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Gaias Lilie

von

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17

In der Nacht hatte es geregnet; entsprechend kühl war es in der Früh, als Sayuri mit dem aufgedrehten Seijitsu über den Hof lief. Dem Kleinen schien das ganze nichts auszumachen, jedoch hatte Sayuri sich nur ein einfaches Kleidchen übergeworfen und fror entsprechend, wenn der Wind sie einholte. Sie würde Amaya nach einer Jacke oder Mantel fragen müssen. Bisher hatte sie keinen gebraucht, doch wenn sie jetzt immer so bald aufstehen musste, wäre es sicher nicht verkehrt. Außerdem neigte sich der Sommer bald dem Ende zu. In ein paar Wochen würde es zu herbsten beginnen. Spätestens dann brauchte sie einen.
 

Seltsam wie schnell die Zeit doch verging. Seijitsu spitzte auf einmal die Ohren und sprang mit wedelndem Schwanz davon. „Hey halt – warte.“ Schoss Sayuri ihm hinterher und stand auf einmal vor Ryota mit dem Wolf auf dem Arm. „Oh! Guten Morgen.“
 

„Morgen. Glaube das gehört dir.“
 

„Ja. Danke. Er ist auf einmal davon gesprungen…“
 

„Leine…“
 

„Ja – ich hab noch keine. Steht auf der Besorgungsliste.“ Er setzte das zappelnde Tier wieder ab und musterte etwas skeptisch die leicht zitternde Sayuri. Verlor aber kein Wort darüber und dachte sich seinen Teil lieber.
 

„Danke… für … naja… für gestern… das Haarband…“ presste sie hervor. Sie wusste dass er zwar nicht viel wert darauf legte, doch war es ihr dennoch ein Bedürfnis sich zu bedanken.
 

„Ist doch deins oder?“
 

„Ja schon…“
 

„Also…“
 

„Trotzdem danke. Ich dachte ich hätte es verloren…und auch danke für die Lilie. … sie ist wunderschön.“

Darauf hin erwiderte er nichts und blickte an ihr vorbei.
 

„Du gehst schon wieder weg?“ versuchte sie das Gespräch irgendwie in Gang zu halten. Ryota war zwar immer so kühl und abweisend, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, da war mehr.
 

„Sieht wohl so aus, oder?“
 

„Wohin?“
 

Seine Augen verengten sich und er rang einen Moment mit sich, ob er wirklich antworten wollte. „Viehmarkt.“
 

„Darf ich mit?“
 

Er sah sie an wie ein Mondkalb. Hatte sie das gerade wirklich gefragt.
 

„Was?“
 

„Ich hab gefragt ob ich mir darf. Ich war noch nie auf einem Viehmarkt.“
 

„SO? Du machst wohl Witze.“ Sie hatte es tatsächlich geschafft ihn vollkommen aus der Bahn zu werfen.
 

„Ich kann mir ja schnell was überziehen.“
 

„Und was bitte? Ich denke nicht, dass irgendetwas in deinem Schrank reittauglich ist.“ Beschämt sah sie an sich herab. Er hatte recht. „Und was ist mit dem Kleinen? Den kannst du auch nicht alleine lassen.“
 

Ryota fluchte in sich hinein. Warum wurde er immer mit solchen Mädchen gestraft. War Amaya nicht genug?
 

„Los; komm mit.“ Gab er sich knurrend geschlagen. Überrascht sah sie ihm hinterher. „Was ist? Ich hab nicht ewig Zeit.“
 

„Komm Seijitsu.“ Eilte sie ihm in die Stallungen hinterher. Der schwere Geruch von Heu und Tier hing in der Luft. Aber immerhin war es hier angenehm warm. Ryota sprach mit einem älteren Mann im hinteren Teil des Stalles.
 

„Komm mal her Mädchen.“ Winkte er sie zu sich rüber. Etwas schüchtern kam sie seiner Bitte nach. Er begutachtete sie mit wissendem Blick. „Hm… da ist ja kaum was dran an dir.“ Ryota konnte sich ein Grinsen gerade noch unterdrücken. „Aber ich denke ich hätte was, was dir passen könnte. Kommt mit.“
 

„Achja – und ein Mantel wäre vielleicht auch nicht schlecht.“ Brummelte Ryota ihm noch hinterher.
 

Sayuri hatte zwar ein leicht mulmiges Gefühl in der Magengegend. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen. Trotzdem folgte sie dem Alten - Seijitsu ihr dicht auf den Fersen.
 

Einige Minuten später präsentierte der Stallmeister dem Prinzen sein Werk. Sie trug eine schwarze Stiefel und eine ebenso schwarze legginsartige Hose. Das weiße Hemd war ihr zwar etwas zu groß, doch mit dem Gürtel um die Hüften, fiel das gar nicht wirklich auf. Ihr Haar hatte sie mit ihrem geliebten Band zu einem Zopf geflochten. Meister Dratze überreichte ihr noch einen langen wallenden schwarzen Umhang mit Gugel. Doch bevor sie ihn umlegen konnte hier ihr Ryota noch eine große Umhängetasche hin. Verständnislos sah sie ihn an.
 

„Glaubst der Kurze hier, kann mit den Pferden mithalten?“ Sayuri zögerte noch einen Moment.

„Festhalten und ihn rausgucken lassen. Dann ist er ganz brav.“
 

„Ok?“ die Skepsis war nun der Verwunderung gewichen. Ryota seufzte resigniert. „Er ist nicht hergeflogen.“ Antwortete Ryota nüchtern und machte sich nun auf den Weg zu den Pferden, die draußen schon auf ihn warteten.
 

Sayuri packte eifrig ihr Packet in die Tasche und warf sich den Umhang um die Schultern. Noch ein schnelles danke, dann flitzte auch sie hinaus.

Zwar hatte sie die Tiere schon in der Stadt gesehen – aber jetzt selbst auf einem zu sitzen, ließ sie doch an ihrer Entscheidung zweifeln, ob das so eine Gute Idee gewesen ist.
 

„Ich nehme einfach mal an, du bist noch nicht geritten.“
 

„Mama hat mir mal ein paar Reitstunden finanziert. Aber von Können… würde ich jetzt nicht sprechen.“ Außerdem konnte sie sich nicht vorstellen, dass die Tiere genau gleich reagierten wie die Pferde auf der Erde. Fast rechnete sie damit, dass Ryota sie nun doch nicht mitnehmen würde. Er sah so genervt aus.
 

„Du sitzt bei mir mit auf.“ Schwang er sich in den Sattel und reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. Kaum hatte sie sich auf dem Rücken richtig platziert und die Tasche mit der wertvollen Ware unter ihrem Umhang so gesichert, dass nichts passieren konnte, wies Ryota sie an sich gut festzuhalten und nach Möglichkeit nicht herunterzufallen.
 

Zaghaft legte sie ihre Hände um seine Taille. Er sah kurz an sich hinab auf die dünnen Finger und gab das Zeichen zum Abmarsch.

Auch wenn Sayuri darauf eigentlich gefasst war, so klammerte sie sich trotzdem bei dem rasanten Start an den Prinzen, da sie sonst doch noch das Gleichgewicht verloren hätte. Mit weniger angenehmen Folgen.
 

„Alles in Ordnung da hinten?“ drehte ihr Vordermann sein Gesicht zur Seite.
 

„Ja – ja – ich war nur gerade etwas… ist ungewohnt…“
 

Die Aussage schien ihm zu reichen. Nach ein paar Metern wurde sie auch endlich entspannter und überprüfte kurz, dass mit Seijitsu auch alles in Ordnung war. Hoffentlich hatte sie ihn nicht zerquetscht. Doch der kleine Eiswolf streckte seinen Kopf zur Seite hinaus und verhielt sich sonst angenehm ruhig während des Ritts. Als wäre es das natürlichste von der Welt.
 

Die Straßen Fanelias waren noch wie ausgestorben, sodass sie rasch vorankamen. Der Wind pfiff ihr dabei um die Ohren. Sie war Ryota dankbar, dass er noch zusätzlich um einen Mantel gebeten hatte.
 

Doch dann drosselte der Reiter die Geschwindigkeit und lenkte in eine Gasse ein. Plötzlich wuselte es überall von Leuten und verschiedenstem Getier. Doch hatten sie keinerlei Probleme durch die Menge zu kommen. Jeder, der den Thronfolger Fanelias erkannte, machte ihm sofort Platz. Sayuri war beeindruckt und richtete sich nun vollends auf. Ihr kleiner Freund in der Tasche schnupperte in die Luft.
 

Es war anders, als wenn sie sonst mit Amaya immer auf den Markt ging um Stoffe, Gewürze, Schmuck und sonstige Kleinigkeiten ansehen ging. Es war da zwar eindeutiger mehr los, da sie auch nicht so früh unterwegs waren. Doch ging es hier viel rauer zu. Eindeutig ein von Männern beherrschter Markt.

Ihre Augen wanderten zu einem Stand mit Pelzen hin und ihr Herz und finger krampften sich zusammen, als sie erkannte, was es war.
 

Ryota bewegte sich um die krallende Hand zu lockern. „Es sind eigentlich Wildtiere und keine knautschigen Schoßhunde. Du solltest daher gut auf den Kleinen hier achtgeben, wenn du nicht willst, dass er bei seinen Brüdern landet.“ Sie nickte nur tonlos und strich mit einer Hand einmal vorsichtig über den Kopf des Schicksalsentkommenen.
 

Ryota hielt an: „Ah – guten Morgen, Hoheit. Da seit ihr ja.“ Grüßte sie ein junger Mann plötzlich von der Seite.
 

„Hallo Amann – ist er schon soweit fertig?“
 

„Ja. Ich habe bereits alles vorbereitet. Darf ich fragen wer die schöne Dame in eurer Begleitung ist?“
 

„Eine Freundin des Palastes.“ antwortete Ryota knapp. „Sayuri?“ Es war weniger eine Frage als eine Aufforderung zum Absteigen. Sie schien zunächst etwas überfordert.
 

„Soll ich euch die Tasche abnehmen, Miss?“
 

Sie lächelte dem Händler, den Ryota Amann genannt hatte, dankbar entgegen und reichte ihm Seijitsu. Dieser knurrte bedrohlich, wovon sich der Amann allerdings nicht beeindrucken ließ.
 

„Ah – dann war er also für euch bestimmt.“ Lächelte der Mann unbeirrt weiter. „Ihr könnt mich Amann nennen.“ Stellte er sich eben selber vor und übergab Seijitsu wieder seiner Besitzerin.
 

„Freut mich. Ich bin Sayuri.“
 

„Freut mich euch kennenzulernen, Lady Sayuri.“ Verbeugte er sich und küsste ihre Hand. Verlegen errötete Sayuri leicht. Ryota schwang sich nun geübt aus dem Sattel.
 

„Darf ich ihn sehen?“ überging er alle weiteren Höflichkeiten.
 

„Selbstverständlich. Wenn ihr mir folgen wollt.“ Die beiden Begleiter aus dem Palast, die auf einem weiteren Pferd mitgekommen waren, übernahmen die Zügel von Ryota, sodass dieser Amann folgen konnte. Und Sayuri entschied sich ihm zu folgen. Sie gingen an einer Reihe Pferchen vorbei bis sie vor einem schwarzen Riesen mit weißer Zeichnung stehen blieben. Temperamentvoll begrüßte er seinen neuen Besitzer, der den Handschuh auszog um ihn über die weichen Nüstern zu streicheln. Sofort wurde er ruhiger.
 

„wow…“ stieß Sayuri atemlos aus.
 

„Ja – er ist wirklich ein Prachtexemplar, wie auch ich nur selten anbieten kann.“
 

„Er ist perfekt.“ Bekräftigte Ryota die Meinung. „Die Papiere?“
 

„Unter meinem Stand. Ihr müsst nur noch unterzeichnen und ihr könnt ihn mitnehmen.“
 

„Gut.“ Sayuri blieb alleine bei dem Hengst zurück. Er beugte sich zu ihr herab und beschnupperte sie mit sanften Augen. Seijitsu hopste aus der Tasche und setzte sich frech unter den Hengst und bettelte auch um Aufmerksamkeit. Glücklicherweise ließ das Ungetüm sich nicht von dem Kleinen aus der Ruhe bringen. Vorsichtig strich auch sie ihm nun über die Nüstern und Stirn.

Ein zufriedenes Lächeln breitete sich über ihr Gesicht aus und ihr Vertrauen in diese ungewöhnlichen Reittiere wuchs.
 

„Ok. Wir sind fertig.“ Kam Ryota mit einem Sattel und Zaumzeug an. Einer seiner Helfer kam herbei.
 

„Ich mach das schon selbst. Sayuri. Magst du noch mit, oder sollen sie dich heimbringen?“
 

„Äh – wohin denn?“
 

„Raus aus der Stadt. Ich würde ihn gerne ein wenig ausprobieren.“
 

„Ähm… wenn du nichts dagegen hast…“
 

„Würde sonst nicht fragen.“ Nun wandte er sich wieder an den eifrigen Palast-Stallburschen. „Ok. Ihr habt es gehört. Lasst meinem Vater bitte ausrichten, dass wir noch ein wenig unterwegs sein werden. Ihr könnt dann gehen.“
 

„Jawohl.“ Der Bursche verneigte sich und schwang sich auf die Stute, auf der sie und Ryota her geritten waren. Dieser hingegen sattelte nun seine neuste Errungenschaft, während Seijitsu ein wenig um Sayuris Füße herumtollte und versuchte einen Fussel zu fangen.
 

„Ok – komm…“ Ryota hatte sich auf den breiten Rücken geschwungen und reichte ihr abermals die Hand zum aufsteigen. Sayuri griff zunächst nach dem Energiebündel unter sich und verstaute ihn wieder sicher in seinem Hängebeutelchen unter dem Mantel. Dann griff sie diesmal ohne zu zögern nach seiner Hand und ließ sich hochhelfen und schlang ihre Hände wieder um ihn. Sie wunderte sich noch einen Moment.
 

„Wow. Hoch…“
 

„Ohja. Das ist mal ein anderes Kaliber. Ok – es geht los.“
 

Diesmal war sie besser vorbereitet und verlor nicht sofort wieder das Gleichgewicht. Ryota lenkte sie aus der Stadt hinaus über Wiesen und Felder in Richtung Wald. Nach einem schier endlosen Ritt hielt Ryota ihn endlich an einem Bach an. Gönnte dem Tier etwas Wasser und Erholung und Seijitsu Bewegung.

Sayuri war noch etwas zittrig auf den Beinen. Denn kaum waren sie aus der Stadt draußen, hatte der Hengst so aufgedreht, dass sie alle Mühe hatte sich an Ryota zu krallen. Der schien das gar nicht mitzubekommen und genoss einfach das bisschen Freiheit, dass ihm vergönnt war. Und wenn sie ehrlich war - sie auch. Auch wenn es ihr bisher nicht so extrem bewusst gewesen war, aber die Palastmauern hatten sie doch schon eingeengt.
 

„Geht’s denn?“ erkundigte sich Ryota und hielt ihr ein Sandwich hin, das die Küche ihm für seinen Ausflug mitgegeben hatte. Es war kein Geheimnis, dass Ryota nicht wie ein anständiger Prinz nach kleineren Ausflügen in die Stadt unverzüglich nach Hause zurückkehrte um seinen Pflichten nachzugehen.

Daher hatten sie das Rezept von Sayuri übernommen, da es wirklich einfach und effektiv war. Und allen Anschein Anklang bei dem Jungen fand.

Jedoch wurde nicht damit gerechnet, dass ihn eventuell jemand begleiten würde, da er doch als zurückgezogener Einzelgänger bekannt war. Dennoch reichte es aus, um ihren Magen, der heute außer Tee noch nichts zu sich genommen hatte, für eine Weile zu beruhigen.
 

„Ja. Danke. Kommst du denn öfters hier her?“
 

„Wenn es die Umstände erlauben.“
 

„Es ist wirklich schön hier. So ruhig…“
 

„Ja.“ Er wirkte richtig ruhig. „Und keiner der einen dauernd überwacht.“
 

„Ist es wirklich so schlimm für dich?“ fasste sie sich ein Herz.
 

Ryota starrte zu den Tieren. „Die einzigen Möglichkeiten die du hast, um deine Ruhe zu haben ist entweder die, dass du dich in deinem Zimmer einsperrst oder dass du dich gänzlich aus dem Palast zurückziehst. Wobei das Zimmer auf Dauer ziemlich öde werden kann. So wie alles in diesem Palast mit der Zeit ermüdend wird. Und erzähl mir nicht, dass es nicht stimmen würde. Sonst wärst du jetzt kaum hier und würdest immer noch frierend über den Hof stolpern.“
 

„Kann schon sein.“
 

„Es ist so. Um dich dort unsichtbar zu machen, musst du schon tief in die Trickkiste greifen oder die Zwillinge bestechen dass sie es für dich tun. Und wenn die richtig aufdrehen, guckt keiner was du gerade tust. “ er stockte kurz und fügte noch hinzu. „Oder du wartest bis es zu dunkel ist, als das dich irgendwer groß sehen kann.“
 

„Du bestichst die Zwillinge?“
 

Er zuckte mit den Schultern. „Und?“
 

„Hast du kein schlechtes Gewissen?“
 

„Wieso sollte ich das haben?“
 

„Naja – es sind schließlich Kinder… und … ich weiß nicht. Ich finde es irgendwie nicht richtig. Sie könnten Ärger bekommen. Und das nur weil sie dich schützen. Und was ist, wenn dir einmal was passiert und keiner weiß wo du bist.“
 

„Dann ist es eben so.“
 

„Das kann dir doch unmöglich so egal sein.“ Sie konnte einfach nicht glauben, was er da von sich gab.
 

Er spürte wie der Ärger wieder in ihm aufkochte. „Sayuri….“
 

„Ich weiß schon. Es ist deine Sache und ich soll mich nicht einmischen. Tut mir leid. Kommt nicht wieder vor.“ Unterbrach sie ihn sofort. Sie hatte die drohende Gefahr gespürt – sie wollte nicht mit ihm streiten. Schon gar nicht jetzt. Der Ort war zu friedlich. Der Morgen zu schön. Doch es machte sie irgendwie traurig, weil sie ihn verstehen wollte.
 

Ein tiefer Seufzer kam über seine Lippen. „Nein. So war das nicht gemeint. Es ist mir nicht egal. Aber es ist eben so. Ich erwarte nicht, dass du es verstehst.“ Er sah tief in ihre Augen. Und diesmal erkannte Sayuri, was sie damals schon gesehen hatte und nicht benennen konnte. Schmerz. Tief sitzender Schmerz.
 

„Dann erkläre es mir.“ hielt sie seinem Blick weiter stand.
 

„Nein.“
 

„Na schön.“ Seijitsu kam angetrabt und stupste sie mit feuchter Nase an. Sie schloss ihn in die Arme und strich ihm über den Kopf. „Wie willst du ihn eigentlich nennen?“ deutete sie mit dem Kopf in Richtung des Reittieres, welches immer noch ruhig am Gras zupfte.
 

„Weiß nicht. Hab ich mir eigentlich noch keine Gedanken darüber gemacht.“
 

„Dann wird es aber Zeit.“
 

„Du bist doch so gut im Namen aussuchen.“
 

„Gut?“ sie zweifelte ein wenig an seiner Aussage, nahm die Herausforderung gerne an. Sie analysierte die Eigenschaften und ein wenig das Wesen und wog die Möglichkeiten ab.
 

„Tezuyoi.“
 

„Ryota zog eine Augenbraue hoch und überlegte einen Moment. „Hm… warum auch nicht. Dann hätten wir das auch geklärt.“
 

„Ja? Cool…“
 

„Cool?????“
 

„Ja ähm… wir sagen es manchmal bei uns, wenn wir etwas toll finden. Weit verbreitet bei Jugendlichen vor allem.“
 

„Ahja…“
 

Sie grinste nur. Ihr war gar nicht in den Sinn gekommen, dass sie solche Wörter hier auf Gaia gar nicht kannten.
 

„Sag mal, kannst du es mir beibringen?“
 

„Was bei beibringen?“
 

„Das Reiten.“
 

Ryotas Blick war wieder so beunruhigend undeutsam. „Wieso sollte ich?“
 

„Du kannst es doch.“
 

„Na und?“
 

„Bitte.“
 

„Vater wird das sicher nicht gerne sehen.“
 

„Na und?“ grinste sie frech. „Lass das mein Problem sein.“
 

Wieder schoss Ryotas Augenbraue zweifelnd hoch. Irgendwie kam ihm das gerade sehr bekannt vor. Und nachher hatte er wieder die Arschkarte.
 

„Nur unter der Bedingung, dass du es ihm sagst. Ich halt mich dabei raus.“
 

„Ja?“
 

„Ja…“
 

„Danke.“
 

Mädchen. Sie waren irgendwie doch alle gleich, vor allem wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatten.



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