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Von gleicher Natur

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Ungewöhnliche Freundschaft

[Tara und Ophelia]
 

Einige Monate später | Noch immer ca 10 Jahre in der Vergangenheit
 

"Komm schnell!" zischte Tara, die schon um die Ecke verschwunden war. "Niemand da."

"Wo sind denn alle hin?" Ophelia versuchte Tara so unauffällig wie möglich zu folgen, obwohl es in dem leeren Gang gar nicht nötig gewesen wäre. Letztendlich hätte sie sich noch so viel Mühe geben können nicht aufzufallen, es wäre ihr nicht gelungen. In den dunklen, kaum beleuchteten Gängen der Traumberge fiel jedes noch so kleine Leuchten auf wie ein Schreihals inmitten von Schlafenden. Und Ophelia als Traumgestalt leuchtete nunmal, wenn auch nur sanft. In den unbewohnten Gängen, wo nicht die Aura der Duine ihren Zauber verhinderte, hätte sie sich einfach unsichtbar machen können, selbst wenn viele von ihnen in der Nähe gewesen wären, aber hier war diese kaum spürbare Blockade schon in den Stein übergegangen und machte ihr Verschwinden und somit ihre Tarnung unmöglich.

"Die sind alle in den Tavernen und den Hallen. Es ist Essenszeit. Außerdem haben Grerin und Rimsa heute Geburtstag, die feiern bestimmt wieder bis spät in die Nacht. Trotzdem müssen wir aufpassen, es gibt genug, die solche Feierlichkeiten lieber meiden..." flüsterte Tara, die den mit Türen gesäumten Gang entlangschländerte, als wäre es das Normalste der Welt. "Komm hinter mir her, bleib hinter meinem Rücken in der Nähe vom Licht meiner Lampe!" wisperte sie Ophelia zu, die sich das nicht zwei Mal sagen ließ und blitzschnell förmlich an ihr klebte. "Es ist nicht mehr weit, wir sind gleich da..." sagte sie.
 

Plötzlich wurde eine Tür auf der linken Seite des Gangs ein paar Meter entfernt aufgerissen und eine hochgewachsene, wohlgenährte Person stürmte hinaus. "Scheiße, verdammte!" brüllte er.

Regis knallte die Tür hinter sich wieder zu und stolperte durch den Schwung gegen die gegenüberliegende Wand. Taras Herz setzte aus, sie waren so ein kurzes Stück vor ihrer Behausung, es konnte doch jetzt nicht auffliegen! Ihre Gedanken stürmten auf sie ein, wie konnte sie Ophelia verstecken, wie konnte sie Regis ablenken, dass ihm das Alpträumchen nicht auffallen würde? Sie presste die Lippen fest aufeinander und sog die Luft scharf durch die Nase ein. Ihre Freundin drückte sie kurz mit einer Hand fest an sich und gab ihr so zu verstehen, sich auf keinen Fall auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Sie hielt die Hand mit der Lampe absichtlich ein Stück zur Seite um den Schein von Ophelia an der Wand damit zu überlagern, stemmte die andere Hand in die Hüften und machte sich Konfrontationsbereit. Angriff war jetzt die einzige Möglichkeit zur Verteidigung.

Gleichzeitig bemerkte Regis ihre Anwesenheit. "Oh, Tara. Ich, ähm. Hallo!" stammelte er, immer noch an der Wand lehnend. "Ich hab nur... Also ich wollte nicht... " verlegen senkte er seinen Blick auf die Erde vor seinen Füßen. Sie schien ihn sichtlich zu verunsichern, er musste irgendwas ausgefressen haben, dachte Tara. Sie stand einfach nur da und starrte ihn weiter an. "Ich, äh... also, Du hast mich nicht gesehen, okay?" er schaute ihr direkt in die Augen und versuchte ihrem Blick stand zu halten, versagte aber und starrte wieder den Boden an.

"Wieso?" entgegnete sie und spürte eine leichte diabolische Freude dabei ihn noch ein bisschen aufzuziehen. Er war offensichtlich so betrunken, dass er selbst ohne die Lampe nicht bemerkt hätte, dass Ophelia anwesend war. Sie hatte ihre Anspannung in dem Moment verloren, als ihr das aufgefallen war und konnte sich jetzt ohne Reue der Schadenfreude hingeben. "Hast' was angestellt, was?" bohrte sie weiter. In ihren Rücken bohrte sich gleichzeitig ein spitzer, kleiner Finger. Ophelia wusste noch nicht, dass sie außer Gefahr war.

"Das... äh.. das geht Dich nichts an..." erwiederte er schwach.

"Na gut, Du warst nicht hier, ich war nicht hier. Abgemacht?" sie grinste ihn an.

"Hmhm, ja, ich bin den ganzen Abend in meinem Zimmer gewesen..." grinste er zurück, leicht lallend, drehte sich um und wankte den Gang entlang. Beim nächsten Durchgang bog er ab und Tara hörte anhand seiner Schritte, dass er in Richtung seiner Zimmer weiterlief.
 

"Was ist eigentlich in Dich gefahren, hast Du vergessen, dass ich hier bei Dir bin? Was wenn der mich gesehen hätte?" die Stimme des Alpträumchens überschlug sich vor Aufregung also erklärte Tara ihr kurz und knapp wie die Situation gewesen war, während sie zügig weiterlief.

Ophelia hatte noch nie etwas von Alkohol oder Betrunkensein gehört. Tara war sich nichtmal sicher ob Lichtwesen überhaupt betrunken werden konnten. Ob sie überhaupt irgendeine Form von Nahrung zu sich nahmen. Aber das würde sie sicher noch erfahren.
 

In Taras kleiner Wohnung angelangt huschte Ophelia aufgeregt von Wand zu Wand, schaute sich jedes Möbelstück, jedes Objekt mehrmals an und quiekte erfreut wie ein kleines Kind, dem man Süßigkeiten schenkte. Besonders angetan war sie von allem Spiegelnden, kleine Kristalle und Schmuckstücke begutachtete sie lange und schließlich, als sie alles gesehen hatte rollte sie sich in der Wasserschalte auf einem der Beistelltische im Hauptraum, neben der Bettliege, zusammen.

"Ich mags hier..." säuselte sie und ihr kleines Gesicht wirkte entspannt wie nie.

Tara hatte sich in der Zwischenzeit auf ihrem Diwan niedergelassen und das Schauspiel belustigt verfolgt während sie die restlichen Käfer aus ihrer Verpflegungstüte aufaß. Sie betrachtete Ophelia liebevoll, das Alpträumchen war ihr in den letzten Monaten wirklich sehr ans Herz gewachsen. Sie konnte es kaum glauben, aber Ophelia war die beste Freundin, die sie jemals gehabt hatte.

"Ich hab Dich auch lieb." rief das Alpträumchen mit einem leicht höhnischen Unterton und ihre Augen verengten sich vom Grinsen so sehr, dass sie aussah wie ein kleiner Teufel. Sie konnte doch nicht etwa... "Hast Du meine Gedanken gelesen?!" entfuhr es Tara noch bevor sie zu Ende gedacht hatte.

"Quatsch. Aber bei Deinem komischen Ausdruck konnte doch gar nichts anderes in Frage kommen." sie kicherte. "Ich hab' euch Duine viel beobachtet, weißt Du? Ich weiß schon was die meisten Gesichtsausdrücke bedeuten."

"So, so..." antwortete Tara und schob die Unterlippe leicht vor.

"Jetzt schmollst Du!"

"Gar nicht wahr!"

"Doch wohl, ich sehs!"

"Ach, sei ruhig!"

Darauf antwortete Ophelia mit einem undefinierbaren Lautgewirr und beide brachen in Gelächter aus.
 

Es klopfte an der Tür. "Tara, ich bin es!" rief eine vertraute Stimme.

Die beiden Freundinnen blickten sich erschrocken an.
 

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Auf ein Zehntel ihrer Ursprungsgröße verkleinert schwebten die beiden gemächlich durch einen weitläufigen, von Talfamh (maulwurfähnliche Wesen) gegrabenen Tunnel. Um sie herum wuselten mehrere kleine, noch undefinierte Lichtgestalten, Traumbabies, die noch eine Weile mit ihnen umherziehen und wachsen mussten, bis sie sie in die weite Welt hinauslassen konnten.

"Wenn uns jetzt jemand sehen könnte, liebe Schwester, dann würden sie sich sicher fragen, wie wir unsere Kleinen auseinander halten können!" Amabel kicherte unablässig, weil die geisterhaften Wesen so nah um sie herumflogen und sie so kitzelten.

"Uns kann aber niemand sehen und das ist gut so." entgegnete Mauvaise grimmig.

"Ach, sei doch nicht schon wieder so eine Spielverderberin!" muffte Amabel. "Na, mein Schatz, Mami hat Dich lieb!" gurrte sie im nächsten Moment einem näher kommenden Licht zu und fuhr sanft mit ihren dicken, kurzen, leuchtenden Fingern um es herum.

"Deine werden immer total verhätschelt. Du fängst damit an und dann machen die Duine damit weiter." fuhr Mauvaise im gleichen Ton fort. Sie schob die Lichter in ihrer Nähe vor sich zusammen und umarmte die Gruppe mit übertrieben traurigem Gesichtsausdruck. "Meine Babys sind genauso wundervoll und trotzdem werden sie immer eingefangen" schluchzte sie theatralisch. "Hört ihr? Auch eure Mami hat euch lieb!" sie knuddelte die leuchtende, fröhlich quiekende Masse und schwebte dann wieder neben ihre Schwester.

"Natürlich sind sie genauso wundervoll, die Duine können mit ihrer Gabe nur noch nicht umgehen... Sie denken sie brächten Unheil über sie, weil ihre Visionen manchmal so negativ oder verwirrend wirken." nachdenklich drehte Amabel sich auf der Stelle.

"Aber rate wen ich letztens wieder beobachtet habe!" sie flog ein Stück an Mauvaise heran und klimperte mit den Augen.

"Dich anbetende Duine?" riet diese.

"Nein."

"Herumtollende Träume?"

"Nein."

"Diese komischen Quallen im Wasser der Heiligen Grotte! Amabel - Du weißt doch, dass-!"

"Neinneinneinnein! Dieses neugierige Mädchen mit dem kurzen, ungezähmtem Haar! Weißt Du noch? Der wir damals unsere Kleinen hochgeschickt haben?"

"Ja. Die wir im Auge behalten wollten. Sehr gut, Schwesterherz!" Mauvaises Augen glitzerten.

"Ich wusste schon immer, dass sie was besonderes ist! Jetzt rate wer ihre neue beste Freundin ist!" Amabels Hände zitterten leicht vor Aufregung und ihr kleiner, runder Mund spitzte sich vergnügt.

"Nein, ich kenne die Duine doch nicht alle so gut wie Du. Ich möchte nicht raten, sag es einfach!"

"Haha! Es ist nämlich gar keine Duine, es ist eine Deiner Töchter!" das letzte Wort war in ein freudiges Kreischen übergegangen und die Traumbabys reagierten darauf indem sie noch schneller um die beiden herumtanzten.

"Pscht, beruhigt euch!" rief Mauvaise und alle Anwesenden entspannten sich.

"Das ist toll, Amabel, welche ist es? Warum hast Du mir das nicht früher gesagt? Oh, ich bin glücklich!" in ihr breitete sich eine wohlige Wärme aus, ihre Lichter kamen sofort angetrudelt und umschwebten sie nun ganz dicht. Sie fühlten sich bei ihr am wohlsten, wenn ihre Stimmung so überaus positiv war und genossen die Situation in vollen Zügen.

"Ich hatte es bis vorhin wieder vergessen, entschuldige." sagte Amabel mit reuevollem Blick und fuhr dann fort: "Die zwei passen so gut zusammen, ihre Charaktere sind so gleich. Es ist die kleine Clevere, die den Duine immer wieder entkommt. Ophelia."

"Das hätte ich mir denken können." Mauvaise lachte. "Sie war schon als Baby anders als die anderen. Weißt Du noch, wie sie immer wegschweben wollte? Der kleine Fratz! Jedenfalls... Kinder, wollt ihr mal eine eurer Schwestern sehen?" rief sie den kleinen Leuchtwesen zu und erhielt ein aufgeregtes flirren als Antwort. "Dann kommt, meine Lieben, lasst uns eine schöne, ruhige Höhle suchen und ein Auge auf sie werfen!"

Die Gruppe sammelte sich, leuchtete kurz strahlendhell auf und war im nächsten Moment verschwunden.
 

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Malin durchquerte langsam den Raum und blieb vor der verschnörkelten Holzkommode stehen.

"Tara, Schatz, wir sollten mal wieder etwas zusammen machen!" sagte sie und fingerte dabei an den Schmuckstücken, die darauf lagen, herum. "Ich finde es schön, wie ernst Du Deinen Job in letzter Zeit nimmst und ich kann mich auch immer mehr damit arrangieren, dass Du ab und zu durch die entlegeneren Gänge und Höhlen streifst, aber... wir sehen uns nur noch so selten. Ich vermisse Dich." seufzend legte sie den verschnörkelten Anhänger wieder weg und drehte sich zu ihrer Tochter um, die jetzt genau vor ihr stand. Sie war immer noch ein Stück kleiner als sie selbst und hatte in den letzten Monaten sichtlich abgenommen. Das lag wohl an der vielen Bewegung, die sie in letzter Zeit hatte. Trotzdem war sie noch genauso weiblich proportioniert wie sie selbst, eine Eigenschaft, die man hier in den Traumbergen sehr schätzte. Nichts war eigenartiger, als Duine ohne zumindest ein bisschen an Körpermasse. Dick war nicht der richtige Ausdruck, wichtig waren die Formen. Ganz abgesehen davon, dass das kühlere Klima im Inneren des Berges sowieso viel besser hinzunehmen war, wenn man körperlich ein bisschen dagegen gewappnet war.

Sie sah in die Augen ihrer Tochter und überlegte, wie man deren Farbe am besten beschreiben könnte. Ganz klar hatte sie diese von ihrem Vater geerbt, Malin selbst hatte grauviolette Augen. Taras dagegen wirkten feurig, ein Goldgelb dass sanft in Magmarot verlief. Es waren außergewöhnliche Augen, die sie sowohl an ihrem Mann als auch an ihrer Tochter immer wieder faszinierten, konnten sie damit doch genauso liebevoll und warm wie auch vollauf lodernd dreinblicken. Sie umfasste das Gesicht ihrer Tochter und strich sanft über ihre hellen Wangen.

Ein liebevolles Lächeln umspielte ihren sonst eher ernst wirkenden Mund.

"Ich hab Dich auch lieb, Mama." antwortete Tara, schüttelte sanft die Hände ihrer Mutter ab und umarmte sie dann. Jederzeit hätte sie sie gern hier gehabt, aber im Moment machte sie sich große Sorgen, dass ihr scharfer Verstand die Anwesenheit Ophelias bemerken könnte.

"Lass uns doch morgen zusammen Sporen und Wurzeln für Oma sammeln, was sagst Du dazu?" sie fügte ihrem Satz ein überredendes Lächeln hinzu und hoffte, dass sie ihre Mutter so dazu bewegen konnte schnell wieder zu gehen. "Ich weiß nicht, ob sie noch etwas braucht. Andererseits... Man kann ja eigentlich nie genug Vorräte haben, oder? Gut, ein kleiner Mutter-Tochter-Ausflug, das hört sich wunderbar an!" strahlte Malin. "Du warst noch gar nicht bei den Feiern unten, geht es Dir nicht gut?" fragte sie, jetzt mit einem besorgten Ausdruck, strich Tara dabei vorsichtig über die Haare und zupfte danach kleine Fussel von ihrem Kleid.

"Es ist alles okay, ich war bis grade noch unterwegs und wollte gleich direkt dazustoßen. Ich würde mich vorher nur gerne noch umziehen, wenn Du verstehst..." sie zog die Schultern hoch und klopfte sich dann demonstrativ Staub aus dem Rock. "Geh doch schonmal vor, ich komme gleich nach!"

Malin lächelte sie an und bewegte sich dann Richtung Tür. Auf halbem Weg blieb sie stehen und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Als sie sich wieder umdrehte hatte sich ihre Miene leicht verfinstert und ihre Lippen verdünnten sich zu einem abschätzenden Strich. Tara brach schon wieder der Schweiß aus, ihre Mutter bemerkte immer sofort, wenn irgendetwas anders war. Reflexartig wischte sie einen kleinen Edelstein von dem Beistelltisch, neben dem sie stand. Das laute Geräusch zog sofort die Aufmerksamkeit ihrer Mutter auf sich. "Ohje, ich bin wohl zu viel herumgeklettert gerade. Was für ein Tollpatsch ich bin. Ich sollte mich noch kurz ausruhen bevor ich zu euch komme. Wenn es Dir nichts ausmacht, würde ich mich dann jetzt gerne kurz frisch machen?" schnell hatte Tara den Stein wieder an seinen Platz gelegt und schob Malin jetzt weiter zum Ausgang. Sie durfte nicht genauer hinsehen, sonst würde sie Ophelia bestimmt finden.

"Tara, ist auch wirklich alles in Ordnung? Irgendwas kommt mir hier komisch vor. Hast Du umgeräumt oder so?" sie machte es ihr wirklich nicht leicht. Im Türrahmen blieb sie nochmal stehen und sah ihr eindringlich in die Augen. Tara hasste es, wenn sie das tat. Mit ihren ungewöhnlichen, violetten Augen schien sie ihr in jeden hintersten Gedanken blicken zu können. Sie senkte schnell ihren Blick, zwar glaube sie nicht, dass ihre Mutter wirklich gedankenlesen konnte, aber sicherer war es so.

"Nein, nein. Alles okay. Wie gesagt... also.. Bis gleich?" Tara gab ihr einen Kuss auf die Wange und drückte sie noch ein Mal. "Na gut... Bis gleich, Liebes!" entgegnete Malin. Nach einem weiteren, kurzen Blick durch die Tür, über Taras Kopf hinweg - er dauerte nur einen Sekundenbruchteil - wand sie sich um und ging.

Mit bis zum Hals klopfendem Herzen schloss Tara fast geräuschlos die Tür und sank dann an ihr herunter. Sie konnte ein erleichtertes Seufzen nicht mehr unterdrücken.
 

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"Oh, unglaublich, dass sie sie nicht bemerkt hat, dabei sind ihre Kräfte noch so unausgereift! Das beweist mal wieder wie blind diese kleinen Duine wirklich sind!" rief Mauvaise und lachte laut auf. Ihre Schwester lag bebend auf einem kleinen Steinplateu direkt in der Nähe. Ab und zu hörte man ein lautes Quietschen, wenn sie zwischen dem vielen Lachen mal wieder Luft holen musste.

"Ich krieg mich nicht ein!" johlte sie zwischen zwei Lachkrämpfen.

"Hast Du ihr Gesicht gesehen, als die Mutter ein Mal so lange genau in ihre Richtung gesehen hat?" kicherte Mauvaise und erhielt ein ersticktes fiepen als Antwort. "Und die Aufregung der kleinen Tara. Sie hat sich ja richtig Sorgen gemacht!" fuhr sie fort. "Aber wir müssen auch anerkennen, dass sie es zumindest geschafft hat, nicht erkannt zu werden, findest Du nicht?"

Unkontrolliertes Kichern.

"Amabel, sie reden irgendwas, kannst Du Dich mal konzentrieren und für Ton sorgen?" sie stupste die sich auf dem Boden windende Gestalt an. "Hey, komm, reiß Dich zusammen, ich will das hören!"

Einzeln konnten die Traummütter jeweils nur eins schaffen, entweder Bild oder Ton. Deswegen blickten sie meistens zusammen durch ihre magischen Projektionen, damit sie sowohl sehen als auch hören konnten, was in den Traumbergen vor sich ging. Wenn sie nicht schliefen oder durch die Berge streiften und sich unterhielten war dies ihre absolute Lieblingsbeschäftigung.

Amabel stützte sich schnaufend auf ihre Ellenbogen und wischte sich dann eine Träne aus dem Augenwinkel, die im sanften Licht der leuchtenden Wesen glitzernd zu Boden fiel.

Kurze Zeit später hatte sie sich aufgerappelt und schwebte wieder neben ihrer Schwester mitten in der Höhle. Die ganze Zeit über waren die Traumbabys um sie herum gewabert und dösten hauptsächlich vor sich hin. In ihrem Entwicklungsstadium konnten sie noch nicht sonderlich gut sehen, weshalb sich nur ein kleines Grüppchen vor der Projektion drängte. Amabel berührte diese sanft, so dass leichte Wellen das Bild verzerrten und langsam, mit den Wellen schwingend, drangen Stimmen hindurch. Durch die plötzlichen Geräusche aufgeschreckt wirbelten die anderen Traumbabys jetzt aufgeregt umher und versuchten einen Blick auf die beiden Gestalten zu erhaschen.

Tara und Ophelia unterhielten sich leise miteinander.

"...in ein paar Stunden wieder zurück, das wirst Du schon überleben, oder?" war das erste was nach Amabels Zauber zu hören war.

"Sie will sie da doch wohl nicht allein lassen?" Mauvaise plusterte sich auf.

"Pscht!" zischte Amabel. "Jetzt haben wir ihre Antwort nicht gehört!"

"Na gut, pass auf. Ich mache diese Kerze hier an, dann sieht jeder draußen durch das Flackern das durch den Türschlitz dringt, dass es sich um durch Feuer erzeugtes Licht handelt. Du bleibst einfach irgendwo liegen oder schwebst langsam umher, dann fällt das keinem auf. Abgesehen davon, dass hier sowieso keiner entlangkommen wird und wenn doch, dann rechnet nie im Leben jemand damit, dass sich ein Alpträumchen hier aufhalten könnte!" Taras Stimme klang ein bisschen genervt.

"Ja aber dann bin ich alleine." Ophelias kleines Gesicht verzog sich zu einer grummeligen Grimasse.

"Es ist doch wirklich nicht lange! Ich habs grade versprochen, wenn ich jetzt nicht hingehe, machen sich die anderen Sorgen und dann kommt erst recht wieder jemand hier hoch. Und noch einmal lässt sich meine Mutter nicht abwimmeln, sie hat gemerkt, dass hier was nicht stimmt." argumentierte Tara. "Du weißt, dass ich Recht hab. Komm schon. Du darfst auch mit meinem Schmuck und der Wasserschale spielen, wenn Du willst. Und leise bist." sie stupste ihre Freundin zaghaft an.

Ophelia druckste noch ein bisschen rum, dann breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. Es hatte stets etwas schelmisches, weil die blitzenden Beißer, die sich entblößten, spitz waren, wie kleine Reißzähne. "Und wenn Du wiederkommst planen wir, was wir die nächsten Tage unternehmen, ja?" sie schwebte lauernd vor ihr und blickte ihr aufmerksam in die Augen.

"Na klar doch." kam die Antwort, dann warf sich das Lichtwesen um Taras Hals und drückte sie fest.

"Schönschönschönschön!" quiekte sie: "Zusammen umherstreifen macht viel mehr Spaß als allein!"
 

"Ahwww, wie süß, schau doch, die zwei! Nein, wie niedlich!" die Traummütter schauten gerührt zu wie die ungewöhnlichen Freunde sich verabschiedeten. "Das ist mein Baby!" Mauvaise zeigte freudig erregt auf Ophelia, die sich jetzt wieder in der Wasserschale in der Nähe der Kerze zusammenrollte und ein Nickerchen machte.
 

Während sie zusahen, war ihr Leuchten allmählich immer heller geworden und die Traumbabys tummelten sich eng an ihnen um in der Nähe ihrer Mütter weiter zu wachsen und zu gedeihen.

Selig schwebten sie dicht an dicht und dösten eingerollt vor sich hin, ganz nach dem Vorbild ihrer Schwester Ophelia.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  mamoon
2013-10-12T23:03:18+00:00 13.10.2013 01:03
Die Stellen mit den Traummüttern sind zu goldig. ;D schöööön.
Von:  Linaloren
2013-07-24T16:15:46+00:00 24.07.2013 18:15
Ich mags, dass du so viel zwischendurch umschreibst. Das wirkt dann irgendwie so magisch :D Ich werd auf jeden Fall weiterlesen! ^^
Antwort von:  Re-belle
24.07.2013 18:41
vielen dank *_* das freut mich sehr zu hören <3
Von:  Styxcolor
2013-07-21T08:31:18+00:00 21.07.2013 10:31
sehr stimmungsvoll und lebendig :3
Antwort von:  Re-belle
21.07.2013 12:25
danke *_* cool, ich hätt nicht gedacht dass du's lesen würdest, aber umso mehr freu ich mich *_* <3<3


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