Zum Inhalt der Seite

The darkest thrill

NaruSasu
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

A spark to pierce the dark

Naruto nippt vorsichtig an seiner brühend heißen Tasse Tee, in die er ein bisschen zu viel Zucker reingeschüttet hat, während er sich durch ein Chaos aus großen, unpraktischen Zeitungsseiten kämpft. Es ist früher Nachmittag mit Bilderbuchwetter, aber es fühlt sich nach Morgen an, weil er noch nicht lange wach ist und schon eine ganze Weile keinen echten Morgen mehr miterlebt hat, so ganz ohne Schule und Verpflichtungen, die ihn sonst früh aus dem Bett treiben. Weckerklingeln ist bloß noch eine verblasste Erinnerung in seinem Kopf und damit konnte sich Naruto über die letzten Wochen hinweg eigentlich ganz gut arrangieren. Aber das soll jetzt anders werden, denn Jiraiya ist nicht spendabel und auch in London wächst kein Geld an den Bäumen. Am liebsten wäre es ihm natürlich, wenn er das gar nicht bräuchte, seine Rechnungen mit Liebe zahlen könnte, aber er ist nicht Marx und will keine Gesellschaft revolutionieren, also richtet er sich danach. Und das bedeutet, dass er sich wohl einen Job suchen muss.
 

Deshalb hat er heute Morgen den halben Zeitungsstand leergekauft und geht jetzt Stück für Stück die Stellenanzeigen durch, mit wenig Erfolg. Entweder werden Leute gesucht mit Qualifikationen, die er nicht mal ansatzweise erfüllen kann, oder es handelt sich um seltsame Angebote, die Naruto ein bisschen suspekt sind. Gerade erst hat er die Anzeige eines Escortservices überflogen und das ist dann doch nicht ganz sein Ding.
 

Am Ende hat er sich drei Jobangebote ausgeschnitten, mit denen er klar kommen würde. Es sind nicht die spannendsten Tätigkeiten, die Naruto sich vorstellen kann, aber immer noch besser, als sich von alten Männern in Hotelzimmern vögeln zu lassen. Ein paar Telefongespräche und Bewerbungsemails später hat er dann auch eine Zusage in der Hand und darf seinen neuen Teilzeitjob in einem Supermarkt nicht allzu weit von Jiraiyas Haus entfernt antreten.
 

Sein erster Arbeitstag beginnt mit grauem Himmel und hoher Regenwahrscheinlichkeit. Er steht früher auf, als er das seit einer sehr langen Zeit getan hat, und auch zwei Tassen Kaffee können ihn nicht richtig wach bekommen. Das Wetter schlägt ihm ein bisschen auf die Stimmung und er wünscht sich wieder in sein Bett zurück, während er in einem tranceähnlichen Zustand zur U-Bahn-Station trottet und sich mehr schlafend als wach zu seinem Zielort bringen lässt. Es erscheint ihm fast wie ein Wunder, dass er seine Haltestelle nicht verpasst. Auf den letzten Metern fängt es an zu regnen, deshalb beschleunigt er seine Schritte.
 

Im Supermarkt angekommen nimmt ihn ein Mann mittleren Alters in Empfang. Naruto lässt sich kurz einweisen, ein bisschen herumführen und begutachtet dann seinen neuen Arbeitsplatz. Ein Junge in seinem Alter steht herum, plus minus ein paar Jahre. Er gehört zu dieser 'Ich bin individuell!'-Sorte, mit zwei roten Fangzähnen auf die Wangen tätowiert, wilden Augen und noch wilderen (ungewaschenen) Haaren. Ein animalisches Grinsen lässt spitze Eckzähne blitzen und Naruto fragt sich ganz aufrichtig, was falsch mit ihm ist. Aber er geht trotzdem zu ihm herüber und stellt sich vor, wie seine Eltern es ihm beigebracht haben, mit vollem Namen und ausgestreckter Hand und allem. Der Junge zögert nicht und schlägt enthusiastisch ein.
 

"Kiba. Freut mich."
 

Naruto lächelt und weicht dann vorsichtig einen Schritt zurück. Das sind keine Hände, das sind Klauen. Aber den Jungen—Kiba—scheint das nicht zu stören und eigentlich sieht er auch kaum einschüchternd aus, sondern sehr offen und freundlich trotz seines chaotischen Äußeren.
 

"Dein erster Tag hier?", fragt er halbinteressiert und Naruto nickt.
 

"Ja. Und mein erster Job. Ich hab vorher noch nie richtig gearbeitet, aber irgendwo muss ich das Geld ja herkriegen."
 

"Geht mir ähnlich", lacht Kiba, bevor er die Augenbrauen nachdenklich zusammenzieht und den Kopf schief legt. "Du bist nicht von hier, oder?"
 

Naruto blinzelt.
 

"Ist das so offensichtlich?"
 

Kiba lacht wieder und zuckt mit den Schultern.
 

"Naja, die Art, wie du sprichst, hauptsächlich, dein Akzent. Süden, oder?"
 

"Ja. Ich bin erst letzte Woche hergezogen."
 

"Aah, du bist also ganz neu in der großen Stadt, was? Zum Studieren, nehme ich an, so wie du aussiehst?", grinst er und verweist dabei auf Narutos ordentliche, mittelständische Kleidung, die im Gegensatz zu Kibas schrecklich brav und unscheinbar aussieht.
 

"Ich wollte", antwortet Naruto. "Musik, aber ich wurde nicht angenommen."
 

"Oh. Das suckt. Tut mir leid für dich, ehrlich."
 

Sein Grinsen fällt, aber er sieht nicht danach aus, als würde es ihm leidtun. Schulterzuckend vergräbt er seine Hände in den Hosentaschen und nickt dann in Richtung Regale.
 

"Ich muss weitermachen, sonst krieg ich Ärger. Wir seh'n uns später, vielleicht."
 

'Später' ist nach ein paar Stunden monotonem Regalauffüllen, die Naruto hinter sich hat, bevor er seine verdiente Mittagspause machen darf. Auf dem Weg nach draußen, um etwas Luft zu schnappen, läuft er an Kiba vorbei, der vor dem Supermarkt an der Wand lehnt und raucht. Sofort wird er von ihm entdeckt und herangewunken und Naruto ist aufrichtig froh, dass er so einen kontaktfreudigen Arbeitskollegen hat und keinen abweisenden, mürrischen Typen.
 

"Da bist du ja wieder", grinst Kiba und bietet Naruto eine Zigarette an, die er dankend ablehnt. Es regnet noch immer und sie stehen beide schweigend nebeneinander gegen die Wand gedrückt, damit sie nicht nass werden.
 

"Und du interessierst dich also für Musik?", meint Kiba nach einer Weile. Naruto nickt.
 

"Ja. Unter anderem. Ich interessiere mich für ziemlich viele Dinge, aber für Musik wahrscheinlich am meisten. Obwohl ich nicht viel Talent habe, glaub ich."
 

"Wieso willst du das dann studieren?", fragt Kiba verwirrt, dann scheint er zu überlegen. "Hm. Vielleicht bist du es ja nur falsch angegangen bis jetzt. Spielst du ein Instrument?"
 

Naruto schüttelt den Kopf.
 

"Nicht wirklich. Ich würde gerne Gitarre lernen, aber ich kann nur ein paar Akkorde."
 

"Und was hält dich dann davon ab? Bring es dir doch einfach selbst bei oder such dir jemanden, der es kann."
 

"Ich kenne aber niemanden. Meine Freunde zu Hause standen alle nur auf Fußball und so."
 

Doch Kiba scheint nicht ganz zu sehen, wo das Problem liegt, und zuckt nur mit den Schultern.
 

"Du bist in London, oder nicht? Die Musikszene hier ist ziemlich groß. Ich kenne viele. Zwar niemand berühmten, aber wer weiß, vielleicht schafft es ja einer mal."
 

"Echt jetzt?", macht Naruto erstaunt und dreht sich zu dem jungen Mann neben ihm um, der vielleicht den Schlüssel zu seinen Träumen hält.
 

"Mhm. Es gibt da so einen Club in der Nähe, wo alle paar Tage irgendwelche unbekannten Bands auftreten. Du kannst mitkommen, wenn du willst. Morgen spielen Bekannte von mir, ich könnte dich vorstellen oder so."
 

Einen Tag später steht Naruto aufgeregt vor seinem Kleiderschrank und fühlt sich ein bisschen wie ein Mädchen, das heute ihr erstes Date hat, nur maskuliner und nicht ganz so nervös. Er ist sich nicht sicher, was ihn erwartet, und er möchte nicht fehl am Platz wirken oder einen falschen Eindruck hinterlassen. Vor allem nicht, wenn Kiba ihn wie versprochen seinen Freunden vorstellt, denn Naruto ist sich sicher, dass einer von ihnen genau das ist, wonach er schon immer gesucht hat. Vielleicht verändert sich heute Nacht sein Leben und da möchte er nicht langweilig aussehen. Um Kibas Stil zu treffen, sind seine Klamotten allerdings zu sauber. Wobei er sich natürlich jederzeit ein paar Löcher in seine Hosen schneiden könnte, aber die Möglichkeit zieht er nicht ernsthaft in Betracht, dafür sind sie ihm zu schade. Deshalb schnappt er sich einfach eine dunkle Jeans und ein T-Shirt, denn damit kann man nicht viel falsch machen, auch wenn er beim Blick in den Spiegel irgendwie das Gefühl hat, nicht dazu zu gehören, obwohl er noch nicht einmal das Haus verlassen hat.
 

Dank den vagen Ortsangaben, die Kiba gemacht hat, ist er ein ganzes Stück zu spät, weil er sich durch ein Labyrinth aus dunklen Seitengassen kämpfen musste, die einen perfekten Schauplatz für die Ripper-Morde abgegeben hätten. Wahrscheinlich führt auch ein direkterer, beleuchteter Weg von der U-Bahn-Station hier her, aber so hat er schon eine anständige Dosis Nervenkitzel intus, bevor der Abend überhaupt richtig begonnen hat, und weiß jetzt wenigstens, wo er hingehen muss, wenn ihm irgendwann einmal danach ist, jemanden kaltblütig abzustechen.
 

Nun steht er hier, vor einem unscheinbaren, zwielichtigen Gebäude mit Menschen, die rein- und raus gehen und einem kaputten Neonschild über dem Eingang. Es dauert nicht lange, bis er Kiba entdeckt hat, der an einer Backsteinmauer lehnt und wie abgemacht auf ihn wartet, obwohl er eine halbe Stunde zu spät ist. Winkend läuft Naruto auf ihn zu und wird zum Glück nicht von wütenden Blicken, sondern von einem amüsierten Grinsen begrüßt.
 

"Ah, auch endlich mal da?", spottet er, aber es ist nicht böse gemeint, und geht einen Schritt von der Wand weg. Nervös lächelnd fährt sich Naruto eine Hand durchs Haar.
 

"Es war nicht so leicht zu finden…", erklärt er entschuldigend. 'Und deine Wegbeschreibung war scheiße', fügt er in Gedanken hinzu.
 

"Immerhin hast du's geschafft. Reingehen?"
 

Der Club ist ein bisschen schäbig. Die Leute hier drin auch. Es ist eng und dunkel und unübersichtlich, darum folgt er Kiba einfach wie ein Kind seiner Mutter, weil der zumindest zu wissen scheint, wo er hin will. Direkt durch die Mitte, obwohl es außenrum sicher einfacher gegangen wäre, durch die Menschenmassen, die er teilt wie Moses das Schilfmeer, nur nicht ganz so spektakulär und dramatisch. Naruto bemüht sich, ihm so dicht wie möglich an den Fersen zu hängen, weil er fürchtet, sonst einfach weggespült zu werden.
 

Die Luft ist stickig und verqualmt, aber das stört hier keinen, weil sowieso jeder zweite eine Zigarette in der Hand hält. Nur Naruto muss sich zusammenreißen, um nicht loszuhusten, und fragt sich, ob es eine Grenze für das "Du gehörst nicht dazu"-Gefühl gibt, und wenn ja, wie lang es noch dauert, bis er sie erreicht hat. Weder seine Eltern noch seine Freunde haben je geraucht und er selbst hat im Schulunterricht genug verteerte Lungen gesehen, um seine Neugier im Keim zu ersticken.
 

Auf einer kleinen Bühne an der Seite spielt eine Band, die ihren Schmerz über eine verflossene Liebe ins Mikrophon grölt. Naruto verzieht das Gesicht und hofft, dass ihr Auftritt bald vorbei ist. Kiba ruft ihm über die Schulter etwas zu, aber er kann ihn nicht verstehen und findet es dumm, noch einmal nachzufragen, deshalb nickt er einfach nur und lacht ein bisschen, für den Fall, dass es lustig war. Sie sind inzwischen auf der anderen Seite des Raumes angekommen und steuern auf eine Sitzgruppe zu. Offensichtlich sind es Bekannte von Kiba, denn er wird gleich begrüßt, als sie sich nähern. Naruto steht solange im Hintergrund und wird von den anderen überhaupt erst wahrgenommen, als sich Kiba zu ihm umdreht und ihn auffordert, sich hinzusetzen.
 

Sofort wird er mit Kibas Freunden bekannt gemacht, die alle schrecklich cool und interessant aussehen, aber keiner von ihnen bemüht sich auch nur um ein bisschen Smalltalk mit ihm. Sie schauen kurz herüber, nicken, tauschen Begrüßungsformeln aus und dann wenden sie sich auch schon wieder anderen Gesprächspartnern zu. Es ist ein kleines bisschen frustrierend und schmerzhaft desillusionierend—Naruto hatte sich heute eigentlich auf den Anfang seiner schillernden Musikkarriere eingestellt, aber nicht einmal Kiba beachtet ihn momentan. Der flirtet nämlich gerade offensiv mit einem süßen, schüchternen Mädchen, das etwas verloren und ratlos umherblickt.
 

Da ist einmal Suigetsu. Er spielt Bass, laut Kiba aber nicht sehr gut, hat gebleichte Haare, spitz gefeilte Zähne und einen tiefschwarzen Humor. Neben ihm steht Jugo, ein Riese mit sanften Zügen und orangenen Sid-Vicious-Haaren, der leise spricht und Bäume umarmt. Die anderen beiden heißen Shino und Neji; der eine ist komplett vermummt—Kapuze, hoher Kragen und schwarze Sonnenbrille tragen nichts zu seiner Vertrauenswürdigkeit bei—und der andere ist erfrischend normal, mit der kleinen Ausnahme, dass er zu posh wirkt, um hier wirklich hereinzupassen. Adelslandsitze und die Bond Street scheinen eher sein Territorium zu sein.
 

Bestimmt sind alle wahnsinnig faszinierende Menschen und werden über kurz oder lang zu guten Freunden werden, daran hat Naruto keinen Zweifel, aber das, was er so sehr gesucht hat, sein zukünftiger Co-Frontman, der McCartney zu seinem Lennon, befindet sich nicht unter ihnen.
 

"Ich geh mir mal was zu trinken holen", wirft er beiläufig ein, es hört ja sowieso niemand zu. Ein Bier wird ihm sicher nicht schaden und wenn er schon mal hier ist, kann er schließlich auch das Beste daraus machen.
 

An der Bar ist nicht viel los und deshalb dauert es auch nicht lange, bis er einen Plastikbecher Ale in der Hand hält und sich zufrieden auf den Rückweg macht. Auf der Bühne steht jetzt eine andere Band, die sich deutlich besser anstellt als die letzte, und Naruto dreht sich anerkennend zu der neuen Musikquelle um. Schnelle Akkordfolgen scheppern ihm entgegen und die Stimme des Sängers ist überraschend warm dafür, dass er zu Protest und Anarchie aufruft. Wenn sie eine CD herausbringen würden, würde er sie wahrscheinlich sogar kaufen, überlegt sich Naruto und beobachtet fasziniert die geschickten Finger des Gitarristen, als er auf einmal zur Seite gestoßen wird und beinahe stolpert; über den Boden rollt vor seinen aufgerissenen Augen der Becher Bier, in dem inzwischen keins mehr drin ist.
 

Wütend dreht er sich um, findet den Idioten, der ihn gerade angerempelt hat, triefend neben sich und tritt ungemütlich nah an ihn heran.
 

"Hey, pass auf, wo du hinläufst! Wegen dir ist mein Bier verschüttet!"
 

Ein dunkles Paar Augen hebt sich erstaunt von dem nassen Fleck auf seinem T-Shirt und Naruto ist fast froh, endlich einmal wirklich angesehen zu werden. Auch wenn es kein freundlicher Blick ist und er vielleicht in den nächsten paar Sekunden eine gebrochene Nase hat.
 

"Bist du blind oder so?!", nuschelt bis lallt der andere Junge und schafft es irgendwie, sich unglaublich klar auszudrücken, auch wenn die einzelnen Worte nicht mehr ganz definierbar sind. Er ist in etwa so groß wie Naruto, sieht aber ein bisschen älter aus, obwohl das auch nur an der schlechten Beleuchtung liegen könnte. Angewidert schüttelt er die Flüssigkeit ab, die von seinen Armen heruntertropft, und zupft an dem durchtränkten T-Shirt, das vorne an seiner Haut klebt. Es ist schwarz mit Bandlogo und hat einen Riss im Kragen. Immerhin ist es nicht schade drum.
 

"Du bist in mich reingelaufen! Das ist deine Schuld!", schreit ihm Naruto empört entgegen und versucht, seinen Punkt durch aggressives Herumgefuchtel deutlich zu machen.
 

"Ich hab dich nicht mal gesehen! Und du hast mir diese Scheiße übergeschüttet!"
 

"Anstatt mich anzuschreien, solltest du dich eigentlich entschuldigen und mir ein neues Bier kaufen!", beschwert sich Naruto und gestikuliert dabei zu dem verschütteten Getränk am Boden. Die Augenbraue des anderen zuckt gefährlich unter einem Vorhang dichter schwarzer Haarsträhnen, die ihm ungleichmäßig ins Gesicht fallen.
 

"Achja? Komm, dann klären wir das draußen!", schlägt er angriffslustig vor und Narutos Augen leuchten auf.
 

"Okay", antwortet er nur, bevor er die Chance hat, noch einmal darüber nachzudenken. Alarmglocken schrillen in seinem Kopf und sind unerträglich laut, aber er ist gerade nicht in der Stimmung, darauf zu hören. Es ist ein bisschen lächerlich, wie schnell ihn dieser Typ wütend macht und wie sehr ihm die Vorstellung gefällt, seine Faust in dem hübschen, fremden Gesicht zu versenken.
 

Der Junge hat sich inzwischen umgedreht und ist dabei, sich aggressiv durch die Menge zu kämpfen, denn einfach außen herum geht hier anscheinend keiner. Aber Naruto kommt nicht weit, dann wird er am Arm gepackt und zurückgezogen von einem grinsenden Kiba.
 

"Heeey, hier bist du! Ich hab dich gesucht."
 

Naruto blinzelt und schaut hin und her zwischen Kiba und der ungefähren Richtung, in die der Junge verschwunden ist. Er weiß nicht ganz, ob er nun genervt oder froh sein soll, dass Kiba gerade jetzt aufgetaucht ist, aber am Schluss entscheidet er sich für Letzteres. Denn wenn er noch einmal darüber nachdenkt, möchte er eigentlich nicht mit geschwollenem Gesicht und blauem Auge nach Hause gehen. Also lässt er (ein bisschen widerwillig) von der Vorstellung ab, unhöfliche schwarzhaarige Kerle zu schlagen, so gut sich das auch anfühlen mag, und wendet sich resigniert seufzend Kiba zu. Es sieht zwar jetzt mit Sicherheit so aus, als hätte Naruto Angst bekommen, aber wahrscheinlich wird er den Jungen nie wieder sehen und muss nur heute aufpassen, dass er ihm nicht nochmal über den Weg läuft.
 

Sie gehen wieder zurück zu den anderen und dieses Mal bekommt er sogar ein bisschen was von der Aufmerksamkeit ab, die er sich gewünscht hat.
 

"Naruto, oder? Du warst auf einmal weg."
 

"Du siehst wütend aus", merkt Neji mit hochgezogener Braue an. Narutos Blick verdüstert sich.
 

"So ein Wichser ist gegen mich gelaufen und hat mein Bier verschüttet."
 

"Ah, ja, so Idioten gibt es. Reg dich nicht zu sehr drüber auf."
 

Kiba klopft ihm mitfühlend auf die Schulter und dann wird sich einem neuen Thema zugewandt.
 

Die Zeit vergeht. Naruto hat inzwischen ein Gespräch mit Suigetsu begonnen, weil er zufällig neben ihm sitzt und in einer Band spielt, zusammen mit Jugo, was ihn gleich ein ganzes Stück interessanter macht. Neugierig fragt Naruto ihn über alles aus, was ihm in den Sinn kommt.
 

"Spielt ihr heute auch?"
 

Suigetsu winkt ab, als wäre die Antwort offensichtlich, und verzieht dabei das Gesicht.
 

"Nah, heute nicht. Ich würde gerne, aber unser Gitarrist hat keine Lust."
 

"Oh."
 

"Ja, und was er sagt, ist Gesetz, mehr oder weniger. Der Bastard."
 

Das überrascht Naruto ein bisschen, denn eigentlich wirkt Suigetsu nicht so, als würde er sich von irgendjemandem Vorschriften machen lassen. Ganz im Gegenteil. Erst recht nicht von einem despotischen Bandkollegen, den er so offensichtlich nicht leiden kann, wie es hier der Fall zu sein scheint.
 

"Wieso kickt ihr ihn dann nicht einfach aus der Band?"
 

"Weil er gut ist. Und die meisten Songs hat er allein geschrieben. Von daher."
 

Teilnahmslos zuckt er mit den Schultern, wie ein Mann, der sein Schicksal akzeptiert hat. Er nimmt einen Zug von seiner Zigarette und lässt seinen Blick durch den Raum streifen. Es dauert nicht lange, dann stößt er Naruto mit dem Ellenbogen zwischen die Rippen, bevor er irgendwo in die Ferne deutet.
 

"Da hinten sitzt er, siehst du? Hat 'nen Drink zu viel gehabt, wie's aussieht."
 

Neugierig verfolgt Naruto seinen ausgestreckten Arm und, oh, das Klischee, da hinten auf der Bank in der dunkelsten Ecke sitzt der Junge von vorhin, mit den aufmerksamen Augen und der schlechten Laune. Ungläubig blinzelt Naruto, schaut nochmal zu Suigetsu und wieder zurück, um sich zu vergewissern, dass er nicht eigentlich jemand ganz anderen meint. Aber es sitzt sonst niemand in der Nähe, der infrage kommen könnte, und Naruto glaubt, nachvollziehen zu können, was Suigetsus Problem ist. Widerwillig denkt er an seine eigene kleine Begegnung mit dem Jungen vor vielleicht gerade mal einer Stunde zurück, die alles andere als einen positiven Eindruck hinterlassen hat. Aber ganz so bedrohlich sieht er jetzt gar nicht mehr aus; ein Glas liegt lose in seiner Hand und sein Kopf ist nach hinten gegen die Wand gelehnt. Eigentlich wirkt er bloß müde und vielleicht auch ein kleines bisschen einsam.
 

"Wieso sitzt er so allein?", fragt Naruto, ein bisschen überrascht von sich selbst, aufrichtig besorgt, Augenbrauen zusammengezogen in Nicht-verstehen-können und Nicht-verstehen-wollen. Der ganze Raum ist aufgeteilt in Paare und Grüppchen und das ist ja auch irgendwie der Sinn, dass man mit anderen Menschen in Kontakt kommt. Nur einer scheint das nicht ganz begriffen zu haben.
 

Und Suigetsu zuckt nur gleichgültig mit den Schultern, als würde es ihn nicht interessieren und vielleicht tut es das ja auch wirklich nicht.
 

"Du kannst ja zu ihm rüber gehen und dein Glück versuchen."
 

Vielleicht, denkt Naruto, auch wenn er sich sicher ist, dass Suigetsu es nicht ernst gemeint hat, vielleicht ist das genau das, was er jetzt gleich machen wird. Verschüttete Getränke hin oder her, er wird einfach beweisen, dass er der größere Mann von beiden ist und einen Schritt auf ihn zugehen, ganz im Zeichen der Nächstenliebe und Vergebung. Außerdem braucht er noch immer jemanden, der ihm beibringt, wie man Gitarre spielt, und vielleicht ergibt sich da ja was. Also nimmt Naruto seinen Mut zusammen, steht auf und versucht dabei, Suigetsus ungläubiges Lachen und schadenfrohes "Viel Spaß!" zu ignorieren. Es sind nur ein paar Meter, die ihn von seinem Ziel trennen. Zum Glück hat der Junge die Augen geschlossen und sieht ihn nicht kommen, kann ihm also auch keine einschüchternden Blicke zuwerfen, durch die es sich Naruto vielleicht noch einmal anders überlegt hätte. Auch als er direkt vor ihm steht, weist nichts darauf hin, dass seine Anwesenheit registriert wurde. Nervös fährt sich Naruto durch die Haare und setzt sich neben den Jungen.
 

"Hey. Uhm, wir haben uns vorhin nicht unbedingt unter den besten Umständen kennen gelernt. Darum... vergessen wir das doch einfach und fangen nochmal ganz von vorne an, ja? Ich bin Naruto."
 

Die Augen öffnen sich, die auch unter dieser Beleuchtung mehr wie tiefe, schwarze Löcher aussehen als irgendetwas anderes. Aber trotz all dem Nichts, das in ihnen herrscht, schaffen sie es ganz leicht, Naruto zu fesseln, obwohl sie ihn nicht einmal richtig fokussieren können.
 

"Fick dich, Naruto."
 

Er bricht den Blickkontakt ab und damit auch die Kommunikation, beobachtet stattdessen die amateurhafte Band auf der Bühne, obwohl ihn das wahrscheinlich gar nicht wirklich interessiert. Sie spielen eine seltsame bis unhörbare Mischung aus Metal und Hip Hop und der Frontman stößt gerade einen schrillen Schrei aus. Naruto findet, dass das noch der beste Teil der ganzen Performance war. Sein Blick wandert zurück zu dem abweisenden jungen Mann neben ihm, er betrachtet sein Profil und seine Augen, die so hartnäckig von ihm wegschauen, und versucht, ihn sich dort oben vorzustellen, mit einer Gitarre in der Hand und einem Mikro, gegen das er seine Lippen presst. Er sieht aus wie jemand, der zwar auf eine Bühne passt, da aber nicht unbedingt hingehört. Jemand, der kein Lampenfieber bekommt, aber auch nicht süchtig ist nach Aufmerksamkeit und Scheinwerferlicht. Gerade sieht er aber so aus, als wäre er an jedem Ort lieber als hier.
 

Naruto bleibt neben ihm sitzen, mit den besten Absichten, und versucht noch ein paar Mal, eine Konversation zu beginnen. "Ich hab gehört, du spielst in einer Band. Was für Musik macht ihr so?" und "Du kannst Gitarre spielen, oder? Wie lange schon?" bleiben erfolglos, eine Entschuldigung wegen der Auseinandersetzung vorhin wird auch bloß ignoriert und irgendwann gibt Naruto es einfach auf. Er versteht nicht ganz, was das Problem ist, was er dem Jungen getan hat und warum er nicht einfach antworten kann, aber er versteht langsam, wieso er so alleine sitzt.
 

Nach ein paar Minuten und einem Blick auf das leere Glas in blassen, schlanken Händen steht Naruto seufzend auf und versucht es mit einem Strategiewechsel.
 

"Ich hol mir noch ein Bier. Soll ich dir eins mitbringen? Ich zahl auch."
 

Auf einmal sind die dunkle Augen auf ihn gerichtet und Naruto klopft sich gedanklich auf die Schulter für seine brillante Idee.
 

"Okay."
 

"Gut! Ich bin dann gleich wieder da, warte hier!"
 

Grinsend wendet er sich ab, um sich zum zweiten Mal auf den Weg zur Bar zu machen, und das Gefühl des Sieges können ihm auch die paar Menschen, die davor anstehen, nicht mehr nehmen. Als er wenig später wiederkommt mit zwei Bier in der Hand, sitzen zwei lachende junge Frauen auf der Bank, aber den dunkelhaarigen Jungen kann er weit und breit nicht entdecken.
 


 

----------

Joa. Sasuke taucht auf und die Story beginnt. :D

Ich versuche, bei ca wöchentlichen Updates zu bleiben, aber ich kann nichts versprechen. :S

Ansonsten hoffe ich, dass es gefallen hat und Feedback ist wie immer gern gesehen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  L-San
2013-04-14T12:00:06+00:00 14.04.2013 14:00
Hi wieder. ;D
Ja, ich kann mich SONNE zum Teil anschließen. Obwohl ich dich ja nicht kenne, frustriert es mich schon, dass eine solch gute FF von einer talentierten Autorin wie dir, so wenige Kommentare hat.
Und ich befürchte, dass das bei deinem neuen Kapitel sehr kommikarg (ein Neologismus?) ausfallen wird. Denn ich hab den Eindruck, als ob Shonen-Ai hier auf animexx in einem Tief ist; dh. viele Autoren, die in diesem Genre schreiben, kriegen jetzt kaum Kommis. Die einzige Ausnahme bildet hier Minami.
Ansonsten kriegen selbst Autoren, die früher erfolgreich waren, wie zb. KakashiH, die an ihrer FF "Stones of memories" immer noch arbeitet, nur noch 4-5 Kommentare pro Kapitel, während sie früher da weitaus mehr bekommen hatte.
Echt traurig.
Hoffen wir mal, dass das bei dir nicht so schlimm ausfallen wird. ;D
Zumindest hast du ja schon mich, als treuen Stammreviewer gewonnen. ;DDDD

Okay, ähm, SONNE behauptet, du hättest hier eine gewisse Stimmung aufgebaut.
Hm, da bin ich nicht ihrer Meinung. Ich finde, du hast hier in diesem Kapitel wirklich alles schön und interessant beschrieben und ich mag es, wenn man zwischen den Zeilen viel lesen kann und man sich bei deinen skizzenhaften Beschreibungen ein klares Bild von dern Ortschaften usw. machen kann.
Aber mir hat bei den ganzen Beschreibungen doch diese dichte Atmosphäre, diese Stimmung gefehlt, wenn man zb. in einen Club geht, zb. Na ja, das ist nur meine Sichtweise, kann sein, dass ich falsch liege und SONNE hat Recht.
Ist schwer zu entscheiden bei all den Beschreibungen.
;DDDDD
Du machst mich ja noch verpeilter, als ich es schon eh bin. :DDDD

So, ich glaube mehr hab ich nicht zu kritisieren.
Ah, eins würde mich doch interessieren. Ich hab festgestellt, dass du früher viele SasuSaku-FFs geschrieben hast, aber jetzt anscheinend nur noch NaruSasu-FFs. Warum der Wechsel? Soll nicht böse gemeint sein, denn ich mag SasuSaku nicht wirklich. Ich kann mir Naruto komischerweise nur mit Sakura oder Sasuke vorstellen. ;DDD

Was deine Experimentierfreude mit Farben angeht, also nein, schräg bist du nicht, sonst wäre ich das auch.
Ich verwende selber in meinen aktuellen FFs und noch in meinen zukünfigeren Farben.
Ich bin persönlich der Meinung, dass Farben einem viel Spielraum geben. Sie haben so viele Bedeutungen und sie können eine literarische Freude bereiten. Ich selber will mal über Synästhetiker schreiben, das sind jene Menschen, die ihre Umgebung anders wahrnehmen. So ist zum Beispiel Schokolade für sie nicht braun sondern rot. Oder sie können Musik sehen usw.
Wie du siehst, bin ich voll für deine Farbenexperimenterei.

Yoah, jetzt beende ich mal lieber diesen langen Roman.
Bis zu meiner nächsten Review.
;D
Von:  GOTTHEIT
2012-07-12T16:04:07+00:00 12.07.2012 18:04
Gott, ich bin gerade so frustriert darüber, wie wenig Kommentare du bekommst.
Ehrlich gesagt ist das die beste FF, die ich seit langem mal gelesen habe.
Und das sage ich nicht, weil ich schleimen will - ich bin wirklich ein sehr, sehr kritischer Leser und klicke schnell weg, wenn mir auch nur eine Kleinigkeit nicht passt.
Aber das hier scheint mir nach einem extrem lesenswerten Meisterwerk zu sein, das mich in den Bann zieht.

Zunächst einmal will ich deine besondere Schreibweise loben, denn sie ist anders und gleichzeitig sehr flüssig. Die Sätze sind außerordentlich abwechslungsreich und ich liebe es, wie du den Leser (in diesem Falle natürlich mich) durch Geschichte mithilfe deiner besonderen Satzstruktur leitest.
Dazu schaffst du es noch eine ganz bestimmte Stimmung zu vermitteln, die ich nicht beschreiben kann. Sie kam ganz besonders im Prolog vor und hat mich total fasziniert. Irgendwie nostalgisch depressiv, frag lieber nicht... xD Jedenfalls fand ich das einfach perfekt beschrieben.

Noch finde ich Naruto ein wenig ooc, weil er mir im ersten und 2. Kapitel etwas zu brav ist, aber das macht mir nichts aus, weil ich ihn in deinem Prolog anders erlebt und somit die Ahnung habe, dass sich das noch ändern wird.

Ich bin extrem gespannt, wie es weiter geht und will daher auch nicht zögern, die nächsten Kapitel zu lesen.

Auf jeden Fall weiß ich, dass das hier jetzt schon zu meinen Lieblings-FFs zählt.

Ich wünsche dir noch viel Spaß beim Schreiben und mir noch viel Spaß beim Lesen.
Bis zum nächsten Kommentar.
GOTTHEIT
Von:  Ryu_no_Sekai
2012-03-25T15:07:04+00:00 25.03.2012 17:07
Oh, armer Naruto,
sowas ist hart xD
aber so ist das mit betrunkenen,
die gehen halt einfach mal weg. xD




Zurück