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Das Spiel

von

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Das Abendessen lag ihm schwerer im Magen als er gedacht hatte. Nachdem Doris ihn gezwungen hatte, mehr als Nötig zu essen, da sie ihn viel zu dünn fand, hatte er nun das Gefühl als müsste er sich im Strahl übergeben. Mit höllischen Bauchschmerzen lag er in seinem Bett, starrte die dunkle Wand vor sich an, fast als flehte er sie an ihm zu helfen. Doch da konnte ihm niemand Helfen.... nicht bei Doris Hackbraten... Motivation sich mit dem Computer auseinander zu setzen, hatte er leider auch nicht gehabt. Er befürchtete das es ihm noch schlechter ging, würde er anfangen an dem Monitor herum zu spielen. Dieses kurze Aufleuchten des PC's, kurz bevor er hinunter gegangen war, war wohl doch nur ein Streich seines Gehirns gewesen... sogar das lachte ihn schon aus! Oh wie deutlich er doch dieses spöttische lachen hörte, zwischen seinen Ohren. Immer und immer wieder. Darunter mischten sich die Stimmen seiner Mitschüler.

Verlierer. Versager. Ohne Papi schaffst du eh nichts. Unfähig. Nutzlos. Gestört.

Das erste mal war er von der Schule geflogen, nachdem er einer Mitschülerin einen Bleistift ins Auge gerammt hatte und sie danach an Gehirnblutungen gestorben war. Niemand war da gewesen um ihm zuzuhören. Immer nur die Rufe der anderen, die um ihn herum sprangen, schrien, lachten... Ihn verspotteten. Seine Bauchschmerzen wurden schlimmer, als würde sein Körper ihn bestrafen wollen, für das was er getan hat. Obwohl es doch schon so lange her war.

"Versager, Versager, Versager~!", sangen die Geister und sprangen um ihn herum wie fröhliche Kindergarten Kinder, die einem kleinen Hund hinter den Mülltonnen den Gnadenstoß gaben. "Ruhe..", flüsterte er verzweifelt und legte die Hände auf die Ohren. "Seit still!", schreiend krümmte er sich zusammen. Verzweifelt, zerrüttet, gebrochen. Niemand hatte ihm zugehört. Niemand wollte seine Geschichte hören. Niemand.

"Erzähls mir.", raunte es aus einer Ecke des Zimmers. James war der Festen überzeugung, es wären wieder die Vorhänge, die im Wind wie Phantome vor seinem Bett standen und ihn mit seinen Fehlern konfrontierten. "James. Aufwachen James.", sprach die Stimme allerdings wieder. Langsam nahm er die Hände von den Ohren und öffnete die Augen wieder. Erschrocken erkannte er einen Umriss an der Wand, seinen... Umriss. Liegend, die Hände auf die Ohren pressend... Jedoch, woher kam das Licht, das diesen Schatten ermöglichte? "Komm zu mir James. Lass uns etwas spielen, um dich zu beruhigen.", flüsternd drang die angenehme Männerstimme in sein Ohr und er erhob sich langsam, der Wand zugewand. Während er sich umdrehte, fiel sein Blick sofort auf den Monitor, der das eh schon mondhelle Zimmer, noch etwas erleuchtete.

"Wie... Was... Wieso ist der Computer an, verdammt...?", murmelte er leise und hob die Beine aus dem Bett um auf den Monitor zu zugehen. Seufztend und müde setzte er sich auf den Schreibtischstuhl und fuhr sich über das Gesicht. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die helligkeit die von dem Bildschirm ausging, doch was er dort sah, lies ihn nachdenklich werden. Ein großer Button mit der Aufschrift 'Spiel Starten' war vor seiner Nase. "Was soll das?", murmelte er leise und drückte auf den On-Schalter am unteren Bildschirmrand und wartete bis der Monitor aus ging... Doch das lies auf sich warten. Er seufzte und drückte diese Taste immer und immer wieder, bis es ihm zu blöd wurde. Schnaufend griff er nach dem Stromkabel... nur um festzustellen, das es nicht angeschlossen war. Wie auf Knopfdruck wurde er bleich und sah den Monitor an, welcher seinerseits ein tiefes ruhiges Lachen preisgab. "Überrascht?", fragte die tiefe stimme, die trotz aller annehmlichkeiten, doch mechanisch klang "...Wer wäre... das nicht...?", stellte James mal die gegenfrage. Der Monitor schaltete die helligkeit etwas runter, das James nicht so geblendet wurde, "Du redest... im schlaf."-"Und du redest einfach so, dabei solltest DU das nicht können", murmelte James etwas angefressen und strich sich durch die Haare. Der Monitor schwieg, doch es schien ihn zu amüsieren. "Willst du mit mir spielen, James?", fragte er nach einer Weile des Schweigens. James rückte dann doch etwas näher an den Bildschirm heran "Was hast du denn für Spiele?", fragte er unverblümt. Spielen konnte doch nichts schlechtes sein, oder? Er brauchte sowieso etwas, was ihn von seinen Gedanken ablenkte. "Dieses Spiel, nennt sich Rache. Tod. Irrsinn. Oder auch ganz banal: Das Leben." sagte der Bildschirm und drückte den Start knopf von selbst.

Plötzlich erschien auf dem Monitor ein verlassenes Gebäude. Ein Haus. Verfallen war es. Vernagelte Türen. Geschlossene, verdreckte Fenster, von denen eins eingebrochen war. "Was... ist das?" fragte er leise und die Kamera brachte ihn in dieses Haus hinein, wovor sich James dann doch etwas fürchtete. Er machte sich auf dem Schreibtischstuhl klein und betrachtete was geschah. "Das hier... Das ist eine Entscheidung... die Leben verändern wird.", säuselte der Monitor ihm zu, während in dem Haus, zwei Personen erschienen. Zwei Männer, einer mit einem Messer, der andere mit einer Stange, oder einem Stuhlbein. Jedenfalls war es etwas was herumgelegen hatte, womöglich wollte er es benutzen um sich zu verteidigen. Die Gesichter der beiden waren nicht zu erkennen. "Wähle, James. Welcher der Beiden... würdest du gerne Spielen?" fragte er leise. Die Umgebung des Hauses war verdreckt. Es war wohl die Küche. Kaputte fliesen, ein zerstörter Tisch... modrig riechende Wasserstellen... machten den Eindruck eines verfallenen Hauses komplett. "Wie... wen... ich gerne spielen würde?", verwirrt sah er sich um und der Monitor lachte "Du warst immer der Verlierer... James. Such dir einen der Beiden heraus... Gewinne das erste mal in deinem Leben.", ermutigte er ihn. Sofort tippte James auf den Monitor, wählte den mit dem Messer aus, schluckte. "Gute Wahl... und jetzt... Tu... mit dem Jungen vor dir, was du möchtest.", raunte der Bildschirm. Verwirrt starrte James auf den Bildschirm und dachte nach "Aber... tu ich ihm dann nicht weh... wenn..."-"Das ist nur ein Spiel... James. Tu es.", unterbrach ihn die Stimme und schluckend, mit schweißnassen Händen, überlegte er was er tun könnte. Er stellte sich vor... wie es wäre, jemanden mit diesem Messer zu verletzen, ihm einfach den Hals aufzuschneiden und zu warten bis er ausblutete. "Ahhgh....!", ein schrei riss ihn aus seinen Gedanken. Der Bildschirm war Blutbesudelt und der Junge, dem sein Spielecharakter gegenüber gestanden hatte, lag mit aufgeschlitzter Kehle auf dem Boden. Sofort stieß sich James vom Schreibtisch ab und atmete erschrocken ein. "Wie... was ist passiert?!", fragte er angsterfüllt, doch die Stimme lachte ruhig. "Du hast gewonnen, James. Nur gewonnen.", ruhig säuselte er es vor sich hin, "Du kannst auch weitermachen. James. Das ist... Das Leben. Du kannst alles tun was du willst. Du kannst deinen Gefühlen freien Lauf lassen... du musst es dir nur vorstellen können, James. Stich zu James. James...", immer leiser und eindringlicher redete er auf ihn ein. James jedoch war geschockt, es hatte so echt ausgesehen... und nun, da er gemerkt hatte was er getan hatte, schoss ihm das Adrenalin durch den Körper. Ihm wurde schwindelig von seiner tat, auch wenn es nur ein simples Computerspiel war. "Stich zu James. James. James. James. James.", immer wieder wiederholte er den Namen des Jungen. Wollte das er es tat, wollte das er zustach, diesen Körper weiter zerriss und ihn zerfetzte wie ein wildes Tier.

James nahm sich gedanklich wieder das Messer, starrte auf den toten vor sich, dessen Gesicht er langsam erkannte. Das war doch... Robert von nebenan! "STICH ZU JAMES!", schrie der PC ihn an und James tat es. Immer wieder stach er zu, jedesmal wurde ihm schwarz vor Augen, auch wenn es nur ein Spiel war. Nur ein Spiel, ganz sicher nur ein Spiel. Bitte! Nur ein Spiel nur ein Spiel! Ihm kamen Tränen in die Augen und er stach wieder und wieder zu. Immer wieder, bis vor Blut und Fleisch nichtmehr erkenntlich war, wer da vor ihm lag. Er hatte sich in Raserei gestochen, das Blut rauschte ihm in den Ohren, schrie richtig, pfiff. James würgte, er konnte das nicht. Der Monitor fing an zu lachen und zoomte extra nochmal nah an die kalten toten Augen des Opfers. "Schau, James. Sie hatten immer Macht über dich, aber nun hast du Macht über SIE! Mach dir das zu nutze, James! JAMES!", sprach der Monitor. Doch James war mit der Hand vor dem Mund aus seinem Zimmer geflohen, in Richtung des Bades, wo er sich übergab. Sein Bauch dankte ihm, denn endlich war der ungeliebte Hackbraten weg... Mit einem wiederlichen Geschmack im Mund, ging er zum Waschbecken und wusch sich den Mund aus. Erleichtert erhob er sich und sah in den Spiegel. Fassungslos hob er die Hand und strich sich über die Blut bespritzte Wange. Wie Blutstropfen im Schnee, sah es aus. Aber... wie kamen... diese Blutstropfen durch den Bildschirm!? Es war... sicher alles nur ein Traum! Zittrig ging er zurück in sein Zimmer... welches so dunkel und verlassen war... wie er es sonst immer in Erinnerung gehabt hatte. Das kalte Bett, das ihn nie gewärmt hatte. Die kahlen Wände, an denen sich nichtmal eine Spinne festhalten könnte. Die Wehenden Vorhänge der mondhellen Nacht, die wie Gespenster seinen Namen flüsterten... Alles war wie vorher... war es doch nur ein Traum gewesen?

Langsam legte er sich ins Bett, drehte dem Monitor sowie dem erlebten den Rücken zu und starrte wieder an die Wand um weiter zu schlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-01-19T18:39:50+00:00 19.01.2012 19:39
Ich mag deinen Schreibstil nach wie vor und... interessante Story bis jetzt, irgendwie steh ich ja auf deine kranken Ideen~
Bin aufjedenfall mal gespannt wie es weiter geht :3


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