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True friendship

Wahre Freundschaft ist ...
von

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Stones

Sie war es ja so Leid! So leid, dass die Aufmerksamkeit immer auf ihr lag, auf der Perfektion. Die kupfernen Haare, in den wilden Locken, wirkten verlockend und unwiderstehlich. Die dunklen, tiefen Augen, waren das Gefängnis jedes Herzens, das sich dorthin verirrte. Die breiten Hüften, gaben ihr eine besitzergreifende Weiblichkeit. Dazu die schlanke Taille, die ihr eine Sanduhrform gab, nach der jede Frau träumte.

Die Oberweite wogte leicht, im Takt ihrer kleinen, zarten Füße. Sie war es so Leid. Sie war eifersüchtig auf dieses bezaubernde Wesen. Die junge Frau hielt inne, drehte sich um und trat auf sie zu. „Ist irgendetwas?“ fragte sie besorgt. Hatte sie schon erwähnt, dass diese Frau, in jeder Hinsicht perfekt war? Sie war mitfühlend, stark, charmant und liebevoll und sie war ihre gottverdammte beste Freundin. Sie schüttelte den Kopf und die Rothaarige zog es wieder auf Tanzfläche, nicht aber ohne ihrer Freundin einen besorgten Blick zu zuwerfen.
 

Agnes schloss die Augen, blendete das Bild ihrer Freundin aus und konzentrierte sich auf die Musik. Es war Pop/Rock, eigentlich nicht so ihrs, aber immer noch besser als diese Demütigung. Sie musste daran denken, dass das kommende Jahr erst begonnen hatte und dass sie wohl weiter dieses vollkommene Wesen vor ihrer Nase hatte. „Na, liebste Schwester, mal wieder genervt?“ Sie musste Lächeln noch ehe sie die Augen öffnete.

Für viele Außenstehende mochte es so aussehen als würde er sie mobben. Doch Agnes wusste es besser, sie kannte ihren großen Bruder gut genug. Sie öffnete die Augen. „Ich bin nicht genervt, ich brauche bloß ein wenig Ruhe.“ Die Hochgewachsene Gestalt ihres Bruders glitt neben sie. Fürsorglich legte er einen Arm um die Schulter. Beide schwiegen sie und starrten ins Nichts. Es waren die seltenen Momente die Agnes zeigten, wie wichtig ihr eigentlich ihr Bruder war. „Ness, ich weis das ich nicht das recht habe zu fragen, aber wer ist es?“ Die angenehme Stimmung war vorbei, sie spannte sich an.

„Du hast recht, Georg, es geht dich tatsächlich nichts an.“ Kälte legte sich über sie, wie eine unsichtbare Decke. Er spannte sich ebenfalls. „Ist es denn so schlimm?“ fragte Georg und seine Hand strich ihr über die dunklen Haare. Agnes drehte das Gesicht zur Seite. „Lass es einfach sein“, murmelte sie und schloss gequält die Augen. Sie spürte wie Georgs Hand über ihre Wange strich, etwas Feuchtes davon wischte. „Na gut, aber wenn irgendetwas ist, wirst du es mir sagen, “ befahl er und seine Hand legte sich fest auf ihre Schulter. Agnes blickte auf, sah ihm in die Augen und nickte stumm. Georg stand auf und verließ den Raum, auf der Suche nach seiner Verlobten.
 

Sie kippte das dritte Glas Feuerwhisky hinunter und seufzte leise, als sie den warmen Geschmack im Mund hatte. Noch immer saß sie da, keiner wagte es sie aufzufordern. Keiner traute es sich sie zu fragen, denn sie alle erwarteten eine Abfuhr, und solche die nicht einmal das abgeschreckt hätte, blieben fern um nicht von Georg erdolcht zu werden. Sie ließ ihren Blick über die Anwesenden gleiten.

Ein paar Huffelpuffs hingen in einer Ecke und kicherten wie kleine Mädchen. Ein paar Jungs standen zusammen. Slytherins. Dann gab es da noch die tanzenden. Ein paar Ravenclaws und eine große Menge an Gryffindors. Langsam stand sie auf, für einen Moment spürte sie, wie ihr Gehirn in Ungleichgewicht kam.

Dann hatte sie sich wieder im Griff. Das Kleid, das sie trug war aus dunkelgrauer Seide, schmiegte sich an ihre schlanke Gestalt wie eine zweite Haut. Es endete knapp unter dem Knie und ließ so einen gewagten Teil ihrer Beine frei. Dank ihrer Größe steckte sie in ebenfalls grauen Ballerinas. Ruhig lief sie zu Tür, ein Blick zurück und sie sah Rose noch immer tanzen, an ihrer Seite ein blonder Schopf.

„Malfoy“, murmelte sie. „Das ist im Allgemeinen sein Name.“ Ihr Kopf schnellte herum und sie blickte in das Gesicht von Vincent Goyle. „Was willst du?!“ fauchte sie ihn an und vergaß so ganz ihre kühle Ausdrucksweise. Der hünenhafte Junge hob die Hände abwehrend. „Schon gut, Sturm, mach dir nicht gleich ins Hemd“, sprach er und das Grinsen auf seinen Lippen, war mehr als süffisant.

Am liebsten hätte sie ihn geschlagen. Doch stattdessen, schob sich Agnes an ihm vorbei und huschte die Treppe hinauf in den siebten Stock. Vor der großen Eichentür blieb sie stehen. Der Türklopfer erwachte zum Leben. „Was ist wichtiger, ein Leben ohne leben oder ein sterben ohne Tod?“ fragte der Adler. Entnervt verdrehte Agnes die Augen. „Ein sterben ohne Tod, denn wer Tod ist kann nicht Leben, “ murmelte sie. Lautlos schwang die Tür auf. Es war ruhig im Gemeinschaftsraum, ein Feuer knisterte im Kamin und der Wind trug das Rascheln der Bäume in den Raum. Sie starrte nach draußen, es würde wohl ein Unwetter aufkommen.

Ein letzter Blick auf den wolkenverhangenen Himmel, dann drehte sie sich um und nahm die letzten Treppen zu ihrem Schlafraum. Sie war froh, dass sie nicht, so wie die Gryffindors zu mehreren den Raum teilte, sondern nur zu zweit, ein Privileg, das Ravenclaw einer intelligenten Idee einer ehemaligen Mitschülerin verdankte.
 

Sie verschwand ins Bad, trennte sich von Kleidung und Make-up und zog sich ihren blauen Seidenschlafanzug an, ein Geschenk ihrer Großmutter. Sie liebte die Ruhe, die hier herrschte und legte sich ruhig ins Bett.

Draußen, waren die ersten Donnerschläge zu hören. Sie hob ihren Zauberstab und löschte das Licht. Die Decke zog sie wie immer bis zum Kinn, kugelte sich ein und schloss die Augen. Langsam schwand ihre Konzentration und sie glitt in das unendliche nichts.
 

Es war noch immer dunkel, als sie spürte wie die Matratze durchgedrückt wurde und eine Gestalt sich an sie kuschelte. „Rose“, murmelte Agnes verschlafen und nahm den Geruch eines Parfums war. Veilchen, Rose und Lavendel.

„Nessi, was ist los?“ Rose Stimme war verschlafen und schwammig. „Das erzähle ich dir, wenn du wieder nüchtern bist“, versetzte Agnes, die nun wach war und die junge Weasley musterte. „Ich bin nüchtern“, murmelte die Rothaarige, doch Agnes nahm den Geruch von Feuerwhisky und Elfenwein wahr.

„Erzähl mir keinen Keks, Rosie“, sprach Agnes, doch da war die Rothaarige schon eingeschlafen, an sie gekuschelt. Die Dunkelhaarige seufzte leise, blickte durchs Fenster nach draußen. Mittlerweile regnete es aus Strömen und die Tropfen klatschten regelmäßig gegen die Fensterscheibe. Agnes lehnte sich zurück, schloss die Augen und versuchte alles auszublenden. Der Geruch von Feuerwhisky blieb.
 

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Auguste Sturm blickte nach draußen. Die Sonne regte sich gerade hinter dem Horizont und ihre ersten Strahlen trafen die davonziehenden Wolken. Wie immer war sie schon längst wach. Die dunklen Haare lagen offen auf ihren dünnen Schultern. Das blasse Gesicht, war leer.

„Was ist los, Liebste?“ Gustav Sturm, legte fürsorglich einen Arm um ihre Taille und zog sie näher an sich. Auguste lehnte sich an die breite Brust ihres Mannes und schloss gequält die Augen. Es blieb still im Haus. Die Sonne stieg, der Mond sank. Die Welt erwachte zum Leben.

Gustav küsste seine Frau leicht auf das Haar und beobachtete im Glas, wie sie langsam die Augen öffnete. „Was bedrückt dich?“ fragte er und strich ihr über den Bauch. Auguste drehte sich zu ihm um und legte den Kopf an seine Brust. „Wir hätten es ihr nicht schon sagen sollen“, murmelte sie leise und schloss erneut die Augen. Gustav atmete aus und blickte weiter aus dem Fenster. „Ich denke so ist es besser, jetzt weis sie, auf was sie sich einlässt.“
 

Mit einem Ruck trat seine Frau zurück und warf ihm einen wütenden Blick zu. „Du hast doch keine Ahnung, welche Last du ihr auferlegt hast! Sie wird es nun immer mit sich herum tragen müssen und dem Ganzen jeden Tag gegenüber stehen. Und du weist wie zerbrechlich sie ist!“ rief sie aus und fuhr wütend herum.

Der Himmel war blau und rein, die Wolken waren verschwunden. Gustav seufzte erneut und fuhr sich durch den ergrauten Bart. Er mochte es wenn sie wütend war, denn dann sah er die Auguste von früher, in die er sich unsterblich verliebt hatte. Aber das Thema das sie gerade ansprach, hier konnte er nicht zurück. „Was hätte ich denn machen sollen? Sie hat darum gebeten und du weist wie stur sie ist, denn das hat sie von dir geerbt. Sie ist stark genug um das durchzustehen. Glaub mir Auguste.“ Seine Stimme war tiefer geworden, es war jene Stimme, die das Thema für immer beendete.

Er trat auf seine Frau zu, schlang von hinten die Arme um sie und zog sie fest an seine Brust. „Sie wird es schon durchstehen, sie ist stärker als du denkst. Außerdem, ist sie mit einer Weasley befreundet, sie hat also jemanden auf den sie sich verlassen kann, “ murmelte er und verteilte küsse auf dem dunklen Haar. Noch immer war keine einzige graue Strähne zu entdecken, nur das schwarze ebenmäßige Haar.

Auguste brummte leise. „Wenn sie es Weasley nur erzählen würde.“

Die Sonne hatte endgültig den Rand der Welt überschritten und strahlte ihnen nun mit voller Kraft ins Gesicht.
 

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Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.

Johann Wolfgang von Goethe

Truth

Ein bitterer Geschmack machte sich breit, als sie auf das schlafende Mädchen blickte. Rose sah so friedlich aus, tief in die Kissen eingegraben. Agnes seufzte tief, verließ den Raum und begab sich zum Frühstück. Heute war gnädigerweise Sonntag, also musste sie nicht in irgendeinen lästigen Unterricht. Der große Saal, war ziemlich leer. Fast nur jüngere Schüler waren anwesend, der Rest hatte Gestern einen über den Durst getrunken. So wie sie auch, dafür hielt sich der Kater in Grenzen. Sie ließ sich an den Ravenclaw Tisch fallen, seufzte leise und fuhr sich nachlässig über das Gesicht.

„Na, zu viel getrunken?“ fragte sie eine engelsgleiche Stimme, die Agnes nur zu gut kannte. „Louis, was machst du denn hier?“ fragte sie höflich und blickte den Veela ruhig an. Der setzte sich ihr Gegenüber. „Lilly und Hugo schlafen noch und Lucy ist mal wieder unauffindbar“, murmelte er und strich sich das blonde Haar zurück. Die Dunkelhaarige musste schmunzeln. „Hat sie sich mal wieder in der Bibliothek vergraben? Typisch Lucy, “ murmelte Agnes und lächelte leicht. Louis lachte auf.

„Kann schon sein“, war seine schmunzelnde Antwort. Dann wurde es still und Agnes begann zu Frühstücken. Ihre Großmutter hatte immer gepredigt, dies sei die wichtigste Mahlzeit. Je später es wurde, desto mehr füllte sich der Frühstückssaal und irgendwann ließ sich ein rothaariges Etwas neben Agnes nieder.

„Man Nessi, warum bist du schon wach?“ stöhnte Rose und fuhr sich über das zerknitterte Gesicht. „Man Rosie, warum nennst du mich immer Nessi?“ fragte Agnes zurück und warf ihr einen indignierten Blick zu. Rose verdrehte die Augen. „Schon gut“, gähnte sie und schaufelte dann das Müsli in ihren Mund.
 

Agnes war sich sicher, dass es nie wieder so werden würde. Ihr Blick glitt zu Rose, die praktisch in ihrem Teller hing. Louis neckte sie damit und Lucy, die gerade auftauchte, kicherte leicht, über dieses Bild.

Agnes hatte Angst, Angst davor es zu sagen und noch mehr, damit alles zu zerstören, denn die Freundschaft zu Rose war unheimlich wichtig für sie. Seit sie Rose kannte, und das waren immerhin schon fünf Jahre, waren sie beide unzertrennlich gewesen.
 

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Sie war so unheimlich aufgeregt und Hogwarts, war noch so viel aufregender. Sie war mit ihrem Bruder gemeinsam gekommen, der sich fürsorglich um sie gekümmert hatte, die spitzen Kommentare seiner Hauskollegen ignorierend. Aber jetzt war sie alleine, wartete darauf, dass sie aufgerufen wurde und der Hut sie in ihr Haus einteilen würde. Ihre Familie hatte Wetten abgeschlossen. Während ihr Dad sich sicher war, das sie wie ihr großer Bruder nach Slytherin kommen würde, hatte ihr Mutter auf Ravenclaw getippt und ihr großer Bruder hatte sogar behauptet sie würde in Gryffindor landen. Es wäre der Untergang ihrer Welt, da war sie sich mehr als sicher.

Ein traditionelles Reinblut landete nicht in Gryffindor. Dann endlich. „Agnes Helene Sturm.“ Sie hörte wie man deutlich an ihrem Namen hängen blieb und sie musste leicht schmunzeln. So gehörte sie zu den wenigen Schülern die nicht nervös aussahen, als sie auf dem Stuhl saßen und den Hut aufgesetzt bekamen.
 

Ah, wen haben wir denn da, noch eine Deutsche, hörte sie den Hut murmeln und sie dachte an ihren Bruder. Aber du bist nicht so ehrgeizig wie dein Bruder und auch nicht so kalt. Slytherin scheint keine Wahl für dich zu sein. Sofort dachte sie daran, dass sie auf keinen Fall nach Gryffindor wollte, der Hut kommentierte das mit einem leisen Kichern. Keine Angst Mädchen, ich werde dich nach Ravenclaw schicken. Und so setzte sie sich an den Tisch der Adler und sah zu wie einer nach dem anderen einem Haus zu geteilt wurde. Agnes freute sich ihrer Mutter zu schreiben, dass diese die Wette gewonnen hatte und dass sie dennoch in einem ordentlichen Haus gelandet war.

Auch wenn ihr Verstand ihr nach der Schule nichts mehr bringen würde. Eilig konzentrierte sie sich wieder auf den Hut. „Rose Weasley“. Eine Rothaarige wurde aufgerufen, die Locken standen ihr wirr vom Kopf, die Augen glänzten erfreut und sie tapste zu dem Stuhl. Das das Mädchen dabei zweimal über die eigenen Füße viel, ließ Agnes schmunzeln. Das Mädchen schaffte es schließlich sich auf den Stuhl zu setzten und bekam den Hut auf den Kopf gesetzt. Dann blieb es still, gespannt warteten alle. Sie war nicht die erste Weasley gewesen. Im selben Jahrgang war noch Dominique und Albus Potter ebenfalls.
 

„Ravenclaw!“ Der Raum erstarrte für einen Moment, während eine frech grinsende Rose Weasley auf Agnes zu lief und sich neben sie setzte.

„Warum sind denn alle so entsetzt?“ rutschte es Agnes raus. Rose kicherte leise. „Ich denke sie haben erwartete, das ich in Gryffindor lande, so wie meine Eltern.“ Agnes nickte und blickte ein wenig verlegen.

„Und bist du froh, dass du hier gelandet bist? Hab gehört du bist ein Reinblut, “ schmunzelte die kindliche Rose und Agnes verdrehte die Augen. „Schon, aber nach Slytherin passe ich nicht so, Ravenclaw ist Ok, “ erklärte Agnes und sah wie ihr Rose die Hand hinstreckte. „Rose, du kannst mich auch Rosie nennen, “ erkläret sie. Agnes ergriff ihre Hand einfach, lächelte und sprach: „Agnes, und wehe du nennst mich Nessi.“ Beide Mädchen erkannten, dass dies der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein würde.
 

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Agnes lief eilig hinter Rose her, die vom letzten Abend sprach. „…und da tauchte doch tatsächlich Malfoy auf und bittet mich um einen Tanz, kannst du dir das vorstellen?“ Rose sah empört aus, was der Dunkelhaarigen ein Schmunzeln entlockte. „Du stehst doch auf ihn, also wie ging’s weiter?“ forderte sie ihre Freundin auf, während ihr Herz in Einzelteile zerbrach. „Ich hab mich natürlich überreden lassen“, Rose verdrehte die Augen und tänzelte gleichzeitig glücklich durch die Gänge.

„Komm schon Rose, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!“ Agnes wuschelte der Weasley durchs Haar. „Hey! Na ja, es war einfach, wow, ich kann’s echt nicht beschreiben, ich glaube ich habe mich verliebt, “ sprach Rose und lächelte glücklich. Agnes drehte den Kopf, blickte auf den großen Baum und ignorierte den stechenden Schmerz. Sie würde sie verlieren, das war so unendlich klar. Rose schwärmte währenddessen einfach weiter, tänzelte über die Wiese und freute sich ihres Lebens. Agnes folgte ihr und setzte ihr perfektes Lächeln auf. Manchmal musste man Opfer bringen.
 

Es war spät als sie den Schlafraum verließ. Rose war längst im Bett und schlief tief und fest. Agnes schlich sich nach draußen auf den Gang. Auf keinen Fall durfte sie sich von Filch erwischen lassen, der noch immer durch die Gänge geisterte. Sein Schatten flog gerade an einer Ecke vorbei, da riskierte sie es und huschte so schnell sie konnte durch Hogwarts.

Kurz vor dem Reich der Slytherins bog sie ab und gelangte über einen Zwischenraum in einen der wenigen Gänge, die Filch nie überwachte, denn hier gab es nichts außer einen einzigen Raum, und auf den steuerte Agnes zu.

Vorsichtig öffnete sie die Tür und betrat den Raum, dann schloss sie die Tür wieder und sprach zwei Zauber, die sowohl Geräusche, als auch Licht nicht nach außen dringen ließen. Sie wagte es nicht die Tür magisch zu verschließen, stattdessen ging sie auf das Klavier zu, das verlassen in dem kalten Raum stand.
 

Sie ließ sich auf den Hocker, dann strichen ihre Finger ehrfürchtig über die Tasten. Agnes streckte sich und ihre Finger begannen routiniert die Töne anzuschlagen. Die Aria aus den Goldberg-Variationen spielte sie am gernsten.

Sie schloss die Augen, genoss es jede Note zu fühlen, es war wie ihr kleiner Himmel. Jetzt gab es nur noch sie und das Klavier. Ihre Gedanken verstummten. Ihre Finger glitten wie von selbst über die Tasten und sie begann die erste Variation zu spielen, die fröhliche Melodie erklang in dem kleinen Raum und schien diesen mit Träumen und Gefühlen zu füllen.

Aus der ersten Variation wurde die zweite und bald spielte sie das Ende, kaum hatte sie damit begonnen, öffnete sie die Augen, jemand hatte den Raum betreten. Ein kühler Hauch war über sie hinweg geschwebt.

Doch anstatt sie zu stören, blieb der Besucher stumm und rührte sich nicht. Agnes seufzte leise, spielte die letzten Töne und ließ Bachs Werk langsam ausklingen. Der letzte Ton, dann Stille. Die Stille schien unheimlich dick und fest, jeder Ton wirkte unheimlich laut. Sie lauschte den schweren Schritten und wusste sofort wer sie da entdeckt hatte. Der Vertrauensschüler der Slytherins. Vincent Goyle.
 

Ihre Augen blieben an ihm hängen. Er sah irgendwie anders aus und plötzlich erkannte sie warum, er war schlanker, Gestern hatte sie das wohl übersehen. „Was willst du?“ fragte sie feindselig und warf ihm einen besonders wütenden Blick zu. Doch Vincent rührt sich nicht, sah sie nicht mal an, also stand Agnes auf und lief an ihm vorbei. Doch noch ehe sie die Tür erreichte, schloss sich eine Hand um ihren Arm. Sofort fuhr die Dunkelhaarige herum. „Was willst du?“ zischte sie erneut. Vincent schmunzelte leicht. „Ich wusste gar nicht, dass du Klavier spielen kannst“, erklärte er lässig und zog sie ein Stück zu sich. „Was geht dich das an?“ fauchte sie und versuchte ihren Arm loszureisen, doch der Quidditchtreiber war wesentlich stärker als sie.

„Es geht mich in sofern an, das es verboten ist, nachts herum zu schleichen.“ „Ach und jetzt soll ich etwas für dich tun!“ Vincent schmunzelte erneut, dann ließ er sie los. Agnes stolperte einen Schritt zurück. „Sagen wir es so, ich werde dich nicht verpfeifen und dich bei meinen nächsten Rundgängen großzügig ignorieren.“ „Und was willst du dafür?“ fragte Agnes, zog die Augenbrauen nach oben.

„Nun, du bist eine Ravenclaw, also wirst du mir in Kräuterkunde unter die Arme greifen. Ein paar Stunden Nachhilfe gegen dein Geklimper.“ Agnes wäre ihm fast ins Gesicht gesprungen, doch Vincent hielt seinen Zauberstab bereits in der Hand. „Erstens das ist kein Geklimper und zweitens Einverstanden, “ brummte sie und reichte ihm die Hand. Für einen Moment schien Vincent erstaunt zu sein, dann ergriff er ihre Hand und schüttelte sie vorsichtig. „Das Ganze bleibt natürlich unter uns“, sprach er, als Agnes bereits die Tür geöffnet hatte. „Natürlich, Goyle.“

Damit verließ sie den Raum und huschte eilig durch die Gänge zurück in ihren Schlafraum. Sie verschwand ins Bad, zog sich ihren Schlafanzug an und betrat den Schlafraum erneut. Zwei Kerzen erleuchteten den Raum spärlich. „Wo warst du?“ fragte eine verschlafene Stimme und Agnes seufzte tief. Das heute auch alles schief gehen musste.
 

„Nirgends“, antwortete sie und ignorierte Rose misstrauischen Blick. „Erzähl das `nem Troll. Wo warst du?“ Agnes ließ sich auf ihr Bett sinken und seufzte erneut. „Draußen“, antwortet sie ausweichend und schlüpfte unter die Decke. „Ach ja und was hast du da gemacht?“ fragte Rose munter weiter. „Rose Weasley, wenn du nicht sofort deinen Mund hältst, werde ich ungemütlich“, zischte Agnes schließlich und drehte sich heftig auf die Seite. Rose starrte auf den Rücken der Sturm und verdrehte die Augen. Irgendetwas stimmte nicht, aber Agnes war mal wieder zu feige sich Luft zu machen. Rose wusste nicht, wie gefährlich diese Gedanken für sie waren, denn vor so manch einer Wahrheit gibt es kein zurück mehr und sie könnte alles zerstören was ihr lieb und wichtig war. Ein Blitz erhellte die Nacht.
 

Die Wahrheit ist eine unzerstörbare Pflanze. Man kann sie ruhig unter einen Felsen vergraben, sie stößt trotzdem durch, wenn es an der Zeit ist.
 

Frank Thiess

Present

Die Wochen vergingen, verschmolzen zu Monaten und ließen die Vergangenheit zum Zeitraffer werden. Die Zeit veränderte Agnes, sie wurde immer Dünner, der Kummer schlug ihr auf den Magen. Der Winter rückte immer näher, der erste Schnee viel. Agnes blickte auf den Kalender und starrte auf den 21. November, an eben jenem Tag würde ihr Verlobter erfahren, wer seine Zukünftige sein würde. Sie atmete tief ein und setzt ein Lächeln auf, selbst sie erkannte wie falsch es wirkte. Ihr Mundwinkel vielen. Sie drehte sich, ging ins Bad beugte sich über die Kloschüssel und erbrach sich.

„Um Himmels willen, Ness, was ist denn los?“ Rose stürmte ins Bad legte ihr die Hand aufs Haare und Agnes spürte ihren besorgten Blick auf sich lasten, wie ein unerträgliches Gewicht. Eilig richtete sie sich auf, spülte sich den Mund aus und schob Rose wortlos aus dem Bad. Die Dunkelhaarige putzte sich die Zähne, wusch ihr Gesicht mit kaltem Wasser und atmete tief durch. Dann verließ sie das Bad. Rose blickte sie ruhig an. „Ich weis nicht, warum du mir nicht sagst was los ist, aber wenn du so weiter machst, bist du in ein paar Wochen dünn wie ein Tischtuch“, sprach sie und warf ihr einen verärgerten Blick zu. Agnes seufzte tief.
 

„Es tut mir Leid, und ich weis das das nicht fair ist. Aber ich kann… ich kann es nicht sagen.“ Betreten verließ sie den Raum, eilte in den Kerker und betrat dort ein Klassenzimmer. Vincent Goyle saß an einem der Tische und blickte sie ungerührt an. Er hatte bis jetzt keinen Kommentar abgegeben und das rechnete sie ihm hoch an.

„Was sollen wir heute durchnehmen?“ fragte sie ihn und setzte sich neben ihn. „Woher soll ich wissen, wofür Alraunen gut sind?“ fragte er und fuhr sich durch die kurzen Haare. „Das war Stoff der ersten Klasse“, murmelte sie leise. Vince hob nur die Schultern. „Also gut, pass auf …“
 

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Sie war nervös, das hier würde die erste Nachhilfestunde werden. Goyle hatte ihr einen Brief zukommen lassen, der besagte wann und wo sie sich treffen würden. Agnes klopfte vorsichtig an die dicke Tür. Niemand antwortete ihr, als öffnete sie diese und entdeckte, dass das Klassenzimmer leer war. „Tut mir Leid, ich bin zu spät“, murmelte jemand hinter ihr, sie fuhr herum. Vincent sah tatsächlich ein wenig verlegen aus. Agnes betrat den Raum. „Gut, komm, ich wusste nicht mit was du anfangen willst?“ Unruhig stand sie mitten in dem Klassenzimmer. Er schien ihre Unruhe zu ignorieren, setzte sich an einen Tisch und zog das erste Blatt hervor. „Vielleicht kannst du mir sagen, was das hier heißen soll?“ Sie trat zu ihm und blickte auf das Blatt.

In der folgenden Stunde lernte Agnes, dass Vincent Goyle ein ganz netter Kerl war. Er war freundlich und offen zu ihr und benahm sich äußerst höflich. Aber was ihr am meisten auffiel, war seine schnelle Auffassungsgabe. Er war nicht so dumm, wie er manchmal wirkte, ganz im Gegenteil, er sog das, was sie ihm erklärte auf, wie ein Schwamm. Aber es blieb ihr ein Rätsel warum er trotzdem solche Defizite hatte. Als sie ihn darauf ansprach, blickte er sogar ziemlich verlegen. „Mh, sagen wir ich hab Professor Longbottom nicht immer zugehört und er erklärt die Sachen doch immer nur einmal.“ Agnes konnte nicht anders, sie musste lachen. „Ich will gar nicht wissen, was du anstatt getan hast, “ schmunzelte sie und erklärte ihm von nun an, mit noch mehr Elan die Dinge, die er wissen wollte.
 

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„Danke, jetzt hab ich’s endlich kapiert,“ sprach er und klappte das Buch zu. Agnes nickte leicht und packte ihre Notizen zusammen. „Sag mal Sturm, was ist eigentlich los mit dir?“ fragte er und erntete einen erbosten Blick, jetzt fing er auch noch an. Vincent erhob sich und sie spürte wie sich ein Arm fest um sie legte.

„Komm schon Agnes, du musst es jemandem erzählen, sonst implodierst du“, murmelte er verschwörerisch. Sie blickte in die graubraunen Augen und schluckte. Plötzlich spürte sie einen unendlichen Zwang einfach alles raus zu lassen. Sie ließ sich auf die Bank zurücksinken. „Ich glaube kaum, dass du das hören willst.“ Vincent schmunzelte leicht.

„Es ist also ein Mädchenproblem. Na komm, ich muss es ja nicht verstehen, es reicht ja wenn du es sagst.“ „Warum machst du das?“ fauchte sie und sah ihn halb wütend, halb traurig an. Vincent hob die großen Schultern.

„Warum nicht? Du bist eine gute Freundin von mir und du hilfst mir, warum sollte ich dir also nicht helfen? Und jetzt erzähl, “ meinte er und setzte sich neben sie, legte den Arm erneut um sie und Agnes, sie begann zu sprechen. Tränen rannen über ihr Gesicht und es war ihr furchtbar peinlich, aber es tat unendlich gut, das alles einmal loszuwerden. Vincent machte sich nicht über sie lustig, stattdessen lauschte er mit gelassener Miene ihren Worten. Und als sie schließlich endete und das Gesicht in den Händen vergrub, da umarmte er sie. Es sagte kein Wort, kein neunmal kluger Rat, war einfach nur da und wartete darauf, dass sie sich wieder in den Griff bekam.
 

„Tut mir Leid“, murmelte Agnes schließlich und wischte sich die letzten Tränenspuren aus dem Gesicht. „Muss es nicht, jeder hat mal einen Durchhänger. Viel wichtiger ist die Frage was du jetzt machst?“ Sie drehte sich um, blickte in seine Augen und seufzte tief. „Ich weis es nicht. Für Rosie würde ich alles tun, aber ich würde damit große Schande über meine Familie bringen. Ich sehe schon meinen Vater, wie er die Mundwinkel nach unten zieht, sich durch den Bart fährt und sich von mir wegdreht, “ meinte sie und schon wieder schwammen ihre Augen in Tränen.

Vincent hob die Augenbrauen. „Er ist dein Vater, er wird es schon verstehen.“ „Verstehen vielleicht, aber ich kenne ihn, es würde ihn so demütigen, ich würde ihm nie wieder in die Augen sehen können.“ Sie stand auf und packte ihre Sachen. „Ich sollte jetzt gehen“, sprach sie überflüssigerweise, reckte den Kopf und verließ das Klassenzimmer.

Vincent sah ihr nach. Manchmal hatte er das Gefühl, das sich nach Lord Voldemort noch immer Probleme ergaben, die so unsagbar fest an reinem Blut hingen. Er fuhr sich durch die kurzen Haare. Er verstand Agnes, seine Mutter hatte ihm eine ähnliche Geschichte erzählt, nur das sie ein trauriges Ende nahm. Und da fasste er einen Entschluss. Während er seine Bücher nahm und nach draußen trat, war klar was er tun würde.

Manchmal, musste man sein eigenes Glück erzwingen und dafür anderen weh tun. Sein Blick galt dem klaren Himmel.
 

Agnes eilte durch die Gänge, die Tränen rannen ihr längst wieder über die Wangen. Sie ignorierte die erstaunten Blicke, rettete sich schließlich in den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws und ließ sich dort auf eines der blauen Samtsofas fallen. Die Tränen rannen unaufhaltsam und sie stoppten auch nicht, als sie spürte wie sich zwei zierliche Arme um sie legten.

Sie roch Veilchen, Rose und Lavendel. Sie hörte nicht auf, gab freiwillig auf, ließ zu das sie in dem Kummer ertrank. Agnes ließ sich fallen und wartete nur noch auf den harten Aufprall. Der kam so unwahrscheinlich schnell. „Es tut mir Leid“, murmelte eine zarte Stimme. Agnes fuhr hoch, warf damit das zarte Mädchen fast vom Sofa und starrte in ihre dunkelbraunen Augen. „Was redest du da, Rosie?!“ fauchte sie. Die Rothaarige zuckte zurück. „Na ja, ich bin wohl teil deines Kummers, also was auch immer ich getan habe, es tut mir Leid.“ Rose Stimme wirkte total verloren, ängstlich, voll Reue.

Agnes schlang die Arme um ihre Freundin. „Es ist nicht deine Schuld, egal was du tust, es nie deine Schuld, “ sprach sie und strich der Weasley eine Strähne aus dem Gesicht. „Warum sagst du es mir dann nicht?“ fragte Rose und sah verzweifelt aus. „Weil ich deine Freundin bin und dich beschütze“, antwortete Agnes, stand auf und lächelte plötzlich.

„Komm schon Weasley, kratz deinen Mut zusammen und sprich mit Malfoy.“ Der Themenwechsel kam so abrupt, das Rose gar nicht anders konnte als ihrer Freundin einen zweifelnden Blick zu zuwerfen.

„Und was ist, wenn er mich abweist?“ Rose biss sich auf die Lippe. „Komm schon, du hattest noch nie Angst vor ihm und jetzt plötzlich ziehst du dich zurück. Bei Merlin, Rosie, du wirst doch wohl genug Mut dafür haben, auch wenn man dich nicht nach Gryffindor geschickt hat. Sei kein Flubberwurm.“ Agnes wusste, dass sie Rose so sehr gut reizen konnte. „Du hast gut reden, “ brummte die Rothaarige, stand aber auf und seufzte tief.
 

„Dann mal los“, murmelte Rose und verließ den Gemeinschaftsraum. Agnes folgte ihr kaum später. Natürlich wollte sie nicht verpassen, wie Malfoys Gesicht aussehen würde. Rose lief zügig zum Quidditchfeld und wartete dort auf den jungen Mann, der gerade mit seiner Mannschaft trainierte. Sie selbst setzte sich auf die Slytherintribüne um den besten Blick zu haben. Sie sah wie die Blicke kurz zu ihr flogen und Malfoy beendete das Training.

„Spionierst du jetzt für Ravenclaw?“ rief er und sah sie verärgert an. Agnes schmunzelte leicht. „Du weist das ich keine Ahnung davon habe, außerdem, ihr machte doch Ravenclaw eh wieder platt!“ rief sie zurück.

Da erhellte sie das Gesicht von Scorpius und er eilte davon. Sie spürte einen starken Luftzug, dann landete etwas Matschiges neben ihr. „Was machst du hier?“ fragte Vincent, ließ sich ganz offen neben sie fallen. Agnes hob eine Augenbraue. „Ich lasse mir die Show nicht entgehen.“ Vincent setzte sich auf und sah, wie Rose sich langsam dem Malfoy näherte. „Oh, na mal sehen, ob sie es schafft.“ „Komm schon, Goyle, sie hätte es verdient“, sprach Agnes und sah wie Rose ihre Lippen bewegte.

„Mh, du mit Sicherheit auch, “ murmelte er leise, die Dunkelhaarige überging das. Scorpius antwortete der Weasley und Agnes sah, wie sich das Gesicht von Rose erhellte und sie gemeinsam mit dem Malfoy, das Quidditchfeld verließ. „Scheint wohl gut gelaufen zu sein, “ meinte Vincent und sah auf den Fleck an dem die beiden eben noch gestanden hatten.

Agnes lächelte. „Ja, wer kann einer Rose Weasley schon widerstehen?“ „Ich könnte es.“ Und dann: „Wie wäre es, wenn du das nächste Hogsmeade Wochenende mit mir verbringst. Wir gehen einfach trinken und quatschen, “ erklärte er. Agnes hob die Augenbraue, verstand sie doch nicht, warum er das gerade tat, doch er grinste sie so offen an, da konnte sie nicht anders als zurück zu Grinsen. „Na gut, “ lachte sie. Und es schien als wäre sie seit langem einmal wieder frei von Problemen.

Vincent betrachtete sie ruhig, seine Augen glitten über ihr Gesicht und blieben schließlich an ihren Seelenspiegeln hängen. Sie wirkten so verletzlich, so unendlich einsam, in diesem Gesicht das so viel treue besaß.
 

Agnes kam sich plötzlich blöd vor, wie er sie da so genau beobachtete. Ihr Lachen verstummte. „Was ist?“ fragte sie befangen, doch Vincent grinste nur wieder. „Samstag, um 2 an der großen Treppe und komm ja nicht zu spät, “ schmunzelte er und verließ die Tribüne, in Richtung Umkleidekabine. Agnes erhob sich ebenfalls, und machte sich auf die Suche nach Rose. Sie fand die Rothaarige in ihrem Schlafzimmer.

Dort lief sie ganz aufgeregt hin und her. „Stell dir vor, Agnes, er hat mich am Sonntag eingeladen, mit ihm gemeinsam nach Hogsmeade zu gehen“, plapperte sie drauflos und Agnes schmunzelte leicht.

„Das ist schön“, meinte sie befreit und ließ sich auf ihr Bett sinken. „Was wirst du anziehen?“ fragte sie und sah wie Rose die Augen aufriss. „Oh Merlin, ich bin doch in so was die absolute Niete!“ rief sie aus und lief jetzt gehetzt durch den Raum. „Na, jetzt beruhig dich mal, wofür ist Louis den Ravenclaw?“ Agnes zwinkerte der Rothaarigen zu. Diese schmunzelte leicht. „Du hast recht, was würde ich nur ohne dich machen?“ fragte sie und warf sich in die Arme von Agnes, diese versteinerte.

Ja was würde Rose ohne sie machen. Es lief ihr kalt den Rücken runter.
 

Freundschaft ist nicht nur ein köstliches Geschenk, sondern auch eine dauernde Aufgabe.

Ernst Zacharias
 

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starcatcher, danke für deinen Kommi! Ich denke jetzt ist das Geheimniss gelüftet ;) Ich hoffe du hattest Spaß an dem Kapitel.

Amusement

Natürlich war sie nervös, seit Stunden lief sie unruhig auf und ab und ihre Hände waren schweißnass. Aber das lag nicht daran – Rosie behauptete es felsenfest – das Agnes mit Vincent Goyle weg ging, sonder das es ihr erstes Hogsmeade Wochenende war. Bis jetzt hatte sie nie jemand gefragt. Oh Merlin, sie verging vor Sorge.

Wenigstens hatte sich Lucy erweichen lassen und Louis angeschleppt der, mit einem zweifelnden Blick in den Kleiderschrank, angefangen hatte zu graben. Und irgendwo, ganz unten, hatte er doch tatsächlich ein Kleid entdeckt. Das es inzwischen November war, ignorierte der Blonde eisern, stattdessen, zog der zu dem Knielangen Kleid eine Strumpfhose hervor und Rose lieh Agnes ihre Wildleder Stiefel.

Make-up jedoch ließ sie sich nicht aufschwatzen. Sie schnappte sich ihren knielangen, braunen Mantel und legte ihn sich über den Arm, eine Tasche, ein bisschen Geld und sie stolperte die Treppe runter, und tatsächlich unten stand Vincent Goyle, in Hemd und Anzugshose. Sie musste schmunzeln. „Ich dachte das soll nur ein treffen unter Freunden werden“, begrüßte sie ihn und glitt die letzten Treppenstufen hinab. Vincent schmunzelte leicht.

„Dasselbe könnte ich von dir sagen, obwohl dir das Kleid sehr gut steht.“ Er sah wie Agnes kurz verlegen blickte, dann setzte sie wieder ein Lächeln auf und verdrehte die Augen. „Ich bin in Louis Fänge geraten“, meinte sie zweifelnd und sah wie Vincent anfing zu lachen. „Hey, das ist nicht lustig!“ rief sie aus und bemerkte nebenher, das sie so ziemlich alle anstarrten. „Ups“, kommentierte sie. „Sie werden’s verkraften.“ Dann reichte er ihr, ganz Chentleman mäßig, den Arm und Agnes hackte sich befangen bei ihm unter.
 

Gemeinsam verließen sie Hogwarts, halfen sich gegenseitig, breit lachend, in die Mäntel und liefen offen redend Richtung Hogsmeade. Agnes fühlte sich wunderbar frei, es war ein unheimlich tolles Gefühl nicht darauf bedacht sein zu müssen, jemand anderen zu verletzten, dazu kannte sie Vincent schlicht zu wenig. Dass sie im Gegensatz dazu Vince unheimlich viel von ihr Anvertraute schien völlig normal zu sein.

„Was ist dein Lieblingstier?“ fragte er, die verwunderten Blicke ignorierend, während sie das Gasthaus Drei Besen betraten. „Schwierige Frage“, murmelte Agnes und eine steile Falte zeichnete sich zwischen ihren Augenbrauen ab. Sie setzten sich und Vincent holte zwei Butterbier, mehr gab es hier nicht für sie. Als er sich zu ihr setzte, hatte sie die Antwort gefunden. „Nebelparder“, erklärte sie und Vincent hob die Augenbrauen. „Was soll den das für ein Tier sein?“ fragte er und lehnte sich ehrlich interessiert vor.

„Puh das ist schwer zu erklären, stell es dir vor wie ein Luchs, nur kleiner und viel schmaler. Dazu die Fellzeichnung eines Jaguars, nur stark vergrößert. Kannst du es dir vorstellen?“ fragte sie und sah amüsiert zu wie er versuchte die beiden Tiere zu einem zu machen. „Mh, ich denke ich hab’s, aber ehrlich, es gibt tatsächlich solch ein Tier?“ fragte er und sah verwundert aus.

Wieder mal erkannte sie, dass Vincent alles andere als normal oder dumm war, vielleicht wirkte er manchmal so, weil er es bevorzugte Taten sprechen zu lassen. „Ja, solch ein Tier gibt es, und jetzt deins“, erklärte sie und sah ihn mit dunkelnden Augen an. „Ich würde sagen Grizzlys, “ meinte er schließlich, nach längerem überlegen. „Warum wundert mich das nicht, “ schmunzelte Agnes. „Sehr witzig, ich weis selbst wie ich aussehe, “ brummte er gespielt beleidigt. „Na, wenn ich danach gehen würde, dann währe ich eine Giraffe, “ gab die Dunkelhaarige zurück.
 

„Ich finde Giraffen schön, sie sind sehr grazil und sie wirken immer so freundlich, so als könnte sie nichts aus der Ruhe bringen.“ Agnes blickte ihn verwirrt an, war das jetzt gerade ein Kompliment gewesen? Sie beschloss es als solches aufzunehmen und revanchierte sich. „Dafür sind Grizzlys wahre Kämpfer und Überlebenskünstler“, versetzte sie. Vincent musste lachen. „Merlin, wir flirten“, rief er zweifelnd aus und Agnes ließ zu, dass sie sich von seinem Lachen berauschen ließ.

Es schien ein toller Nachmittag zu werden. Sie neckten einander und lachten gemeinsam. „Was ist deine Lieblingsfarbe?“ fragte Vincent, was Agnes die Backen aufplustern ließ. „Na hör mal, ich sitze hier doch nicht in einem Verhör“, empörte sie sich gespielt, entdeckte dann aber, dass er es völlig ernst meinte. „Bernstein.“ Vincent hob die Augenbrauen. „Hellbraun?“ fragte er entrüstet. Agnes verdrehte die Augen. „Nein, ich meine so Honigfarben, dunkelgold, nenne es wie du willst, aber ich liebe diese Farbe“, schmunzelte sie und lächelte über ihren eigenen kleinen Ausbruch. Vincent blickte skeptisch drein.

„Ich will dich ja nicht ärgern, aber du hast wirklich seltsame Ansichten.“ Seine Stimme war ernst. Sofort kam sie sich zurückkatapultiert vor.

Zurück in die echte Welt mit ihren Problemen. „Was soll das heißen?“ fragte sie gefährlich leise. Vincent dreht den Kopf und starrte aus dem Fenster. Es schien eine Ewigkeit lang still zu sein. Dann wandte er sich ihr wieder zu. „Ich verstehe nicht, warum du es einfach geschehen lässt. Warum kämpfst du nicht? Es mag schlimm sein, seinen Vater zu enttäuschen, aber macht es das besser, wenn du dein Leben lang in Trauer lebst? Ich kenne dich zwar noch nicht allzu gut, aber jeder in Hogwarts sieht, wie sehr du an Weasley hängst. Sie ist wie eine Schwester für dich, willst du das einfach aufgeben, willst du sie und Malfoy ins Unglück stürzen?“ fragte er und lehnte sich gefährlich weit vor. Alle Farbe war aus Agnes Gesicht verschwunden. Ihr Blick war auf die ineinandergefalteten Hände fixiert.
 

Es blieb Still, Momente wurden zu Sekunden, Sekunden zu Minuten. Die Stille zwischen ihnen breitete sich aus, setzte sich jede kleine Ecke und grub sich fest.

Vincent wagte nicht erneut zu sprechen, er konnte nur erahnen welches Ausmaß seine Worte auf sie gehabt hatten. Schließlich hörte er wie sie ausatmete und sich zurecht setzte, dann blickte sie ihm in die Augen, und er sah, das die ihren dunkler geworden waren, das Grau, war zu einem finsteren, unheimlichen Sturm geworden.

„Du meinst also ich würde nicht kämpfen?“ Ihre Stimme war dunkel, zurückhaltend und doch wirkte es, als würde gleich ein Unwetter über sie beide hereinbrechen.

„Du weist gar nicht, wie sehr ich kämpfe. Ich kämpfe mit mir selbst, suche die Lösung, die alles perfekt machen würde, aber die scheint es nicht zu geben. Was soll ich also machen? Rose verraten, meine Eltern glücklich machen, oder meine Familie enttäuschen und Rose ein Lächeln schenken?“ fragte sie und plötzlich brach der Sturm in ihren Augen los, er sah wie Tränen in ihre Augen traten, wie sie die Lippen aufeinander presste und ihre Wangen scharf hervortraten.

„Du hast deine Wahl längst getroffen, nicht wahr? Du weist nur noch nicht wie du das ganze umsetzten willst.“ Er schmunzelte über seine Erkenntnis, aber das Lächeln erreichte seine Augen nicht.

Er hob die Hand und legte sie ihr auf den Arm. „Es tut mir Leid, ich bin dir zu nahe getreten. Und ich mute mir vielleicht zu viel zu, aber ich hoffe, das du mich dir helfen lässt, wenn es geht.“ Seine Stimme klang unsicher, das hoffnungsvolle Glitzern, war so seicht, das sie es mit einem Wort hätte zerstören können.

„Warum tust du das?“ fragte Agnes und legte den Kopf schief. Vincent grinste. „Weil du Nebelparder magst, dich mit einer Giraffe vergleichst und Bernsteinfarben toll findest“, erklärte er und sie spürte den leichten Druck seiner Hand an ihrem Arm.
 

Sie verstand es nicht, aber sie spürte, dass das Warum nicht wichtig war, was zählte war, dass er es wollte. Schließlich atmete sie tief ein „Ok.“ Er sah erleichtert aus und seine graubraunen Augen wirkten nun befreit. „Wo wir grade dabei sind, was ist deine Lieblingsfarbe?“ fragte sie. Vincent musste den Kopfschütteln, sie würde ihm ein Rätsel bleiben, mit den Stimmungswechseln und der unheimlich schnell Auffassungsgabe. Aber was ihn wohl am meisten faszinierte, war die Art wie sie alles auf sich Lud und versuchte es allen Recht zu machen, ohne zu bemerken das sie sich damit selbst kaputt machte.

Er starrte auf ihre zierlichen Hände, mit den langen schlanken Findern, nahm die Hand von ihrem Arm und sprach: „Schwarz, vielleicht Grün.“ Agnes hob die Augenbraue. „Slytherin“, zischte sie lächelnd. Er zuckte nur mit den Schultern und schenkte ihr einen vielsagenden Blick.

Das Gespräch wurde wieder lockerer und sie unterhielten sich dabei über Merlin und die Welt, neben bei tranken sie ihr Butterbier. Die Zeit verging im fluge und ehe sie sich versahen, wurde es draußen dunkel und es war Zeit wieder zurück zu kehren. Stumm liefen sie nun nebeneinander her. „Ich wusste gar nicht, dass du so unterhaltsam sein kannst, Sturm“, meinte er zu ihr und machte ein paar schnellere Schritte um Rückwärts, ihr zugewandte, vor ihr herlaufen zu können. Sie schmunzelte leicht und zeigte mit dem Finger auf ihn. „Und das sagt ein Slytherin über eine Ravenclaw, lass das bloß nicht deine Mitbewohner hören, die würden dich dafür auslachen.“ Ihre Stimme klang locker und ihr Gesicht war gelöst, die Anspannung vergessen. Vincent verdrehte die Augen.
 

„Ganz im Gegenteil, sie werden alle total neugierig sein, denn im Gegensatz zu dir, Agnes“, er sprach ihren Namen sehr sanft aus, „weis ich, dass ganz Hogwarts über dich rätselt. Sie nennen die die Deutsche, oder noch besser, Fräulein Stein.“ Er brach sich fast die Zunge als er versuchte die Worte auszusprechen. Die Dunkelhaarige musste lachen. „Na toll. Ich bin also ein Stein, aber immer noch besser als Monster.“

Sie schmunzelte als er das Gesicht verzog. „Ich kann doch nichts für meine Größe“, sprach er und warf ihr einen bösen Blick zu. Agnes lachte auf. „Um Himmels willen, wenn es nur deine Größe wäre, ich denke die meisten sehen nur deinen Schatten und dann nehmen sie die Beine in die Hand, aber ich finde dir steht deine Größe.“ Jetzt grinste er wieder breit.

„War das etwa ein Kompliment Miss Stein?“ fragte er und seine Augen funkelten amüsiert. „Und wenn es so wäre, Mr. Monster?“ fragte sie zurück und brach erneut in Gelächter aus. Immer noch Lachend betraten sie das Schloss und liefen zur Treppe. „Das war doch mal ein Unterhaltsamer Abend“, kommentierte er und grinste. Agnes nickte ihm zu. „Kann man wohl sagen.“ Für einen Moment war ihr das Lächeln vergangen.

Doch davon wurde sie ganz schnell abgelenkt. Vincent beugte sich vor, ignorierte ihr entsetztes Gesicht und küsste sie, mitten auf die Lippen. Und er fand diese Lippen unheimlich weich. Agnes erstarrte. Vince zog sich zurück, zwinkerte ihr zu und drehte sich um. Eilig, und ausgelassen, verließ er die Halle. „Verdammter Slytherin, was erlaubst du dir eigentlich?!“ brüllte sie entrüstet und hörte grade noch so sein tiefes, kehliges Lachen. Mit geröteten Wangen stieg sie die Treppen hinauf. „Slytherins“, knurrte sie immer wieder.
 

Als sie den Gemeinschaftsraum betrat, erwarteten sie bereits Rose, Louis und Lucy. „Und wie ist es gelaufen?“ fragte Lucy und Agnes spürte wie Rose’ Blick auf ihren geröteten Wangen hängen blieb. Ein wissendes Lächeln schlich sich auf das Gesicht der Rothaarigen. „Ich würde sagen ganz gut, “ murmelte Louis und ließ es sich ebenfalls nicht nehmen, zu grinsen. „Jetzt erzähl schon,“ forderte Lucy und setzte ihren Dackelblick auf. „Es war nett“, erklärte Agnes. Alle drei zogen Parallel die Augenbrauen hoch. „Nett?“ fragte Rose. „Dein Kleid sitzt noch, aber deine Wangen sind gerötet und dein Mantel ist offen. Nessi, das sieht nach einem verdammt guten Abend aus. Hat er dich geküsst?“ fragte sie und Agnes verdrehte die Augen. „Ja hat er, und er wird dafür noch einige Probleme bekommen“, zischte Agnes. „Du wirst es doch nicht Georg erzählen?“ fragte Lucy und sah entsetzt aus. „Um Merlins Willen, nein. Der würde ihn einen Kopf kürzer machen.“

„Na dann ist ja gut. Aber mal ehrlich, wie war es, wir wollen Details!“ sprach Louis und legte ganz geschäftsmäßig die Finger aneinander. Agnes seufzte ergeben und begann zu erzählen, berichtete von den einfachen Gesprächen, ließ die dunkle Unterbrechung weg und gab ihr bestes die leichte Stimmung in dem Gemeinschaftsraum zu verbreiten.

Es war der 21. November.
 

Es gibt Freunde die nehmen, Freunde die geben. Und eben Jene die einfach nur da sind.

Maulbeere

Steps

Schneeflocken glitten langsam zu Boden, leichte Windböen wirbelten sie herum, spielten mit ihnen, ließen sie tanzen. Agnes stand am Fenster und beobachtete dieses Naturwunder. Es gab für sie selten solch einen schönen Anblick, wie die fallenden Schneeflocken. „Einzigartig nicht wahr?“ fragte eine Stimme hinter ihr. Agnes schmunzelte leicht. „Ich dachte Slytherins kann man nicht beeindrucken?“ Spielerisch neckte sie ihn, wandte den Blick aber nicht vom Fenster. Vincent lachte leise.

„Natürlich kann man uns beeindrucken“, schmunzelte er und trat dichter hinter sie. „Wo ist denn Rosie?“ fragte er und sah sich um. Agnes zuckte leicht mit den Schultern. „Wo wohl, sie ist irgendwo mit Scorpius knutschen gegangen. Ich frage mich wann sie es ihrem Vater erzählt.“ Vorsichtig berührte sie die kalte Fensterscheibe und es war, als würde sie direkt die kleinen Schneeflocken betasten. Ihre winzigen Spitzen betasten und sich von ihrer Schönheit fesseln lassen. „Mh, ich hoffe nie, denn das würde Malfoy nicht überleben“, meinte er und berührte vorsichtig ihr Haar. Agnes ignorierte es.

Seit Tagen, war Vincent praktisch nicht von ihrer Seite gewichen, ständig war er bei ihr, brachte sie zum lachen oder hielt sich zurück, wenn Rose kam, doch seine Anwesenheit war da. Agnes fragte ihn in regelmäßigen Abständen warum er es tat, einmal sogar ob er sie wirklich so sehr mögen würde, doch meist ignorierte er die Frage, oder gab sogar als Antwort sie sei wie eine Schwester für ihn. Seltsamer Weise gab Agnes das einen Stich.

Doch sie mochte seine Anwesenheit, bei ihm konnte sie so sein, wie sie war. Reinblut, kalt und doch unheimlich Hilflos. Außerdem lenkte er sie ab, sie dachte nicht mehr an ihr Problem, sie nahm wieder zu und auch ihre Gesichtsfarbe war wieder normal blass.
 

„Was machst du an Weihnachten?“ fragte er sie und sah fest an ihrem Kopf vorbei, vielleicht beobachtete er ihre Mimik im Glas des Fensters. „Also, wenn ich nach Hause komme, werden ich und meine Mutter erstmal zwei Tage in der Küche stehen und Plätzchen backen-.“ „Plätzchen?“ fragte er und schmunzelte breit.

„Ihr backt wirklich Plätzchen? Ich kenne nur Zauberer, die sich die machen lassen, allerhöchstens mal Kekse selbst machen, “ erklärte er. Agnes drehte sich um und schreckte erstmal kurz vor seiner Nähe zurück.

Dann lächelte sie. „Es geht dabei eigentlich auch nicht um die Arbeit, sondern um das zusammen etwas machen. Das sind die seltenen Momente, in deinen meine Mutter nicht perfekt ist, sondern auch mal Mehl im Gesicht hat, oder ein bisschen Marmelade auf ihrer Kleidung hat. Dann sind wir einfach nur Mutter und Tochter und ich genieße das sehr, “ gab sie Preis und blickte ein bisschen verlegen auf ihre Füße, es war noch immer seltsam über solch intime Dinge zu sprechen, zumal mit Vince.
 

Er nickte leicht. „Vielleicht ist das bei mir dasselbe, wenn mein Dad und ich uns über Quidditch unterhalten. Ich weis das viele Denken das mein Dad ein bisschen … zurückgeblieben ist. Vielleicht ist er auch schwerer von Begriff als andere, aber er war immer fair zu mir und hat aus seinen Taten gelernt. Deswegen hat er mich auch nicht nach Durmstrang geschickt.“

Agnes legte die Stirn in Falten. „Durmstrang?“ fragte sie und blickte ihn leicht verwirrt an. „Ist das nicht die Schule ganz im Norden?“ Vincent nickte leicht. „Ja, meine Mutter kommt aus Norwegen“, erklärte er schlicht.

Agnes sah ihn verwundert an. „Kannst du dann Norwegisch?“ fragte sie und strich sich die braunen Haare zurück, um sich dann langsam in Richtung Klassenzimmer in Bewegung zu setzten. Vincent grummelte leicht. „Ein, zwei Wörter, mehr hat man mir nicht beigebracht, da – und das hat meine Mutter gesagt – norwegisch doch eh nur ein paar Zipfel sprechen würden.“ Agnes warf ihm einen ruhigen Blick zu. „Mh, dasselbe könnte ich von deutsch behaupten, “ lachte sie und hackte sich bei ihm ein. „Vielleicht kannst du deine Mutter ja ein wenig erweichen, “ meinte sie und zwinkerte ihm zu.
 

Fast wären sie daran vorbei gelaufen, an dem kleinen Gang. Gerade noch so, erkannte Agnes ein Büschel rotes Haar. „Ich glaube, wir sollten sie mal unterbrechen, sonst verpassen sie noch den ganzen Unterricht.“ „Lass sie doch, ich will das Gesicht von Longbottom sehen, wenn seine ehrgeizigste Schülerin zu spät kommt, weil sie mit dem Schulkühlschrank knutschen musste.“

Sein Grinsen war so breit, dass Agnes befürchtete, es würde noch seine Ohren erreichen. Sie schüttelte lachend den Kopf und betrat den kleinen Gang.

Rose und Scorp waren vollkommen vertieft, so dass Agnes es sich nicht nahm, sich anzuschleichen und dann: „Mrs. Weasley und Mr. Malfoy, was sind das den für Gepflogenheiten, “ ahmte sie McGonagalls Stimme nach. Rose und Scorpius fuhren auseinander und richteten sich noch im selben Schwung die Klamotten. Als sie dann aufblickten, wurden sie rot.

Agnes schüttelte sich vor lachen und vergaß einmal ganz ihr Contenance, Vincent tat es ihr nach und sein dröhnendes Lachen, war bestimmt noch bis nach Hogsmeade zu hören. „Agnes! Was fällt dir ein mich so zu erschrecken?!“ fauchte Rose und zupfte an ihrem Rock rum. „Hey, ich wollte dich nur Retten, denn der Unterricht, “ sie blicket auf ihre Uhr, „beginnt in genau, zwei Minuten.“ Alle vier rannten los.
 

Sie schafften es alle Pünktlich zum Unterricht und Rose war nicht mehr ganz so wütend. „So meine Lieben, dieses mal habe ich ein ganz besonderes Projekt für euch“, erklärte er und ein aufstöhnen machte die Runde. „Keine Angst, es hat nichts mit Pflanzen und Kräutern zu tun.“ Jeden der nun erleichtert seufzte, erdolchte Neville Longbottom mit seinem Blick.

„Nach den Weihnachtsferien, werdet ihr einen ausführlichen Bericht schreiben, warum und wie ihr Weihnachten und Silvester verbracht hat. Dieser Beicht geht dann an einen Schüler des gegenteiligen Hauses. Sucht also gut aus, mit wem ihr tauschen wollt, denn dieser stellt den Bericht auch vor.“ Schlagartig war es still in der Klasse, die Schüler beäugten sich gegenseitig. Welcher Löwe würde sich freiwillig mit welcher Schlange zusammentun und andersherum. Die Dachse hingegen nahmen das recht locker, genauso wie die Adler.

„Na toll, ich bin aufgeschmissen, “ murmelte Vincent. „Wieso, es wird doch wohl einen Gryffindor geben der sich deiner erbarmt, “ erklärte Agnes und schmunzelte leicht. Sie hatte ihren Partner schon gefunden.

Ann-Marie Silver war ein unheimlich nettes Mädchen und Agnes gab ihr regelmäßig, heimlich Nachhilfe in Verteidigung gegen die dunklen Künste. Vincent, verdrehte die Augen. „Na komm schon, Augen zu und durch.“ Und dann schleppte sie ihn erbarmungslos zu Oliver Wood Junior. „Wood, hier hast du jemanden, den du mit deinen stundenlangen Vorträgen über Quidditch langweile kannst.“

Die beiden Männer sahen sich ziemlich irritiert an, während Agnes sich zu Ann-Marie gesellte und der schon mal ein paar Infos entlockte. „Biest“, murmelte Vincent und Oliver stimmte ihm zu. „Keine Ahnung, wie sie es nach Ravenclaw geschafft hat“, murmelte er.
 

Die Winterferien rückten schnell heran und ehe sich Agnes versah, wartete sie bereits mit ihren Koffern auf den Zug. Neben ihr stand Rose, deren Gesicht war Steinhart, zwei Wochen ohne ihren Scorpius schienen für sie die reinste Hölle zu sein. Agnes seufzte auf. „Rose, verdammt, hör auf dich so zu benehmen, als würdest du Malfoy nie wieder sehen. Du schaust ja gerade so als würdest du dich in den nächst besten Sumpf werfen!“ giftete die Dunkelhaarige und packte ihren Koffer, nebenher fragte sie sich, warum Scorpius Rose nicht auch noch bei sich haben wollte auf dem Weg nach London.

„Haha, bekomm du doch von deinem Freund gesagt, das er sich früher verabschiedet um mehr Zeit für seine Freunde zu haben!“ knurrte sie und stiefelte in den Zug hinein. Agnes verdrehte die Augen.

„Ist ja gut“, murmelte sie, suchte sich ein Abteil aus und verstaute ihre Koffer sorgfältig. „Wo ist eigentlich dein Bruder?“ fragte Rose. Sie setzten sich und Rose zückte ein Buch. „Er bleibt in Hogwarts um seine Verlobte besser kennen zu lernen“, erklärte Agnes und sah geflissentlich aus dem Fenster.

„Mh, ich frage mich wann du es erfährst“, murmelte Rose und sah dabei ebenfalls nach draußen. Agnes gab ihr keine Antwort, doch der harte Zug um ihre Lippen, war antwort genug. Weasleys allerdings, die verstanden keine Andeutungen.

Der Zug setzte sich in Bewegung. Die Rothaarige vergrub sich schon fast in einem dicken Buch. Ihre Freundin konnte das schlicht belächeln. Sie hörte Schritte und blickte zur Tür. Vincent winkte sie zu sich. Eilig verließ Agnes das Abteil und trat zu ihm auf den Flur. „Hey, freust du dich schon auf zu Hause?“ fragte Vince ziemlich plump, doch Agnes verzog es ihm mit einem leichten Lächeln.

„Ja, ich freue mich sehr, auch wenn mein Bruder leider nicht mitkommt“, seufzte sie leise und lehnte sich an die Wand. Goyle schmunzelte leicht. „Familie scheint wirklich wichtig für dich zu sein, na ja, ich wollte dir eigentlich nur fröhlich Weihnachten wünschen und natürlich ein schönes Silvester.“ Agnes grinste leicht, dann umarmte sie den Quidditchtreiber und wünschte ihm ebenfalls ein schönes Fest und einen guten Rutsch.

„Man sieht sich, nach den Ferien“, murmelte sie leise und verschwand wieder zurück in das Abteil. Vincent starrte noch eine Weile lang auf die Stelle an der sie gestanden hatte. Dann setzte er sich mit unergründlichem Gesichtsausruck in Bewegung.
 

Endlich hielt der Zug, dachte Agnes und zog ihren Koffer hervor. Rose dagegen schien weniger begeistert. „Jetzt zieh nicht schon wieder so ein Gesicht“, brummte die Dunkelhaarige vorwurfsvoll und Rose setzte ein gekünsteltes Lächeln auf. Das sorgte für einen kleinen Lachanfall, endlich war die Stimmung ein wenig gelockert. „Und von wem wirst du abgeholt?“ fragte die Weasley und quetschte sich durch zur Tür. „Von meinen Eltern.“ Agnes verdrehte die Augen.

Draußen erwartete sie ein eiskalter peitschender Wind. „Na toll, muss es so kalt sein“, murmelte Rose und erntete ein erfreutes Lachen von Agnes. „Komm schon Rosie, es ist Winter.“ Dann umarmten sich die Freundinnen fest und wünschten sich gegenseitig ein schönes Weihnachten und befahlen einander sich zu schreiben. „Also, bis nächstes Jahr!“ rief Rose fröhlich und lief zwitschernd zu ihren Eltern.

Agnes hingegen atmete tief ein und suchte mit den Augen nach ihren Eltern. Eine leichte Aufgabe, ihr großer Vater war kaum zu übersehen und der gelbe Umhang ihrer Mutter genauso wenig. Langsam, fast schon bedächtig lief sie zu ihnen und hielt schließlich auf Armeslänge entfernt. „Hallo Mutter, Vater“, sie nickte ihm schlicht zu und Gustav verzog das Gesicht. Er hatte mit Wut gerechnet, aber nicht mit Kälte. Ein Schritt und dann schlang er seine Arme ganz Reinblutuntypisch um sie. „Sie es mir nach“, murmelte er an ihrem Ohr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Agnes konnte nicht anders als lächeln, denn sein Bart kitzelte sie. Dann nahm der große Mann wieder Abstand von ihr und ein Hauch von Flieder umwölkte sie. „Schön das du wieder da bist, wir haben dich schrecklich vermisst, “ sprach Auguste und zog sie in Richtung nächsten Kamin.

„Ich habe vier Rezepte herausgesucht, vielleicht findest du noch ein paar und ich würde dieses Jahr gerne Lebkuchen machen. Was hältst du davon?“ Gustav lachte leise und sah wie seine Tochter leuchtende Augen bekam, als sie den Ausführungen seiner Frau lauschte. Gerne hätte er ihr das Ganze erspart, sie einfach frei sein lassen. Aber des Blutes wegen war es unmöglich. Seine Finger zupften an seinem Bart, er war unzufrieden und glücklich zugleich.
 

Der Mensch hat freien Willen - das heißt, er kann einwilligen ins Notwendige.

Friedrich Hebbel

Attitude

Seit Tagen nun hatten sie Plätzchen gebacken und heute war endlich Heiligabend. Und vor allem Weihnachten. Noch immer war sie verwundert wie die Engländer noch einen Tag warten konnten, sie war mehr als froh, heute schon ihre Geschenke auspacken zu können. Dabei war sie eigentlich kein kleines Kind mehr, aber gerade das faszinierte sie so an Weihnachten, eben dieses Gefühl des Glücks und der Geborgenheit. Die letzte Kugel, dann war auch der Christbaum geschmückt. Die letzte Kerze, und das Haus leuchtete in warmen Tönen. „Es ist schön, dass du dich jedes Jahr so freust“, murmelte ihr Vater, blickte über seine Zeitung hinweg und lächelte. Agnes hatte ihm längst verzogen.

„Natürlich, Papa, es ist nun mal Weihnachten!“ rief sie aus und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann tänzelte sie in Küche, an den Hauselfe vorbei, die Geschäftig das Abendessen vorbereiteten, und stibitze sich ein paar Plätzchen. „Kind, willst du dich nicht langsam anziehen, wir erwarten Besuch.“ Die Augen ihrer Mutter funkelten finster, während sie das dunkelgraue Seidenkleid zurechtzupfte. „Besuch?“ Und es war ihr Herz das schlimmes ahnte.

„Ja, Familie Malfoy kommt uns Besuchen, damit du dich mit Scorpius bekannt machen kannst“, erklärte sie und sah erstaunt, wie alle Freude das Gesicht ihrer Tochter verließ. „Ness, was hast du denn?“ fragte sie und wollte schon auf Agnes zu treten, da hatte sich diese schon umgedreht. Der Boden war unter ihr aufgerissen, wie nur, wie konnte es ihre Eltern wagen, den schönsten Tag des Jahres so dermaßen zu zerstören.

Agnes war sich nicht sicher ob sie Haltung waren konnte, vor allem nachdem sie gehört hatte, das Draco Malfoy seinem Vater in nichts nach stand, wenn es um Kälte und Härte ging. Sie stürzte die Treppe hoch und schloss sich in ihr Zimmer ein. Tränen traten ihr in die Augen. Sie glitt an der Tür hinab, verbarg das Gesicht in den Händen und erlaubte sich zu weinen.
 

Sie atmete tief durch und blickte noch einmal in den Spiegel. Ihre Haare waren leicht gelockt, die Augen kaum geschminkt. Das dunkelblaue Kleid das sie trug, schmiegte sich an sie, wie eine zweite Haut, betonte ihre lange schlanke Gestalt und formte durch ein Band die Taille. Hinten war eine kleine süße Schleife.

Sie schlüpfte in die flachen Schühchen und strich den Knielangen Rock noch einmal glatt. Dann verließ sie das Zimmer und ging nach unten. „Da bist du ja, Kind, wir haben uns sorgen gemacht.“ Sie sah wie ihre Mutter die Arme ausstreckte um sie an sich zu ziehen, doch Agnes trat rechtzeitig zurück und wies einen Hauselfen an, das Licht im Esszimmer noch ein wenig zu verstärken.

Gustav seufzte und sah wie verändert seine Tochter jetzt wirkte, das eben noch glückliche Mädchen, mimte die kalte junge Frau. Eigentlich hätte er stolz auf sie sein müssen, doch irgendetwas in ihm, stimmte ihn traurig. Er hatte seine Kleine verloren, seinen wertvollsten Schatz und es zeriss ihn, wenn er sah wie unglücklich sie wirkte. Dabei hatte er gedacht das richtige zu tun. Agnes hatte sich nie über den jungen Malfoy beklagt, in sofern schien er ein guter junger Mann zu sein.

Trotzdem, er war nicht der richtige wie Gustav feststellte. Er konnte nur hoffen, dass es zwischen den Beiden einmal so werden würde, wie zwischen Auguste und ihm. Das irgendwann so etwas wie Liebe entstehen würde. Er atmete tief ein, dann spürte er wie jemand an die Tür trat, sein Schutzzauber war einmalig und er war froh ihn zu kennen.

Sie hörten wie sich die Tür öffnete und er sah wie Agnes sich aufrichtete. Dann trat sie in den Flur. „Willkommen im Hause Sturm“, sprach sie und begrüßte Astoria Malfoy höflich, dann schüttelte sie Draco Malfoy die Hand, was ihr einiges an Überwindung kostete, nur um kurz darauf fast zu erstarren.

Nur jahrelanger Übung, hatte verhindert, dass ihr die Züge entgleisten. Lucius Malfoy, stand dort. Respektvoll senkte sie den Kopf und knickste. „Ich wusste gar nicht dass du so höflich sein kannst“, schmunzelte Scorpius, der ganz Slytherinprinz, völlig gelassen klang. Agnes zwang sich zur Ruhe und schmunzelte nur leicht. „Du kennst mich eben nicht.“ Sie zwinkerte ihm spielerisch zu und geleitete sie dann in den Salon.
 

Gustav Sturm, nickte Draco Malfoy und seiner Familie nur schlicht zu. Agnes wusste, dass jeder dies als unhöflich auslegte, doch ihr Vater schuf damit Distanz. Auguste hingegen, ließ es sich nicht nehmen, Astoria leicht zu umarmen und den drei männlichen Malfoys die Hand zu schütteln. „Es freut mich, dass ihr hier seid“, erklärte sie und führte sie dann ins Esszimmer. Agnes war jedes Mal erstaunt über den Berg an Essen der sich dort auf der langen Tafel häufte. Ihr Vater nahm Platz am Kopfende, ihre Mutter links, ihr Gegenüber wohlweislich Astoria. Sie kannte diese Sitzordnung nur zu gut. Gleich würde sie zwischen zwei Malfoys sitzen. Ihr Magen drehte Loopings, während sie versuchte gelassen auszusehen. Sie kam sich eingekesselt vor, selbst wenn es Lucius Malfoy vorzog ihr Gegenüber zu sitzen und sie so nur einen Eisklotz als Nebensitzer hatte.

Vorsichtig aß sie, hielt sich an jede Regel, die man ihr schon als kleines Kind eingebläut hatte und achtete darauf nicht zu viel zu essen. Völlerei war in gehobenen Kreisen nicht gern gesehen. Gleichzeitig bewunderte sie ihre Mutter, die ganz locker das Gespräch in Gang hielt. „Agnes meine Liebe, es heißt du spielst hervorragend Klavier?“ Astoria lächelte sie an und die Dunkelhaarige konnte gar nicht anders, als zurück zu Lächeln. „Ja, das ist meine kleine Leidenschaft“, gab sie fast schon schüchtern zu. Wie ihr Vater immer gesagt hatte, hielten es die meisten Reinblüter für besser, wenn ihre Frauen überhaupt nichts konnten. In sofern fühlten sich Agnes wie auf einem See, mit einer Hauchdünnen Eisschicht, jeder Fehltritt konnte sie das Leben kosten. Gleichzeitig fragte sie ein Teil ihres Gehirns, warum sie es nicht versaute, dann war sie das Problem wenigstens los.

Ihre Erziehung machte ihr einen Strich durch Rechnung, sie konnte ihre Familie schlicht weg nicht blamieren. „Sei doch so lieb und spiel uns etwas.“ Auguste sah ihre Tochter auffordernd an. „Chopin“, setzte Gustav Sturm noch hinzu und der Raum schien zu Eis zu gefrieren. Agnes hatte noch nie erlebt, dass ihr Vater so kalt und abweisend war. Doch soweit sie das bis jetzt erkennen konnte, musste das mit Lucius Malfoy zusammen hängen. Sie verbot sich weitere Gedanken und erhob sich.
 

Zärtlich strich sie über den schwarzen Flügel, ehe sie sich elegant auf den Hocker setzte. Sie öffnete den Klavierkasten und legte ihre Finger auf die Tasten. Es war für sie schon immer etwas sehr besonderes, wenn sie Klavier spielte und daher zelebrierte sie das gerne. Sie atmete tief durch und die ersten Töne erklangen in dem sonst stillen Raum. Sie schloss die Augen und ließ sich von den angenehmen Klängen entführen. Das Stück war sehr fröhlich und daher tanzte sie bald über Wolken. Die Musik war ihre Zuflucht.

Leider war das Stück sehr kurz und bald verklangen auch die letzten Töne im Raum. Sie schloss den Klavierkasten und hätte fast geseufzt, schnell genug allerdings, wurde sie sich den Anwesenden bewusst. „Es scheint, dass du viel Zeit am Klavier verbringst, zu viel“, versetzte Lucius Malfoy und sie sah wie er das Gesicht verzog. Am liebsten hätte sie ihm lautstark die Meinung gegeigten, denn über das Klavierspielen ging ihr nichts, doch stattdessen zuckte sie gleichmütig mit den Schultern. „Jedem das seine, “ erklärte sie und hielt dem Blick des ehemaligen Todesessers stand. Die Musik hatte ihr neue Kraft gegeben und sie war sich nun sicher diesen Abend irgendwie zu überstehen.

Dennoch zogen sich die Gespräche ins Ewige. Gustav beteiligte sich kaum daran, und auch Lucius Malfoy schien nicht daran interessiert zu sein. Desto mehr unterhielten sich Astoria und Auguste und auch Draco und sein Sohn warfen die eine oder andere Sache mit ein. Agnes schwieg hauptsächlich, antwortete nur, wenn man sie fragte.

So zog sich der Abend schleppend voran und Agnes war unheimlich erleichtert, als Lucius Malfoy Anstalten machte aufzustehen.
 

Wie sie es gelernt hatte, begleitete Agnes die Malfoys zur Tür. Auf einmal spürte sie einen eiskalten Blick auf sich. Sie hob die Augen und erkannte, das Lucius Malfoy sie anstarrte. „Du hast noch einiges zu lernen, ehe du ein Teil unserer Familie werden kannst.“ Seine Stimme Klang herablassend und er sah ihr dabei nicht einmal in die Augen. Erneut ballte sich die Wut in ihr und sie spürte das sie kurz davor war zu platzten. „Lucius,“ murmelte Astoria empört, doch Agnes hob die Hand.

Dann trat sie ein paar Schritte auf den alten Mann zu und sah ihm direkt in die Augen. „Man lernt nun mal nie aus Mr. Malfoy, egal wie alt oder stur man sein mag,“ erklärte sie lächelnd, aber eiskalt, dann wandte sie sich ab, wünsche ihnen noch ein schönes Weihnachten und verschwand in Richtung Salon. Lucius Malfoy starrte ihr nach. „Was erlaubt sich dieses kleine Biest,“ zischte er, doch keiner hörte ihm zu.

Kaum hatte sich die dicke Eichentür geschlossen, atmete Agnes erleichtert auf. In ihrem Kopf fragte sie sich stumm, wie Scorpius wohl mit dem ganzen umging. Heute hatte er sich als ein einfacher Freund gegeben.

„Hatte das jetzt wirklich sein müssen?“ fragte ihre Mutter und sah besorgt drein. Gustav hingegen tätschelte ihr die Schulter.

„Guter Schachzug meine Liebe,“ erklärte er und ließ sich gutgelaunt in den Sessel senken. „Gustav! So wird sie nie dort klar kommen!“ fauchte Auguste und ließ sich wütend auf das Sofa fallen. „Ach Auguste, unsere Kleine ist stark genug, außerdem schadet es dem alten Kauz nicht mal wieder aufgemischt zu werden.“ Auguste seufzte nur und dachte daran, dass ihr Mann eben eine ganze besondere Persönlichkeit war.

„Können wir jetzt Geschenke auspacken?“ fragte Agnes. Gustav nickte und sah ihr zu, wie sie mit glücklichem Lachen die Geschenke in die Hand nahm. Es waren drei, seltsamerweise, Gustav fragte sich von wem das letzte war. „Oh danke, Daddy das ist genau die richtige Holztruhe für meinen Schmuck.“ Er konnte nur über kindliche Freude schmunzeln. Er liebte es sie so zu sehen, an Weihnachten, war sie ausnahmsweise nicht die perfekte Reinbluttochter.

Das Geschenk ihrer Mutter erfreute Agnes ebenfalls, es war ein Gemälde, basierend auf einem Foto, dass sie beim Klavier spielen zeigte.

Und dann war da noch das letzte Geschenk. „Das ist bestimmt von Scorpius Malfoy, oh er ist so ein charmanter junger Mann,“ schwärmte Auguste, doch Agnes schüttelte schlicht den Kopf. „Nein, das ist ganz sicher nicht von Malfoy,“ erklärte Agnes und öffnete vorsichtig das, in dunkelrotes Papier gewickelte, Geschenk. Zum Vorschein kam ein Buch. Es schien ein Tagebuch zu sein. Sie öffnete es und tatsächlich auf der ersten Seite befand sich ein Eintrag.
 

Nachdem ich aus unerfindlichen Gründen das Gefühl hatte, das du ein wenig Aufmunterung gebrauchen könntest, dachte ich, ich schicke dir ein kleines Geschenk.

Ich weis es klingt abgedroschen, aber so ein Tagebuch zu führen hilft tatsächlich, ich weis es aus Erfahrung. Insofern hoffe ich, dir hilft das kleine Büchlein, übrigens ist es gesichert, nicht das irgendeiner deine geheimen Gedanken aufdeckt.

Dein treuer Freund,

V.G.
 

„Wer ist V. G.?“ fragte ihr Mutter und sah verwirrt aus. Agnes jedoch ignorierte die Frage einfach und strich lächelnd über die erste Seite. Er war ihr wirklich ein guter Freund, und es fuchste sie, dass sie nichts für ihn hatte.

„Agnes, deine Mutter hat dich etwas gefragt,“ murmelte ihr Vater, der genauso neugierig war wie seine Frau. Die Dunkelhaarige sah auf und lächelt leicht. „Vincent Goyle, Sohn von Gregory Goyle. Er ist ein guter Schulfreund von mir,“ erklärte sie und sah verlegen auf das kleine Büchlein.

„War Goyle nicht ein Todesesser?“ „Natürlich Dad, genauso wie Draco Malfoy oder aber auch du, wenn ich dich daran erinnern darf,“ versetzte Agnes spitz. Ihr Vater nickte. „Ich weis, und ich bin auch gewiss nicht stolz darauf, aber, dann ist dieser Junge doch in Slytherin?“

„Nein Dad, du wirst doch nicht Gregor auf ihn ansetzten oder?“ Ihre Stimme schnellte in die Höhe. „War ja nur so Gedanke,“ murmelte Gustav leicht und strich seiner Tochter über den Kopf. „Fang bloß nichts mit dem Jungen an! Das kann nicht funktionieren, vergiss nicht, du bist nicht frei, wahrscheinlich genauso wenig wie er.“ Agnes setzte sich Kerzengerade auf. Der Gedanke war ihr noch gar nicht gekommen. Mit wem man wohl Vincent verlobt hatte. Sie stand auf und begab sich in ihr Zimmer, sie musste dringend einen Brief schreiben und sich bei ihm bedanken.
 

Auguste sah besorgt zu ihrem Mann. „Ich habe dabei kein gutes Gefühl,“ sprach sie und lief auf und ab. „Was soll schon dabei sein, es hat noch keinem geschadet ein wenig Liebeskummer zu ertragen,“ erklärte Gustav und ergriff die Hand seiner Frau. „Das meine ich nicht. Agnes ist sehr stark und stur, ich weis nicht ob sie nicht einfach alles stehen und liegen lässt.“ Auguste lehnte ihren Kopf an die Brust ihres Mannes und ließ zu, dass sie einen ruhigen Tanz begannen. „Du hast sie gut erzogen, Liebste, sie wird das richtige tun. Außerdem würde ich gern Malfoy’s Gesicht sehen, wenn unsere Tochter einen Goyle seinem Enkel vorzieht.“ „Gustav,“ empörte sich Auguste, doch der Sturm küsste seine Frau auf die Stirn und beendete somit das Thema. Erstaunlicherweise würden sie recht haben, aber auf eine Weise, die sie sich noch nicht vorstellen konnten.
 

Glück entsteht oft aus kleinen Dingen. Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.

Weisheit aus China

Surprise

Weihnachten war vorbei und Agnes Gedanken kreisten erneut nur um ein Thema, dass der Besuch der Malfoys ihr die Idee noch schmackhafter gemacht hatte, wirkte sich stark aus. Agnes begann sich bereit zu machen, es schien nur noch der letzte Funke zu fehlen. Sie setzte sich auf die Fensterbank in der dunklen Bibliothek und strich über das kalte Glas. Draußen war es bitterkalt und ein heftiger Wind zerrte an den Ästen einer großen Eiche. Sie wartete auf Vincents Antwort, schließlich hatte sie gefragt, ob er sie nicht besuchen wollte. Am Anfang war ihr das furchtbar aufdringlich vorgekommen, doch dann hatte sie ihren Mut zusammen genommen.

Doch seit vier Tagen kam keine Antwort, dabei wusste sie, dass ihr kleiner Turmfalke extrem schnell war. Sie seufzte, dann griff sie neben sich und schnappte sich den dicken Wälzer. Sie war nicht solch eine Leseratte wie Lucy oder Rose, aber auch sie nahm gerne mal ein Buch zur Hand, vor allem wenn es sich um klassische deutsche Literatur handelte. Sie lehnte sich zurück und las die ersten Worte Fausts. Sie versank. Fühlte mit Faust auf eine Art und Weise mit, die sie selbst erschreckte und dennoch las sie weiter. Das Buch wog schwer als sie schließlich das Ende erreichte. Drei Stunden später.

Sie seufzte tief und ließ das Buch sinken. Da hörte sie es klopfen, verwirrt öffnete sie das Fenster und ihr Turmfalke flog herein. „Hallo mein Kleiner, hast du Nachricht für mich?“ fragte sie und strich dem kleinen Vogel über den Kopf. Der hob schlicht seinen Fuß und wartete bis sie die Nachricht losgebunden hatte und er seine Belohnung bekam, dann verschwand er wieder nach draußen.

Vorsichtig rollte sie das Papier auseinander und erstarrte.

Ich komme in einer Stunde vorbei.

V. G.

Stand da ganz schlicht und Agnes, ganz verwirrt, stolperte aus der Bibliothek. Sie huschte nach unten, da klingelte es schon. Auguste kam aus dem Salon und öffnete die Tür.
 

Agnes reagierte blitzschnell lief auf den jungen Mann zu und umarmte ihn. Vincent lachte leise. „Das ist mal eine nette Begrüßung,“ meinet er und legte vorsichtig die Arme um sie. Doch Agnes wurde schnell bewusst was sie da gerade tat und nahm eilig abstand, das sie dann erkannte das er in Begleitung gekommen war, ließ ihr das Blut ins Gesicht schießen. Eilig richtete sie sich auf. Auguste lächelte gezwungen.

„Guten Tag, Mrs. Goyle, Mr. Goyle. Was verschafft uns die Ehre?“ fragte sie und klang dabei weit weniger höflich, als sie es sonst war. Doch die Goyles ließen sich davon nicht abschrecken. Mrs. Goyle, eine schlanke hochgewachsene Frau mit fast schwarzen Haaren, lächelte.

„Unser Sohn, wollte eine gute Freundin Besuchen und wir waren schlicht neugierig,“ erklärte sie und umarmte dann Agnes, die sich ganz perplex, gar nicht rührte. „Dann darf ich sie in diesem Haus willkommen heißen,“ erklärte Gustav, der erst jetzt hinzu trat. Wie immer wirkte er imposant und strahlte eine unheimlich Kraft aus, doch seine Stimme war angenehm ruhig, als wäre dies tatsächlich ein Treffen unter Freunden. Und ehe sich Agnes versah waren sie und Vincent alleine in dem Flur.
 

„Tut mir Leid,“ erklärte Agnes eilig. Vincent hingegen lachte nur. „Schön, dass du dich gefreut hast. Wie geht es dir?“ fragte er und berührte sanft ihren Arm. Da schoss ein Gedanke durch Agnes Kopf. Mit wem war er wohl verlobt? Sie verbannte den Gedanken, sie würde ihm damit nur zu nahe treten.

„Mir geht es den Umständen entsprechend. Dir?“ Zitterte ihre Stimme? Hatte sie Tränen in den Augen? Sie wusste es nicht. Vincent umarmte sie, presste sie fest an sich und sie spürte wie seine Hand über ihr Haar strich. „Du musst dich endlich entscheiden,“ erklärte er und vergrub das Gesicht in ihrem Haar. Agnes löste sich peinlich berührt aus dieser Umarmung und blickte in die graubraunen Augen. „Ich kann nicht,“ murmelte sie und starrte auf den Boden. Sie spürte seinen harten Blick, hörte sein Seufzen und spürte wie er nach ihrem Arm griff. „Was hältst du davon, wenn wir Silvester gemeinsam verbringen?“ fragte er sie ruhig und Agnes sah wieder auf. Dann überlief sie eine Welle der Freude. „Das wäre toll, aber ich weis nicht ob ich darf,“ murmelte sie und blickte wieder auf den Boden. Da hörte sie Vincent lachen. „Überlass das mal meiner Mutter,“ meinte er schmunzelnd. „Ok.“

Sie lächelte und lief voraus in den Salon. „Du hast eine wunderbare Mutter,“ erklärte sie. „Da hast du recht, sie ist diejenige die meine Familie zusammen hält und manchmal unsere Wünsche eisern durchsetzt.“ Konnte es sein, das seine Stimme gequält klang? „Ah, da seid ihr ja,“ sprach Mrs. Goyle und lächelte warm. Ihr Mann saß stumm neben ihr, aber es wirkte so, als wäre sie der Mund und er der Hintergrund.

„Wir haben gerade darüber geredet, dass die Jugend ihr Silvester unter sich verbringen sollte. Hast du nicht schon Scorpius eingeladen?“ Agnes verstand schnell, es viel nicht so auf, wenn sie zu viert gingen. Vincent neben ihr nickte. „Und ich denke Agnes, ich darf dich doch beim Vornamen nennen,“ Agnes nickte eilig, „wird bestimmt auch jemanden einladen wollen.“ Agnes nickte erneut und lief zum Fenster um Rose eine Nachricht zu schicken. Nur noch einen halben Tag und dieses Jahr wäre vorbei. Mrs. Goyle stand auf und Mr. Goyle tat es ihr gleich. „Auf wiedersehen.“ Noch ehe Agnes blinzeln konnte, waren sie schon aus dem Haus.

Vincent stand in der Tür und grinste lässig. „Meinst du Rosie kommt?“ fragte er und ignorierte großzügig das Agnes Eltern noch immer da waren. „Bestimmt, das lässt sie sich nicht entgehen,“ erklärte Agnes und ihr Lächeln war ein Stückchen zu breit.
 

Agnes hörte wie sich ihr Vater aus dem Sessel erhob. „Du bist also besagter Goyle.“ Agnes sah, wie ihr Vater Vincent für einen Moment musterte und dann an seinen Augen hängen blieb. „Ich kann davon ausgehen, dass du auf sie aufpasst?“ Sie hatte noch nie erlebt, dass ihr Vater so angespannt war. Es wirkte gerade so als wäre sie vierzehn und zum ersten Mal mit einem Jungen aus, was sie natürlich nie getan hatte. Vincent starrte ihrem Vater in die Augen. „Sie können sich auf mich verlassen, Sir.“ Noch einen Moment lang maßen sich ihre Blicke. Dann wandte sich Vincent ihr zu. „Willst du dich nicht umziehen?“ fragte er sie und zwinkerte kurz. Dann ließ er sich in einen Sessel fallen und deutete auf das Schachbrett. „Sir?“ Agnes sah, wie ihr Vater sich dem Goyle gegenüber setzte und den ersten Zug machte. Ihr Klappte fast der Mund auf, dann musste sie schmunzeln und verzog sich nach oben um sich zu richten.

Sie öffneten den Kleiderschrank und konnte ihr Glück kaum fassen. Sie vergaß den Wehmut, der sich die Tage über in ihre gesammelt hatte. Nun zählte nur das hier und jetzt. Sie zog eines ihrer Lieblingskleider heraus, es war schwarz und besaß eine rote, glitzernde Schleife. Sie trug es selten, denn ihrer Mutter gefiel es gar nicht. Agnes strich den Stoff glatt, steckte in wenigen Handgriffen ihre Haare hoch und legte ein leichtes Make-up auf. Sie war nie der Typ von Frau gewesen, der sich hinter Schminke versteckte. Die schwarzen Schuhe, hatten kaum Absatz, bei einer Größe von 1,70 cm war kaum an hohe Schuhe zu denken. Eilig lief sie die Treppe runter und schlitterte halb in den Salon. Mit dem „Schachmatt“ Vincents kam sie an. Beide Männer sahen auf. Agnes sah wie die Augen ihres Vaters anfingen stolz zu glitzern, Vincent dagegen lächelte schmal und stand auf.
 

„Komm, Malfoy hasst es zu warten.“ Er zwinkerte ihr zu und lief voraus. „Um zwei bist du wieder da,“ erklärte Gustav und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Agnes nickte lächelnd und folgte dem Goyle in den Flur. Sie apparierten kaum später.

„Wow,“ hauchte Agnes als sie sich umsah, sie befanden sich in London. Überall leuchtete es, die ganze Stadt schien nur so vor Leben zu strotzen. Auch wenn große Eile herrschte, denn die Menschen wetzten eilig an ihr vorbei, vermutlich nach Hause um die letzten Feuerwerkskörper abzuliefern. Vincent berührte sie leicht an der Schulter. „Komm.“ Sie folgte ihm durch verwinkelte Gassen und über große Straßen ehe sie vor einem Hochhaus hielten. An der Tür standen bereits Scorpius und Rose. Die beiden Frauen vielen sich in die Arme.

„Los, wir müssen da hoch.“ Vincent scheuchte sie fast schon in den Aufzug. „Man, Vince, es sind doch noch zwei Stunden,“ erklärte Rose und verdrehte die Augen. Sie kicherte. „Egal was du ihr gegeben hast Malfoy, es war eindeutig zu viel.“ Agnes nahm die Weasley am Arm und geleitete sie zuerst an die frische Luft. Sie standen auf dem Dach und hatten einen wunderbaren Ausblick über ganz London und vor allem auf die Themse, niemand verpasst in London dieses einmalige Feuerwerk. „Wow.“ Erneut staunte Agnes, eilig trat sie näher an die Brüstung und schaute sich neugierig um. „Ach komm, so besonders ist das doch nicht,“ erklärte Scorpius und legte den Arm um Rose. Ein stechen in Agnes Brust warf sie so schnell in die harte Realität zurück, das es schmerzte. Am liebsten hätte sie ihm alles ins Gesicht geschrien, die ganze Angst, den ganzen Kummer.

Stattdessen atmete sie tief durch und wandte sich ab. „Schon gut Malfoy, nicht jeder ist zwischen Betonwänden aufgewachsen,“ erklärte sie kalt und setzte sich auf die Brüstung. Eine warme Hand griff nach ihrem Arm, hielt sie aber nicht zurück. Die Sturm war dankbar für den stummen Trost. Schweigend betrachteten sie die hell erleuchtete Stadt.
 

Irgendwann hörten sie Big Ben schlagen. „Noch fünfzehn Minuten,“ verkündete Vincent, dann zog er eine Flasche Elfenwein aus der Tasche und Pappbecher. „Zum Anstoßen und darauf, das die erste Stunde im neuen Jahr keine Regeln kennt.“ Agnes kannte diese Tradition nur vom Hörensagen. Es hieß die erste Stunde hätte keine Regeln, denn egal war passieren würde, es würde nur ganz allein dieser Stunde gehören.

Agnes nahm den Becher entgegen und nippte an dem roten Saft. Genüsslich schloss sie die Augen. „Eichenfass, vier Jahre gelagert, trockener Sommerjahrgang.“ Rose neben ihr schnaufte. „Das ist nicht dein ernst oder?!“ „Sie hat recht, Eichenfass, vier Jahre alt und es war tatsächlich ein ziemlich trockener Sommer. So wie es aussieht, verstehen die Deutschen was vom Wein.“ Rose klappte die Kinnlade runter. „Reinblüter,“ murmelte sie nur und schüttelte den Kopf. Agnes lachte leise.

„Tut mir Leid, aber das wurde mir antrainiert, seit meinem sechzehnten Geburtstag, übe ich mich darin, das gehört zum Deutschen Reinblut, wie Feuerwhisky zu den Schotten.“ Nun grinste Rose. „Ok, ich gebe auf.“ Dann stießen sie zusammen an. „Ich habe gehört du würdest Wodka trinken,“ erzählte Scorpius. Es war als wäre man ihr auf die Füße getreten. Agnes atmete erneut tief ein. „Ich weis nicht von wem du das hast,“ erklärte sie und warf ihm einen wütenden Blick zu, „aber das stimmt nicht.“ „Ich dachte eure Familie unterhält gute Beziehungen nach Russland.“ Sie spürte wie er sie in die enge trieb, zum ersten Mal begann sie den Malfoy zu hassen.

„Mein Vater hat Beziehungen nach Moskau und Novosibirsk.“ Agnes zuckte mit den Schultern, spürte aber den wehleidigen Gesichtausdruck von Rose. Glaubte sie wirklich ihr Vater würde sie nach Sibirien verheiraten? Wobei, momentan wäre ihr sogar das lieber gewesen.
 

Vincent seufzte. „Es ist gleich so weit,“ erklärte er und half Agnes aus der Klemme. Beruhigend strich er ihr über den Rücken. Big Ben begann Mitternacht zu schlagen. Gleichzeitig flogen hunderte von Raketen über der Themse in die Luft. Agnes war völlig begeistert, beinahe verzaubert. Sie lächelte und konzentrierte sich auf die vielen Farben, die da vom Himmel regneten.

Neujahr.

Eine Stunde, so lange war sie frei. Sie spürte wie sich kräftige Hände um ihre Schultern schlossen und sie ließ sich gegen ihn sinken. Eine Stunde.
 

Eine Sekunde Freiheit ist mehr als 100 Jahre Gefangenschaft.

Maulbeere

Decision

Das Feuerwerk über der Themse verblasste langsam und eine seltsame Stille überzog ganz London. „Und was willst du in dieser Stunde machen?“ Seine Stimme klang hölzern. Agnes drehte sich zu ihm um. „Scorp und Rosie sind schon irgendwo hin verschwunden,“ erklärte Vincent nachlässig. Agnes sah sich verwundert um und tatsächlich, die beiden hatten sich in Luft aufgelöst. Zögernd blickte sie ihm wieder ins Gesicht. „Keine Ahnung,“ murmelte sie in die Stille. Er seufzte leise. Agnes schaute auf. Dunkelgrau traf auf graubraun. Vincent senkte sein Gesicht und Agnes spürte kaum eine Sekunde später harte, raue Lippen auf den ihren. Erschrocken schnappte sie nach Luft und entwich ihm, mit einem großen Satz nach hinten. Wieder blickten sie einander in die Augen, stumm.

Es vergingen Minuten. „Tut mir Leid, ich bin dir zu nahe getreten.“ Vincents Augen senkten sich auf den Boden, fixierten einen Kieselstein. Agnes atmete heftig ein. „Schon gut,“ erklärte sie und starrte auf das London Eye, das sich deutlich vom Nachthimmel abhob. Wieder senkte sich Stille über sie. Agnes Kopf war wie leer gefegt. All ihre Pläne waren einfach nicht mehr vorhanden, stattdessen tauchte vor ihren Agen nur zwei Graubraune Seelenspiegel auf.

Sie musste ihn nicht ansehen um zu wissen, dass seine Augen einen dunkleren Ton angenommen hatten. Sie drehte sich zu ihm. Vincent starrte noch immer auf den Boden. Ihre Hand umfasste den goldenen Ring, der seit zwei Tagen um ihren Hals hing, Scorpius’ verspätetes Verlobungsgeschenk. Sie presste ihre Hand so fest zusammen, dass sich der Ring schmerzhaft in ihre Handfläche presste. Dann endlich, fasste sie einen Entschluss.
 

Drei Schritte, dann stand sie vor ihm. Zwei Sekunden um ihm die Arme um den Hals zu legen, noch einmal zwei um tief einzuatmen. Eine halbe Sekunde und sie hatte ihn auf ihre Höhe gezogen. Eine Sekunde und ihre Lippen trafen die seinen. Sie waren erstaunlich kalt, war ihr erster Gedanke. Sie hatte die Augen offen, blickte in seine, die funkelten wie Seen im Mondschein. Sie spürte wie sich, selbstbewusst wie er war, seine Hände um ihre Hüfte schlangen und sie näher zu sich zogen. Der Kuss wurde leidenschaftlicher. Sie öffnete die Lippen um ihn schmecken zu können. Seine Zunge traf auf die ihre. Ein bisschen unbeholfen zog sie sich zurück, ließ ihn machen. Agnes schloss die Augen. Frei.

Zumindest für eine Stunde, es war ihr egal. Er presste sie an sich, suchte gierig nach diesen weichen Lippen und ließ sie kaum nach Atem schnappen.

Alles begann um sie herum zu drehen, ein Karussell aus unausgesprochenen Gefühlen und bitterer Verzweiflung. Schließlich ließen sie von einander ab. Doch Agnes spürte wie sich sofort seine Hände noch fester um ihre Hüfte schlossen. „Darf ich dir eine Frage stellen?“ Agnes Stimme klang leise, fast ein bisschen verloren. Vincent nickte und löste nun doch eine Hand um ihr über die Wange zu streichen.

„Mit wem bist du verlobt?“ Es war ein Peitschenhieb in der Stille. Vincent löste sich abrupt von ihr. „Warum willst du das wissen?“ fragte er und seine Augen schienen schwarz zu werden. Er verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. Agnes starrte auf ihre Füße. „Weil du mir ein guter Freund bist und ich…“ Ja was wollte sie eigentlich? „Ich möchte mich nirgends dazwischen drängen,“ erklärte sie schließlich und schloss die Augen. Das sie auch immer in die Fettnäpfchen treten musste. „Falls es dich beruhigt. Ich bin nicht verlobt,“ sprach er schließlich in die Stille hinein, aber sein Blick lag kühl auf ihr.
 

Agnes hob den Kopf und Tränen traten ihr in die Augen. Nicht alle Reinbluterziehung dieser Welt hätte die salzigen Tropfen aufhalten können. „Tut mir Leid,“ stammelte sie völlig unbeholfen und fragte sich warum sie nun eigentlich weinte. War es weil sie erleichtert war, oder weil sie wusste, egal was passieren würde, sie würde nie so frei sein können wie er? Sie spürte warme Hände die die Tränen fort strichen und seine kühlen Lippen die ihre Wangen mit Küssen benetzten.

Schließlich fanden sich ihre Lippen wieder zu einem neuen Kuss, voll Leidenschaft und Angst. Die Zeit schien stehen zu bleiben, während sich seine Arme um ihre Taille schlangen und ihre Hände sich in seinen Haaren vergruben.

Freiheit.

„Euch kann man auch keine Sekunde lang allein lassen oder?“ fragte eine helle klare Stimme in die Stille hinein. Agnes riss die Augen auf und sie fuhren auseinander. „Oh wir wollten euch nicht stören,“ sprach Rose Weasley und lächelte freundlich. Agnes Hand fuhr zu ihren Lippen. Kalter Schweiß brach ihr aus.

Sie spürte einen eiskalten Blick und wurde sich ihrem Fehler bewusst. Mit einem Schlag war sie wieder im Käfig gefangen. Sie sah wie Vincent Anstalten machte ihre wieder näher zu kommen, doch da tastete ihre Hand schon nach dem vertrauten Stück Holz.

Das letzte was sie hörte war Rose’ verwirrtes „Was?“ und Big Ben der ein Uhr schlug, dann war sie verschwunden.
 

Sie stürzte in den Flur und rannte die Treppe hoch, ignorierte das Rufen ihrer Mutter, öffnete ihre Zimmertür, schlug sie hinter sich zu und verschloss sie Geistesgegenwärtig mit einem Zauber. Dann ließ sie sich auf das Bett fallen und starrte auf das Kissen unter sich. Kälte breitete sich in ihr aus. Was hatte sie nur getan?! Wo war ihr Kopf gewesen, warum hatte sie sich so gehen lassen? Und vor allem, warum war sie so dumm gewesen und hatte von etwas gekostet was sie nie bekommen würde? Ihr Kopf bombardierte sie mit Fragen, aber der Rest ihres Gehirns befand sich in Schockstarre.

Sie drehte sich und starrte an die Wand, betrachtete leblos die winzigen Körner, die sich mit winzigem Schatten von der weißen Wand abhoben. Dann rührte sie sich nicht mehr. Sie begann ganz tief in ihr drinnen eine Kette um ihr Herz zu legen, eine aus unzerstörbarem Stahl, aus dicken Gliedern und eisiger Temperatur. Ihr Herz schloss sich sorgfältig und damit verbannte sie auch den Schmerz und die Verwirrung.

In ihrem Kopf formte sich ein Gedanke, einer der die Lösung all ihrer Probleme beinhaltete. Sie schlief mit einem Lächeln ein, das jedem Angst eingejagt hätte, denn es bestand aus purem Eis.
 

Die folgende Woche verbrachte Agnes mit sorgfältiger Vorbereitung. Ihr Plan musste perfekt sitzen um ihrer Familie entsprechend Schutz zu bieten und niemanden zu verletzten. Sie tüftelte mit einem Ehrgeiz daran das Auguste und ihr Mann sie mit seltsamen Blicken bedachten, doch Agnes ignorierte sie, das hier war ihres, ihr Masterplan. Ihre Mundwinkel zuckten leicht, als er endlich fertig war. Stolz und Mut erfüllte sie. Endlich war es soweit.
 

Es ist unglaublich, wie viel Kraft die Seele dem Körper zu verleihen mag.

Wilhelm von Humboldt

Revenge

Nie hätte sie gedacht, dass es so schnell passieren würde…
 

Agnes seufzte leise und öffnete die Augen. Montag. Zwei Wochen lang lief die Schule schon wieder und raubte ihr jede Freizeit. Es war anstrengend ständig lächelte sie Rose an, täuschte die Rothaarige, versuchte Vincent aus dem Weg zu gehen und auch Scorpius ignorierte sie so gut sie konnte.

„Komm schon Sturm, wir haben nicht ewig Zeit.“ Rose zog ihr die Bettdecke weg und schubste sie halb von der Matratze. „Ja, ist ja gut,“ stöhnte Agnes und tapste in Richtung Bad. Warum noch mal war sie mit Rose befreundet? Vielleicht, weil sie in den letzten zwei Wochen kein Wort über Silvester verloren hatte. Vielleicht, weil sie neuerdings viel mehr Zeit mir ihr verbrachte als mit ihrem Freund.

Das kalte Wasser prallte auf Agnes Körper, ließ sie frösteln. Es war wie das aufwachen aus einem schönen Traum, die harte Realität jagte ihr Angst ein. Sie stieg aus der Dusche trocknete sich ab und starrte in den Spiegel. Ihr langer Körper war dürr geworden, vor allem ihr Gesicht schien wie eingefallen. Frustriert zauberte sie sich ihre Haare trocken und die Schuluniform an.

„Jetzt komm endlich.“ Merlin seit wann war Rose eigentlich so überpünktlich. Gemeinsam verließen sie den Schlafraum und rannten halb in den großen Saal. Doch vor der Tür zog Rose sie zur Seite und ehe sich Agnes versah standen sie in einem kleinen Lagerraum. Und direkt vor ihrer Nase Vincent.

„Was soll das?“ fragte Agnes und hielt Rose am Arm fest, die schon wieder verschwinden wollte. „Na ja, ich dachte ihr wolltet euch vielleicht aussprechen,“ erklärte Rose nicht im mindesten beeindruckt. „Da gibt es nichts zu reden Rose.“ Agnes Stimme wurde kalt, ihr ganzer Körper reckte sich in die Höhe.

„Aber-.“ „Nichts aber, Rose, es war nur diese eine Stunde Spaß, nichts weiter.“ Es zeriss Vincent, wenn er diesen kalten Blick sah, in dem so viel Schmerz lag, doch er nickte. „Sie hat recht,“ setzte er hinzu und drängte sich an den Frauen vorbei nach draußen.
 

Als sie den Saal betraten, spürte Agnes deutlich den Blick Vincents in ihrem Rücken, sie drehte sich zu ihm und warf ihm einen jener Blick zu, die jedem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Dann drehte sie sich wieder um und setzte sich zum essen. Gebannt lagen die Blicke von Louis und Lucy auf ihr. „Die Show ist vorbei, konzentriert euch besser auf das essen,“ erklärte Agnes und warf Rose einen tödlichen Blick zu.

Diese jedoch schmunzelte nur leicht und zuckte mit den Schultern. In tiefer Stille zog sich das essen und schnell war Agnes genervt. Warum konnte nicht einfach alles so sein wie vorher? Es machte sie rasend.

Plötzlich breitete sich in der gesamten Halle Stille aus. Agnes hob den Blick und traf den ihres Bruders der ganz gelassen mitten zwischen den Tischen stand und sie auffordernd anblickte. Merlin, nicht auch noch er, dachte sie, während sie aufstand und auf ihn zu trat. „Was ist?“ giftete Agnes und strich sich die Haare zurück. Georg seufzte leise. „Komm.“ Gemeinsam liefen sie zum See. „Was ist?“ wiederholte Agnes, und ihre Stimme rutschte unter den Gefrierpunkt. Georg seufzte.

„Ich hab keine Ahnung, was da zwischen dir und Vincent läuft, genauso wenig wie ich nach voll ziehen kann was zwischen Rose, Scorpius und dir ist. Aber könntest du mir mal erklären, warum du seit Wochen rum läufst wie ein Zombie, mit einem Lächeln aus Stein?“ Georg war aufgebracht, wütend. Agnes ließ sich auf das Gras sinken, ignorierte das es feucht war, und legte die Stirn auf ihre Knie. „Frag lieber nicht. Es ist so kompliziert,“ erklärte sie und hob, dann doch den Blick um das Gesicht ihres Bruders zu mustern. „Vielleicht wird es einfacher, wenn du es mir erklärst. Ich meine, das zwischen Rose, Scorpius und dir kann ich halbwegs nachvollziehen und ich weis nicht wie du das aushältst, mich würde es längst zerfressen.“

Sie blickte ihn an und zog die Augenbrauen hoch. Georg schmunzelte leicht. „Bei uns Männern ist das einfacher. Was ist also zwischen dir und dem Goyle?“ fragte er und setzte sich neben sie. „Da ist nichts, nur eine kleine Dummheit, nichts wichtiges.“ „Du warst schon immer schlecht im Lügen. Du magst ihn also?“ Agnes stand auf, zog sich Schuhe und Strümpfe aus und watete in den See, das eisige Wasser gab ihr Kraft und Mut.

„Wie gesagt, da ist nichts. Nichts von Bedeutung.“ Sie hörte wie Georg aufstand. „Lass es nicht zu, Schwesterherz, es würde dich zerstören.“ Seine Schritte entfernten sich.

Agnes blieb noch eine Weile stehen. Nichts von Bedeutung, lächerlich. Sie machte sich und allen anderen etwas vor.
 

Der Unterricht, der folgte, zog sich unendlich dahin und Agnes schaffte es kaum die Augen offen zu halten. Als Agnes und Rose schließlich die Klassenzimmer zum letzten Mal für heute verließen, war das allgemeine Aufatmen praktisch spürbar. „Endlich, ich dachte die Stunde nimmt nie ein Ende,“ stöhnte Rose und fuhr sich durch die Haare. Agnes lachte leise. „Ich treffe mich jetzt mit Scorp, treffen wir uns um fünf vor Hagrids Hütte?“ Agnes legte den Kopf schief. „Ja, klar.“ Rose grinste wuschelte Agnes durch die Haare und sauste davon. Die Sturm schüttelte den Kopf.

Sie zog sich in die Bibliothek zurück, ein Aufsatz war in alte Runen fällig. Sie nahm sich einige dicke Wälzer zur Hand und versuchte nicht genervt aufzustöhnen. Es war aber auch unfair von Professor Beadle zu denken, dass sie nichts zu tun hätten. Frustriert fuhr sich Agnes durch die Haare und sah buchstäblich zu, wie sich auf ihrer Uhr die Zeiger fortbewegten. Bald war es Zeit zu gehen. Agnes legte die dicken Bücher zurück und machte sich auf, Rose zu treffen.

Sie verließ das Schloss und blickte hinab auf Hagrids Hütte. Ein paar Minuten später sah sie Rose kommen. Und Patricia Parkinson, lief eilig auf sie zu. Agnes hob die Augenbrauen und griff automatisch zum Zauberstab. Patricia war schon immer feindselig gegenüber Rose eingestellt gewesen und so machte sich Agnes daran auf Rose zu zugehen. Sie sah wie Patricia Rose am Arm festhielt und ihr irgendetwas sagte. Dann deutete sie auf Agnes.

Als die Sturm das Gesicht ihrer besten Freundin sah, war klar was die Parkinson gesagt hatte. Es war vorbei.
 

Alle Gefühle standen Rose ins Gesicht geschrieben. Verwirrung, Angst, Trauer und Hass. Rose hatte Tränen in den Augen. Agnes drehte sich um und lief los. Ihren Plan musste sie wohl vorziehen. Sie verließ das Schild um Hogwarts und apparierte augenblicklich.

Das Malfoy Anwesen lag karg da in der kalten Winterlandschaft. Die dunklen Läden knarrten im Wind. Agnes hob die Hand und klopfte an die große Eichentür. Kaum einen Moment später öffnete sich diese und ein Hauself begrüßte sie.

„Ich möchte zu Mr. Malfoy,“ erklärte sie und zupfte kurz an ihrer Schuluniform herum. Jetzt machte sich Angst in ihr breit. Sie folgte dem Hauself und stellte sich das Gesicht von Rose vor, dass das sie eben erst gesehen hatte. Ihr Herz zeriss. Eine weitere Tür öffnete sich und sie sah Draco Malfoy in einem Sessel, er las gerade Zeitung, seine Frau saß ihm gegenüber und blätterte in der Hexenwoche. Draco legte die Zeitung beiseite und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Agnes reckte das Kinn.

„Ich löse hiermit die Verlobung,“ erklärte sie mit leerer Stimme. Schlagartig drehte sie sich um, um aus dem Haus zu flüchten.

„Was fällt dir ein du elendige Göre?!“ Lucius Malfoy stand kaum einen halben Meter von ihr entfernt und versperrte die Tür. Agnes spannte sich an. „Würden sie mich bitte durchlassen, es ist alles gesagt.“ Ihre Stimme wurde eiskalt. Ihre Augen strahlten vor Hass. Lucius hob den Zauberstab. Sie spürte wie die Luft sich mit Spannung auflud. Hinter sich hörte sie wie Draco Malfoy aufstand. Agnes reagierte. Bevor auch nur ein Wort aufkam oder Lucius einen Fluch aussprechen konnte, hob sie ihren Zauberstab und zielte.

Ab Air!“ Lucius wurde buchstäblich aus dem Weg geschleudert. Agnes verließ eilig den Raum und das Haus. Sie apparierte keinen Moment später.

„Das war alte Schule,“ murmelte Astoria und Draco nickte. „Sie ist eben ein Reinblut.“
 

Kaum war sie in Hogwarts, rannte sie zu ihrem Schlafraum. Agnes holte den Koffer vom Schrank „Locomotor Kleidung“ und schon schwebte jedes Kleidungsstück für sich in den Koffer.

Die Tür öffnete sich und Agnes sah in Rose’ Gesicht. Ihre Wangen waren gerötet vom weinen, in ihren Augen standen noch immer Tränen und wartete nur darauf auch über die Wange fließen zu können. Rose schniefte, während Agnes eilig weiter packte. „Was machst du da?“ fragte die Weasley schließlich und putzte sich die Nase. „Koffer packen,“ antwortete ihr Agnes und ging dazu über mit den Händen ihr Nachttischchen auszuräumen. „Wo willst du hin?“ fragte Rose verwirrt und ließ sich auf ihr Bett sinken.

Agnes hielt inne, auch ihr traten jetzt Tränen in die Augen. „Merlin, Rose, ich muss hier weg, das geht so nicht, aber wenn es dich tröstet. Ich habe die Verlobung gelöst, Malfoy gehört dir.“ Agnes schloss den Koffer und wand auch auf ihn Locomotor an. „Warum gehst du dann?“ Jetzt klang Rose Stimme wütend. Agnes hob den Blick erneut.

„Weil ich unter dieser Schande nicht leben kann. Ich bin ein Reinblut Rose, ich kann dem nicht gegenübertreten. Ich gehe, und ich denke das ist auch besser für uns Rose. Es tut mir Leid.“ Die ersten Tränen rannen über Agnes Wangen.

Sie griff sich um den Hals und löste die Kette mit dem Verlobungsring. Sie trat auf Rose zu und legte ihr die Kette um. Dann hauchte sie der Rothaarigen einen Kuss auf die Stirn. „Es tut mir Leid.“

Sie verließ Hogwarts kaum später. Sie blickte nicht zurück.

Sah nicht wie ihr drei Gestalten hinterher blickten. Sie lief stur gerade aus und apparierte mit dem Koffer in der Hand.
 

*----*----*----*----*----*----*----*----*----*----*----*----*----*----*----*----*
 

4 Tage später….

„Was meinst du wo sie hin ist?“ Rose Stimme klang irgendwie leer. Scorpius hob die Schultern. „Keine Ahnung, ihre Eltern haben eine vermissten Anzeige aufgegeben, sogar bei den Muggeln.“ Rose sah auf, als schwere Schritte den Raum betraten.

Vincent Goyle sah schrecklich aus. Sein Gesicht war so blass wie ein weißes Blatt. Seine Augen saßen tief in den Höhlen und strahlten leere aus. „Und was bitte war der Grund für ihr verlassen?“ fragte er und ließ sich ihnen gegenüber auf den Boden sinken. „Unsere Verlobung, Ex-Verlobung,“ erklärte der Malfoy, doch Vincent schüttelte den Kopf.

„Nein, was war der direkte Auslöser?“

„Na du bist lustig, du hast doch auch gesehen das sie geht und nach ganzen vier Tagen, kommst du auf die Idee nach dem Warum zu fragen!“ zischte Rose und warf ihm einen Blick voller Wut und Verzweiflung zu. Doch anstatt nun ebenfalls wütend zu werden, seufzte Vince nur.

„Patrica hat es Rose erzählt, dadurch hat sie ihren Plan früher durchgezogen,“ erklärte schließlich Georg Sturm der den Raum betrat. „Das heißt, sie wäre irgendwann auf jeden Fall gegangen?“ fragte Rose und löste sich von Scorpius. Georg nickte leicht und lächelte, aber er sah eher so aus würde er gleich seine Maske verlieren. „Agnes hat es mir geschrieben.“ „Du weist wo sie ist?“ Vincents Stimme hatte automatisch einen hoffnungsvollen Ton angenommen. Doch der Sturm schüttelte den Kopf. „Nein, sie hat nicht mal mit ihrem üblichen Falken geschrieben. Irgendeine Posteule kam bei mir vor zwei Tagen an. Sie hat sich in Luft aufgelöst, und ich denke das war ihr Plan seit den Weihnachtsferien.“ Georg stieg die Treppen in den Schlafraum hinauf und sie hörte nur noch ein hoffnungsloses seufzen.

Die vier Schüler sahen sich in ihrer wortlosen Verzweiflung gleich.
 

Vincent lief durch die Gänge, auf der Suche nach diesem elendigen … Er bremste sich aus und lief in einen der versteckten Gänge und er hatte Glück. Patricia Parkinson hatte sich in eine Nische gesetzt und schrieb irgendetwas. „Na Parkinson wie geht es dir?“ Ganz absichtlich positionierte er sich so, dass kein Licht aus dem Gang die Nische mehr erreichte. Die Parkinson blickte ihm in die Augen. Unsicherheit legte sich auf ihr Gesicht. „Gut und dir?“ Vincent Goyle lachte. Eine Hand griff sich den Pulli der Slytherin und zog sie näher zu sich ran. „Du elendiges kleines Biest, du bist es nicht wert auf dieser Welt zu sein.“ Seine Stimme war voller Hass. Er zückte seinen Zaberstab und genoss die Angst im Gesicht der Parkinson. „Ich hoffe für dich, dass bald jemand hier vorbeikommt.“ Helles Licht erfüllte den Gang und ein Körper viel zu Boden. Rache war schlecht, das wusste der Goyle doch es befriedigte ihn unheimlich. Er verließ den Gang und rieb sich die Fäsute, es wurde Zeit für eine Partie Quidditch. Da kam ihm Scorpius gerade recht, der ihn mit einem wissenden Lächeln begrüßte. Es war nicht schlecht Slytherin zu sein.
 

Aber Rache ist ein ergötzlicheres Gut als das Leben selbst.

Juvenal
 


 

So, jetzt muss ich noch eine „kleine“ Erklärung abgeben. Denn nachdem ich endlich dieses Kapitel fertig habe (5-mal geschrieben, 4-mal komplett gelöscht -.-), habe ich entschieden das es doch nicht das Letzte wird. Eigentlich sollte das hier der Abschluss sein und ich wollte euch voll im offenen hängen lassen ;). Aber dann habe ich gemerkt, dass ich das einfach nicht kann, also entstand kurzerhand ein Epilog. Nun, da ich aber irgendwie immer noch das Gefühl habe, das irgendetwas fehlt (ich habe ein faibel für Happy Ends -.-) wird wohl doch eine Fortsetzung folgen, obwohl ich überhaupt kein Fan davon bin, ich habe dabei immer das Gefühl, das die Fortsetzung schelchter wird *seufz*. Nun (ja eines meiner Lieblingswörter ^^) ich habe schon begonnen daran zu schreiben, also könnt ihr euch bald selbst davon überzeugen.
 

Liebe [user] Lionness [/user], erstmal Danke für deinen Kommis und dann zur Frage, ob und warum Rose so perfekt erscheint, denn das sollte sie wirklich. Ich wollte einfach, dass sie einen starken Kontrast zu den kalten Reinblütern gibt, dass sie ein Schatz wird, für den es wichtig und richtig ist sich dafür einzusetzen.
 

So zum ende hin, hoffe ich ihr freut euch auf den Epilog ;)

LG MaBe

Variation

Durmstrang.

Agnes starrte den Berg hinauf. Die zinnoberroten Wände ließen die Burg erschreckend stark auffallen und für einen Moment fragte sie sich ob die Menschen Durmstrang nicht schon längst entdeckt haben, doch dann erinnerte sie sich an die mächtigen Schutzzauber die es umgeben mussten. Sie atmete die eisige Luft tief ein und fragte sich, ob es im Sommer mehr als 10°C geben würde. Sie fröstelte und eilte die tausend Steintreppen hinauf, die zum Eingang führten. Ihr Koffer war wahrscheinlich schon dort nur sie, sie hatte die extra Tour nehmen müssen um die Gegend kennen zu lernen. Sie seufzte leise und brachte auch die letzten Stufen hinter sich.

Außer Atem erreichte sie das Tor und hielt inne, das riesige Gitter verbarg kaum die massigen Teile des Gebäudes die von unten noch so filigran gewirkt hatten. „Willkommen auf Durmstrang, Miss Sturm.“ Agnes fuhr zusammen und drehte sich zur Seite, ein Mann groß und schlank stand hinter dem Tor, er trug einen silbernen Umhang und darunter einen Frack. Und obwohl ihm der Wind eiskalt ins Gesicht peitschte, fröstelte er nicht einmal. Agnes richtete sich ein wenig auf. „Beeindruckend,“ gab sie zurück. Der Mann auf der anderen Seite schmunzelte. Ein wink seines Zauberstabs und das Tor öffnete sich laut quietschend. „Nun, sie werden sich daran gewöhnen. Folgen sie mir,“ erklärte er und lief vorne draus.

Agnes folgte ihm in gewissem Abstand und bewunderte die vielen kleinen Zinnen und Dächern, die die Burg schmückten. Doch bald war ihr der Blick darauf versperrt, durch ein zweimannshohes Eisentor schritten sie, vorbei an Statuen vergangener Burgherren.

Schließlich blieb der Mann stehen. „Ich bin Vladimir Gromow, wenden sie sich in allen belangen bitte an mich. Nun, der Direktor erwartet sie, es passiert selten das ein Schüler noch so spät zu uns wechselt.“ Für einen Moment blitzte Neugier in den kleinen Augen auf, dann verschwand er in einen kleinen Gang.
 

Agnes atmete tief durch, jetzt hieß es Augen zu und durch. Es war ihr noch immer ein Rätsel wie er es hinbekommen hatte, das sie tatsächlich Durmstrang besuchen durfte. Sie klopfte vorsichtig an die dicke Eichentür und betrat den Raum dahinter nach einem kurzen „herein“. Drinnen herrschte absolute Dunkelheit, nur das ein oder andere schwebende grüne Licht, sorgte dafür, dass man nicht wahllos gegen Schränke und Kisten stolperte. „Bitte sie mir folgen,“ sprach ein kleiner Hauself, der mit einem grünen Schal und ebenso grünen Schühchen bekleidet war. Agnes folgte ihm brav.

Eine weitere dicke Eichentür und sie stand vor einem ausladenden Schreibtisch, der säuberlichste aufgeräumt war, dahinter saß ein Mann, hochgewachsen mit einem hageren, länglichen Gesicht. Die schlohweißen Haare gingen ihm glatt bis zu den Ellenbogen und waren hinter spitze Ohren gekämmt. „Miss Sturm,“ er deutet auf einen schwarzen Stuhl, direkt vor Agnes, die ließ sich in das Leder sinken und lächelte den dürren Mann an. „Ich bin Sergei Petrow, der Direktor,“ stellte er sich kühl vor, seine Stimme klang kratzig, wie ein Kettenraucher.

„Nun, ich heiße sie und die Spende an unserer Schule willkommen, ich hoffe sie fühlen sich hier wohl.“ Er stand auf glitt erstaunlich behände zu einem dunklen Schrank und zog ein paar Blätter heraus, dann setzt er sich wieder und sah sie mit unergründlichen Blick an.
 

Er schob ihr die Blätter vor die Nase. „Die Verhaltensregeln, der Stundenplan und sonstige Informationen. Ich bitte sie, sich dies genau durch zu lesen, verstöße werden bei uns äußerst scharf bestraft. Nun, ich denke sie können nun gehen.“ Er wandte sich dem Hauself zu. „Vaiva, bring Miss Sturm auf ihr Zimmer,“ befahl er kalt und ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken. Er sah nicht auf, als Agnes dem Hauself nach lief. Draußen zog eisiger Wind an ihrer Kleidung und sie war froh auf seinen Rat gehört zu haben, möglichst dicke Kleidung mit zu nehmen.

Für einen Moment glitten ihre Gedanken zurück, als sie zu Hause in aller Eile ihre Koffer getauscht hatte, ihre Mutter hatte so ängstlich ausgesehen, so verloren. Und Agnes, ja sie hatte nicht mehr über ihr Herz gebracht, als einen kurzen zärtlichen Kuss auf die kalte Wange ihrer Mutter und einem schlichten „Es tut mir leid.“.

Gequält schloss Agnes die Augen und versucht sich auf das hier und jetzt zu konzentrieren, es brachte nichts in der Vergangenheit zu schwelgen, das würde ihr nur unnötige Schmerzen bereiten und Agnes war nicht bereit Schwäche zu zulassen. Sie öffnete die Augen und versuchte sich, in Ermangelung einer richtigen Ablenkung, sich auf den Weg zu konzentrieren und ihn sich einzuprägen.

Verworrene Gänge und heimelige Ecken, wie in Hogwarts suchte sie vergeblich, stattdessen liefen sie nur durch kerzengerade Gänge, die hin und wieder in andere ebenso gerade Gänge mundeten. Am Schluss eines solchen Ganges stiegen sie eine hölzerne Treppen hinauf, die unter Agnes Schritten schrecklich laut quietschten. Sie fragte sich wo wohl die ganzen Schüler abgeblieben waren. Diese Frage stellte sie auch Vaiva. „Schüler nicht dürfen laut sein, haben Unterricht ohne Pause,“ antwortete der kleine Hauself und tapste ohne zu zögern weiter. Agnes schluckte, sie hatte ja viel über Disziplin in diesen Gemäuern gehört, aber das es dermaßen streng war. Sie blickte auf die Blätter in ihren Händen und verdrehte die Augen, eigentlich hätte es ihr ja klar sein müssen.
 

Sie verließen das Treppenhaus und liefen durch noch einen Gang, der alle zwei Meter durch eine hölzerne Tür durchbrochen wurde auf der seltsame Figuren eingeritzt waren. Sie hielten vor eben solch einer Tür. „Das ihr Zimmer seien.“ Und da war der Hauself auch schon verschwunden. Agnes seufzt leicht und klopfte kurz, ehe sie das Zimmer zögernd betrat. Hinter der Tür öffnete sich eine komplett andere Welt. Warmes Feuer knisterte im Kamin und die beiden dunklen Sessel, wirkten warm und einladend. Die Wände und der Fußboden waren mit Teppichen verkleidet, machten den Raum aber nicht optisch dunkler. Hinten links wand sich eine schmale Treppe in den zweiten Stock, rechts neben der Tür standen zwei ausladende Schreibtische, links gut gefüllte Bücherregale und hinten rechts stand eine Statue, die die Augen verbunden hatte, sie erinnerte Agnes irgendwie an Justitia.

Vorsichtig betrat sie den Raum nun gänzlich und die Tür viel hinter ihr leise ins Schloss. Wärme umfing die Sturm und Agnes begann sich ein wenig zu entspannen. Ihre Schritte führten sie die Wendeltreppe hinauf, in den zweiten Stock, dort befanden sich zwei Betten und eine Tür, die in ein Bad führte. Agnes grinste, wenigstens hatten sie hier ihre eigenen Bäder, nicht so wie in Hogwarts. Auf einem der Betten lag ein Brief, der mit ihrem Namen gekennzeichnet war. Agnes ließ sich auf das Bett sinken und starrte auf die Schränke in der Ecke. Ihre Finger tasteten blind nach dem Brief und öffneten ihn.
 

Miss Sturm,

ich hoffe sie hatten eine gute Reise und sind in Durmstrang ohne Probleme angekommen.

Ich kann nicht nach fühlen, welch einen Schmerz sie nun ertragen müssen, aber das ist in unsere Welt leider üblich. Tragen sie es mit Fassung.

Da ich ihnen nun nicht mehr direkt unter die Arme greifen kann, bitte ich sie, mich bei Problemen zu benachrichtigen. Sie können sich auf mich verlassen.

Wie bis jetzt auch, werde ich alles vertraulich behandeln, scheuen sie sich also nicht, mir alles was sie bedrückt zu schreiben.

Ich denke, ihre Freunde werden sie sehr vermissen, aber ich kann ihre Beweggründe verstehen. Lassen sie es sich gut gehen und schonen sie ihr Herz, es hat genug mitmachen müssen.

Hochachtungsvoll,

ihr treuer Freund.
 

Tränen rannen über das Gesicht der Dunkelhaarigen und für einen Moment ließ sie die Schwäche zu. Schluchzer schüttelten den dünnen Körper und Tränen tropften auf die samtene Bettdecke. Agnes ließ den Brief fallen und schlang stattdessen die Arme um den Körper, fest krallten sich dabei ihre Hände in das Fleisch. Der Schmerz tat gut, ließ sie wieder ihre Fassung gewinnen und sorgte dafür, dass sich ihre Gedanken ordneten. Eilig wischte sie die Tränen aus dem Gesicht und wandte sich den Hausregeln zu.

Eine ellenlange Liste an verboten erwartete sie, einen Teil kannte sie bereits aus Hogwarts. Andere Regeln wiederum waren mehr als absurd, wie Agnes fand. So durfte auf dem Flur und in den Hallen nicht gesprochen werden. Das hieß, sie durfte sich nur innerhalb der kleinen Wohnzimmer unterhalten. Das würde ja ein tolles Jahr werden, dachte sich Agnes und las sich die restlichen Regeln mit eiserner Ruhe durch.

Durmstrang war wirklich streng und das Aufstiegssystem war kaum weniger einladend. Schüler begannen alle als „Nuoret“, was so viel hieß, wie Anfänger und konnten dann durch besondere Taten oder Leistungen aufsteigen. Das ging allerdings auch über eine entsprechende Geldmenge. Diese Stufe nannte sich „Mies“, man war also zu einem ernstzunehmenden Menschen geworden. Die letzte Stufe blieb den meisten Schülern verschlossen, es war ein Ehrengrad.
 

Agnes ließ ihren Blick auf ihren Stundenplan gleiten und stöhnte auf. „Oh, wie ich sehe bist du schon da,“ ein Mädchen mit hellen Haaren und eisblauen Augen stand auf der Treppe und sah sie schon fast mitleidig an. Agnes lächelte leicht. „Ja, ich habe mich gerade durch die Regeln gequält,“ murmelte sie und versuchte das Lächeln auf ihren Zügen festzukleben. Das Mädchen kam näher und streckte die Hand aus. „Ich bin übrigens Oona Pajula. Lass dich nicht all zu sehr von den Regeln beeindrucken, sie lassen sich schnell umsetzten und auch gut brechen.“ Oona zwinkerte ihr zu.

„Ich bin Agnes Sturm und ja ich hoffe es ist so.“ Agnes schüttelte die dargebotene Hand leicht. Oona runzelt die Stirn. „Du bist ja Deutsche, ich meine das nicht als Beleidigung, aber wir hatten noch nie eine Deutsche hier, die bleiben immer unter sich,“ erklärte die Blonde und ließ sich neugierig neben Agnes nieder. Diese lächelte. „Das liegt nur daran, dass wir ziemlich kühl sind, aber eigentlich verteilen wir uns einfach nur auf die Schulen, es gibt auch nicht so viele deutsche Reinblüter. Meist sind wir irgendwie mit Frankreich oder England vermischt,“ erklärte Agnes und sah, wie Oonas Augen neugierig aufleuchteten.

„Mh, in Finnland gibt es auch nicht so viele Reinblüter, nur drei tief verbundene Familien, wir sind irgendwie alle miteinander Verwandt. Bin ich froh, dass ich nicht meine Cousins heiraten muss.“ Oona kicherte leicht und machte ihre Haare zu einem Zopf. „Ich muss jetzt lernen, sieh dich einfach um, der linke Schrank und der linke Schreibtisch gehören mir, ansonsten kannst du dich ausbreiten. Und heute Abend wirst du mir alles erzählen, ich bin nämlich sehr neugierig,“ rief sie im hinuntergehen und ließ Agnes damit stehen. Diese schüttelte nur belustigt den Kopf.
 

Nun es würde eine aufregende Zeit werden, so ganz weit entfernt von zu Hause. Agnes stand auf und schob den Brief in ihr Nachtischchen, das sie dann sorgfältig mit einem Zauberspruch verschloss. Oona schien ihr nicht unbedingt das Mädchen zu sein, das ein Geheimnis für sich behalten konnte. Agnes ging die Treppe runter und setzte sich in einen der beiden Sessel. Oona arbeitet bereits geschäftig an ihren Hausaufgaben und blätterte durch diverse Bücher, die sich auf ihrem Schreibtisch stapelten. Agnes griff zu einem Papier legte es sich auf den Schoß und verzauberte ihre Feder. Eilig schrieb diese was Agnes kaum in Gedanken fassen konnte.

Dieser Brief würde ihnen vielleicht helfen damit klar zu kommen, würde sie nicht völlig verzweifeln lassen.
 

Liebster Bruder,

es geht mir hier gut.

Alles ist in Ordnung, mach dir keine Sorgen, eines Tages werden wir uns wieder sehen.

Sag auch ihnen bescheid, die mir so am Herz liegen.

Du wirst es verstehen.

Deine dich liebende und verehrende Schwester,

Agnes
 

Eine Träne tropfte auf das Papier.
 

Im Abschied ist die Geburt der Erinnerung.

Deutsches Sprichwort
 

--
 

So damit hatte dieser erste Teil sein Ende gefunden ;) ich hoffe euch hat der Epilog gefallen :D
 

Fortsetzung folgt …
 

natürlich



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Lionness
2012-05-06T13:34:44+00:00 06.05.2012 15:34
Hey,

also mir hat es gefallen und du hast für diesen Teil, meiner Meinung nach ein schönes Ende gefunden. Ich habe mir nie überlegt wie es auf Durmstrang wohl sein mag aber jetzt, Gott ich würde lieber nach Hogwarts gehen. xD Trotzdem passt die Entscheidung absolut zu Agnes und ich bin mehr als gespannt wie es weitergeht.

Eine schöne Geschichte.

Liebe Grüße Lionness
Von:  Lionness
2012-04-14T18:05:51+00:00 14.04.2012 20:05
Hey,

jetzt ist es also raus. Nun, warum sind es immer diese Parkinsons, die anderen kein Glück gönnen? xD Das Vincent eine solche Seite hat, konnte ich mir ja vorstellen und doch hat es mich geschockt. Die Reaktion von Agnes war hingegen allzu verständlich. Ich freu mich im übrigen das du doch einen Epilog und eine Fortsetzung planst. Aber ich bin ja hier der Leser also ist das wohl klar. xD

Also, ganz spannendes Kap.

liebe Grüße Lionness
Von:  Lionness
2012-04-03T11:17:17+00:00 03.04.2012 13:17
Hey,

also erstmal... der Kuss war herrlich. *grins* Ich sag ja ich steh langsam auf die Beiden. Das Ende war natürlich dementsprechend traurig, wütend dabei bin ich ein bisschen auf Scorpius. Er scheint ein doppeltes Spiel spielen und ziemlich unfair dabei zu sein. Sollte er tatsächlich etwas gegen Agnes und Vince haben, so sollte er mal überlegen was er da mit Rose beginnt.

Und vorallem wie es Rose dabei noch gehen wird.

Jetzt bin ich natürlich auf Agnes Masterplan gespannt, ich hoffe ja irgendwie das sie sich für Vince entschieden hat und nicht einen Plan macht um eben diesen zu verdrängen.

liebe Grüße Lionness
Von:  Lionness
2012-03-15T17:50:09+00:00 15.03.2012 18:50
Hey,

warum du so wenig, bis gar keine Kommies kriegst ist mir ein echtes Rätsel. Gut, wahrscheinlich liegt das an dem fremden Hauptpair. So richtig schöne, eigene Ideen werden hier eben nicht so schnell angenommen (eigene Erfahrung)und momentan ist hier auch eine echte Schreib und Kommie Ebbe ausgebrochen.

Nun zur Geschichte... *lol*

Ich wundere mich selbst aber mit jedem Kap schließe ich Vince und Agnes mehr ins Herz und ich bin ein absoluter RoseScorp Fan. Die Beiden sind einfach schön zusammen, eine richtige Freundschaft mit soviel mehr Potenzial als sie bisher ausleben. Agnes ist ein sehr weicher, warmer und innerlich schöner Charakter, ich mag ihre Art und wie sie die Sachen angeht.

Vince ist bis hierher noch sehr verschlossen aber das liegt wohl auch an deiner Schreibperspektive, was nichts schlechtes ist, denn es hält die Spannung. Ich hoffe das sich alles zum Guten wendet und aus meiner Sicht schlummert in ihm ein wirklicher guter, liebenswerter Kern.

Rose mag ich natürlich auch, sie ist weder bösartig noch gemein. Wie Agnes es schon beschrieb, wirkt sie einfach nur perfekt. Vielleicht zu perfekt? Nun das wird sich wohl zeigen, ich denke am Ehesten wenn die Wahrheit rauskommt.

Scorpius dagegen kann ich absolut nicht einschätzen, ist er der Böse in dieser Geschichte? Oder wirkt es nur so? Ich bin gespannt.

Zur Story an sich, die Idee gefällt mir wirklich. Du bedienst dich am Anfang zwar eines Klischee´s (Verlobung) aber man merkt schnell das du mit deinem eigenen Stil und den tollen Ideen eine eigenständige Geschichte hervorzauberst. Deine Wortwahl ist ausgewogen, der Satzbau gut, du hast selten Rechtschreibfehler und alles in allem ist deine Story absolut lesenswert und mehr als diese paar Kommies wert.

liebe Grüße Lionness

ps. Ich fürchte ich bin auch kein regelmäßiger Kommieschreiber. Aber zwischendurch wirst du immer mal von mir hören.

Von:  himmelhoch
2012-01-25T21:29:02+00:00 25.01.2012 22:29
wann gehts weiter?? wann gehts weiter?? ich will, dass es weiter geht! die arme agnes =/ wann gehts weiter? ich will wissen, was goyle für einen "brillianten" plan hat! seine aussage nach der nachhilfestunde hat mich etwas irritiert..also MUSS ich wissen, wie es weiter geht!
liebe grüße von deinem persönlich junkie..:D

oh, und ich finde die wahl deiner charakteren übrigens total geil! die perfekte rose ist ja gerne genommen (sorpius/rose lese ich eig nicht sooo gerne..) aber eine deutsche reinblüterin und den nicht sooo häufig auftretenen goyle (der ausnahmsweise mal mal nicht als unansehnlicher, einfälltiger idiot dargestellt wird) mit einzubringen, finde ich grandios!

und sorry für (fast) konsequente kleinschreibung. ich bin faul..
Von:  starcatcher
2012-01-05T21:33:12+00:00 05.01.2012 22:33
Mich wundert's, dass du noch keine Kommentare hast, also mach ich einfach mal den Anfang !
Ich find den Einstieg in die Geschichte gut und schön geschrieben, aber vor allem bin ich neugierig wie sich die Charaktere Agnes und Vincent noch so entwickeln werden.
Außerdem bin ich die ganze Zeit am Rätseln, was Agnes nur für ein Geheimnis haben könnte.. Es scheint etwas mit Scorpius zu tun zu haben.. Ach solch Ungewissheiten machen mich fertig.
Weiter so!



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