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Vergiss-es-Rum

von

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Spezialität aus Water Seven

„Komm!“, flüsterte Raion. Die blonde Mini-Ausgabe von Sanji kletterte auf eine Palme, die schräg aus dem Waldrand hinaus wuchs und über den Strand hing. Sanji tat es ihm gleich. Oben angekommen stellte er erfreut fest, dass der Stamm dick genug war, um unter ihrem Gewicht nicht zu brechen und dass er eine überraschend bequeme Sitzgelegenheit abgab. Ein lauer Wind wehte und das Rauschen der Brandung war deutlich zu hören. Sanji atmete die salzige Meeresluft ein und genoss das unbeschreibliche Gefühl der Freiheit, das ihn durchströmte, wenn er dem Meer nahe war. Er spürte einen Ellbogen in seinen Rippen und sah den kleinen Koch an. „Schau, da bist du!“, raunte er ihm zu. Sanji blickte nach unten. Tatsächlich. Er sass mit Zorro am Feuer und trank Rum. Seine anderen Freunde lagen kreuz und quer über-, unter- und nebeneinander und schliefen tief und fest. „Der Metall-Mann ist auch da!“, bemerkte der Kleine. Sanjis Blick schweifte den Strand entlang. So etwas wie einen Metall-Golem konnte er nicht ausmachen. Was der Kleine damit meinte? Angestrengt sah er aufs Meer hinaus. „Wo kuckst du denn hin?! Da unten, der Mann mit dem Metall?“, fragte der Knirps und zeigte auf Zorro. Sein weisses Wado-Ichi-Monji glänzte im Feuerschein. Schwerter. Metall. Der Mann mit dem Metall. „Meinst du den Typen mit den grünen Haaren?“, fragte Sanji ungläubig. „Ja-ha. Oder siehst du sonst noch einen Metall-Mann?“, war die ungeduldige Antwort. „Dann hat ER Nero-“ „Ja, jetzt hast du’s kapiert“, bestätigte der Kleine begeistert und fuhr fort: „Sieh zu.“
 

Sanji wollte eigentlich noch mehr fragen, aber unter ihnen tat sich etwas. Franky hatte sich Robin über die Schulter gelegt und ging mit ihr in Richtung Meer, wo nun die Sunny zu erkennen war. „Franky, wir können jetzt nicht aufs Schiff um… ich meine, siehst du nicht, dass Sanji und Zorro noch wach sind?“, sagte Robin lachend zu dem blauhaarigen Cyborg. „Robin-Schätzchen, wir wissen doch sowieso, was ihr zwei treibt“, mischte sich der Sanji, der am Feuer sass, mit Herzchen-Augen in das Gespräch der beiden ein. „Siehst du, Schatz? Ausserdem ist es egal, die beiden trinken schon den ganzen Abend Vergiss-es-Rum. Die können froh sein, wenn sie morgen noch wissen, wieso ihnen der Schädel brummt“, lachte Franky, winkte den beiden Rumtrinkern zu und schritt mit Robin die Planke zur Sunny hinauf.
 

Zorro stützte seine Flasche an und liess sich den Rum die Kehle hinunter rinnen. Sanji sah ihn mit zusammengekniffenem Auge an. „Was ist?!“, fragte Zorro genervt, als er bemerkte, dass der Blonde ihn anstarrte. „Was meint er damit?“, fragte Sanji drohend zurück. „Scheint so, als hätt ich eines der Fässer aus Water Seven erwischt“, meinte Zorro, zuckte mit den Schultern und lehnte sich an das Fass hinter ihm. „Und weiter?“, Sanji wurde allmählich ungeduldig. „Ein Spezialrum aus Frankys Heimatstadt. Wer Vergiss-es-Rum trinkt, erinnert sich am nächsten Tag nicht an den Abend davor“, erklärte der Grünhaarige leichthin und nahm einen weiteren Schluck von seinem Lieblingsgetränk. „Sag mal spinnst du?! Du trinkst allen Ernstes weiter von dem Zeug!?“, wollte der Koch irritiert wissen. „Wen interessiert‘s? Das ist mit Abstand der beste Rum, den ich bisher getrunken habe“, erwiderte der Schwertkämpfer, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen. „Du begreifst es nicht, oder? Wenn wir morgen aufwachen, werden wir nicht mal wissen, was wir am Strand machen und wieso wir nicht auf der Sunny in unserem Zimmer sind“, gab Sanji zu bedenken. Zorro öffnete ein Auge und sah den Smutje gelangweilt an. „Du siehst doch unsere Freunde, die kreuz und quer am Strand pennen?“ Sanji nickte. „Na also. Wir sind Piraten. Wenn wir morgens am Strand aufwachen, umgeben von leeren Flaschen und unseren Freunden, wird uns klar sein, dass wir ein Fest gefeiert haben.“ Der blonde Koch schwieg. „Oh“, sagte er schliesslich, „das hat was.“
 

Einen Moment sassen die beiden schweigend da. Plötzlich sprang Sanji auf und packte Zorro am Kragen. „Zorro, du Vollidiot. Wieso hast du diesen Rum überhaupt gekauft?!“, brüllte Sanji. „Reg dich ab. Er ist eine Spezialität aus Water Seven. Als Rumliebhaber musste ich mir n Fass davon kaufen“, erklärte Zorro unbeeindruckt. Sanji verdrehte die Augen. „Du Trottel, du hättest mir wenigstens sagen können, was wir da trinken!“, wetterte er weiter und schüttelte Zorro. „Jetzt reicht’s aber!“, schrie Zorro, stand ebenfalls auf und packte Sanji nun seinerseits am Kragen. Sanji, der von Zorros Aktion überrumpelt wurde, verlor das Gleichgewicht, taumelte nach vorne, was auch Zorro das Gleichgewicht kostete, und brachte sie beide zu Fall. Zorro war mit dem Rücken im Sand gelandet und Sanji auf Zorros Brust. Eine Weile verharrten die beiden so, wie sie hingefallen waren. Der blonde Koch starrte den grünhaarigen Schwertkämpfer verdutzt an. Er spürte, wie unter ihm Zorros Herz gegen die Rippen schlug. Seine blonden Haare berührten fast Zorros Gesicht. Die hellen Haarsträhnen bewegten sich in Zorros Atem hin und her, Spannung baute sich auf. Auf einmal schlang Zorro seine Arme um Sanji Hals, zog ihn zu sich herunter – und küsste ihn. Dem Sanji auf dem Baum schoss das Blut ins Gesicht und er wäre von der Palme gefallen, hätte ihn der Knirps nicht am Jackett gepackt und so verhindert, dass er auf den Boden knallte. Jetzt erinnerte er sich wieder an den Abend! Auf einmal war alles wieder da: Zorro, der nach Schwertpolitur gerochen hatte, seine Hände in seinem Nacken, die unerwartet sanft gewesen waren, das Herzklopfen, die Aufregung – einfach alles. Er drehte sich zu dem Kleinen um und wollte etwas sagen, doch Raion schüttelte den Kopf und zeigte runter zum Strand. „Sieh hin, sonst verpasst du’s!“, befahl er und Sanji blickte wieder nach unten.
 

Die ganze Szene wurde blasser und blasser, bis sie wie hinter dickem Nebel wirkte. Während sich der blasse Sanji und der blasse Zorro in einem leidenschaftlichen Kuss verloren, manifestierten sich allmählich zwei andere Gestalten. Ihre Erscheinung wurde immer deutlicher, bis sie klar zu erkennen waren: Die eine Gestalt war Nero, die andere sah aus wie Zorro, mit dem Unterschied, dass seine Haare dunkel- statt hellgrün waren. Ausserdem trug er einen langen, schwarzen Ledermantel, der bis zum Boden reichte. Nero stand mit dem Rücken zu Sanji, dafür konnte er von der Palme aus das Gesicht des dunkelhaarigen Zorros sehen: Seine Züge waren entspannt und er hatte den Blick gesenkt. Er griff in den Mantel und schien auf Höhe der Brusttasche nach etwas zu wühlen. Bald zog er die Hand wieder heraus, die nun etwas Leuchtendes hielt. In allen Farben des Regenbogens strahlte es in seiner Handfläche. Er sah sein Gegenüber in einer undefinierbaren Mischung aus Verehrung, Stolz und Erwartung an. Er reichte das leuchtende Etwas Nero, der es ehrfürchtig entgegennahm. Nero stand eine Weile reglos da und betrachtete das Geschenk. Vorsichtig versorgte er den Gegenstand in der Tasche seines Jacketts und umarmte den Zorro mit den dunklen Haaren stürmisch. Zorro erwiderte die Umarmung und auf seinem Gesicht lag ein seliges Lächlen, wie Sanji es noch nie bei dem Schwertkämpfer gesehen hatte.
 

„Sanji, bist du wach?“ Sanji drehte sich zu dem Kleinen um. „Hm? Was soll die Frage?“, fragte er irritiert. „Sanji?! Chopper, ich glaube, er wacht auf!“, freute sich Nami, die mit Chopper an Sanjis Bett stand.



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