlen, also das war wirklich gut und hat mir super gefallen! dadurch sind auch die ganzen süßen momente entstanden und es hatte eine viel größer wirkung auf den leser (fand ich zumindest)
jetzt kommt es aber zu dem großen ABER: du solltst vielleicht selber noch mal über deine ff lesen, denn öfters sind kleine rechtschreibfehler oder falsche vorsilben anfänge, das macht das lesen natürlich etwas schwerer, aber es ist ganz so dramatisch, ich habe schon schlimmere gelsen... außerdem gab es manche sachen, die du hättest genauer beschreiben können, doch sonst war sie wirklich gut.
als anregung hätte ich noch, dass du ja eine fortsetzung schreiben kannst... (falls du dazu noch genaueres wissen willst schreib mich einfach an, aber ich denke, dass hier ist schon lang genug...)

ich habe mich gefreut diese ff lesen zu können und lese auch gerne eine weitere von dir
vlg cherry
xxx
Antwort von:  Ayno
09.02.2013 19:18
Kacki, das mit der Rechtschreibung hasse ich.. es fiel besonders ab dem neu hochgeladenen Kapiteln auf oder? Ding ist, dass ich die alle auf dem Handy geschrieben hab.. und das kümmert sich nicht drum, ob ich Worte groß oder klein schreibe oder welche Vorsilbe dabei ist.. aber ich geh die Tage noch mal drüber, wenn ich wieder Word hab oder so. :)
Danki. <33
Antwort von:  Little-Cherry
10.02.2013 12:01
ich hass das auch immer...
das kann ich dir leider nicht mehr sagen, weil ich mich an die schreibweise bei den anderen nicht mehr erinner, aber bei denen ist doch ganz schön auffällig gewesen...
das ist natürlich echt blöd... ich schreib auch lieber mit word, weil wenn mein handy das verbessert, verbessert es oft zu den falschen worten...

immer wieder gern <33


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