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Die Malve

It's magic...
von

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Vorkapitel 2: Aois „Racheengel“

Opening: Soroban - Kinmei Nouzenharen
 

Yumehito
 

Ich schaute noch einmal bei ihn hinein. Er schlief noch immer. Ich konnte es mir trotzdem nicht verkneifen, die Tür leise zu öffnen und seine geschlossenen Augen anzuschauen. Selbst dann wenn er schlief, schien er noch unter der Trennung zu leiden. Doch plötzlich öffneten sich seine glänzenden tiefdunkelbraunen Murmeln und schauten mich schmerzhaft an.
 

„Warum? Warum bin ich überhaupt eingeschlafen?“ murmelte er leise und immer noch erschöpft.

Ich strich mit meiner Hand über seine bleiche, leicht rosige Wange. Er war kalt. Kaum zu glauben, aber manchmal wunderte ich mich, dass Aoi älter war, als ich.

„Ist doch egal, Hauptsache, du lebst“, murmelte ich zurück und konnte gar nicht aufhören über seine Wange zu streicheln. Eine Stille breitete sich aus, die einfach unerträglich war. Tief schaute er mir in die Augen und ich musste mich zusammenreißen, nicht zu sagen, dass er seine Freundin vergessen sollte.

Dann passierte etwas, was einfach zu schnell ablief: Aoi umarmte mich und kämpfte mit seinen Tränen.

„Yume... Einfach schrecklich... Sie... Mich aus...“, schluchzte er plötzlich wieder los.

Sie? Mich, aus?

Ich erwiderte seine Umarmung doch ich dachte nach, was er mit diesen drei Worten meinte. Vielleicht hatte Nayami auf eine ganz besonders schmerzliche Weise mit Aoi Schluss gemacht.

„Hör zu, Aoi-san“, murmelte ich in seinem Ohr, „Ich gehe kurz in die Küche, ich habe Hunger. Wenn du willst, kannst du mitkommen.“

Denn schließlich hatte er den ganzen Tag nichts gegessen. Doch er schüttelte mit den Kopf. Vielleicht sollte ich einfach etwas für ihn übrig lassen, wenn er es sich anders überlegte.

„Na gut“, konnte ich schließlich nur noch wehrlos sagen und ließ dieses arme, gequälte und schöne Geschöpf alleine. Aber ich merkte, dass er meine Nähe wollte, und nur meine Nähe, sonst hätte er für mich seine Tür nicht geöffnet. Merkte er etwa auch, dass zwischen uns eine seltsame Verbindung war?

Gedankenverloren ging ich durch‘s Wohnzimmer. Intetsu, der bereits von Kenzo erfahren hatte, dass Aoi deprimiert war, schaute mich erwartungsvoll an. „Was ist mit Aoi? Hat er sich beruhigt?“ Hörte ich ihn fragen, doch stattdessen eine Antwort zu geben, ging ich zur Küche. Ehrlich gesagt hatte ich auch keinen Hunger, aber auf ein mal war es trotzdem eine gute Idee, in die Küche zu gehen. Denn ich fand eine seltsam aussehende Flasche, die etwas unpassend zur Küche war.

Langsam nahm ich sie in die Hand. Die farblose Flüssigkeit gluckerte vor sich hin. Ich wusste nicht warum, aber es machte mich ein bisschen unsicher. Es kann unmöglich Wasser sein. Seltsamerweise spürte ich eine magische Aura. Als ob ich ein magisches Wesen wär und auch spürte, dass etwas magisch war. Aber ich konnte nicht zaubern, also könnte ich normalerweise nichts spüren. Doch plötzlich bewegten sich meine Lippen und formten die Worte: „Liebestrank.“ Warte, gestern übernachtete Nayami bei uns. Aoi und Nayami waren noch sehr lange auf, währenddessen Intetsu, Kenzo, Takehito und ich ins Bett gegangen waren. Liebestrank? Sollte diese Flüssigkeit tatsächlich ein Liebestrank sein? Warum war ich mir verdammt noch mal so sicher? Am besten, ich fragte Aoi einfach, auch wenn es wahrscheinlich unangenehm für ihn war.

Damit keine neugierigen Blicke sich zu uns wandten, versteckte ich das Fläschchen unter meinem Pullover. Als ich wieder am Wohnzimmer vorbeilief, schaute mich Intetsu schon wieder erwartungsvoll an. Noch bevor er sein Mund öffnen konnte, rief ich schon: „NEIN!“ Und verschwand. Ich konnte noch hören, wie Intetsu rief: „Kawano Yumehito...“ doch mehr verstand ich nicht.

Noch bevor ich Aois Tür öffnete, dachte ich einmal schnell nach:

Wie sollte ich ihn am besten darauf ansprechen?

Musste ich ihn dann alles aus der Nase ziehen oder würde er mir sofort gestehen, was gestern Abend geschah. Ich seufzte.

„Wahrscheinlich Variante Nummer 1“, Sprang es aus meinem Mund heraus. Dabei wollte ich Aoi eigentlich nicht piesacken, doch ich wollte, nein musste unbedingt wissen, was letzte Nacht geschah und warum er jetzt so deprimiert war. Schließlich schaute ich die Tür an. Ich schluckte. Mein Herz raste. Nervös klopfte ich im Takt meines Herzschlags an die Tür. Dann bevor er antworten konnte, öffnete ich vorsichtig die Tür.
 

Aoi
 

Jemand klopfte total panisch an die Tür. Kaum als ich meinen Mund öffnete, um zu sagen, dass ich meine Ruhe wollte, öffnete sie sich gleichzeitig. 1,70 Meter groß. Schwarze Haare. Rote Strähne an seiner rechten Ponyseite. Yumehito.

Yumehito, Ich wusste nicht, wieso, aber wenn er bei mir war, dann tat mein Herz nicht mehr so sehr weh.

„Aoi“, sein Blick war ziemlich nervös, als ob er mir etwas wichtiges mitzuteilen hätte.

„Was ist passiert, Yume?“ Fragte ich leise.

„Es geht um dich, ich habe etwas in der Küche gefunden.“ Kaum als er diese Wörter aussprach, glitt seine Hand unter seinem rot-schwarz gestreiften Rollkragenpullover und brachte ein kleines gläsernes Fläschchen hervor.
 

Yumehito
 

Seine Augen wurden plötzlich unnormal groß. Durch sein kreidebleiches Gesicht, sah er aus, als ob er durch ein überraschten Messerstich, ermordet wurde. „Ist das Liebestrank?“ Fragte ich ihn sanft und fordernd zugleich, was ein ziemlicher Fehler war. Er vergrub sein Gesicht so schnell in seinem Kissen, sodass ich noch nicht einmal zwinkern konnte. Aoi fing schon wieder an zu schluchzen.

„Ich wusste es“, piepste er und zitterte am ganzen Leib.

„Was wusstest du, Aoi? Bitte, sag mir, was letzte Nacht gesehen ist.“ Meine Stimme wurde nun sanfter. Ich merkte, wie ich mit Aoi mitlitt. Ich wusste nicht, ob ich ihn in den Arm nehmen sollte. Deshalb setzte ich mich an seinem Bettrand uns streichelte beruhigend seinen Rücken.

„Letzte Nacht...“ hauchte er. Für einen Moment dachte ich, dass Aoi die Luft anhielt, weil er sich nicht bewegte. Dann aber saß er sich hin. In seinen Augen spiegelte sich ein Meer von Trauer wieder. War er bereit, zu reden?
 

Aoi
 

„Yume, bitte, sag es niemanden weiter“, flüsterte ich. Es war so, als ob ich meine Stimme verloren hätte. Irgendwie konnte ich nichts anderes spüren, als ein Stich in meinem Herzen, der mir meine Kraft raubte.

„Versprochen, Aoi“, sagte er leise und legte einen Arm um meinen Rücken. Ich schluckte. Noch einmal musste ich jetzt dieses Erlebnis durchleiden. Oder hatte mir die Nacht auch gefallen? Meine Gedanken waren an diesen Abend durcheinander gewesen.

„Ich hatte Nayami immer gesagt, dass ich noch nicht mit ihr schlafen wollte. Aber dann hatte sie mir etwas zu trinken angeboten, als ich Lieder geschrieben hatte. Bevor ich einen Schluck nahm, wollte sie, dass ich ihr Kimi No Koe To Yakusoku vorsingen sollte.“ Ich schluchzte und wischte meine Tränen vom Gesicht. Dann fuhr ich fort: „So ungefähr, als ob das mein letztes Lied sein sollte, bevor sie mich ins Bett zog und dass ich meine Jungfräulichkeit verliere. Kaum als ich ein Schluck Wasser nahm, spürte ich, dass ich es mit ihr auch tun wollte, aber dies hielt nur kurz an. Nur dann war zu spät.“ Ich versteckte mich vor ihn. Meine Augen waren wieder glasig. „Aoi, erzähl weiter“, sagte Yumehito mit einem beruhigenden Ton und nahm mich wieder in seine willkommenen Armen.

„Der Trank wirkte trotzdem. Währenddessen ich... Ich wusste nicht, ob ich leiden oder es genießen sollte. Und dann, heute“, Der Tag, den ich am meisten hasste. Und in diesen schrecklichen Tag lebte ich noch immer.

„Aoi“,

Als ich ihn auch schließlich dieses Erlebnis berichtet hatte, wie sie mit mir Schluss machte und dass sie mich nur ausgenutzt hatte (Tränen stiegen mir schon wieder in die Augen und Yumehito drückte mich näher an ihn heran), sah ich, dass in Yumehito etwas passierte. Dass Yumehito innerlich kochte.
 

Yumehito
 

Ich verkniff es mir, Aoi anzuschreien , doch in mir kochte es wahnsinnig. Diese Schlampe, die hat eine Person das letzte Mal ausgenutzt. „Aoi, verdammte scheiße, weißt du eigentlich, dass die Hure dich vergewaltigt hat?“ Doch anstatt gleich loszuheulen, schaute er mir tief in die Augen. Dann sagte er mit einer gefühllosen Stimme: „Aber ich verzeihe ihr. Ich liebe sie.“ Okay, Aoi war nun komplett verrückt geworden. Aber ich musste mich an ihr rächen. Auch wenn Aoi das total scheiß egal war. Ohne etwas zu sagen, verließ ich sein Zimmer.

Die nächste Woche verging einfach scheiße: Aoi kam nicht mehr aus seinem Zimmer heraus und selbst ich durfte nicht mehr eintreten. Aber wenn es nachts war, dann stand er auf. Dann lebte er, als ob er eine Fledermaus wär. Und wenn er, nachdem er gegessen hatte, wieder zurück in seinem Zimmer ging, dann hörte ich ihn weinen. Vermutlich schlief er tagsüber. Dass ihn so eine Person so verletzen konnte... In der Zwischenzeit hatte ich versucht, diese Schlampe zu erreichen, doch egal was ich auch tat, zu Hause war sie nicht da, und an Aois Handy ging sie auch nicht ran. Irgendwann würde ich sie kriegen, und wenn es das letzte wär, was ich täte. Ich spürte jetzt schon, wie mir die Hörner aus meinem Kopf wuchsen. Und meine Teufelsflügel kamen auch schon aus meinem Rücken. Doch halt, warum Teufelsflügel? Ich war für Aoi ein Racheengel. Schließlich hatte sie ihn etwas Böses angetan und ungeschoren wird sie nie davon kommen.
 

Aoi
 

Warum? Warum kam sie nicht wieder? Es war nachts. Ich hasste Nächte. Das war der Zeitpunkt, an denen ich einräumen musste, dass sie an diesem Tag nicht zu mir zurückkam. Langsam berührte ich den kalten Griff der Badtür und drückte ihn herunter. Die Tür öffnete sich. Blind tastete ich zum Lichtschalter und drückte ihn. Gleißendes Licht blendete meine Augen. Ich ging hinein. Das Bad. Mein Lieblingsraum. Hier könnte ich eigentlich viel ungestörter weinen. Doch leider gab es Leute, die auf Toilette mussten. Ich schloss die Tür. Meine Blicke schauten durch den Raum und blieben schließlich an mein erdbeerroten Badtuch stehen. Langsam befreite ich mich von meinem Pullover. Und auch von meiner Hose. Schließlich stand ich bald komplett hüllenlos da. Mein Herz raste. Ich war nackt. Was war daran so besonders? Mein Herz konnte nicht aufhören zu rasen. Ich kniff mir meine Augen zusammen und schlang meine Arme um mich selbst. Kälte drang in mir ein. Ich fühlte mich so wehrlos, so alleine gelassen. Aber es war auch meine Schuld, dass ich jetzt momentan alleine war, da ich mit niemanden redete. Nicht mal mehr mit Yumehito.

Vor mir stand ein Spiegel. Sollte ich hineingucken? Ich traute nur ganz kurz einen Blick hinein und kniff sofort meine Augen schon wieder zusammen. Doch das Bild blieb noch immer in meinem inneren Auge. Ich war hässlich. Augen voller Trauer. Ich sah aus, wie ein geprügelter Hund. Mir war kalt. Keine Kleidung, die mich schützte.

Ich war damals auch nackt und wehrlos, als ich in diesen Moment mit Nayami im Bett war. Sie fing einfach an, ich wollte nicht. Die Bilder kamen wieder hoch. Ich verkniff mir wie damals zu schreien. Stattdessen spürte ich, wie mir die Tränen herunterkamen. Schluchzer kamen wieder aus meinem Mund heraus. Ich wagte es nicht, meine Hände von meinem nackten Körper loszulassen, aus Angst, ich müsste schon wieder diese Schmerzen ertragen. Ich wollte doch nur duschen. Aber wenn ich mich duschen wollte, dann musste ich mich ausziehen. Und ich wollte nicht nackt sein. Nie wieder. Nie wieder wehrlos.

Plötzlich bewegte sich die Türklinke. Ein Glück hatte ich abgeschlossen. Doch ich irrte mich, die Tür ging langsam auf.

„Aoi... Himmel, siehst du schrecklich aus.“ Takehito schaute mir müde und geschockt in die Augen. Ich erwiderte seinen Blick. Er sah aus, als ob er eine Leiche gesehen hatte. Und tatsächlich sah er auch eine Leiche, weil ich mich wie Eine fühlte.

„Gehst du bitte?“ piepste ich und ich merkte, dass ich am ganzen Leib zitterte.

„Meinst du nicht, dass du jetzt einen Menschen brauchst, den du alles anvertrauen könntest?“

Takehito, du hattest nur teilweise Recht. Ich schwieg.

„Ach Aoi“, seufzte er, und griff mein erdbeerrotes Badtuch, „Ich merke doch, dass du jemanden brauchst.“ Zuerst schaute er mich prüfend an, dann wickelte er mich prompt mit meinem Tuch ein. Er gähnte und hielt höflicherweise seine Hand vorm Mund.

„Weißt du, ich würde dir vorschlagen, du sollst wieder wie ein normaler Mensch leben“, wisperte er schlaftrunken, damit ich es anscheinend nur hörte. Schließlich verließ er das Bad und ließ einen verdutzt-aussehenden 26-Jährigen Vollidioten alleine, der wie ein Mädchen flennte. Von Takehito, hätte ich noch mindestens eine Umarmung erwartet. Eine Liebkosung, die ich momentan am meisten brauchte...
 

Yumehito
 

Zwei weitere Wochen vergingen ohne große Veränderung. Als auch letztendlich die vierte Woche anbrach, war ich wieder wie immer in der Stadt, um sie zufällig zu erwischen, diese Schlange von Nayami, die Aoi eigentlich schon regelrecht getötet hatte. Aber dieses Mal entkam sie mir nicht. Ich wartete einfach vor ihrer Tür, versteckte mich, und kam mir so vor wie so ein Bösewicht, der händereibend etwas in sich hineinredete. Warum kam ich eigentlich nicht früher drauf? Na ja, egal, ich war ab und zu gerne mal verpeilt. Es kam mir wie Stunden vor, als ich plötzlich eine gefärbte, blonde Lockenpracht näher kommen sah. Kaum, als sie den Schlüssel in den Schlüsselloch steckte, schlich ich mich hinter ihr. Geschockt schaute sie nach vorne. Kuso, damn, (noch andere nicht gerade freundliche Flüche), doch sie wandte sich stattdessen wieder der Tür zu und drehte einmal den Schlüssel gegen den Uhrzeigersinn.

Ich merkte, wie mir der ganze Hass hochkam. Diese Schlampe, hatte Aoi gefickt und war auch noch schwanger von ihn. Mein Gesicht wurde heiß. Mich kribbelte es in meinem gesamten Körper. Meine Finger bewegten sich wild und wollten gerne ihre Gurgel packen. Am liebsten würde ich sie umbringen. Doch ich musste mich beherrschen. Yumehito, reiß dich zusammen. Töten passte erstens nicht zu dir und zweitens macht dich das strafbar.

So packte ich einfach nur ihre freie Hand.

Ein kleiner Piepser war zu hören und die blonde Lockenpracht drehte sich, sodass man ein schönes Gesicht sah.

„Hallo, Nayami“, sagte ich in einem recht normalen Ton und verkniff mir meine Wut. Doch anstatt mir freundlich zuantworten, sagte sie: „Lass mich los, du bist doch, dieser Yumehito, verpiss dich, ich hab Aoi bereits abserviert.“

KLATSCH! Ihre Wange lief langsam pfirsichrosa an. Ich fletschte schon regelrecht mit meinen Zähnen. Doch sie blieb unbeeindruckt und genau das brachte mein Adrenalinspiegel zum steigen.

„Sag mal, bist du unter Drogen? Warum hast du mir eine geklebt?“ Fragte sie recht gelassen und machte keinen Anstand, sich selbst zu befreien.

„SAG MAL WEIßT DU, DASS DU AOI WEHGETAN HAST? WEßT DU, DASS ER VIELLEICHT AUCH NIE WIEDER SO WIE FRÜHER SEIN WIRD?“

Ich sah, dass sie lächelte. Diese Schlampe. Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen, ich klebte ihr noch Eine. Schließlich merkte ich, wie sie ebenfalls sauer wurde.

„LASS MICH IN RUHE, DU VOLLIDIOT, AOI WIRD NICHT VATER, WEIL ICH DAS KIND VERLOREN HABE. SO, LÄSST DU MCIH JETZT LOS?“

„OH NEIN, DU SCHEIß SCHLAMPE! NORMALERWEISE BIN ICH NICHT SO, ABER DIESES MAL MUSS ES SO SEIN, DA DU MICH UNENDLICH WÜTEND MACHST!“

Und es geschah, in Zeitlupe... Die rote Flüssigkeit spritzte plötzlich wild durch die Gegend. Meine Faust war noch immer oben. Ihr Gesicht war nun leicheblass, mit der roten Flüssigkeit sah sie aus, als ob sie eine Leiche wäre, deren Nase gebrochen wurde.

Ob ich ihre Nase wirklich gebrochen hatte, wusste ich nicht. Panik breitete sich bei mir aus. Aber ich konnte es mir einfach nicht verkneifen, ihr eine Links und Rechts zu pfeffern. Ehe sie was sagen konnte, schlug ich mit Panik Richtung zu Hause ein.

Verdammt, was, wenn sie mich anzeigen würde?

Verdammt, warum hatte ich das getan?

Verdammt, ich hatte Aoi gerächt und musste fliehen.

Als ich nach Hause kam, klopfte ich wie wild an Aois Tür. Doch er erhob seinen feinen Arsch nicht. Irgendwie hatte ich große Lust, ihn etwas Gemeines am Kopf zu werfen, damit er rauskam und dann könnten wir wieder wie früher miteinander reden. Warum versuchte ich es eigentlich nicht mal?

„Hey, Aoi, versaure doch da drinne, hasse dich sowieso.“

Natürlich hasste ich ihn nicht wirklich, aber dann hoffte ich inständig, dass er rauskam und nach dem Grund fragte, doch ich bekam keine Antwort. Lieber Gott im Himmel, sag mir nicht, dass Aoi sich etwas angetan hatte, dass würde ich nicht verkraften.
 

Doch er lebte ein Glück noch. Am Abend hatte ich schließlich die Schnauze voll von der Ratte namens Aoi. Als er mal auf Toilette musste, stibitzte ich mal ganz frech seinen Schlüssel und ging kurz ins Wohnzimmer. Kaum, als ich hörte, dass er aus dem Bad ging, wartete ich eine Weile: Schließlich wollte er bestimmt den Schlüssel suchen. Gut eine halbe Stunde wartete ich, bis ich meinen Kopf aus dem Flur rausstreckte. Gemächlich ging ich zu Aois Zimmertür. Doch beim Öffnen war ich ziemlich schnell, sodass er mich mit großen Murmeln anstarrte. Ich ging näher auf ihn zu, damit ich das Licht anschalten und sehen konnte, wie es ihm ging. Kaum war das Licht an, schon bewegte sich sein dünner Arm in Richtung Lichtschalter.

„AOI, VERDAMMT, MEINST DU NICHT, HAST DU‘S NICHT LANGSAM SATT, RATTE ZU SPIELEN?“
 

Der Angesprochene schaute mich schockiert an. Schnell ergriff ich seine dünne Hand. Aber er bemerkte, dass ich halbwegs nicht wütend auf ihn war. Nun ging ich mit meinem Gesicht so nah an Seins ran, sodass ich ihn küssen konnte. Nein, genau das wollte ich nicht, ich wollte nur in seine Spiegel der Gefühle schauen: Seine Augen. Liebevoll streichelte ich seine Hand. Ich merkte, dass er diese Zärtlichkeiten angenehm fand. In seinen Augen spiegelte sich noch immer die Selben Emotionen wie am ersten Tag wieder. Scheiße... Nein, Aoi, bitte sei irgendwann wieder du Selbst. Mein Gesicht blieb immer noch sehr nah an Seinen stehen. Schließlich flüsterte ich: „Nehme mich bitte ernst, aber nicht den Ton...“
 

Aoi
 

Sein Gesicht entfernte sich, schneller, als das man sagen konnte, dass er sein Gesicht weiter weg bewegen sollte. Plötzlich brüllte er total laut los:
 

„MORGEN WILL ICH DICH BEIM MITAGESSEN SEHEN, WENN NICHT, DANN SCHLEIF ICH DICH DAHIN UND MIR IST ES EGAL, WIE MÜDE DU BIST, DIE NACHT IST FÜR NORMALE MENSCHEN ZUM SCHLAFEN DA, KAPIERT?“
 

Dann schloss er mit einem ernsten Gesicht die Tür. Ich glaube, er hatte Aggressionen gehabt, die er an jeden Ayabie-Mitglied auslassen musste.



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