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Sunshine - Wenn die Sonne lacht

Die Sonne scheint weiter.
von

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Die Wurzel allen Übels

Kapitel 65: Die Wurzel allen Übels
 

Sunshine:
 

3 Tage war es jetzt her, als ich herausgefunden hatte, was Alec mit mir vorhatte. Und noch immer hatte ich Schwierigkeiten, ihn zu vergessen. Ich hatte ihm vertraut und ihm mein Herz geschenkt. Da war es irgendwo verständlich, dass er mir so schnell nicht aus dem Kopf gehen wollte. Der Gedanke daran, dass ich mich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte, und er nicht das Gleiche für mich fühlte, schmerzte mir in der Brust und ließ mir das Herz bluten.

„… die Sache einfach falsch interpretiert?“ hörte ich Nami sagen. Ich war so tief in Gedanken versunken, dass ich sie vollkommen ausgeblendet hatte. „Du könntest ihn ja auch missverstanden haben.“ redete sie weiter.

„Also, für mich klingt die ganze Geschichte eindeutig.“ antwortet Sky ernst für mich. „Vampiren kann man nicht trauen. Sie sind genauso hinterlistig wie Kobolde und Dschinni. Es kam mir von vorne rein seltsam vor, als es geheißen hat, er sei auf der Flucht.“

Müde atmete ich tief durch, schloss dabei die Augen für einen kurzen Moment und sah dann aus dem Fenster.

„Ich will diesen Kerl nie wieder sehen!“ ich war eigentlich nicht traurig über die Ereignisse der letzten Tage. Ich war einfach wütend über alles. War das die Rache für meine Ungehorsamkeit? Oder war das die Strafe, für den Missbrauch meiner Magie? Was hatte ich verbrochen, dass man mich auf diese Art und Weise bestrafen musste?

„Überleg doch mal: vielleicht war es ja gar nicht seine Entscheidung, dich zu hintergehen?“ begann Mey nun. „Du sagtest doch, dass er mit diesem Typen gesprochen hat. Wenn er ihn nun dazu gezwungen hat? Dann wäre Alec eigentlich unschuldig.“

Ich öffnete den Mund, um Mey zu antworten, als Sky mir zuvor kam: “Sag mal: bist du eigentlich für oder gegen sie?“

„Selbstverständlich bin ich auf Sunnys Seite. Ich versuche nur, die ganze Sache aus allen Blickwinkeln zu betrachten.“ entgegnete sie.

Phoebe sah fragend in die Runde. „Was mich eher interessieren würde, ist: warum er gerade Sunny für seine niederträchtigen Pläne braucht?“

Nami sah mich mit einem viel sagenden Blick an. Ich begegnete ihm ruhig. Im Grunde genommen sprach Phoebe genau das aus, womit ich mich die letzten 3 Tage auch beschäftigt hatte. Was wollte dieser Kerl von mir?
 

Alec:
 

3 Tage war ich jetzt schon ohne sie. 3 Tage, in denen ich ihr Lächeln, ihre Berührung und auch ihren Kuss vermisste. Es verging keine Sekunde, in der ich nicht an Sunshine dachte. Sie war mein Leben!

Stumm starrte ich an die Decke. Caleb hatte mir noch immer nicht gesagt, was er nun von mir forderte. 3 Tage war ich damit beschäftigt, zu warten, Löcher in die Luft zu starren und darüber nachzudenken, wie ich Sunshine zurückgewinnen konnte.

Ich hätte es beenden sollen, als ich noch die Chance dazu hatte. Ich hätte aufhören sollen, als ich noch die Möglichkeit dazu hatte! Wäre es vielleicht sogar besser gewesen, wenn ich diesen Auftrag nie angenommen hätte?

Tausend Fragen quälten mich und auf keine bekam ich eine Antwort…
 

Sunshine:
 

Normalerweise kannte man das ja, aus diversen Filmen und Serien, dass wenn eine Frau einen Mann verlassen hatte, der angeblich noch Gefühle für die Frau hatte, sie um jeden Preis zurück gewinnen wollte. Meistens sogar rannte er dieser Frau hinter her und flehte sie an, zu ihm zurückzukommen. Er wollte sie zurück, egal was kommen würde. Offensichtlich war das bei Alec anders. Seit ich ihm gesagt hatte, dass ich ihn nicht mehr sehen wollte, hatte er sich auch brav daran gehalten.

Was wunderte ich mich denn überhaupt darüber? Es war so oder so alles gespielt, was er gesagt und getan hatte. Aber dass er wirklich so falsch war, hätte ich nie im Leben von ihm erwartet. Ich tat mich noch immer schwer, ihn aus meinem Kopf zu bekommen. Er hatte sich regelrecht in meinem Hirn fest gebrannt.

„Und? Was hast du bei Nummer 3 rausgekriegt?“ fragte Sky mich nun zum mindestens fünften Mal. Jedes Mal, wenn sie versuchte, den Text im Buch zu lesen, wanderten meine Gedanken ganz automatisch zu Alec zurück. Als ob mein Kopf das mit Absicht tun würde.

Fiese, fiese Gedanken!

„Ich lese den Text noch.“ sagte ich also. Ich hatte keinen Kopf für Hausaufgaben. Ich hatte überhaupt keinen Kopf für irgendwas. Ich konnte mich einfach auf nichts konzentrieren! Jede Kleinigkeit fiel mir schwer, egal was es auch war.

„Was den, immer noch?“ entgegnete sie. „Wie lange brauchst du den? Sonst bist du ja auch immer schneller als ich fertig.“

„Ich bin eben nicht ganz bei der Sache.“ sagte ich und warf meine Sachen neben mich auf die Couch. „Darf doch auch mal vorkommen, oder etwa nicht?“

Sky warf mir einen viel sagenden Blick zu. Ihr war anzumerken, dass sie mich sofort durchschaut hatte. „ Ach Sunny, vergiss den Kerl doch endlich. Er ist es doch gar nicht wert. Wenn du ihm wirklich etwas bedeutet hättest, hätte er nicht so eine Scheiße getrieben.“ versuchte sie mich zu trösten. „Denk doch nicht mehr daran.“

Ich sagte erst nichts dazu. Was sollte ich ihrer Meinung nach tun? Einfach meinem Kopf herunterfahren und neu starten, wie bei einem Computer? Glaubte sie wirklich, dass das so einfach war? Er hängt eben in meinem Kopf fest! Er war nicht mehr wegzudenken. Irgendwo musste man wenigstens ein kleines bisschen Verständnis dafür haben, dass ich ein wenig neben mir stand. Klar, er war es sicher nicht wert, dass ich weiter über ihn nachdachte. Aber was sollte ich denn tun? Ich konnte die Tatsache nicht akzeptieren, dass ich mich in ihn verliebt hatte.

„.. zerbrichst dir den Kopf über ihn, ohne groß Sinn.“ hörte ich sie sagen. Ich hatte sie komplett ausgeblendet. „Jetzt denkst du noch an ihn, bis du merkst, dass es eigentlich reine Zeitverschwendung ist. Zeit die du jetzt vielleicht ganz dringend brauchst.“ versuchte sie es weiterhin.

Ich sah sie einfach an, ohne etwas darauf zu erwidern. War das ein schlechter Scherz? Sie stellte sich alles so einfach vor, dabei war es das ganz und gar nicht. Sie hatte keine Ahnung, wie sich ein gebrochenes Herz anfühlte. Sie war noch immer mit Eli zusammen. Er war vom ersten Tag an ihrer Seite. Sie waren schon so lange zusammen. Außer ihn, hatte sie niemanden, mit dem sie so eine starke Bindung eingegangen war, wie mit ihm.

Wie konnte sie da Beziehungstipps geben?

Sie begegnete meinem Blick, worauf hin sie ergebend schnaubte. Ich glaube, sie bemerkte, dass sie nicht zu mir durchdringen konnte. Also nahm sie nach einer langen Ruhepause wieder ihr Schulbuch zur Hand.

Ich selbst hatte die Nerven nicht mehr zu lernen. Ich hatte an sich keine Nerven für irgendwas. Also ließ ich meine Schulbücher liegen wo sie waren, erhob mich von meinem Platz und bewegte mich auf die Tür unseres Aufenthaltsraums zu.

Ich wollte nicht großartig diskutieren müssen. Ich wollte ich nichts erklären müssen. Ich wollte im Grunde genommen nur meine Ruhe und mich vor niemandem rechtfertigen müssen.

Also machte ich das halbwegs sinnvollste, was mir in diesem Moment in den Kopf kam. Mich zurückziehen um einen klaren Kopf zu bekommen.
 

Ich kam gerade an dem Spielplatz an, den ich vor einigen Tagen schon besucht hatte, als mir dieses kleine, blonde Mädchen ins Blickfeld geriet. Sie saß auf der Schaukel und wippe hin und her. Zudem war sie ganz alleine hier.

Zögernd bewegte ich mich auf sie zu und kam wenige Schritte vor ihr zum stehen. Sie sah sofort zu mir auf, als ich bei ihr angekommen war. Seltsamerweise zeigte sie keine Anzeichen von Traurigkeit oder Angst, als sie zu mir aufblickte.

„Hallo.“ versuchte ich es vorsichtig. Wo waren ihre Eltern um diese Uhrzeit? Warum war sie ganz alleine hier in dieser Gegend?

Sie machte keinerlei Anstallten, wegzulaufen oder sonst irgendwas. Sie saß ganz still da und sah mich dabei an, wie sie auf und ab wippte.

„Bist du ganz alleine hier?“ versuchte ich es erneut. Sie rührte sich keinen Zentimeter. „Wo sind den deine Eltern?“

Sie kicherte nur und hüpfte dann von der Schaukel. Ihre erste richtige Reaktion. Aber warum kicherte sie?

Im nächsten Moment rannte sie an mir vorbei in den Wald, der den Spielplatz abgrenzte.

„Hey, warte doch!“ rief ich ihr nach. Der Wald am Spielplatzrand sah nicht sehr einladend aus. Ihr hätte alles Mögliche passieren können! Also folgte ich ihr sofort.

Meine Alarmglocken hätten durchgehend klingeln müssen. Irgendwas war doch seltsam an diesem Kind. Aber was?

Ich folgte ihr, immer tiefer in den dunklen Wald hinein. Ihr kichern hallte durch die Bäume an mein Ohr. Was war an diesem Mädchen anders? Was stimmte den da nicht?

Der Wald um mich herum wurde dunkler, die Bäume wurden dichter und irgendwann konnte ich durch die Baumkronen nicht einmal mehr den Himmel sehen.

Geh zurück!, sagte eine Stimme in meinem Kopf. Hau ab, schnell!

Ich konnte das Mädchen doch nicht einfach alleine zurücklassen! Wenn ihr etwas passierte…

Lange Zeit später, als ich ihr schon so weit in den Wald hineingefolgt war, kamen wir an einer großen Mauer aus grauem Marmorstein an. Endlich war das Kind stehen geblieben!

„Wieso läufst du weg?“ keuchte ich schwer. „Ich möchte dir nur helfen.“

Langes Schweigen machte seine Runde, als sie im nächsten Moment wieder kicherte. Sie sah mich durch ihre hellen, blauen Augen an, sagte aber nichts.

Wo waren meine Alarmglocken, wenn man sie brauchte? Das ganze roch geradezu nach einem Trick. Warum war ich so versessen darauf, ihr zu helfen?

„Sag, wo sind deine Eltern?“ versuchte ich es weiter.

Wieder kicherte sie nur, als sie plötzlich sagte: „Ich habe keine Eltern.“ Im ersten Moment schien sie traurig zu sein, als sie jedoch plötzlich wieder zu kichern anfing, bekam ich es doch ein wenig mit der Angst zu tun. Was stimmte mit dem Kind nicht?

„Wo… sind deine Eltern?“ versuchte ich es erneut.

Sie hörte auf zu kichern, sah mich dabei lange an und antwortete nach einer langen Pause ernst: „Ich zeige es dir.“ sie klang nicht mehr wie ein kleines Kind mit ihrer hellen Stimme.

Ihr Ton nahm etwas erwachsenes, dunkles an. Als wäre sie in den letzten 5 Sekunden 20 Jahre älter geworden.

Sie hob die Hand hoch, mit der ausgestreckten Handfläche vor mich, als sich im nächsten Moment der Boden unter meinen Füßen auflöste. Ich stürzte in ein dunkles, tiefes Loch. Um mich herum wurde alles schwarz, über mir wurde das Loch immer kleiner und ich konnte erkennen, wie das Mädchen mir in die Tiefe hinterher sah. Ich wartete auf einen Aufprall. Auf feuchten Sand oder rauen Kies oder irgendetwas Vergleichbarem. Aber nichts der Gleichen passierte. Ich fiel tief unter die Erde, das Licht verengte sich immer mehr und mehr und um mich herum wurde es dunkler und dunkler. Mir wurde schwindlig und ein dumpfes Übelkeitsgefühl machte sich in meinem Magen breit. Zudem wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich das Tageslicht je wieder sehen würde…
 

Alec:
 

„Und du sagtest, sie zu fangen wäre schwierig.“ meinte Yume siegessicher. Sie gesellte sich neben mich und strahlte mich mit ihrem falschen Lächeln an.

„Wovon, zum Geier, sprichst du überhaupt?“ fragte ich uninteressiert und starrte dabei weiterhin aus dem Fenster. Schlimm genug, dass ich mich hier nicht herausbewegen konnte. Jetzt ging sie mir auch noch auf die Nerven.

„Wovon rede ich wohl? Streng mal dein Köpfchen an.“ erwiderte sie. Ich konnte gar nicht sagen, wie sehr sie mir auf die Nerven ging.

„Sag’s mir einfach, und hör auf mit deinen dummen Ratespielchen.“ erwiderte ich pampig.

„Ich rede von deiner kleinen Freundin, die jetzt gerade in einer unserer Zellen schmort. Rate mal, weshalb.“ grinste sie frech.

„Also, erst Mal ist sie mir völlig egal,“ log ich. „und zweitens, was verstehst du nicht daran, wenn ich sage, hör auf mit deinen Ratespielchen?“

„Das kaufe ich dir nicht ab, Alec. Du denkst wohl, ich kriege gar nichts mit, was? Ich weiß ganz genau, was zwischen dir und dem kleinen Glitzerpüppchen gelaufen ist.“ sagte sie mit gespieltem Getue.

Im nächsten Moment nah sie Sunshines Gestalt an. Ihr kurzes Haar wuchs in die Länge, Ihre Augenfarbe wechselte von Hellbraun zu Dunkelblau und anstelle ihrer blauen Jeans und dem bauchfreien, trägerlosen, roten Top, trug sie jetzt eine schwarze Jeans und eine weiße, halb durchsichtige Bluse.

„Du kannst ihr genauso wenig widerstehen, wie dem Blut, dass durch ihre Adern fließt.“ fügte sie im verführerischen Ton hinzu. Mein Gott, sie hatte sogar die gleiche Stimme angenommen, wie meine Sunshine!

„Ah ja, ist klar, Yume.“ antwortete ich gelangweilt.

Im nächsten Moment legte sie mir ihre Hand auf die Wange und drehte mein Gesicht sie ihr, dass ich ihr direkt in die Augen sehen konnte. Verdammt, sogar ihre Berührung fühlte sich gleich an! Mit dem kleinen Unterschied, dass ihre Hand eisigkalt war.

„Ich weiß ganz genau, was du fühlst, Alec. Ich fühle wie du. Nur, hast du deine Chancen bei mir vollkommen verspielt.“ sagte die fremde Sunshine vor mir.

Die gleiche herzerweichende Stimme…, ging es mir durch den Kopf.

„Bring mich dazu, meine Meinung zu ändern.“ flüsterte sie mir zu. „Küss mich!“

Ich wusste ja, dass es Yume war, die da vor mir stand, aber sie klang so überzeugend. Als ob die echte Sunshine vor mir stehen würde. Meine Sunshine…

„Ich sehen es dir an, Alec. Du willst es auch! Na komm, küss mich.“ hauchte sie an meine Lippen.

Ich war drauf und dran, auf ihr Angebot einzugehen, so sehr fehlte mir meine Sunshine. In den letzten 3 Tagen verging keine einzige Sekunde, in der Sunshine nicht in meinem Kopf war. Ich hatte mich in diese Frau so stark verliebt, dass ich sogar für sie getötet hätte, um sie allein nur wieder sehen zu können. Ich hätte wirklich alles für sie getan.

Ich kämpfte krampfhaft gegen den Drang an, über ihre Lippen herzufallen. Sunshine fehlte mir so sehr. Doch wollte Yume ja genau das erreichen. Dass ich schwach wurde und ihr somit Recht gab, mit dem was sie sagte.

„Die Nummer kauft dir doch kein Mensch ab, Yume.“ riss ich mich schließlich zusammen und überspielte somit mein Verlangen nach der Frau, die mich schlaflose Nächte kostete. „Hast du schon mal darüber nachgedacht, Schauspielunterricht zu nehmen?“

“Du stellst dich geschickter an, als gedacht, das muss man dir lassen. Nur, wirst du dich nicht lange so zurück halten können, wie jetzt.“ gab sie selbstsicher zurück und nahm dabei ihre normale Gestallt an. „Wenn du sie erst in ihrer Zelle leiden siehst, wirst du keine andere Wahl haben, als ihr zu helfen. Ich kenne dich gut genug, Alec. Und ich weiß, irgendwann wirst du schwach. Selbst bei Thamina war es so…“

„Es reicht jetzt.“ unterbrach ich sie erfolglos.

„… bis du sie schließlich getötet hast.“

„Ich sagte, es reicht!“ donnerte ich gereizt. Blitzartig packte ich sie am Hals und presste sie mit dem Rücken gegen die Wand. „Wage es nicht, Thaminas Namen in den Dreck zu ziehen! Halte sie da gefälligst raus.“

Yume ging lange nicht auf meine Drohung ein. Auf ihren Lippen zeichnete sich ein gehässiges Grinsen ab. „ Ich hatte also doch Recht. Nicht einmal Sunshine kann dir ein Ersatz für Thamina sein. Sie wird in wenigen Stunden dem Tod „Hallo“ sagen. Und du wirst das nicht verhindern können. Schließlich bist du nichts weiter als ein widerlicher, kaltherziger Verräter!“

„Es reicht, verdammt!“ brüllte ich. „Vielleicht wird sie mir, für das, was ich getan habe, nie mehr verzeihen. Ich mag vielleicht kalt sein, dafür aber weiß ich, was Liebe ist, im Gegensatz zu dir! Ein Monster, wie du kann so etwas auch nicht wissen, wenn man nie ein Herz besessen hat.“ verteidigte ich mich und griff somit ihren wundesten Punkt an.

Yume war ein Formwandler. Sie hatte eigentlich keine feste Gestalt, keine richtigen Gefühle und in diesem Fall auch kein Herz. Als Caleb sie hier aufnahm, war sie eigentlich fast dem Tode geweiht. Wir fanden sie in einer Seitenstraße und man hatte ihr das Herz aus der Brust gerissen. Caleb wiederum schenkte ihr fast ewiges Leben, in dem er sie ins Leben zurückgerufen hatte. Ein Gestaltwandler war sie schon, als ich sie kennen gelernt hatte.

„Wenn man nie ein Herz besessen hat, kann man auch nicht wissen, wie sich so etwas anfühlt. Bevor du also über andere Urteilst, solltest du besser vor deiner eigenen Haustür kehren.“

Ich sah ihr an, dass ich sie mit meinen Worten tief getroffen hatte. Also ließ ich ihren Hals los. Sie sackte zu Boden und rührte sich lange Zeit nicht. Ohne eine Reaktion ihrer Seite abzuwarten, bewegte ich mich aus dem kleinen Zimmer heraus.

Sunshine war hier im Schloss. Für mich war entschieden, dass ich alles daran setzen musste, ihr hier wieder heraus zu helfen. Mir war völlig egal, wer sich mir dabei in den Weg stellen würde. Ohne Sunshine würde ich hier nicht weggehen.
 

Sunshine:
 

Ich kam mit einem schmerzhaften Aufprall auf einem harten Steinboden auf. Um mich herum war nur Mauerwerk, welches von einem Gitter abgesperrt wurde. Ich hatte in meinem kleinen Gefängnis gerade mal so viel Platz, um die Arme ausstrecken zu können. Gemütlich war definitiv etwas anderes.

Ich griff nach den Gitterstäben, zog mich auf wackeligen Knien auf die Füße und sah mich ängstlich um. Wo war ich da nur rein geraten?

Ich erkannte nicht sehr viel. Von Fenstern hatte man hier wohl noch nie etwas gehört. Es war dunkel und staubig, zudem richte es hier sehr muffig. Mir wurde schnell bewusst, dass ich mich in etwas wie einem Verlies befand. Je länger ich mich hier aufhielt, desto mehr bereute ich es, das Schulgebäude verlassen zu haben. So viel zum Thema „Hilfe“. Da wollte man nur helfen und landete am Ende hinter Gittern.

Schauer kroch mir über den Rücken. Es war kalt in meiner Zelle, kalt und modrig, wie in einem alten Keller.

Neugierig drückte ich mich mit dem Gesicht gegen die Gitterstäbe und versuchte somit einen Blick durch die Flure werfen zu können. Kaltes, graues Mauerwerk erstreckte sich nach links und rechts aus. In gleichmäßigen Abständen waren kleine Lichter an den Wänden angebracht. Zudem erkannte ich, dass es keinerlei Möglichkeiten für mich gab, hier herauszukommen. Ich war hier ganz alleine und keiner wusste von meinem Verschwinden.

Langsam aber sicher stiegen Zweifel in mir auf. Würde ich hier jemals wieder herauskommen? Würde irgendwann jemand nach mir suchen? Hatte überhaupt schon wer bemerkt, dass ich weg war? War das vielleicht das Ende?

Müde lehnte ich mich an die muffige Steinwand und sank dabei zu Boden. Das Mauerwerk war an manchen Stellen mit Moos bedeckt und drückte sich somit an meinen Rücken.

Das war definitiv mein Ende!



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