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Gaias Lilie

von

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Die Jahre zogen ins Land. Hitomi war zu einer schönen Frau herangereift. Sie führte ein gutes und bescheidenes Leben. Ihre 40 Jahre sah man ihr nicht wirklich an. Oftmals wurde sie jünger geschätzt. Männer fielen ihr in all den Jahren und auch heute noch zu Füßen. Jedoch hatte sie sich nie fest binden können. Sie hatte zu Anfangs versucht eine neue Beziehung zu führen, doch war es ihm gegenüber nicht fair gewesen. War doch immer nur einer in ihrem Herzen. Ganz war sie wohl doch nicht darüber hinweggekommen.
 

Aber alleine war sie dennoch nicht. Yukari und Amano blieben über all die Jahre ihre engsten Vertrauten. Und auch ihre Familie hatte immer eine offene Tür. Und dann war da schließlich auch noch ihre Tochter Sayuri.
 

Sie war Hitomis ganzer Stolz. Als sie geboren wurde und sie sie das erste Mal in den Armen halten durfte, war es für sie das größte Glück auf Erden.
 

Sayuri war inzwischen 18 Jahre, durchschnittlich groß und zierlich gebaut. Vom Gesicht her, war sie ihrer Mutter ein Ebenbild. Sie hatte tiefdunkelgrüne Augen und immer ein Lächeln auf den Lippen. Ihre Haare hingegen waren sehr viel auffallender als die ihrer Mutter, die ihre immer noch gerne bevorzug kurz trug. Sayuris Haare waren hell cremfarben - um nicht zu sagen weiß und fielen wunderschön lang bis über die Schulterblätter. Eine Besonderheit, die gerade in Japan sehr auffällig war. Eine Zeit lang dachte sie sogar einmal daran, sie sich schwarz zu färben und hatte sogar bitterlich geweint, weil sie jeder immer angestarrt hatte. Doch ihre Mutter versicherte dem jungen Mädchen, dass alles in Ordnung sei und sie sich nicht dafür zu schämen bräuchte. Sie wäre einfach nur etwas ganz besonderes und sie solle stolz darauf sein.

Sayuri war ein liebes und hilfsbereites Wesen und unterstützte ihre Mutter, wo sie nur konnte. Sie spendete ihr in dunklen Minuten Kraft und Trost und bereitete ihr viele glückliche und einmalige Momente im Leben.

Sie war Hitomis besonderer Engel.
 

Die Tatsache, dass sie ohne Vater aufwuchs, belastete die junge Frau nicht weiter. Sie fand es nur manchmal etwas schade um ihre Mutter. Sehr gerne hätte sie ihr das Glück mit einem neuen Partner gegönnt.

In ihrer Kindheit hatte Hitomi Sayuri öfters von Gaia erzählt gehabt. Von Prinzessinen, Katzenmenschen und Himmelsrittern. Und natürlich auch von König Van. Als Kind waren diese Geschichten immer sehr spannend gewesen. Als sie allerdings älter wurde, akzeptierte sie es, dass ihre Mutter wohl nicht gerne über das Thema Mann sprechen wollte. Zwar konnte sich Sayuri so ein bisschen was zusammenreimen, dass es damals einen Mann gab und Hitomi sich von ihm warum auch immer getrennt hatte. Aber die genauen Zusammenhänge konnte sie sich nicht erklären. Was immer damals wirklich vorgefallen war, musste sie wohl immer noch schmerzen, wenn ihre Tochter sie darauf ansprach. Also hielt sie Sayuri lieber zurück und gab sich mit der Fremden-Welt-Geschichte zufrieden. Vielleicht würde sie irgendwann die genauen Umstände erfahren. Sie könnte zum Beispiel einfach die langjährigen Freunde ihrer Mutter fragen. Aber ob sie ihr es erzählen würden, war eine andere Sache.
 

___
 

Sie lief durch einen Wald. Etwas verfolgte sie. Doch sie wagte es nicht, sich umzusehen. Ein lautes Brüllen ließ die Bäume erzittern. Sie rannte schneller durch die Büsche. Äste rissen ihr tiefe blutige Katzer in die Haut. Doch sie durfte nicht stehen bleiben. Plötzlich spürte sie, wie sie strauchelte und stürzte. Das Ding kam näher. Doch war sie unfähig sich zu bewegen. Eine riesige Bestie trat zwischen den Bäumen hervor. Sie wollte rufen, doch versagte ihre Stimme. Niemand konnte ihr helfen.Es würde sie töten. Sie war sich sicher, jetzt war es vorbei. Das Tier brüllte und stürzte sich auf sie. Der Boden tat sich unter ihr auf und sie fiel in de Tiefe. Ein Licht funkelte auf.
 

Sie fand sich inmitten alter schneeweißer Ruinen wieder. Alles war so still und friedlich. Von der Bedrohung war weit und breit nichts zu sehen. Sie rappelte sich vorsichtig auf. Irgendwie kam ihr dieser heilige Ort bekannt vor. Doch woher nur. Ein Schatten ließ sie aufsehen.

Über ihr kreisten Engel. War das ihre Heimat?
 

Sie waren so wundervolle Geschöpfe. Eine dieser Engel landete plötzlich neben ihr. Ihre schwarzen langen Haare brachten die weiße schöne Engelsgestalt gut zur Geltung. Sanft streckte sie ihr die Hand entgegen und zeigte ihr das Gebiet, dass hinter ihr im Tal verborgen lag. Sie sah auf ein wunderschönes erblühendes Königreich, dass von schützenden Bergen umgeben war. Eine Melodie drang an ihr Ohr. Eine unbekannte Sehnsucht machte sich in ihr breit. Gebannt hörte sie der Melodie zu bis sie merkte, dass ihr Tränen über das Gesicht liefen. Auf einmal fühlte sie sich so unendlich einsam.
 

Sayuri starrte an die Decke ihres Zimmers. Verwirrt registrierte sie, dass ihre Wangen feucht waren. Was war das nur gewesen?

Ein sanftes Gewicht schlich über die Decke ihren Körper hinauf. Automatisch hob Sayuri die Hand an und sofort schmiegte sich ein zartes kleines weißes Köpfchen daran und begann zu schnurren. Sanft strich sie der kleinen Katze über den Rücken. Ihr morgendliches Ritual. Und in dem Fall – ein sehr beruhigendes. Einige Minuten verbrachte sie damit, die kleine Schnurrmaus zu verwöhnen. Das vibrieren des kleinen Motors tat ihr unheimlich gut. Ihr Atem beruhigte sich und sie kam so langsam wieder in die Realität zurück. Es war schließlich nur ein Traum.

Aber wieso bekam sie diese Melodie nicht mehr aus dem Kopf.
 

Es klopfte an ihrer Türe.
 

„Sayuri. Bist du wach? Das Frühstück ist fertig.“
 

„Ja Mutter. Ich komme gleich.“
 

Langsam erhob sie sich und starrte in die blauen Augen ihrer Zimmergefährtin, die weiterhin quietsch vergnügt vor sich hinschnurrte.
 

„Du bist ein komisches Tierchen.“ Dann schwang sie sich theatralisch mühsam aus dem Bett. Gefolgt von der kleinen Samtpfote. Wirklich ein komisches Tierchen.



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