Zum Inhalt der Seite

Nachbarschaftshilfe

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 5

Einen Moment lang sehe ich völlig verdattert auf mein Handy, ehe ich mich dazu durchringe, ein einfaches „Woher hast du meine Nummer?“, zu antworten, ohne auf seine eigentlichen Worte einzugehen.

Ich kann mir durchaus denken, warum er mir das geschrieben hat, aber momentan bin ich viel zu durcheinander, als auch nur darüber nachzudenken, warum er sich meinetwegen betrinken muss, zumal ich das eigentlich als ein nicht sonderlich positives Gefühl empfinde.

„Von deinem Freund.. Umi.“, erscheint prompt im selben Moment die Antwort, was mich die Augenbrauen zusammenzieht, ehe ich Umi ein sofortiges „Wie kannst du ihm einfach meine Nummer geben, ohne mich zu fragen?“, per SMS schicke, auch wenn ich seine Antwort schon förmlich hören bzw. sehen kann. Er selbst hat mir gestern beim Frühstück noch gesagt, dass ich mich doch einfach auf etwas neues einlassen soll, auf meinen Nachbarn.

Eigentlich hat er auch gar nicht so unrecht und wenn ich genauer darüber nachdenke, habe ich die gesamte Fahrt über sogar an ihn gedacht, habe darüber nachgedacht, ob es nicht doch ein Fehler war, einfach zu fliehen. Etwas anderes habe ich nämlich gar nicht erst getan: Ich bin geflohen.
 

Minutenlang sehe ich erneut auf mein Handy, ehe ich mich nach unten begebe und das Handy auf dem Bett liegen lasse, nachdem meine Mutter mich gerufen hat.

Obwohl ich es eigentlich gar nicht will und selbst noch nicht weiss, erzähle ich ihr in den nächsten zwei Stunden von meinem Gefühlschaos, von meinen Schuldgefühlen dir gegenüber.

„Du musst dich ihnen endlich stellen, Schatz. Sonst kannst du nie abschließen und mit Hiroki einen Neuanfang wagen.“, entgegnet sie fast schon mitfühlend, was mir ein leichtes Nicken entlockt.

„Ich weiß, aber...“, beginne ich erst und hebe meinen Kopf abrupt zu ihr empor, als sie ein einfaches „Vielleicht solltest du einen Profi zu Rat ziehen!“, von sich gibt, mir etwas durch die Haare streicht.
 

Es ist nicht so, dass ich schon darüber nachgedacht habe, aber ich kann doch nicht einfach zu einem Psychologen gehen, einem völlig Fremden davon erzählen, was in mir vorgeht und warum ich einfach nicht abschalten kann, einfach nicht vergessen kann.

„Manchmal hilft es, sich einem völlig Fremden anzuvertrauen und er wäre darauf spezialisiert, dir zu helfen.“, entgegnet sie prompt, als hätte sie meine Gedanken gelesen, streicht mir etwas durch die Haare.

„Ich.. denke darüber nach, ja?“, murmele ich eher zu mir selbst, als zu ihr, ehe ich mich erhebe, ihr und meinem Vater eine gute Nacht wünsche und anschließend nach oben in mein altes Zimmer verschwinde.

Kurz zögere ich, nehme anschließend aber dennoch das Handy zur Hand. Zu meiner eigenen, überraschenden Enttäuschung habe ich lediglich eine SMS von Ben, welcher mir ein einfaches „Damit du wieder glücklich wirst.“, zurück geschickt hast, was mir ein leises Seufzen entlockt, ehe ich mich nach einem kurzen Abstecher ins Badezimmer unter meine Bettdecke verkrieche, recht schnell einschlafe.
 

Am nächsten Morgen werde ich von dem Geruch frischer Croissants und dem Duft nach Kaffee förmlich aus dem Bett gelockt, woraufhin ich nur in Boxershorts nach unten in die Küche laufe, wie früher auch immer.

„Morgen, mein Schatz. Hast du etwas geschlafen? Dein Vater ist schon arbeiten und ich muss gleich noch einkaufen. Magst du nicht mitkommen?“, werde ich dort in einem ganzen Redeschwall von meiner eigenen Mutter begrüßt, was mir ein Schmunzeln entlockt.

In den letzten Jahren habe ich es zwar vermisst, morgens auf diese Art begrüßt zu werden, aber die Art, wie du mich morgens begrüßt hast, war dann doch um Längen besser, auch wenn mir das sofort wieder ein eher trauriges Lächeln entlockt.

„Gerne. Ich war lange nicht mehr hier in der Innenstadt.“, entgegne ich ihr mit einem leichten Lächeln, lasse mich dabei am Tisch nieder, um mich dem Frühstück zu widmen, welches sie mir vor die Nase stellt.

Großen Hunger habe ich zwar nicht unbedingt, aber ich weiss, dass sie mich nicht eher vom Tisch aufstehen lassen wird, bis ich etwas gegessen habe.
 

Keine halbe Stunde später stehe ich fertig angezogen vor dem Wohnhaus meiner Eltern, inhaliere den Qualm einer angezündeten Zigarette, während ich auf meine Mutter warte. Ich habe schon länger nicht geraucht, eigentlich seid unser Beziehung nicht mehr, weil du den Qualm in unserer Wohnung und auf meinem Lippen nicht mochtest, aber momentan brauche ich diese Zigarette einfach.

Ohne, dass ich etwas dagegen tun kann, schweifen meine Gedanken dennoch wieder zu Hiroki ab und der Tatsache, dass ich ihn mit meinem Verhalten vielleicht sogar verletzt haben könnte.

„Das ist doch absurd.“, murmele ich eher zu mir selbst, als zu irgendjemandem, schnippse die Zigarette etwas von mir weg, nachdem meine Mutter die Haustür hinter mir mit einem „Da bin ich. Ich freue mich so sehr darüber, dass du mitkommst, mein Schatz.“, hinter sich geschlossen hat.

„Ich mich auch, Mama.“, gebe ich mit einem flüchtigen Lächeln zurück, ehe ich doch vehement dagegen wehre, selbst mit ihrem Auto in die Stadt zu fahren, nachdem sie es mir angeboten hat.
 

In der Stadt folge ich erst ihr durch die Geschäfte, bevor ich mich von ihr verabschiede, um alleine noch ein bisschen bummeln zu gehen und ihr vorher verspreche, mir ein Taxi nach Hause zu nehmen.

Während sie ihren Einkäufen nachgegangen und noch ein bisschen durch die Geschäfte geschlendert ist, habe ich mich dazu entschlossen, ein kleines Geschenk für Hiroki zu besorgen. Erstens kann ich mich so vielleicht bei ihm entschuldigen und zweitens habe ich gleich etwas zur Einweihung für ihn, auch wenn ich noch nicht die geringste Ahnung habe, nach was ich überhaupt Ausschau halte.

Betont langsam schlendere ich durch die Gegend, bleibe an dem einen oder anderen Geschäft stehen und zucke doch etwas zusammen, als hinter mir ein „Tomo? Dich habe ich ja ewig nicht gesehen.“, erklingt.
 

Nur langsam drehe ich mich in Richtung der Stimme, lasse ein Lächeln auf meinen Lippen erscheinen, was sogar ehrlich gemeint ist. Schon länger habe ich deinen Bruder nicht gesehen, genauer gesagt, seit deiner Beerdigung nicht mehr, auch wenn wir uns immer wirklich gut verstanden haben.

„Hey..“, gebe ich leise von mir und trete nur langsam etwas auf ihn zu, um ihn mit einer Umarmung zu Begrüßung.

Ich selbst war es, der nach deinem Tod einfach den Kontakt abgebrochen hat, um nicht täglich an dich erinnert zu werden, auch wenn sich das als wahrlich unmöglich herausgestellt hat.

„Wie geht es dir? Hast du.. Lust auf einen Kaffee?“, entgegnet er mir sofort, entlockt mir ein leichtes Nicken.

Ich wollte immerhin neu anfangen und dazu gehört vielleicht auch, dass ich mich endlich mit deinem Bruder ausspreche und vielleicht sogar versuche, wieder eine Freundschaft zu ihm aufzubauen.. eine Freundschaft, wie wir sie früher hatten.

„Gerne.“, füge ich meinem Nicken noch hinzu, ehe ich mich in Bewegung setze und in Richtung des Cafes auf der anderen Straßenseite schlendere, einfach voraussetze, dass er mitkommt.
 

„Wohnst du noch immer in Tokyo?“, will er schließlich wissen, nachdem er wir ein paar übliche Floskeln ausgetauscht und uns jeder eine Tasse Kaffee bestellt haben.

„Hai, auch noch in der selben Wohnung, auch... auch wenn mich dort alles an ihn erinnert.“, entgegne ich ihm immer leiser werdend, senke meinen Blick in meine Kaffeetasse.

In den nächsten Momenten tauschen wir uns darüber aus, was uns besonders an dir gefallen hat und was uns zur Weissglut getrieben hat. Auch erzähle ich ihm von Hiroki, davon, was sich in den letzten Tagen ereignet hat und auch, dass er mich gehörig durcheinander bringt, obwohl ich dich noch immer nicht vergessen kann.

„Du wirst ihn auch nie vergessen, Tomo. Aber sieh es als einen Neuanfang. Du sollst ja nicht gleich eine Beziehung mit Hiroki eingehen, aber er würde nicht wollen, dass du weiterhin Trübsal bläst. Er würde wollen, dass du wieder glücklich wirst, trotz dass du ihn immer in Erinnerung behälst.“, antwortet er mir mit einem Lächeln, was mich wiederrum zum Seufzen bringt.

„Mag sein, aber mit meinem Abgang habe ich bei Hiroki eh verschissen. Ich kann froh sein, wenn er überhaupt noch ein Hallo für mich übrig hat.“, erwidere ich mit einem weiteren Seufzen, nehme anschließend einen großen Schluck aus meiner Kaffeetasse.

„Wolltest du nicht ein Geschenk für ihn holen? Das wäre doch schon mal ein guter Anfang. Komm ich helfe dir auch.“, fordert er mich sofort auf und lächelte sanft, zieht mich auch augenblicklich auf die Füße.
 

Eine Stunde später habe ich tatsächlich ein Geschenk für ihn gefunden und mich anschließend von deinem Bruder verabschiedet, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob das Geschenk bei dir wirklich für Anklang sorgen wird.

Langsam schlendere ich die Strasse entlang zum Wohnhaus meiner Eltern, nachdem ich mich entschlossen habe, zu Fuss zu gehen. Etwas irrtiert bleibe ich ein paar Meter vor dem Haus stehen, als ein Taxi vor diesem hält, ziehe wenig später jedoch scharf die Luft ein, als ausgerechnet Hiroki aus diesem steigt und sein Blick sofort auf mich fällt – habe ich mit ihm doch hier nun wirklich nicht gerechnet und ich weiß gerade echt nicht, wie ich mit diesem.. Überfall umgehen soll, sodass ich einfach an Ort und Stelle stehen bleibe und ihn regelrecht anstarre.
 

--



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Arisa-Yuu
2015-02-05T18:53:41+00:00 05.02.2015 19:53
Die Beiden ziehen sich stärker an als zwei Magneten^.^
Ich wette, es ist kein Zufall, dass Hiroki dort auftaucht. Das kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen oder doch..?
Ich hoffe nur, das Tomo nicht doch noch die flucht ergreift. Er muss endlich über seinen Schatten springen!
An dieser Stelle aufzuhören ist übrigends nicht nett. Ich will wissen, wie es weiter geht..Menno

HDL
Das Waru


Zurück