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Zweite Seele

von

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Grenzenloser Schmerz

„Zorro…“

Nami löste ihre Hand aus seinen Haaren und nahm auch die andere von seinem Rücken. Der Grünhaarige war so langsam zu sich gekommen und drückte sich nun auf seinen Handflächen hoch.

Fast eine gefühlte Ewigkeit hatte er auf ihrem Schoß gelegen, das Kraulen beinahe genossen und sich so, fast sanft von ihr aus seiner Trance holen lassen.

Noch immer brummte ihm der Schädel und auch das Summen in den Ohren war nicht ganz vergangen. Überhaupte drehte sich noch alles, als er seinen Oberkörper aufrichtete. Das hatte zur Folge, dass von ihm ein tiefes, brummendes Stöhnen zu hören war.

Nami verinnerlichte nahezu jede seiner Handlungen und Bewegungen, denn sie wollte nicht, dass er zu schnell aufstand, oder gleich wieder auf dem Boden lag.

Aber Zorro konnte gar nicht schneller, nur Stück für Stück begab er sich in eine aufrechte Position.

Fürs Erste blieb er auch sitzen und atmete erst mal durch. Nami hockte auch noch auf der Erde und ließ ihn wirklich keine Sekunde aus den Augen, obwohl sie den Anblick nur schwer ertragen konnte.

Die Schatten um seine Augen waren noch viel dunkler geworden und hatten sich ausgebreitet. Er war ungewöhnlich blass und wirkte vollkommen ausgelaugt.

Wenn sie nicht irrte, dann zuckten hier und da sogar noch einzelne Muskeln… Anscheinend hatten sie ihre Kontraktion noch nicht beendet. So schlapp und müde hatte sie ihn noch nie gesehen und das machte ihr Angst!

Zorro rieb sich mit einer Hand übers Gesicht und keuchte dann leicht, die Übelkeit war kaum verflogen und innerlich betete er, dass nicht wieder diese roten und schwarzen Flecken auftauchten. Nichts sehen zu können war wahrlich kein schönes Gefühl.

Als er sich etwas gefangen hatte und wieder aufsah, stellte Zorro fest, dass Nami noch immer unverändert vor ihm saß. Es wunderte ihn im Nachhinein schon, was sie hier unten zu suchen hatte.

„Was… was machst du eigentlich hier?“

Leise und kaum hörbar quälte sich diese Frage rasselnd seine Kehle empor. Geschwächt von der Nacht und noch halb benommen, da kam eben nicht mehr bei heraus, viel zu anstrengend wäre es gewesen. Seine Augen schloss er hin und wieder, denn das Licht, das durch die Luke fiel, blendete.

Nami räusperte sich und sah einen Moment zu Boden, erst dann konnte sie ihn wieder ansehen.

„Dich suchen… Was denn sonst!“ Gegen Ende des Satzes klang ihre Stimme fester und nicht mehr so zittrig wie noch beim ersten Wort.

„Du warst nicht beim Frühstück und nachdem wir wissen, was mit dir los ist, haben wir uns Sorgen gemacht“, gab die Orangehaarige schließlich noch zur Antwort.

Die Navigatorin streckte aber auch unbewusst ihre Hand aus und nahm dann die des Schwertkämpfers. Leicht drückte sie sie und strich dann über seine Handfläche. Dort blieb ihre Hand auch erst mal liegen, während ihre Augen wieder das dunkle Grün seiner suchten.

Dieses dunkle, sonst leuchtende Grün fand sie aber nicht. Eher waren seine Augen matt und schwarz, sie konnte sich nicht mal darin sehen. Urplötzlich überkam Nami der Drang, ihn zu umarmen, ihn nur mal einen Moment festzuhalten, aber ihr Verstand hinderte sie daran. Was wäre das auch gewesen?

Sie konnte doch nicht einfach so Zorro, mit dem sie sich mehr zoffte als alles andere, in den Arm nehmen. Vielleicht hätte er es nötig gehabt… Aber nein, das ging nicht…

Zorro hätte ihr sicher auch nur die Hölle heiß gemacht, wäre Nami ihrem Drang gefolgt. Er war eben kein besonders emotionaler Mensch, daran ließ sich nichts ändern.

Ihr Verhalten wirkte allerdings doch sehr merkwürdig auf ihn. Diese leise Stimme, dann diese Fürsorge und auch noch diese sanften Berührungen. Nami war anscheinend doch weich geworden. Oder war sie es schon immer gewesen? Der Vize der Strohhüte war verwirrt…

Diese kalte, selbstsüchtige Hexe war offensichtlich nicht so kalt!? Vielleicht war es auch nur eine Fassade von ihr, egal waren ihr ihre Freunde jedenfalls nicht.

Gewaltsam riss sich Zorro aber von diesen Gedanken los, denn das spielte doch gerade gar keine Rolle. Nami saß ihm immer noch gegenüber, hatte ihre Hand auf seiner platziert und fixierte ihn.

Nur… Zorro wusste keine Antwort auf das, was sie gesagt hatte. Er wusste ja, dass sich die andern so ihre Gedanken machten, vor allem bei seinem jetzigen Zustand.

Nami, die die Verwirrung, die ihm ins Gesicht stand, gut ablesen konnte, brach die Stille aber mit einer weiteren Frage. Sie wusste nicht, ob sie eine Antwort erhalten würde, aber es versuchen konnte man ja. Es war ja immerhin auch wichtig zu erfahren, was mit ihm los war, ohne Grund ging es ihm nicht so schlecht und das wusste sie genau.

„Und was machst du hier? Warum liegst du hier unten und nicht in deinem Bett?“

Bei der Frage verkrampften sich regelrecht seine Eingeweide, denn sie sprach die Ereignisse der letzten Nacht an. Die, die Zorro so gerne vergessen würde. Hinzu kam noch, dass Nami und der Rest der Crew recht gehabt hatten… Das zugeben zu müssen nagte noch zusätzlich an ihm. Viel zu leicht hatte Zorro alles genommen und er hatte es gebüßt.

Obwohl Nami eine Antwort wollte, er aber nichts sagte, drängte sie den Grünhaarigen zu nichts. Leicht drückte sie noch einmal Zorros Hand und warf ihm einen aufmunternden Blick zu.

Dann, ja dann sollte sie auch etwas zu hören bekommen.

Schluckend und auch leicht mit den Zähnen knirschend erhob er seine Stimme. „Ich…ich hab‘s oben nicht mehr ausgehalten.“ Ja… das musste er sich eingestehen, er hatte unglaublich gelitten.

Eine Braue der Orangehaarigen schob sich aber nach oben und so sah sie ihn skeptisch an.

„Wie…wie meinst du das? Zorro, was ist passiert?“

Nami ahnte ja nicht, was in ihm vorgegangen war, aber sie ahnte auch nicht, das sie so noch mehr Salz in die Wunde streute.

Schnaufend warf er den Blick zur Seite und schloss die brennenden Augen. Ihr darauf eine Antwort zu geben, das würde ihn einiges an Überwindung kosten.

„Ob das stimmt, was in dem Buch steht, das weiß ich nicht“, begann Zorro aber schließlich.

„Aber gestern Nacht da… da hatte ich das Gefühl, jämmerlich einzugehen…“ Er kniff allein bei dem Gedanken an diese Qualen die Augen zusammen und atmete schwer auf.

Gleich umschloss auch Namis Hand seine wieder, die Schmerzen standen ihm ins Gesicht geschrieben. Augenblicklich tat er ihr noch mehr leid und die schweren Schuldgefühle keimten wieder auf. Namis Unterlippe zuckte und war nur mit Hilfe ihrer Zähne zu bändigen.

„Zorro, was quält dich so? Sag‘s mir…bitte…“

Seine Stirn legte sich in Falten und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Alles wirkte noch so unreal, aber die gestrige Nacht lief wie ein Film vor seinem inneren Auge ab.

„Zu…zuerst da… da wird mir heiß, wirklich unerträglich heiß, als ob man gleich verbrennen würde. Dann drehen meine ganzen Wahrnehmungen ab. Ich hab ein nicht enden wollendes Rauschen in den Ohren und dann folgt dieser grauenhafte Piepton. Plötzlich kann ich alles hören, alles und jedes noch so leise, kleine Geräusch bohrt sich spitz und schmerzhaft in mein Gehör. Das Dröhnen im Kopf ist nicht auszuhalten und man möchte einfach nur, dass es endlich nachlässt. Meine Augen, sie…sie sind wie vernebelt, ich kann kaum sehen und meist tanzen auch noch rote und schwarze Punkte vor ihnen herum. Die Nase wird genauso überempfindlich, ich rieche jedes Bisschen, von Angstschweiß bis zu jedem vermoderten Splitter auf diesem verdammten Kahn.“

Mit jedem Wort breitete sich das beklemmende Gefühl in Nami mehr und mehr aus. Auf ihrer Brust lastete ein unglaublicher Druck und ihre Kehle war wie abgeschnürt. Beinahe überkam sie eine Welle der Übelkeit und mit der freien Hand krallte sie sich in ihre Jeans. Viel fehlte wirklich nicht, dann würden ihr erneut die Tränen über die Wangen kullern. Trotzdem ließ sie Zorro aber weiter sprechen und lauschte allem, was er ihr erzählte.

„… die erste Nacht war schon unerträglich, aber gestern… das war zu viel… Ich war am Trainieren, am Frust abbauen und als die Nacht hereinbrach, fing es an. Alles begann von vorne, alles war noch viele Male schlimmer als beim ersten Mal. Die Übelkeit überkam einen einfach so und ich hatte keinen einzigen meiner Muskeln mehr unter Kontrolle. Nami … ich… ich konnte nicht mehr… Ich hab gedacht, wenn ich wo bin, wo der Mond nicht so hell ist, wo er mich nicht erreicht, dann komm ich zur Ruhe. Ich dachte, dann wird es erträglicher, aber von Minute zu Minute wurde es nur schlimmer. Ich bin auf dem Weg hierher mehrfach zusammengesackt, und hier, wo du mich gefunden hast, glaub ich… Naja, ich glaub, da bin ich ganz weggetreten.“

Eigentlich war es nicht seine Art zu jammern oder sein Leid zu klagen, aber nachdem Zorro den ersten Satz über die Lippen gebracht hatte, da war es aus ihm herausgesprudelt. Einfach so.

Jetzt, hinterher, da schämte er sich schon fast, ihr das alles erzählt zu haben. Immerhin hatte er öffentlich vor der Navigatorin Schwäche bekannt.

Und jetzt, wo er zu ihr sah, wo er wieder ihren Blick suchte, da musste er feststellen, dass Nami ihn nicht ansah. Sie konnte gar nicht… Ihre Augen waren zugekniffen, die freie Hand vor den Mund gepresst, um das Schluchzen zu unterdrücken und eine Träne nach der anderen suchte sich den Weg über ihre Wangen. Über die Wangen, die rot waren und glühten, die nun feucht von den salzigen Tränen waren.

Ein heftiger Schluchzer veranlasste sie dazu, die Luft einzusaugen, und ihre Brust auf- und abgehen zu lassen. Bei dem Versuch, das zu unterdrücken, bebte ihr Körper noch mehr.

Ja, und Zorro bemerkte im selbigen Augenblick, das sich ihre Hand noch viel fester um seine schloss.

Perplexer als jetzt hätte er wohl nicht mehr sein können, denn er verstand für sich wirklich nicht, was in sie gefahren war. Nie wäre der Grünhaarige darauf gekommen, dass sich Nami Vorwürfe machte, dass es ihr so unendlich leid tat, was er gerade durchmachte.

Für ihn war diese Situation fast schon unangenehm… Was hieß fast? Sie war für ihn mehr als nur unangenehm, trotzdem wagte er es nicht, seine Hand ihrer zu entziehen. So fest, wie Nami sie hielt, schien sie den Halt auch zu brauchen.

„Sag mal Nami …was…“

Seine Frage konnte Zorro aber nicht beenden, denn Chopper trat in den Raum.

Er hatte oben alles abgesucht und beschlossen, Nami einfach entgegen zu gehen. Das Bild, was der kleine Elch nun aber vor sich hatte, wirkte auf ihn dann doch verstörend.

Er kletterte trotz allem hinunter in den Lagerraum und trat an seine Freunde heran. Nun bemerkte er auch Namis Schluchzen und ihre vielen Tränen, die sich schon auf dem Boden sammelten.

Besorgt sah er sie an und legte seinen kleinen Huf auf ihre Schulter.

„Was hast du Nami? Was ist hier los?“

Im Grunde vervollständigte der Doktor so die Frage des Schwertkämpfers, aber sie erhielten beide keine Antwort.

Nami wusste beim besten Willen nicht, was sie jetzt tun sollte. Eigentlich hätte keiner ihre Tränen sehen sollen und schon gar nicht Zorro. Es war nun aber so über sie hereingebrochen, ändern konnte sie das nicht mehr. Wiedererwartend ihrer beiden Freunde, sprang sie aber auf, ließ ruckartig Zorro los und stürzte nach oben. Die Orangehaarige war schneller weg als man hätte das Wort „Blitz“ sagen können. Hastig war sie die Leiter hinauf gestürmt und mit laut klackernden Absätzen verschwunden.

Zorro, so wie auch Chopper, sahen ihr eine Weile nach, genau genommen, bis ihre Schritte verstummt waren. Der Elch blickte nun langsam zu Zorro und seufzte leicht.

„Was ist denn passiert?“

Vielleicht wusste ja sein grünhaariger Freund, was los war, oder konnte es ihm erklären.

Zorro schielte aber nur rüber zum Doktor und rappelte sich dann auf. Ihm war das Ganze hier nun zu dumm und länger als nötig wollte er sicher nicht im Lagerraum bleiben.

„Ich musste vom Mond weg…“, murmelte er und stapfte ebenfalls an Chopper vorbei. Raus, nur raus hier! Am besten an die frische Luft… Vielleicht noch was essen und dann irgendwo hinlegen und schlafen.

Bei dem Schwertkämpfer war Chopper aber nicht so nachsichtig. Er kletterte auch nach oben und rannte Zorro nach. Er musste doch wissen, was los war, wie sollte er sonst helfen?

„Hey! Zorro, warte! Was war denn los? Hast du die Nacht seltsame Dinge erlebt?“

Da löcherte er ihn nun, aber Zorro blieb abrupt stehen, sodass der kleine Elch in ihn rein rannte. Chopper knallte gegen Zorros Bein und landete auf seinem Allerwertesten. Sogleich hob er aber den Kopf und starrte Zorro an.

„Sag mir bitte, was los war!“, forderte er und verschränkte die Ärmchen.

Mit bald untypisch hoher Stimme seufzte Zorro und ergab sich somit. Bei Chopper hatte er wohl auch keine Chance. Tja… auch wenn das hieß, dass er alles noch mal zum Besten geben durfte.

Dieses Mal ging Zorro aber nicht so ins Detail und es reichte ja, wenn Chopper wusste, was los war. Aufmerksam hörte er auch Zorro zu und versuchte, sich dabei an das Buch zu erinnern.

All das, was sein Nakama ihm schilderte, entsprach den Beschreibungen, die er gelesen hatte.

„Zorro… ich denke, es wäre gut, wenn du bei Vollmond immer runter gehst, vielleicht ist es auch nicht ganz so schlimm, wenn du gleich unten bist.“

Es war ein einfacher Vorschlag, aber es war möglich, dass es etwas nutzte.

Nickend wandte Zorro sich dann ab. „Schon klar, ich wird‘s sehen.“

Jetzt musste er aber erst mal raus, durchatmen und dann weiter sehen. So konnte es jedenfalls nicht bleiben, denn dann würde er ganz sicher den Verstand verlieren.

Wenn allerdings die Fakten im Buch des roten Mondes der Wahrheit entsprachen, dann waren es nur wenige Wochen bis zum nächsten Vollmond und dann konnte man nicht mal eine Verwandlung ausschließen.

Diesen Gedanken verdrängte der Grünhaarige allerdings, denn da war etwas, worauf er keine Lust hatte. Nun ja, wer hätte auch Lust darauf, eine schmerzvolle, komplette Deformierung des eigenen Körpers mitzumachen und das, ohne zu wissen, ob man es heil überstand?

An Deck war es zum Glück ruhig, zumindest konnte Zorro sich entspannt über die Reling am Heck lehnen, ohne, dass ihn gleich jemand ansprach.

Sanji lief zwar einmal an ihm vorbei, äußerte sich aber nicht ihm gegenüber. Sein Abgang gestern Abend hatte wohl allen gereicht. Zorro hätte ja aber ganz anders reagiert, hätte er gewusst, wie viel Wahres doch in diesem alten Wälzer steckte. Vielleicht musste er sich bei Ruffy und den anderen entschuldigen, vielleicht auch nicht… Das würde sich schon noch zeigen.

Mehr Gedanken kreisten allerdings um Nami, sie war vorhin noch aufgelöster gewesen, als die vorherigen zwei Tage. Die Frage war für Zorro aber, warum? Das konnte doch nicht alles mehr damit zusammenhängen, dass sie eventuell sauer auf ihn war. Sauer, weil er sie etwas grob angegangen war. Nein, das passte alles nicht mehr… Wäre sie noch wütend oder enttäuscht, dann hätte sie ihn bestimmt nicht gesucht. Dann hätte Nami ihn bestimmt nicht auf ihren Schoß gezogen, gegen ihren Bauch gedrückt und so liebevoll seine Haare durchwühlt.

Allein bei dem Gedanken, wie Nami ihn durch den Schopf kraulte, bekam er eine Gänsehaut.

Was sie beide anging, da würde er sie noch mal anhauen müssen, immerhin belastete Nami etwas und das hatte ganz offensichtlich mit ihm zu tun.
 

Und wie sie es belastete… Ständig machte sie sich Vorwürfe, ständig fragte sie sich, was wäre wenn.

Immerhin war das ja nur passiert, weil sie sich vor Angst fast in die Hosen gemacht hatte und das wegen so einem räudigen Köter. So gesehen hatten sie doch schon Schlimmeres überstanden.

Ans Essen dachte Nami auch gar nicht mehr, mal wieder hatte sie sich in ihrer Kajüte eingesperrt und sich auf dem Bett in ihrem Kissen vergraben. Es sollte bloß keiner hören, dass sie wieder Tränen vergoss.

Normalerweise machte sie sich ja nicht so fertig, wenn einer ihrer Freunde sie hatte retten müssen. Das hier war aber eine ganz andere Geschichte. Nie hatte es so fatale Folgen gehabt, wenn ihr wer anders, oder häufiger Weise Zorro den Allerwertesten gerettet hatte.

Allein ihn so fertig zu sehen, das nagte an ihr und ließ ihr keine Ruhe. Es war ihr Verdienst, dass er das durchmachen musste, nur ihr Verdienst…

Durch das schwere Atmen und das unaufhörliche Schluchzen brannte ihre Kehle und ihre Brust stach beim Einatmen. Selbst wenn Nami ihr Gesicht aus dem Kissen drehte, bekam sie nur schwer Luft.

Sehen konnte sie auch nichts, ihre Augen waren regelrecht geschwollen und genauso rot wie ihre Wangen. Noch dazu brannten sie und das drüber wegwischen machte alles nur noch schlimmer.

Immer wieder schluckte sie, um das trockene Gefühl im Rachen zu beseitigen, aber stets kehrte es wieder.

Es tat ihr so unendlich leid, es tat sogar weh! Ja, es tat ihr weh, ihn so zu sehen und es war ein Schmerz, der sie an ihre Grenzen brachte. Ein grenzenloser Schmerz, dem sie nicht Herr wurde, gegen den sie anscheinend nichts, aber auch gar nichts tun konnte. Geschweige denn Zorro, der noch viel mehr Qualen erleiden musste als sie. Bei ihm nahm das ganze physische Ausmaße an, bei ihr waren es „nur“ psychische.

Im Gegensatz zu dem, was sie bisher hatte erleiden müssen, war es wohl das schlimmste Gefühl, das sie je gehabt hatte, ausgenommen den Tot ihrer Mutter. Selbst die Jahre bei Arlong hatten sich ertragen lassen, sie hatte da ja was für die Menschen getan. Jetzt aber hatte sie durch ihre Feigheit und Dummheit jemanden das Leben zur Hölle gemacht.

Nachdem Nami es auch noch aus Zorros eigenem Mund gehört hatte, wusste sie einfach nicht mehr, wie sie das je wieder geradebiegen konnte. Denn angenommen es stimmte, was Robins Buch prophezeite, dann hatten sie wohl nicht mehr viel Zeit, etwas zu unternehmen. Geschweige denn, sie fanden überhaupt einen Weg…

Es blieb nur zu hoffen, dass Chopper schnell weiter las und die Lösung fand. Wenn nicht, dann würde das Leben des Grünhaarigen eine einzige Tortur werden.

Der Vollmond dauerte ja an sich nicht lange, aber er litt ja schon, wenn dieses verdammte Ding zunahm und auch ein, zwei Tage danach, wenn er abnahm. Rein theoretisch hieß es also alle drei bis vier Wochen, wieder eine Woche lang leiden.
 

In dieser Nacht war es nicht anders, Zorro verkroch sich zwar, sozusagen, in den Lagerraum, so wie es Chopper vorgeschlagen hatte, aber die Qualen standen denen von gestern in nichts nach. Allerdings ließ die Ohnmacht auf sich warten, sodass er wirklich gezwungen war, sich bis zum Morgengrauen mit den absurden Reaktionen seines Körpers auseinander zu setzen.

Nicht einer hätte etwas für ihn tun können, nicht einer hätte ihm diese Bürde abnehmen können, auch wenn Nami das gern getan hätte.

Mitten in der Nacht war sie einmal unten gewesen, hatte nach ihm sehen wollen, aber die Luke zum Raum war verbarrikadiert gewesen.

Offensichtlich hatte der Schwertkämpfer alle von sich fern halten wollen und zum anderen hatte er sicher auch sich von ihnen fern halten wollen.

Nami hatte lange vor der Bodenklappe gehockt, aber nichts gesagt oder getan…

Dazu war sie einfach nicht in der Lage gewesen, sie war wie gelähmt und fühlte tief in sich einen heftigen Schmerz, der nicht mehr von ihr lassen wollte.

Fast hätte man sagen können, seine Leiden übertrugen sich auf sie, denn nach allem, was er ihr erzählt hatte, konnte sich die Navigatorin nur zu gut vorstellen, wie es ihm erging.

Und sie konnte es ihm verdammt noch mal nicht abnehmen, sie konnte sich für seine grenzenlosen Schmerzen nur immer wieder die Schuld geben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2011-10-08T09:54:02+00:00 08.10.2011 11:54
Klasse Kapitel, aber bitte lass Zoro das nächste mal ein wenig weniger schmerzen haben :DD'
Von:  missfortheworld
2011-05-30T06:51:03+00:00 30.05.2011 08:51
aaargh ich bin echt soooooo gespannt :)
meine neugierde geht ins unendliche :DDDD
toll geschrieben und beschrieben ;)
lg
Von:  fahnm
2011-05-27T19:39:35+00:00 27.05.2011 21:39
Klasse Kapi^^


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