Zum Inhalt der Seite

Eine logische Konsequenz

- Tücken des Alltags
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Pläne

Und nach fast einem Monat Abstinenz, melde ich mir auch hier mal wieder! Dieses Kapitel hat mir echt zu knabbern gegeben, erst war ich mir ziemlich unsicher, ob ich es wirklich so schreiben sollte und war auch schon fast dabei gewesen, wieder alles über den Haufen zu werfen, aber dann dachte ich mir: "Ach scheiß drauf, bis jetzt hat sich ja noch keiner beschwert!" und dann ist es also halt so geblieben. Wirklich überarbeitet ist dieses Kapitel nicht, ich wollte euch einfach nicht noch länger warten lassen. Na ja, kommen wir zum Wesentlichen:
 

In den Hauptrollen sind diesmal:
 

- ein rebellischer Mokuba

- ein philosophischer Roland

- ein Seto, fernab gewöhnlicher Pfade

- eine Kirika in Aktion

- und ein - in mehrfacher Hinsicht - glücklicher Joey!
 

Also, viel Spaß dann mit "Pläne" und halten die Ohren steif!
 

~*~
 

Für Mokuba war Schule zwar nicht ganz so ein Kinderspiel wie für seinen großen Bruder, aber dass er ernsthafte Schwierigkeiten hatte, konnte man auch nicht sagen. Tatsächlich war Schule für ihn nur eines:

Langweilig

Daran änderte auch nichts, dass es sich um eine teure Privatschule handelte und die Auswahl der Lehrkräfte – nun ja – handverlesen waren.

Nicht zu vergessen, dass ein Abschluss an dieser Grundschul- bis Highschool umfassenden Einrichtung, einem den Zugang zu den besten Universitäten weltweit ermöglichte.

Manchmal wollte Mokuba seinen Bruder, für dessen allzu erwachsene Handlungen, einfach nur schütteln.

Warum musste er sein Leben in dieser versnobten Anstalt verbringen, mit noch versnobteren Paukern und abgehobenen kleinen Bastarden (manchmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes), die das Glück – oder das Pech – hatten, Abkömmling irgendeines Industriemagnaten, Filmstars oder auch eines Yakuzabosses (kein Witz, in der Parallelklasse saß so einer. Ironischerweise führte er die Top-List der Testresultate an) zu sein?

Ach ja… weil es sich so gehörte.

Und warum musste dann Seto nicht auf so eine Privatanstalt gehen?

Weil sich die Domino Highschool exakt in der Mitte zwischen der Villa und der Kaiba Corp. befindet.

Ergo, kürzester Weg. Maximaler Profit.

O-Ton Seto Kaiba…
 

Mokuba seufzte und wandte sich wieder seinem Japanisch-Test zu. Langweilig… Strunzlangweilig

Er kritzelte schleppend die letzten gefragten Kanjis hin und hob dann die Hand. Natürlich wurde von den Schülern nicht verlangt, mal selbst ihren Hintern zu bewegen und ihre fertigen Tests auf dem Pult des Lehrers abzugeben.

War ja schließlich eine Privatschule.

Er hätte töten können für ein bisschen Abwechslung.
 

„Herr Kaiba, sind Sie etwa schon fertig?“

Das Heben des Tons am Ende der Frage war reine Formalität. Natürlich war er schon fertig!

Jahrelang hatte auch er die Lehren von Gozaburo Kaiba ertragen müssen, auch wenn er nie die gleiche Aufmerksamkeit genoss, wie sein Bruder.

Zu ihm war der Haufen von Nannys, Privatlehrern und Bediensteten netter gewesen, wenn auch nicht gerade herzlich.

Ihnen war es zu verdanken (und der nicht unberechtigten Angst, Fehler seinerseits würden seinem Bruder schaden), dass er dem Lehrstoff weit voraus war.

Was ihn aber leider nicht vor Fehlern bewahrte. Auch ein Mokuba Kaiba konnte mal unachtsam sein oder etwas vergessen.

Und genau aus diesem Grund, landete das Testpapier auch wieder vor seiner Nase.

„Überlegen Sie bitte noch mal genauer“, meinte sein Japanisch-Lehrer und tippte auf die Fragen 4, 6 und 9.

Mokuba unterdrückte ein Stöhnen und folgte dem Finger.

Fünf Minuten starrte er darauf und gab es dann auf.

„Bin fertig.“

„Sicher?“ der geschniegelte Elite-Uni-Absolvent, der sich bereits in der sechsten Generation seiner Familie voll von Japanisch-Lehrern befand, war nur mäßig verdutzt. Image ist alles, Gefühlsregungen gehören nicht in die Öffentlichkeit.

Und verflucht waren die Bevormundungen angeblich wichtiger Persönlichkeiten, der diesem Ausbund an Gelehrtheit dazu brachte, ihm nicht einfach eine schlechte Zensur zu geben!
 

„Ja, bin ich.“

Das Blatt verschwand wieder und Mokuba hörte das leise Tippen von maßgefertigten Schuhen auf teuerem Perserteppich.

Der Junge vergrub die Hände in seiner wilden Mähne.

Seit wann war Schule mehr als nur ein kleines Ärgernis? Seit wann war das Schäkern und Lästern mit Roland so angespannt und bedrückend? Seit wann war das Warten auf seinen Bruder nach dessen Arbeit, nicht mehr ein freudiges, sondern eine nie endende Qual?
 

Ende der Stunde. Die anderen privilegierten Nichtsnutze hatten schon längst den Raum verlassen.

Mokuba feuerte frustriert Bleistifte und Unterlagen in seinen abgewetzten Rucksack (ein bisschen Rebellion musste schließlich sein) und machte sich daran, ebenfalls den Raum zu verlassen.

„Herr Kaiba“.

Oh, bitte… Erspar mir das!

„Ja?“

Ein nur mäßig interessierter Blick traf auf einen ausdruckslosen und aalglatten.

„Ich hoffe, dies war nur ein einmaliger Ausrutscher“.

Den du mit Sicherheit korrigieren wirst, du aalglatter Bastard. Ja, ich weiß, dass ihr die Testresultate von einigen „Auserwählten“ frisiert

„Wird nicht wieder vorkommen.“ Entgegnete er stattdessen und starrte auf den verfluchten Perser.

„Anderenfalls müsste ich Ihren Vormund konsultieren.“
 

Seit wann, war sein Leben so kompliziert geworden?

Jetzt wusste es Mokuba wieder. Seit dem sie da war.

Schule war nervig, weil sie über jeden Schritt, den er machte, informiert wurde. Quatschen mit Roland machte keinen Spaß mehr, weil dieses herzensgute Weichei von Bodyguard eine regelrechte Paranoia in Bezug auf sie entwickelt hatte. Das Warten auf Seto war quälend, weil Mokuba es mit ihr zusammen tat…

Das Leben war scheiße, weil sie in dieses getreten war.

Mokuba musste etwas tun.

Sie wieder loswerden. Irgendwie!
 

„Sie sind doch sonst so ein guter Schüler“.

Und in Mokuba Kaiba reifte ein Plan.
 

***
 

Er war definitiv reif für einen Urlaub. Dieser Gedanke war nicht neu, tatsächlich kam er ihm wenigstens einmal im Monat, spätestens aber dann, wenn sein Arbeitgeber von neuem in abstruse Abenteuer verwickelt wurde.

Neu war es allerdings, dass es jemand anderes war als Seto Kaiba, der ihm diesen Gedanken bescherte.

Kirika Hanamoto

Diesen Namen hatte Roland schon lange nicht mehr gehört. Das letzte Mal tatsächlich nach Gozaburo Kaibas Verschwinden, als er längst nicht mehr der junge und verzweifelte Ex- Delinquent war, der von Gozaburo nur deswegen eingestellt worden war, um die Drecksarbeit zu erledigen.

Dafür hatte er ihn vor einer Haftstrafe bewahrt. Zu einem Zeitpunkt, wo Roland zwar immer noch jung und dumm gewesen war, aber leider nicht mehr so jung, um von einem Gericht Gnade erwarten zu können.

Aber es war letztendlich Seto Kaiba gewesen, dem er dankbar war. Den er wirklich gemocht, bewundert und respektiert hatte. Es immer noch tat.

Ein kleiner elfjähriger Junge mit soviel Kampfgeist und Geradlinigkeit, das es einen erschreckte.

Der seinen Bruder beschütze, komme was wolle.

Der stumm und bissig alles ertrug, was Gozaburos krankem Hirn entsprang.

Und der, aus einem Ex-Delinquenten, der nur um ihn zu demütigen zu seinem Leibwächter gemacht wurde, einen echten, stolzen Samurai gemacht hatte, der sein Leben geben würde, um seinen Herrn zu schützen.

Roland verdankte Seto Kaiba alles.
 

Und aus diesem Grund sollte er eigentlich so schnell wie möglich etwas finden, um seinen Herrn von Kirika Hanamoto zu befreien. Irgendeinen schwarzen Fleck, eine Unachtsamkeit, eine Dummheit.

Eigentlich… Aber da gab es nichts.

Roland wusste dies. Er wusste alles, was es zu wissen gab.

Vor zwei Jahren reichte Seto Kaiba ein „es besteht keinerlei Gefahr in Bezug auf das Erbe“ aus, um ihn zufrieden zu stellen.

Damals hätte eine einfache Testament- und Gesetzesüberprüfung ausgereicht. Hätte

Aber nicht für ihn. Nicht für Roland.
 

Er sah sie das erste Mal auf Noah Kaibas Beerdigung. Damals, als Gozaburo längst den Geist des Jungen in seine digitale Welt transferiert hatte (auch wenn Roland dies damals nicht wusste) und sein Augenmerk auf diesen verwaisten Wunderknaben gelegt hatte (Seto Kaiba wusste bis heute nicht, dass der Besuch im Waisenhaus kein Zufall gewesen war).

Auch sie war jung. Jünger als er.

Aber war Roland zu diesem Zeitpunkt nichts weiter als eine gescheiterte Existenz, ein bis vor wenigen Monaten arbeitsloser und krimineller Taugenichts, war sie gleich eines Samens, der nur darauf wartete zu wachsen und zu blühen.

Wie seine geliebten Bonsais.

Klein. Stark.

Sie war die einzige, die empört blickte, als Gozaburo sich einen Moment des Triumphs erlaubte.

Sie war die einzige, die ihm den Handschlag des Beileids verwehrte.

Die einzige, dessen Blick seinem standhielt.

Bis Gozaburo auf Seto traf.
 

Sie waren nicht gleich.

Sie war klein. Klein und fast schon rund.

Er war groß. Und man möchte fast schon schlaksig sagen.

Seine Augen waren blau. Ihre braun.

Während Seto Kaiba sich kalt und unantastbar gab, war Kirika Hanamoto feurig und voller Temperament.

Ließ sich Seto nur bei Yugi Muto und Joey Wheeler zu einer Rivalität herab (auch wenn er dies bei letzterem niemals zugab), legte sich Kirika mit allen an, die ihr quer kamen.
 

Aber beide waren…

Stark

Geradlinig

Kämpferisch

Verbissen

Intelligent

Arrogant
 

Das alte „Arrogant“. Das gute „Arrogant“. Erhaben. Stolz.

Nicht eingebildet. Denn Einbildung ging Hand in Hand mit Selbstüberschätzung. Diese beiden überschätzten sich nicht selbst. Sie wussten ganz genau, wie weit sie gehen konnten.
 

Es war ein Blick und eine verweigerte Handlung gewesen, die Roland damals dazu brachte mit seinen wenigen Mitteln Nachforschungen anzustellen.

Welche wenig später von seinem damaligen Arbeitgeber unterbunden wurden.

Erst Jahre später bekam er durch dessen Sohn eine weitere Gelegenheit dazu.

Die er dieses Mal auch ausreichend nutzen konnte.

Jahre später war Roland kein kleiner Krimineller mehr. Durch Seto Kaiba war er ein Leibwächter mit unzähligen Kontakten und zahlreichen Abwerbungsversuchen, die er alle ausgeschlagen hatte, um seinem Herrn nahe sein zu können.

Und diese Kontakte nutze er nun.

Er fand heraus, dass Kirika trotz mäßiger Zensuren an der Oxford Universität angenommen wurde, weil ihr Eignungstest sämtliche Rekorde brach. Er fand außerdem heraus, dass sie ihr Studium (im Gegensatz zu ihrer Schullaufbahn) ziemlich ernst nahm.

Dennoch geriet sie immer wieder mit ihren Kommilitonen und Professoren aneinander.

Sie wurde noch nie in ihrem ganzen Leben verhaftet. Hatte aber dafür so viele Strafzettel für Falschparken erhalten, dass man damit eine Wohnung tapezieren konnte.

Und obwohl sie absolut sauber war, erwähnte man ihren Namen, wurde in gewissen Kreisen blitzschnell das Thema gewechselt, wie man es sonst nur tat, wenn man nicht darüber reden wollte.

Sie schlug Wellen.

Wellen, wie sie einst Gozaburo schlug.

Wellen, wie sie nun Seto schlug und wie sie Mokuba bald schlagen wird (da war sich Roland sicher).

Sie hieß nicht Kaiba, weil ihre Mutter damals den Namen ihres Ehemanns angenommen hatte.

Seto und Mokuba hießen nur deswegen Kaiba, weil eine Reihe von merkwürdigen Ereignissen dazu geführt hatte.
 

Aber sie waren sich ähnlich. Sie waren Kaibas.

Gozaburo Kaiba hatte Roland gefürchtet.

Seto Kaiba respektierte und bewunderte er über alle Maßen.

Mokuba Kaiba liebte und umhegte er wie einen Sohn.

Und wenn er nicht wollte, dass Kirika einen ähnlichen Einfluss auf sein Leben hatte, wenn er nicht wollte, dass er sich vollauf über den Namen Kaiba definierte, musste er etwas tun.

Er brauchte…

einen Plan.
 

***
 

„Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so bescheuerte Pläne gehört“.

Seto Kaibas Stimme war schneidend, wie eh und je.

Joey Wheeler stand in diesem riesigen, kalten und protzigen Albtraum von Büro eines überaus wichtigen Mitglieds der internationalen Wirtschaft (Zitat der Domino Business Week. Nicht, dass Joey so etwas lesen würde…), direkt vor Seto Kaibas ebenfalls riesigen, kalten und protzigen Schreibtisch und hatte die Hände in die Seiten gestemmt.

„Und was wollen wir dann machen?“ Joey gab es auf. Nichts war dem Herrn gut genug.

Weder eine echte Klage (natürlich hatte Kaiba jegliche Aussage in Bezug auf die Erklärung verweigert), noch eine richterliche Anordnung, dass sich diese Lehrerin ihnen nicht mehr als 100 Meter nähern darf („Wie soll das funktionieren, Köter? Sie ist unsere ‚Lehrerin’!“), noch eine Erpressung des Direx, damit dieser sie feuert („Dem steck ich schon genug Geld in den Arsch“), provozieren eines handfesten Skandals („Und MEINEN Namen in den Dreck ziehen, wenn herauskommt, WER dies zu verantworten hat?“), noch die verzweifelte Überlegung, Roland auf sie zu hetzen („N.I.E.M.A.L.S!“).

Nachdem Telefongespräch mit Kaiba und der Zusage zu einem Treffen zwecks der Rache, hatte sich Joey abermals an den Hörer gehängt und sofort bei Keitaro nachgefragt, welche Möglichkeiten es gibt, um Kirika Hanamoto (endlich hatte er einen Namen) in die Schranken zu weisen.

Viele gab es nicht, die einerseits mit den wenigen Informationen (Kaiba rückte ja nicht mit der Sprache raus und Joey wüsste zu gern, was dieser eigentlich mit dieser Frau zu tun hatte) und Kaibas Verständnis von Rache (das bedeutete, alles was Joey normalerweise tun würde – also Seife an der Tafel, Furzkissen, mit Photoshop manipulierte Nacktbilder von ihr etc. – würde sowieso von vornherein abgelehnt), möglich waren.
 

Joey stand noch immer vor Kaibas Schreibtisch, war aber nun dazu übergegangen seine Arme zu verschränken und ihn fragend anzusehen, als keinerlei Reaktion kann.

Er öffnete schon den Mund um nachzuhaken, als dann doch noch etwas kam.

„Hast du schon wieder meine Rechtsabteilung genervt?“

Der blonde Chaot schnaubte.

„Ja… Und? Hat dich bisher doch auch nicht gestört.“

Oh ja, Joey wusste, dass Kaiba wusste, dass er regen Kontakt zu seinen Anwälten hatte. Und damit war nicht das mittlerweile traditionelle Joey Wheeler eine Unterlassungserklärung überreichen gemeint.

Und Joey sah etwas, was absoluten Seltenheitsfaktor hatte, wenn man nicht Mokuba Kaiba hieß.

Ein Lächeln.

Ein kurzes zwar, eigentlich eher nur ein Zucken der Mundwinkel. Aber es war definitiv vorhanden, definitiv spontan und definitiv nicht höhnisch!

Und Joey wäre nicht Joey, wenn er dies einfach so ignorieren und übergehen würde.

„Hast du etwa gerade gelächelt?“

„Ganz bestimmt nicht.“ Und da war es wieder. Das altbekannte, kalte Verhalten. Unfreundlich, arrogant. Kaiba wie er leibt und lebt.

„Ich habe es doch genau gesehen!“

„Du siehst viel, wenn der Tag lang ist. Ich an deiner Stelle, würde ja vorsichtig sein mit dem, was ich zu mir nehme. Könnte während einer Polizeikontrolle peinlich werden“.

„Unterstellst du mir gerade, dass ich Drogen nehme?“

„Aber nicht doch…“ dieser Sarkasmus, diese deutliche Belustigung in seiner Stimme, dieser singende Ton… er ging Joey durch Mark und Bein. Dazu dieser Blick…

Und Joey hatte gerade eine Erkenntnis.
 

„Sie hat Recht…“ hauchte er erstaunt.

„Wer hat Recht?“ Kaibas Augen verengten sich skeptisch.

„Na, diese Hanamoto!“

Kaiba starrte ihn fassungslos an.

Wie bitte?“

„Na, unsere Streitgespräche…“ Joey fing an vor Kaibas Schreibtisch auf und ab zu gehen, während er von dessen Besitzer weiterhin angestarrt wurde.

„Das ist wie in diesen alten Filmen. Der Held und die Heldin streiten sich die ganze Zeit, wobei alle wissen – auch die Zuschauer - dass sie eigentlich total scharf aufeinander sind. Wie heißen diese Streifen noch…?“

„Screwball…“ hauchte Kaiba noch immer total fassungslos.

„Genau! Jedenfalls streiten sich Held und Heldin dauernd, bis sie dann irgendwann zusammenarbeiten müssen. Dadurch erkennen sie, dass sie sich eigentlich mögen…“

„Willst du uns gerade unterstellen, dass wir uns eigentlich lieben“, das Wort kam nur sehr widerwillig über seine Lippen. „und uns nur deswegen streiten, weil wir durch unser mangelndes Selbstbewusstsein – ich korrigiere, dein mangelndes Selbstbewusstsein, meines ist völlig in Ordnung – unsere Gefühle anders nicht ausdrücken können?“

Noch nie in seinem Leben, sah Kaiba so geschockt aus, wie jetzt.

Joey sah ihn mitleidig an.

„Die Erkenntnis tut weh, nicht wahr?“
 

Kaibas Gesichtsfarbe wechselte von weiß zu grün und dann zu rot.

Wheeler…“ kam es zischend von dem sichtlich stink wütenden Kaiba.

Und da konnte Joey sich nicht mehr zurück halten.

Erst zuckte es in seinen Mundwinkeln, wuchs zu einem fetten Grinsen und ging dann über in heilloses Gelächter.

Er brüllte vor Lachen.

„Du… du hast…“

Wieder ein Lachen. Nein, ein regelrechtes Gackern.

Wheeler…“

„…es tatsächlich…“

Joey schüttete sich aus vor Lachen und Kaiba sah momentan so aus, als ob er ernsthaft fähig war, einen Mord zu begehen.

„…geglaubt…“

„WHEELER!!!“ donnerte es da und der blonde Sturkopf hatte dieses Mal tatsächlich die Geistesgegenwart die Klappe zu halten. Abwartend sah er zu dem jungen Firmenchef und harrte der Dinge, die da kamen. Ein Zucken um die Mundwinkel konnte er jedoch nicht verhindern.

Kaibas Augen waren düster verengt. Der Blick wahrlich mörderisch. Die Gesichtsfarbe hochrot. Die Hände zu Fäusten geballt.

Und er schwieg.

Oh, oh

Joey wich langsam zurück, die Mundwinkel zuckten immer noch.

Noch nie hatte er Kaiba so wütend gesehen.

Die aufreibenden Geplänkel zwischen den beiden? Kleinigkeit…

Kaibas geistige Verfassung nach einem Duell gegen Yugi? Ha… praktisch unbedeutend!

Die Reaktion auf die Idee einer bemitleidenswerten Schülerin, Kaiba zu Valentinstag einen weißen Plüsch-Toon-Drachen mit eiskaltem Knopfaugen-Blick zu schenken? Lachhaft!
 

Diesmal biss sich Joey auf die Lippen, um wirklich jedes verräterische Zucken zu verhindern.

Die Hände in Abwehrhaltung, der restliche Körper in angespannter Rückzugshaltung, starrte er in Kaibas zorniges Gesicht.

Joey wusste, noch eine falsche Bewegung oder Bemerkung oder sonst irgendwas, und er würde dieses Büro nicht mehr unversehrt verlassen.

Er korrigierte sich mit einem Blick in die verengten Augen Kaibas… nicht mehr lebend verlassen.

Oh, shit… das war nicht gut. Das war ganz und gar nicht gut!

Langsam streckte sich Kaibas Arm zu seiner rechten aus. Der besagte Gegenstand, den er ergreifen wollte, war kaum dreißig Zentimeter von ihm entfernt, doch er tat dies mit so einer übertriebenen, quälenden Langsamkeit, dass Joey gar nichts anderes übrig blieb, als seine Augen in Erwartung auf das Kommende weit aufzureißen.

Er würde doch nicht…

Kaibas rechte Augenbraue zuckte.

Und ob er würde!

Seine Finger waren nur noch ausgesprochen wenige Zentimeter von dem Telefon entfernt und der blonde Sturkopf wusste, dass es diesmal nicht dazu dienen würde, den Sicherheitsdienst zu rufen.

Es würde weitaus primitiveren Zwecken dienen, wie Kaiba sich ausdrücken würde.

Fast zärtlich griffen die Finger langsam um den Hörer herum, um schließlich auf dem ganzen Apparat zur Ruhe zu kommen.

Sie griffen fester und Joey war nur eine ruckartige Bewegung davon entfernt, seinen letzten Gang zum ewigen Kartenfriedhof anzutreten.
 

RIIIIIIIIIIIING

Gerettet von der allgegenwärtigen Gefragtheit eines achtzehnjährigen Firmenchefs.

Für einen kurzen Moment schien Kaiba irritiert. Es wirkte jedenfalls so, als er mit runzelnder Stirn auf sein Wurfgeschoss starrte.

Scheinbar war ihm momentan tatsächlich entfallen, welchen Zweck dieses Gerät eigentlich erfüllte.

Aus diesem Grund griff er dann auch nicht nach dem Hörer, sondern schaltete die Freisprecheinrichtung ein.

Um dann darauf hin auch schon die Augen zu schließen und lautlos zu fluchen. Mit einem weiteren Blick bedeutete Kaiba Joey zu verschwinden, doch der verschränkte die Arme.

Nein, er würde jetzt nicht einfach abhauen! Man konnte ja vieles über Joey sagen, aber nicht, dass er ein Feigling war. Er würde die Konsequenzen tragen, wie ein Mann!
 

Und kaum hatte er seine Entscheidung getroffen, konnte er sich auch nur zu dieser beglückwünschen.
 

Seto, hier ist Kirika“.

Beide Jungen erstarrten. Kaiba, weil er es nicht fassen konnte, dass sie ihn tatsächlich schon wieder anrief und Joey, weil diese Frau Kaiba so vertraulich ansprach. Aber noch wusste Joey ja nichts von der Verbindung zwischen den beiden. Etwas, was sich gleich ändern sollte.
 

Kaiba schloss die Augen.

„Was gibt’s?“

Erstens, tut es mir leid, was ich vorhin gesagt habe“, Kaiba antwortete darauf nur mit einem unwirschen Laut.

ich konnte ja nicht ahnen, dass du so empfindlich auf Scherze in Bezug auf dich und dein Haustier reagierst“.

Kaiba grollte daraufhin ein „treiben Sie es nicht zu weit“, während Joey ein empörtes „Hey“ von sich ließ.

Ach… habe ich es da etwa gerade ‚bellen’ gehört?

„Mit Sicherheit nicht“, entgegnete Kaiba, während er Joey mit einem Blick zum Schweigen bat. Was dieser dann auch tatsächlich tat. Bloß nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen! Das Begriff sogar Joey!
 

Wie dem auch sei… Das ist jedenfalls nicht der einzige Grund, warum ich anrufe“, Kaiba verdrehte die Augen. Interessant, welche Reaktionen diese Frau bei ihm hervorrufen konnte.

Mit einer hektischen Handbewegung bedeutete er Joey abermals zu gehen, doch dieser blieb demonstrativ stehen.

Hey, wenn er sowieso so schon sterben musste, konnte er dies wenigstens noch mit ein paar weiteren Informationen tun!

Wie zum Beispiel, wie Kaiba aussah, wenn er ausnahmsweise mal nicht auf Joey, sondern auf jemand anderen wütend war und welche Verbindung er zu dieser Frau hatte.

Abgelegte, eifersüchtige Geliebte? Nee, viel zu alt!

Jemand, den Kaiba mal mit seinen Geschäften ans Bein gepisst hat? Schon eher
 

Scheinbar hat sich Mokuba heute im Nachmittagsunterricht mit einem anderen Schüler geprügelt“.

„Er hat WAS?!“ brüllte der junge Firmenchef daraufhin auch schon los, während Joey erstaunt die Augen aufriss. Der kleine hatte was?! Sah ihm doch überhaupt nicht ähnlich!

Und da ich ja seit neustem euer Vormund bin, hat seine Schule mich daraufhin kontaktiert. Ich dachte, du solltest das wissen. Ich werde jedenfalls jetzt dahin fahren und versuchen, deinen Bruder da wieder heraus zuboxen.“
 

Joey wusste in diesem Moment nicht, ob er lachen oder weinen sollte.

Lachen, weil Kaibas Gesichtsausdruck gerade absolut unbezahlbar war, als er realisierte, dass Joey nun zwischen der Verbindung zwischen ihm und dieser Frau wusste, und weinen, eben weil Joey jetzt von der Verbindung zwischen Kaiba und dieser Hanamoto wusste, und das würde er diesem mit Sicherheit heimzahlen.

Obwohl Joey doch gar nichts dafür konnte.

Ehrlich nicht…

Er hätte doch nicht ahnen können…
 

Zu spät. Egal. Kaibas Augenbraue zuckte nun wieder. Und Joey blieb nun keine andere Wahl.

Symbolhaft verschloss er den Mund und warf den Schlüssel weg. Er stellte sogar pantomimisch dar, wie er eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnete. Mittlerweile kannte er sich ja mit diesem ganzen Anwaltskram ziemlich gut aus.

Die Augenbraue hob sich wieder. Diesmal aber spöttisch.

Puuh… noch mal gerettet!
 

„Warten Sie einen Moment, ich werde mitkommen“. Meinte Kaiba nun schon etwas ruhiger zum Telefon und schnappte sich bereits seinen weißen Mantel, der bis dato noch über den Stuhl hing.

Wir treffen uns dort“ war die Antwort und darauf folgte nur ein monotones Tuten.

Kaiba schaltete seinerseits nun die Freisprecheinrichtung ab und drehte sich dann zu Joey.
 

„Du wirst deine vorlaute Klappe halten“.

„Natürlich“.

„Kein Wort zu deinen Freunden“.

„Selbstverständlich“.

„Und du wirst eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen“.

Nun hob Joey spöttisch eine Augenbraue.

„Klar“.

„Ich lasse sie dir morgen zustellen“. War das etwa ein Friedensangebot?

„Nicht nötig, ich hole sie mir gleich selbst ab“. Angebot angenommen.
 

Kaiba verzog abfällig seinen Mundwinkel.

„Und wie willst du in meine Rechtsabteilung gelangen?“ er deutete auf den Besucherausweis, den Joey nachlässig an seiner Jeansjacke befestigt hatte.

Der grinste daraufhin und holte einen nahezu identischen aus seiner Jackentasche.

„Ich helfe deinen Leuten ab und zu beim Aktensortieren. Dein Personalchef hat übrigens Schuppen“.

Kaiba hob nun beide Augenbrauen. Es schien, als ob Joey ihn also doch noch überraschen konnte.

„In der Tat“.
 

***
 

Es tat weh. Verdammt weh sogar! Als Mokuba seine Faust in das Gesicht dieses bescheuerten Lackaffen versenkte, hätte er nie gedacht, dass diese danach so sehr schmerzen würde.

Er fluchte leise, während er vorsichtig die Abschürfungen auf den Handknöcheln betastete.

Er saß auf dem Besuchersofa vor dem Zimmer des Schuldirektors, neben ihn sein Mitschüler, der sich Taschentuchzipfel in die blutende Nase gesteckt und den Kopf nach hinten gelehnt hatte.

„Halt den Kopf nach vorne“, meinte Mokuba zu ihm.

„W-was?“

„Den Kopf nach vorne“, wiederholte er etwas ungeduldiger. „Wenn du ihn nach hinten lehnst, fließt das Blut in den Rachen und von dort aus in den Magen, was dich irgendwann zum Kotzen bringt“.

Der Junge schaute ihn verdutzt an. Mokuba seufzte und stand auf.

„Könnten wir ein kaltes, nasses Tuch bekommen?“ fragte er zu der Sekretärin, die stark beschäftigt irgendetwas in die Tasten ihres Computers hämmerte.

Die sah nun ihrerseits erstaunt hoch, nickte dann aber.

Während sie das Gewünschte holte, griff Mokuba in die Jackentasche seiner Schuluniform.
 

„Hier“, er reichte dem anderen Jungen ein frisches Taschentuch.

„Mach die Fetzen weg und halte dir das an die Nase“, Mokuba fackelte nicht lange und zog sie seinerseits aus der Nase, des noch immer verblüfft wirkenden Jungen. Das Blut fing sofort wieder an zu strömen.

„Mach schon“, langsam ergriff dieser das Taschentuch und tat, was ihm gesagt wurde.

„Und jetzt: Kopf nach vorne!“ kommandierte Mokuba, während auch schon die Sekretärin wiederkam, in der Hand ein Tuch, welches um irgendwas herum geschlagen war.

„Ich dachte, ein Kühl-Pack wäre besser“, meinte sie und zwinkerte aufmunternd.

„Danke“, Mokuba lächelte, schlug das Tuch noch mal um das Kühl-Pack und legte dies dann in den Nacken des Jungen.

„Die Kühle lässt die Adern zusammen ziehen, so stoppt dann die Blutung schneller. Aber lass das Pack nicht zu lange drauf, sonst bekommst du Kreislaufprobleme“, erklärte er.

„W-woher…?“

„Ich hatte als Kind oft Nasenbluten. Mein großer Bruder hat das dann immer bei mir gemacht“, Und wie der Zufall so spielte, kam gerade eben dieser besagte große Bruder wutschnaubend um die Ecke marschiert.
 

„Mokuba! Kannst du mir mal bitte erklären…“

„Später“, wurde er daraufhin auch schon von Kirika unterbrochen, die direkt hinter ihm kam.

Mokuba stöhnte. War ja klar gewesen!

Eigentlich hatte er nur mit einem der beiden gerechnet, aber das gleich beide antanzten?

Die junge Frau in dem gleichen schwarzen Hosenanzug wie heute morgen (schlief sie etwa in dem Ding? Mokuba hatte sie bisher nur in diesen Anzügen gesehen!), sah auf Mokuba und seinen Mitschüler herab.

Die Hand des Jungen, welches noch immer auf dem Gel-Pack im Nacken des anderen ruhte, wurde vorsichtig zurückgezogen.

Prüfend sah Kirika auf die beiden Jungen.

Keiner sprach.
 

Kirika seufzte.

„Seto, besorg für deinen Bruder ein weiteres Kühl-Pack oder so was. Ich denke, seine Hand hat was abgekriegt“.

„Und was machen Sie währenddessen?“

Sein Vormund blickte ihn an, als ob er gefragt hätte, ob sie Pommes Frites mit Erdbeersoße zum Frühstück haben wollte.

„Mit dem Direktor reden natürlich!“

Kaiba sah einen kurzen Moment so aus, als ob er protestieren wollte. Nickte dann aber und ging zur Sekretärin – die das ganze unauffällig aber gespannt verfolgt hatte – und fing an ihr leise Anweisungen zu geben.

Kirika währenddessen klopfte an die Bürotür, woraufhin auch gleich ein „Herein“ folgte.
 

Während der folgenden Minuten sprach keiner.

Kaiba hatte sich vor seinen kleinen Bruder hingekniet und betrachte dessen verletzten Handrücken. Er seufzte nur, als er die Abschürfungen bemerkte und das war fast schlimmer als alle Vorwürfe.

„Oh, Mann… mein Vater!“ schluchzte es zur Mokubas linken.

Er sah auf und ließ seinen Blick den langen Gang runterwandern, doch da war keiner.

Fragend sah er zu dem Jungen.

„… der sollte doch schon längst hier sein!“

Der schwarzhaarige Wuschelkopf verdrehte die Augen und wechselte einen Blick mit Kaiba, der nur belustigt die Augenbraue hob.

Ja, ja… vor ein paar Monaten hatte Mokuba in Bezug auf seinen großen Bruder noch ganz ähnlich reagiert.

Na ja, eigentlich eher wie ein aufgedrehter Cheerleader.
 

Die Sekretärin kam wieder und drückte Kaiba einen schwarzen Kasten in die Hand. Während dieser ihn öffnete, murmelte er vorwurfsvoll:

„Was ist denn das für ein Laden, das die euch nicht mal in das Krankenzimmer verfrachten?“

„Wollten sie ja“, meinte Mokuba defensiv. „Aber wir haben uns geweigert“.

„Wenn mein Vater erfährt, dass ich wegen ‚so was’ im Krankenzimmer war, bekomme ich mehr, als nur Nasenbluten!“ ergänzte sein Mitschüler, woraufhin Mokuba ihn prüfend ansah.

„Du bist doch… Yoshida, oder? Daichi Yoshida?“

„Wie? Du brichst mir fast die Nase und kennst nicht einmal meinen Namen?“ Yoshida grinste ihn an, während Mokuba die Schultern hob.

Kaiba schüttelte fassungslos den Kopf und verband weiter die Hand seines Bruders.
 

Die Tür ging auf und simultan drehten sich alle Köpfe zu ihr hin.

Kirika trat hindurch, gefolgt vom Direktor. Beide lächelten.

„Frau Hanamoto, Sie haben natürlich recht“, meinte der ältere Herr, während die junge Frau noch immer lächelnd den Kopf neigte.

„Aber natürlich habe ich das!“ ihre Stimme hatte einen eigenartigen Unterton, und der Direktor fing an zu hüsteln.

„Aber, aber…“ meinte sie, während sie anfing seine Krawatte zu richten. „Sie haben sich doch nicht etwa erkältet?“

Ach du… flirtete sie etwa gerade mit ihm?!

Mokuba wechselte einen erstaunten Blick mit seinem Bruder, der aussah, wie er sich gerade fühlte.

Ja, sie tat es!
 

Der ältere Mann kicherte verlegen, während Kirika jetzt auch noch seinen Kragen richtete.

„Ich muss… meine Frau… wir…“

„Aber natürlich“, gurrte Kirika während sie mit den Händen auf dem Sakko herunter glitt und ihm einen gekonnten Augenaufschlag servierte.

„Wir wollen sie doch nicht warten lassen…“ ihre eine Hand kam kurz über seinen Bauchnabel zum Liegen. Dann entfernte sie sich und der Direktor schien seine Fassung wiedererlangt zu haben. Noch einmal blinzelte er und wandte sich dann zu den drei Jungen zu.
 

„Also Kaiba“, damit meinte er Mokuba, sein Bruder wurde von ihm mit Herr Kaiba angesprochen. „Wenn Herr Yoshida nichts weiter einzuwenden hat, wird es bei einer Verwarnung bleiben. Vorausgesetzt, dies war ein einmaliger Vorfall!“

Sein Ton war nun wieder ganz geschäftsmäßig, trotzdem atmete Mokuba erleichtert auf. Allerdings ziemlich halbherzig, was ihn von seinem Bruder einen scharfen misstrauischen Blick einbrachte.
 

Die beiden Erwachsenen bemerkten nichts davon. Der Direktor wollte schon weiter sprechen, als eilige Schritte auf dem Gang ertönten.

Verursacher dieser war ein kräftiger großer Mann, Mitte bis Ende vierzig, der traditionelle japanische Kleidung trug.

„Wo ist er?“ grollte er im tiefsten Bariton und Mokuba machte sich ganz klein.

Au weia
 

Der Mann stürmte auf sie zu und griff dann nach Yoshida. Mit beiden Händen stellte er ihn auf die Beine und sah ihn dann prüfend an.

„Hmm… hätte schlimmer sein können“, murmelte er, während sein Sohn – der Mann war offensichtlich Herr Yoshida – verlegen auf den Boden starrte.

„Und wo ist nun der Prachtkerl, der meinen Sohn zu seiner ersten Prügelei verholfen hat?“

Wie bitte? Mokuba hob zögernd die Hand. Was war denn das für ein Vater?!

Aber wenn er es recht bedachte…
 

„Was, du?! Aber du bist ja nur ein kleiner Hänfling!“

der nur Einsvierzig große Mokuba knirschte mit den Zähnen. War doch nicht seine Schuld, dass er der kleinste im Jahrgang war!

Der Bulle von Mann starrte auf ihn herab.

„Herr Yoshida?“ mischte sich nun Kirika ein, was den Mann dazu brachte hektisch herum zufahren.

Musternd ließ er seine Augen auf und ab wandern.

„Ihr Junge?“ die Stimme war leicht erstaunt und prüfend.

„Sozusagen… mein Cousin. Ich habe die Vormundschaft über ihn“. Kirika ließ sich nicht anmerken, ob sie die Erscheinung des Mannes einschüchterte.

Herr Yoshida nickte verstehend und ließ dann seinen Blick auf Kaiba wandern, der aus seiner hockenden Position aufgestanden und neben Kirika getreten war.
 

„Ach, dann sind Sie also mit den Kaibas verwandt! Das wusste ich ja gar nicht!“ Er verbeugte sich nun vor Kirika und das ziemlich tief.

Die junge Frau hob die Augenbraue und tat es ihm gleich.

„Ja, Kirika Hanamoto ist mein Name“.

„Hanamoto?“ fragte Herr Yoshida noch einmal nach.

„Ja“.

„Hmm…“ der bullige Mann schien zu überlegen.

„Und Sie sind jetzt der neue Vormund der beiden? Was ist denn mit dem alten passiert? Diesem Buchhalterverschnitt, der Sie immer auf die Elternabende begleitet hat, Kaiba?“ wandte er sich an den eben Angesprochenen.

„Dort wo alle Buchhalter hinkommen, wenn sie Geld veruntreuen und sich dabei erwischen lassen…“ kam es dunkel zurück.

Herr Yoshida lachte.

„Hätten Sie doch was gesagt, ich hätte mich darum gekümmert!“

„Wie ich es auch schon zu anderen Gelegenheiten sagte: Danke, ich verzichte“ entgegnete Kaiba scharf. Mokuba schaute erstaunt zwischen den dreien hin und her. Was genau ging da ab?

Sein Blick fiel auf Daichi Yoshida, der jedoch nur genervt abwinkte. Anscheinend kannte er das Verhalten seines Vaters zu genüge.
 

Yoshida schien dieses ungebührliche Verhalten seinem Bruder allerdings nicht übel zu nehmen, er lachte jedenfalls nur und sprach dann wieder Kirika an.

„Und wie kommt es, dass ich Sie nicht schon früher kennen gelernt habe?“

„Ich bin erst vor kurzem von England aus übergesiedelt“, meinte sie höflich. Herr Yoshida stutzte und reichte ihr dann die Hand.

Kirika runzelte die Stirn und sah kurz auf diese. Dann weiteten sich ihre Augen vor Erstaunen und sie griff nun ihrerseits zu.

Allerdings schüttelte sie ihm nicht die Hand, sondern ergriff sein Handgelenk, während der bullige Mann das gleiche bei ihr tat.

„Well… welcome to Japan, I guess, Madame Hanamoto“, Herr Yoshida lächelte nun raubtierhaft, während Kirika süffisant grinste.

„Thank you, Mr. Yoshida. It’s good to be here“.

“Ich nehme an, Sie kennen Nakamura?”

„Sie nehmen richtig an“, was zum Geier lief denn jetzt ab? Mokuba war verblüfft. Ebenso wie Kaiba, Yoshida Junior und der Direktor.
 

„Wie geht es denn dem alten Knaben?“ noch immer umklammerten sich die Hände der beiden. Der Tonfall von Yoshida hatte aber nur oberflächig etwas Beiläufiges, dahinter versteckte sich irgendetwas… Nun, Mokuba wusste noch nicht was, aber es gefiel ihm definitiv nicht!

„Och… soweit ich weiß, geht es ihm und der Blondine an seiner Seite ganz gut“, Kirikas Lächeln hatte nun ebenso dieses Raubtierartige angenommen.

„Dann wird er sie vermutlich nicht besuchen kommen?“ Gut, das Bedauern klang echt, aber gefallen tat es Mokuba immer noch nicht.

„Ganz bestimmt nicht“, die junge Frau klang nun sehr resolut, was Herrn Yoshida ein weiteres tiefes Lachen entlockte.

„Schade…“ murmelte er, ließ Kirikas Handgelenk los und ergriff nun sanft ihre Hand. Dann hauchte er einen Kuss darauf.

„Falls Sie mal Probleme haben sollten…“ er ließ die Hand nun völlig los und griff in seinen Kimono.

„Hier meine Karte“, Kirika ergriff diese mit beiden Händen und begutachtete sie aufmerksam.

„Danke“, meinte sie nun etwas kühler. „Aber das wird nicht notwendig sein“.

Herr Yoshida kommentierte dies mit einem schiefen Grinsen.

„Diese Jugend von heute. Erst ihr Cousin… dann Sie… der alte Kaiba war da nicht so zimperlich!“

„Mein anderer Cousin hat sich auch von einem Elfjährigen im Schach schlagen lassen! Sollte ich also seinem Beispiel folgen?“ entgegnete sie spöttisch, was Herrn Yoshida zu einem weiteren Lachen verleitete.

„Ich mein ja nur!“

Die junge Frau lächelte nun nachsichtig und wurde dann ernst.

„Trotzdem danke, aber es ist wirklich nicht nötig“.

Der bullige Mann nickte daraufhin ebenso ernst und verbeugte sich ein weiteres Mal, dieses Mal sogar noch tiefer, während Kirika nur kurz mit dem Kopf nickte.

Ach du heilige Scheiße… schoss es Mokuba durch den Kopf.

Noch immer starrte er fassungslos auf seinen Vormund, als der Mann bereits seinen Sohn geschnappt hatte und sich zum Gehen wandte.
 

„Was?“ meinte Kirika zu dem Jungen, doch der war nahezu sprachlos, wie auch der Direktor, während sein Bruder nur die Augen verdrehte.

„Typisch Yoshida“, murmelte dieser, was Kirika zum Grinsen brachte.

„Du kennst das anscheinend?“

Kaiba sah hoheitsvoll auf sie herab.

„Seine übliche Masche“.

„Aha…“ Sie lachte und drehte sich dann zum Direktor. „Sieht nicht so aus, als ob er etwas einzuwenden hat“, meinte sie zu dem erblassten älteren Herren, dessen Augen noch immer weit aufgerissen waren. Normalerweise schien er Herr Yoshida ganz anders zu kennen.

Jedenfalls nickte er nur fahrig, was die junge Frau dazu veranlasste nun ihrerseits zu gehen.

„Kommt schon, oder wollt ihr Wurzeln schlagen?“
 

Als sie die Schule verlassen hatten, viel Mokuba folgendes auf:

Erstens, sein Bruder war selbst gefahren. Denn statt der üblichen Limousine stand der rote Ferrari auf dem Schulparkplatz und zweitens, Kirika hatte den kleinen Umzugstransporter immer noch nicht zurückgegeben, und parken konnte sie auch nicht!

Anders ließ es sich jedenfalls nicht darauf schließen, da das Fahrzeug tatsächlich quer auf einem Behindertenparkplatz stand.
 

„Wollen Sie den nicht endlich mal zurückgeben?“ meinte sein Bruder dann auch sofort. „Das ist ja gemeingefährlich!“

Kirika schloss die Tür auf – das Ding hatte tatsächlich nicht einmal eine Zentralverriegelung – und entgegnete trocken:

„Wieso? Brauchst du ihn etwa? Außerdem fahre ich hervorragend!“

Warum überraschte es Mokuba nicht, dass sie bereits wusste, dass sein Bruder die Autovermietung aufgekauft hatte?

Kaiba seufzte dagegen nur.

„Behalten Sie ihn meinetwegen, aber unterstehen Sie sich, damit ständig die Einfahrt zu blockieren!“

Sie grinste und machte schweigend die Tür auf.
 

„Ich wollte zurück zur Villa, was ist mit euch?“

Der ältere wechselte einen zögerlichen Blick mit Mokuba.

„Ich… muss noch mal zur Firma“, er blickte entschuldigend zu seinem Bruder. Der seufzte.

„Ich kann Roland anrufen, der fährt mich bestimmt nach hause“, daraufhin hörte er eine Wagentür knallen.

Kirika hatte sich umgedreht und blickte mit verschränkten Armen zu den beiden Brüdern.

„Also wirklich… ich habe zwar mehr Tickets wegen Falschparkens, als sämtliche Roadmovie-Helden zusammen, aber noch kein einziges aufgrund einer Geschwindigkeitsübertretung… und unfallfrei bin ich auch!“ sie klang ein wenig gereizt und als keine Antwort kam, öffnete sie missmutig die Tür von neuem.

„Macht doch, was ihr wollt…“

„W-warten Sie!“ rief da auch schon Mokuba. Verflucht sei sein weiches Herz! Eigentlich wollte er ihr ja Scherereien machen und sie mit jedem Wort, jeder Tat und sogar nur durch seine bloße Anwesenheit spüren lassen, dass sie definitiv nicht willkommen war, aber wie sie ihn gerade aus der Misere heraus geholt hatte, war unbeschreiblich!

Nicht mal einen Verweis hatte er bekommen. Nur eine Verwarnung! Er sollte also… Nein, er würde nicht weich werden! Sondern sie nur in Sicherheit wiegen!

Genau!
 

Mit grimmigem Gesicht kletterte Mokuba auf den Beifahrersitz und schnallte sich an. Daraufhin ließ Kirika den Motor an und wartete bis der Ferrari vom Parkplatz gefahren war.

Als sie dann ihrerseits anfuhr, passierte das Unvermeidliche.

„Ich dachte, Sie können fahren!“

Sie fluchte und schlug auf den Ganghebel ein.

„Kann ich auch! Nur dieser blöde Gang will nicht!“ verärgert rüttelte sie den Hebel hin und her.

„Haben Sie auch die Kupplung getreten?“ fragte er gespielt unschuldig. Kirika funkelte ihn an.

„Ha, ha“, entgegnete sie trocken, trat die Kupplung aber noch einmal durch und legte dann den Gang ein.

Noch einmal startete sie den Motor und fuhr dieses Mal ohne Zwischenfall los.

Und auf der zwanzigminütigen Fahrt nach hause musste Mokuba feststellen, dass sie tatsächlich fahren konnte!
 

***
 

„Und er hat tatsächlich…?“

„Wenn ich es dir doch sage!“

Ein kollektives Lachen ertönte, als Kaiba durch die Tür zu seiner Rechtsabteilung ging und seinen Blick wandern ließ.

Hmm… mittlerweile war es dort dunkel – die meisten, der dort arbeitenden Anwälte schienen schon nach hause gegangen sein, nur in einen der kleineren Konferenzräume brannte noch Licht.

Dort waren auch die Stimmen und das Gelächter hergekommen. Zielstrebig folgte er den Stimmen und trat in das Zimmer.
 

„Und dann hat er…“ Wheeler brach ab, als er ihn bemerkte. Er saß an dem runden Tisch, hatte die Beine lässig auf der Tischplatte übereinander geschlagen und hielt ein paar… Spielkarten in der Hand?

Und da war er nicht der einzige!

Ebenfalls an diesem Tisch, saß sein Patentanwalt, ein Rechtsanwaltsgehilfe, sein Fachmann für internationale Zollangelegenheiten, der erst gerade mit seinem Studium fertig gewordene Keitaro Moshida und der stellvertretende Abteilungsleiter. Alle mit Karten in ihren Händen.

Und auf dem Tisch lagen… sind das etwa Gummibären?

Kaiba starrte auf dieses Kuriosum und hob beide Augenbrauen.
 

„Yoh, Kaiba!“ grinste Wheeler, was die anderen Anwesenden dazu brachte hektisch ihre Karten nieder zu legen und aufzustehen.

„Herr Kaiba, wir“, hob der stellvertretende Abteilungsleiter Kobayashi das Wort, doch Kaiba winkte gleich ab.

„Wie ich sehe, genießen sie ihren Feierabend“, sprach er in die Runde und ließ seinen Blick mit einem amüsierten Zucken seiner Mundwinkel wandern.

Das glaubte ihm doch kein Mensch!
 

Seine Angestellten hatten wenigstens den Anstand schuldbewusst auszusehen, nur der Köter war sich natürlich mal wieder keiner Schuld bewusst und wagte es sogar ihm ein „Steigst du ein?“ an den Kopf zu werfen.

„Sehe ich so aus?“ kam auch die prompte Antwort, was Wheeler tatsächlich nur noch breiter grinsen ließ.

„Angst zu verlieren?“

„Als ob du mich jemals in irgendetwas schlagen könntest!“ So weit kam es noch!

„Vorsicht, Sir“, mischte sich nun Keitaro ein. „Joey ist ein absolutes Ass in Poker!“

„Ich geb’ dir auch nen Kredit!“ warf der blonde Sturkopf ein und hob eine Kiste hoch, die vor lauter Gummibärentüten beinahe platzte. Neben seinem Stuhl stand eine weitere Kiste, in der sich wiederum ein ansehnlicher Haufen dieser Süßigkeit, allerdings, ohne ihre Verpackung befand.

Erst jetzt viel ihm auf, dass neben jedem der Anwesenden zwei Kisten standen. Eine mit Gummibärentüten und eine mit losen Artgenossen. Bei jedem waren diese Kisten bei weitem nicht so gut gefüllt, wie es bei Wheeler der Fall war.

Kaiba überlegte einen Moment.
 

„Zinsen?“

„Auf drei Tüten, eine weitere“, kam die prompte Antwort und Bewegung kam in die Runde, als für Kaiba Platz geschaffen wurde.

„Wucher. Fünfzehn!“

„Zehn“.

„Geht klar.“

Die Karten vom vorherigen Spiel wurden aufgedeckt und Joey strich sein Gewinn ein.

„Organisiert ihr dem Mann mal ein paar Kisten?“ meinte er dann in die Runde, was den Gehilfen dazu bewegte, aufzuspringen und zwei Kisten von ihren Akten zu befreien. Auf den fragenden Blick Kaibas hin, merkte er nur an:

„Die kommen sowieso in den Reißwolf!“

Skeptisch nahm Kaiba die – mit Sicherheit unhygienischen – Kisten entgegen und stellte sie neben sich. Was soll’s… er machte sich sowieso nichts aus Süßigkeiten.
 

„Also, für die Neuzugänge erkläre ich noch mal die Regeln“, hob Wheeler gewichtig an.

„Die roten sind am meisten wert, darauf folgt hellrot, gelb, grün und zum Schluss weiß. Auf einen roten kommen fünf hellrote, auf einen hellroten, fünf gelbe und immer so weiter. Spiel ist Texas-Hold’em und die Blinds liegen bei einem gelben und einen grünen, und drei grünen. Muss ich dir die Pokerregeln auch noch erklären?“ meinte er dann süffisant zu Kaiba, der gerade Platz genommen und eine Tüte vor sich ausgelehrt hatte.

Hmm… Jede Menge hellrote, ein paar rote, viele weiße und ein paar gelbe und grüne. Hätte schlechter sein können.

Interessante Art das Kapital zu bestimmen.

„Quatsch keine Opern, Wheeler und teil aus“, entgegnete er und lehnte sich zurück.

Dieser grinste und tat was von ihm verlangt wurde.
 

Nach fünfzehn Runden waren Kaibas zehn Tüten restlos an Wheeler übergegangen und auch bei den anderen Mitspielern sah es nicht besser aus.

„Du betrügst doch!“ entfuhr es Kaiba fassungslos. Doch der Köter grinste nur und schüttelte den Kopf.

„Tut er nicht“, entgegnete Patentanwalt Tanaka und Zollanwalt Saito ergänzte:

„Wir haben bestimmt, dass er nur mit kurzen Ärmeln spielt – einmal haben wir ihn sogar nackt spielen lassen, wir haben den ganzen Raum nach Spiegeln abgesucht, ihn regelmäßig durchsucht… der Bengel betrügt nicht, der hat nur unverschämtes Glück!

Kaiba starrte Wheeler immer noch an, erlangte dann aber wieder die Fassung.

„Tja, auch ein Blindenhund musste ja mal irgendwann einen Treffer landen“, murmelte er.

„Hey!“

Kaiba grinste und die anderen lachten. Dann meinte Keitaro:

„Sag mal, hast du nicht noch etwas für ihn, Joey?“

„Ach ja, richtig!“ Wheeler griff hinter sich zum Regal und zog ein Blatt Papier hervor.

„Deine Verschwiegenheitserklärung. Selbst unterzeichnet und formuliert!“

„Na, das will ich auch hoffen“, entgegnete Kaiba und nahm das Blatt entgegen.

„Selbst formuliert?“ fiel ihm dann auf. „Köter, dafür gibt es Muster, sogar eine DIN-Ordnung, wenn ich mich nicht irre!“

„Ich weiß“, grinste Wheeler. „Ich wollte es mir nur nicht nehmen lassen!“

Kaiba runzelte die Stirn und las sich das Stück Papier durch:
 

Ich, Joseph Jay Wheeler, auch genannt „Joey“, auch genannt „Köter“, „Flohschleuder“, „drittklassiger Duellant“ etc. pp. verpflichte mich hiermit, jegliche Äußerung, sei es mündlich oder schriftlich oder durch Andeutungen, über Seto Kaiba, auch genannt „KAIBA!!!“, auch genannt „reicher Pinkel“, „arroganter Eisklotz“, „Frostdrache“ etc. pp. in Bezug auf seine Verbindung zu seinem gesetzlichen Vormund Kirika Hanamoto, auch genannt „perverse alte Hexe, die ihre Nase zu tief in die Angelegenheiten anderer steckt“, gegenüber dritten zu unterlassen.
 

Es folgten Datum und Unterschrift.

Kaiba hob fassungslos den Kopf und sah fragend auf seine Anwälte.

„Wir haben es geprüft“, meinte Kobayashi. „Es ist zwar gewöhnungsbedürftig formuliert, aber rechtsgültig, solange sich niemand der beteiligten Parteien – also sie beide - an den Bezeichnungen stößt“.

Gewöhnungsbedürftig… in der Tat“, murmelte Kaiba und reichte die Erklärung zurück.

„Da fehlt der Zusatz ‚und gegenüber den beteiligten Parteien’!“

Wheeler schüttelte grinsend den Kopf.

„Und wie soll ich dir dann erzählen, was ich mir“, ein kollektives Hüsteln ertönte. „Ich meine, was wir uns ausgedacht haben?“

Kaiba starrte ihn skeptisch an.

„Du?! Und… meine Rechtsabteilung?“ Irgendwie war dies grotesk.

„Warte doch erst einmal ab, bevor du gleich wieder losmeckerst“, Wheeler verdrehte die Augen. „Pass auf…“
 

Nach einer dreiviertel Stunde hatte Kaiba seine Hände tief in den Haaren vergraben. Sehr tief.

„Das klappt doch…“

„Hundertprozentig!“ unterbrach ihn Wheeler sofort.

Köter…“

„Ich mein’s ernst!“

„Ich auch!“ fauchte Kaiba. „Das ist rechtswidrig! Damit setze ich die Firma aufs Spiel!“

Joey schüttelte den Kopf.

„Tust du nicht, und ist es nicht! Wenn die Beteiligten ihr Einverständnis geben, ist es völlig legal. Ziemlich merkwürdig zwar…“

„Ziemlich merkwürdig?! Also mir fallen da ganz andere Bezeichnungen für ein!“

„Hören Sie, Herr Kaiba“, mischte sich nun Keitaro ein, wurde aber gleich von Joey unterbrochen.

„Warum nennst du ihn eigentlich immer Herr Kaiba?“

„Weil er vielleicht mein Chef ist?“ entgegnete Keitaro leicht genervt.

„Und? Meiner doch auch… na ja, so halb. Stundenweise…“

Kaiba seufzte.

„Ist in Ordnung. Falls wir das wirklich durchziehen sollten…“

„Das heißt, du machst es?!“ rief Wheeler freudestrahlend.

„Ich habe ‚falls’ gesagt!“ funkelte Kaiba ihn an und fuhr dann wie gehabt fort:

„… solltet ihr mich nicht als euren Chef betrachten! Das ganze bringt euch ebenfalls in Teufels Küche und ich will keine Massenkündigungen auf dem Tisch liegen haben, nur weil ihr irgendwann der Meinung seid, dass ihr zu weit für euren Chef gegangen seid“.

Darauf folgte ein kurzes Schweigen, bis der stellvertretende Leiter der Abteilung das Wort hob.

„Ich denke, ich spreche für alle, wenn ich sage, dass wir uns voll über die Konsequenzen im Klaren sind und diese mit guten Gewissen eingehen können. Sie… du hast also nichts zu befürchten“.

Kaiba nickte und Wheeler stand enthusiastisch auf.

„Also machen wir’s!“

„Köter, mach Sitz! Noch machen wir überhaupt nichts! Erst einmal will ich wissen, ob dies wirklich absolut wasserdicht ist!“

„Ist es“, bestätigte Keitaro ruhig. „Wir werden vorab ein Video anfertigen, welches in einem versiegelten Umschlag bei einem Notar hinterlegt wird, der bisher noch nicht mit uns gearbeitet hat. Des Weiteren werden wir eine – ebenfalls versiegelte – Kopie beim Gericht hinterlassen und noch ein Dutzend weitere bei sämtlichen großen Pressezentren, um uns doppelt und dreifach abzusichern.“

„Und die Beteiligten?“

„Bekommen eine Verschwiegenheitserklärung vorgelegt und eine ordentliche Aufwandsentschädigung aus deinem Privatvermögen, dazu die vertraglich abgesicherte Aussicht auf mehr, wenn alles sauber über die Bühne gegangen ist“, ergänzte Kobayashi.

„Und wenn was schief geht? Wenn jemand plaudert?“

„Dafür ist ja das Video da“, erklärte Wheeler. „Wir brechen die Versiegelung einfach vorab, und schon sind wir aus dem Schneider“.

Kaiba raufte sich abermals die Haare.

„Ich fasse es nicht…“ murmelte er. „Ich fasse es nicht, dass ich dies tatsächlich in Erwägung ziehe!“

„Ach komm schon Kaiba, wo bleibt dein Sinn für Optimismus?“ noch immer grinste Wheeler. Bekam der nicht langsam mal Muskelkater?

„Hat zusammen mit meiner Freundlichkeit und dem Glauben an das Schicksal seinen Langzeiturlaub auf den Bahamas angetreten“, entgegnete Kaiba spöttisch, aber nicht ganz so scharf wie gewöhnlich.

„Ich hasse diese Frau!“ fauchte er.

„Das will ich hören!“

„Und ich hasse diese verfluchte Situation!“

„Weiter, Kaiba… Immer nur weiter!“

„Und dieses absolut inkompetente Arschloch von Richter, der mir das alles eingebrockt hat!“

„Nur raus damit, du kannst es ja doch!“

„Und ich hasse DICH!“

„Mich?“ Wheeler stutzte. „Warum mich? Ist ja nichts neues, aber…“

„Aus Prinzip!“

„Ach so… na, dann: Gleichfalls!“

Die Anwälte lachten und schüttelten die Köpfe.

Wheeler grinste immer noch!

„Also… haben wir einen Plan?“ fragte er gespannt und ob und senkte vielsagend seine Augenbrauen, was bei ihm – nur so nebenbei – ziemlich lächerlich wirkte.

Kaiba seufzte und blickte ihn resigniert an.

„Ja… wir haben einen Plan!“

Wheeler sprang jubelnd auf und warf dabei seinen Stuhl nach hinten.

„JUHU!!! Damit hat die Operation: Hexenverbrennung BEGONNEN!!!“

Kaiba sank in seinem Stuhl zusammen.

Das werde ich so was von bereuen!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (8)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jyorie
2013-11-24T22:04:08+00:00 24.11.2013 23:04
Hallo (^o^)y

*schmunzelt* irgendwie klingt die Zusammenarbeit von
Joey und Kaiba gut. Auch weil Joey wirklich schlauer
dargestellt wird und viel involvierter als in anderen FFs
klingt gut, wenn Joey die Firma infiltriert und Bescheid weiß.

Oh weh, und Mokuba scheint sich langsam auf die gegen-
seite zu schlagen. Ich bin wirklich gespannt, wie das ausgeht,
und wer bei der Hexenverbrennung gewinnen wird.

Eigentlich könnten es sich Kiraka und Seto leichter machen,
aber sie scheinen es ja zu genießen, diesen Feldzug zu
beschreiten.

Eine schöne FF, witzig und bissig^^

Liebe Grüße, Jyorie

Von:  HojoShikaido
2012-06-08T20:59:26+00:00 08.06.2012 22:59
Ich bin erst heute wirklich dazu gekommen sie zu lesen und ich muss sagen ich habe mich halb tot gelacht
Also alleine die Streitgespräche mit Seto und Joey habe ich selten so gut gelesen ^.^
Verdammt gut und allein die Pokersache, hätte nicht gedacht das Seto mitmacht
Bin mir noch nicht wirklich sicher was ich von kirika halten soll mal abwarten
Aber wieso hat mokuba sich geprügelt ? Würde mich interessieren vllt um Rebellion zu zeigen?
Der Butler gefällt mir gut kann öfter vorkommen XD
Roland natürlich auch ^.^
Nach meinem Geschmack hat's ein bissl lang gedauert bis der 'Kindergarten' und vor allem Joey kam aber die genialen Szenen mit Seto danach haben die Länge Wartezeit entschädigt
Hoffe du schreibst weiter würde gerne wissen was es mit dem Plan bzw den Plänen auf sich hat

Lg Hojo

P.S. Bitte schreib weiter ^.^
Von:  Hikari-Yumi
2011-11-03T16:26:12+00:00 03.11.2011 17:26
huhu^^
hab ich hier noch keinen kommi geschrieben? O:o

du schriebst in einem kapitel, wir sollen kirika hassen.. ich LIEBE sie^^
sioe ist sooo geil... und seto... und joey...
die szenen waren so lustig (ich lese zum 3. mal) ich lach mich echt weg... sooooqeil^^
die Pokerrunde *gg* seto dabei *ggg*, die verschwiegenheitserklärung *ggggggg*

WEITA SO!
glg
Von: abgemeldet
2011-11-01T22:45:01+00:00 01.11.2011 23:45
Wie genial is das denn?? Haha, ich brech mich weg XD
Schon mal die Charas sind genial! Jetzt bin ich wirklich neugierig was da rauskommen wird! Wie man vlt an der Uhrzeit sehen kann, hab ich alles bis zu Ende verschlungen!
Freu mich schon total auf die Fortsetzung!
Mach schnell weiter :)

lg Fox
Von:  Onlyknow3
2011-10-25T12:42:43+00:00 25.10.2011 14:42
Ach was für eine Geschichte,ich hab Bauchschmerzen vor lachen,wegen Joey und Seto.Kirika hat wohl recht mit ihrer behauptung das die beiden sich eigendlich doch mehr als nur mögen.Weiter so freu mich auf das nächste Kapitel.


LG
Onlyknow3
Von:  JK_Kaiba
2011-10-10T17:55:24+00:00 10.10.2011 19:55
Ja, Roland ist schon ein treuer Mitarbeiter und das Mokuba die Privatschule stinkt, kann ich mir richtig vorstellen.
Joeys Auftritt und Setos Lächeln(schon ein erstes Anzeichen?!), einfach das ganze Gespräch und das Telefonat dazwischen, mega genial.
Und dann auch noch das Pokerspiel um Gummibärchen, ich schieß mich weg
Bin mal gespannt wie der Plan genau aussieht
Freu mich schon wenn's weiter geht^^
lg
Von:  Currywurstbrot
2011-10-02T13:48:39+00:00 02.10.2011 15:48
pläne über pläne, aber ob alles funktioniert? xD
bin auf jeden fall gespannt und das kappi war wie immer klasse
besonders mokuba gefällt mir =P
freu mich, wenns weiter geht
lg =)
Von:  kalenowo
2011-09-30T21:58:36+00:00 30.09.2011 23:58
Yeah!! ... Erste!! Wie immer Klasse!! Mokuba als Rebell ist aber auch niedlich. Da kann er sein weiches Herz aber nicht verleugnen, wenn er seinem Gegner nach der Prügelei auch noch hilft.^^ Ebenso die Szene in Kaibas Büro... und die Begenung der Vormunde (oder Vormünder?!)! Lass mich raten, der Kimonoträger ist Boss der örtlichen Yakuza (mit dem Sohn der Topnoten hat!^^) Und dann der Schluß ist im Sinne der klassischen Screwball Komödien. Bin schon echt auf den perfekten Plan der Rechtsabteilung gespannt! Und hoffentlich kollidiert er nicht mit den Plänen von Roland und Mokuba..^^
*viele Kommikekse aus Tasche zaubere*
Freue mich auf die Fortsetzung.
LG
Karen


Zurück