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Lieben,Leben,Leiden

das leben ist komplizierter als gedacht
von

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Träume und andere Verletzungen

Träume und andere Verletzungen

 

„Melody, Schätzchen, wieso kommst du schon wieder zu spät? Du weißt doch, dass dein Meister wütend wird, wenn du unpünktlich bist!“

„Ja Mum, ich weiß. Es tut mir ja Leid, aber…“

„Keine Ausreden! Jetzt ess noch schnell was und dann ab mit dir!“

Gesagt, getan. Ich aß schneller als sonst mein Mittagessen – ein Mum- Spezial – auf und machte mich fürs Training fertig. Ich kam gerade noch rechtzeitig am Trainingsplatz an und ersparte mir somit eine Menge Ärger. Jeder, der zu spät erschien wurde vom Meister bestraft. Er war sehr alt und die strengste Person, die es vermutlich auf dieser Welt gab, aber er war auch der Beste seines Faches. Er schickte uns wie immer übers Feld zum Warmlaufen, oder besser gesagt jagte er uns ums Feld herum. Neulinge hatten bei uns keine Chance. Wir trainierten nun bereits alle seit wir fünf Jahre alt waren zusammen. Wir waren ein eingespieltes Team und wie eine Familie. Und unter all den anderen Jungs stand er, der Sinn meiner Existenz, mein Herz.

„Jack!“ rief ich und sprang ihm in die Arme. Er fing mich sicher auf und hielt mich ganz stark an seine Brust gepresst fest. Sein leichter Kuss auf meiner Stirn verursachte ein Kribbeln, das durch meinen ganzen Körper jagte und ich war glücklich ihn zu haben.

„Schatz du wärst beinahe zu spät gekommen. Was war denn los? Zu lange gegessen?“ scherzte er und sein Lachen ließ mein Herz Saltos in meiner Brust veranstalten.

„Ha. Ha. Sehr witzig. Aber nein, ich war noch länger bei einem Lehrer wegen einem Aufsatz und musste mich danach beeilen. Du weißt ja. Mr. Franka redet viel.“

„Ach ja das hast du schon mal erwähnt. Dein Deutschlehrer, die Labertasche.“ lachte er.

„Wieso bist du heute so gut drauf? Ist irgendwas passiert?“

„Nein, meine Kleine. Es ist alles perfekt, “ strahlte er und der Meister begann das Training.

 

Ich wachte weinend und mit Schmerzen in der Brust auf.

>Es wird immer unerträglicher. <

Ich konnte meine Gedanken an ihn tagsüber gut kontrollieren, aber nachts schlugen die Erinnerungen durch Träume in meine Seele Wunden, die klaffend offen lagen und starke Schmerzen verursachten.

Ich lag zusammengekrümmt und vor Schmerzen weinend  in eine Ecke auf meinem Bett gedrängt da und wartete in die unendliche Dunkelheit starrend bis es dämmerte und ein neuer Tag anbrach.

Es war jeden Morgen das Gleiche.

Meine Augen brannten vom vielen Weinen und fanden erst unter der Dusche Linderung. Ich machte mich für den Tag bereit ohne sicher wissen zu können, was dieser für mich bereit hielt. Ich hatte starke Augenringe, da ich nie viel Schlaf fand und dieser dann auch nicht ruhig und erholsam war.

Ich putze mir die Zähne, während ich mein Gesicht im Spiegel betrachtete.

>Ich hasse Spiegel. Irgendwie sind sie ganz schön unheimlich. <

Das grelle Licht des Spiegelschrankes machte meine Haut noch blasser. Ich war früher viel an der Sonne, wurde aber noch nie wirklich braun. Doch jetzt sah ich nicht mehr normal rosig, sondern kränklich blass aus. Die einzigen Farben in meinem Gesicht stachen daher extrem heraus. Die Ringe unter meinen Augen gingen schon ins violette und man könnte denken ich hätte ein paar bei einer Prügelei drauf gekriegt. Die Iris trat grün unter den Lidern hervor, doch hatten diese Augen, dieser Blick, dieses Gesicht und –wie ich befürchtete- diese Person nichts mehr mit dem Mädchen von damals, welches mir im Traum erschien, gemein.

Das Funkeln erlosch aus ihren Augen, der Blick ging ins Leere. Das Gesicht ausgezehrt. Die Person leblos in ihrer Hülle.

Ich konnte diesen Anblick nicht länger ertragen, denn er rief die ganzen Geschehnisse von damals wieder in mir wach.

Und auch jene Gefühle und Empfindungen, die ich geglaubt hatte für immer getötet und verloren zu haben. Ich sammelte meine Sachen für die Schule zusammen und ging hinunter in die Küche. Wie jeden Morgen saß ich mit meinem Kaffee und einer Schüssel Cornflakes auf der Anrichte unserer Küche und schaute aus dem Fenster.

Es hatte die ganze Nacht geschneit und die Straßen waren zu. Ich hatte Bedenken, dass mein Roller anspringen würde und überlegte noch eine Weile, ob ich mich nicht krankmelden sollte. Aber nach so einer Nacht wollte ich nicht noch länger alleine in diesem Haus bleiben. Die Erinnerungen stachen mir in die Brust und ich konnte nur schwer atmen vor Schmerzen. Die Einsamkeit drohte mich zu erdrücken. Bevor sie mich unter ihr begraben konnte eilte ich aus dem Haus. Ich lag noch gut in der Zeit. Doch ob das auch so blieb hing vom Motor meines Rollers ab. Es war eiskalt draußen, doch der Schnee hatte für kurze Zeit ausgesetzt. Ich steckte den Schlüssel in das Zündschloss und versuchte ihn zu starten.

Ein Brummen und…. er erstarb. Ich versuchte es nochmal.

„Einmal ist nicht so schlimm. Das wird schon, “ redete ich mir Mut zu.

10 Minuten und endlose gescheiterte Versuche später gab ich fluchend auf. Mir blieb nichts anderes übrig als loszulaufen.

„Hey Jules. Tut mir leid, aber ich komm nicht rechtzeitig. Probleme mit`m Roller. Muss laufen und das dauert länger. Sag bitte den anderen Bescheid. Danke.“

„Klar, kann ich machen. Pass nur auf. Es ist sehr glatt und ich kenn die Wege, die du immer läufst. Abgelegene Trampelpfade. Bei diesem Wetter tödliche Eiswege.“

„Mach dir um mich keine Gedanken. Ich schaff das schon, “ sagte ich und legte auf. Das Handy noch in der Hand dachte ich über Jules‘ Worte nach. Sie war eine gute Freundin von mir und musste notieren, wer, wann, wieso zu spät kam. Sie hatte mir schon einige Male geholfen und hatte daher einiges bei mir gut. Mir kam Jennifers Angebot von gestern Abend in den Sinn und ich überlegte, ob ich nicht mit Jules hingehen sollte. Das wäre für uns beide sicherlich lustig.

Meine Füße fanden den Weg von alleine und somit musste ich nicht viel auf die Straße achten.

Ich hing meinen Gedanken nach. Die meisten drehten sich um die Schule und den bevorstehenden Unterricht. Auch konnte ich mir die Gespräche mit Sybille Snowler gut vorstellen, da ich zu spät kommen würde.

>Was sie mir wohl dieses Mal für eine Strafe auferlegen wird? So leicht wie gestern werde ich nicht noch einmal davon kommen. <

Ich dachte an den gestrigen Tag.

Die Blicke der anderen.

Die Sprüche der Lehrer.

Den neuen Schüler.

William.

An ihn hatte ich bereits nicht mehr gedacht. Nach meinem Albtraum schien er aus meinem Gedächtnis gelöscht worden zu sein. Mir kam seine Erscheinung wieder in den Sinn.

Sein Gang.

Sein markantes Gesicht.

Das alles waren nur fade Erinnerungen. Nichts stach aus dem Grau meiner Gedanken heraus. Nichts bis auf seine Augen.

Diese Augen.

Der durchdringende und fragende Blick.

Diese Tiefe und das Gefühl, sich im endlosen Grün dieser strahlenden Augen zu verlieren.

Mir liefen Schauer über den Rücken, wie die letzen Male davor, als William Macrise mir in die Augen sah und wir uns anstarrten, in völliger Bewegungsunfähigkeit.

Ich schüttelte mich, um dieses Gefühl des Unbehagens loszuwerden, passte nicht auf meine Füße auf und fiel über eine hervorstehende Wurzel auf eine vereiste Fläche. Ich sah mich um und merkte erst jetzt wie weit ich bereits gekommen war. Ich schaute an mir herunter als ich mich aufrichtete und bemerkte den größer werdenden Flecken an meinem linken Knie und die Schürfwunden an meinen Händen. Mir tat der Kopf etwas weh, da ich auf meiner linken Seite unsauber gelandet war. Ich stand auf und der Schmerz in meinem linken Bein durchfuhr meinen Körper. Ich ignorierte das Ziehen und lief weiter. Es war nicht mehr weit und etwa 5 Minuten später betrat ich das Klassenzimmer für Musik.

„Es tut mir leid, aber der Motor streikte und ich musste laufen.“

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich keine 25 Minuten gebraucht hatte. Das hieß der Unterricht hatte vor einer viertel Stunde begonnen.

„Ist schon okay. Es waren einige zu spät heute. Sie bluten ja. Ist etwas passiert? Geht es ihnen gut?“ fragte Mrs. Sanderson besorgt.

„Schon okay. Bin nur hingefallen und ungünstig gelandet.“

„Ungünstig? Das ist ja fast eine Platzwunde an ihrer Stirn“ Gehen sie besser mal zur Krankenschwester.“

„Stirn? Was? Wo?“

Ich stürmte zum Waschbecken und sah in den Spiegel. Eine dicke Blutspur zog sich über die linke Gesichtshälfte. Die Wunde war nicht sehr groß, aber Kopfverletzungen bluten bekanntlich immer stärker als andere. Und da machte diese keine Ausnahme. Ich ließ den Wasserhahn an und wusch mein Gesicht schnell ab, um den Schaden genauer zu untersuchen. Es stellte sich heraus, dass es nicht so schlimm war, wie befürchtet und ich musste nicht zur Krankenschwester.

Ich nahm den Erste- Hilfe- Kasten hervor und klebte ein Pflaster auf meine Stirn. Da ich meinen Scheitel genau auf der Seite hatte konnte man die Verletzung sehr gut sehen, leider!

Ich wusch mir das Blut von den Händen. Die Schürfwunden waren nicht so dramatisch. Man musste sie nicht behandeln, geschweige denn beachten.

Mein Knie machte mir am meisten Sorgen. Ich spürte, wie das Blut bereits mein Bein hinuntergelaufen war und seine Spuren hinterlassen hatte. Ich krempelte das Hosenbein hoch und sah das Unglück. Mein gesamtes Bein war übersät mit Blutspuren und die Wunde hörte nur mäßig auf zu bluten. Ich säuberte zuerst einmal meine Wade, damit diese wieder einigermaßen normal aussah.

Danach wendete ich meine Aufmerksamkeit auf mein schmerzendes Knie. Ein Pflaster würde da nicht reichen.

> Zuerst mal muss der Dreck raus. <

Also war auswaschen angesagt. Diese Schmerzen waren auszuhalten. Aber was danach folgte würde mehr wehtun als alles andere.

Desinfizieren!

Autsch!

Ich nahm das Fläschchen aus dem Kasten und träufelte etwas auf ein Stück Watte. Davor hatte ich Angst. Ich wollte keine Schwäche zeigen. Nicht vor den anderen.

Doch ich konnte es nicht.

Mein Knie brannte bereits jetzt wie Feuer und diese Flüssigkeit würde es nur noch verschlimmern. Es half alles nichts. Ich musste es tun. Meine Hand zitterte heftig, bis sie jemand von hinten packte und festhielt.

„Kann ich dir helfen?“

„William? Nein danke. Schon okay. Ich schaff das schon alleine.“

Mein Herz schlug schneller. Ich hatte Angst.

„Aber du zitterst doch schon. Komm, kurz und naja nicht gerade schmerzlos, aber dann ist es schneller vorbei.“

Ich hatte keine Wahl. Er hielt meine Hand ganz fest in seiner und drückte sich leicht von hinten gegen mich, um mir besser über die Schulter schauen zu können. Mein Bein hatte ich angewinkelt an das Waschbecken gelehnt, um es besser reinigen zu können. Doch dadurch saß ich nun in der Falle. Ich konnte mich nicht vom Fleck rühren.

Die Schmerzen hörten nicht auf und das Pochen wurde heftiger, nicht nur das in meinem Knie.

Mein Herz raste fast aus Angst vor den bevorstehenden Schmerzen. Williams linker Arm umfasste meine Taille, um mich zu stützen, da mein anderes rechtes Bein nun unerbittlich zitterte und ich drohte den Halt zu verlieren. Seine rechte Hand um meine Rechte geschlossen führte er die mit Desinfektionsmittel getränkte Watte langsam an mein Knie.

Mein Herz raste fast aus Angst vor den bevorstehenden Schmerzen. Williams linker Arm umfasste meine Taille, um mich zu stützen, da mein anderes rechtes Bein nun unerbittlich zitterte und ich drohte den Halt zu verlieren. Seine rechte Hand um meine Rechte geschlossen führte er die mit Desinfektionsmittel getränkte Watte langsam an mein Knie.

Meine Atmung, erst viel zu schnell vor Angst, setzte mit einem Mal aus, als die kühle Flüssigkeit die offene Stelle an meinem Knie  in Brand setzte. Vor meinen Augen zuckten weiße Blitze und der Schmerz lähmte meinen Körper. Ein stummer Schrei glitt über meine Lippen und ich geriet ins Wanken. Doch William hielt mich fest. Er drückte mich nun noch stärker an sich, als er mein Schwanken spürte. Mein Denken war vom Feuer in meinem Bein betäubt. Nur noch die Wärme von Williams Körper war da. Ich spürte nichts außer dieser Tatsache. Ich hörte nichts außer seinem Atem an meinem linken Ohr. Gleichmäßig und ruhig.

Dieser Rhythmus beruhigte mich und mein Körper begann wieder zu arbeiten.

Seine Muskeln um mich spürend fühlte ich mich sicher und geborgen. Die Schmerzen ließen langsam nach und mein Gehirn war in Alarmbereitschaft.

„Danke, aber das wäre nicht nötig gewesen, “ meine Stimme zitterte noch und klang heiser.

„Nichts zu danken. Es war mir ein Vergnügen.“

„Oh das kann ich mir gut vorstellen. Anderen Schmerzen zu bereiten macht ja so viel Spaß, “ der Sarkasmus tropfte nur so aus meinen Worten. Er legte die nun blutverschmierte Watte beiseite und nahm eine Mullbinde aus dem Koffer.

„Halt ganz still, dann ist es schneller vorbei, “ sagte er und wickelte den Mull auf.

„Ich kann das schon alleine, danke. Ich brauche deine Hilfe nicht!“

„Sicher?“ er zog eine Augenbraue nach oben. Seine Stirn legte sich in Falten, als ich zu schwanken begann.

„Ja ich bin mir sicher. Ich bin schon ein großes Mädchen und brauche keine Hilfe von anderen.“

„Na dann ist es ja gut, dass ich nicht „andere“ bin, “ sagte er grinsend und packte mein Bein. Der Schmerz durchzuckte mich wieder und die Tränen rannen nun endgültig über mein Gesicht.

„Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht wehtun.“

Seine Stimme klang wie Samt und seine Worte hüllten mich ein.

Jack

Ich sah ihn vor mir. Im Spiegel hinter mir stand nicht länger William. Diese Augen gehörten nicht William. Sie gehörten Jack. Er hielt mich in seinen starken Armen, den Kopf an meinen Hals gelegt und lächelte mich an. Eine Träne rann über meine Wange, doch ich konnte meinen Blick nicht abwenden.

Da stand er.

Umarmte mich von hinten wie früher und wärmte mich.

Wir mussten nichts sagen.

Wir hatten uns.

„Geht es ihnen gut, Melody? Wollen sie nicht lieber doch zur Krankenschwester?“ riss mich Mrs. Sanderson aus meinen Gedanken.

„Ich denke es geht schon wieder. Sieht vermutlich schlimmer aus, als es tatsächlich ist,“ antwortete William.

„Danke Mr Macrise, aber ich habe Ms Saints gefragt und ich denke… „

„Schon okay Mrs. Sanderson. Es geht schon.“

Ich wischte mir verstohlen die Tränen weg und versuchte Mrs. Sanderson anzulächeln, um sie zu beruhigen. Es funktionierte besser als gedacht und sie ließ William und mich wieder alleine.

Sie setzte sich an den wunderschönen Flügel, der im vorderen Teil des Zimmers stand und spielte das Stück noch einmal, welches sie bereits bei meiner Ankunft und Verarzten gespielt hatte. Es war ein wunderschönes Stück aus der Romantik.

>Welch herrliche Ironie in dieser Situation doch herrscht.<

Ich drängt William von mir weg, sodass ich mein Bein herunternehmen und ausstrecken konnte. Es zog und pochte heftig, aber wenigstens konnte ich mich nun wieder frei bewegen und war nicht länger gefangen zwischen dem Waschbecken und Williams Körper.

Ich drehte mich zu ihm um und mir wurde schwindelig. Ich hielt mich am Beckenrand fest und stöhnte leicht.

„Ich denke jetzt lässt du mich dir doch helfen, oder?“

Ich antwortet nicht, da sich der Raum immer noch leicht drehte.

„Ich nehme das als ein ja,“ sagte er und kniete sich vor mich nieder.

Mir stockte der Atem, mein Herz setzte aus und eine Flut von Bildern überrollte mich.

Sonnenuntergang

Waldrand

Die Stadt vor uns

Jack vor mir

Niedergekniet

Metall

Tränen

Schmerzen

Alles wirbelte um mich herum, bis ich das Gefühl hatte, dass mir der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Ich hing an einem endlosen schwarzen Loch und hielt mich am Rand fest, um nicht in die Tiefe zu stürzen.

„Soll ich dich doch besser zur Krankenschwester bringen? Du bist ganz blass.“

William riss mich aus der Tiefe und auf den harten Boden der Gegenwart zurück.

„Mir geht`s gut, danke.“

„Wie du meinst.“

Mein Herz weinte und meine Seele blutete, so oft hatte ich nun an Jack denken müssen. Die Erinnerungen überrollten mich und trafen mich unvorbereitet. Die Schmerzen in meinem Bein und das leichte Schwindelgefühl ausgelöst vom Blutverlust und der kleinen Kopfwunde waren kein Vergleich zu den Schmerzen, die mich bei jedem kleinsten Gedanken an ihn durchzuckten. Ich senkte den Kopf. Mein Kampfwille war gebrochen und ich fiel zurück in das schwarze Loch, umringt von Schmerzen.

Mir wurde wieder einmal schmerzhaft bewusst, wie allein ich in Wirklichkeit war. Ich hatte alles verloren und kämpfte mich alleine durchs Leben. Mir war nichts mehr geblieben. Ich wollte nur noch eines tun.

Meinem gebrochenem Herzen in die Dunkelheit folgen.

Mein Körper schwankte heftig und ich wurde in die Gegenwart zurückgeworfen. Das Waschbecken in meinem Rücken spürend sah ich auf den Mann herab, der sich um mein Knie kümmerte. Ich zwang mich genau hinzusehen und atmete erleichtert auf, als ich William vor mir sah. Er sah zu mir auf, als er den Verband befestigte und lächelte mich zögernd an. Vorsichtig streiften seine Finger über den Verband und er erhob sich schließlich elegant. Mein Blick hing an der Stelle, an der Williams Finger noch vor wenigen Sekunden waren.

„Ist es zu fest?“ Seine Stimme klang unsicher. Verwirrt schaute ich auf und mein Blick blieb an seinen Lippen hängen. Ich traute mich nicht ihm in die Augen zu sehen.

„Nein, es ist in Ordnung.“ Ich klang heiser und angeschlagen. „Danke für deine Hilfe, William.“ Ich musste seinen Namen einfach laut aussprechen, um meinen Gedanken Halt im hier und jetzt zu geben. „Ich denke ich schulde dir etwas.“

„Mhm. Ich komm garantiert darauf zurück.“

„Okay. Ich denke wir sollten uns besser an unsere Plätze setzen. Den Anderen fallen die Augen gleich heraus, wenn wir hier noch länger herumstehen. Und nochmal vielen Dank für deine Hilfe,“ versuchte ich lächelnd zu antworten, um mein Verhalten freundlicher wirken zu lassen. Doch irgendwie sah ich eher gequält als freundlich aus.

>Naja, einen Versuch war’s wert.<

„Da hast du vielleicht Recht.“

Ich wollte gerade zu meinem Platz gehen, als er mich noch einmal am Arm packte. Er schaute mir direkt in die Augen und sprach so leise, dass nur ich es hören konnte.

„Ich werd es mir merken, versprochen.“

Er grinste mich verwegen an, während er zu seinem Platz bei Jimmy in der ersten Reihe zurückging. Mein Herz pochte mir in den Ohren, als ich mich auf meinem Platz am anderen Ende des Klassenzimmers- und somit so weit weg wie möglich von William- sinken ließ. Ich bewahrte Haltung, während mich geschätzte 25 Augenpaare anstarrten.

>Was für ein perfekter Start in den Tag< dachte ich mir. > Aber… Wieso hat ausgerechnet William mir geholfen? Na das kann ja was werden.<



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