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The darkest thrill

NaruSasu
von

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At the palace gates

Es ist ein kleines, ein bisschen schäbiges Tonstudio, das Ino für sie arrangiert hat. Kaum größer als ihr Wohnzimmer hat es wenig von der dichten kreativen Atmosphäre, die sich Naruto bei den namhafteren Vertretern immer vorgestellt hat, aber für professionelle Aufnahmen können sie ja auch warten, bis sie einen Vertrag in der Tasche haben und das dann irgendwelche reichen Plattenbosse zahlen. Er steht trotzdem motivierter und wacher da als jeder andere in dem Raum, denn ihm fallen nur wenig Dinge ein, die er lieber tun würde, als stundenlang seine Songs zu spielen und am Ende des Tages eine Quittung für sein Potential zu bekommen, die er jedem Zweifler in die Hand drücken kann, der seine Karriereplanung noch belächelt.
 

Auch Chouji und Ino sehen gut gelaunt aus, Shikamaru so, als wäre er gerne woanders, aber das tut er eigentlich immer und Naruto achtet schon gar nicht mehr darauf. Sasuke schwebt irgendwo jenseits von alldem, vielleicht ist es der Kontakt mit zu vielen Menschen zu früh am Morgen, vielleicht stört es ihn auch noch immer, dass das Glück nicht auf seiner Seite war, als er mit Naruto eine Münze geworfen hat, um letzte Differenzen bei der Songauswahl beizulegen, aber wenn er wirklich nicht hier sein wollte, wäre er das auch nicht.
 

Ein Tontechniker weist sie kurz ein und hilft ihnen, ihre Instrumente richtig zu verkabeln, bevor sie anfangen dürfen, und Naruto kann nicht ganz glauben, dass jemand sowas als Mühe bezeichnen würde, auch wenn die Stimmung zäher wird, je länger sich die Aufnahmen strecken. Es geht nicht ganz so schnell voran wie eigentlich angenommen und mit jedem verpatzten Take sieht Sasuke ein wenig unentspannter aus, aber er hat bis jetzt noch niemanden beleidigt und dafür muss ihm Naruto Respekt zollen. Mehr als einmal verpasst jemand seinen Einsatz, verspielt sich oder lässt sein Plektrum fallen, aber auch Sasuke ist nicht immer so textsicher, wie er es gern wäre. Naruto schafft es irgendwann nach mehreren Stunden ununterbrochenem Spielen, mit seinen Füßen an einem Kabel hängen zu bleiben und fällt scheppernd gegen den Mikrofonständer vor ihm.
 

"Fuck, sorry, das müssen wir nochmal machen", murmelt er schuldbewusst und vermeidet es, in Sasukes Richtung zu sehen, während er das Mikro wieder aufrichtet und in Position rückt.
 

"Wollen wir nicht mal 'ne Pause machen? Ich hab Hunger", wirft Chouji ein, als hätte er nur auf die Unterbrechung gewartet, vielleicht hat er das auch, und Naruto dreht sich strahlend zu ihm herum.
 

"Das ist eine tolle Idee!"
 

"Keine Pause", entgegnet Sasuke. "Wir zahlen pro Stunde."
 

"Oh..."
 

"Ich zahl die halbe Stunde, wenn ich dafür endlich was essen kann."
 

Sasuke scheint einen Moment zu zögern, aber dann zuckt er schließlich mit den Schultern und nickt.
 

"Okay, von mir aus."
 

"Oh Gott, danke! Ich glaub, ich hab schon seit zehn Minuten 'nen Krampf in der Hand", ruft Naruto erleichtert und massiert seine geschundenen Muskeln. Von der Gitarre hat er sich schneller befreit als jemals zuvor in seinem Leben und achtlos an den nächstbesten Verstärker gelehnt. Das ist nichts, was er normalerweise tut, denn eigentlich zählt er sie zu seinen wertvollsten Besitztümern, auch wenn sie schon ein paar Kratzer im Lack hat und lockere Buchsen und genaugenommen nicht mal ihm gehört, aber gerade lässt die Perspektive auf eine halbvolle Flasche Wasser ihn das vergessen.
 

Als er sich das nächste Mal umsieht, hat sich der Raum bereits geleert, einzig Sasuke sitzt auf einem Sofa in der Ecke mit geschlossenen Augen und zurückgelehntem Kopf. Dafür, dass er zuerst protestiert hat, sieht er sehr danach aus, als hätte er die Pause am nötigsten, aber eigentlich tut er das immer. Obwohl die tiefstehende Nachmittagssonne sein Gesicht weicher macht, hat er Ringe unter den Augen, die nie wirklich weggehen, auch wenn er sich mehr Schlaf nimmt als er braucht, und seine Haut ist viel zu blass, weniger Porzellanteint und mehr ungesunde Variante. Naruto findet es trotzdem schwer, seinen Blick abzuwenden.
 

"Ich schwöre, ich werde morgen bestimmt meine Arme nicht mehr bewegen können", beschwert er sich auf dem Weg zu Sasuke herüber, der zwar nicht den Eindruck macht, als würde er sich über Gesellschaft freuen, aber das hält Naruto nicht davon ab, sich neben ihm niederzulassen.
 

"Erzähl keinen Mist."
 

"Doch, wirklich. Schau dir meine Finger an, diese Saitenabdrücke werden niemals wieder verschwinden!", quengelt er weiter und streckt seine Hände Sasuke entgegen, damit er den Schaden begutachten kann. Widerwillig öffnet dieser die Augen und wirft ihm daraus aber lieber einen irritierten Blick zu als sich irgendetwas anzusehen.
 

"Bist du dir sicher, dass du weißt, worauf du dich einlässt? Wenn alles so läuft, wie du es dir vorgestellt hast, wirst du sowas noch sehr viel öfter machen. Du kannst es dir immer noch anders überlegen."
 

Naruto blinzelt verständnislos.
 

"Versuchst du gerade ernsthaft, mir irgendwas auszureden?", fragt er ungläubig und vielleicht auch ein kleines bisschen verärgert, denn wenn es jemand besser wissen sollte, dann definitiv Sasuke. Das letzte Mal hat diese Diskussion in Streit und einem merkwürdigen Kuss und eintägiger Funkstille geendet, Narutos Erinnerungen daran sind noch sehr lebendig, aber seitdem schien das Thema eigentlich keins mehr zu sein. "Ich dachte, wir wären uns inzwischen einig? Ich hab zwar keine Ahnung, worauf ich mich einlasse, aber das hab ich allgemein nicht und meistens komme ich ganz gut klar."
 

Und anscheinend hat Sasuke nichts dagegen einzuwenden, denn er antwortet mit einem Schnauben und so etwas wie ein Lächeln, auch wenn es im Profil nicht ganz identifizierbar ist. Naruto entspannt sich, als er merkt, dass Sasuke eigentlich gar keine Wellen schlagen wollte. Vielleicht ist er ein bisschen überempfindlich, vielleicht sind es noch die Restreflexe aus einer Zeit, in der fast jedes Wort aus Sasukes Mund der Funken zum Entzünden eines Pulverfasses hätte sein können. Aber es ist besser geworden, inzwischen, die rauen Stellen haben sich abgeschliffen und er ist nicht mehr der einzige, der einlenkt, bevor es zu einem offenen Konflikt kommen kann.
 

Mit müden Augen lehnt Naruto seinen Kopf zurück, schmiegt seine Wange an den nicht mehr ganz weichen Bezug der Couch und schaut zu, wie Sasuke sich windet, um eine zerbeulte Schachtel Zigaretten aus seiner Hosentasche zu ziehen. Er steckt sie sich an mit immer noch demselben pinken Glitzerfeuerzeug, oder vielleicht ist es auch ein anderes aus der Packung, das Naruto jedes Mal zum Lächeln bringt. Es ist lange her, seit er zuletzt versucht hat, etwas gegen Sasukes Rauchgewohnheiten einzuwenden, besonders in Gebäuden, aber im Aufnahmeraum riecht es ohnehin so, als hätte der Besitzer kein Problem damit.
 

"Hey Sasuke."
 

Grinsend entwendet Naruto die Zigarette von ihrem rechtmäßigen Platz zwischen Sasukes Lippen und zieht selbst daran, denn indirekte Küsse sind das einzige, was er stehlen kann, ohne mit Gegenwehr rechnen zu müssen.
 

"Ich dachte, du rauchst nicht?", fragt Sasuke in amüsierter Verwirrung, aber er verzichtet darauf, sich zurückzuholen, was ihm genommen wurde. Naruto zuckt mit den Schultern und legt seine Beine über Sasukes Oberschenkel.
 

"Vielleicht sollte ich damit anfangen", überlegt er semi-ernst. "Nicht dass du frühzeitig stirbst und ich den Rest meines Lebens alleine absitze. Wenn du dich ruinierst, müsste ich das eigentlich auch tun."
 

Narutos Lachen hallt ein bisschen deplatziert und verstummt abrupt als sich Sasukes Gesichtsausdruck verdüstert, und er wünscht sich, besser nichts gesagt zu haben. Auch wenn es nur ein Scherz sein sollte, schwingt in seinen Worten genug Wahrheit mit, dass Naruto praktisch die Alarmglocken hören kann, die in Sasukes Kopf schellen. Unsicher schaut er zur Seite und nimmt einen Zug von der Zigarette, die er in seiner Hand fast vergessen hat, um irgendetwas zu tun zu haben.
 

"Seh ich wenigstens cool dabei aus?", versucht er das Thema zu wechseln und posiert ein bisschen, als er Sasukes Blick immer noch auf sich spürt.
 

"Du siehst aus wie ein Idiot mit 'ner Kippe in der Hand."
 

"Aw, Sasuke, du verletzt mich!", ruft Naruto theatralisch und lässt sich in seiner besten Impression von Todesqualen halb gegen die Sofalehne, halb gegen Sasukes Schulter fallen, in die er sein Gesicht vergräbt. Die Mischung aus Waschpulver und Rauch, nach der Sasukes Kleidung immer duftet, vermischt sich mit dem muffigen Geruch der Couch und Narutos eigenem Atem. "Ich hatte mir eigentlich ein bisschen Rockstar-Ästhetik und so erhofft, du weißt schon."
 

"Bei deinem Gesicht können alle Zigaretten der Welt nicht helfen."
 

"Lüg nicht. Du liebst mein Gesicht", grinst Naruto und ist so kurz davor, den Beweis dafür einzufordern, so kurz davor zu vergessen, wo sie sind und dass es eigentlich eine stumme Übereinkunft gab, den weniger platonischen Teil ihrer Beziehung nicht hinaus in die Öffentlichkeit zu tragen, aber Naruto kann fast das Blut in Sasukes Halsschlagader pulsieren hören und er müsste sich nur so viel bewegen, um seinen Nacken zu küssen, sein Schlüsselbein, die Unterseite seines Kiefers—
 

"Braucht ihr noch 'ne Minute?", unterbricht Shikamarus schroffe Stimme den Moment und Naruto dreht sich um zu drei Augenpaaren, die auf sie gerichtet sind. Verwirrt blinzelnd nimmt er ein wenig Abstand.
 

"Ah nein, alles super, wir können direkt weitermachen!", winkt er lachend ab und springt vom Sofa auf mit einer Energie, die er eigentlich gar nicht mehr haben dürfte.
 

Sasuke folgt ihm einen Takt später.
 


 

'Hab Geduld, das wird schon' hat Ino gesagt, 'Warte halt ab' meinte Sasuke dazu, aber zwei Monate reichen, findet Naruto, um sich die fünf Titel auf ihrer Demo-CD anzuhören und festzustellen, dass so etwas Vielversprechendes unbedingt an die Öffentlichkeit muss. Doch anscheinend sieht das nicht jeder so (oder zumindest nicht die Leute, auf die es ankommt), denn als er endlich genug vom Warten hat und nachhakt, muss die Dame am Telefon entschuldigend zugeben, dass er nach über zehn Wochen eigentlich nicht mehr mit einer Antwort zu rechnen braucht.
 

"Hast du gedacht, dass es gleich beim ersten Anlauf funktioniert? Sowas braucht Zeit", versucht Sasuke uninspiriert, etwas gegen Narutos Niedergeschlagenheit zu tun, aber vielleicht war das auch gar nicht seine Absicht, denn er gibt sich keine richtige Mühe und es hilft auch nicht wirklich.
 

"Das hat Ino auch schon gemeint. Aber ich will nicht länger warten."
 

"Major Labels sind eh scheiße. Versuchen wir es einfach woanders", schlägt er schulterzuckend vor und Naruto kann nicht sagen, ob es Optimismus ist oder fehlendes Interesse, das aus Sasuke spricht.
 

"Hm, ja, vielleicht probieren wir es lieber mit einem kleineren…"
 

Und so beginnt ein langer Sommer des Wartens, der zuerst kaum spürbar ist und dann mit einem Mal ihre Wohnung bis tief in die Nacht hinein in eine Hölle aus verschwitzten Bettlaken, abgestandenen Getränken und stickiger Luft verwandelt. Rettung offenbart sich Naruto in Form eines kaum benutzten Dachausstiegs, durch den er mit Sasukes Hilfe und viel Gewalt seine inzwischen überflüssige Matratze hinaufzwängt, um wenigstens abends abzukühlen und unter freiem Himmel zu schlafen, bis die Sonnenstrahlen hartnäckig genug werden, um sie zu wecken.
 

Es ist ein völlig neues Bild, das sich vor ihm ausbreitet; zwar im Grunde nichts, was er noch nie gesehen hat, aber die Perspektive ist eine andere und Visionen fluten Narutos Kopf von improvisierten Grillpartys, akustischen Rooftop Concerts und langen warmen Nächten mit nichts als dem lichtverschmutzten Stadthimmel über ihnen. Nur sie beide gegen den Rest der Welt, gegen ihren Vermieter, der sie sofort wieder da runterholen wird, sobald er etwas mitkriegt, gegen all die Plattenfirmen, die sich noch immer nicht gemeldet haben. Zusammen sind sie unantastbar, hier oben, über den Dächern der Stadt, auch wenn es genug höhere Gebäude in der Umgebung gibt, die seine Sicht versperren—es ist die Spitze seiner Welt und Verheißung weht ihm mit der lauen Abendluft ins Gesicht.
 


 

Naruto ist fast zu betrunken, um noch irgendetwas mitzukriegen oder sich morgen an die Einzelheiten zu erinnern, aber seine motorischen Fähigkeiten reichen aus, um ein paar einfache Akkorde hinzuklimpern und dazu mehr oder weniger gerade zu singen. Über ihm schwebt der pechschwarze Nachthimmel—ohne Sterne, dafür mit Flugzeugen und das ist ja fast genauso gut. Sasuke versucht sich gerade an einem Solo; es klingt schmutziger als sonst, aber das merkt keiner von beiden.
 

"Woah, Sasuke, schau mal, eine Sternschnuppe!", bricht Naruto mittendrin ab und lässt sich rückwärts in die Kissen fallen. Sasukes Gitarrenklänge verstummen und er mustert Naruto, der zu sehr damit beschäftigt ist, seine Finger nach dem einzigen Lichtfleck am Himmel auszustrecken, bevor er zögerlich sein Instrument beiseite legt und sich neben ihm niederlässt.
 

“Das ist ein Flugzeug, du Idiot. Oder ein Satellit oder so.”
 

“Oh”, macht Naruto unintelligent und lässt seinen Arm wieder sinken. "Kann ich mir trotzdem etwas wünschen?"
 

"So viel hattest du gar nicht zu trinken, dass es den Bullshit rechtfertigt, den du laberst."
 

"Unterschätz mich nicht!", lacht Naruto, und lacht und lacht etwas leiser… bis es irgendwann nur noch ein bröckelndes Kichern ist, das schließlich ganz verebbt.
 

Für einen kurzen Moment streifen Sasukes Finger seinen Handrücken und Narutos Herz flattert, aber er kann nicht genau sagen, ob es Versehen oder Absicht war und wagt nicht, die Geste zu erwidern. Romantik ist nicht Sasukes Ding, Händchenhalten, Kuscheln, alles, was zu ruhig und zu nah ist und die Gedanken nicht ausreichend trübt. Manchmal ist es schwer, das zu vermeiden, wenn die Dinge von alleine an ihre richtigen Plätze fallen—ein bisschen wie jetzt, findet Naruto, und es gibt nicht viele Situationen, für die er selbst mit viel Fantasie und gutem Willen das Wort ‘romantisch’ verwenden würde, aber wenn er still ist, kann er Sasukes Atem hören und sein eigenes pochendes Herz, das die meisten anderen Geräusche übertönt, und in dieselbe Finsternis schauen, die sich über ihnen wölbt.
 

"Woran denkst du?", flüstert er vorsichtig und neigt seinen Kopf, damit er Sasuke ansehen kann.
 

"Stell nicht so dumme Fragen."
 

"Das ist eine vollkommen normale Frage!"
 

"In Hollywood-Klischees vielleicht."
 

"Ugh, mach es doch nicht so schwer…", murmelt Naruto, während er sich ohne Vorwarnung auf ihn rollt und ihm die Proteste von den Lippen küsst, bevor sie sich richtig materialisieren können. Es ist ein bisschen einfacher, Sasuke zum Fallenlassen zu animieren, wenn er angetrunken ist, und die Hand auf seiner Brust, die ihn eben noch auf Distanz halten wollte, krallt sich in sein Shirt, um ihn näher heranzuziehen. Irgendwann reagiert er mehr als er denkt, klammert sich an Naruto wie ein ertrinkender Mann, und es ist inmitten von Alkoholrausch und verklärender Erregung, als er Sasukes Blick einfängt und sich darin ein ganzes Sternenmeer spiegelt.
 

Als Sasuke in den Himmel schaut, sieht er nichts.
 


 

"Ich dachte immer, dass es komisch werden würde", flüstert Naruto irgendwann nach einer so langen Weile, dass Sasuke eigentlich schon glaubte, er würde schlafen. Sein Atem war ruhig genug um sich davon täuschen zu lassen, und auch jetzt kommen die warmen Luftstöße ganz gleichmäßig.
 

"Was?", fragt Sasuke schläfrig nach, obwohl er eine vage Ahnung hat, worauf das ganze hinaus soll.
 

"Das, wir."
 

Und es ist nichts, worüber er sich Gedanken machen will.
 

"Keine Ahnung."
 

Naruto seufzt leise in seinen Nacken hinein und justiert den Griff um Sasukes Oberkörper zurecht. Er versucht gar nicht erst zu verbergen, dass das nicht die Antwort ist, die er hören wollte (das ist sie meistens nicht), aber es ist auch gar nicht Sasukes Job, zufriedenstellende Antworten zu geben oder über Gefühle zu reden oder irgendetwas anderes von der Checkliste für erfolgreiche Beziehungen abzuhaken. Narutos Handflächen schmirgeln über seinen Brustkorb, aufgeraut von zu viel Gitarre spielen, und die Muskeln darunter verknoten sich.
 

"Ich hatte vorher noch nie etwas mit einem Kerl", gibt er zu als wäre es eine neue Information und Sasuke fühlt sich erinnert an einen ihrer besonders denkwürdigen frühen Versuche, als Naruto es vielleicht ein bisschen zu eilig hatte und auf Sasukes Flüche nicht mehr schnell genug reagieren konnte, um einem reflexhaften Tritt ins Gesicht auszuweichen, und sich am Schluss beide unter Schmerzen gewunden haben.
 

"Ich weiß."
 

"Was ist mit dir?"
 

Vage wundert es ihn, dass Naruto erst jetzt anfängt, solche Fragen zu stellen, aber vielleicht hat er sie auch schon früher gestellt und Sasuke ihm nur nicht zugehört. Seufzend befreit er sich von Narutos Umarmung und seinen rastlosen Fingerspitzen, die abwesende, irritierende Muster auf seinem Oberkörper entlanggefahren sind. Auf der kleinen Matratze ist nicht viel Platz zum Ausweichen, aber Naruto versteht auch so genug, um sich nicht wieder anzuschmiegen.
 

"Ich war fast zehn Jahre lang auf einem Jungeninternat. Da passieren Dinge."
 

"Echt?", hakt Naruto nach und es ist nicht zu überhören, dass gerade sein Interesse geweckt wurde. "Was für Dinge?"
 

"Dinge halt. Harmlose Sachen. Das sind ein paar hundert Jungen, die den ganzen Tag nichts anderes sehen und Alkohol ist leichter reingeschmuggelt als ein Mädchen."
 

"Haha. Wow. Also stimmen die Klischees? Ich glaube, ich wär echt gern dabei gewesen."
 

"Sei froh, dass du's nicht warst."
 

"Oh. Keine schönen Erinnerungen?", spricht Naruto das Offensichtliche aus und es ist erstaunlich, findet Sasuke, wie er immer wieder Gesprächsthemen finden kann, die ihm schon nach wenigen Wortwechseln zu anstrengend werden. Dabei ist das keine Kunst, wenn er ehrlich mit sich ist, und im Grunde ist Naruto sogar der einzige, der überhaupt mit Antworten rechnen darf, aber das ist er auch in jeder Menge anderer Hinsichten. "Wieso eigentlich Internat?"
 

Sasuke seufzt als er warme, erwartungsvolle Atemzüge in seinem Nacken spürt, die eigentlich nicht da sein sollten, wenn Naruto an seinem Platz geblieben wäre. Es ist kein Raum mehr übrig für ihn, um etwas dagegen zu tun, und nur noch eine Frage der Zeit, bis er von der Matratze rollt, weil er dem Balanceakt auf der Kante nicht länger standhalten kann.
 

"Meine Familie ist früher oft umgezogen. So konnte ich mir die Schulwechsel sparen", erklärt er in so wenigen Worten wie möglich und gerade leise genug, um nicht bitter zu klingen.
 

"Das wusste ich alles gar nicht…"
 

Naruto scheint aufrichtig überrascht und Sasuke würde mit den Augen rollen, wenn er sie nicht geschlossen hätte.
 

"Ich hab es ja auch nie erwähnt."
 

Und dabei hätte es genau so gut bleiben können, findet Sasuke, und hofft, dass das Gespräch sein natürliches Ende gefunden hat. Narutos Arm legt sich einmal mehr um seine Taille, schwer und drückend, aber ohne verbliebene Auswege hat er keine andere Wahl, als sich der unwillkommenen Nähe zu ergeben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
ein bisschen handlung, ein bisschen info, ein bisschen fluff :D
ein bisschen foreshadowing dumdumdum
und mal wieder ein paar paragraphen aus sasukes sicht yay
die kommentare zu letztem kapitel waren aber schon ein trauerspiel... ich hab ja schon sehr zurückgeschraubte erwartungen, aber dass bei einer dreistelligen favozahl niemand ein paar wörtchen dalässt, ist ziemlich traurig und frustrierend für mich als autoren :'( Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  NaruSasu90
2016-11-16T11:00:07+00:00 16.11.2016 12:00
Ich habe meine Favoriten durchgeschaut und bin hier hängen geblieben. Ich habe mir das letzt Kapitel nochmal durchgelesen und frage mich warum zum teufel ich hier kein Kommentar geschrieben habe...
Vielleicht war ich zu diesem Zeitpunkt etwas erdrück von meinen Emotionen ^^ so fühle ich mich allerdings gerade auch, nachdem ich dieses Kapitel erneut gelesen habe. Es ist die erdrückende Realität die mich dann einholt :/
Aber ich liebe es... Mein Gott, die zwei da oben. Das hast du wirklich verdammt toll gemacht. Diese ganze Szene. Und ich frage mich ob und wann es weiter geht. Schließlich musst du einen durchgehenden Plan im Kopf haben. Da man am Anfang der ff die Zukunft sehen konnte. Also bitteeee... Schreib weiter. Ich hoffe wir können uns bald erfreuen. :-)
Von:  HimitsuNoSenshi
2015-08-17T21:51:15+00:00 17.08.2015 23:51
WO IST DAS VERFLUCHTE NÄCHTSTE KAPITEL?! Bitte sag mir, das es bald eins gibt! Ich muss weinen...
Puh, echt hammer Story hast du da, ich hab sie so dermaßen gesuchtet ._.
Ich liebe deinen Schreibstil und vorallem, dass du dieses ganze Klischeegehabe raus lässt und ein wenig mehr Realität mit einbaust, in der eben wirklich nicht alles immer perfekt ist.
Mir geht es immer auf die Nerven, wenn dieses ganze romantische Register gezogen wird, wenn sie mal einen mehr oder weniger wichtigen Moment haben.

Die Grundidee mit der Band ist toll, viele sind drauf gekommen, aber das hier ist, was fast schon traurig ist, die erste Story, die mich in dieser Hinsicht wirklich überzeugt hat. Vom Anfang bis hier hin spannend und super zu lesen.
Charaktere sind super getroffen und sonst auch alles super :) Ich kling wie ein Fangirl hm? ._. Naja egal.

Wirklich eine gute Leistung!
Beeil dich mit dem Schreiben, ich will jetzt mehr davon!

Antwort von:  Porzellan_Puppe
18.08.2015 12:17
Hey, vielen Dank! :D
Das nächste Kapitel ist in Arbeit, aber es ist schon seit einer ganzen Weile in Arbeit... also ist zwischen einer Woche und ein paar Monaten Wartezeit alles drin. xD"
Haha, ich hab eine übertriebene Abneigung gegen Klischees und versuche immer, die Momente, in denen normalerweise das volle Kitsch-Programm aufgefahren wird, so gut es geht zu ernüchtern. Meistens muss man sich ja wirklich nur an die Realität halten und mal kurz nachdenken, wie ein normaler Kerl sich verhalten würde, anstatt irgendwelche entrückten Traumprinzen-Bilder als Vorlage heranzuziehen. Und insbesondere Sasuke ist ja schon immer allergisch auf Bullshit gewesen und quasi der unromantischste Mensch, den man sich vorstellen kann, also ich weiß echt nicht, wieso so viele anscheinend denken, dass man ihn gut für Klischee-Romanzen verwenden könnte...

Ich würde auch mal sagen, 90% der Autoren von Bandfics haben keinen Plan von der Materie und waren zu faul zum Recherchieren. :'D Und wenn das der Fall ist, muss man eben die ganzen Schattenseiten des Ruhmes/über Nacht zum Star/Glamourleben-Klischees auffahren und überspringt halt, wie es überhaupt zum Debüt gekommen ist. Was ziemlich schade ist.

Aber es freut mich echt, dass es dir gefallen hat und du dir die Mühe gemacht hast, einen Kommentar dazulassen! Vielleicht ist das ja genug Ansporn für mich, um endlich das nächste Kapitel fertig zu schreiben. :D
Von:  Honigschnute
2015-06-15T15:26:41+00:00 15.06.2015 17:26
Waaaaas zum-

Ich merke erst jetzt das du ein neues Kapitel hochgeladen hast!( shame on me...seriously!)

Dabei hab ich schon so fiebrig hierauf gewartet. Das ist echt ein bisschen peinlich.

Und.... naja, was soll man sagen. Meine Gefühle sind während des Lesens zu einem einzigen Klumpen Glückseligkeit zusammengeschmolzen. Ich liebe es wenn du 'bisschen fluff' einflechtest, gleichzeitig liebe ich auch die eher dunklen Frequenzen in die die Geschichte gern abdriftet so abgöttisch. Wie machst du das nur?!

Aber egal wie du das immer hin bekommst, ich könnte dich dafür mit meiner Dankbarkeit ersticken :3

(creep mode off)

Antwort von:  Porzellan_Puppe
16.06.2015 00:40
Haha besser spät als nie xD
Und danke für den Kommentar. <3 Das wird hier auf Animexx immer weniger, darum freue ich mich umso mehr, dass du dir die Mühe machst, mir ein bisschen Feedback zu geben. :>
Hehe, dunkle Frequenzen ist das passende Stichwort für den nächsten Teil der FF. Wenn du das gerne liest, darfst du dich schonmal freuen. :D
Bis zum nächsten, hoffentlich baldigen Kapitel!
Von:  V0IDsKhaos
2015-06-01T22:14:10+00:00 02.06.2015 00:14
Naa, ich kritisiere nicht, weil ich das nicht kann und natürlich, weil ich nichts finde, was ich kritisieren wöllte. Wenn ich Tdt lese, vergesse ich einfach die Bedeutung des Wortes. Und weil ich weiß, dass es dir mehr bedeutet, wenn ich dir das hier schreibe, als wenn ich mir den Titel auf die Stirn tätowieren lasse: Ich genieße deinen Fluff, von dem man förmlich Fluff-Entzugserscheinungen bekommt, weil's gar kein Otto-Normalverbraucher-Fluff ist. Diese Mini-Portiönchen Romantik... Machen. Mich. Fertig. , weil sie so gut und passend verteilt sind, dass man immer das Gefühl hat, es ist zu wenig, aber nie auf die Idee kommt, deswegen nicht weiter lesen zu wollen, weils viel zu gut ist. x'DD Diese Stelle mit der "Sternschuppe"... Ich hab so lange gelacht, weil ich es mir bildlich vorstellen konnte... Ich freu mich schon auf das nächste Häppchen! <3
Antwort von:  Porzellan_Puppe
03.06.2015 17:42
Aw, danke, dass wenigstens du dich erbarmst und etwas schreibst. <3
Haha, und dabei stoße ich hier schon echt an meine Fluff-Schmerzensgrenzen! Aber so viel Platz für Romantik ist in der FF sowieso nicht mehr... :'D
Ich hoffe, ich bekomme das nächste Kapitel ein bisschen schneller zusammengeschrieben. Fünf Monate, das ist schon... nicht so cool. xD Aber die Dokomi und Motivation von euch haben dafür gesorgt, dass es nicht noch länger gedauert hat. Danke dafür! :D


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