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Sunshine - Wenn die Sonne lacht

Die Sonne scheint weiter.
von

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Weil du Mein bist

Kapitel 66: Weil du Mein bist
 

Sunshine:
 

Ich war bereits seit einer gefühlten Ewigkeit in meiner kleinen Zelle eingesperrt. Mir war kalt, ich war müde und ich zitterte am ganzen Körper. Die Wand an der ich lehnte, war feucht und Moos quirlte zwischen den Rillen der Steine heraus. Zwar war ich mir nicht sicher, aber ich glaubte von irgendwoher einen Luftzug zu spüren.

Mein Blick hing an der Decke fest. Seit einigen Stunden zählte ich immer und immer wieder die Steine über mir, 56 waren es exakt.

Ich glaubte schon nicht mehr daran, dass mich jemand finden würde. Ich hatte mich bereits mit meinem Tod abgefunden.

Zweifeld schnaubte ich, als sich plötzlich von der Decke kleine, dunkle Lichter lösten.

Ich beobachtete sie dabei, wie sie herabsanken und um mich herum schwirrten. Sie waren fast schwarz und hatten die Gestalt eines Glühwürmchens. Es waren nicht viele, vielleicht gerade mal 15 Stück, die sich wie in Zeitlupe auf mich zu bewegten.

Reflexartig erhob ich mich von dem dreckigen Boden und beobachtete jede ihrer Bewegungen, bis sie schließlich in meiner Brust verschwanden. Ich ließ sie einfach tun, was sie nun mal taten. Erstens, fühlte ich mich danach kein bisschen anders und zweitens, könnte es ja sogar sein, dass ich mir vor lauter Verzweiflung, diese ganze Sache mit den Lichtern einbildete. Schließlich war das hier ja auch mein Ende.
 

Alec:
 

Eigentlich hatte ich geplant mich runter in den Keller zu schleichen und Sunshine zu befreien, ohne dass jemand mitbekam, was ich heimlich geplant hatte. Aber keine 5 Minuten später, nachdem ich mich mit Yume auseinandergesetzt hatte, bad mich Caleb ein weiteres Mal zu sich.

Er wirkte anders, als hätte man ihm sein Suchtmittel genommen. Unruhig, aufgedreht und irgendwie als wäre er auf der Flucht.

Er hatte mir ein Dolch zugeworfen, welcher vor meinen Füßen landete und er befahl mir, um ihm meine Treue zu beweisen, Sunshine bei lebendigem Leibe das Herz herauszuschneiden und ihm zu übergeben. Ich wusste selbst nicht genau, was ich davon halten sollte und warum genau er unbedingt ihr Herz wollte.

Natürlich nahm ich den Dolch an mich. So hatte ich wenigstens einen Grund in den Keller zu gehen. Wenn mich einer der Wachen gefragt hätte, was ich dort unten zu suchen hatte, hätte ich nicht mal eine gescheite Ausrede parat gehabt.

Der Vorteil an der ganzen Sache war, dass unsere Wachen total verpennt sind.

Als ich unten die Tür zum Keller öffnete, schnarchte Tyrone seelenruhig vor sich hin, was natürlich sehr gut war, denn so ersparte ich mir jegliche Fragen seinerseits.

Ich bog um die Ecke, entlang der Zellen. Einige davon waren leer, in ein paar vereinzelten saßen halb verweste Leichen darin und hier und da blickte sogar ein oder der andere noch zu mir auf, als ich in ihnen vorbei ging, bis ich schließlich in einer der hintersten Zellen Sunshine entdeckte.

Sie saß auf dem Boden und hatte den Kopf nach oben gerichtet. Ihre hellen Augen waren geschlossen, sie atmete gleichmäßig, aber sie zitterte am ganzen Körper. Es tat weh sie so zu sehen, kraftlos und geschwächt.

Ich wartete einen Moment, lehnte mich dann an die gegenüberliegende Wand und verschränkte die Arme vor der Brust und wartete darauf, dass sie irgendwann auf mich reagierte. Es dauerte eine ganze Weile, in der sie sich kein Stück von der Stelle bewegte und so wie das aussah, hatte sie mich noch nicht einmal bemerkt.

Ich wartete noch einen Moment, atmete einmal tief durch und sagte dann: „Ich glaube nicht, dass du durch sitzen hier irgendwie herauskommst.“

Sie richtete langsam den Blick auf mich, sagte aber im ersten Moment nichts. Sie schnaubte müde und antwortete dann: „Ich schaffe das schon irgendwie.“

„Soll ich dir helfen?“ fragte ich ruhig.

„Lass mal!“ erwiderte sie und erhob sich langsam. „Ich sagte doch, ich kriege das irgendwie hin.“

„Das sehen ich.“ ich stieß mich von der Wand ab und machte ein paar Schritte auf ihre Zelle zu. „Na dann, würde ich mal sagen, wir sehen uns.“

Ich hatte kaum zwei Schritte zurückgelegt, da rief sie schon: „Alec, warte!“

Ein schwaches Grinsen machte sich auf meinen Lippen breit, die zwei Schritte die ich gemacht hatte, bewegte ich mich gerade wieder zurück, sah sie dann triumphierend an und erwiderte: „Ja?“

Sie atmete tief durch, bevor sie weiter sprach. „Kannst du mich hier rausholen? Bitte?“ ihr Blick war auf mich gerichtet. Ich sah ihr an, dass es sie nicht grade erfreute, mich um Hilfe zu beten. Umso mehr erfreute es mich, dass sie auf mich angewiesen war.

„Gut“, lächelte ich. „Warte eine Sekunde.“

Es war doch leichter, sie hier rauszubekommen, als gedacht. Ich zog einen Schlüsselbund aus meiner Hosentasche, suchte den richtigen Schlüssel heraus und schloss ihre Zelle auf. Ein erleichtertes Schnauben war von ihr zu hören, als ich die Tür zu ihrer Zelle öffnete.

„Komm, ich bring dich hier raus.“ sagte ich und hob ihr die Hand hin. Einen Moment lang, musterte sie mich kritisch, reichte mir schließlich doch zögernd die Hand und ließ sich von mir durch die nassen Kellergänge führen.

Still zog ich sie mit mir, entlang dem Flur, aus dem ich gekommen war, der zu meinem Zimmer führte. Schließlich konnte ich nicht einfach so zum Hauptausgang mit ihr raus spazieren. Das würde sofort auffallen und so lange würde ich unnötigem Stress gerne aus dem Weg gehen.

„Alec, warte mal.“ schnaufte sie, als wir die Treppen nach oben rannten.

„Wir haben jetzt keine Zeit zum halten.“ erwiderte ich schroff. „Wir müssen hier raus, so schnell wie möglich.“

„Aber raus geht es doch nach unten!“ warf sie ein. „Das ist der falsche Weg!“

„Keine Sorge, ich weiß, was ich tue.“ entgegnete ich matt. „Würden wir nach unten gehen, hätten sie uns schon längst. Wir müssen einen anderen Weg nach draußen nehmen.“

Am Ende der Treppe führte ich sie einen langen Flur entlang, der mit einem roten Teppich ausgelegt war. In diesem Gang befand sich auch mein Zimmer in diesem verfluchten Schloss. Einen Fluchtweg hatte ich alle mal, ob wir ihn problemlos erreichten, war die andere Sache.

„Wohin bringst du mich?“ quengelte sie ängstlich, als ich die Tür zu meinem Raum aufstieß.

„Weg von hier. Ich bring dich in Sicherheit, aber dafür musst du mich einfach machen lassen. Wir nehmen nicht gerade einen Fahrstuhl nach unten, aber dafür kommen wir hier ohne Probleme raus. Das verspreche ich.“ antwortete ich und sah mich dann in dem kleinen Raum um, nach etwas, dass ich zum klettern benutzen konnte.

Der Raum, den ich von Caleb als mein eigenes Zimmer zur Verfügung gestellt bekommen hatte, war nicht grade das, was man unter luxuriös verstand. Ich hatte hier nur ein Bett stehen, an der rechten Wand stand ein Kleiderschrank aus Eichenholz, gegenüber davon, war eine Tür, die in ein viel zu kleines Badezimmer führte und über dem Bett war ein riesiges Fenster, aus buntem Kirchenglas. Das Fenster selbst zeigte einen Vampir, der einen Engel im Arm hielt und der gerade zubiss. Die Flügel des Engels färbten sich langsam schwarz, während sich der Vampir an seinem Blut reichlich bediente.

Das Bild selbst wirkte so echt und lebhaft, dass es mir meist sogar so vorkam, dass es sich sogar bewegte.

Sunshine hatte ihre weit aufgerissenen Augen ebenfalls auf das Bild gerichtet, während ich weiter nach einem Seil oder etwas ähnlichem suchte.

Mir war bewusst, dass ich mit der Suche nach etwas zum festhalten nicht so viel Zeit verschwenden durfte, also beließ ich es dabei, kletterte auf das Bett und riss das Fenster auf.

Unter mir erstreckte sich ein langer, schwarzer Fluss. Er sah nicht sonderlich einladend oder gar sauber aus, aber er war besser als nichts. Es war der einzige Weg hier heraus, also musste er ausreichen.

Sofort wandte ich mich zu Sunshine um und sah sie an. Krampfhaft sah sie sich in dem kalten Raum um. Sie erschrak leicht, als ich zu ihr sprach: „Ich hoffe du kannst schwimmen.“

Wackelig machte sie ein paar Schritte auf mich zu und sagte dann: „Ja, kann ich. Wieso fragst du das?“

Ich packte sie am Handgelenk, zog sie zu mir nach oben und stieg mit ihr auf den Fenstersims. „Es geht abwärts.“ sagte ich noch, bevor ich sie mit mir in die Tiefe riss.
 

Sunshine:
 

Klatschnass schleppte ich mich hinter Alec her. Es gibt immer einen anderen Ausweg, verdammt! Musste es dieses Mal wirklich Dreckwasser sein? Kälte kroch mir über den Körper und ich fing an zu zittern. Der Wind wehte mir die nassen Haare ins Gesicht. Igitt, ich brauchte dringend ein Bad! Selbst Stinktiere würden jetzt einen Bogen um uns machen, wenn es hier welche geben würde. Oder gab es vielleicht tatsächlich welche und sie machten bereits einen großen Bogen um uns? Ich wusste es nicht genau. Ich wusste nur, dass ich unbedingt hier weg wollte. Ich konnte ja nicht einmal sagen, ob wir uns im Magia-Wald befanden oder nicht. Mir kam diese Gegend kein bisschen bekannt vor.

„S-sind wir bald da?“ zitterte ich. Wenn ich nicht bald aus diesen Klamotten raus komme, drehe ich noch durch!

„Wir haben es gleich geschafft. Vielleicht noch zwei Minuten, dann sind wir da.“ antwortete Alec.

„Na hoffentlich.“ nuschelte ich. Mir wurde immer kälter durch die Windböen, die meinen Körper umspielten, wenn das denn überhaupt möglich war. Ich selbst war völlig orientierungslos, was mich ziemlich störte. Ich wollte wissen, wo ich war.

Von wegen, zwei Minuten! Lange Zeit wanderten wir weiter, bis er schließlich in mitten des Waldes einfach stehen blieb. Still sah er sich einen der Bäume zu unserer rechten an, musterte ihn instinktiv und legte kurz darauf ein Ohr an den Stamm und klopfte sogar dagegen. Was auch immer er suchte, machte für mich überhaupt keinen Sinn. Was sollte das jetzt?

„W-was machst du da?“ zitterte ich, verschränkte die Arme vor der Brust, um mich etwas vor der Kälte zu schützen und sah ihm dabei zu, wie er dem Inneren der Eiche lauschte.

„Wirst du gleich sehen.“ erwiderte er, kniete sich hin und zog an einer der Wurzeln, die er kurz darauf wieder fallen ließ.

Alec baute sich neben mir auf, während sich die Eiche vor uns in zwei teilte und sich wie ein Tor öffnete.

Mir klappte die Kinnlade nach unten, als ich die Treppe im Inneren des Baumes sah, die sich nach unten erstreckte. „W-was ist den das?“ fragte ich sprachlos.

„Ein altes Geheimversteck von mir.“ lächelte Alec. „Komm mit, bevor man uns noch entdeckt.“ vorsichtig nahm er meine Hand in seine und führte mich in das Innere der Eiche.

Langsam führte er mich die Wendeltreppe nach unten, während sich die Eiche wieder über uns verschloss.

„Du musst vorsichtig sein. Die Stufen sind ziemlich rutschig. Einmal falsch ausgerutscht und die hast mehr als nur ein paar gebrochene Knochen.“ sagte er.

„Ach ja? Daran hatte ich jetzt wirklich nicht gedacht.“ erwiderte ich sarkastisch.

„Würdest du bitte…“ setzte er an, als ich ihn mit einem Niesen unterbrach. „Gesundheit.“ sagte er dann ruhig.

Ich bedankte mich und nieste wieder, wofür er mir ein weiteres Mal Gesundheit wünschte. Selbstverständlich bedankte ich mich noch einmal dafür.

Am Fuß der Treppe angekommen, führte Alec mich durch eine weitere Tür, in einen großen, dunklen Raum. Vorsichtig tastete er an der Wand entlang, bis er schließlich einen Lichtschalter entdeckte, den er betätigte. Licht erhellte den Raum. Ich wusste nicht wie und auch nicht wieso, aber ich nahm mir vor, mich später zu erkundigen, warum tief unter der Erde Strom funktionierte.

Die Wände hier waren aus purem Stein und Erde. Zwei weitere Türen an der gegenüberliegenden Wand führten in zwei weitere Räume. Zu unserer linken Seite war auch noch mal eine Tür. Ansonsten befand sich in der Mitte des Raumes ein Sofa. In der oberen Ecke stand ein Tisch mit vier Stühlen drum herum und der Boden war mit einem braunen Musterteppich ausgelegt.

„W-wo sind wir hier?“ schlotterte ich.

„In einem alten Geheimversteck von mir. Sagte ich doch.“ er machte ein paar Schritte durch den Raum, bevor er weiter sprach. „Mein Gott, wie lange bin ich schon nicht mehr hier gewesen?“

Ein weiteres Niesen meinerseits war seine Antwort darauf gewesen.

„Gesundheit, Kleines.“ sagte er und sah mich dabei besorgt an. Wieder nahm er meine Hand und leitete mich dann in den Raum zu unserer linken. Es war nicht viel Platz hier, gerade mal so viel, dass ein Bett hinein passte und eine kleine Kommode am Ende des Bettes.

Alec ließ mich am Kopfende des Bettes stehen, bewegte sich dann auf eines der Fächer zu, zog dieses auf und nahm ein babyblaues Hemd, wie er sie immer trug, heraus. Zusammen mit ein paar Shorts reichte er mir diese. Gleich darauf nahm er wieder meine Hand, führte mich durch das „Wohnzimmer“, wie ich es nannte, zu einem der beiden anderen Türen und öffnete mir diese. Auch hier schaltete er das Licht für mich ein.

Überraschung! In diesem Raum befand sich eine Dusche, ebenso wie ein Waschbecken und eine Toilette. Das war fast schon zu schön, um wahr zu sein!

„Sei sparsam mit dem Wasser. Es sollte noch funktionieren, aber es bleibt nicht ewig warm.“ sagte er kurz, bevor er die Tür hinter mir schloss und mich somit alleine ließ. Natürlich war ich ihm dankbar dafür, dass er mich aus diesem Alptraum befreit hatte. Ich bin ihm auch ebenso dankbar dafür, dass er mir somit das Leben gerettet hatte, dennoch war ich mir nicht sicher, was das hier zu bedeuten hatte.

Ich sah mich noch einmal kurz um, bevor ich den Hahn aufdrehte, mich aus meinen nassen Klamotten befreite und mich in die Dusche stellte. Dankbar über die Wärme, die meinen Körper förmlich heilte, ließ ich meinen Gedanken und dem Wasser freien lauf.
 

Alec:
 

Es war seltsam, nach so langer Zeit wieder hier zu sein. Ich hatte in der Vergangenheit viel Zeit hier verbracht. Zumal ich mich hier zurückgezogen hatte, als ich zu einem Vampir geworden bin. Kein Ort hatte mein Leben so sehr geprägt, wie dieser hier.

Als sich die Tür zum Bad öffnete und Sunshine mit nassem Haar heraustrat, war ich wie wachgerüttelt. Sie wirkte bedrückt, als sie mich ansah.

„Bin fertig.“ sagte sie matt, als sie ins Wohnzimmer zurückkam.

„Gut.“ lächelte ich und bewegte mich dabei auf sie zu. „Babyblau steht dir, Sunshine.“

„Spar dir das, Alec!“ erwiderte sie stur. „Annäherungsversuche bringen dich überhaupt nicht weiter.“

„Das war ein Kompliment.“ entgegnete ich und nahm dann ihre Hand in meine. Ohne ein weiters Wort zu sagen, führte ich sie wieder zurück ins Schlafzimmer. Auch sie sagte nichts, bis wir schließlich da waren. Zittrig setzte sie sich auf den Bettrand und sah erwartend zu mir auf. Nach allem, was in der letzten Zeit passiert war, konnte ich sie nicht einfach an mich reißen und von oben bis unten küssen. So gerne, wie ich das jetzt auch gerne tun würde, konnte ich es nicht.

Also beugte ich mich zu ihr vor, küsste sie vorsichtig auf die Stirn und wünschte ihr dann eine gute Nacht.

Fragend sah sie zu mir auf, bevor ich schließlich den Raum verließ und die Tür hinter mir schloss.

Kraftlos lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Tür und atmete einmal tief durch. „Sunshine, wenn ich dir nur sagen könnte, wie sehr ich dich liebe…“ flüsterte ich mit gesenktem Kopf.

Ich schnaubte müde, bewegte mich dann auf das Badezimmer zu und genehmigte mir ebenfalls eine warme, wohltuende Dusche, bevor es auch für mich ins Bett ging.
 

Sunshine:
 

Es war schwer für mich einen klaren Gedanken zu fassen. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, brummte mir der Kopf, wie ein Bienenstock, meine Augenlider waren schwer wie Stein und auch Gliederschmerzen machten sich in meinem gesamten Körper breit. Kälte kroch mir durch Mark und Bein, trotz der warmen, Bettdecke, die auf mir ruhte.

Ich wälzte mich hin und her, zog die Beine an, streckte mich wieder aus und kuschelte mich wieder in Kissen und Decke ein. Egal, was ich tat, mir war kalt geblieben.

Kurze Zeit später schwang die Tür auf und Alec betrat den Raum.

„Morgen, Kleines.“ begrüßte er mich. „Gut geschlafen?“

Zitternd setzte ich mich auf und versuchte mich dabei nicht aufzudecken. “Ja, alles bestens.“ entgegnete ich müde.

„Sieht mir nicht wirklich danach aus.“ er setzte sich zu mir auf den Bettrand und legte mir dann eine Hand auf die Stirn. „Du glühst ja.“

„Tatsächlich?“ sagte ich schwach. „Woher willst du das so genau wissen?“

„Ich bin zwar ein Vampir, aber so viel merke ich dann schon.“ entgegnete er. „Du bist krank, Sunshine. Versuch’ mal etwas zu schlafen.“

„Das kann ich nicht. Dafür friere ich zu sehr!“ sagte ich.

Er schnaubte, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und sagte dann: „Okay, steh mal auf.“

Ich hielt meine Decke fest und tat was er verlangte. Es kostete mich viel mühe aufrecht stehen zu können, so schwach war ich mittlerweile. War ich durch den Fluss, in den wir gesprungen waren, wirklich krank geworden?

Müde beobachtete ich Alec dabei, wie er mein Kopfkissen aufrichtete, sich dann auf meinen Platz setze und mich schließlich zu sich winkte. „Komm, setz dich zu mir.“

Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, fest in meine Decke gewickelt und rührte mich nicht vom Fleck. War das ein Witz? Hatte er vergessen, was passiert war? Ich war noch immer sauer auf ihn.

„Komm schon, ich beiße dich nicht. Oder muss ich dich erst holen?“ drängte er auf mein Schweigen hin.

Ich schnaubte kampflos, setzte mich dann mit dem Rücken zu ihm und legte mich schließlich zurück. Er nahm mir meine Decke weg, schüttelte sie kurz auf und deckte dann uns beide damit zu. Seine Arme umklammerten meine Hüften, die mich enger an ihn pressten. Seltsamerweise wurde mir dadurch tatsächlich wieder wärmer, was in gewisser Hinsicht ja sehr schön war, mich aber auf eine ganz andere Art doch irgendwie störte. Ich war verdammt noch mal immer noch sauer auf den Kerl! Was passiert war, vergisst man nicht so leicht. Zumal ich mit ihm Dinge getan hätte, die ich mir mit niemandem jemals hätte vorstellen können.

„Wird’s schon besser?“ fragte Alec ruhig. „Oder frierst du immer noch?“

Ich hätte so gerne mit „Ja“ geantwortet. So gerne hätte ich ihm gesagt, dass das überhaupt nichts brachte! Aber zu meiner Schande musste ich gestehen, dass mir durch ihn wirklich wieder wärmer wurde.

„Ja, wird besser.“ gab ich knapp zurück. „Das ändert aber nichts, an der aktuellen Situation zwischen uns.“

Ich konnte klar und deutlich spüren, wie er grinste. Er machte sich auch noch einen Spaß aus dem ganzen hier.

„Du solltest dir die Hintergrundgeschichte zu meinem Treiben vielleicht erstmal anhören, bevor du urteilst, Sunshine.“ antwortete er und sah mir über meine Schulter ins Gesicht.

Ich hatte ebenfalls den Blick auf ihn gerichtet, was ziemlich anstrengte, wenn ich ehrlich sein durfte. „Ich will kein Hintergrundwissen. Mir reicht, was ich weiß! Danke dafür!“

„Wenn du meinst, dass damit alles ausgesprochen ist, liegst zu ziemlich falsch, mein Herz.“ sagte er matt. „Versuch zu schlafen. Das brauchst du jetzt wohl eher, als eine Diskussion mit mir.“

Ich sagte nichts darauf, weil mir klar war, dass ich tatsächlich keine weitere Diskussion gebrauchen konnte und weil ich wirklich müde war. Meine Kräfte hatten mich in den letzten Stunden verlassen, und das merkte ich klar und deutlich, zumal ich die Augen kaum aufhalten konnte. Also wandte ich mich von ihm ab, lehnte mich zurück und schloss die Augen.

Es hatte nicht lange gedauert, da war ich auch schon voll und ganz eingeschlafen.
 

Wenn es stimmte, was die Uhr mir gegenüber sagte, dann war es sehr früh gewesen, als ich heute das erste Mal wach wurde. Oder war es sehr spät? Auf jeden fall war es kurz nach fünf. Ich konnte nur nicht sagen, ob es Mittag oder Nacht war, da es hier keinerlei Fenster gab.

Ich setze mich um und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Alec war auch nicht mehr da. Er hatte mich alleine gelassen, was einerseits gut war, denn so konnte ich wieder etwas mehr Abstand zu ihm gewinnen, und was andererseits schlecht war, denn in irgendeiner seltsamen und verrückten Art tat er mir und meinem Körper verdammt gut.

„Leg dich wieder hin.“ erklang seine Stimme aus dem Nebenraum, aus dem er kurz darauf wieder bei mir auftauchte, mit einer kleinen, dampfenden Schüssel in der Hand. „Du brauchst Ruhe.“

Wenn man vom Teufel spricht… „Was redest du den da? Mir geht es gut. Ich brauche keine Ruhe.“ erwiderte ich stur.

Er stellte die Schüssel auf der Kommode ab und kam dann zu mir ans Bett, wo er sich auf den Rand setzte. „Hör auf, die Heldin zu spielen. Du bist noch immer krank.“

„Ach, quatsch! Mir geht es prächtig.“ warf ich ein.

„Ist richtig. Du bist krank, wann glaubst du mir das?“

„Gar nicht, weil ich kerngesund bin!“ ich riss die Decke von mir, stand auf und kam nicht mal zwei Schritte weit, weil ich sofort zu schwanken anfing und auf die Knie sank.

Alec kam sofort zu mir und half mir auf. „Hab ich’s nicht gesagt? Du kannst dich nicht mal auf den Beinen halten. Leg dich wieder ins Bett und ruh dich aus. Das ist das letzte Mal, dass ich das jetzt sage.“ er führte mich zurück und ich setzte mich an den selben Platz, wo er eben gesessen hatte.

„Wieso sollte ich auf dich hören? Das letzte Mal hätte es mich fast das Leben gekostet.“ stur verschränkte ich die Arme vor der Brust.

„Geht’s dir noch? Hör verdammt noch mal auf, dich wie ein Kind zu verhalten! Ich versuche dir zu helfen. Du könntest mir ruhig etwas entgegen kommen!“ zornig sah er mir in die Augen. „Zudem wäre ich dir dankbar, wenn du aufhören könntest, mir an allem die Schuld zu geben! Ja, ich wollte dich an Caleb übergeben, nur, weil es mein Auftrag war! Ich habe es aber nie getan, weil ich dich vor ihm schützen wollte. Weil ich dir nicht wehtun konnte, habe ich mein eigenes Leben auf eine Karte gesetzt. Caleb wollte dein Leben und wenn er deines nicht bekommen hätte, hätte er sich meins genommen. Und jetzt frag dich mal, warum du noch hier bist.“

Einen Moment lang wusste ich nicht, was hier gerade vor sich ging. Ich konnte keine genaue Antwort auf das geben, was er gesagt hatte. Selbst wenn es die Wahrheit war, die er mir an den Kopf geworfen hatte, war es dennoch nicht so schnell verzeihlich, was passiert war.

Ich öffnete den Mund, um etwas auf seine Worte zu erwidern, als er mir zuvor kam: „Weißt du was? Vergiss es einfach! Ich hab keine Lust mehr. Es macht keinen Sinn mit dir zu streiten. Du lässt dir ja so oder so nichts sagen!“

Er wandte sich von mir ab und zog die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zu. Der Knall hinterließ einen verängstigenden Schrecken in mir.

Du hast es mal wieder zu weit getrieben, schoss es mir durch den Kopf. Warum konnte ich mich auch nicht einmal zurückhalten mit meiner großen Klappe?

Ich vergrub das Gesicht in den Händen und ließ mich auf das Bett zurückfallen. „Das hast du wieder toll hingekriegt, Sunshine.“ nuschelte ich durch meine Finger zu mir selbst. „Warum musst du auch so ein Sturkopf sein?“
 

Alec:
 

So ein verdammter…!

Ich holte aus und schlug mit voller Wucht gegen die Mauer im Badezimmer. Mauerreste bröselten vor meinen Füßen zu Boden und ein großes Loch zierte jetzt den Raum.

Was war da gerade passiert, verdammt?



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