Zum Inhalt der Seite

It starts with a game...

Wer eine Wette verliert, muss mit den Folgen leben...
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Saturday for two

5. Kapitel: Auf zu Tante Mika!
 

Am nächsten Tag kam ich mal wieder zu spät zur Schule. Elegant schwungvoll öffnete ich die Türe des Klassenzimmers und trat hinein. „Suzuki, als du vor den Ferien pünktlich warst, habe ich ernsthaft angefangen, mir Hoffnungen zu machen. Scheinbar umsonst“, witzelte Hoshiku. Ich schenkte ihm ein sarkastisches Lächeln und schlenderte gemütlich auf meinen Platz. „Wegen diesen paar Minuten“, versuchte Keito, der Junge vor mir, sich für mich stark zu machen. Als ob ich das nicht selber könnte!

„Zeit ist Geld“, gab Hoshiku ihm zur Antwort.

„Mir ist es neu, das wir für die Schule bezahlt werden“, äusserte ich mich.

„Wie auch immer. Als die amerikanischen Truppen ihre Atombombe auf Hiroshima schoss, hatte das fatale Folgen für unser Land“, fuhr der Lehrer mit seinem Müll fort. Keito drehte sich zu mir um.

„Hast du kein Wecker oder so, damit du nicht immer zu spät kommst?“

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, zischte ich zur Antwort, worauf er sich wieder umdrehte und ein „Ich mein ja nur“, murmelte.
 

In der zweiten Stunde musste Takanori seine versäumte Mathe-Arbeit schreiben und wurde in das leere Gruppenzimmer nebenan geschickt. Keine zwanzig Minuten später erschien er wieder, das vollgeschriebene Blatt in seiner Hand und ein fettes Grinsen im Gesicht. Streber!

Hoshiku nahm ihm lächelnd das Blatt ab. „Schon fertig?“

„Ja, war ganz leicht“, meinte der Zwerg und grinste mich an. Klar, wenn man die meisten Lösungen bekommen hat, ist jede Prüfung leicht.

Ich wusste, dass er auch sonst so gut gewesen wäre, aber wenn der Klassenstreber schon mal von mir Hilfe bekam, konnte ich mein Ego ja gleich ein wenig aufpuschen. Klar, das hatte ich genauso wenig nötig, wie die vergebliche Unterstützung von Keito.
 

Als die Glocke unsere wohl verdienten zwanzig Minuten Pause verkündete, stand Aoi vor meinem Klassenzimmer. Ich wollte noch auf Takanori warten, aber dieser sagte, ich könne schon gehen. Auf dem Pausenhof standen bereits die anderen. Kai und Shou diskutierten gerade, warum Gesundheitslatschen der Bringer waren und warum nich.

„Die sind total bequem!“

„Ja und unglaublich hässlich“, konterte Shou.

„Da muss ich ihm Recht geben“, pflichtete Aoi unserem Sänger bei und das Gezanke ging los. Viki, die daneben stand, grinste mich breit an. „Tag, Akira.“

„Moin“, nuschelte ich müde. So früh aufzustehen war echt nicht mein Ding. Konnte die Schule nicht nachmittags um zwei los gehen?
 

Tora, der offenbar auch genug von den Streithähnen hatte, gesellte sich zu mir und Kais Freundin.

„Mischst du nicht mit? Für gewöhnlich ist Mode doch dein Spezialbereich“, bemerkte ich grinsend.

„Hmm keine Lust. Saga hat mir den Zigarettenentzug verkündet und all meine Packungen weggeworfen. Dieser Mistkerl.“

„Sei froh, dass du kein Sexentzug hast, das ist schlimmer.“

„Woher willst du denn das wissen, du ewige Jungfrau“, grinste er und klopfte mir auf die Schultern.

„Also bitte! Nur weil ich mich nicht festbinde, wie ihr, kann ich doch trotzdem Spass haben.“

„Hast du denn Spass?“, fragte Viki und wusste die Antwort auch schon.

„Nein. Zumindest nicht in diesem Sinne.“

Triumphierend grinsten sich die beiden einen ab. „Lasst mich, Arschlöcher!“
 

„Welcher Anlass lässt dich mit Schimpfwörtern um dich werfen?“, begrüsste mich der kleine Giftgnom.

„Die machen mich fertig, sie haben es nicht anders verdient!“, verteidigte ich mich.

Takanori begrüsste auch noch die anderen, ehe er mich mit sich schleifte. „Oh oh, scheinbar wird er gleich seinen Spass bekommen“, hörte ich Tora noch sagen und streckte ihm meinen wunderschönen Mittelfinger entgegen.

Hinter der Turnhalle blieben wir stehen, wo sich Takanori eine Zigarette anzündete und mir eine bereits brennende hin hielt.

„Fange.“

„What?“

Ich nahm die Kippe aus dem Mund und wiederholte: „Danke.“

„Ach, kein Ding.“
 

Plötzlich fiel mir wieder ein, was Yuki gestern Abend gesagt hatte.

„Übrigens, du kommst am Wochenende mit zu meiner Tante.“

Über Takanori bildete sich ein elegantes Fragezeichen und er fragte: „Wieso?“

„Yuki“, war meine einzige Erklärung.

„Aha. Wer sagt, das ich noch nichts vor habe?“

„Hast du?“

„Nein.“

„Also.“
 

Der Tag verging elendig langsam. Ich begann sogar, die Sekunden zu zählen. Da ich mich jedoch jedes Mal verzählte, liess ich es schliesslich aber doch bleiben.

In der letzten Stunde hing mein Blick wie gebannt an der Uhr und als es klingelte, war ich der erste, der aufsprang.

Die nächsten Tage verstrichen leider genau so wehleidig langsam, dass ich es kaum abwarten konnte, ins Wochenende zu gehen.
 

„Also vergesst nicht, nächste Woche findet unsere Klassenfahrt statt. Die Zimmereinteilung könnt ihr mir heute Abend per E-Mail schicken. Ein schönes Wochenende“, entliess uns Hoshiku am Freitag endlich in die Freiheit. Mir war total entfallen, dass ja noch die Klassenfahrt anstand und ich hielt mir erinnernd den Schädel. Eine Woche mit diesen verblödeten Vollidioten unter einem Dach, fernab von Aoi und den anderen. Super!

Das Klassenzimmer war bis auf mich, der Lehrer und Takanori bereits leer gefegt.

Letzterer verkündete gerade, dass wir uns das Zimmer teilen würden. War mir neu, aber ich hatte nichts dagegen. Besser als irgendein Spasti, der sich für den König vom Ballerman hielt.

„Ihr beiden? Seit wann seid ihr denn so gute Freunde?“

„Ich glaube, das geht Sie nichts an“, brummte ich und zog den Giftgnom aus dem Klassenzimmer. „Wann gehen wir zu deiner Tante?“, wollte er am Schultor wissen.

Ich deutete auf den anfahrenden Wagen. „Jetzt.“
 

Die Fahrt über stellte ich fest, dass sich meine Eltern äusserst Mühe gaben, sich nicht zu streiten, wo doch ein Gast dabei war. Ich fand es verwundernd, aber nicht begeisternd. Schliesslich erwartete ich das auch. Wäre ja voll der Horror, wenn die sich anzickten und Takanori dabei sass. Er wusste ja auch nichts von unserer Familienkriese.

Keine Stunde später bog Dad die Auffahrt des Hauses meiner Tante hoch. Die stand bereits an der Tür und umarmte mich sofort. Meine Tante hatte mich schon immer sehr gern gemocht. Ich war in ihren Augen der perfekte Sohn. Etwas rebellisch, selbstbewusst und zielstrebig.

Ihre Worte, nicht meine!

„Sieh dich an, Akira, wie du gewachsen bist! Es ist so schön euch wieder zu sehen!“

Takanori stand etwas unbeholfen neben mir und wusste nicht so recht, was er tun sollte, aber Mika schein das komplett zu übersehen und umarmte den kleinen herzlich. „Hallo mein Schätzchen, du musst Takanori sein. Mein Neffe hat mir schon von dir erzählt. Ein guter Junge.“

Ich konnte sehen, wie der Zwerg bei den Worten meiner Tante errötete und sich hastig bedankte. Ein breites Grinsen zierte meine Lippen.

„So steht nicht rum, kommt rein, kommt rein.“
 

Meine Tante Mika war die Schwester meines Vaters und das totale Gegenteil von ihm. Dad hatte nämlich wie sein Vater und dessen Vater Jura studierte, um später Anwalt für die Umwelt zu werden. Eigentlich sollte ich diese Tradition auch befolgen. Mika hatte immer eine ausgefallene Idee nach der anderen. Gitarristin in einer Punkband, Modedesigner, Künstlerin und noch mehr. Weil auch ich mit meiner Band gross rauskommen wollte und meine Träume in die Tat umsetzen wollte, mochte mich Tante Mika so sehr. Sie war quasi das schwarze Schaf der Familie, ähnlich ging es mir. Jetzt arbeitete sie im Museum und restaurierte die alten Bilder. Früher, als wir auch noch hier in Kanagawa gelebt hatten, war ich oft bei ihr im Museum. Wir hatten immer zusammen Kuchen gegessen und über meine Familie gelästert. Natürlich abgesehen von Yuki.
 

Das Haus war noch immer gleich eingerichtet wie früher. Da wir damals sehr oft bei ihr waren, hatte unsere Tante für mich und Yuki ein jeweils eigenes Zimmer zur Verfügung gestellt. Platz hatte sie hier auf jeden Fall genug.

Ich brachte Takanori auch so gleich in mein Zimmer und schmiss die Reisetasche, die Yuki gnädigerweise für mich ins Auto getan hatte, aufs Bett.

„Breit dich ruhig aus, wir bleiben das ganze Wochenende hier“, verkündete ich und warf mich der Reisetasche hinterher. Ich mochte Tante Mikas Haus viel mehr als unsere eigenes. Es war wahnsinnig gross und schön hell eingerichtet. Nicht so wie bei uns, wo das zerbrochene Glas vermutlich immer noch neben dem Eingang lag, da bisher jeder zu faul gewesen war, es weg zu wischen.
 

„Aber ich hab gar keine Sachen mitgenommen.“

Ich deutete auf den Kleiderschrank. „Bedien dich. Die meisten Sachen habe ich vor Jahren getragen, sie dürften dir also passen.“

„Sehr witzig. So klein bin ich nun auch wieder nicht“, brummte der Zwerg, machte sich aber wirklich am Schrank zu schaffen.

„Wenn dir was gefällt, kannst du es gleich behalten. Ich pass da eh nicht mehr rein.“
 

Den restlichen Tag verbrachten wir im Zimmer, obwohl es draussen mindestens fünfundzwanzig Grad hatte. Meine Mutter kam irgendwann gegen den Abend rein, während wir Call of Duty zockten. Wie ich erfuhr, mochte Takanori gleich wie ich Action und Horror. Daher war das das perfekte Spiel für ihn.

„Akira, Schätzchen es gibt gleich Abendessen. Kommst du den Tisch decken?“

„Das kann doch Yuki machen, wir spielen gerade. Ausserdem bin ich am gewinnen“, grummelte ich.

„Das denkst auch nur du“, kicherte Takanori neben mir. Dafür, dass er es zum ersten Mal spielte, war er ziemlich gut.

„Nein, Akira, Yuki hat schon geholfen einzukaufen. Du kannst deinen Hintern ruhig auch mal bewegen.“

„Tu ich doch“, grinste ich, stand auf und wackelte zur Demonstration mit den Hüften, den Blick nicht vom Fernseher lösend.

„Ich kann sonst auch den Tisch decken“, bot der Zwerg an.

„Nur weil du am verlieren bist“, zog ich ihn auf.

„Nein, Takanori, du bist hier Gast. Akira, ich zähle bis drei. Dann hast du die Konsole weggelegt oder ich zieh den Stecker raus.“

„Mum, das nennt man Controller.“

„Eins…“

„Ist ja gut.“ Murrend legte ich den Controller zur Seite und stand auf.

„Nach dem Essen mach ich dich fertig“, versicherte ich Takanori grinsend.

„Das kannst du vergessen, nach dem Essen machen wir einen Spaziergang zum See.“

„Was?“, fragten Takanori und ich synchron. „Nee, oder?“

„Doch. Komm jetzt, sonst ist das Essen fertig und du hast den Tisch noch nicht gedeckt.“
 

Nachdem wir fertig gegessen hatten, versuchte ich unbemerkt in mein Zimmer zu verschwinden, aber meine Mutter hielt mich auf. „Vergiss es, Akira. Wir gehen spazieren, ob es dir gefällt oder nicht.“

„Yuki muss doch auch nicht mit“, versuchte ich es auf die Kleinkind-Tour. Brachte nichts.

„Sie muss Hiroto anrufen, das ist etwas anderes.“

„Ich muss Aoi anrufen, das ist auch wichtig!“

„Akira, wir gehen spazieren. Akzeptier es“, gab nun auch Dad seinen Senf dazu.

„Lasst ihn doch, wenn er nicht mit will“, unterstützte mich Tante Mika. Ich schenkte ihr ein dankenden Blick.
 

Schlecht gelaunt schlurfte ich den anderen hinterher. Es hatte nichts genutzt, meine Mutter liess sich nicht breitschlagen. Aber Dad durfte vor dem Fernseher bleiben und sein bescheuerten Fussballmatch schauen. Echt unfair!

„Was denkst du, wer schneller rennen kann?“, forderte Takanori mich grinsend heraus.

„Bis zum See?“

„Auf die Plätze, fertig , los!“ Ich nahm meine Beine in die Hand und sprintete los. Takanori war schnell ein paar Meter weiter hinten. Ich lachte und streckte ihm die Zunge raus.
 

„Aki, sieh nach vorne!“

„Was?“ Ich drehte meinen Kopf um und konnte gar nicht so schnell reagieren, wie mir der Laternenmast gegen den Schädel prallte. Rücklings flog ich auf den Boden.

Der kleine kam zu mir hin geeilt. „Aki, alles okay?“

Besorgt wedelte er mit der Hand vor meinem Gesicht herum, hob zwei Finger hoch und fragte wie viel ich sehen würde.

„Sechs.“

„Vier.“

„Oh, das ist nicht gut.“

Grinsend wuschelte ich ihm durch die Haare. „Kleiner Scherz.“

Der Gnom half mir wieder auf die Beine. „Geht’s?“

„Ja, mein Schädel tut nur ein bisschen weh. Ich glaube das gibt ne Beule.“

„Was stehst du denn so bedröppelt da?“, fragte Mum, die gerade mit Tante Mika angewatschelt kam.

„Aki ist gegen den Laternenmast gerannt“, grinste Takanori.

„Das ist nicht witzig“, brummte ich. Aber auch Mum und Mika fingen an zu lachen. „Hätt ich gerne gesehen“, meinte meine Tante belustigt.

„Pf!“
 

Am See war es schön kühl. Im Vergleich zu der Hitze, die in der Luft hing, war das eine angenehme Abwechslung.

„Ich liebe es hier“, murmelte Takanori.

„Du warst schon mal hier?“

„Klar, ich komme auch aus Kanagawa“, grinste er.

„Echt? Wusste ich gar nicht.“

Ich musste ihm Recht geben, der See war wirklich wunderschön. Langsam ging die Sonne unter und der Himmel verfärbte sich orangeviolett. Ein bezauberndes Farbenspiel.

Wir setzten uns an das Ufer und Takanori reichte mir eine brennende Zigarette.

„Danke.“
 

Lange blieben wir am See. Meine Mutter und Mika etwas weiter weg, der blonde und ich so nahe am Ufer, dass wir die Hand reinhalten konnten, was mein Gegenüber auch gerade tat.

„Kalt“, war sein Kommentar dazu.

„Akira, Takanori, wir gehen. Kommt ihr?“, unterbrach Mum die wieder eingekehrte Stille.

„Können wir nicht noch hier bleiben?“, bettelte Takanori. Ich nickte zustimmend. „Ja, es ist so schön hier.“

„Hm, meinetwegen. Wir gehen schon mal.“

„Ja, ist gut.“
 

Nochmal zündete sich Takanori eine Zigarette an und reichte mir Feuer und eine Kippe. Er lehnte seine Kopf an meine Schulter und blies wohlig den Rauch aus.

„Hmm. Sag mal, Aoi und Uruha sind doch schwul, oder?“

„Ja.“

„Und Shou und Nao auch, nicht wahr?“

„Ja.“

„Und auch Tora und Saga, stimmt‘s?“

„Ja, alle bis auf Kai sind schwul. Wieso?“

„Alle? Also….auch du?“

Verwundert schaute ich auf den kleinen runter.

„Wa…warum willst du das wissen?“

„Einfach so. Sag!“
 

Das war eine gute Frage. Bin ich schwul? Ehrlich gesagt wusste ich das selber nicht so recht. In der siebten Klasse war ich zwar mal mit einem Mädchen zusammen gewesen. Tanaka Ayumi. Nach drei Wochen machte ich wieder Schluss, weil sie einfach nur nervig war. Ständig dieses Gequietsche und Geschrei…Unmöglich. Seitdem interessierten mich Mädchen nicht mehr. Aber für einen Jungen solche Gefühle zu haben schien mir auch etwas surreal.

„Ich weiss es nicht“, gab ich nach einer kurzen Bedenkzeit ehrlich zu. „Und du?“

Verlegen schaute er auf den See, wich meinem Blick aus. „Ja. Mein Vater hat es gewusst. Er hat mich immer damit aufgezogen. Bis….du weisst ja schon. Sein Gestöhne war so widerlich. „Das gefällt dir doch sicher“, hat er geflüstert. Ich träume jede Nacht davon. Es war so schrecklich.“

Wieder liefen ihm die Tränen übers Gesicht. Ich drehte mich zu ihm, nahm ihn in die Arme und strich beruhigend über seinen Rücken.

„Schhh, beruhig dich. Es wird alles wieder gut“, versuchte ich, ihn aufzumuntern. Sein Gesicht war in meiner Halsbeuge versteckt und sein Körper zitterte. Klammernd hielt er sich an mir fest.
 

Nachdem sich Takanori wieder etwas entspannt hatte und seine Augen nicht mehr so verquollen aussahen, gingen wir zurück zum Haus. Ich öffnete die Türe und ein Glas kam mir entgegen geflogen. In der letzten Sekunde wich ich aus. Mum sah an mir vorbei, Dad in die Augen, der neben der Türe stand. „Du mieser Dreckskerl!“, keifte sie ihn an.
 

„Taka, würdest du bitte schon mal in mein Zimmer gehen, ich komm gleich nach“, bat ich den kleinen. Er schaute ziemlich verängstigt und stürmte beinahe den kleinen Weg hin zu meinem Zimmer.

„Was ist passiert?“, fragte ich, nachdem er die Türe hinter sich geschlossen habe.

„Gar nichts, bitte geh zu Takanori“, räumte Dad ein.

„Das ist mal wieder typisch für dich“, zickte Mum. „Vor den Kindern so tun als sei alles okay, aber Jahre lang eine andere ficken. Verschwinde von hier!“ Noch ein Glas kam geflogen.

Langsam verstand ich. Dad hatte also eine Affäre. Das wunderte mich ehrlich gesagt nicht.

„Okay, Mum, mach bitte diese Gläser weg, ich denke Tante Mika hängt ziemlich an ihnen.“ Zumindest so wie sie drein schaute.

„Und Dad, wenn ich du wäre, würde ich die Fliege machen, und zwar schnell.“ Meine Stimme wurde zu einem bedrohlichen Grollen. Etwas, worauf ich stolz war, es zu können.
 

Geschafft setzte ich mich neben Mum auf einen Küchenstuhl und hielt einen Eisbeutel gegen meine Wange. Nachdem das Gezanke im kompletten Streit geendet und ich mich eingemischt hatte, klatschte mir Dad eine. Da brach bei Tante Mika die Sicherung durch und sie warf ihn raus. Yuki verzog sich zu Hiroto, der einen Autounfall gebaut hatte und nun im Krankenhaus lag.

Mum schluchzte neben mir unaufhörlich. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich Mitleid mit ihr. Behutsam strich ich über ihren Rücken. Tränen liefen über ihre Wange und ihr Blick war traurig, wütend und zugleich verletzt.
 

„Danke, dass du mir beistehen willst. Ich wusste schon immer, dass ich meine Kinder korrekt erzogen habe.“ Sie lächelte. „Aber geh zu Takanori. Ich will euch das Wochenende nicht wegen deinem Vater ruinieren.“

„Bist du sicher, Mum?“

„Ja. Ich werde morgen wieder nach Hause fahren und die Scheidung in die Wege leiten. Geniesse dein Wochenende mit deinem Kumpel.“ Sie beugte sich näher zu mir und flüsterte wissend: „Und ich werde Mika sagen, sie soll euch etwas alleine lassen.“ Dabei zwinkerte sie mir zu, wodurch ich errötete. „Mum, ich steh nicht auf ihn und er auch nicht auf mich. Wirklich nicht.“
 

Wirklich nicht?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  totenlaerm
2012-03-28T00:45:27+00:00 28.03.2012 02:45
Die Spannung steig O.o. Ich wette jetzt wird alles etwas geordneter in Reis Familie ^^ Jedenfalls hoffe ich das damit sie Ru nich noch mehr verstört ^^
Deine Geschichte ist so süß ^^ Die Tante von Reita gefällt mir echt :D


Zurück