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Die Malve

It's magic...
von

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Vorkapitel 1: Die Malve leidet

Opening: Soroban - Kinmei Nouzenharen
 

Aoi
 

Langsam öffnete ich meine Augen. Stille... Aber neben mir musste doch Nayami liegen. Verschlafen drehte ich mich auf die andere Seite. Aber die Seite war leer. Wahrscheinlich musste sie schnell wegen ihre Fische nach Hause...

Moment! Ich war nackt! Was war letzte Nacht passiert? Krampfhaft versuchte ich mich an letzte Nacht zu erinnern. Ich hatte nichts getrunken, außer Wasser, ich war mir sicher.

Und plötzlich fiel es mir wieder ein: Ich hatte mit Nayami geschlafen. Aber ich wusste noch, dass ich sagte, dass ich es noch nicht wollte. Aber was hat mich denn überredet?

Doch schreckhaft fiel es mir, wie die Schuppen von den Augen:

Ich vermutete ganz stark, dass sie mir etwas in mein Wasserglas gekippt hatte. Aber warum? Konnte sie nicht warten, bis ich es auch wollte? Ich erinnerte mich wieder, dass ich es auch nicht gerade schön fand. Aber, das Erste Mal konnte nicht immer perfekt sein. Darüber musste ich mit ihr ein Wörtchen reden, dass sie mich mit einem frischgebrauten Liebestrank vergiftete. Ein Glück war der Trank nicht älter gewesen, denn je länger man so was aufbewahrte, desto stärker wirkte es.

Müde zog ich mich an. Ich glaube, durch den Trank war ich ein bisschen müde geworden und ich konnte mich nur für einen Moment an nichts erinnern. Zu allem Überfluss klopfte es an der Tür und eine Stimme ertönte:
 

„Ohayou, Aoi-san! Willst du frühstücken?“
 

Es war Yumehito. Ich gähnte erst mal, bevor ich antwortete:
 

„Nein danke, ich will nur eine Runde spazieren. Mittags komme ich wieder.“

„Na gut, bis später“, trällerte er und ich hörte, wie er ging.

Es dauerte nicht lange, da stand ich schon mit einem Fuß draußen. Es war eine gute Idee, die anderen Bandmitglieder zu überreden, dass unser Haus im Grünen stehen sollte, denn sonst würde Hündchen Aoi kein Auslauf kriegen. Ja es klang ziemlich bescheuert, aber wenn es ums Spazieren gehen ging, dann war ich immer so, wie ein Hund: Mindestens dreimal am Tag musste ich raus. Raus und frische Luft schnappen. Und singen. Aber beim Singen musste ich aufpassen, denn ich hasste es, wenn mir jemand beim singen zu hörte, wenn ich es nicht wollte. Aber dieses Mal hatte ich kein Bedürfnis zu singen. Bestimmt erst am Abend wieder. Und so ging ich durch den Stadtteil, der überraschenderweise mal groß für mich war und mal klein. Ich ahnte nichts Böses und als ich einen langen Tunnel betrat, sah ich von hinten drei Mädchen, sie sich über etwas unterhielten.
 

„Und, wie war‘s?“ Fragte das linke Mädchen und warf ihre dunkelbraune lange Haarpracht nach hinten.

„Ach, wisst ihr, es machte total Spaß. Ich hab‘ gesehen, dass er ein bisschen gelitten hat“, antwortet das Mädchen in der Mitte.
 

Interessant klang das schon, über wen und was sie wohl redeten?
 

„Kaum zu glauben, dass dieser Idiot dachte, dass du ihn liebst“, fing das linke Mädchen wieder an, zu reden.

„Na ja, er sieht zwar echt süß aus, aber er ist nicht mein Typ und er ist sehr naiv. Der dachte sogar, ich hätte die Pille genommen.“

Das rechte Mädchen schaute sie verdutzt an, dann gab sie ihren Senf dazu: „Was willst du mit einem Kind?“

Das Mädchen in der Mitte lachte, schließlich antwortete sie in einem gehässigen Ton: „Ich habe diesen Idioten doch verlassen, ohne tschüss zu sagen. Wenn ich das Kind habe, dann kann ich es großziehen, damit es mir Geld verdient, indem er das Selbe tut, wie sein Vater.“
 

Irgendwie klang das gar nicht gut, über was sie unterhielten, doch mich geht es ja nicht an.
 

Das Mädchen links schien sich über die Idee des Mädchens in der Mitte auch nicht gerade zu begeistern, sie schaute das Mädchen in der Mitte an, doch sie sagte nichts.

Auf einmal herrschte Stille zwischen ihnen. Ich fand die Stille sehr unangenehm. Sie krauchte in meinem Körper hinein und ließ mich erschaudern.

Zu allem Überfluss lachte das Mädchen in der Mitte unheimlich auf. Irgendwie kam mir ihre Lache bekannt vor.

„Schön, dass Jungs auch mal Opfer eines Liebesbetrugs sind. Schade, dass Aoi so leicht zu kriegen war.“
 

Aoi? Ich? Warte mal, das Mädchen in der Mitte war also...
 

„NAYAMI?“
 

Das Mädchen in der Mitte drehte sich erschrocken um. Die anderen Mädchen taten es einige Sekunden später.

Panisch schaute sie mich an.

Ich bebte plötzlich vor Wut. Diese Furie. Diese verdammte Schlampe
 

„DU HAST MIR MIR NUR GEFICKT, WEIL ES DIR SPASS MACHTE UND WEIL DU EIN KIND VON MIR WOLLTEST, DAMIT DU MEINE ANWESENHEIT NICHT MEHR LÄNGER ERTRAGEN MUSST UND DU TROTZDEM IM GELD SCHWIMMEN KANNST!? DU VERDAMMTE SCHLAMPE!“
 

Ich griff sie an ihren Arm und presste sie hart gegen die Wand. Ich sah in ihren Augen Angst und Schmerz zugleich. Ja, leide nur, das geschah dir Recht, weil du mir auch wehgetan hast.
 

„DU SPIELST EINFACH SO MIT MEINEN GEFÜHLEN, ALS OB ICH EIN KONDOM ZUM WEGSCHMEISSEN WÄR. ICH LIEBE DICH WIRKLICH UND DU HAST EHER NUR MEIN GELD GELIEBT.“
 

Ich drückte sie noch heftiger gegen die Wand, sodass ein leisen Schmerzschrei aus ihrem Mund kam. Sie schaute nicht in meine Augen, eher schaute sie meine blonden Haare an, die seitlich schwarz geblieben waren.
 

„Aoi... Bitte, lass mich los, ich kriege keine Luft“, flehte sie und Tränen schossen über ihre Augen. Ihre Freundinnen standen da, wie gemeißelte Steinstaturen, die geschockt guckten, anstatt ihr zu helfen.
 

Doch als sie beinahe durch mich ohnmächtig geworden wär, fühlte ich mich plötzlich so einsam, so leer, meine Gefühle waren fast alle verschwunden. Meine Augen wurden nass. Doch ich schaffte es noch, ihr einen Denkzettel zu verpassen: Es knallte plötzlich laut. Nayamis blondgefärbten Haare wehten im Wind. Ihre Augen waren weit aufgerissen, sowie ihr Mund und ihre rechte Wange verfärbte sich binnen Sekunden knallrot. Ich merkte, wie mir eine Träne kam. Oh nein. Nicht jetzt, Aoi. Geschockt schaute ich kurz gerade aus, dann lief ich weg.
 

Hör auf, zu weinen, Aoi.

Ich liebte sie noch immer.

Vergiss sie.

ICH KANN NICHT!

Du bist doch kein Mädchen, hör auf zu weinen.

Aber mein Herz blutet.

AOI, REISS DICH ZUSAMMEN!

ICH VERSUCH ES DOCH!

Oh nein, du weinst.

Ich habe Gefühle, ich darf weinen.

Weinen ist ein Zeichen der Schwäche.

Dann bin ich eben schwach.
 

Kaum, als ich zu Hause war und mich ausgezogen und mein Zimmer abgeschlossen hatte, lag ich in meinem Bett. Mein Kopf war in meinem Kissen vergraben, und ich weinte, weinte, weinte. Ich unterdrückte nichts. Ich schluchzte laut. Ich konnte einfach nichts unterdrücken. Dann weinte ich eben wie ein Mädchen, mir war das völlig egal.
 

Ich liebte dich, Nayami, warum tatest du mir weh? Komm zu mir zurück! Ich warte in meinem Zimmer auf dich.
 

Yumehito
 

BUFF!

Geschockt zuckten alle, aber auch alle zusammen.

„Was war das denn?“ Fragte Intetsu.

„Und von wo kam das Geräusch?“ Takehito.

„Vom Flur, Aoi ist gekommen, aber seine Stimmung ist nicht wie immer“, antwortete ich besorgt.

Ich machte mir Sorgen um ihn. Wenn etwas nicht mit einem Menschen, den ich mag, stimmte, dann war ich immer besorgt. Ganz besonders bei Aoi machte ich mir schreckliche Sorgen.
 

„Aoi...“ Flüsterte ich leise.

„Hey, Yumehito, warte“, hörte ich Kenzo sagen, ehe ich in den Flur lief. Als ich vor Aois Tür war, hörte ich etwas, was ich zum ersten Mal hörte, und was mich besorgt machte: Aoi schluchzte heftig. Langsam drückte ich die Klinke, doch er hatte abgeschlossen. Das war das erste Mal, dass ich Aoi weinen hörte, und es war auch bestimmt sehr selten, dass er so heftig weinte. Ich merkte, wie sich auch in mir die Trauer ausbreitete.

„Aoi...“, hauchte ich leidend zur Tür. Das Geschluchze erstarb schlagartig.

„Yu...“ Es wurde kurz still.

„Yumehito...“, hauchte er schließlich zurück und paar Sekunden später hörte ich, wie er die Tür aufschloss.
 

Das Bild, was ich dann sah, war grausam. Aois sonst so wunderschönes Gesicht, war bleich, seine Augen waren stechend rot und verweint. In seinen Augen sah ich normalerweise seinen verträumte und ruhigen Charakter. Doch nun sah ich in ihnen Schmerz, Trauer, Verzweiflung und überraschenderweise sogar Angst. Sein Blick ließ mich erschaudern.
 

„Yumehito“, flüsterte er erschöpft, „Gib mir irgendwas, das mich tötet.“

Hatte ich das richtig gehört? Aoi wollte sich selbst umbringen?

„Aoi, nein, bitte...“ Rief ich panisch. Was sollte ich jetzt machen?

„Ich will nicht mehr auf dieser Welt leben. Fast meine ganzen Gefühle... Meine Liebe... Es wurde einfach verstümmelt. Mit zerbrochenen Gefühlen will ich nicht mehr leben. Ich möchte ruhen... Jetzt...“

Nervös schaute ich in seinem Zimmer hinein. Schlaftabletten...

Ich konnte nichts Anderes tun, als ihn eine zu scheuern.

„AOI, SAG MAL SPINNST DU? HAST DU SIE SCHON GENOMMEN?“ Keifte ich ihn an.

„Noch, nicht... Aber, wenn ich die Kraft dazu habe, dann werde ich sie nehmen“, wisperte er und ich bemerkte, dass ihn die Ohrfeige einfach gleichgültig war.

Ich war traurig und wütend zugleich. Was sollte ich nur tun? Ich wollte nicht, das Aoi jetzt ging. Und dann passierte etwas ganz unerwartetes, ich wusste selbst nicht, warum ich das tat:

„AOI, ICH WILL DICH NICHT VERLIEREN, BITTE, BRING DICH NICHT UM!“

Ich warf ihn sanft in sein Bett. Er wehrte sich nicht und schaute leer gerade aus. Ich merkte, dass ich jetzt auch weinte. Dann legte ich mich hinter ihm und nahm ihn in meine Arme. Seltsamerweise genoss ich seine Nähe. Ich wusste einfach nicht, wer Aoi für mich war. Er war für mich mehr als ein Freund, aber ich liebte ihn nicht. Es fühlte sich so schön an, wenn ich Aoi Zärtlichkeiten geben konnte, auch wenn ich nicht wusste, wie viel ich für ihn fühlte.
 

„Aoi, vergiss sie“, sagte ich plötzlich in einem normalen Ton.

„Nein, ich liebe sie. Sie wird zurückkommen, ich weiß es!“
 

Ehe ich mich versah, fing Aoi wieder an, zu schluchzen.
 

„Aoi!“
 

Er schluchzte heftiger.
 

„Aoi!“
 

Doch er hörte einfach nicht auf.

Plötzlich schoss mir etwas in meinem Kopf. Ich ließ Aoi mit einem Arm los und schaltete seinen CD-Player an.

Bitte, lass die richtige CD drinne sein.

Hastig drückte ich auf den Play-Knopf.

Aois Geschluchze begleitete mich bei allen Aktivitäten.

Und das Schicksal erhörte mich. Ich hörte den Regen. Dann sang der Aoi im CD-Player leise den Refrain des Liedes. Dann ertönte das Klavier.

Aois Schluchzen wurde leiser.

Nun musste ich nur noch hoffen, dass es auch die Karaoke-Version war.

Und im richtigen Augeblick fing ich an zu singen:
 

„Ueki mae dake shiroi sen ga uite mieru no wa

Haikei no meian no sei deshita.“
 

Aoi wurde nun entgültig still. Und es war glücklicherweise die Karaoke-Version. Überraschenderweise schmiegte er sich noch weiter an mich heran. Dann sang ich so gut ich konnte den Refrain.
 

„Sei no hikui boku wa onaji hoshi wo kaburu tame no

Hyoumenseki ga tarinai no da keredo

Kono yousu nara dare demo onaji da

Hayaku mezasu kimi ni tadoritsukimasu youni“
 

Ich konnte leider nicht so hoch singen, wie Aoi, doch er wurde immer ruhiger. Als ich die Zweite Strophe und die zwei darauffolgenden Refrains auch noch sang, war das kurze Lied zu Ende. Und von Aoi hörte man keinen Mucks mehr. Leise schaltete ich den CD-Player aus.
 

„Aoi, ist alles okay?“, flüsterte ich.

Doch ich hörte keine Antwort. Er war eingeschlafen.

Das Lied. Heien no ato, ame. Dieses Lied brachte Aoi zum Einschlafen. Das hatten Takehito und ich schon mal erlebt. Aoi lag ganz entspannt auf der Couch. Ich hatte mal Lust das Lied zu hören und als das Lied zu Ende war, war er auch eingeschlafen. Das Lied war anscheinend magisch. Doch warum brachte es nur Aoi zum Schlafen?
 

„Yumehito? Aoi? Was wird das, wenn ihr fertig seit?“

Ich schreckte auf. Schockierend schaute ich auf die Uhr. Es war bereits 15 Uhr. Schließlich schaute ich zur Tür. Kenzo starrte Aoi schockiert an.

„Aoi... Was ist mit Aoi?“

„Psssst. Ich habe das Lied, Heien no ato, ame ihn vorgesungen. Weißt du nicht mehr, was Takehito und ich dir und Inetsu erzählt haben?“

„Aber Aoi sieht aus, als ob er vergewaltigt wurde, was ist mit ihm passiert?“

„Nayami hat Schluss mit ihm gemacht.“

„Scheiße, dabei hatte er sie doch so geliebt.“

Langsam ließ ich Aoi los, der immer noch tief und fest schlief und ging langsam und leise aus seinem Zimmer. Kenzo schaute ihn noch besorgt an, dann schloss er leise die Tür.



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