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Let's dance!

von

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Kapitel 5

Kapitel 5
 

John konnte es sich nicht erklären, doch ihm lief ein Schauer über den Rücken, als der Jüngere ihm ins Ohr flüsterte. Die baritonartige Stimme ging ihm durch Mark und Knochen. Er trat einen Schritt zurück, um dieser merkwürdigen Situation zu entkommen und versuchte seine Nervosität mit einem Themenwechsel zu überspielen.

„Sagen Sie, wie konnten Sie sich diese Halle hier überhaupt leisten?“
 

Der Dunkelhaarige verschränkte die Arme hinter dem Rücken und betrachtete die große Tanzhalle.
 

„Nun ja, der Inhaber dieses Gebäudes war mir noch ein Gefallen schuldig und als wieder Gutmachung darf ich hier so viele Stunden nehmen wie ich möchte.“
 

„Das leuchtet ein, aber da ist noch eine andere Frage die mir schon ein wenig länger durch den Kopf geht.“
 

Sherlock hob eine Augenbraue, doch sein Gesicht blieb emotionslos.
 

„Mich würde interessieren, wo sie so tanzen gelernt haben?“ John hatte sich diese Frage, schon seit sie das erste Mal mit einander getanzt hatten, gestellt. Er beobachtete aufmerksam Sherlock, doch dieser verzog nur das Gesicht.
 

„Oh bitte, erinnern Sie mich bloß nicht daran.“
 

Doch nun war Johns Neugierde geweckt und er hakte nochmal nach.
 

„Wieso? War es so schlimm?“
 

„Schlimm ist gar kein Ausdruck! Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie bei jedem großen Familientreffen mit Ihrem älteren Bruder zusammen etwas vortanzen müssten?“

Sherlock schüttelte angewidert den Kopf, so als wolle er den Gedanken auf diese Weise loswerden.
 

„Sie mussten mit Mycroft zusammen tanzen?!“, brachte John mit einem kichern hervor.
 

„Ja und das ist nicht witzig! Das ist mit einer der schlimmsten Erinnerungen meines Lebens.“
 

Doch John konnte sich nicht mehr zurückhalten und prustete los. Sein Lachen schallte durch die ganze Halle. Nach vorne gebeugt, hielt er sich seinen Bauch und weinte vor Lachen. Die Vorstellung amüsierte ihn zu sehr. Sherlock hingegen verdrehte nur die Augen und stöhnte.
 

„Ja, ja, genug ist genug.“, gab der Größere von sich und griff nach Johns Hand und zog ihn wieder an sich. „Wir haben nicht mehr viel Zeit. Der Wettbewerb beginnt schon nächste Woche und wir müssen vier Tänze einigermaßen beherrschen, da ist keine Zeit für Gelächter.“
 

John hörte sofort auf zu lachen und starrte Sherlock erschrocken an, doch dieser achtete nicht weiter darauf und fuhr fort.
 

„Der nächste Tanz, den wir üben werden, ist der Cha- Cha- Cha.“

Kaum hatte er die Worte gesagt, legte der Größere seine andere Hand auf Johns Hüfte und zog den Blonden noch näher an sich. John verkrampfte schlagartig.
 

„Ähmm… Sherlock…“, begann John zu stammeln. „Warum liegt i… Ihre Hand auf mei… meiner Hüfte?!“
 

„Weil sie dort hingehört, John.“, sagte Sherlock, als wäre es das natürlichste der Welt.
 

„Oh nein, dass tut sie nicht. Das wüsste ich, wenn es so wäre!“, erwiderte der Kleinere und versuchte sich von Sherlock wegzustoßen, doch ohne Erfolg. Der Dunkelhaarige hielt ihn fest.
 

„John, reißen Sie sich zusammen! Beim Cha- Cha- Cha hält der Mann nun mal die Hand an der Hüpfte der Frau und in diesem Fall eben an der Hüfte des anderen Mannes.“
 

John schluckte stark und nickte dann zögernd. Was war bloß los mit ihm? Warum schlug sein Herz plötzlich so schnell? Es war doch nur Sherlock. Er kannte ihn nun schon ziemlich lange und noch nie hatte er so ein Gefühl in der Magengegend gehabt. Es muss an der peinlichen Situation liegen, ganz sicher! Es ist schließlich Sherlock, … nur Sherlock.
 

„Gut. Also ich zeige ihnen wieder die Schritte, aber am besten versuchen wir es dieses Mal gleich zusammen.“
 

Sherlock nahm Haltung an und setzte einen Fuß nach dem anderen, während er John erklärte, welche einzelnen Schritte er zu machen hatte. Dieser Tanz war um einiges schwerer für John, als der Walzer es gewesen war. Beim Cha- Cha- Cha ging es vor allem um Schwung und Hüftbewegung und darin war John nun wirklich kein Profi. So übten die beiden Männer erst einmal die Schrittfolge und gingen dann zu den Problemen der richtigen Bewegungen über.
 

„John, Sie müssen die Hüften mehr kreisen.“
 

„Ich weiß, ich weiß! Das sagten Sie bereits, aber ich weiß nicht wie!“
 

„Sie müssen Ihr Gewicht mehr verlagern, wenn Sie nach vorne gehen. Versuchen Sie sich meinen Bewegungen anzupassen.“
 

John verlor langsam die Geduld.
 

„Das sagen Sie so einfach! Wie soll ich das denn anstellen?!“, erwiderte der Kleinere. In seiner Stimme schwang nun Zorn mit.
 

„John, halten sie einfach den Mund!“, gab nun Sherlock zurück, doch im Gegensatz zu dem Blonden, war er die Ruhe selbst.
 

„Ich soll wa…?!“, doch weiter kam er nicht, denn Sherlock hatte seine Hand auf Johns Mund gelegt.
 

Mit einem Blick, der keine Widerrede zuließ, schaute der Größere John intensiv an. „Sie sollen den Mund halten.“, wiederholte Sherlock, wobei er jedes Wort einzeln betonte. „Ich werde Ihnen helfen die richtigen Bewegungen hinzubekommen.“

Bei diesen Worten zog er John noch enger an sich, so dass sich ihre beiden Becken berührten.

Der Blonde zog hart die Luft ein.
 

„Sie versuchen sich einfach meinen Hüftbewegungen anzupassen und der Rest ergibt sich dann von ganz allein.“, fuhr Sherlock fort, während er nun seine Hüfte und somit auch Johns, leicht kreisen ließ.
 

Dem Kleinen schoss sofort das Blut in den Kopf und für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Er sackte kurz nach hinten, fing sich aber rechtzeitig und zog sich, um wieder in normale Position zu gelangen, an Sherlocks Schulter nach vorn. Dieser drückte den Blonden mit einem weiteren Schritte wieder an sein Becken und schaute ihm mit einem kleinen Lächeln tief in die Augen.
 

„Machen Sie das noch mal!“, sagte Sherlock mit einem euphorischen Ton in der Stimme.
 

John schaute ihn irritiert an.
 

„Was soll ich noch mal machen?“, fragte der Blonde, immer noch überfordert mit der Situation.
 

„Was Sie eben gemacht haben! Sie hatten eben den perfekten Hüftschwung hingelegt!“
 

John wollte gerade erwidern, dass er nicht wusste, wie er es zustande gebrachte hatte, als Sherlock wieder anfing die Hüfte gegen die seine kreisen zu lassen. Er konnte es nicht in Worte fassen, doch das Gefühl, wie sich Sherlocks Körper sich gegen seinen bewegte war atemberaubend. Den Bewegungen anpassend, drückte sich John ein wenig weiter gegen Sherlocks Becken. Dieser merkte dies und begann nun langsam die Tanzschritte in die Bewegungen einzubauen.

Es brauchte ein wenig bis der Kleine die perfekte Kombination aus Schrittfolge und Hüftschwung raus hatte, doch nach ein paar Versuchen klappte es.

Die beiden Männer übten noch ein paar Minuten, dann lösten sie sich von einander.
 

„Das machen Sie schon echt gut, John. Nun versuchen wir das ganze am besten mit Musik“
 

John nickte. Sherlock ging wieder hinüber in die Ecke, wo der CD- Player stand und drückte wieder Play.

Das Lied, welches dieses Mal ertönte, war John bekannt.

Durch die Halle erklang nun „Sway“ von Michael Buble.

Sherlock trat wieder auf John zu und zog ihn wieder an sich.
 

„Sind Sie bereit?“
 

Ein weiteres kurzes Nicken von John.
 

„Gut. Ich zähl wieder ein. Und 1, 2 Cha- Cha- Cha, 2, 3, Cha- Cha- Cha, 2, 3…”
 

Zum Takt der Musik tanzten die beiden Männer schwungvoll übers Parkett.

Nach kurzer Zeit beugte sich Sherlock zu John hinunter.
 

„Ich würde gerne ein Experiment wagen. Vertrauen Sie mir und folgen Sie mir einfach.“
 

John hob skeptisch eine Augenbraue, aber erwiderte nichts.

Die Musik machte eine kurze Pause. Und genau in dieser Sekunde ließ Sherlock den Blonden nach hinten fallen, hielt ihn aber immer noch mit einem Arm fest, so dass dieser nicht auf dem Boden landete. John hingegen, durch den plötzlichen Schock, blieb stocksteif und hielt um das Gleichgewicht zu halten einen Fuß in der Luft. Ein Grinsen mache sich auf dem Gesicht der Größeren breit. John starrte hingegen nur Sherlock mit weit aufgerissenen Augen an, noch nicht in der Lage, dass zu verarbeiten, was gerade geschehen war. Die Musik setzte wieder ein und der Dunkelhaarige zog John wieder nach vorn und setzte wieder in den Takt ein. Wie in Trance folgte John dem Jüngeren. Auch als dieser ihn ohne Vorwarnung in eine Drehung lenkte, bewegten sich Johns Füße einfach nach dem Rhythmus Sherlocks.
 

Völlig im Tanzen vertieft, bemerkten die beiden Männer allerdings den Schatten nicht, der sie hinter der Flügeltür intensiv beobachtet hatte und nun verschwand.
 

Die Musik kam langsam zum Ende. Und beim letzten Ton drückte Sherlock John mit seinem eigenem Körper nach hinten, so dass der Kleinere eine perfekte Rückenbeuge machte. Erschrocken starrte der Blonde in die eisblauen Augen des anderen Mannes, die nun ganz kurz vor seinen halt machten, doch dieses Mal war etwas anders an ihnen. Emotionslos und kalt, wie sie sonst waren, wirkten sie dieses Mal nicht auf John. Nein, dieses Mal lag etwas Warmes, fast schon Liebevolles in seinen Augen. Der Blonde spürte wieder wie sein Herz anfing zu rasen. Er konnte Sherlocks Atem auf seinem Gesicht fühlen. Er ging ruhig, trotz des schnellen Tanzes, was der Kleinere von seinem nicht sagen konnte.

Sherlock starrte weiterhin in die Augen des Älteren und spürte ein ungewohntes Gefühl aufsteigen. Ein Gefühl, das er seit seiner Pubertät nicht mehr gespürt hatte. Der eine Teil seines Körpers wollte die Nähe zwischen ihnen überwinden, den anderen Mann berühren, ihn spüren, sogar seinen Duft wahrnehmen, doch der andere Teil, der logisch denkende Teil, sträubt sich stark dagegen. So herrschte in dem Kopf des Detektivs das reinste Chaos, ein Kampf der Entscheidungen. Doch der nach Wärme sehnende Teil übernahm langsam die Oberhand und Sherlock beugte sich langsam, nicht wirklich begreifend was er da tat, weiter nach unten und somit näher an John heran. Seine Augen hafteten nun auf den Lippen des Kleineren.

Es verlief alles wie in Zeitlupe. Die Zeit schien schon fast stillzustehen.

Ihre Lippen waren nur noch Zentimeter von einander entfernt. Sie atmeten nur noch den Atem des jeweils anderen.

John ebenfalls nicht mehr im Stande einen klaren Gedanken zu fassen, schloss, fast schon automatisch, langsam die Augen.

Auch Sherlock hatte seine Augen schon fast ganz geschlossen, als auf einmal die Flügeltüren aufgerissen wurden.

Der Kleinere riss, wieder in die Realität geholt, sofort die Augen auf.

Sherlock hingegen konnte die Information nicht mehr verarbeiteten.

SYSTEMABSTURZ

Der Dunkelhaarige war nicht mehr in der Lage auch nur eine Sache zu verarbeiten, selbst seine motorischen Funktionen setzten aus. John merkte dies leider zu spät. Sherlock ließ den Blonden ohne Vorwarnung einfach fallen. Auf den vier Buchstaben landend stöhnte John kurz vor Schmerz auf, während Sherlock immer noch regungslos da stand.

Erst ein Geräusch aus der Richtung der Tür ließ ihn wieder bewusst werden, dass sich nun eine weitere Person im Raum befand.

Eine junge Frau stand an der Flügeltür. Sie hatte blondes, zu einem Zopf gebundenes Haar und war von schlanker Figur. John hätte sie als hübsch bezeichnet, doch ihre gerümpfte Nase und ihr angewiderter Gesichtsausdruck ließen diese Bezeichnung. in dem Fall, nicht zutreffen.

John richtete sich sofort wieder auf und auch Sherlock, nun auch wieder in der Realität angelangt, schaute die Frau mit seinem eiskalten Blick eindringlich an.

Die ganze Halle war Mause still und keiner der Beteiligten sagte auch nur ein Wort.

Erst als die hohe Stimme, der Frau in der Halle erschallte, wurde die Stille gebrochen.
 

„Oh verzeihen Sie. Ich wollte Sie nicht stören.“, sagte sie mit einem arroganten Grinsen auf dem Gesicht und hoch erhobenen Kopf.

„Ich dachte die Halle sei leer, aber nun ja, ich habe mich wohl geirrt.“, damit verließ sie die Halle wieder und ließ die beiden Männer hinter sich zurück.

Wieder Stille.

Sherlock und John wechselten kurz einen Blick und wanden sich auch gleich wieder voneinander ab.

„Ich geh mir mal eben was zu Trinken holen.“, sagte John. „Wollen Sie auch was?“, richtete er sich an den Größere, wobei er versuchte den anderen möglichst nicht anzuschauen.
 

„Ein Wasser, bitte.“, kam es knapp von Sherlock.
 

John nickte kurz und verließ die Halle. Hinter der Tür blieb er stehen und lehnte sich gegen die nächst beste Wand. Auch Sherlock blieb wie angewurzelt stehen.
 

In diesem Moment ging beiden Männern die gleiche Frage durch den Kopf.
 

Was um Himmels Willen, war das?!



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