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26.3

Kapitel 26.3

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Das Letzte, was Blaine erwartet hatte, als er vom College und der Bank nach Hause kam, war Kurts Auto. Instinktiv war er aufgeregt, weil Kurt wirklich einmal vor Sonnenuntergang nach Hause gekommen war. Es dauerte nicht lange bis er sich daran erinnerte, warum er sich eigentlich nicht freuen sollte. Kurt und er befanden sich in einem Streit und das war definitiv nichts, worüber man sich freute. Um ehrlich zu sein hatte er erwartet, dass Kurt sehr viel länger als zwei Tage weg sein würde, nach dem, was Blaine gesagt hatte. Er fühlte sich, als ob der zweite Streit sehr viel schlimmer gewesen war, als der erste, also war er sich nicht sicher weshalb genau er zurückgekommen war.
 

„Nichts geht mehr.“, murmelte er, schaltete den Motor aus und ging ins Haus. Kurt saß mit Kreacher an seine Seite gekuschelt auf der Couch, aß Pasta und starrte hinunter auf sein Tablet. Er sah nicht einmal auf, weder als die Tür sich öffnete, noch als sie sich schloss. Blaine sah ihn für einige Sekunden an und versuchte zu entscheiden, ob es klug war zu reden oder nicht, bevor er sprach: „Hey, Kurt.“
 

Kurt sah auf und seine blauen Augen trafen Blaines Haselnussbraune. Blaine wartete nervös auf eine Antwort. Umso länger Kurt brauchte, um zu antworten, umso mehr bereitete Blaine sich mental darauf vor. Vielleicht wollte er keine Antwort, jetzt, wo er darüber nachdachte. Vielleicht hätte er an Kurt vorbei und ins Schlafzimmer gehen sollen, um dort den Rest seines Lebens alleine zu verbringen. Schließlich sprach Kurt mit sehr ruhiger Stimme. „Es sind Tortellini auf dem Herd, wenn du welche möchtest. Sie stehen noch nicht lange dort.“
 

„Ich bin nicht sehr hungrig.“, murmelte Blaine schockiert. Das war alles? Etwas über Essen? Kein ‚Es tut mir Leid, dass ich wieder gegangen bin‘? Kein neckendes ‚Ich vermisse dich‘? Alles was er bekam war ein ‚Es sind Tortellini auf dem Herd‘?
 

„Du bist gerade später als normal vom College nach Hause gekommen. Natürlich hast du.“ Kurt stand auf, ihn nicht länger ansehend. „Ich mache dir einen Teller. Ich möchte eh noch welche.“
 

„Ich möchte nichts essen.“, sagte Blaine und folgte ihm in die Küche. Warum war Kurt so entschlossen nicht darüber zu reden? Warum war Kurt so entschlossen zu tun, als ob nichts los war? „Ich bin nicht hungrig.“
 

Kurt holte einen zweiten Teller heraus und füllte beide ohne ein Wort, Blaine noch immer nicht ansehend, als er ihm einen Teller gab.
 

„Ich will nichts essen!“, schrie Blaine plötzlich, sich selbst überraschend. „Ich habe keinen Hunger!“
 

Kurt sah schließlich auf, ihm in die Augen sehend. „Du warst den ganzen Tag im College. Es ist unmöglich, dass du keinen Hunger hast. Es ist praktisch nichts mehr im Kühlschrank. Hast du überhaupt etwas gegessen?“
 

Blaine schleuderte den Teller auf die Theke und ging hinaus. Vielleicht fühlte er sich schlecht, weil er, wenn er etwas weiter gerutscht wäre, Kurt getroffen hätte, aber er konnte sich nicht entschuldigen. Als ob Kurt sich jetzt auf einmal so besorgt verhalten könnte. Wo war seine Sorge vor ein paar Wochen gewesen, als das alles begonnen hatte? Wo war seine Sorge vor einer Woche gewesen, als er alleine zu Hause lebte und sich schuldig fühlte, weil er Kurt enttäuscht hatte? Wo war sie gestern gewesen?
 

„Gut.“, rief Kurt ihm hinterher, frustriert klingend. „Warum bist du so ein Arsch? Ich wusste, dass ich nicht hätte nach Hause kommen sollen.“
 

„Ich habe dich nicht gebeten!“, rief Blaine direkt zurück, blieb stehen und drehte sein Gesicht zur Küche. „Ich habe dich niemals gebeten zurück zu kommen!“
 

„Nun, es tut mir Leid, dass ich die Dinge klären wollte! Anscheinend interessiert es dich nicht, ob wir uns wieder vertragen!“
 

Blaine ging zurück in die Küche. „Es interessiert mich nicht? Es interessiert mich nicht? Wer rennt denn immer davon? Wer verbringt, mehr Zeit mit diesem Ehebrecher, als mit seinem Freund?“
 

Kurt schmiss seine Hände in die Luft und stöhnte vor Frustration. „Oh mein Gott! Halt die Klappe, Blaine! Halt einfach die Klappe!“
 

„Sag mir nicht, dass ich die Klappe halten soll!“, schrie Blaine. Kurt dachte, dass er frustriert war? Blaine war frustriert. Seine Meinung schien nicht mehr zu zählen. Es war egal, dass er dachte, dass Kurt ihn betrug, es war egal, dass er nur wegen Kurts Zickerei wütend geworden war, es war egal, dass er nichts essen wollte und jetzt konnte er noch nicht einmal reden? Kurt war nicht frustriert. Blaine war es.
 

„Dann hör auf zu reden und ich höre auf es zu sagen!“
 

„Du bist unmöglich und das ist unmöglich!“
 

„Ich bin unmöglich?“, höhnte Kurt, sein Unterkiefer fiel. „Das ist unmöglich? Was ist das? Sind es wir? Sind wir unmöglich? Ist es das was du versuchst zu sagen?“
 

Blaine holte mehrmals tief Luft, wegsehend. Das Schreien musste aufhören, so dass sie aufhören würden zu streiten. „Nein. Nein, Kurt. Ich meinte es nicht so. Ich bin nur wütend!“
 

„Du bist nicht der einzige!“, schnappte Kurt. „Ich habe nur versucht dir Essen zu machen und du hast mich angegriffen!“
 

„Nein, nein, nein. Hör auf. Wir müssen… Wir müssen aufhören zu streiten. Wir müssen aufhören, das zu tun.“, sagte Blaine mehr zu sich selbst als zu Kurt.
 

„Dann hör auf mich zu verdächtigen, dass ich dich betrüge!“
 

Blaine sah ihn wieder an und gestikulierte mit seinen Händen. „Ich bin eifersüchtig! Ich bin eifersüchtig, okay? Alles was du tust, ist Zeit mit ihm zu verbringen! Warum kannst du keine Zeit mit mir verbringen?“
 

„Ich verbringe keine Zeit mit ihm! Ich mache Hausaufgaben im Studio!“
 

„Du lügst! Du lügst! Du musst lügen!“
 

„ICH LÜGE DICH NICHT AN, BLAINE!“
 

„Dann hör auf nach dem College dort zu bleiben! Hör auf ihn zu sehen!“ Blaine hasste es, dass er so verzweifelt klang, aber er konnte sich nicht helfen, er fühlte sich, als ob er Kurt an irgendeinen Typen verlor, den Kurt am College getroffen hatte.
 

„NEIN! Ich werde nicht aufhören jemanden zu sehen, weil du ihn nicht magst! Weil du eifersüchtig bist! Nein!“, schrie Kurt.
 

„Siehst du? Wenn du keine Affäre hättest, würdest du aufhören ihn zu sehen!“
 

„Wie bitte?“
 

„Du hast mich gehört! Wenn du keine Affäre hättest, würdest du aufhören ihn zu sehen!“, wiederholte Blaine.
 

„Möchtest du, dass ich einen verdammten Lügendetektortest mache oder was, Blaine? Ich. Hatte. Keinen. Sex. Mit. Irgendjemandem. Außer. Dir!“, zeigte Kurt auf. „Dir! Ich betrüge dich nicht! Ich habe mit Alec nie etwas anderes, außerhalb des Colleges getan, als unser Projekt – und das beinhaltet Sex! Und wenn wir schon dabei sind: Kurt Hummel fickt nicht!“
 

„Außer es ist mit dem Ehebrecher!“
 

„Oh mein Gott!“ Kurt schmiss seine Hände in die Luft und stürmte aus dem Zimmer. „Es ist als würde ich gegen eine Wand reden! Eine Wand!“
 

Blaine folgte ihm ins Wohnzimmer, es interessiert ihn nicht, dass es wahrscheinlich nur zu einem weiteren Streit führen würde. Wenn er klug gewesen wäre, hätte er Kurt wahrscheinlich ein paar Minuten gegeben und wäre ihm dann ruhig hinterher gegangen, um den Streit zu beenden. Blaine war im Moment nicht sehr klug. „Hör auf ihn zu sehen!“
 

„Nein!“ Kurt verschränkte seine Arme vor der Brust. Er schrie nicht länger, aber er sprach sehr ruhig und klar. „Du verhältst dich wie ein kleiner eifersüchtiger Junge, Blaine.“
 

„Ich möchte, dass du aufhörst ihn zu sehen!“
 

Kurt bewegte sich nach vorne, bis er direkt vor Blaine stand, noch immer ruhig sprechend. „Ich werde nicht aufhören ihn zu sehen, Blaine. Ich betrüge dich nicht. Ich habe dich nie betrogen. Ich werde dich nie betrügen. Ich habe nichts Falsches getan.“
 

„Warum hast du das dann gesagt? Dass ich dich eher betrügen würde, wegen meiner Vergangenheit?“, forderte Blaine.
 

„Weil ich wütend war! Weil du mich wütend gemacht hast!“
 

„Nun, wenn du meine Vergangenheit erwähnst, machst du mich wütend! Ich war fünfzehn! Nur weil ich viel Sex hatte, als ich jünger war, heißt das nicht, dass ich eine Hure bin!“, schrie Blaine und seine Brust verengte sich. „Ich bin keine Hure!“
 

„Ich habe nie gesagt, dass du eine Hure bist, Blaine!“
 

„Du hast mich gefragt, ob ich jemanden gefickt hätte, den ich auf der Straße getroffen habe!“
 

„Ich wollte etwas verdeutlichen! Die Wahrscheinlichkeit, dass du jemanden fickst, der dir auf der Straße begegnet, ist genauso groß wie die, dass ich Alec ficke!“ Kurt starrte ihn an, als ob ihm fünf Köpfe gewachsen wären. „Warum machst du so eine große Sache aus allem?“
 

„Du kannst es einfach nicht nicht erwähnen! Egal worüber wir streiten, du musst immer meine Vergangenheit erwähnen!“, schrie Blaine. „Hast du eine Ahnung, wie weh es tut, wenn du mir das ins Gesicht sagst, Kurt? Ich wünschte, ich hätte es nicht getan, okay? Die ersten Male war ich betrunken und danach – nein! Ich muss meine Handlungen, von vor fünf Jahren nicht rechtfertigen! Nein! Ich möchte, dass du aufhörst meine Vergangenheit zu erwähnen! Es interessiert mich nicht, ob du etwas verdeutlichen willst! Vielleicht sollte ich anfangen zu erwähnen, dass du deinen Vater und Carole verkuppelt hast, um Finn nahe zu sein! Oder die Tatsache, dass du mich und deinen Vater, als du krank warst, schrecklich behandelst hast!“
 

„Ich stand unter Medikamenteneinfluss!“
 

„Was ist jetzt deine Entschuldigung?“
 

„Hör auf!“ Kurts Stimme war fast unterdrückt und Blaine fühlte sich ein wenig schuldig, als sich Tränen in Kurts Augen bildeten.
 

„Es tut weh, oder nicht?“, wisperte er.
 

Kurt blinzelte immer wieder, sah von Blaine weg und weigerte sich, ihm zu antworten.
 

„Ich weiß, dass es weh tut. Das ist genau, wie ich mich jedes Mal fühle, wenn du meine Vergangenheit erwähnst. Du konntest deine Gefühle nicht kontrollieren, als du auf Medikamenten warst? Nun ich konnte nicht anders, als ich fünfzehn war! Ich w-war alleine und ich hab Fehler gemacht, aber halt sie mir nicht immer wieder vor!“
 

Kurt schniefte ein wenig und öffnete seinen Mund, als wollte er beginnen zu sprechen, aber schloss ihn schnell wieder.
 

„Und wenn wir schon bei deinem Dad sind, wusstest du, dass er hierher gekommen ist? Ja! Und mich beschuldigst hat, dass ich dich geschlagen hätte! Und mir gesagt hat, dass er dich dazu bringen würde, mich zu verlassen! Er ist zu unserem Haus gekommen und hat sich mit mir gestritten, Kurt!“
 

„Warte, was?“, fragte Kurt aufschauend. Er starrte Blaine leer an. Ganz klar hatte niemand Kurt erzählt, dass Burt vorbeigekommen war. Es war klar, dass er keine Ahnung hatte.
 

„Dein Dad ist hergekommen und hat mit mir einen Streit begonnen!“
 

„Warte, warte. Er hat gesagt, dass er mich dazu bringen würde mit dir Schluss zu machen?“, wiederholte Kurt sehr langsam, ihn schockiert ansehend.
 

„Dein Vater scheint zu denken, dass ich dich schlage.“ Blaine versuchte nicht enttäuscht auszusehen, als er das sagte und Kurt konnte nicht anders, als die Frechheit in seiner Stimme zu bemerken, als er sprach. Es amüsierte ihn immer, wenn Blaine ungewollt etwas Freches sagte. Leider konnte er nicht aufstehen und durch Blaines Haare streichen, wie er es normalerweise tun würde, weil sie stritten. Blaine würde es definitiv nicht wollen inmitten eines Streits niedlich genannt zu werden.
 

Kurt schob den Gedanken zur Seite und fuhr mit dem Streit fort, jetzt extrem verwirrt, als er Blaine Worte in Gedanken wiederholte. „Aber… Wann ist das passiert? Ich bin nicht bei Dad gewesen. Ich war bei Finn. Ich habe Dad nicht einmal gesagt, dass ich zurück in Lima war, Blaine.“
 

„Der erste Streit! Er ist gekommen als du bei ihnen warst! Ich habe noch nie so gefühlt, so – so.“
 

Kurts Augen weiteten sich und er höhnte. „Ich kann nicht glauben, dass Dad hierher gekommen ist.“
 

„Nun ich schon! Er mischt sich immer ein! Du musst nie mit irgendwas alleine klarkommen! Dein Daddy ist immer da, um deinen Tag zu retten! Irgendwann musst du aufhören, nach Hause zu deinem Daddy zu rennen! Wie sollen wir mit unseren Problemen klarkommen, wenn du andere Leute sich einmischen lässt?“
 

„Als ob du es Wes und David nicht erzählt hättest! Als ob Carole nicht hergekommen wäre, um dich zu sehen!“, schrie Kurt.
 

„Ich habe Wes und David nicht erzählt, was du gesagt hast! Darüber, dass du dir wünscht, dass du nach New York gegangen wärst! Aber du hattest keeeeiiin Problem damit deinen Eltern zu erzählen, dass ich dich einen Idioten genannt habe! Du bist herumgelaufen und hast das Opfer gespielt, Kurt! Du hast den ganzen Streit begonnen! Und dann als es zu viel wurde, bist du weggerannt. Zweimal!“
 

„Du tust so, als ob ich alles falsch gemacht hätte, aber du hättest einfach zu mir kommen und mit mir reden können! Nichts hiervon wäre passiert! Und ich spiele das Opfer? Was war es, als du gesagt hast, dass du wegen mir alles verloren hast?“, höhnte Kurt.
 

„Sie haben mich enterbt, Kurt! Wegen dir! Ich habe meine Familie verloren, meine finanzielle Stütze, mein Zuhause, wahrscheinlich mehr, als die Hälfte meines persönlichen Besitzes!“
 

„DU MUSSTEST NICHT BLEIBEN! DU HÄTTEST NICHT ZURÜCK KOMMEN MÜSSEN! DU HÄTTEST ZUM COLLEGE ZURÜCKGEHEN KÖNNEN!“, schrie Kurt und fühlte sich, als hätte ihn jemand ins Gesicht geschlagen. „Ich hasse es, dir das zu sagen, Blaine, aber es wäre eh passiert! Es wäre früher oder später passiert! Ich habe den Prozess vielleicht beschleunigt, aber wir beide wissen, dass sie es schlussendlich eh getan hätten! Also tu nicht so, als ob ich das Opfer spielen würde! Zumindest schiebe ich meine Familienprobleme nicht auf dich!“
 

„Es gibt nichts auf der Welt für das du mich beschuldigen kannst! Wenn du dich so verhältst, wünschte ich, dass ich zur UK zurückgegangen wäre! Du wünschst dir, dass du zur NYU gegangen wärest? Nun manchmal wünsche ich mir, dass ich einfach zur UK zurückgegangen wäre! Weißt du, wie einfach mein Leben dann wäre? Möchtest du wissen wie viel Stress nicht in meinem Leben sein würde, wenn ich mich nicht andauernd um dich kümmern müsste? Im Moment kann ich ernsthaft sagen, dass ich wünschte, dass du mich niemals gefragt hättest die UK zu verlassen.“
 

„Nun, es tut mir Leid, dass ich dich darum gebeten habe, Blaine! Ich habe mich schon dafür entschuldigt! Ich weiß nicht, was du sonst noch von mir willst außer einer Entschuldigung!“
 

„Ich möchte, dass du realisierst – wirklich realisierst – was ich dafür aufgegeben habe. Hierfür. Dafür hier zu stehen, mit dir zu streiten und einander gegenseitig anzuschreien. Wer sieht jetzt dumm aus? Ich oder meine Eltern?“
 

Kurt starrte Blaine wieder an und schluckte schwer.
 

„Ich brauche etwas Zeit für mich, Kurt. Bitte. Ich möchte jetzt nicht darüber reden. Lass mich einfach… lass mich einfach ein wenig alleine und wir werden später darüber reden, aber ich bin wirklich wütend und dann passiert nichts Gutes.“, sagte Blaine zitternd.
 

Kurt blinzelte einige Male und versuchte zu entscheiden was er sagen sollte, bevor er nickte. „Okay… Ich werde einfach… ins Schlafzimmer gehen.“
 

„Gut.“ Blaine drehte sich um und setzte sich auf die Couch. Er griff nach einer Vogue vom Kaffeetisch, bevor er sich zusammen rollte und sein Magazin öffnete, nicht in die Richtung seines Freundes sehend. Er sah nicht auf, bis Kurt wegging. Er seufzte sanft, als er beobachtete, wie Kurt den Raum verließ und fragte sich, wann die Dinge endlich wieder normal werden würden. Wenn er sich überhaupt daran erinnerte was normal war.
 

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„Jeff, hol meinen Dad ans Telefon.“, sagte Kurt bevor Jeff auch nur die Begrüßungsfloskel der Werkstatt seines Vaters beenden konnte. Er war direkt ins Schlafzimmer gegangen und hatte die Nummer gewählt, bevor er es auch nur ganz hinein geschafft hatte. Er hätte warten sollen, bis er sich beruhigt hatte, um seinen Vater anzurufen, aber er war bereits so verletzt, dass er nicht warten konnte.
 

„Woah, Sparky, beruhige dich.“, lachte Jeff. „Dein Papa ist hier.“
 

„Ist das Kurt?“, hörte Kurt seinen Vater fragen und dann ein Rascheln. „He, Kiddo. Was ist los? Ist alles in Ordnung?“
 

“Du bist zu meinem Haus gekommen und hast Blaine beschuldigt mich zu schlagen? Und hast gesagt, dass du mich dazu bringen würdest,, mit ihm Schluss zu machen? Hast du den Verstand verloren?“, schrie Kurt. Er war zu wütend um auch nur Hallo zu sagen.
 

„Kurt, das geht viel zu weit. Du kannst mich nicht einfach in der Werkstatt anrufen und so mit mir reden. Ich bin dein Vater und Kunden sind hier.“, sagte sein Vater mürrisch. „Ich mag es nicht, dass du mich anrufst und so mit mir redest.“
 

„Nun, ich mag es nicht, dass du Blaine verdächtigst, mich zu schlagen und zu sagen, dass du die Wahl hast, mit wem ich zusammen bin. Es ist meine Entscheidung mit wem ich zusammen bin, Dad! Nicht deine! Ich bin nicht mehr sechzehn!“
 

„Was sollte ich denken, als du weinend hereinkamst, dich geweigert hast darüber zu reden und vier Tage lang geweint hast?“, sprach Burt mit gedämpfter Stimme und Kurt wusste, dass er wahrscheinlich versuchte, nicht gehört zu werden obwohl es spät genug war, dass keine Kunden mehr da sein sollten.
 

„Du solltest denken, dass ich einen schlimmen Streit mit meinem Freund hatte, Dad! Blaine würde mich nie schlagen! Blaine würde keiner Fliege etwas antun!“
 

„Was hat dich dann so aufgebracht?“, forderte Burt.
 

„Das sollte dich nicht interessieren! Es ist meine Beziehung! Zwischen mir und Blaine! Aber da du ja sooo besorgt bist, gut! Du willst die ganze Geschichte wissen? Ich habe versucht ihn zum reden zu zwingen! Und er hat ruhig versucht mich zu stoppen, aber ich habe immer weiter gedrängt! Ich habe ihn einen Feigling genannt und er mich einen Idioten!“
 

„Du hast mir das erzählt, aber da ist mehr und ich denke, dass du es versteckt, weil er-.“
 

„Er hat mir erzählt, dass er sich wünschte, dass ich zur NYU gegangen wäre! Und ich habe gesagt, dass ich es mir auch wünschte! Okay? Blaine hat mich nicht angefasst! Blaine würde mich nie anfassen! Das ist es, was ich dir nicht sagen wollte, Dad! Das! Er hat mich nicht geschlagen! Wir haben nur gestritten! Wir haben einige ziemlich schreckliche Dinge gesagt, die wir wahrscheinlich nicht einmal so meinten! Und ich war aufgebracht, dass es so ernst wurde und meine Gefühle waren verletzt wegen dem NYU-Kommentar! Aber ich war genauso schlimm wie er! Wahrscheinlich war ich schlimmer! Nein. Ich war schlimmer!“, rief Kurt. Er hätte geschrien, wenn ihn dann Blaine nicht hören würde.
 

„Das hat ihm nicht das Recht gegeben, so mit dir zu reden! Es interessiert mich, nicht wie wütend du ihn gemacht hast! Das ist respektlos!“, argumentierte Burt. „Ich soll dich beschützen und sicherstellen, dass du dich um dich kümmerst!“
 

„Du kannst mich nicht mehr beschützen! Ich bin neunzehn, Dad! Ich lebe nicht mehr bei dir! Du hast kein Recht dich in meine Streits mit meinem Freund einzumischen! Kein Wunder, dass Blaine nicht zum Abendessen kommen wollte! Und du hast einfach hier gesessen, als ob du keine Ahnung hättest wieso!“
 

„Ich bin dein Vater. Ich habe jedes Recht mich einzumischen.“ Die Stimme seines Vaters stieg.
 

„Nein! Nein, hast du nicht! Du hattest kein Recht dich einzumischen und du hattest kein Recht herzukommen und zu versuchen Blaine einzuschüchtern! Du hast mich nicht beschützt, als du das getan hast! Du hast eine Grenze überschritten! Ich brauche dich nicht, um meine Kämpfe für mich auszutragen! Es war mein Streit! Meiner und Blaines! Ich hätte nicht zu dir nach Hause kommen sollen! Wenn du mir helfen wolltest, hättest du mir sagen sollen, das sich zurück nach Hause gehen soll! Ich bin neunzehn! Ich kann nicht mehr zu dir nach Hause rennen! Du hättest mich dazu bringen sollen zu gehen!“
 

„Ich werde dich nicht dazu zwingen zu jemandem nach Hause zu fahren, der dich schlecht behandelt!“, sagte Burt, jetzt fast schreiend.
 

„Blaine behandelst mich nicht schlecht! Wir hatten einen Streit! Wir hatten einen Streit und du musst mir versprechen, dass du dich nie wieder einmischst!“, sagte Kurt, seine eigene Stimme hob sich ebenfalls. „Versprich es mir!“
 

„Ich werde dir das nicht versprechen. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich mich einmischen muss, werde ich das tun!“
 

„Nein! Nein! Ich bin neunzehn! Versprich mir, dass du dich aus meiner Beziehung raushältst – meiner Beziehung!“ Kurt holte tief Luft und versuchte sich zu beruhigen. „Also versprich es mir. Versprich mir, dass du dich aus meinen und Blaines Angelegenheiten heraushältst.“
 

Sein Vater war für einige lange Sekunden still bevor er sprach. „Gut. Ich denke noch immer, dass ich jedes Recht hatte, dorthin zu fahren und meine Meinung zu sagen, aber gut. Ich werde mich nicht mehr einmischen.“
 

„Du hattest kein Recht solche Dinge zu Blaine zu sagen. Sie waren total unfair ihm gegenüber. Es interessiert mich nicht, dass wir streiten, du kannst nicht so mit meinem Freund reden.“
 

„Du hättest hören sollen, was er zu mir gesagt hat!“, schrie Burt.
 

„Du hast wahrscheinlich verdient, was auch immer er gesagt hat, Dad! Du bist in unser Haus gekommen und hast ihm vorgeworfen mich zu schlagen und ihm erzählt, dass du mich dazu bringen würdest, mich von ihm zu trennen! Ich denke, dass jeder bei rechtem Verstand ziemlich wütend geworden wäre!“, schoss Kurt zurück.
 

„Also denkst du, dass es okay für ihn ist so mit Leuten zu reden?“
 

„Ich weiß nicht, was er gesagt hat, aber ja! Ich bin mir sicher, dass jedes einzelne Wort, das er sagte komplett gerechtfertigt war! Weil ich Blaine kenne und er nicht widerspricht, außer man verdient es! Was hast du erwartet, das passiert, wenn du zu unserem Haus fährst? Hast du erwartet, dass er einfach meine Sachen für mich packt, so dass du sie mitnehmen kannst? Oder hast du erwartet, dass er einfach so da steht und alles über sich ergehen lässt? Nur weil du mein Dad bist?“
 

Sein Vater seufzte. „Kind, es geht nicht darum, was er zu mir gesagt hat. Wenn er so mit mir umgeht, kann ich mir nur vorstellen wie er bei dir ist!“
 

„Ich komme alleine damit klar! Ich brauche es nicht, dass du dich in meine Streits einmischst, okay? Es besteht für dich keine Möglichkeit im Recht zu sein. Du liegst so falsch, dass die richtige Seite nicht mal sichtbar ist. Nicht nur das, aber du hast es zehn Mal schlimmer gemacht, als es werden musste und jetzt muss ich herausfinden, wie ich das wieder richte!“
 

„Ihr zwei streitet immer noch?“, fragte Burt. „Du hast gesagt, dass alles besser ist.“
 

„Weil es dich nichts angeht, ob wir streiten, Dad! Ich möchte nur sicher gehen, dass wir hier beide auf demselben Standpunkt sind. Du musst dich nicht in meine und Blaines Probleme einmischen. Und, nur damit das klar ist, es ist meine Entscheidung, mit wem ich zusammen bin und mit wem nicht. Erzähl Blaine nicht, dass du mich dazu bringen kannst, dass ich mich von ihm trenne, weil dass niemals passieren wird. Und wenn wir uns jemals trennen – was wir nie werden – wäre es meine Entscheidung. Es wäre meine. Okay?“
 

Burt antwortete nicht.
 

„Okay?“, wiederholte Kurt ein wenig lauter.
 

„Okay, Kurt, gut. Du hast Recht.“, sagte Burt mürrisch. „Kommst du am Freitag zum Abendessen?“
 

„Ich hab noch nicht entschieden. Aber wenn, ist es meine Entscheidung.“, schnaubte Kurt.
 

Burt seufzte tief. „Gut, Kind.“
 

„Ich muss aufhören. Bye, Dad.“, sagte Kurt und wartete kaum auf eine Antwort, bevor er auflegte.
 

Er seufzte und setzte sich, sein Gesicht reibend, auf sein Bett. Jetzt da er die Wut überwunden hatte, begann er sehr enttäuscht zu sein. Er war nach Hause gekommen, um alles richtig zu stellen und es hatte zu einem weiteren Streit geführt.
 

Bei manchen Dingen, dachte Kurt, hatte Blaine Recht. Es war nicht fair, dass Kurt Blaines Vergangenheit erwähnt hatte. Kurt wusste auch, dass es von Blaine nicht fair war, ihn darum zu bitten, nicht mehr mit Alec befreundet zu sein. Und er weigerte sich nachzugeben. Blaine musste einfach über seine Eifersucht hinweg kommen.
 

Gleichzeitig aber dachte er, ob es das Drama wert war? Vielleicht hatte Mercedes Recht und er sollte aufhören – .
 

Nein.
 

Es machte keinen Sinn die Freundschaft mit Alec zu beenden, weil Blaine eifersüchtig war. Gar keinen Sinn. Kurt konnte Freunde haben. Wie stellte Blaine sich vor, dass er zu einem College für Modedesign gehen würde, ohne sich mit ein oder zwei schwulen Studenten anzufreunden? Nur, weil sie Freunde waren, hieß das nicht, dass er sich in ihn verlieben würde. Blaine hatte keine Ahnung wie Alec war. Er hatte keine Ahnung, dass Alec ganz klar Hals über Kopf in seinen Medizinstudentenfreund verliebt war. Kurt würde niemals betrügen. Niemals.
 

Er hob sein Telefon hoch und wählte die Nummer seiner Tante, egal welche Uhrzeit es war. Er zog seine Knie zu seiner Brust, legte sein Kinn darauf und wartete darauf, dass sie abhob.
 

„Hey, Kurtsie.“, sagte seine Tante vier Klingeln später, gähnend. „Was ist los?“
 

„Hast du geschlafen?“, fragte Kurt.
 

„Mmmmmhmm.“, sagte seine Tante verschlafen. „Was ist los, Schatz?“
 

„Es ist nichts. Es tut mir Leid. Du kannst weiter schlafen.“
 

„Nein, Süßer. Es war eh zu früh für mich um ins Bett zu gehen. Alles okay?“
 

Kurt zögerte, sich auf die Lippe beißend. „Blaine und ich hatten Streit… nun… einen ziemlich großen.“
 

„Aw, Baby. Was ist passiert?“
 

„Viel.“, seufzte Kurt. „Und Dad hat sich eingemischt.“
 

„Nun Mist. Was ist passiert, dass es so groß wurde?“, fragte Taylor, jetzt wacher klingend.
 

„Du erinnerst dich wie Blaine nicht mit mir gesprochen hat und schnaubte und alles, richtig? Nun es wurde immer schlimmer und ich habe versucht, ihn dazu zu zwingen mit mir zu reden und wir beide haben einfach… wir beide haben wirklich schreckliche Dinge zueinander gesagt und ich bin nach Hause gegangen. Dad dachte, dass… es handgreiflich geworden ist, aus irgendeinem Grund und er ist gekommen und hat Blaine konfrontiert. Blaine sagt, dass mein Dad schrecklich war, mein Dad sagt, dass Blaine ihn angegriffen hat… aber ich wusste bis jetzt nichts davon.“
 

„Mist. Ich kann nicht glauben, dass Burt und Blaine aneinander geraten sind. Burt mag Blaine so sehr. Wann ist das passiert?“
 

„Vor einer Woche vielleicht. Aber das ist nicht alles.“
 

„Es gibt noch was?“, schnappte Taylor nach Luft.
 

„Unglücklicherweise. Wir hatten dieses Gespräch nach dem ersten Streit – bevor ich von Dad und Blaines Streit wusste – und ich habe gesagt, dass ich versuchen würde, mehr zu Hause zu bleiben und meine Hausaufgaben hier zu machen.“
 

„Nun, dass ist ein guter Kompromiss.“
 

„Nur, dass ich es nicht getan habe. Ich konnte einfach nicht. Sie lenken mich so ab und ich kriege zu Hause nichts geschafft.“
 

„Aber du hast ihm gesagt, dass du es tust.“, sagte Taylor sehr ruhig. „Du hast dein Wort gebrochen.“
 

„Ich weiß. Und wir haben deswegen gestritten un-und er hat mich beschuldigt ihn zu betrügen. Und ich habe versucht, ihm zu sagen, dass ich das nicht tue und er hat mir n-nicht geglaubt.“, sagte Kurt und seine Brust verengte sich. Er wollte sich nicht wieder aufregen. „Und er war so wütend und er ist immer noch so wütend. Er hasst mich im Moment. U-Und beide Male wurde die NYU erwähnt und e-er hat gesagt, dass er wünschte, dass ich dorthin gegangen wäre und dass es besser wäre, weil ich mich nicht um mich kümmere. U-Und er hat immer wieder gesagt, dass ich ihn betrüge, Taylor, und ich wurde so wütend, dass ich wieder gegangen bin. Ich bin nicht nach Hause gegangen. Ich bin zu Finn gegangen.“
 

„Caroles Sohn, richtig? Der an der OSU?“, fragte Taylor seufzend.
 

„Ja und ich bin einfach so – ich hab versucht, es besser zu machen, Taylor. Und jetzt streiten w-wir wegen allem. Er sagt, dass ich ihn nicht schätze und dass ich ihm Dinge ins Gesicht werfe und dass ich ihn betrüge. Und er sagt, dass es meine Schuld ist, dass seine Familie keinen Kontakt mehr will!“
 

Taylor unterbrach ihn, bevor er fortfahren konnte. „Annie hat Paige und mir alles über das erste Thanksgiving erzählt… Burt hat ihr, sobald es passiert ist, davon erzählt, denke ich. Haben sie nicht versucht, sich daran zu gewöhnen? Ich hatte gehofft, dass sie wie Annie und Andrew wären und sich daran gewöhnen würden.“
 

„Nein. Dazu wird es nie kommen, Taylor. Aber dennoch sollte er mich nicht beschuldigen, dass ich die Beziehung zu seiner Familie ruiniert habe. Es ist nicht meine Schuld.“, sagte Kurt elendig.
 

„Jetzt da – nein. Ich werde bis zum Ende warten. Weiter.“, seufzet Taylor wieder.
 

„Ich weiß, dass ich nicht hätte gehen sollen und ich weiß, dass er wütend sein sollte, dass Dad hierher kam und einen Streit begonnen hat, aber er sollte nicht wütend sein, dass ich nach dem College bleibe, um Arbeit zu erledigen und er sollte mich nicht beschuldigen, dass ich mich nicht um mich kümmere und ihn betrüge! Er sollte mir vertrauen! Ich sollte ihm nicht sagen müssen, dass ich ihn nicht betrüge! Warum lebt er mit mir zusammen, wenn er mir nicht vertraut?“
 

„Kurt… Ich kann dir sagen, was du hören möchtest oder was du hören musst. Welches würdest du vorziehen?“
 

„Was meinst du damit, was ich hören muss?“, fragte Kurt.
 

„Baby… okay. Du musst deinen Kopf klar machen und mir zuhören, weil ich versuche dir zu helfen. Werd nicht wütend, weine nicht und sei nicht wütend auf mich. Okay?“
 

Kurt gab ein tiefes Seufzen von sich und nickte. „Okay?“
 

„Erinnerst du dich daran, dass ich dir gesagt habe, dass du mit ihm über die ganze Sache mit dem anderen Jungen reden sollst? Und wie du mir gesagt hast, dass du es nicht müssen solltest? Du siehst es so, als ob er dir nicht vertraut. Aber du wusstest, dass es ihn störte und du hast nicht einmal versucht ihn aufzuhalten. Du meintest, dass du ‚Nichts Falsches getan hast und er einfach nur ein Idiot ist‘. Auch, wenn du nichts Falsches gemacht hast, wie meinst du siehst es für ihn aus? Es sieht aus, als ob du dich nicht genug für ihn interessierst, um seine Angst zu mindern. Er ist enttäuscht und versucht dich zu erreichen.“
 

„Er wollte noch nicht einmal darüber reden!“
 

„Süßer, wann immer er kurz angebunden war, hat er es erwähnt. Es wollte bloß, dass du ihm versicherst, dass er derjenige ist, den du willst. Du hast ihn abgewiesen. Du hättest… ihn umarmen sollen und ihn geradeheraus sagen, dass nichts los war. Du hättest ihn einladen sollen samstags mitzukommen, so dass er sehen konnte, dass du nur arbeitest und nichts vor sich geht. Du hättest ein wenig kürzer treten sollen, als du bemerkt hast, dass es ihn stört.“
 

„Aber warum sollte ich? Ich habe nichts Falsches getan und er hätte es wissen müssen.“
 

„Leute sind unsicher, Kurt. Selbst Leute wie Blaine, die dir perfekt erscheinen. Du hättest etwas sagen sollen, damit er sich besser fühlt. Du hättest ihn beruhigen sollen. Es ist Wochen her, dass wir darüber geredet haben und er war schon davor aufgebracht. Kannst du dir vorstellen so zu leben? Und alles, was du tun musstest, war, mit im zu reden.“
 

„Warum konnte er nicht zu mir kommen?“
 

„Er hätte es gekonnt, ja. Aber es hätte auf beide Weisen funktionieren können, Kurt. Du hättest es genauso einfach ansprechen können. Eigentlich wäre es wahrscheinlich sogar einfacher für dich gewesen zu ihm zu gehen und es zu sagen. Er hat sich wahrscheinlich schuldig gefühlt, weil er es nur gedacht hat. Aber dann bist du nicht zu ihm gegangen und hast etwas gesagt. Also hat er auf eine weniger-als-perfekte Weise versucht, dich zu erreichen und du hast nichts gesagt. Du hast es ihn weiter denken lassen. Wie also sah es für ihn aus? Entweder betrügst du und es interessiert dich nicht, dass er enttäuscht ist oder du betrügst nicht und es interessiert dich trotz alledem nicht, dass er enttäuscht ist – Was wenn du es wärst?“
 

Kurt presste seine Lippen zusammen.
 

„So, wie ich das sehe, hättest du ihn nicht dazu zwingen sollen zu reden. Du warst wütend, dass er dich des Betrügens beschuldig hat. Verständlich. Du hättest alles andere, was ich gerade gesagt habe, tun können um es zu klären, bevor es zu dem Punkt gekommen ist. Stattdessen hast du ihn dazu gezwungen, über etwas zu reden, was ihm nicht recht war. Du hast es überhaupt nicht richtig angefasst.“
 

„Ich habe es versucht. Ich war nur so wütend.“, sagte Kurt verzweifelt.
 

„Das ist egal. Wie du jemanden in so einer Situation ansprichst, ist alles. So, wie du ihn angesprochen hast, war es nicht offen. Du hast gesagt, dass du versucht hast, ihn zum Reden zu zwingen. Schatz, es ist nichts offen daran, jemanden dazu zu zwingen etwas zu tun. Du hast den Streit begonnen.“
 

„Ich wollte nicht streiten!“, protestierte Kurt. „Ich wollte es besser machen.“
 

„Nein. Du hattest nicht die Absicht, es besser zu machen, wenn du sagst, dass du ihn gezwungen hast zu reden. Also hast du ihn gezwungen. Und deshalb hat er dir genauso geantwortet. Warum sollte er sich dir danach öffnen? Natürlich wurden böse Dinge gesagt, Kurt. Es ist egal mit wem du redest. Wenn du so beginnst, werden sie direkt ebenfalls gemein sein.“
 

Kurt stöhnte. Er wollte, dass Taylor ihn aufbaute, aber sie ließ ihn sich noch schlechter fühlen.
 

„Du hättest nach dem Streit niemals nach Lima gehen sollen. Du hättest spazieren gehen sollen. Du hättest Kreacher in der Nachbarschaft ausführen sollen. Herumfahren. Shoppen gehen. Irgendwas. Aber du hättest an diesem Abend zurück zu Blaine gehen sollen. Du bist vor einem Problem davon gerannt. Du bist vor Blaine davon gerannt. Wenn du vor einem Streit davon rennst, was passiert dann, wenn wirklich etwas passiert? Was passiert, wenn ihr zwei zusammen lebt und Blaine seinen Job verliert und die Dinge hart werden? Was passiert, wenn etwas Ernstes – etwas Erwachsenes – passiert? Wirst du weinen und zu deinem Daddy rennen? Wirst du deinen Vater sich einmischen lassen? Schatz, ich liebe deinen Vater. Aber du weißt genauso gut wie ich, dass er sehr hitzköpfig ist, wenn es um dich geht. Erstens hättest du nicht zu ihm gehen sollen. Zweitens hättest du ihm nicht erzählen sollen, was mit Blaine passiert ist. Und drittens musst du aufhören es Zuhause zu nennen. Schatz, es ist nicht mehr dein Zuhause. Es ist dein altes Zuhause. Dein Zuhause ist bei Blaine in Cincinnati. Und bis du das in deinen Kopf bekommst, wirst du niemals aufhören zurück zu Daddy zu gehen.“
 

Kurt starrte hinunter auf die Bettdecke. Er hatte nicht einmal realisiert, dass er es noch immer Zuhause nannte. Jetzt wo er darüber nachdachte, war es allerdings sehr offensichtlich. Er nannte es sogar ‚Zuhause‘, wenn er über das Freitagabendessen mit Blaine sprach. Alles was Taylor sagte, machte Sinn. „Ich… du hast Recht. Ich weiß, dass ich nicht hätte nach Hause gehen sollen. Ich schätze, ich hab einfach… wollte einfach mit jemanden darüber reden, dass ich… Nein, ich meine ich wusste, dass ich nicht nach Lima hätte gehen sollen. Ich hätte zu Hause bleiben sollen. Ich wollte, dass mir jemand sagt, dass ich nach Hause gehen soll.“
 

„Was war das, dass Blaine gesagt hat, dass du ihm Dinge ins Gesicht wirfst? Was wirfst du ihm ins Gesicht?“, fragte Taylor.
 

„Ich… ich kann nicht wirklich… darüber reden.“ Kurt biss ich auf die Lippe.
 

„Nun was immer es ist, du musst damit aufhören. Du sagst, dass er dir vertrauen sollte, aber jemand etwas ins Gesicht zu werfen, bringt einen nicht dazu jemandem zu vertrauen. Wenn man bedenkt, dass er das Gefühl hatte, dass er wegen dieser Partnersache nicht zu dir kommen könnte, hat er klar Probleme sich dir zu öffnen. Oder nicht?“
 

„Das hat er…“, gab Kurt leise zu, sich jede Minute schlimmer fühlend.
 

„Nun, was immer du ihm ins Gesicht wirfst… es hat ihn wahrscheinlich einige Überwindung gekostet, es dir zu erzählen. Besonders, wenn es etwas ist, worüber du nicht mit anderen reden kannst. Und ich bin mir sicher, dass er dir vertraut hat, als er es dir erzählt hat. Aber du wirfst es ihm dauernd ins Gesicht. Warum sollte er dir vertrauen, dass er mit etwas anderem zu dir kommen kann? Warum sollte er mit etwas anderem zu dir kommen, was du gegen ihn verwenden kannst?“
 

„Ich verwende es nicht gegen ihn! Ich bin einfach – .“
 

„Kurt, beruhige dich.“, seufzte Taylor. „Schau, ich bin hier um dir zu sagen, wie es ist, weil du sonst nie erwachsen wirst. Wenn du möchtest, dass er in der Lage ist dir zu vertrauen, musst du ihm zeigen, dass er dir vertrauen kann. Jeden einzelnen Tag, selbst wenn ihr streitet. Er kann nicht da sein, voller Angst, dass du etwas gegen ihn verwenden wirst oder Angst haben zu streiten, weil du es ihm ins Gesicht schleudern wirst. Weil das die Kommunikation ausschaltet. Kommunikation ist die Quintessenz einer jeden Beziehung und besonders einer Romantischen. Du musst dich selbst öffnen und er wird auch offen sein. Es wird nicht passieren, wenn ihr zwei so schmutzig kämpft.“
 

„Ich wollte nicht schmutzig kämpfen, Taylor! Das wollte ich nicht tun.“
 

„Ich weiß nichts darüber, Schatz. Nur du und Blaine wissen das. Aber ich weiß, dass Dinge in die Gesichter anderer zu schleudern nicht gut ist und das weißt du auch. Er kann dir nicht vertrauen, sich dir gegenüber nicht öffnen, wenn du das tust. Und als letztes bin ich sehr froh, dass ihr nach dem ersten Streit einen Kompromiss gemacht habt. Aber du hast ihn nicht eingehalten. Du hast gesagt, dass mehr zu Hause bist und du warst es nicht. Du hast gelogen. Wenn du zu Hause mehr arbeiten musst, musst du mit Blaine darüber reden. Du musst sagen ‚Blaine, ich brauche anderthalb Stunden ohne Störung alleine in der Küche‘. Oder ‚Es tut mir Leid. Ich möchte wirklich reden, aber das hier muss fertig werden. Lass mich das fertig machen und ich verspreche dir, dass wir bald darüber reden‘. Du kannst nicht sagen, dass du mehr zu Hause bist und dann nicht nach Hause kommen. Es ist respektlos, Schatz. Ich weiß, dass du das nicht hören willst. Es tut mir Leid, dass du es hören musst. Aber du wirst erwachsen. Du bist neunzehn. Du bist ein Erwachsener und du lebst alleine mit einem tollen Typen. Du und Blaine müsst einen Weg finden, wie das funktioniert. Ihr müsst einen Weg finden, dass dein Stundenplan funktioniert. Du musst Zeit für ihn einplanen, so dass er sich nicht vernachlässigt fühlt. Genauso wie du Zeit für die Arbeit fürs College einplanen musst. Mach einen Plan, Kurt! Mach einen und halte dich daran. Ich weiß, dass es wie etwas erscheinen könnte, dass eine alte Person tut oder es erscheint lahm, aber es ist das, was dir helfen wird alles zu klären, was du tun musst.“
 

Kurt versteckte sein Gesicht in seinen Händen, er versuchte, nicht zu weinen. „Ich möchte keine s-schreckliche Person sein.“
 

„Beziehungen erfordern viel Arbeit.“, sagte Taylor sanft. „Und du bist in einem Alter wo es normal ist, sich auf sich selbst zu konzentrieren. In den letzten zwei Jahren ist dir viel passiert, Kurt. Du hast viele Veränderungen erlebt und dazu bist du in einer festen Beziehung. Das ist etwas, was viele Menschen in deinem Alter nicht haben. Also musst du sehr viel härter arbeiten. Du musst härter daran arbeiten dich um dich zu kümmern, dich selbst zu finden. Aber Blaine macht dasselbe durch. Blaine sollte an einem Punkt seines Lebens sein, wo er sich selbst findet und sich um sich selbst kümmert. Aber ich denke, dass er sich seit einiger Zeit um dich kümmert. Du hast ihn kennen gelernt, als du gemobbt wurdest und er war deine Stütze. Du wurdest angegriffen und er hat alles fallen gelassen, um zu dir zu kommen. Er war deine Stütze. Er war während der Verhandlung für dich da, während des Colleges. Er hat dich unterstützt und ich – ich hoffe einfach wirklich, dass du ihn auch unterstützt, Kurt. Ich hoffe wirklich, dass du für ihn da bist, weil er seine Familie verloren hat. Du hast Recht, dass es eh passiert wäre. Aber es ist nicht einfach so passiert. Es – es ist passiert aufgrund seiner Hingabe zu dir. Es ist einfach auf… jemanden zurück zu fallen. Besonders, wenn sie mit vollem Herzen für dich da sind. Aber du musst sicherstellen, dass es erwidert wird. Ansonsten… ansonsten wird Blaine sich benutzt fühlen. Vielleicht nicht heute oder morgen… aber irgendwann wird er es. Und es wird sehr schwer sein das zu reparieren, Schatz. Und Blaine ist zu gut, um ihn gehen zu lassen.“
 

„Ich… ich muss auflegen.“, sagte Kurt leise. „Bye, Taylor.“
 

„Ich liebe dich, Baby.“
 

„Ich liebe dich auch.“ Kurt legte auf, holte tief Luft und rollte sich zu einem Ball zusammen, er fühlte sich, als ob er der schlimmste Mensch überhaupt wäre. Die Realität war scheiße.
 

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