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Naminé

Liebe deinen Feind
von

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Ein neuer Tag ... (überarbeitet)*

15.Kapitel

Ein neuer Tag …
 

Naminé warf Efal einen genervten Blick zu. Die Elbin saß mit ihm in einer Spelunke, die den Namen “Gasthof“ in ihren Augen nicht verdient hatte! Während sie hier saß und mehr oder weniger versuchte die Zeit Tod zu schlagen, hatte Efal nichts Besseres zu tun, als sich einen Schnaps nach den anderen rein zu pfeifen. Naminé brodelte vor Wut. Sie verstand einfach nicht, wie er sich hier einen schönen Abend machen konnte, während Sias im Kerker saß!

„Ihr solltet nicht soviel trinken, sonst reicht euer Geld nicht mehr für Sias“, sagte sie ein wenig säuerlich zu ihm und verschränkte die Arme vor der Brust. Efal trank sein Schnapsglas mit einem Zug aus und stellte es wieder auf den Tisch ab. Er hob die rechte Hand und sah den Wirt an. Dieser verstand die Geste und kam bald darauf mit einem neuen, gefüllten Glas zurück und stellte es vor dem Elbenjäger auf den Tisch, bevor er die restlichen, leeren 8 Schnapsgläser mitnahm und sie zum Waschen in die Küche brachte.

Als der Wirt weg war, antwortete er der Elbin erst: „Mach dir darüber keine Sorge. Und selbst wenn mein Geld nicht mehr reicht, weiß ich immerhin noch eine Möglichkeit, woher wir welches bekommen“, sagte er und grinste leicht. Sein Gesicht war gerötet vom Alkohol, doch Naminé hatte nicht den Anschein als wäre er jetzt schon betrunken.

Sie wollte nicht wissen oder besser gesagt nicht sehen, wie viel der Mann vertragen konnte. „Und wie wollt ihr das anstellen oder wie viel habt ihr noch vor zu trinken, fragen wir lieber so?“.

Efal verdrehte kurz die Augen und dachte nach. „Ich habe noch nicht genug für heute Abend. Willst du nicht auch etwas trinken, vielleicht wirst du dann etwas lockerer?“, sagte er ihr und schlug ihr kurz gegen die linke Schulter. Der Schlag war so heftig, dass Naminé mit ihrer Brust gegen den Tisch prallte.

„Aua!“.

„Na? Für eine Jägerin bist du ziemlich zimperlich!“, sagte er und lachte laut. Naminé war froh, dass sich im Schankraum nur drei weitere Wachen befanden, alleine mit ihm wäre sie schon längst ausgerastet. Es war ihr peinlich, wie sich Efal benahm.

„Meister Efal … Wie habt ihr vor weiteres Geld zu beschaffen, wenn dies nicht reicht!“; wiederholte sie nun lauter - energischer. Sie war es langsam so satt von ihm behandelt zu werden, als wäre sie ein nutzloses Ding!

Efals freudige Laune verschwand sofort und seine Miene wurde wieder ernst. Er fasste mit seiner linken Hand in seine Hosentasche und gab Naminé ein gelbes Band. „Was soll ich damit?“.

„Binde es dir um das linke Handgelenk, wenn du nach draußen gehst. Nach deinem Gesicht zu urteilen willst du dich hier nicht länger mit mir sehen lassen“, sagte er zu ihr und trank das Glas erneut leer. Diesmal musste Efal dem Wirt kein Zeichen geben. Dieser ging selbstständig auf ihm zu und stellte vor ihm eine ganze Flasche mit klarer Weißer Flüssigkeit ab.

Efals Gesicht hellte sich auf, als er die Flasche sah. „Vielen Dank!“.

Der Wirt nickte nur stumm. Er sah kurz Naminé an, grummelte etwas und ging wieder an seinen Tresen.

„Und was soll das bewirken?“, fragte Naminé den Elbenjäger und hielt das Band immer noch in ihren Händen. „Versuch es! Ein wenig Geld können wir immer gebrauchen“, sagte er und zwinkerte ihr zu. Naminé runzelte die Stirn. Zögerlich band sie sich das Band um das Handgelenk. Es war ein dreckiges Gelb.

„Kann ich euch vertrauen?“. Efal nickte. Naminé seufzte und stand auf. „Ich geh ein wenig spazieren. Wenn ihr morgen früh nicht auf eurem Zimmer seid, werde ich euch unter diesem Tisch hervorziehen“, versprach sie ihm und verschwand aus dem Gasthof. Einer der Wachen stand auf, und ging zu Efal. „Das Mädchen hat keine Ahnung was ihr ihr da gerade gegeben habt?“, fragte dieser zögerlich.

Efal nickte. Der Wachmann schluckte. „Naminé kann sich verteidigen und außerdem ist sie nicht hässlich. Sie wird mir noch eines Tages dafür danken!“.
 

Naminé wanderte ziellos durch die Burg. Die Burg war nicht groß: Eine Kaserne, ein Kerker, ein Gasthaus und ein paar Wohnhäuser waren im Inneren der Burg zu sehen. Es war eine sternenklare Nacht. Die junge Elbin wanderte ein wenig aus der Burg hinaus und setzte sich auf die Zugbrücke. Um die Burg herum war eine 60 Schritt tiefe Schlucht gegraben und mit Wasser aufgegossen worden.

Die Nacht war angenehm warm. Naminé konnte an den Farben der Blätter sehen, dass bald der Herbst Einzug halten würde. Sie erinnerte sich gerne an den Herbst in ihrer Heimat, denn jedes Jahr wurde dort das sogenannte Herbstfest gefeiert. Die Bauern aus der Umgebung brachten ein Teil ihrer Ernte zu dem Gutshaus Besitzern und an dem Tag, an dem die Felder leer geräumt waren, feiert sie im Festsaal ihrer Herren das Fest. Naminé liebte dieses Fest. Die Musik, das warme knisternde Feuer, das Essen, die Menschen um sie herum. Sie seufzte niedergeschlagen. Und Cyon. Sie war mit ihrem Bruder immer unter ein paar Diener gesessen, hatte dort gelacht und sich unterhalten. Naminé atmete tief durch. Nein … sie würde hier jetzt nicht weinen!

„Hey? So einsam?“.

Naminé erschrak und drehte ihr Kopf leicht um. Sie musste zweimal hinsehen, bevor sie die Person erkannte, die hinter ihr stand. „Sias?“. Der Elbenjäger nickte und setzte sich neben sie auf die Brücke.

„Wie … was macht ihr hier?!“. „Ich hab mir den Schlüssel ausgeliehen!“, gestand er ihr und grinste. „David und ich hatten eine Wette und ich habe gewonnen. Im Morgengrauen werde ich wieder brav in meine Zelle wandern und Efal wird trotzdem den vollen Preis bezahlen“, sagte er zu ihr.

Naminé lächelte leicht. „Gerissen“.

„David war noch nie gut darin sich Rätsel auszudenken“, erklärte er ihr weiter. Naminé zog die Füße an und umschlang sie mit ihren Armen. Lange saßen die beiden so da und sagten nichts. „Warum bist du überhaupt Elbenjäger geworden?“, fragte Naminé ihn nach einer Weile. „Ich weiß es selbst nicht mehr. Efal fand mich eines Tages in den Gassen der Hauptstadt und nahm mich auf. Er hat zu mir gesagt, dass ich ihn ein wenig an einen streunenden Hund erinnere“.

Naminé runzelte die Stirn. „Das ist kein Grund, Sias!“.

Sias sah sie schief an. „Soll ich dir sagen, dass ich Waldelben hasse, wäre dir das lieber?“. Naminé nickte zögerlich. „Dies kann ich aber nicht, weil das eine Lüge wäre“.

„Und warum tötest du sie dann?“.

„Es ist mein Handwerk, Naminé. Ich habe nichts anderes gelernt, das Töten ist das, was ich am besten kann“, erklärte er ihr ohne Umschweif und schloss kurz die Augen. Naminé sah ihn lange an. In diesem Moment, als sie Sias so sah und über seine Worte nachdachte, hatte sie das Gefühl als würde zwischen den beiden eine tonnenschwere Eisenkette fallen, die beide jedes Mal daran hinderte, sich mehr aufeinander zu zubewegen.

„Nein, Sias, das ist nicht wahr. Töten kann nicht das sein, was du am besten kannst“. Der Elbenjäger öffnete sein linkes Auge einen kleinen Spalt und sah sie an.

„Und was glaubst du denn, was ich besser kann?“, fragte er sie. Naminé grinste. „Efal in den Wahnsinn treiben!“. Sias sah sie erst verdutzt an, bevor die beiden in schallendes Gelächter ausbrachen.

Die beiden saßen noch eine ganze Weile dort und redeten über dies und das. Kurz vor Sonnenaufgang gingen sie dann zurück, denn Sias musste zurück in den Kerker. Die beide verabschiedeten sich. Gerade als Naminé von Sias weggehen wollte, rief ein Soldat den beiden etwas zu. Es war in einer fremden Sprache, die die Elbin nicht verstand. Sie sah Sias an. Dieser knirschte mit den Zähen und antwortete in der gleichen Sprache zurück. Der Soldat lachte laut, winkte ab und verschwand wieder.

Sias sah zu Naminé. Die lockere Stimmung zwischen den beiden war plötzlich vorbei.

„Nimm dieses Band ab!“; zischte er ihr wütend zu und riss ihr das gelbe Band grob vom Arm. Naminé wollte ihn fragen, warum er dies tat, doch Sias packte sie am Kinn und zwang sie somit ihn in die Augen zu sehen.

„Das hat dir Efal gegeben, richtig?“. Sie nickte. „Dieses Band zeichnet dich als Hure aus, trage es nie wieder“, schärfte er ihr und warf das Band auf den dreckigen Boden. Sias ließ sie los und verschwand die Treppe zum Kerker hinunter.

Naminé blieb eine Weile unschlüssig stehen. Ihr Herz schlug schnell und die Schamröte stieg ihr ins Gesicht. Das meinte Efal also mit Geld verdienen!

Die Waldelbin drehte auf den Absatz um und betrat das Gasthaus. Sie kochte förmlich. Naminé fand den Schuldigen schnell. Efal saß oder lag mehr, auf der Bank und schlief. Die Elbin nahm die Schnapsflasche vom Tisch. Ein Rest war noch dort drin und schüttete diesen in Efals Gesicht. Dieser erschrak sofort und sah sie wütend an.

„Sag mal spinnst?! Der gute Schnaps?!“, rief er wütend. „Ach? Der gute Schnaps? Das ist wohl das Einzige was euch interessiert, oder?“.

Efal gähnte verschlafen und richtete sich auf. Er sah auf das Handgelenk der Waldelbin. „Wie ich sehe, hast du kein Geld mitgebracht“, murmelte er und klang leicht enttäuscht. „Wie dumm stellst du dich eigentlich an?“. Naminé beugte sich ein wenig näher zu ihm vor. Sie roch den Alkohol und ihr wurde schlecht!

„Ihr werdet dies nie wieder tun, und selbst wenn ihr es tut werdet, werdet ihr kein glückliches Leben mehr haben, das verspreche ich euch. Nutzt nie wieder mein Vertrauen aus!“, flüsterte sie ihm leise zu. Ihre Stimme klang drohend. Ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie nach oben in ihr Zimmer. Sie wollte wenigstens ein bisschen Schlafen. Efal schüttelte kurz den Kopf. „Mein Leben ist sowie schon zerstört“.
 

Es war kurz nach Mittag als Efal die Strafe von Sias bezahlte und die Drei die Burg verließen. Keiner von ihnen sagten etwas. Jeder war sauer auf jeden. Naminé schloss kurz die Augen. Ein neuer Tag …
 

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Danke für die Kommis ^^
 

cucu

Azahra :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Thuja
2013-06-30T06:36:53+00:00 30.06.2013 08:36
*Zufrieden seufze*
Was für ein Lesegenuss
wirklich toll

Ich habe mir schon gedacht, dass das gelbe Band sie als Hure auszeichnet. War ja im Mittelalter auch so
argh
und das Efal es sie umbinden lässt……
Stets aufs Neue beweist er, wie mies er ist



Ich fand es irgendwie total schön, wo Sias aufgetaucht ist und der Dialog zwischen den beiden war einfach klasse
ich mochte ihn so sehr, dass ich ihn glatt zweimal gelesen habe ^_^
weiß auch nicht warum

Antwort von:  Azahra
30.06.2013 14:56
*hihi* Danke dir :3 ♥
Von:  Ailtvesiki
2012-11-01T20:33:44+00:00 01.11.2012 21:33
also wie kann efal ihr das nur antun?! das war wirklich gemein von ihm!
aber das sias kurz ausgang hatte war toll, er ist ehrlich wenn er freiwillig wieder ins gefängnis geht wo er doch eigentlich abhauen könnte... andererseits hat so efal geld für ihn bezahlen müssen xD


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