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Delilah – Die Liebe einer Wölfin

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, jetzt ist es soweit. Ich kann die Buchstaben kaum noch auf dem Bildschirm sehen, aber ich hab dieses wichtige Kapitel endlich fertig geschrieben. Ich hoffe, die Mühen und Anstrengungen haben sich auch gelohnt.
Aber lest selbst.

Alles Liebe
Eure Darky Komplett anzeigen

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45. Kapitel

Schon als sie die Treppe im Dämmerlicht der Nacht hinunter schlich, konnte Delilah blau flackerndes Licht aus dem Wohnzimmer in den Flur fallen sehen. Es war zwar nichts zu hören, aber offenbar schaute jemand um diese Uhrzeit fern.

Dean konnte es nicht sein, denn der schlief seelenruhig in ihrem gemeinsamen Bett, das sie vor wenigen Augenblicken verlassen hatte, um sich wieder einmal des Nachts am Kühlschrank zu vergreifen. In letzter Zeit kam das immer häufiger vor, aber gegen den unbändigen Appetit des Babys konnte sie nichts weiter tun, als ihm nachzugeben. Sonst würde sie keinen Schlaf mehr finden.

Es war James, der lang ausgestreckt auf der Couch lag, den Kopf dabei auf seinem gesunden Arm abgelegt und ohne wirklich zu blinzeln auf den Flachbildschirm starrte. Vor ihm auf dem Tisch standen eine geöffnete Dose Coke und ein paar Salzstangen und im Fernseher lief irgendein Film über Römer, die gerade eine Horde Barbaren abschlachteten.

„Kannst du auch nicht schlafen?“

„Du hast mich gehört?“ Ertappt löste sie sich vom Rahmen der Tür und kam näher.

„Die vorletzte Stufe knarrt am lautesten. Außerdem kann ich dein Shampoo wittern.“ James legte die Fernbedienung auf den Tisch und setzte sich auf. Seine Haare standen ihm in allen Richtungen vom Kopf und eine seiner Wangen war gerötet, dort wo er die ganze Zeit auf dem Arm gelegen hatte. Er sah irgendwie erledigt aus, aber das würde sie auch nicht wundern, da er ja offenbar auch nicht schlafen konnte.

„Also?“ Er sah sie fragend an.

„Hm?“

„Kannst du auch nicht schlafen?“ Wiederholte er noch einmal, so dass sie endlich begriff.

„Nein, nicht wirklich. Hier verlangt jemand lautstark nach Essen.“ Mit einem keinen Lächeln rieb sie sich über den Bauch und löste ihre Augen von James’ Anblick, um zum Kühlschrank hinüber zu gehen und ihn weit zu öffnen.

Wie immer hatte sie die Qual der Wahl und obwohl Rollmöpse immer noch ganz weit oben auf dem Essensplan des Babys standen, gelüstete es sie im Augenblick nach etwas Scharfem.

Delilah spürte genau James’ Blick auf sich, während sie den Inhalt des Kühlschranks systematisch durchging und schließlich nach einer großen Packung aufgeschnittenem Räucherspeck und einer Flasche Tabascosoße griff. Das würde schon irgendwie funktionieren.

Sie nahm sich auch noch ein großes Glas mit Wasser mit, ehe sie zu James hinüber ging und einen Blick auf die Couch warf. „Stört’s dich, wenn ich mich dazu setze?“

„Nein.“, antwortete er kurz und knapp und machte es sich wieder am anderen Ende der Couch bequem, in dem er nach der Coladose griff und die Füße hochzog.

Während sie sich setzte, nippte er an dem Getränk und konzentrierte sich wieder auf den Film.

Nachdem sie das Wasser abgestellt hatte, zog sie ebenfalls die Füße hoch und riss mit bereits wässrigem Mund die frische Packung mit dem Speck auf. Bedacht nahm sie eine Scheibe heraus und spritzte ordentlich Tabasco darauf, ehe sie das ganze zusammen rollte und dann genüsslich hinein biss. Das Chili brannte zufrieden stellend in ihrem Mund, so dass sie gleich noch einen Bissen nahm.

„Was ist das für ein Film?“, wollte sie nach einer Weile wissen, in der sie beide schweigend auf den Fernseher gestarrt hatten.

„Gladiator. Soll ich den Ton anmachen?“

„Nein, schon gut.“ Immerhin hatte James vorhin schon nicht mit Ton schauen wollen, da musste er es jetzt nicht extra für sie tun. Delilah hielt ohnehin nichts davon, wenn sich halbnackte Männer gegenseitig irgendwelche Körperteile abhackten.

„Und dir ist das wirklich nicht zu scharf?“

„Du meinst die Soße?“

„Ja.“

„Nein.“ Wieder strich sie sich mit einem kleinen Lächeln über den Bauch. „Die Schwangerschaft scheint mich gegen so etwas abzuhärten. Andererseits würde ich ohne das Baby das Zeug gar nicht anrühren, denn eigentlich kann ich Tabascosoße nicht ausstehen.“

„Das ist wirklich seltsam.“, stimmte James ihr zu und nahm einen weiteren Schluck von seiner Cola, ehe er den Blick wieder auf den Bildschirm richtete und schwieg.

„Und was ist deine Ausrede?“, hakte sie nach, da sie sich die ganzen letzten Tage so gut wie angeschwiegen hatten. Wenn sie sich denn einmal über den Weg gelaufen waren.

„Was meinst du?“ Er sah sie nicht einmal an.

„Ich meine, warum du um drei Uhr Morgens noch fernsiehst, anstatt zu schlafen. Ist es wieder deine Schulter?“

Zumindest wäre das eine Möglichkeit, auch wenn James nicht den Eindruck machte, als würde ihn seine Schulter noch irgendwie belasten. Sogar die Schlinge hatte er bereits abgelegt und die zwei kleinen Narben von der Operation sahen auch schon sehr weit abgeheilt aus. Aber vielleicht brauchte die innere Heilung ja länger, als es von außen den Anschein hatte.

„Nein. Der geht’s soweit gut. Eher die schwüle Hitze.“

Ja, die machte ihr bisweilen auch ganz schön zu schaffen. Seit es für ein paar Stunden geregnet hatte, war die Luftfeuchtigkeit unangenehm angestiegen und sank nur sehr langsam wieder, obwohl es tagsüber brütend heiß war.

„Willst du dann vielleicht auch etwas davon abhaben?“ Sie hielt ihm ein Speckröllchen mit der Chilisoße hin. „Die Mexikaner werden schon wissen, warum sie so auf das scharfe Zeug abfahren. Angeblich soll das irgendwie bei der Hitze helfen.“

James sah zuerst den Speck und dann sie an. Seine Miene war zweifelnd. „Eher nicht. Danke.“

Delilah zuckte nur mit den Schultern und aß es dann selbst auf, ehe sie einmal zu ihrem Wasser griff und ein paar großzügige Schlucke trank. Sie musste sich ständig selbst daran erinnern, gerade bei dieser Hitze nicht zu wenig zu trinken. Aber das war gar nicht so einfach.

Zudem brach ihr dadurch noch mehr der Schweiß aus und sie hatte genug von dem Chili, also packte sie alles wieder zusammen und verstaute es im Kühlschrank.

Im Tiefkühlfach fand sie einen kleinen Becher Walnusseis und nahm auch für James einen Becher mit Schokoeis mit.

„Hier, das wird helfen.“ Sie drückte ihm das Eis und einen kleinen Löffel in die Hand, ehe sie sich wieder setzte.

„Du bist wirklich schwanger.“ Er sah sie an, als stünde er kurz davor, zu schmunzeln. Etwas das sie seit Tagen nicht mehr an ihm gesehen hatte. Leider kam es nicht dazu.

„Stell dir vor, das ist mir auch schon aufgefallen.“ Delilah schenkte ihm ein Lächeln und fiel dann über ihr Eis her. Es war wirklich köstlich und wohltuend zugleich.

Im Fernsehen kämpfte sich währenddessen der ehemalige römische Kommandant in den kleinen Arenen außerhalb von Rom immer weiter hoch, bis er schließlich endlich das gigantische Kolosseum erblickte.

Eines musste man den Filmemachern wirklich lassen. Die Grafikeffekte konnten sich sehen lassen.

„Du bist mir aus dem Weg gegangen.“

Sie verschluckte sich beinahe an ihrem Eis, als James plötzlich damit anfing. Aber so leicht brachte er sie nicht aus der Fassung.

„Es wundert mich, dass es dir überhaupt aufgefallen ist, nachdem du das Gleiche getan hast.“

„Du hast mir nicht wirklich eine andere Wahl gelassen.“

„Wie bitte?“ Sie ließ den Becher mit dem halb aufgegessenen Eis sinken und blickte James offen verwirrt an.

Er hingegen starrte auch weiterhin auf das Gemetzel im Fernsehen. „Nach allem, was ich dir gestanden habe, tust du einfach so, als ob nichts gewesen wäre. Dabei hatte ich geglaubt, es hätte sich was geändert, nachdem du mich nicht mehr besucht hast. Ob nun zum Positiven oder Negativen. Aber in Wirklichkeit ist alles beim Alten geblieben und was mich dabei so wirklich krank macht, ist die Tatsache, dass ihr nicht einmal einen Tag habt warten können, um es am helllichten Tag und bei offenen Fenstern zu treiben.“ Er stellte den leeren Eisbecher lautstark auf dem Tisch ab.

„Wir haben es nicht miteinander getrieben! Er hat nur...“ Delilah verstummte. Aus reinem Reflex heraus hatte sie sich verteidigen und vor James rechtfertigen wollen, doch das war nicht richtig. Sie sollte nicht nur das für sie offensichtliche hören, sondern viel mehr auch das, was er davor gesagt hatte und vor allem durfte sie sich nicht von seiner Stimmung mitreißen lassen. Wenn das hier nicht wieder in einem lautstarken Streit enden sollte, musste wenigstens einer von ihnen ruhig bleiben und James wollte ganz offensichtlich nicht derjenige sein. Also schluckte Delilah ihre Worte hinunter und atmete einmal tief ein und aus.

„Ich wollte dir schon längst sagen, dass dein Geständnis ... nichts ändert...“ Ihr wollte sich bei diesen Worten der Magen umdrehen, also nahm sie hastig einen Schluck von dem Wasser, um ihn etwas zu beruhigen. Aber gegen das Schlagen ihres wild gewordenen Herzens, konnte es nichts ausrichten. Sie zwang sich zum Weitersprechen.

„Ich weiß nicht, was du von mir erwartet hast, aber selbst dir muss klar sein, dass ich Dean nicht einfach den Laufpass gebe, nur weil du mir deine ... Gefühle offenbart hast. Schließlich liebe ich ihn.“

James schnaubte. „Nein, mir war schon klar, dass du das nicht tun wirst. Dazu fehlen dir der Mut und das nötige Rückgrat.“

Ihr Blick verfinsterte sich und auch ihre Wölfin legte die Ohren an, doch Delilah zwang sich auch weiterhin zur Ruhe. „Genauso wie grenzenlose Dummheit und ein kaltes Herz. Glaubst du wirklich, er würde es einfach akzeptieren, wenn ich mit ihm Schluss mache und stattdessen mit dir zusammen bin? Einmal ganz davon abgesehen, dass ich ihm damit das Herz brechen würde.“

„Aber meins zerfleischt du gerne immer wieder aufs Neue, ja?“

Sie zuckte zusammen, als James so plötzlich zu ihr auf der Couch herumfuhr und sein ausgestreckter Arm auf der Rückenlehne fast ihre Schulter berührte. Verkrampft klammerten sich ihre Finger fest um das leere Wasserglas, während sie sich seinem wilden Blick stellte.

„Nein, mit Sicherheit nicht.“

„Und warum bist du dann nicht einmal dazu bereit, mir offen ins Gesicht zu sagen, was du wirklich fühlst? Ich habe nie erwartet, dass du D für mich verlässt, weil ich nicht einmal so genau weiß, was du eigentlich empfindest. Deine vagen Hoffnungen machen mich wahnsinnig, jedes Mal wenn er dich nur berührt, oder sein Geruch überall an dir klebt. Genauso gut hättest du mich da draußen auf der Veranda verbluten lassen können, wenn du nicht bereit bist, endlich eine klare Linie zu ziehen, mit der ich etwas anfangen und irgendwie damit leben könnte!“

Er war bei seinen Worten immer näher gekommen, bis sie fast von der Couch fiel, so weit war sie bis zum Rand gerutscht und dennoch spürte sie seinen Atem über ihr Gesicht streifen, so nahe war er ihr.

„Was ... willst du denn von mir hören?“ Ihre Stimme bebte und sie zitterte am ganzen Körper, ob vor Angst oder etwas anderem, konnte sie nicht so genau sagen. Delilah war voll und ganz auf diese glühenden Augen konzentriert, hinter denen ein verzweifelter Wolf nach Antworten verlangte. Ihr eigener schwieg dazu.

James senkte die Stimme, während er seine Hand nach ihr ausstreckte und eine Strähne ihres Haars durch seine Finger gleiten ließ. „Sag mir einfach, dass du mich nicht liebst und ich werde dich und meinen Bruder für immer in Ruhe lassen.“

Er sah sie wieder an. Wartend.

Sie hatte das Gefühl, zu wenig Luft zu bekommen. Ihr Herz schlug ihr dabei bis zum Hals und ihre Gedanken rasten mit ihrem Puls um die Wette. Eine Lüge würde sofort von ihren schwitzenden Poren verraten werden, wenn der Rest ihres Körpers das nicht schon längst getan hatte. Sie wusste nicht weiter.

„James, bitte...“ Delilah versuchte ihn von sich wegzuschieben, doch der Versuch scheiterte, noch ehe er wirklich stattfand. Eine einzige Bewegung und sie lag flach auf dem Rücken unter ihm.

„Sag es!“ Er stützte sich mit beiden Händen neben ihrem Körper ab und versperrte ihr damit jede Fluchtmöglichkeit.

Verzweifelt sah sie sich nach einem anderen Ausweg um, landete aber doch nur wieder bei seinen Augen, die im Lichte des Fernsehers beinahe schwarz wirkten.

„Mach schon!“

Nein, ich kann nicht!

Delilah wand sich. Sie konnte nicht lügen, aber sie konnte auch nicht die Wahrheit sagen, voller Angst was dann passieren könnte.

„Bitte...“ Gequält versuchte sie seinem Blick auszuweichen, während sie das Glas auf den weichen Teppich zu Boden gleiten ließ, das sie bis jetzt verzweifelt umklammert gehalten hatte. Doch nun brauchte sie beide Hände, um sie gegen James’ nackten Brustkorb zu stemmen. „Lass mich gehen.“

„Nicht, wenn du es nicht sagst.“ Seine Finger schlossen sich um ihre Handgelenke und drückten sie oberhalb ihres Kopfes in die weichen Polster der Couch. Er lag fast vollkommen auf ihr, so dass der Duft von getrockneten Wildblumen und Wolf sie völlig einhüllte.

Ihr Atem begann sich bei dieser ungewohnten Nähe zu überschlagen. Seine nackte Haut glühte selbst durch den dünnen Stoff ihres Nachthemds hindurch auf ihrer eigenen, während sein Bauch sich deutlich bei jedem seiner Atemzüge gegen ihren drängte.

James’ Blick glitt immer wieder über ihr Gesicht, suchte den ihren und konnte Delilah doch nicht dazu zwingen, dass sie ihn ansah. Mit aller Kraft versuchte sie das zu verhindern und zugleich ruhig zu bleiben. Vergebens. Seine Nähe raubte ihr den Atem, als er den Kopf neigte und sie plötzlich deutlich seine Lippen an ihrem Ohr spüren konnte.

„Du kannst es nicht, oder?“, flüsterte er leise und jagte ihr dabei einen heißen Schauer durch den gesamten Körper. „Weil du mich auch liebst.“

Er atmete tief den Duft ihrer Haut ein, wobei sich sein ganzer Körper noch enger an sie zu schmiegen begann, so dass Delilah fest die Augen schloss und sich auf die Unterlippe biss, um jegliche Reaktion ihrerseits zu unterbinden. Aber das Zittern konnte sie nicht verhindern, als er sie auf den Hals küsste.

„Du liebst mich, Deli. Hab ich Recht?“ Er löste sich nur ein winziges Stück von ihr, so dass sie seinen Blick erneut auf ihrem Gesicht spüren konnte, doch sie blieb standhaft und presste auch weiterhin die Augenlider fest zusammen.

„Natürlich tust du das.“ Der Duft von süßer Schokolade strich warm über ihre Lippen. „Sonst würdest du nicht so verbissen dagegen ankämpfen.“

Er küsste sie noch einmal. Wieder und wieder berührte sein Mund zärtlich ihre verschlossenen Lippen, streichelte sanft darüber, um sie zum Aufgeben zu zwingen und als das nicht gelang, suchte er sich ein anderes Ziel.

Ihr Hals war seinen Berührungen schutzlos ausgeliefert, als sein samtener Mund über ihre Haut strich und viele glühende Male hinterließ, ehe seine Lippen von seiner heißen Zunge abgelöst wurden und Delilah damit beinahe in die Knie zwang.

Ihr rasender Puls und die schwere Atmung konnten James sicher nicht entgehen und trotzdem brachte sie einfach nicht die Kraft auf, sich noch einmal gegen seinen Griff zu wehren. Stattdessen lag sie wie gebannt unter seinem Körper, unfähig sich zu rühren oder etwas zu sagen, während sie sich selbst dafür hasste, wie sie auf ihn reagierte.

Delilah schmeckte Blut, als James sanft in ihre Halsbeuge biss und anschließend an ihr saugte, als wolle er so viel von dem Geschmack ihrer Haut kosten, wie es ihm nur möglich war.

Sie hätte beinahe gestöhnt, hätte der Biss auf ihre Unterlippe den Laut nicht gestoppt, so sehr brachte er sie aus der Fassung.

Völlig unvermittelt ließ er eine ihrer Hände los, doch nur um sie keinen Herzschlag später auf ihre Seite zu legen und daran entlang zu streichen, während sein Saugen fester wurde.

Er zeichnete sie. Sie spürte es ganz deutlich und obwohl sie sofort ihre eigene Hand auf seine Schulter legte, um ihn von sich runter zu drücken, hatte sie doch nicht die Kraft dazu. Viel mehr krallte sie sich in seine harten Muskeln fest, als seine Hand sich auf eine ihrer Brüste legte und sie vorsichtig zu kneten begann.

Es tat schon lange nicht mehr weh, wenn man sie so berührte, doch gerade jetzt wünschte Delilah sich den alten Schmerz zurück, damit sie sich endlich von James losreißen konnte.

Er brachte nicht nur ihren ganzen Körper in Aufruhr sondern auch ihre Gefühle und ließ sie so sehr zweifeln, wie sie noch nie an etwas gezweifelt hatte.

Sie wollte das nicht. Sie wollte das alles nicht. Nicht so und nicht auf diese Weise. Aber das kümmerte James nicht. Stattdessen fachte er das Feuer in ihr mit jeder Berührung, jedem Laut, den er von sich gab und jeder weiteren Woge an Verlangen, die in ihre Nase stieg, nur noch mehr an.

Sein Atem ging schnell, als sein Mund sich endlich von ihr löste und die kalte Luft verursachte ein deutliches Prickeln an der Stelle, um die er sich gerade noch so eindringlich gekümmert hatte.

Seine Lippen gönnten ihr allerdings keine allzu lange Ruhepause, da konnte Delilah sie auch schon wieder auf ihrer Schulter spüren, die er mit weiteren Küssen bedeckte, während sein heißer Atem genauso wie seine Hand immer wieder über ihren Körper strich.

Er wurde drängender. Bemerkte vermutlich noch nicht einmal, wie er auch ihr anderes Handgelenk los ließ, um ungestüm aber nicht schmerzhaft ihr Haar zu packen, während sein Mund immer tiefer wanderte. Seine andere Hand lag bereits auf ihrem Oberschenkel und schob den Saum ihres Nachthemds immer weiter nach oben.

Delilah glaubte schon, endgültig von ihren zwiespältigen Gefühlen zerrissen zu werden, während ihre Hände sich an seine Seiten klammerten, nicht wissend ob sie drücken oder ziehen sollten, als James sie unvermittelt los ließ und mit einem Fluch auf die Beine kam.

„Scheiße, verdammt. Ich glaub, ich werd wahnsinnig!“, stieß er aus, während er wie wild mit beiden Händen seinen Nacken knetete und dabei aufgebracht hin und her tigerte.

Inzwischen nutzte Delilah die Gelegenheit, um sich langsam aufzusetzen und wie mechanisch ihr Nachthemd wieder in Ordnung zu bringen.

„Und das alles nur weil du mir einfach nicht sagen konntest, dass du mich nicht liebst.“

„Würde es denn etwas ändern?“ Ihre Stimme war so leise und kratzig, dass sie stark bezweifelte, dass James sie gehört hatte, aber überraschenderweise hielt er inne und sah sie an.

„Ja, verdammt. Es würde alles ändern.“ Er klang beinahe verzweifelt. „Zwar nicht meine Gefühle für dich, aber die Art wie ich damit umgehen könnte.“

„Das verstehe ich nicht.“ So wie sie gerade die ganze Welt nicht mehr verstand. James hatte sie völlig durcheinander gebracht.

„Wie könntest du auch? Du hast doch keine Ahnung, wie sich das anfühlt und wie viel Glück du gerade noch hattest. Denn wenn ich noch eine Minute länger hier bleibe und dein zwiespältiges Verlangen wittere, kann ich für nichts mehr garantieren. Das schwöre ich.“

Ohne auf eine Reaktion zu warten, ließ James sie einfach sitzen und rannte regelrecht aus dem Wohnzimmer. Doch nicht auf sein Zimmer, sondern gleich aus dem Haus.

Obwohl Delilah so schnell sie nur konnte, aufgesprungen und ihm hinterher gelaufen war, konnte sie ihn nirgends mehr ausmachen, als sie draußen auf der Veranda stand und die Umgebung mit ihren Augen absuchte. James war einfach verschwunden und hatte sie verwirrt und gezeichnet zurückgelassen.
 

In dieser Nacht hatte sie keinen Schlaf mehr gefunden. Auch war sie nicht mehr zu Dean ins Bett gekommen, stattdessen hatte Delilah sich lange und gründlich geduscht, obwohl das vielleicht James’ Geruch, aber nicht die Erinnerung an seine Berührungen von ihr abwaschen konnte. Genauso wenig wie das leuchtendrote Zeichen an ihrem Hals, das er dort hinterlassen hatte. Sie konnte es nicht einmal mit einem Halstuch verstecken, da das bei dieser Hitze nur noch mehr aufgefallen wäre.

James war wirklich gründlich gewesen.

Er war auch nicht mehr zurückgekommen, obwohl Delilah das irgendwie gehofft hatte. So wie sie auseinander gegangen waren, sollte es nicht sein, aber es würde wohl immer einer von ihnen beiden die Flucht ergreifen. Vielleicht änderte sich das nie.

Pünktlich um sieben Uhr morgens, war Elija auf der Bildfläche erschienen, hatte ihr nur kurz einen guten Morgen gewünscht und war dann mit einer frischen Tasse Kaffee in der Werkstatt verschwunden.

Während sie nun also mit klopfendem Herzen darauf wartete, dass auch Dean zu ihr stieß, bereitete sie Frühstück für ihn vor. Sie selbst hatte keinen Hunger und selbst wenn, sie hätte nichts hinunter gebracht. Alles in ihrem Inneren schien sich bei dem bloßen Gedanken daran, wie sie Dean das Geschehen in der Nacht erklären sollte, zu verkrampfen. Er würde es vermutlich ebenso wenig verstehen wie sie selbst und vielleicht sogar auch ziemlich wütend werden.

Delilah legte das kleine Messer zur Seite, mit dem sie ein paar Früchte zusammen geschnitten hatte und stützte sich anschließend mit beiden Händen an der Theke ab, während sie den Kopf hängen ließ. Alles an ihr fühlte sich so unglaublich schwer an, aber allem voran ihr Herz.

Sie hatte das alles nicht gewollt...

„Guten Morgen.“, schnurrte ihr Dean ins Ohr und erschreckte sie damit beinahe zu Tode.

Völlig erstarrt stand sie einfach nur da, während er seine Arme von hinten um sie schlang und sich an sie drückte.

„Ich habe dich im Bett vermisst. Wieso bist du schon so früh wach?“

Diesmal begann sie vor Panik zu zittern und ihr Herz wollte ihr aus der Brust springen. Sie wagte noch nicht einmal zu antworten oder gar sich umzudrehen, denn im Augenblick befand sich Deans Kopf genau auf der anderen Seite ihres Halses, dort wo kein leuchtender Knutschfleck ihre Haut zierte, den nicht er ihr verpasst hatte.

„Deli?“ Deans Stimme wurde ernst und während er sich von ihr löste, drehte er sie mit sanfter Gewalt zu sich herum.

Die Schuld musste ihr direkt in die Stirn eingebrannt worden sein und selbst wenn nicht, so verrieten ihre Augen einfach alles.

„Deli?“, fragte er noch einmal, doch dieses Mal deutlich verunsichert. „Was ist-“

Das Gold seiner Iris verdunkelte sich so schlagartig, als hätte man das Licht dahinter ausgeknipst, als er ihren Hals erblickte. Ihn regelrecht nieder starrte und damit noch einmal James’ Zeichen deutlich spürbar machte.

Delilah legte ihre Hand darauf, um es vor Deans Blick zu verbergen.

Als sich seine Augen wieder auf die ihren richteten, konnte sie so etwas wie Unglauben darin erkennen und ... Wut. Eine gewaltige Menge davon, was nichts Gutes erahnen ließ, als er den Mund öffnete, um ihr vermutlich alles mögliche an den Kopf zu werfen, doch zum Sprechen kam er gar nicht erst. Mit einem Ruck wurde er von ihr weggerissen und lag einen Augenblick später auch schon mit aufgeplatzter Unterlippe am Boden. James stand direkt vor ihm und rieb sich über seine verletzte Schulter. Er sah aus, als wäre er direkt der Wildnis entstiegen und er war nackt.

„Du fasst sie nie wieder an, verstanden?!“, knurrte er drohend, während man an seiner ganzen Haltung seinen Wolf erkennen konnte.

Dean kam indes wieder auf die Beine, spuckte einmal gründlich das Blut aus seinem Mund und rieb sich über sein Kinn. „Das war ein Fehler, kleiner Bruder. Du hättest sie nicht anfassen sollen!“ Ohne Vorwarnung griff er an und rammte James mit dem Rücken voran in den Kühlschrank und dellte diesen deutlich ein. Delilah hatte gerade noch so zur Seite springen können, ehe ein herumfliegender Arm oder Ellenbogen sie traf.

Gerade so konnte sie sich an der Kante der Arbeitsfläche festhalten, bevor sie hinfiel und noch bevor sie vollkommen ihr Gleichgewicht wieder hatte, landeten die Brüder auch schon außerhalb ihres Blickfeldes hinter der Theke am Boden. Das Geräusch von Fäusten die auf Fleisch und Knochen trafen trieb sie voran und um die Theke herum, wo sie erneut erstarrte. Die Zwillinge prügelten gnadenlos aufeinander ein.

„Aufhören!“, schrie sie völlig entsetzt und wurde vollkommen ignoriert.

James, der unter Dean am Boden lag und von seinem Bruder mehrmals ins Gesicht geschlagen wurde, fischte mit seiner freien Hand, nach dem Bein des Esszimmerstuhls, der in seiner Nähe stand. Mit der anderen versuchte er die Schläge abzublocken. Als er es endlich packen konnte, schlug er seinem Bruder das Möbel mit voller Kraft um die Ohren und brachte ihn damit zu Fall.

Der Stuhl zersplitterte in alle Einzelteile, während Dean für einen Moment mit blutender Schläfe benommen liegen blieb. James nutzte die Gelegenheit gnadenlos aus und stürzte sich sofort wieder auf ihn. Auch jetzt ignorierten beide Delilahs Rufe. Sie hörten nicht, wie sie verzweifelt darum flehte, dass sie endlich aufhören sollten und wie sie schließlich um Hilfe schrie.

Worte konnten nichts mehr ausrichten. Stattdessen stürzte das Knäuel aus um sich schlagenden Armen und Beinen, zubeißenden Zähnen und kratzenden Fingernägeln über die Couch und zermalmte auch noch den Glastisch unter sich.

Überall war Blut und Zerstörung. Delilah konnte nicht länger untätig zusehen.

Mit gefletschten Zähnen stürzten sie und ihre Wölfin nach vor, wollten nach Dean packen, der gerade dabei war, James die Nase zu brechen und wurden hart von einem herumwirbelndem Körperteil im Gesicht getroffen.

Es trieb sämtliche Luft aus Delilahs Lungen, als sie mit dem Rücken auf dem Boden aufschlug und noch ein gutes Stück weiter über den Parkett rutschte, ehe der Rahmen der Tür sie aufhielt.

Ihre linke Gesichtshälfte brannte wie die Hölle, während Sterne wild vor ihren Augen tanzten und sie Metall schmecken konnte.

Delilah brauchte mehrere Anläufe, um sich überhaupt auf die Seite drehen zu können und sofort schoss Blut aus ihrer Nase, das sie notdürftig mit ihrer Hand zu stoppen versuchte.

Ihr dröhnte der Schädel und die Welt drehte sich mehrmals um sie herum, während sie sich auf ihre Beine hoch kämpfte und zur Tür hinaus taumelte.

Es war zu viel. Sie konnte nicht mehr.

Sie hatte den unteren Absatz der Treppe noch nicht ganz erreicht, da wurde plötzlich die Haustür schwungvoll aufgerissen. Vor Schreck wäre sie beinahe über ihre eigenen Füße gestolpert.

Elija stand vor ihr und als er sie erblickte, entgleisten seine Gesichtszüge so vollkommen, wie sie es noch nie bei ihm gesehen hatte.

Delilah ging einfach an ihm vorbei, drehte ihm den Rücken zu und taumelte langsam die Treppe hinauf, während der Lärm im Wohnzimmer zu neuen Dimensionen anschwoll.

Inzwischen klang es wie ein wild gewordenes Rudel Werwölfe, das sich gegenseitig zu zerfleischen versuchte.

Es kümmerte sie nicht länger. Sie wollte nur noch in ihr Zimmer.

Seit ihr völlig wahnsinnig geworden?!“ Elijas Brüllen brachte die Wände des Hauses zum Erbeben, ehe der Lärm im Wohnzimmer noch einmal in einem gewaltigen Krachen gipfelte, als hätte man den ganzen Esszimmertisch durch eine Wand gerammt, bevor plötzlich Totenstille einkehrte.

Delilah stieß die Tür hinter sich ins Schloss und wankte ins Bad, wo sie sich erst einmal das Blut von ihrem Gesicht wusch und zugleich ihr Nasenbluten zu stoppen versuchte. Es dauerte nicht lange, da es fast schon wieder aufgehört hatte, dennoch ließ sie immer wieder kaltes Wasser über ihr Gesicht laufen, da es das wütende Pochen in ihrer linken Gesichtshälfte etwas in Schach hielt.

Als sie endlich das Wasser abgedreht und sich vorsichtig mit einem flauschigen Handtuch das Gesicht trocken getupft hatte, sah sie sich im Spiegel an und schaute sofort wieder weg. Stattdessen suchte sie im Schrank unter dem Waschbecken einen Waschlappen, den sie mit kaltem Wasser ausspülen und sich dann auf die beginnende Schwellung legen konnte. Dort fand sie auch Deans Kulturbeutel, den sie sogleich mit seinen Sachen aus dem Schrank hinter dem Spiegel füllte. Sie sammelte wirklich alles ein. Machte sogar noch einmal einen Kontrollblick, ob sie wirklich nichts übersehen hatte und legte zum Schluss seine Zahnbürste ganz oben auf in den Beutel, ehe sie ihn gründlich verschloss.

Gerade als sie noch einmal einen Blick auf ihr Gesicht riskieren wollte, schwang die Tür zu ihrem Zimmer auf. Delilah blieb wie angewurzelt im Türrahmen stehen, als sie sah, wer sie da störte.

Nacheinander schleifte Elija seine Söhne in das Zimmer und zwang sie mit einem festen Griff im Genick vor ihr auf die Knie.

Dean und James boten einen grauenvollen Anblick, wie sie da mit hängenden Köpfen, vor Blut triefend und von Kratzern und Bisswunden übersäht auf ihrem kleinen gelben Teppich knieten. Doch erst Elijas Blick lehrte einen wirklich, was Grauen bedeutete.

„Seht es euch an!“ Arktische Kälte getragen von einem dunklen Bass, der seiner Stimme die Schärfe einer frisch geschliffenen Klinge verlieh.

Die Brüder zuckten beide gleichzeitig wie unter einem unsichtbaren Peitschenhieb zusammen und wagten es so erst recht nicht einen einzigen Muskel zu rühren. Angst begann den Gestank von Blut und Aggression zu überdecken, vermischt mit der Wut eines Alphawolfs.

„Macht schon oder muss ich eure Köpfe an den Haaren hochziehen?“

In diesem Moment war dem alten Werwolf wirklich alles zuzutrauen.

Langsam hoben die Zwillinge ihre Köpfe, um Delilah ins Gesicht zu blicken. Furcht lag in ihren Augen, aber auch die Wölfe waren immer noch sehr präsent.

Delilah hätte es nicht gewundert, wenn sie sich erneut gegenseitig an die Kehle gegangen wären, stünde ihr Vater nicht noch immer direkt hinter ihnen.

„Delilah.“

Elija sprach sie so unerwartet mit ihrem Namen an, dass sie selbst für einen Moment zusammen zuckte und ihn dann fragend ansah.

„Zeig ihnen, was sie getan haben.“ Der alte Werwolf machte eine entsprechende Geste in ihre Richtung.

Erst da verstand sie wirklich, was er meinte und nahm langsam die Hand mit dem Waschlappen herunter. Synchrones Keuchen war zu hören, während der Ausdruck auf den Gesichtern der Brüder in Entsetzen umschlug.

„Wie?“

„Was?“, begannen beide gleichzeitig und verstummten sogleich wieder, als ihr Vater erneut das Wort ergriff.

„Wer? - Ist hier die treffendere Frage.“ Elijas Laune schien immer weiter unter den Gefrierpunkt zu fallen. „Also, wem von den beiden muss ich das Fell über die Ohren ziehen, weil er es gewagt hat, die Hand gegen ein schwangeres Mitglied meines Rudels zu erheben? Verbannung wäre in diesem Fall vielleicht die falsche Bestrafung. Auch wenn ich es durchaus in Betracht ziehen würde.“ Den letzten Satz knurrte er in Richtung seiner Söhne und erst da begann Delilah die Ernsthaftigkeit der Lage zu begreifen. Elija sprach hier nicht als Vater sondern als Anführer ihres gemeinsamen Rudels. Dementsprechend gewichtig würde daher auch ihre Antwort sein. Trotzdem musste sie nicht lange überlegen. Sie hatte längst ihren eigenen Entschluss gefasst.

„Ich weiß es nicht.“ Sie legte wieder den Lappen auf ihre glühende Wange. Selbst das Sprechen tat weh. „Ich wollte die beiden trennen und im nächsten Augenblick lag ich auch schon auf dem Boden. Es war sicher nicht mit Absicht.“

„Du forderst also keine Strafe für die beiden?“, hakte Elija noch einmal nach. Offenbar hätte er so oder so keine Probleme damit, seine Söhne anständig zu züchtigen. Egal wie sie sich entschied.

Sie schüttelte vorsichtig den Kopf. „Nein. Aber ich würde gerne mit ihnen alleine reden.“

Elija musterte sie schweigend, als müsse er erst abwägen, doch dann nickte er und ließ seine Söhne los. „Wenn du mich brauchst, ich bleibe in der Nähe.“

„Verstanden und danke.“ Delilah wartete ab, bis sich die Tür hinter dem alten Werwolf wieder geschlossen hatte, doch bevor sie etwas sagen konnte, sprudelte es nur so aus den Brüdern heraus.

„Ist mit dem Baby alles in Ordnung?“

„Das sollte sich Young ansehen!“

„Brauchst du Eis?“

„Oder ein Steak?“

„Ich wollte das nicht!“

Delilah hob abwährend den Waschlappen und entschied dann, dass sie lieber Deans vollen Kulturbeutel auf das Bett warf, um diese Hand frei zu haben. Die andere war besser an ihrer Wange aufgehoben.

Als Dean seine Sachen sah, erstarrte er für einen Moment, ehe sein Blick sich fragend und auch mit neuer Furcht auf sie richtete. „Was bedeutet das?“

Delilah hatte nicht mehr die Kraft dazu, sich länger auf den Beinen zu halten, also ließ sie sich ebenfalls aufs Bett fallen und schloss für einen Moment die Augen.

„Ich kann nicht mehr.“, murmelte sie leise, aber deutlich wahrnehmbar, da es mit einem Mal so still im Raum war, dass sie ihr eigenes Herz schlagen hören konnte.

„Ich habe es versucht. Hab dagegen angekämpft, aber jetzt kann ich einfach nicht mehr. Es tut mir leid, Dean.“

„Deli?“ Ihr Kosewort klang immer noch fragend, aber auch zittrig und mit Angst vermischt. Sie hatte Dean noch nie so reden hören.

Mühsam öffnete sie wieder ihre Augen, wobei sie jetzt deutlich spüren konnte, wie eines davon langsam zuzuschwellen begann und richtete sie auf Dean, der sie beinahe flehentlich ansah. Aber sie hatte keine Worte des Trosts für ihn.

„Ich liebe dich. Ich liebe euch beide und genau deshalb wird das hier niemals funktionieren. Euer Zustand und das Pochen in meinem Gesicht ist Beweis genug dafür. Wegen mir würdet ihr euch gegenseitig umbringen, obwohl ihr euch liebt und ohne einander gar nicht leben könnt. Ich habe mich lange genug dazwischen gedrängt. Es ist vorbei.“

James senkte betroffen den Kopf, als er ihre Worte zu begreifen begann, während Dean sie verzweifelt ansah und sogar ein Stück näher rutschte.

„Nein, bitte...“ Er versuchte sie zu berühren, doch Delilah stand vom Bett auf und wich vor ihm zurück. Allein diese Handlung schien ihr ein Messer mitten ins Herz zu stoßen, doch es wurde auch noch einmal qualvoll herumgedreht, als Dean vor ihr zusammen sank und sein Gesicht hinter seiner Hand vergrub, während sich die andere zur Faust ballte. Er zitterte am ganzen Körper.

Bei ihren nächsten Worten legte Delilah ihre Hand beschützend auf ihren Bauch, um aus der Berührung Kraft zu ziehen, die sie dringend brauchte. Denn eigentlich wollte sie selbst einfach nur noch zusammenbrechen.

Soweit sie das beurteilen konnte, war ihrem Baby nichts passiert. Weder hatte sie Krämpfe, noch fühlte sie sich sonst irgendwie unwohl. Einmal von ihrem Gesicht und dem Schmerz in ihrem Herzen abgesehen.

„Ich werde euch das Recht auf euer Kind nicht verweigern. Ihr dürft es so oft berühren wie ihr wollt, aber ein anderes wir wird es zwischen uns nicht mehr geben. Lieber bin ich mit keinem von euch zusammen, als dass ich einem von euch noch länger wehtue. Es tut mir leid, dass ich es überhaupt versucht habe.“

„Ist das dein endgültiger Entschluss?“ Deans Stimme klang hohl und leer, doch als er den Blick noch einmal hob, konnte sie den Schmerz in seinen glühenden Augen sehen und wie er ihm heiß über die Wangen lief.

Sein Anblick brach ihr das Herz, genauso wie sie es mit seinem tat.

Mit letzter Kraft hielt Delilah sich am Rahmen der Tür fest und zwang ihre eigenen Gefühle nieder, in dem sie ihre wild um sich schlagende Wölfin hinter Schloss und Riegel sperrte, bis das Heulen in ihrem Kopf nicht mehr zu hören war. Erst dann wagte sie zu sprechen, auch wenn ihre Antwort nur aus einem einzigen Wort bestand.

„Ja.“

Das Feuer hinter Deans Augen erlosch. Mühsam stand er auf, schnappte sich seine Sachen von ihrem Bett und hinkte einfach zur Tür hinaus. James hingegen nahm sich noch einen Moment die Zeit, um seine Faust wütend auf den Boden zu donnern, ehe er ebenfalls aufstand und sie alleine ließ, ohne noch einmal den Blick zu heben. Aber auch er hatte seinen Schmerz vor ihr nicht verbergen können. Er hatte lediglich schon länger Zeit gehabt, ihn ertragen zu lernen.



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