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Das Dilemma der Puppenmacher

Eine Megamind-Fanfiction
von

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Das Rätsel

Als Megamind an diesem Morgen aufwachte, nahm er drei Sachen auf einmal war. Erstens, er lag bäuchlings auf einem Bett - was seltsam genug war, weil er normalerweise auf einem Sofa schlief -, zweitens, er war noch immer in diesen unmöglichen Anzug gekleidet, in den Roxanne ihn gezwungen hatte und drittens, irgendjemand schrie irgendetwas Unsinniges in sein Ohr.

Genervt drehte er sich auf den Rücken und blickte in Minions besorgtes Gesicht.

"Na endlich!", seufzte dieser erleichtert. "Sir, Sie müssen sofort aufstehen! Es gab einen Notfall!"

Megamind setzte sich auf und streckte den Rücken durch. Jetzt da er wach war, erinnerte er sich auch wieder, warum er auf einem Bett geschlafen hatte.

"Wo ist Roxanne?", fragte er müde.

"In der Küche, frühstücken", antwortete Minion und verdrehte die Augen. "Aber das ist jetzt nicht wichtig! Wir müssen sofort los! Die Brainbots haben schon Ihre Kleidung gebracht."

Wie auf Kommando schwebten fünf Brainbots mit einem Umkleidevorhang ins Zimmer und blieben vor Megamind stehen.

Seufzend stand er vom Bett auf und hob die Arme über den Kopf.

"Also, worum geht es, Minion?", fragte er, während er sich umzog. "Warum diese Eile?"

"Weiß ich leider auch nicht, Sir", gestand der Fisch. "Aber wir sollen sofort ins Arbeiterviertel kommen, hat der Mann am Telefon gesagt."

"Achso." Es dauerte einen Moment, ehe sein immer noch im Halbschlaf liegendes Gehirn das Paradoxe dieser Situation erkannt hatte. "Äh, Minion?"

"Ja, Sir?"

"Wir haben gar kein Telefon."

"Nein, Sir", gab Minion zu. "Es war Miss Ritchis Telefon."

"Woher kennt denn der Mann Roxannes Nummer?", fragte Megamind verwirrt und richtete seinen Kragen. "Wer war der Mann überhaupt?"

"Ein Polizist, Sir", erwiderte Minion. "Offenbar haben sie erst versucht, uns über die Brainbots zu kontaktieren, konnten aber keinen dazu bringen, auf sie zu hören. Dann haben sie Miss Ritchi angerufen."

"Verstehe", seufzte Megamind und öffnete die Schlafzimmertür. "Erinnere mich daran, die Brainbots auf das Nachrichtenüberbringen zu programmieren."

"Jawohl, Sir."

Im Wohnzimmerbereich des Vorzimmers wartete Roxanne auf sie, noch immer in Schlafanzug und Morgenmantel und mit einer Kaffeetasse in der Hand. "Morgen, du Frühaufsteher", grüßte sie Megamind, als er sich zu einem Morgenkuss herüberbeugte.

"Was? Wieso? Wie spät ist es denn?", fragte er verwirrt und starrte aus dem Fenster. Der Himmel war schon ziemlich hell.

"Es ist halb sieben", erwiderte sie gähnend. "Minion und ich waren erstaunt, dass du nicht von dem Lärm, den das Telefon gemacht hat, aufgewacht bist." Mit einem Blick auf den Fisch fügte sie dann aber hinzu: "Na gut, nur ich war erstaunt. Ihn schien das nicht zu überraschen."

Megamind warf seinem Freund einen eisigen Blick zu, den dieser aber nur mit einem unschuldigen Lächeln quittierte.

"Wir sollten jetzt wirklich los, Sir", meinte er und öffnete die Wohnungstür. "Es klang jedenfalls sehr dringend."

Ohne einen weiteren Blick zurück verließen die beiden die Wohnung und ließen die Tür mit einem Knall ins Schloss fallen.

Roxanne verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Egal ob sie jetzt Superhelden oder Superschurken waren, ganz normal eine Tür schließen konnten sie immer noch nicht. Sie sah zu den Brainbots herüber, die niedergeschlagen auf die geschlossene Tür blickten, und seufzte. Das bedeutete wohl, dass sie mal wieder auf die kleinen Radaumacher aufpassen musste.
 

Das Arbeiterviertel war früher einmal eine Wohnsiedlung gewesen. Tatsächlich so viel früher, dass sich Megamind nicht einmal daran erinnern konnte, dort jemals irgendjemanden gesehen zu haben. Nachdem viele Firmen in Metro City pleite gegangen waren, wurden die Wohnungen genauso aufgegeben wie die zahlreichen Fabrikgebäude rund um die Stadt. Zwar diskutierte der Stadtrat seit einem halben Jahr darüber, diesen Stadtteil zu sanieren, aber bisher war es nur bei der Diskussion geblieben.

Die Gasse, in die Megamind und Minion bestellt worden waren, war bereits vollkommen mit Plastikband abgesperrt worden, was eine nicht gerade kleine Menschenmenge angezogen hatte, was aufgrund der Tatsache, dass eigentlich niemand mehr in diesem Stadtteil lebte, doch recht verwunderlich war. Polizisten standen hinter der Absperrung und leierten den üblichen Sermon herunter, dass es hier nichts zu sehen gäbe und die Leute doch bitte weitergehen sollten.

Minion parkte auf der gegenüberliegenden Straßenseite, da er es nicht riskieren wollte, jemanden anzufahren und stellte den Motor ab. "So, da wären wir, Sir."

"Ich frage mich, warum sie uns zu einem Tatort gerufen haben", wunderte sich Megamind. "Mordfälle gehören eigentlich nicht zu unseren Aufgaben."

Sein Helfer wurde blass. "Glauben Sie, wir müssen eine Leiche identifizieren?", fragte er entsetzt. "Ich kann mir sowas doch schon im Fernsehen nicht ansehen."

Megamind verdrehte die Augen und griff nach dem Türgriff. "Reg dich ab, Minion, dann hätten sie uns nicht zum Tatort sondern ins Leichenschauhaus bestellt." Er öffnete die Wagentür und schwang die Beine aus dem Auto.

Wie üblich wenn er sich irgendwo blicken ließ, waren sofort alle Blicke auf ihn gerichtet. Daran hatte auch sein "Berufswechsel" nichts geändert. Kam vermutlich von der blauen Haut und dem großen Kopf, ganz zu schweigen davon, dass er immer in Begleitung eines sprechenden Fisches war.

Megamind und Minion schlängelten sich durch die Menschenmenge und duckten sich unter der Absperrung durch. Dabei blieb Minion am Plastikband hängen und riss es entzwei.

"Ups!" Er sah die Polizisten verlegen an, die resigniert zurückblickten. "Tut mir leid."

Während er sich mit der Hilfe der Polizisten versuchte zu befreien, sah sich Megamind in der Gasse um. Teile der Gebäude links und rechts sahen aus, als hätte jemand versucht, sie in die Luft zu sprengen.

"Ah, Mr. Megamind, da sind Sie ja endlich!"

Megamind drehte sich um und sah sich einer Frau mit streng zurückgekämmtem hellbraunem Haar und noch strengerer Miene gegenüber. Sie sah ganz so aus, als wäre mit ihr nicht gut Kirschen essen.

"Äh, ja, da bin ich", murmelte er. "Waren Sie diejenige, die uns hierherbestellt hat?"

"Ja, ich bin Rebecca Jones, Leiterin dieses Einsatzes. Ich dachte mir, dass dieser Fall eher in ihren Zuständigkeitsbereich fällt", antwortete sie.

"Und wie kommen sie auf diese Idee, Miss Jones?", fragte Megamind und sah sich in der Gasse um. "Für gewöhnlich werde ich gerufen, wenn irgendwo ein Notfall vorliegt und nicht um bei Polizeiarbeit zu helfen."

"Nun, wir vermuten, dass das hier", sie gestikulierte zu den Gebäuden, "nicht die Tat gewöhnlicher Krimineller ist. Wir haben alles abgesucht, aber keinerlei Spuren von Sprengkörper gefunden. Und der Tote, der in den Trümmern gefunden wurde, gibt uns auch einige Rätsel auf."

"Inwiefern?"

"Außer einem blauen Fleck auf der Brust weist er keinerlei Verletzungen auf", erklärte Miss Jones. "Der Arzt ist sich aber sicher, dass er durch Fremdeinwirkung starb. Natürlich muss die Leiche erst obduziert werden, um Näheres feststellen zu können, aber eines scheint sicher: Irgendjemand oder irgendetwas muss ihn so heftig gegen die Brust geschlagen haben, dass sein Herz dabei verletzt wurde. Der Mann ist innerlich verblutet."

Sie sah ihn erwartungsvoll an, aber noch immer konnte Megamind keinen Zusammenhang zwischen sich und diesem Fall erkennen.

"Wie heißt der Tote denn?", fragte er deshalb, in der Hoffnung sich daraus einen Reim machen zu können.

"Wissen wir nicht, der Mann hatte keine Papiere bei sich, durch die wir seine Identität feststellen könnten", seufzte sie. "Er hatte bloß ein paar beschriebene Pergamentseiten bei sich. Scheint sich aber nicht um historische Stücke zu handeln."

"Pergament?" Megamind starrte die Frau ungläubig an. "Welcher Mensch benutzt heutzutage noch so was?"

Rebecca Jones zuckte mit den Schultern. "Das ist nur eine von vielen Fragen, die wir uns stellen, Mr. Megamind. Die Gebäude wurden zwischen zwei und drei Uhr nachts eingestürzt, zur selben Zeit muss auch unser Unbekannter zu Tode gekommen sein. Eine Zeugin will gesehen haben, dass zu dieser Zeit zwei Männer in diese Gasse gegangen wären, ein Älterer und ein Jüngerer. Wenige Minuten später ist der Jüngere wieder aus der Gasse herausgekommen und blieb unter der Straßenlaterne da vorne stehen." Sie deutete auf eine etwas schief gebogene Laterne vor dem Eingang zur Gasse. "Dann hörte die Zeugin ein Krachen als wäre etwas abgebrochen oder umgefallen, sagt sie." Sie verstummte und runzelte die Stirn.

"Und weiter?", fragte Megamind. "Das ist ja wohl kaum die ganze Geschichte."

Miss Jones seufzte. "Ja, da kommt noch was", gab sie zu. "Aber der letzte Teil ist vermutlich bloß Altweibergewäsch."

"Das lassen Sie mal meine Sorge sein", erwiderte er. "Fahren Sie nur fort."

"Nun gut. Offenbar kam nach dem Krachen ein weiterer Mann aus der Gasse heraus. Die Zeugin wollte ihn aber nicht näher beschreiben." Sie zuckte abermals mit den Schultern. "Er folgte dem Jüngeren, der orientierungslos die Straße entlanggetaumelt sein soll, bis dieser gegen ein Verkehrsschild gestoßen war. Offenbar soll der junge Mann erst dann erkannt haben, dass der Mann, der ihm folgte, nicht sein Begleiter war. Und dann hat sein Verfolger ihm so heftig ins Gesicht geschlagen, dass er einige Meter durch die Luft geflogen sei. Der junge Mann soll sich dann wieder aufgerappelt haben und davongerannt sein." Sie verdrehte die Augen. "Verstehen Sie nun, warum ich das für Altweibergewäsch halte? Einen solchen Schlag, wie die Zeugin beschrieben hat, hätte kein Mensch überlebt."

"Nun, aber ein Mensch kann auch kein Gebäude ohne Sprengstoff oder Abrissbirne einstürzen lassen, oder?", erwiderte Megamind und zog eine Augenbraue hoch. "Glauben Sie, es handelt sich hierbei um einen Superschurken?"

"Sagen Sie es mir. Sie sind hier der Experte."

"Ich kann das auch nicht so genau sagen", gab Megamind zu. "Ein gewöhnliches Verbrechen scheint es jedenfalls nicht zu sein. Vielleicht könnte ich mal mit der Zeugin reden, was meinen Sie?"

Miss Jones nickte. "Sicherlich. Sie lebt in dem Haus direkt gegenüber von dieser Gasse, ich glaube, Ihr Wagen parkt sogar genau davor. Aber ich muss Sie warnen, sie ist ein wenig merkwürdig."

"Ich komme schon zurecht", versicherte Megamind ihr und ging zu Minion zurück, der sich mit einem etwas rundlichen Polizisten unterhielt.

"Ah, Sir, haben Sie was herausgefunden?", fragte sein Freund, als er ihn bemerkt hatte.

"Vielleicht, Minion, vielleicht", erwiderte Megamind und zog ihn mit sich zur Absperrung. "Jetzt müssen wir aber erst einmal eine Zeugin befragen."

"Oh, toll, ich wollte schon immer mal Detektiv spielen", freute sich Minion.

Sein Boss verdrehte nur die Augen.
 

"Ich bekomme so selten Besuch. Und jetzt habe ich nicht einmal alles im Haus, um Gäste richtig zu bewirten." Die alte Dame stellte einen Teller mit Kuchen und Kekse auf den Wohnzimmertisch vor Megamind und Minion ab und drückte den beiden jeweils eine Tasse Tee in die Hand, wobei in Minions Teetasse ein Trinkhalm steckte.

"Äh, ich glaube, das reicht vollkommen, Mrs. ... äh ... Bearhunter", murmelte Megamind verunsichert und jonglierte die heiße Tasse von einer Hand in die andere. "Aber eigentlich wollten wir nur wissen, was Sie heute Nacht gesehen haben."

"Achja, natürlich, der arme Junge", sagte Mrs. Bearhunter geistesabwesend und fuhr mit der linken Hand durch ihr kurzgeschnittenes Haar.

"Äh, nein, der Tote ist bestimmt kein Junge mehr", widersprach Minion, während er versuchte, den Trinkhalm durch die Klappe seines Fischglases zu schieben, ohne dabei den Tee zu verschütten. "Der Arzt schätzt, dass er zwischen fünfundsechzig und siebzig Jahren alt war."

"Ach nein, ihn meine ich ja gar nicht." Sie stellte die Teekanne auf den Wohnzimmertisch und ließ sich mit einem Plumps in einen Sessel fallen. "Ich meine seinen Begleiter."

"Der, der durch die Luft geflogen sein soll?", fragte Megamind und stellte seine Tasse auf der Sofalehne ab, was Minion mit einem missbilligenden Kopfschütteln bedachte.

Mrs. Bearhunter sah ihn ernst an. "Seien Sie nicht albern, junger Mann, kein Mensch kann durch die Luft fliegen. Nein, der dritte Mann hat ihn mit der Faust ins Gesicht geschlagen und der Junge wurde von der Wucht des Schlages nach hinten geschleudert."

"Und wie dieser unbekannte Dritte aussah, können Sie uns nicht sagen?"

Ein Zucken ging durch das Gesicht der alten Frau. "Ich weiß leider nicht genau, wie ich sein Gesicht beschreiben soll", gab sie zu. "Es war einfach zu ... gewöhnlich."

"Gewöhnlich?", fragten Megamind und Minion wie aus einem Mund.

Mrs. Bearhunter nickte. "Ja, gewöhnlich. Ein Gesicht wie ... wie eine Schaufensterpuppe. Sie wissen schon, sieht man eine, kennt man alle. Richtig gruslig war das."

Megamind und Minion wechselten einen verunsicherten Blick.

"Natürlich, als ich den Polizisten das gesagt habe, haben die sich so wissend angegrinst. Ganz nach dem Motto, die alte Schachtel hat nicht mehr alle Tassen im Schrank." Sie sah die beiden vorwurfsvoll an, als hätten sie irgendetwas in dieser Richtung gesagt. "Die Polizei taugt auch nichts mehr. Dabei soll sie doch jedem Hinweis nachgehen."

"Nun, vielleicht klingt das auch einfach zu weit hergeholt für die Polizisten...", mutmaßte Minion und saugte den letzten Rest Tee aus seiner Tasse.

"Ach, zu weit hergeholt!", schnaubte Mrs. Bearhunter. "Jahrelang haben die Nachrichten behauptet, hier in der Stadt gäbe es einen fliegenden Mann, der irgendwas Blaues bekämpfen würde. Und da soll das, was ich gesehen habe unglaubwürdig sein?"

Megamind verschluckte sich an seinem Tee und fing zu husten an, während Minion sich ein Lachen verkneifen musste.

"Tja, das ist leider alles, was ich zu diesem Fall beitragen kann, fürchte ich", seufzte sie. "Nachdem ich gesehen habe, dass der junge Mann verfolgt wurde, habe ich natürlich sofort die Polizei gerufen, aber als die endlich angekommen waren, waren er und sein Verfolger längst verschwunden. Und sie haben dann noch nicht einmal die Stelle untersucht, an der der Junge gefallen ist. So wie er aufgekommen ist, hätten man sicher irgendwelche Spuren finden müssen."

"Verstehe", murmelte Megamind und stellte seine leere Teetasse - deren Inhalt zur Hälfte auf seinen Knien und dem Teppich gelandet war - auf den Wohnzimmertisch. "Also hätten wir drei Unbekannte, von denen wir bisher nur einen 'gefunden' haben, ein paar eingestürzte Gebäude und nicht die leiseste Ahnung, was das alles miteinander zu tun hat." Er stand umständlich auf, wobei er versuchte, so unauffällig wie möglich den Tee von seinen Knien zu wischen, und streckte Mrs. Bearhunter die Hand entgegen. "Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Madame. Das war sehr aufschlussreich."

Die alte Dame schüttelte seine Hand mit einer Kraft, die ihn überraschte. "Kein Problem, ich freue mich immer über ein wenig Unterhaltung. Auch wenn das Thema alles andere als erfreulich war."

"Ja, selbstverständlich." Megamind lächelte gezwungen. "Aber wir müssen jetzt wirklich gehen, wenn wir dieses Phänomen weiter untersuchen wollen."

Es sollte noch mindestens zehn Minuten dauern, ehe Minion und er aus der Wohnung und wieder auf der Straße waren.

"Meine Güte, ich wusste gar nicht, dass man so oft 'Auf Wiedersehen' sagen kann", seufzte Megamind theatralisch.

"Nun, Mrs. Bearhunter hat ja gesagt, dass sie nicht oft Besuch bekommt", meinte Minion. "Da will man seine Gäste natürlich nicht gleich wieder loswerden. Vielleicht sollte ich mal ab und zu vorbeischauen..."

"Wenn es dir Freude macht", brummte Megamind und ging die Straße hinunter.

Sein Freund sah ihm verwirrt nach. "Äh, wohin gehen Sie, Sir? Der Wagen ist direkt vor uns."

"Ja, das weiß ich auch.", wurde ihm augenrollend geantwortet. "Ich will nur mal nachprüfen, ob das, was die Frau gesagt hat, stimmt."
 

Das Schweigen, das die beiden Freunde umhüllte, als sie zurück zum Versteck fuhren, hätte man mit Messern schneiden können.

Minion saß am Steuer des unsichtbaren Wagens und blickte aus den Augenwinkel immer wieder besorgt zu seinem Boss, der gedankenverloren aus dem Fenster blickte.

Nach einigen Minuten vollkommener Stille seufzte dieser und sagte: "Es ist bestimmt nur ein Zufall, Minion."

"Äh, was ist ein Zufall, Sir?", fragte der Fisch verunsichert.

"Ich meine diese Delle im Asphalt." Megamind fuhr sich mit beiden Händen über den kahlen Schädel. "Das ist doch bestimmt schon früher dagewesen."

"Ich würde das nicht unbedingt eine 'Delle' nennen, Sir", warf Minion ein. "Schlagloch trifft es schon eher."

"Nenn' es wie du willst", brummte Megamind. "Aber wahrscheinlich war es ein Auto, das dafür verantwortlich ist. Oder irgendwelche Jugendliche."

"Und diese rotbraunen Flecken?", fragte Minion. "Das sah doch fast so aus wie-"

"Farbe", unterbrach sein Freund ihn. "...Vermutlich." Unbehaglich schlang er die Arme um seinen Torso. "Alles andere ergibt keinen Sinn. Es müsste doch noch eine zweite Leiche geben."

"Vielleicht wurde die Leiche mitgenommen, um Spuren zu verwischen", mutmaßte Minion.

Megamind warf ihm einen ungläubigen Blick zu. "Nachdem er mehrere Gebäude halb zum Einsturz gebracht hat? Und außerdem widerspricht das der Tatsache, dass die andere Leiche noch am Tatort war."

"Oder es ist so, wie die Polizei vermutet und es gab nur zwei Personen: Der Tote und sein Begleiter."

Ehe Megamind darauf antworten konnte, begann das Handy an seiner Hüfte zu klingeln.

"Von Miss Ritchi?", fragte Minion, bekam aber nur ein zustimmendes Grunzen als Antwort.

Nachdem er die Nachricht ausführlich durchgelesen hatte, sagte Megamind: "Sie will, dass wir uns in einem Café am Rathaus treffen."

Minion sah vor sich auf die Straße. Sie waren schon fast am Versteck angekommen. "Soll ich umdrehen und Sie hinbringen, Sir?"

Megamind sah ebenfalls nach vorne und schüttelte dann den Kopf. "Nein, das ist nicht nötig. Sobald wir im Versteck sind, kann ich den Wagen oder das Hoverbike nehmen. Außerdem muss ich sowieso die Hose wechseln wegen des verschütteten Tees."

Minion nickte und steuerte das ehemalige Fabrikgebäude an, das ihnen nun schon seit gut zwei Jahren als Versteck diente.

Wie üblich wurden sie sofort von ein Dutzend Brainbots umringt, sobald sie das Auto verlassen hatten.

"Die Brainbots müssen sich wohl immer noch daran gewöhnen, dass sie Sie nun jeden Tag sehen können, Sir", lachte Minion und ging frische Kleidung holen, während Megamind seine Erfindungen streichelte und mit ihnen "Fang-den-Schraubenschlüssel" spielte.

Ein paar Minuten später hörte Megamind ihn entsetzt rufen: "Sir! Hilfe! Schnell!"

Beunruhigt ließ dieser den Schraubenschlüssel fallen und lief in die Richtung, aus der Minions Stimme kam.

Megamind fand ihn am Hinterausgang der Fabrik über etwas gekniet, das ausgestreckt auf dem Boden lag. Erst hielt er es für ein Bündel nasser Kleidung und fragte sich, warum Minion sich so aufregte, doch dann begann das Bündel sich zu regen.

Verunsichert streckte Megamind die Hand aus und zog an dem braunen Stoff, der die bewusstlose Gestalt fast vollkommen einhüllte. Zum Vorschein kam ein schwarzhaariger Mann von vielleicht zwanzig Jahren und er sah aus, als wäre er in eine Prügelei verwickelt gewesen.

"Wie ist der denn hier reingekommen?", wunderte sich Megamind und befühlte den Stoff, der offenbar als Umhang oder Decke gedient hatte.

"Anscheinend war die Tür offen", erwiderte Minion und deutete mit dem Daumen auf den Ausgang, der zum See hinausführte. "Er muss zuvor wohl im See gelandet sein."

"Vielleicht ein Betrunkener, der hineingeplumpst ist?", mutmaßte Megamind und drehte den Mann auf den Rücken. Als er an die rechte Schulter des Fremden stieß, entrang sich ein schmerzerfülltes Wimmern dessen Kehle.

Stirnrunzelnd untersuchte Megamind die Schulter. Sie fühlte sich irgendwie falsch an und er war sich sicher, dass der Knubbel, der ein wenig unterhalb des Schultergelenks zu spüren war, da nicht hingehörte.

"Ich glaube, er hat sich die Schulter ausgekugelt", meinte er schließlich und zog seine Hand wieder zurück. Obwohl er selbst sich schon mehrfach solche und ähnliche Verletzungen zugezogen hatte, verspürte er doch einen leichten Brechreiz aufsteigen und er schluckte schwer.

"Was machen wir denn mit ihm, Sir?", fragte Minion besorgt und untersuchte die Schwellung im Gesicht des Mannes. "Er sieht nicht so aus, als könnten wir ihn transportieren."

Einen Moment lang überlegte Megamind angestrengt. Er wusste genau, was man in diesem Fall machen musste, aber das würde bedeuten, dass er sein Versteck preisgeben müsste. Andererseits...

"Ich rufe einen Krankenwagen", seufzte er und holte das Handy hervor.

"Was?" Minion sah ihn beinahe entsetzt an. "Aber was wird dann aus dem Versteck? Sie haben doch immer gesagt, dass es unbedingt geheim bleiben müsste, damit niemand unsere Geheimnisse herausfindet."

"Minion, wir können ihn in seinem Zustand nicht transportieren", erwiderte Megamind genervt. Und ich will mir nicht unterlassene Hilfeleistung vorwerfen lassen, nur weil ich mein Versteck nicht preisgeben wollte. Mal abgesehen davon hat es Roxanne selbst gesagt: Als einziges Gebäude mit einem falschen Observatorium auf dem Dach ist es nicht besonders schwer zu finden."

Ihm missfiel diese Situation genauso wie Minion, aber es blieb ihnen keine andere Wahl. Sie konnten immer noch umziehen, wenn es ihnen nicht mehr sicher genug war.

Während er dem Notdienst Instruktionen gab, wie sie ihn finden konnten, suchte Minion ein paar alte Kissen zusammen, die er dem Mann unter den Kopf schob.

"Glaubst du ernsthaft, dass das was hilft, Minion?", fragte Megamind, nachdem er wieder aufgelegt hatte.

"Das ist das Einzige, das mir einfällt, Sir", meinte Minion schulterzuckend. "Aber Sie sollten lieber noch einen Anruf tätigen."

Megamind sah ihn verwirrt an. "Was? Warum?"

"Sie wollen Miss Ritchi doch nicht etwa sinnlos auf Sie warten lassen, oder? Sie müssen schließlich auf den Krankenwagen warten."

"Ah", machte Megamind und griff sich an den Kopf. "Natürlich. Danke, Minion."
 

Roxanne starrte gedankenverloren aus dem Fenster ihres Lieblingscafés und fragte sich gerade, ob sie vielleicht doch - wie von Megamind vorgeschlagen - nach Hause gehen sollte, als sie hörte, wie sich jemand ihrem Tisch näherte.

Sie drehte den Kopf und erkannte ihren Freund, der ziemlich müde und abgekämpft vor ihr stand.

"Entschuldige die Verspätung", murmelte er und setzte sich auf den Stuhl ihr Gegenüber.

Ihr fiel auf, dass er zur Abwechslung mal wieder den Overall mit dem großen Kragen trug, in dem sie ihn seit seinem Berufswechsel eigentlich nicht mehr gesehen hatte. Nach so langer Zeit ohne derartig hohen Kragen wirkte er beinahe, als wollte er sich verstecken.

Wirklich wie eine Schildkröte in ihrem Panzer, dachte sie amüsiert.

"Was ist so komisch?" Megamind sah sie misstrauisch an.

"Ach, gar nichts", erwiderte Roxanne lächelnd und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich bin nur froh, dass du es doch noch hierher geschafft hast."

"Oh." Sein Gesichtsausdruck entspannte sich. "Ich habe dich ziemlich warten lassen, oder?"

Sie schüttelte den Kopf. "Ist schon in Ordnung. Notfälle haben schließlich Vorrang."

Megamind lächelte sie erleichert an, offenbar froh darüber, dass sie ihm nicht böse war.

"Also", sagte sie, nachdem sie einen Schluck aus ihrem Wasserglas genommen hatte, "was war im Arbeiterviertel los?"

"Wie immer ganz die neugierige Reporterin, was?", erwiderte er amüsiert. "Aber solche Tricks wirken bei mir nicht."

Roxanne verdrehte die Augen und versetzte ihm einen spielerischen Stups an die linke Schulter. "Ich habe heute frei und kann zudem Beruf und Freizeit sehr gut von einander unterscheiden."

"Ohoho!", lachte Megamind. "Wer war denn diejenige, die in ihrer Freizeit versucht hat, mein Versteck zu infiltrieren?"

"Ich habe es nicht nur versucht, mein lieber Megamind", antwortete sie gespielt überheblich. "Mir ist es eindeutig gelungen, dein Versteck zu durchsuchen."

Megamind grinste, offensichtlich sehr angetan von ihrem kleinen Wortgeplänkel. "Meine liebe Roxanne, das war aber doch nur, weil Minion diese Fußmatte vor den Geheimeingang gelegt hatte."

Ehe Roxanne eine Antwort darauf geben konnte, räusperte sich der Kellner, der in der Zwischenzeit zu ihrem Tisch herübergekommen war. "Möchten Sie etwas trinken?", fragte er.

Megamind verbarg seine Verärgerung darüber, in seinem Geplänkel unterbrochen worden zu sein. "Natürlich", sagte er stattdessen. "Äh, ein Wasser bitte."

Der Kellner nickte und verschwand.

"Seit wann trinkst du Wasser?", fragte Roxanne überrascht. "Ich dachte, das wäre dir zu fade."

"Ich musste heute einen ausgesprochen starken Tee trinken." Megamind verzog das Gesicht. "Den muss ich erstmal irgendwie verdünnen."

Roxanne lachte.

Nachdem der Kellner mit dem Wasser zurückgekommen war und ihre Essensbestellungen aufgenommen hatte, fragte sie noch einmal nach: "Also, was ist jetzt im Arbeiterviertel passiert? Es gab jedenfalls keinen Kampf."

"Nicht während ich da war, nein", antwortete Megamind und trank einen großen Schluck Wasser.

Roxanne hob fragend die Augenbrauen.

Seufzend stellte er das Glas wieder auf den Tisch und faltete die Hände. "Du wirst mir keine Ruhe lassen, bis ich alles erzählt habe, oder?"

"Nun, zwei Perspektiven zu einem Fall sind besser als eine." Sie legte den Kopf schief und grinste leicht.

Megamind verdrehte die Augen. "Also schön, du hast gewonnen."

Er begann zu berichten, was Minion und er herausgefunden hatten, nur innehaltend als er den Kellner mit dem Essen zurückkommen sah.

"Also, verstehe ich das richtig?", fragte Roxanne und biss eine Ecke ihres Sandwichs ab. "Diese Mrs. Bearhunter will drei Männer gesehen haben, aber die Polizei hat nur eine Leiche gefunden und geht daher von zwei Personen aus."

"Richtig." Megamind zerrupfte gedankenverloren sein Croissant und stopfte sich einzelne Brocken in den Mund. "Aber das, was diese alte Frau berichtet hat, ist auch physikalisch nicht möglich. Wenn der junge Mann wirklich so heftig geschlagen wurde, müsste er eigentlich tot oder zumindest so schlimm verletzt sein, dass er sich eigentlich nicht hätte wegbewegen können."

"Und was ist mit dem Mann, den Minion und du im Versteck gefunden habt?", fragte sie und faltete die Hände unter dem Kinn.

Einige Augenblicke lang sah er sie nur ungläubig an, ehe er den Kopf schüttelte. "Unmöglich. Die Sanitäter haben außer der ausgekugelten Schulter auch Prellungen und Abschürfungen am ganzen Körper festgestellt und möglicherweise hat er innere Verletzungen. Wie wäre er denn vom Arbeiterviertel bis zu unserem Versteck gekommen? Er wäre vorher zusammengebrochen, so sieht's doch aus."

"Nun, wärest du das, würde ich behaupten, dass du aus reinem Trotz bis dahin gekommen wärst", meinte Roxanne grinsend. "Und du hast doch gesagt, er wäre vollkommen durchnässt gewesen."

"Also jetzt wird's richtig albern!" Megamind wedelte energisch mit den Händen durch die Luft und stieß dabei beinahe sein Wasserglas um. "Mit den Verletzungen hätte er unmöglich schwimmen können!"

"Wir wissen ja gar nicht, ob er sich alle Verletzungen vor seinem Schwimmversuch zugezogen hat", erwiderte Roxanne und brachte das Glas vor seinen gestikulierenden Armen in Sicherheit. "Vielleicht ist der Mann einfach etwas widerstandsfähiger. Rasputins Mörder konnten denselben ja auch nicht mit einfachen Mitteln töten. Letztendlich ist er am Ufer eines Flusses an Unterkühlung gestorben, nachdem sie ihn von einer Brücke in ebenjenen Fluss gestoßen hatten."

"Wie kommst du jetzt auf Rasputin?", fragte Megamind ungläubig. "Wo hat das Ganze irgendwas mit einem orthodoxen Priester zu tun?!" fügte er mit schriller Stimme hinzu, wodurch sich an ein paar Tischen andere Gäste zu ihm umdrehten.

"Psst!", machte sie und legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. "Nicht so laut! Du störst die anderen Gäste beim Essen!"

Seufzend setzte er sich wieder aufrecht auf seinen Stuhl und klaubte missmutig die Reste seines Croissants auf.

"Na gut, vergessen wir das Thema für den Moment", meinte Roxanne beschwichtigend, während sie ihn beim Essen beobachtete. "Sobald der Mann wieder wach ist, kannst du ihn ja fragen, woher er die Verletzungen hat."

Megamind brummte nur etwas Unverständliches.

"Sieh mal", seufzte sie und griff nach seiner linken Hand, "ich verstehe ja, dass du dich unwohl fühlst, wenn eine Sache sich dir nicht gleich erschließt. Aber ich glaube, du denkst zu wissenschaftlich für diesen Fall."

Er hob skeptisch die Augenbrauen und verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. "Also, was schlägst du vor? Soll ich mir ein paar Märchenbücher aus der Bibliothek ausleihen?"

"Ach." Sie versetzte seiner Hand einen leichten Klaps. "Ich meinte bloß, dass du zu viel darüber nachdenkst. Das ist wie mit Träumen. Je mehr du dich zu erinnern versuchst, desto mehr entgleiten sie dir."

"Das Problem ist nur: Ich erinnere mich immer an meine Träume", erwiderte er.

"Ooh!" Roxanne vergrub resigniert das Gesicht in den Händen.

Leise lachend tätschelte Megamind ihren Arm. "Schon gut, ich verstehe, was du meinst", sagte er. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: "Vielleicht hast du auch Recht und ich denke wirklich zu viel darüber nach." Er rieb sich nervös die Stirn.

"Du wirst schon noch hinter das Rätsel kommen", versicherte sie ihm. "Nur eben nicht heute."

"Also schön, du hast schon wieder gewonnen. Wechseln wir das Thema." Er stellte seinen nun leeren Teller beiseite, legte seine gefalteten Hände auf den Tisch und beugte sich vor. "Wie war dein Tag heute?"

"Ganz nett, nachdem ich endlich deine Brainbots aus dem Zimmer hatte, die ihr bei mir vergessen hattet", antwortete Roxanne lachend.

"Oh!" Megamind sah sie zerknirscht an. "Ich hoffe, sie haben nichts angestellt."

"Es gab keine Toten oder Verletzten", meinte sie grinsend. "Ich habe einfach das Fenster aufgemacht und sie hinausgescheucht."

"Clever", meinte er. "Aber was sollte man auch anderes von dir erwarten?"

"Mach dich nicht über mich lustig." Sie sah ihn gespielt streng an. "Du musst es schließlich noch eine Weile mit mir aushalten."

"Mit dir, Roxanne, will ich es so lange wie möglich aushalten", sagte er ernst.

Roxanne lachte. "Das ist der wohl abgedroschenste Spruch, den ich seit langem gehört habe."

"Man tut, was man kann", erwiderte Megamind grinsend und gab dem Kellner von vorhin ein Zeichen, dass er zahlen wollte. "Und vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit herauszufinden, wer der fremde Mann ist."
 

Es war bereits zweiundzwanzig Uhr, als Megamind endlich wieder im Versteck ankam.

"Minion?", rief er in die Halle hinein. "Haben wir die Proben aus dem Arbeiterviertel bereit?"

Minion kam hinter dem roten Vorhang hervor, der Megamind als Abtrennung seines Arbeitsbereiches diente und sah seinen Herrn verschlafen an. "Ja, sie wurden aber noch nicht ausgewertet", sagte er gähnend. "Wirklich, Sir, wir hätten das auch die Polizei machen lassen können."

Megamind schüttelte den Kopf. "Im Gegenteil, Minion", erwiderte er und ging auf den Teil des alten Fabrikgebäudes zu, der ihm als Labor diente. "Es ist jetzt nämlich nicht mehr wichtig, ob die Flecken auf dem Asphalt Blut sind, sondern zu wem sie gehören. Oder besser gesagt: Ob sie zu dem Mann gehören, den wir heute gefunden haben."

Minion sah seinen Herrn an, als wäre dieser verrückt geworden. "Wie bitte? Was?"

"Du hast mich schon richtig verstanden, Minion. Roxanne-" Ehe Megamind fortfahren konnte, wurde er von Minion unterbrochen.

"Ohje, Sie versuchen mal wieder, ihr etwas zu beweisen, oder Sir?", stellte der Fisch seufzend fest und schüttelte den Kopf. "Es ist wirklich spät, Sir! Sie sollten schlafen gehen."

Megaminds Schultern sackten nach vorne. "Na schön, na schön, dann machen wir das eben später!"

"Sir, ich bin mir nicht sicher, was das alles auf einmal soll, aber-" Diesmal war es an Minion, unterbrochen zu werden.

"Roxanne meint, dass der Mann, den Mrs. Bearhunter gesehen hat und der Mann, den wir hier gefunden haben, ein und dieselbe Person sind", erklärte Megamind augenrollend. "Ich halte es zwar für vollkommen ausgeschlossen, aber..."

"Warum wollen Sie es dann untersuchen, wenn es ausgeschlossen ist, Sir?", fragte Minion resigniert. Am liebsten hätte er sich in seinem Dekoschloss verkrochen und geschlafen. Aber das gehörte sich nicht für einen Minion.

Megamind seufzte und ließ sich auf einen Hocker fallen. "Weil wir sonst doch gar keinen anderen Anhaltspunkt haben. Und wenn der Mann wider Erwarten doch derselbe ist, der laut Mrs. Bearhunter angegriffen wurde, dann hätten wir wenigstens einen Hinweis. Und ich will nicht einfach zu dem Mann ans Krankenbett treten und fragen: 'Entschuldigen Sie bitte, wurden Sie zufällig in der letzten Zeit von einer Schaufensterpuppe angegriffen?'."

Minion lachte. "Nun, wenn Sie es so sagen, dann klingt es wirklich seltsam, Sir. Aber Sir...", fügte er hinzu und sah seinen Herrn besorgt an.

"Ja?"

"Wir haben leider keine DNS von dem Mann."

"Hm..." Megamind hüpfte von seinem Hocker herunter und lief auf und ab. "Vielleicht können wir irgendwie ein Haar oder ähnliches von ihm bekommen."

"Und wie?", fragte Minion und beobachtete, wie sein Freund zum Hinterausgang lief. "Wir sind jetzt die Guten, Sir, wir können nicht mehr einfach irgendwo einbrechen und uns nehmen, was wir wollen."

"Wer redet denn von Einbruch, mein lieber Minion?", erwiderte Megamind lachend und beugte sich zu Boden. "Wir haben doch das hier!" Mit diesen Worten lief er wieder zurück und hielt seinem Fischfreund ein schwarzes Haar vor die Glaskugel. "Zwar haben wir keine Blutspur, aber ein Haar wird's auch tun."

"Sind Sie sicher, dass das keines von Ihren ist, Sir?", wollte Minion misstrauisch wissen. "Sie haben auch schwarze Haare."

Megamind verdrehte die Augen. "Sieh doch genauer hin! Das ist eindeutig ein Haupthaar! Außerdem ist es viel zu lang, um von mir zu kommen."

"Wenn Sie das sagen, Sir..."

"Wie auch immer", meinte Megamind und ließ das Haar in ein Reagenzglas fallen. "Das machen wir morgen in aller Frühe", fuhr er fort und ging zu seiner Schlafcouch. "Jetzt wird erst einmal geschlafen."

"Endlich kommt er zur Vernunft...", murmelte Minion.

"Was hast du gesagt?"

Der Fisch grinste verlegen. "Nichts, gar nichts", versicherte er. "Gute Nacht, Sir."



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2012-04-26T18:49:50+00:00 26.04.2012 20:49
Wirklich spannend. So gefesselt bin ich eigentlich nur bei Büchern von Preston/Child. Die alte Dame gehört zu den Zeugen, denen keiner glaubt, obwohl sie die Wahrheit sagt.
Von:  sadako888
2011-09-18T19:43:09+00:00 18.09.2011 21:43
Ach ich glaube, alte Frauen sind einfach nicht wählerisch mit ihren Gästen ;)
Ich hätte es ja darauf geschoben, dass sie womöglich halb blind ist, aber da sie den Mord ja so präzise gesehen hat, ist die Theorie wohl nicht haltbar.

Eine Sache stört mich: Minion sagt Megamind, dass er das Date mit Roxanne absagen muss. Aber dann kommt er zu spät und sie schien nicht vorgewarnt? Seltsam ö.ö
Von:  Bramblerose
2011-07-02T16:56:32+00:00 02.07.2011 18:56
Oho, nun wirds spannend!
Hallo bei meinem zweiten Kommentar XD Ich musste es einfach lesen. Deswegen kommt hier auch gleich mein Eindruck:

Man kommt sich Tatsache vor, wie in einer der guten Krimi- Serien, a la Law and Order oder Criminal Minds. Mit dem leichten übersinnlichen Beigeschmack. Die Idee mit der Leiche und das Megamind hinzurufen wird finde ich ganz interssant, weil das ja nicht so in Meg's Ressor passt! Zudem verleiht es der doch recht witzigen Story und Megamind eine erfrischend ernste Atmosphäre. Zudem ist es sehr clever von dir, Meg in die DNA- Analyse einzubinden. Wenn man vom Spiel und Film ausgeht, hat er ja diese DNA- Maschine. Für ein Genie wie ihn dürfte es also ein Leichtes sein, diese Probe zu entschlüsseln. Doch was dabei herrauskommt ist die große Frage. Allgemein was hinter dem Mord steht und was es mit Megamind zutun hat!

Amüsant fand ich die alte Bearhunter! Wie sie erzählte, dass die Nachrichten behaupten ein fliegender Mann jagt etwas Blaues! XD Sehr lustig! Es wundert mich allerdings, dass die Frau Megamind so freundlich aufgenommen hat! Ich hätte eher mit etwas Misstrauen gerechnet oder mit ein paar Seitenhiebe, weil er ja doch ein Alien bleibt! Interessant war die Anmerkung, dass die alte Frau einen starken Händedruck hat. Steckt da vielleicht mehr dahinter, oder wars nur eine typische Anmerkung?
Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es nun weiter geht! Also hoffe ich, du läds bald etwas Neues hoch!

Liebe Grüße,
Bramblerose


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