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Lieben,Leben,Leiden

das leben ist komplizierter als gedacht
von

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Zurück ins Leben

Zurück ins Leben
 

„Was war los? Erzähl mir alles!“, forderte Amber sofort als wir das Klassenzimmer von Chemie zur Pause verließen.

Amber war in meinem Jahrgang und nur in wenigen Stunden bei mir in der Klasse, aber der Vorfall in der ersten Stunde hatte sich unter den Mädchen herumgesprochen wie ein Lauffeuer im australischen Busch. Amber hatte im Raum neben uns ebenfalls Chemie gehabt und somit war es nicht verwunderlich, dass sie mich rechtzeitig abfangen konnte, bevor ich mich irgendwohin zurückziehen konnte, ohne dass man mich vor Pausenende finden konnte.

„Naja…also…ehm...“, stammelte ich – noch nach einer Ausrede suchend- herum.

„Versuch dich nicht herauszureden, junge Dame! Ich weiß, dass du heute ausnahmsweise mal nicht in der Pause zur Frau Direx musst. Also, wenn du nicht willst, dass ich die Informationen aus dir heraus kitzle, rück besser gleich mit der Sprache heraus.“
 

„Junge Dame? Ich glaub du vergisst, dass ich älter bin als du, Fräulein!
 

„Lenk jetzt bloß nicht vom Thema ab. Ich warne dich Melody.“
 

„Amber, du musst mir gar nicht drohen. Dafür gibt es nämlich keinen Grund. Es war absolut nichts Erzählenswertes.“
 

„Nichts Erzählenswertes? Ich seh doch ganz deutlich dieses riesen Pflaster auf deiner Stirn. Und den Blutfleck an deiner Jeans ist auch nicht zu übersehen, ganz zu schweigen von deinen Händen.“
 

>Na super, ihr entgeht aber auch gar nichts. <
 

„Das ist doch schnell erzählt. Ich war auf dem Weg zur Schule unachtsam, bin gestolpert und unglücklich gelandet. Punkt.“

Ich versuchte so beiläufig wie möglich zu klingen um meine beste Freundin nicht auf dumme Gedanken oder Fragen zu bringen.
 

„Du bist doch unverbesserlich. Wo soll das noch mit dir hinführen…“, murmelte Amber vor sich hin, aber anscheinend war das Thema so für sie gegessen. Oder ihr war einfach nur klar, dass ich nicht mehr zu dieser Sache sagen wollte.

Wir durchquerten die überfüllte Aula, um zur Mädchentoilette zu gelangen, als uns der Weg versperrt wurde.
 

„Hallo? Was soll das denn hier werden? Wir wollen hier durch also verschwindet ihr kleinen Gören!“, schimpfte ich die Gruppe von Mädchen an, die sich zu einer scheinbar undurchdringlichen Mauer zusammengeschlossen hatten.
 

„Ehm, Hallo? Was wird das hier?“
 

Keine Reaktion.
 

>Ich hasse das! Wieso wissen solche kleinen Kinder nicht mehr, dass man vor Älteren Respekt zu haben hat. <
 

„Hey, Melody, beruhig dich. Das sind doch noch kleine Mädchen.“, versuchte Amber mir zu erklären, aber meine Geduld war für heute bereits genug gereizt worden.
 

„Ich krieg heut noch die Krise, Amber, ich schwör’s dir!“
 

„Apropos Krise. Der Grund für diese Mädchenversammlung wird dir nicht gefallen.“
 

„Wieso, was ist denn….“ Doch weiter kam ich nicht, denn genau da sah ich es auch.
 

„Wieso war mir das jetzt klar?!“, spottete ich sarkastisch. „Und ich dachte noch unsere Schule sei relativ groß. Aber da hab ich mich wohl geirrt. Oder was sagst du dazu, Amber?“
 

„Reg dich doch nicht gleich auf, Mel. Das ist doch verständlich. Er ist neu, sieht gut aus und ist –wie man so hört- noch zu haben. Perfekt für diese Mädels da.“
 

„Ja und er ist Ire, noch ein weiterer guter Grund“, gab ich höhnisch zurück. „Findest du es nicht auch merkwürdig wie „Ire“ und „Irre“ sich ähneln?“, zwitscherte ich Amber sarkastisch zu.
 

„Der war schlecht, Melody. Außerdem sei nicht immer so gemein. Du weißt doch: Wahnsinn und Genie liegen nah beieinander!“
 

„Ja aber Genies brauchen meiner Meinung nach immer einen Psychiater, da sie immer irgendwelche Probleme haben. Und so ein Seelendoktor braucht häufig selbst einen Seelenklempner.“, lachte ich fröhlich und triumphierend. Darauf fiel ihr garantiert nichts mehr ein. „Ein ewiger Teufelskreis von Irren, wenn du mich fragst, Amber.“
 

„Na da hast du vielleicht Recht, aber du stehst doch auf verrückte Typen, oder irre ich mich da jetzt?“ Nun war Amber dran triumphierend zu grinsen.
 

„Gutes Argument. Aber leider nicht ganz auf dem neusten Stand. Ich stand auf verrückte, ausgeflippte Typen. Stand! Vergangenheitsform!“
 

„Alte Gewohnheiten wird man nicht so schnell los, wie du weißt.“
 

„Aber manchmal muss man das Alte hinter sich lassen, um nach vorne blicken zu können.“, murmelte ich vor mich hin.
 

Amber bemerkte meinen trauriger werdenden Blick und tat das, was sie immer tat, wenn sie merkte, dass irgendwas mit mir nicht stimmte. Sie zog mich von der Öffentlichkeit weg – in diesem Fall auf die Mädchentoilette- und nahm mich ganz fest in die Arme. Es war ein gutes Gefühl von ihr umarmt zu werden. Es gab mir wieder die Geborgenheit und Ruhe zurück, die mir so oft fehlte.
 

„Wie oft heute?“
 

Ich musste nicht nachfragen, um zu wissen wovon Amber sprach.
 

„Sehr oft.“, antwortete ich mit belegter Stimme.

Wieder zog sie mich an sich heran und hielt mich einfach nur fest.
 

„Es wird alles wieder gut. Beruhig dich. Ich bin ja da.“, sagte sie sanft und klang dabei wie eine besorgte Schwester. Und das war sie auch für mich. Sie war wie eine Schwester. Amber hatte damals alles miterlebt und mir in der schwersten Zeit meines Lebens zur Seite gestanden. Dafür war ich ihr unsagbar Dankbar.
 

„Willst du darüber reden?“, sie drängte mich nie zu etwas und das schätze ich so sehr an ihr.
 

„Ich weiß nicht mehr weiter. Ich verstehe das alles einfach nicht… Wieso…Wieso jetzt…das ergibt doch keinen Sinn…“ ,stammelte ich vor mich hin.
 

„Schhht.. ganz langsam und ruhig. Was ist passiert? Hast du wieder einen Traum gehabt?“
 

Ich nickte.
 

„Okay. Was war es für einer?“
 

„Erinnerungen“, stammelte ich.
 

„Eine Erinnerung? War es eine von seinem… naja… war es der Tag an dem er…“
 

„Nein, so eine Erinnerung war es nicht. Es war eher was ganz banales. Ich habe von einem Training geträumt. Ich kam zu spät von der Schule und Mum hat mit mir geschimpft, aber ich kam trotzdem noch rechtzeitig zum Trainingsplatz….“
 

Und so erzählte ich ihr von meinem Traum und wie ich schließlich wieder weinend aufgeschreckt bin. Sie hörte mir aufmerksam zu und überlegte schließlich eine Weile.
 

„Was glaubst du? Bedeutet das etwas?“
 

„Was meinst du, Amber?“
 

„Naja, ich meine, dass du von einem der Schönen und guten Zeiten träumst, hat doch sicher irgendwas zu bedeuten, oder?“
 

„Ich weiß es nicht. Ich denke aber eher nicht. Das war sicher nur Zufall.“
 

„Wenn du das sagst…“
 

„Dieser Unterton gefällt mir nicht, Amber! Was willst du mir damit sagen? Dass es etwas zu bedeuten hat, dass ich gerade jetzt von den glücklichen Zeiten träume?“
 

„Gut geraten, Schwester. Überleg doch mal. In den letzten 1 ½ Jahren hast du fast nur schlecht geträumt. Vielleicht hält das Schicksal es nun für angebracht dir wieder ein wenig Freude ins Leben zu bringen. Du hast bereits lange genug gelitten.“
 

„Aber wieso jetzt?“
 

„Wieso nicht? Es wird langsam Zeit, dass du wieder in dein Leben zurückkehrst.“
 

„In mein Leben zurückkehren? Ich lebe doch mein Leben. Ich bin noch am Leben, wie du weißt.“
 

„Nein bist du nicht!“
 

>Okay, das verwirrt und irritiert mich jetzt. Ist Amber verrückt geworden? <
 

„Was meinst du denn jetzt damit? Ich steh doch vor dir. Ich atme, gehe, esse, lebe.“
 

„Ja das tust du. Aber du hast keine Freude mehr daran. Du bist wie ein lebloses, laufendes Wesen. Du zeigst deine wahren Gefühle nicht. Nimmst häufig nichts mehr um dich herum wahr, weil du dich in deinen Gedanken einschließt und du lachst nicht mehr.“
 

„Oh halt, das stimmt nicht. Ich lache doch. Oft sogar.“
 

„Melody, ich bitte dich, mach dir doch nicht selbst was vor. Dein Lachen habe ich seit über 1 ½ Jahren schon nicht mehr gehört. Wo hast du mein geliebtes Melody-Lachen gelassen? Dieses unbeschwerte, von ganzen Herzen und ganzer Seele kommende Lachen. Wo ist es, Melody?“
 

Ihr glitzerten Tränen in den Augenwinkeln und ich konnte sie nicht länger anlügen oder mich vor der Wahrheit verstecken.
 

„Ich weiß es nicht mehr, Amber. Ich weiß es nicht…“
 

Jetzt war ich dran sie in die Arme zu schließen. Tränen liefen uns beiden über die Wangen und ich begriff erst in diesem Moment, dass Amber mit allem Recht hatte. Ich hatte mich vor meinem Leben versteckt. Und vielleicht war dieser Traum wirklich ein Zeichen, dass sich etwas änderte… ändern musste.
 

„Sieh und Zwei mal an. Wie die alten Omas heulen wir hier rum.“, sagte ich lächelnd.
 

„Ja, manchmal sind wir schon wie Zwei so alte Kaffeetanten.“, scherzte Amber.

Wir trockneten unsere Tränen und ich entschuldigte mich bei ihr.
 

„Ich wollte nicht, dass du… ich meine, ich wusste nicht, dass ich…“
 

„Schon okay. Ich weiß wie schwer es dir fällt dich zu entschuldigen. Aber ich nehm sie gerne an.“
 

Wir traten durch die Tür des Mädchenklos in die Aula zurück und Amber begrüßte mich strahlend mit einem „Willkommen zurück im Leben, Mel.“
 

„Hey Süße, wo warst du denn? Ich hab dich überall gesucht.“ David kam auf uns zu und zog Amber an der Taille zu sich heran. Die beiden waren gerade mal 3 Monate zusammen und immer noch wie am ersten Tag total ineinander verschossen. Die Zwei waren ein wunderschönes Paar. Es versetzte mir häufig einen Stich das offensichtliche Glück der beiden zu sehen. Aber ich war mir sicher, dass es zwischen ihnen etwas sehr ernstes war. Den Blick Davids, wenn er Amber ansah, dieses Strahlen seiner Augen, wenn er ihre Hand hielt. Da sprach die pure, reine Liebe aus ihm. Ich beneidete die Zwei um ihr Glück. Sie mussten sich keine Sorgen machen, brauchten keine Angst vor irgendjemanden zu haben und mussten nicht ständig auf der Hut sein. Sie konnten sich einfach gehen lassen, wenn sie zusammen waren. Amber gab David einen leichten Kuss und stöhnte genervt auf?
 

„David, wie oft hab ich dir schon gesagt, dass ich diesen 5-Tage-Bart, den du da bereits gezüchtet hast, schrecklich finde. Der kratzt so furchtbar.“
 

„Aber Liebling, der sieht doch gut aus.“
 

>Oh nein, bitte nicht schon wieder! <
 

So sehr sie sich auch liebten, so sehr diskutierten sie nun schon über diesen Streitpunkt. Zugegeben, dieser Bart – wenn man das schon einen Bart nennen kann; das waren nur ein paar Stoppeln – konnten ganz schön nervig sein, aber sie sollte sich nicht so beschweren, er war ansonsten ein recht anständiger junger Herr. Knackige 18 Jahre und eine tolle Rückansicht. Und sein Charakter war äußerst Gentleman-like. Kurz um: er war ein cooler Typ.

Ich ließ die beiden mal weiter argumentieren und machte mich auf die Suche nach Jules. Ich wollte mich nochmal bedanken wegen heute Morgen und sie auf den Kinoabend einladen, über den ich auch noch mit Jenifer sprechen wollte.

Wieder kam ich an dieser Mädchenmenge vorbei. Mein Blick schweifte über die Gesichter. So gut wie jede Altersgruppe war vertreten. Von 11jährigen kleinen Mädels über 16jährige aufgetakelte Tussis bis hin zu 19jährigen Abschlussmädels. Alle waren ganz aufgeregt und kicherten wie wild. Die älteren wollten aufreizend und sexy wirken, was bei manchen so aussah, als hätten sie schlimme Verstopfung, so verzerrten sie das Gesicht.
 

>Und das alles nur wegen einem Typen. Lächerlich. <
 

Die sexy-gequälten Gesichtsausdrücke waren kein Vergleich zu dem genervt-gequälten Blick einer Person. Die Ursache dieser Massenversammlung sah alles andere als zufrieden in seiner Hauptrolle aus. Die meisten Jungs hätten diese Gelegenheit genutzt und mit irgendeiner lange zurückliegenden Geschichte aus ihrem Leben prahlen.
 

Aber William schien eher so als wollte er überall in diesem Moment sein, außer an seinem momentanen Standort. Meine Schadenfreude war größer, als alle anderen Empfindungen in diesem Moment. Wer so gut aussah, musste damit rechnen umringt zu werden. Gleichzeitig missfiel mir diese Tatsache etwas.
 

>Moment, was denk ich denn da? Nein, nein, nein! <
 

Aber darum konnte ich mich nun nicht kümmern. Ich musste zu meinen Mädels. Ein letzter Blick auf die Horde und…. William bemerkte mich.
 

>Mist<
 

Sein Blick –zuerst überrascht, dann erleichtert- wurde zu einem stummen Hilferuf. Er flehte mich förmlich an ihm da herauszuhelfen. Doch ich konnte nichts tun. Ich bedeutete ihm, dass ich weiter musste.
 

>Leider<
 

Seine Augen weiteten sich. Das konnte nur ein entsetztes „WAS?“ gewesen sein. Ich lächelte ihm zu, zuckte unschuldig und entschuldigend mit den Schultern und winkte zum Abschied.

Wenn Blicke töten könnten, wäre ich soeben tot umgefallen.

William blickte mir voller Wut nach, aber ich hatte was Besseres zu tun und so suchte ich nach Jules. Stattdessen lief ich geradewegs in Jenifer hinein.
 

>Naja, auch nicht schlecht. < dachte ich mir.
 

„Hey, Jen, wegen Samstag…“

„Oh nein, sag bloß nicht ab, bitte! Du musst mitkommen!“
 

„Keine Sorge, ich komm mit. Ich wollte nur noch einmal fragen, wann es denn losgehen soll.“
 

„Oh gut. Es ist eine frühere Vorstellung. Sie fängt schon um 19 Uhr an. Und der Film geht etwa 2 Stunden.“
 

„Okay das passt ja super. Dann muss ich nicht auch noch eine Vertretung fürs `Prisondance` finden.“
 

„Du willst danach noch arbeiten?“
 

„Klar. Die brauchen mich hinter der Bar.“
 

„Du bist echt komisch.“
 

„Danke. Bin ich gerne und stolz drauf.“
 

Wir mussten lachen. Da kam mir Ambers Sorge um mein Lachen in den Sinn. Sie hatte Recht. Dieses Lachen war noch Galaxien von meinem unbeschwerten, wahren Lachen entfernt, aber immerhin ein Anfang.

Ich sag mich in der Halle noch etwas um und entdeckte Jules schließlich bei einer ihrer Nachhilfeschülerinnen. Sie war eine der besten Schüler bei uns, wirkte aber nie wie ein „typischer Streber“. Sie trug moderne Klamotten, ging oft feiern und machte bei so gut wie jeder unserer Aktionen mit. Sie war eine total Nette und wurde von beinahe jedem gemocht. Und sie hatte bei mir einen Stein im Brett. Sie half mir schon häufiger aus dem Schlamassel und ersparte mir somit einige Sitzungen bei Mrs. Snowler. Und daher hatte sie wegen heute Morgen auch wieder einen Gefallen gut.

Ich lief zu Jules rüber, nicht ohne einen kurzen Blick auf Amber und David zu werden, die –wie so oft- küssend in einer Ecke standen.
 

„Was ist denn mit dir los?“, fragte Jules mich überrascht.
 

„Was?“, fragte ich überrumpelt, da ich mit meinen Gedanken bei diesem Bild der beiden Verliebten hängen geblieben war.
 

„Naja, du hast so ein Lächeln gerade, wie meine Mum immer hat, wenn sie meine Schwester und ihren Mann sieht.“‘
 

„Bitte was? Entschuldige aber das musst du mir genauer erklären, denn ich weiß absolut nicht wovon du sprichst .“ Natürlich wusste ich es genau, aber zugegeben hätte ich es um kein Geld der Welt. Ich kannte Jules` Schwester nur flüchtig, wusste aber genau, wie Sie und ihr Mann sich verhielten .
 

>Wie Zwei hyperaktive Teenager .<
 

Die beiden waren so ineinander verliebt, dass sie bereits nach 1 Jahr Beziehung heirateten. Meiner Meinung nach etwas zu überstürzt, aber so waren die beiden eben. Und nun, nach fast 4 Jahren Ehe, sind sie immer noch wie bei ihrem ersten Date: total verrückt nacheinander.
 

„Naja, du kennst doch meine Mum. Total Sentimental. Bei ihr kochen die Emotionen immer schnell über. Und immer, wenn sie meine Schwester und ihr offensichtliches Glück sieht, strahlt sie, wie es nur eine stolze Mutter tun kann. Und genau so hast du eben geschaut. Sag mir jetzt bitte nicht, dass du mir ein Kind verschwiegen hast, dass soeben irgendwas tolles gemacht hat, worauf du nun ganz stolz bist. Das wäre nämlich echt ein Schock jetzt. Du bist immerhin erst 17. Obwohl du weißt, dass wir dich alle unterstützen würden.“
 

„Wohohohoho Stop! Ich bin und war nie schwanger, das weißt du!“
 

Sie kicherte drauf los.
 

„Ja, ich weiß. Sollte nur ein kleiner Spaß sein.“
 

„Nicht witzig!“
 

„Doch, finde ich schon.“
 

Ich schaute sie leicht böse an. Aber so richtig sauer konnte ich nie auf sie sein.
 

„Bist du jetzt sauer auf mich ?“, fragte sie mich unschuldig und machte ihren allseits gefürchteten Schmollmund. Dem konnte keiner widerstehen. Und so musste ich loslachen.
 

„Nein, ich bin nicht sauer. Aber nur unter einer Bedingung.“
 

„Toll, und die wäre?“
 

„Du kommst am Samstag mit ins Kino. Jen, Mary, Thom und Chris gehen auch. Um 19 Uhr ist da so eine Vorführung und ich würde mich sehr freuen, wenn du mitkommst.“
 

„Samstag? Musst du da nicht arbeiten?“
 

„Nein, ich hatte in letzter Zeit so viele Überstunden gemacht, dass er mich sicher eine Stunde früher gehen lässt.“
 

„Und was ist mit dem anderen Job? Brauchen die dich nicht hinter der Bar?“
 

„Doch, aber ich hab die 2. Schicht. Muss also erst ab 22 Uhr kommen. Und bis dahin ist der Film ja schon aus.“
 

„Du bist ja echt ein Workaholiker, oder?“
 

„Naja, ich muss arbeiten und Geldverdienen, ich hab ja keine andere Wahl..“
 

„Oh tut mir leid, das hab ich voll vergessen. Wie dumm und rücksichtslos von mir.“
 

„Ist schon okay.“
 

„Wie kommst du damit zurecht? Dieser Druck von allen Seiten. Und das alles ganz alleine und auf dich selbst gestellt zu überstehen. Das ist Stärke, Melody!“
 

„Wohl eher Gewohnheit. Aber zurück zum Thema. Kommst du Samstag nun mit?“

Jules ließ sich ganz schön viel Bedenkzeit. Nach geschätzten 5 Sekunden sagte sie fröhlich zu.
 

„Das ist ja super. Ich freu mich schon .“ ,sagte ich und mein Blick huschte zu Amber hinüber, die mir mit wedelnden Armen zu verstehen gab, dass irgendwas überaus wichtig sei und ich sofort meinen Hintern zu ihr schwingen sollte.

„Ehm Jules, ich glaube Amber will irgendwas von mir. Ich denke ich sollte schnell zu ihr rüber gehen und fragen…“

„Klar, sie scheint ganzschön aufgeregt zu sein. Geh nur und grüß sie von mir. Wir sehen uns im Unterricht.“

„Ja okay, danke. Bis dann“, sagte ich und ging gemächlichen Schrittes auf meine beste- aufgeregte- Freundin zu. Ich verlangsamte mein Tempo noch ein wenig, als ich sah, dass die mein Schneckentempo zur Weißglut brachte. Ihre Nachricht musste brennend interessant sein, also ging ich noch etwas langsamer. Amber platze fast vor Aufregung. Ich genoss jede einzelne- langsame- Bewegung und ihre hyperaktive Körpersprache darauf.

„Hättest du nicht noch ein bisschen langsamer laufen können? Schnecken hatten kaum Schwierigkeiten dich zu überholen“, schimpfte Amber mit mir, als ich sie- in Zeitlupe- erreichte.

„Reg dich nicht so auf. Das gibt Falten“, scherzte ich.

„Das war nicht witzig!“

„Doch fand ich schon. Was ist denn los? Hat David dir einen Heiratsantrag gemacht, oder warum bist du so aus dem Häuschen?“

„Nein soweit sind wir noch nicht. Aber jetzt reiß dich zusammen. Es ist was total Wichtiges.“

„Okay, komm wieder runter, sonst hyperventilierst du noch. Was ist passiert?“

„Du bekommst riesen Ärger.“

„Was? Wieso? Was ist geschehen? Wie kommst du da auf einmal drauf?“, fragte ich aufgebracht.

„Okay, jetzt solltest du mal wieder einen Gang zurückschalten.“

„Nur wenn du mir dein Theater erklärst!“

„Ja okay. Also, halt dich besser fest.“

„Nein und jetzt spuck‘ s schon aus!“ Jetzt war ich angespannt. Was brachte Amber so aus der Fassung?

„Es ist schrecklich. Tut mir leid, dass ich es dir ausgerechnet jetzt sagen muss, aber du musst es wissen, bevor dich Snowler kriegt.“

„Wovon sprichst du Amber?“, fragte ich verwirrt.

„Dein Meister ist hier.“

Meine Augen weiteten sich vor Schreck und ich hatte das Gefühl unter Wasser getaucht worden zu sein. Der Lärm der Schüler drang nur noch gedämpft an meine Ohren. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich konnte mich vor Schreck nicht mehr bewegen und bekam nur noch schwer Luft. Die blanke Panik zeichnete sich auf meinem Gesicht ab. Amber`s Lippen formten die Worte „Es tut mir leid“, doch ich konnte es nicht hören. Ich versank immer tiefer, rang verzweifelt nach Atem, doch es war Hoffnungslos. Ich ertrank in meiner Angst und Panik. Ich wurde blasser als eine Leiche und schwankte- einer Ohnmacht nahe- heftig. Mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf.

>Was machte er hier?

Wieso war er gekommen?

Wieso jetzt?

War irgendwas passiert?

Etwas Neues von meinen Eltern?

Wollte er mich nun endgültig für mein Fehlverhalten bestrafen? <

Jemand verpasste mir eine schallende Ohrfeige und ich konnte wieder klarer denken.

„Danke, David, das tat gut, aber wenn du das noch einmal machst schlag ich zurück, verstanden?“

„Klar, ich wollte dich nur wieder in die Gegenwart zurückholen. Du warst ganzschön weggetreten.“

Ich merkte erst jetzt, dass ich saß. Der Stuhl war unbequem. Ich hätte mich lieber auf dem Boden zusammengerollt und mich meiner Verzweiflung hingegeben. Aber das konnte ich jetzt nicht. Ich musste einen kühlen Kopf bewahren.

„Okay, ruhig bleiben. Wann ist er gekommen? Und wo ist er jetzt?“, fragte ich kühl-aufgeregt Amber.

„Er ist vor etwa 2 Minuten durch die Tür gekommen und direkt zu Mrs Snowler. Mel, warum ist er hier? Was ist passiert?“

„Das wüsste ich auch gerne“, murmelte ich auf die Tür blickend durch die mein Meister vor wenigen Momenten gekommen war, „Obwohl ich mir nicht sicher bin ob ich es überhaupt erfahren möchte.“



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