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Terranigma - Das vergessene Schicksal

Terranigma Saga Story One
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Cool, dass diese Geschichte einen Kommentar hat *freu*
Hier nach langer Zeit das zweite Kapitel ;)
Viel Spaß beim weiterlesen ;) Komplett anzeigen

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Kapitel 2 - Der Turm der Hoffnung

Kapitel 2

Der Turm der Hoffnung
 

Nach einem fast endlosen Spaziergang durch den Gang, welcher aus schwarzen Steinen gebaut ist, stehen Mei-Lin und Fluffy, wobei er schwebt, nun in der offenen Unterwelt.

Mei-Lins Füße stehen auf einer Mischung aus Geröll, Eis und einer Art Kristall. In der Ferne, dort wo das Festland zu Ende ist, sieht man das rote Leuchten des Lavastroms, der sich um den Kontinent windet.

Der Geruch von Schwefel liegt in der Luft und eine irreale Mischung aus Kälte und Hitze schlägt Mei-Lin ins Gesicht.

Sie lässt ihren Blick über das flache Land schweifen. In der Ferne ist die einzige Unebenheit die sie entdecken kann ein riesiger schwarzer Turm,

"Ist das der Turm?" erkundigt sich Mei-Lin, obwohl sie sich der Antwort schon bewusst ist. Der Schwefelgeruch und die damit verbunden Gase machen ihr beim Sprechen etwas zu schaffen.

"Ich fürchte ja!" beginnt Fluffy mit etwas grimmigen Unterton zu antworten: "Und es sieht ganz danach aus, als dürfen wir noch ein ganzes Stück weiter laufen..."

Mei-Lin seufzt müde, widerspricht aber nicht, als Fluffy sich selber widerwillig in Bewegung setzt.

Nun ging der endlose Spaziergang weiter.

Beide fragten sich, ob sich dieses endlose Laufen am Ende auch wirklich lohnen würde.

Würde es ihnen wirklich gelingen das Leben auf diese Weise wieder auf die Welt zurück zu bringen?
 

Sie lächelte zufrieden.

Zwar hatte sie gehofft, dass Fluffy seine Arbeit schneller beendet, aber jetzt wo sie das kleine wunderschöne Mädchen sah, entschädigte sie dieser Anblick für das lange Warten.

Ihr Lächeln wurde breiter.

Von Sekunde zu Sekunde sah sie die Beiden deutlicher.

Nur noch wenige Augenblicke, dann würde sie hier vor ihr stehen.
 

Mit letzter Kraft ging Mei-Lin die, glücklicher Weise, wenigen Stufen zum Turmtor hoch.

Keuchend vor Erschöpfung sank das kleine Menschlein in sich zusammen.

Ihre Füße und ihre Lunge schmerzten. Es war als hätte sie Nadeln in der Brust.

Sollte sie jetzt etwa noch diesen Turm hinauf steigen?

Mei-Lin hatte nur noch das Bedürfnis zu weinen.

Sie schlurzte, aber Fluffy schenkte dem keine Beachtung. Es kümmerte ihn nur heraus zu finden wie man in diesen pechschwarzen Turm hinein kam. Er sah keinen Anhaltspunkt auf einen Hebel oder einen Schalter mit dem man das große Eisentor öffnen konnte.

Er seufzte enttäuscht.

Fluffy musterte das Tor noch einmal stirnrunzelnd und die Grimasse auf dem Tor starrte grimmig zurück.

Das Ursprungswesen prallt erschrocken zurück. Wieso hat das Tor auf einmal ein Gesicht?

Die Torgrimasse war grau und globig. Das Gesicht musterte Fluffy zornig, dann lies es einen Blick zu dem Mädchen schweifen, welches es liebevoll anlächelte.

"Weine nicht mein kleines Mädchen! Alles wird gut!" erklärte ihr das Tor auf liebevolle Weise, allerdings mit einer dröhnenden Stimme.

Es war ein bizarrer Klang, eine Mischung aus Freunde und Hass.

Mei-Lin blickte überrascht auf.

Das Mädchen hatte, im Gegensatz zu dem ursprungswesen, keine Angst, weder vor dem Tor, noch vor der Stimme.

"Wer bist du?" fragt Mei-Lin das Gesicht auf dem Tor neugierig.

"Ich bin der Wächter dieses Turms, und wer bist du?" antwortet das Tor erfreut.

"Mein Name ist Mei-Lin" stellt sich das Mädchen höflich vor, wobei es sich auf stellt und einen Knicks macht.

Fluffy zog misstrauisch eine Augenbrauche hoch. Irgendwie waren die Fortschritte, die das Mädchen in ihrer Entwicklung machte ungewöhnlich schnell und zielstrebig. Seiner Meinung nach zu schnell und zielstrebig, wenn man bedachte, dass sie sich seit ihrer "Geburt" an einem Ort befand, an dem Leben quasi unmöglich war.

Etwas stimmt hier nicht und Fluffy konnte nicht sagen, ob das aus seiner Sicht gut oder schlecht war.

Allerdings war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt um darüber nach zu denken, denn er hatte das Gefühl, dass die erwartete Prüfung soeben begonnen hatte.

"Es ist mir eine Ehre Mei-Lin. Sag mir, was führt dich hierher?" spricht die dröhnende Stimme auf ihre bizarre Art liebevoll weiter.

"Nun, ich bin gekommen um die Seele des Lebens zu erwecken, welche in diesem Turm schlummert" erklärt Mei-Lin wahrheitsgemäß aber in hörbar unsicherem Tonfall.

"Du klingst nicht so, als ob du das wirklich willst!" stellt das Tor, auf ihre Unsicherheit eingehend, fest.

Fluffy zuckt entsetzt zusammen.

Innerlich flehte er das Schicksal an, dass dieses Mädchen jetzt die richtigen Worte sagen würde, sonst wäre seine ganze Arbeit umsonst gewesen.

Warum nur hatte sein Herr ihm überhaupt so eine nervenzerreißende Aufgabe geben müssen?

Das schlimmste an allem war, dass er grade absolut machtlos war. Das Ursprungswesen konnte nichts anderes tun als zu zusehen und zu hoffen.

So hilflos war Fluffy seit Anbeginn der Zeit noch nie gewesen. Im Gegenteil!

Bisher war es ihm immer vergönnt gewesen als oberster Diener des Unterweltenherrn alle anderen herum zu kommandieren.

Würde das Turmtor ihn nicht aus den Augenwinkeln mit einem erdolchenden Blick mustern, würde er vielleicht sogar in Versuchung kommen Mei-Lins Antwort zu seinen Gunsten zu manipulieren.

Eigentlich überlegte Mei-Lin nur wenige Augenblicke, aber ihr kam es wie eine Ewigkeit vor.

"Was sollte ich denn sonst hier wollen?" erkundigt sich das Mädchen wirklich interessiert nach anderen Optionen.

"Ich weis nicht? Vielleicht suchst du ja einen Ort voller Schönheit an dem du in Frieden leben kannst?" entgegnet das Tor mit hörbarem Lächeln in der Stimme.

Fluffy und Mei-Lin blicken das Tor verständnislos an, dann einander und dann wieder das Tor.

Dann räuspert sich das Ursprungswesen und fliegt ein kleinen Stück auf das Tor zu, so als würde er einen Schrittauf es zugehen.

"Verzeiht ehrwürdiges Tor! Mir ist zu Ohren gekommen, dass uns hier eine Prüfung erwartet, welche es zu lösen gilt um sich dem Leben als würdig zu erweisen." versucht Fluffy diese lästige Aufgabe endlich voran zu bringen.

"Ist das ganze Leben nicht eine Prüfung?" entgegnet das Tor in aller Seelenruhe.

Es kam Fluffy grade so vor, als würde das Tor ihn zum Narren halten.

Wie konnte sich das Tor so etwas wagen? Schließlich war er der oberste Diener des Unterweltenherrn.

"Verzeiht mir, aber ich kann nicht beurteilen ob das Leben eine Prüfung ist, da ich noch nicht so lange existiere und außerdem ja hier bin um das Leben an sich zu erwecken..." erklärt Mei-Lin.

Der Torwächter schmunzelt.

Jetzt hatte er das Mädchen und das Ursprungswesen wohl lange genug auf die Folter gespannt.

"Also gut, hört zu!" begann das graue Gesicht völlig ernst zu sprechen: "Der gesamte Turm der Hoffnung ist eine einzige Prüfung, vom Tor bis zur Turmspitze. In seinem Innern lauern Gefahren auf euch, die euch das Leben rauben können. Seit ihr BEIDE dennoch bereit euch dieser Aufgabe zu stellen?"

"Ja, ich bin bereit!" erklingen Mei-Lins und Fluffys Stimmen im Einklang.

"Gut!" bestätigt der Turmwächter, dass er ihre Antwort verstanden hat.

"Als erstes Hindernis stehe ich mit einem Rätsel vor euch!" erklärt der Turmwächter.

"Ein Rätsel?!" antwortet Fluffy mit einer Mischung aus Misstrauen und Überraschung.

"Was für ein Rätsel?" fügt Mei-Lin ihrerseits fragend hinzu.

"Das Rätsel, mit welchem ich prüfe ob ihr es würdig seit diesen Turm zu betreten!" erklärt das Turmtor grinsend.

Das Grinsen des Tores wird noch breiter, als Fluffy es mit einem Blick mustert, der wohl töten würde, wenn er könnte.

"Wie lautet denn das Rätsel?" erkundigt sich Mei-Lin voller Unschuld.

Einen Moment spielt der Turmwächter mit dem Gedanken Fluffy noch ein wenig mehr zu reizen, würde er dadurch aber laut werden so könnte es passieren, dass er Mei Lins reine Seele beschädigt und das wäre für "ihre" Pläne fatal.

"Das Rätsel lautet: Was geht am Morgen auf vier Beinen, am Mittag auf zwei Beinen und am Abend auf drei Beinen?" spricht das Tor ohne weitere Verzögerung das Rätsel aus.

Fluffy und Mei-Lin schauen im wahrsten Sinne des Wortes wie zwei Schweine, die ins Uhrwerk schauen.

"W-was soll das sein?" erkundigt sich Fluffy, nachdem er die erste Verwirrung überwunden hat.

"Nun, das möchte ich von euch wissen!" entgegnet das Tor freudig schmunzelnd.

"Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich kenne außer Fluffy, Euch und mir keine Lebewesen..." beginnt Mei-Lin nachdenklich zu sprechen: "Dann könnte es nur ein Mensch sein... Aber wieso läuft er am Morgen auf vier Beinen und am Abend auf drei?"

Das Ursprungswesen mustert das Mädchen mit hochgezogener Augenbraue, während er darüber nachgrübelt was die Antwort auf ihre Frage sein könnte.

Warum sollte ein Mensch am morgen auf vier und am Abend auf drei Beinen laufen?

"Was meinst du zu ihrer Antwort?" erkundigt sich das Tor bei dem Ursprungswesen.

Mit einer nachdenklich gerunzelten Stirn dreht sich Fluffy zum Tor um.

"Was die Sache mit den vier Beinen angeht... das könnte ein kleines Menschenkind sein. Soweit ich weis "krabbeln" sie, bevor sie laufen lernen, auf Händen und Knien" erklärt Fluffy, nach einer Pause, nachdenklich.

"Und? Läuft ein Mensch am Abend auf drei Beinen?" erkundigt sich das Tor schmunzelnd weiter.

Jetzt war sich das Ursprungswesen sicher, dass die Antwort auf das Rätsel "Mensch" war, aber er wusste auch, dass das Tor es genau erklärt haben wollte.

"Also wenn ich das richtig verstehe..." beginnt Mei-Lin nachdenklich alles zusammen zu fassen: "Am Lebensmorgen krabbelt ein Mensch auf "vier Beinen", in der Lebensmitte läuft er auf zwei Beinen und am Lebensende auf drei Beinen, weil..."

"..., weil er altersschwach wie er ist, einen Gehstock als Hilfsmittel beim Laufen benutzt. Somit hat er "Drei Beine". Seine richtigen Beine und einen Gehstock!" erinnert sich Fluffy an Erzählungen aus alten Zeiten.

Wie das Ursprungswesen versucht sich genauer an die Erzählungen zu erinnern, sind diese auch schon wieder verschwunden.

"Es sieht ganz so aus, als hättet ihr euch meiner Aufgabe als würdig erwiesen" stellt der Torwächter voller Stolz fest.

"Das bedeutet, dass wir in den Turm dürfen?!" stellt Fluffy voller Freude fest.

"Ja!" antwortet das Tor und fügt, bevor Fluffy seinen Freudensprung machen kann, hinzu: "Aber vorher möchte ich Mei-Lin noch etwas geben, was ihr helfen wird, sich vor den Gefahren im Turm zu schützen"

Noch bevor sie etwas sagen können, sehen Mei-Lin und Fluffy wie im Mund des Torwächters etwas in hellem Blau zu glitzern beginnt.

"Ich möchte dir den Kristallspeer geben. Hier in diesem Teil der Welt hat er die Fähigkeit Wunden und Erschöpfung zu heilen!" erklärt der Turmwächter schmunzelnd, wobei er Mei-Lin dabei beobachtet wie sie neugierig näher kommt.

Während Mei-Lin näher an das Tor heran tritt, kommt der Speer aus dem Mund gefahren.

Neugierig nimmt Mei-Lin die Waffe in die Hand. Der Speer hat ein angenehmes Gewicht.

"ich weis nicht, wie man einen Speer benutzt..." meint das Mädchen unsicher, nachdem sie die Waffe einige Augenblicke fasziniert bewundert hat.

"Mach dir darüber keine Gedanken, dein Herz wird dich schon leiten!" beruhigt der Torwächter das Mädchen mit sanfter Stimme.

"Ich denke es wird langsam Zeit den Turm zu betreten! Das Leben wartet schon viel zu lange auf sein Erwachen!" drängt Fluffy ungeduldig. Er will diese Aufgabe endlich zu Ende bringen.

Der Torwächter nickt zustimmend: "So sei es, geht nun!"

Mit Beendigung dieser Worte verschwindet das Gesicht von dem grauen Metalltor und selbiges schwingt mit Hilfe von zwei eisernen Ketten nach oben auf.

Fluffy blinzelte überrascht, während er in den Gang starrte, den das Tor plötzlich so einfach frei gegeben hatte. Ihm war irgendwie nicht wohl bei der Sache. Spätestens jetzt hatte er das Gefühl, dass ihm etwas übles widerfahren würde. Andererseits: Wie viel Angst musste man vor einem Torgeist haben, wenn man unter dem Schutz der Unterweltenherrn stand?
 

Mei-Lin hatte in dieser Zeit bereits den Turm betreten.

Hier drinnen war es wesentlich dunkler, da es keine Fenster gab und der lange breite Gang nur von einzelnen Kerzen an den Wänden, sowie kleinen an vereinzelten Kronleuchtern hängenden Fünfergruppen von Kerzen beleuchtet wurde.

Den Speer hielt sie mit beiden Fäusten fest umklammert, so fest, dass es weh tat.

Jeder einzelne ihrer Schritte hallte in dem leeren Gang scheinbar endlos wieder.

Und obwohl der Schwefelgehalt hier drinnen spürbar niedriger war, so hatte sie doch das Gefühl, dass ihr etwas die Luft abschnüren würde.

Es war hier irgendwie... unheimlich.

Plötzlich prallte etwas von hinten gegen sie. Mei-Lin war so erschrocken, dass sie laut aufschrie und in Panik losrannte.

Fluffy, der ihr allem Anschein nach zu eilig geflogen war, als er gemerkt hatte, dass Mei-Lin bereits ohne ihn den Turm betreten hatte, sah ihr nun mit einer Mischung aus purem Entsetzten und Verwirrung hinterher.

Warum hatte sie sich durch den Anprall SO stark erschrocken?

Hatte er damit ihre Seele beschädigt?

Das Mädchen rannte so lange durch den halbdunklen Gang bis es über eine große weiche Kugel fiel, welche plötzlich vor ihre Füße rollte. Bei ihrem Sturz fällt Mei-Lin der Kristallspeer aus der Hand und schlittert irgendwo vor sie ins Halbdunkel.

Als sich das Mädchen aufrappelt widmet sie ihre Aufmerksamkeit nicht dem verlorenen Speer, sondern der großen lilanen Kugel.

Vorsichtig krabbelt sie das Stück, das sie "geflogen" war zurück zu der Kugel. Neugierig streckt sie ihre Hand aus und berührt sie. Die Kugel ist nicht nur weich, sondern auch warm und in ihrem Innern scheint Bewegung ähnlich Mei-Lins Atmung zu ruhen.

Genauer kann sich das Kind nicht auf die fremden Eindrücke konzentrieren, weil sich die Kugel kurz nach der Berührung auf der Stelle zu drehen beginnt. Wenige Augenblicke später wird sie von einem riesigen grimmigen Auge angestarrt.

Mit einem stummen Schrei prallt sie erschrocken zurück. In dem Auge des runden lilanen Lebewesens ist nicht der geringste Funke von Güte oder Verständnis.

Dieses DING da vor dem Mädchen ist einfach nur eine manifestierte Form der Dunkelheit und wenn sie sich nicht schnellstens zur Wehr setzen würde, würde es der Zyklop tun.

Panisch tastet Mei-Lin nach dem Speer ohne dabei auch nur eine Sekunde ihren Blick von dem lilanen Ungetüm abzuwenden.

Doch egal wo hinter sich sie den Boden berührt, nirgendwo ist ein Speer zu ertasten.

Entsetzt wirft Mei Lin einen verängstigten und erschrockenen Blick über die Schulter. Einige Meter hinter ihr schimmert der Kristallspeer im Halbdunkeln am Boden.

Als sie sich wieder zu dem Zyklopen umdreht hat dieser sich gerade wieder wie ein Igel zusammengerollt und angefangen sich auf der Stelle zu drehen, wobei er von Sekunde zu Sekunde immer schneller wird.

Mei-Lin hatte so etwas logischer Weise noch nie zuvor gesehen, trotzdem fühlte sie, dass es nicht gut für sie war hier tatenlos zu verweilen. Sie sprang augenblicklich auf die Füße und rannte so schnell sie ihre Füße tragen konnten auf den Kristallspeer zu.

Doch kaum hatte sie ein halbes Dutzend Schritte geschafft, hört sie wie etwas über den Boden auf sie zu schlittert.

Ihre Instinkte halten sie dazu an sich zu ducken, ganz gleich ob es ihr bei einem Bodenangriff von Nutzen ist oder nicht.

Kaum einen Sekundenbruchteil später hört sie hinter sich zwar den dumpfen Aufprall zweier Körper, sie spürt aber keinen Schlag gegen ihren Körper.

Egal was ihr diese Gelegenheit verschafft hat, sie überwindet die letzten Meter bis zum Speer, schnappt ihn sich und dreht sich dann zu dem Zyklopen um.

Das lilane Ungetüm sitzt am Boden und starrt wie ein hungriger Geier auf das bewusstlose rosane Wesen vor sich.

"FLUFFY!?" stellt Mei-Lin entsetzt fest als ihr Blick ihren bewusstlosen Begleiter erreicht.

Man musste kein Genie sein um sich ausmalen zu können, dass das Ursprungswesen das Mädchen gerettet hatte. Etwas in ihr war dankbar dafür, dass er sie geschützt hatte, etwas anderes hingegen war von Schuldbewusstsein zerfressen, weil er ihretwegen verletzt worden war. Außerdem war sie wütend auf den Zyklopen, weil er es gewagt hatte das einzige Wesen, dass sie etwas kannte anzugreifen.

Sie zögerte keine Sekunde mehr sondern griff den Speer fest und sicher mit beiden Händen und stach ihn dem Zyklopen durch den Augapfel hindurch. Instinktiv erwartet etwas in ihr, dass eine rote Flüssigkeit aus dem Auge spritzt. Aber das geschieht nicht, stattdessen bläht das Monster sich auf und , so bizarr es klingt, zerplatzt zu einer Staubwolke.

Einige Augenblicke mustert Mei-Lin den wegwehenden Staub unsicher, dann wirbelt sie, sich an ihren Begleiter erinnernd, herum und eilt auf Fluffy zu.

"Fluffy! Fluffy sag was! Bitte!" spricht Mei-Lin das Ursprungswesen besorgt an als sie sich neben ihn gekniet hat.

Vorsichtig berührt sie ihn und versucht ihn leicht wach zu rütteln.

Durch den vorsichtigen Rüttler kommt Fluffys abgestürzter Kreislauf wieder in Gang. Er hatte Mei-Lins Worte zwar in weiter Ferne gehört, konnte sie aber nicht verarbeiten.

´Wieso machen sich Menschen um andere Sorgen? Oder tut sie das nur aus Schuldgefühl, weil ich ihrer statt verletzt wurde?` fragt sich das Ursprungswesen, als seine Sinne sich langsam wieder sammeln.

Was sie wohl sagen, denken oder fühlen würde, wenn sie wüsste, dass er seine Gesundheit nur geopfert hatte, weil er nicht wollte, dass seine Mission fehlschlägt und sie nicht gerettet hatte, weil er in Sorge um sie war.

Langsam öffnet Fluffy seine Augen.

So wie es sich anfühlte hatte Mei-Lin ihn wie einen Ball in den Armen. Je eine Hand von ihr ruhte links beziehungsweise rechts von seinem Gesicht uns sie sah mit ihrem Mondgesicht besorgt auf ihn herab.

Irgendwie war ihre Nähe so warm und weich und so gemütlich....

Fluffy riss sich entsetzt aus ihrem griff los. Das war ja grässlich!

Wie konnte es Lebewesen gefallen wenn sie die Wärme eines anderen Lebewesens so spürten?

Angewidert flog er in kleiner Entfernung ins Dunkel über Mei-Lins Kopf.

"Fluffy ist alles in Ordnung mit dir?" erkundigt sich Mei Lin verunsichert und besorgt nach dem Befinden des Ursprungswesens, welches im Dämmerlicht über ihr schwebt.

"Unwichtig! Wir müssen uns um unsere Mission kümmern, also lass uns keine Zeit mehr verlieren und komm!" entgegnet Fluffy schnippig und fliegt ohne auf Mei Lin zu warten das letzte Stück des Ganges hinunter und verschwindet, einer Wendeltreppe nach oben folgend.

Enttäuscht von Fluffys kaltherziger Reaktion folgt das Mädchen seinem Begleiter mit schlurfenden Schritten.
 

Nach einer ganzen Weile kam Mei-Lin völlig erschöpft am oberen Ende der Treppe en.

Warum um alles in der Welt kostete es sie si viel Kraft Stufen hinauf zu steigen?

Sie atmete tief durch und sah sich nach ihrem Begleiter um.

Das erste was ihr auffiel war, dass dieser Raum wesentlich heller war als die Eingangshalle und das obwohl es, auf die Raumfläche gesehen, die selbe Anzahl von Kerzen waren die den Raum beleuchteten.

Ob es wohl daran lag, dass der Raum niedriger war als der vorangegangene Raum?

Wohl eher nicht!

Überall im Raum stehen Säulen auf denen ja ein mystischer unförmiger Wasserspeier thront. Manche der Säulen stehen so dicht bei einander, dass man denken könnte die Säulen wären Wände.

Außer den Säulen befindet sich ziemlich mittig im Raum ein Podest.

Ob sich etwas auf dem Podest befindet kann Mei-Lin nicht sagen, da es zu hoch ist, als das sie aus dem Stand heraus darauf blicken könnte.

Das Mädchen mochte nicht viel von den Naturwissenschaften verstehen, mit denen die Welt am Laufen gehalten wurde, aber ihre Instinkte sagten ihr, dass es bei so vielen Säulen eigentlich viel mehr Schatten geben müsste.

Hatte es vielleicht irgendeine Bedeutung?

Mei-Lin entdeckte Fluffy über einer Statue direkt vor sich.

Das Kind lief eilig auf die Säule zu, gerade in diesem Moment beendet Fluffy seinen Rundblick und fliegt zu ihr hinab.

"Auf der gegenüberliegenden Seite ist eine Tür, allerdings ist sie durch ein Gitter versperrt. Einen anderen Ausgang habe ich nicht gesehen!" antwortet Fluffy auf Mei-Lind ungestellte Frage.

"Dann schlage ich vor, dass wir erst einmal zu der versperrten Tür gehen und schauen ob wir sie öffnen können" meint Mei-Lin entschlossen. Das Ursprungswesen unterstreicht ihre Worte mit einem zustimmenden Nicken, dann wenden sich die Beiden um und gehen dorthin, wo Fluffy die Tür gesehen hat.
 

Nach einem schier endlosen Zick-Zack-Lauf durch die mit Wasserspeiern gekrönten Steinsäulen und mit der Hilfe von Fluffy, der nach jedem halben Dutzend Steinsäulen über sie alle geflogen ist um nach zu prüfen, dass sie nicht in einer Sackgasse landen, steht Mei-Lin jetzt vor dem verschlossenen Durchgang, den Fluffy entdeckt hatte.

Beide mustern für einige kurze Augenblicke das Gittertor, dann den Türrahmen, zu letzt geht Mei-Lin auf das Gitter zu, greift danach und rüttelt daran.

Nichts geschieht!

"Wie öffnet man für gewöhnlich so ein Gittertor?" erkundigt sich Mei-Lin bei Fluffy alsihr die Ideen ausgegangen sind.

"Für gewöhnlich werden die Ketten an denen das Gittertor befestigt ist mit Hilfe einer Walzenanlage hoch gezogen" erklärt Fluffy nachdenklich.

Kaum hat Fluffy zu Ende gesprochen, fällt Mei-Lin das Podest ein, was jetzt ein kleines STück hinter ihnen genau dem Tor gegenüber liegt.

Zwar kann Mei-Lin immer noch nicht sehen was sich auf dem Podest befindet, aber dank Fluffy hat sie jetzt eine Vermutung was da oben sein könnte.

"Vielleicht ist es ja auf diesem Podest!" weist Mei-Lin Fluffy auf die Gedanken hin, die ihr im Kopf herumschwirren. Um Ihre Worte noch zu unterstreichen deutet sie beim Sprechen in die entsprechende Richtung.

Ihrer Geste folgend mustert Fluffy das Podest einen Moment aus der Ferne, dann meint er zuversichtlich: "Das finden wir nur heraus, wenn wir nachsehen!"

Wie Fluffy ausgesprochen hat setzten sich das Mädchen und das ursprungswesen gleichzeitig im Bewegung.
 

Kurze zeit später trennen sie nur noch wenige Schritte, oder in Fluffys Fall noch wenige Flügelschläge, von der Treppe die zum Podest heraufführt. Genau in diesem Augenblick "ploppen" im wahrsten Sinne des Wortes ein halbes Dutzend schwebender Wesen vor ihnen auf der Treppe auf.

Die Körper der Wesen sind schwarze Kugeln, welche einen Durchmesser von etwa zwanzig Zentimetern haben. In der Mitte der Kugel befindet sich ein Auge mit einer schwarzen leeren Iris. Rund um ihre Körper haben die Wesen vier Flammen, welche jeweils auch einen Durchmesser von zwanzig Zentimetern haben, etwa eine Hand breit vom Torso in der Luft schwebend. Die Flammen sind je einmal über, unter zur linken und zur rechten des Torsos.

Fluffy zuckt entsetzt zusammen als er die unheilankündenden Flammen der schwebenden Monster sieht. Mag sein, dass es ihnen mit dem Feuerelement möglich ist ihn zu verletzten, was aber gewiss ist: Mit ihrem feuer können die Monster Mei-Lin schrecklichen Schaden zufügen.

Um das ganze noch abzurunden waren diese feurigen Ungetüme auch noch in der Überzahl.

Mei-Lin wie auch die Feuermonster hatten sich schon kampfbereit gemacht, was bedeutete, dass Fluffy eine kaum existente Zeitspanne zur Verfügung hatte um sich etwas einfallen zu lassen.

Seine Gedanken rasten wie ein unbändiger Wasserlauf durch seinen Kopf und das einzig klare Bild was sie formten war "Mit-dem-Kopf-durch-die-Reihe-der-Gegner"!

Dem Ursprungswesen fehlte die Zeit und die Geduld um sich darüber Gedanken zu machen, wie viel Erfolg er mit dieser Idee haben könnte.

Ohne noch weiter Zeit zu verlieren schnellt Fluffy auf eines der vorderen Beiden Feuermonster zu und verpasst ihm mit seinem Körper einen Bodycheck. Durch den Anprall von Fluffys Körper prallt das Feuermonster gegen seinen, von ihm aus, linken Artgenossen, dabei kommt seine linke Flamme an den Körper seines Artgenossen und entzündet ihn.

Einige Augenblicke zappelt das brennende Feuermonster hilflos quickend in der Luft herum bevor es, wie schon der Zyklop, einfach zerplatzt.

Das erste Feuermonster, welches Fluffy angerempelt hatte, prallt, nachdem es an seinen Artgenossen geprallt war, auf die Treppe und zerplatzt.

Was Mei-Lin anging, so brauchte sich Fluffy jetzt keine Sorgen um ihr Wohl zu machen, da die Augen der verbleibenden vier Feuermonster voller Zorn nur auf ihn gerichtet waren. Jedes der vier Feuermonster begann durch drehen der vier Flammen um den Torso eine Feuerkugel vor dem Körper zu bilden, welche sie dann ohne Umschweife auf Fluffy schossen.

Mit einigen unbeholfenen Hüpfern schaffte es Fluffy zu seiner eigenen Überraschung jeder einzelnen Flamme auszuweichen.

Doch die Freude war nur von winziger Dauer!

Kaum war Fluffy der letzten Flamme entkommen, erzeugten die Feuermonster neue Feuerkugeln vor ihren Körpern.

Dieses Mal nutzte Mai-Lin die Gelegenheit!

Den Kristallspeer fest in den Händen haltend rennt Mei-Lin auf die drei Feuermonster zu, die sich in einer Reihe auf der linken Seite von Fluffy gesammelt haben. So heftig wie sie nur kann schlägt sie die Speerspitze gegen den Torso des Feuermonsters, welches durch den Schlag gegen seine Artgenossen geschleudert wird und mit ihnen gemeinsam auf die Treppe stürzt wo sie alle drei bei ihrem Aufprall zerplatzen.

Das letzte Feuermonster beendet derweil seine Feuerkugel und schießt diese ohne zu zögern auf Fluffy, der geschickt unter der Kugel hindurch schlüpft.

Eilig schnellt das ursprungswesen nach oben und stößt das Feuermonster mit einem weiteren Bodycheck auf die Treppe, wo es genau wie seine Artgenossen vor ihm, zerplatzt.

Gehetzt und verunsichert schauen sich das Mädchen und das Ursprungswesen nach weiteren Monstern um. Nachdem jeder für sich einmal gründlich den gesamten Raum gemustert hat und zu dem Schluss kommt, dass kein Monster mehr in Sicht ist, gehen die Beiden die Treppe zum Podest hinauf.

Wie von Beiden erhofft, aber nicht wirklich erwartet, befindet sich auf dem Podest eine Hebelanlage.

Einige Augenblicke zögert Mei-Lin sie zu betätigen, aber letzten Endes ist der Hebel vor ihr wohl ihre einzige Möglichkeit weiter zu kommen, oder?

Das Mädchen fasst sich ein Herz, greift nach dem Hebel und zieht an ihm, wobei sie die Augen zukneift.

Kaum hat sie den Hebel umgelegt, ertönt aus der Richtung des Tores ein Kettengerassel.

Und wie Fluffy und Mei-LIn ihre Blicke zum Gittertor richten sehen sie voller Erleichterung wie das Tor nach oben in der Mauer verschwindet.

Endlich ist der Weg frei!

Nun können sie in die nächste Etage....



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