Zum Inhalt der Seite

Ikiteru ★ Breaking the rules

Die Regeln brechen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Tigerauge

"Ryouga." Uruha saß hinter seinem Schreibtisch und sah ihn ruhig an. Davor stand jedoch der neue Lehrer.

"Takashima-sensei. Murai-sensei", grüßte er ruhig.

"Weshalb bist du hier und nicht im Unterricht? Und die Sache mit dem Namen gilt nach wie vor."

"Meinetwegen. Uruha, ich wollte dich bitten, Ko-ki, Iv, Shin, Reno und mich für den Rest des Tages freizustellen."

"Der Tag hat doch gerade erst begonnen", bemerkte Nao.

"Mir geht's einfach nicht gut, und nach Hause kann ich nicht."

Ruhig stand Uruha auf und ging zu Ryouga. Mit deutlicher Sorge im Blick wurde er von dem Rektor gemustert. "Dein Vater?", fragte dieser letztendlich.

"Hm. Was sonst?"

Leicht nahm der Blonde ihn in den Arm und drückte ihn an sich während Ryouga sich dankbar an ihn lehnte.

"Es tut mir leid, dass ich dir nicht helfen kann. Wie gern würde ich dich da rausholen. Du weißt, wenn es gar nicht mehr auszuhalten ist, kannst du zumindest bis zum Abschluss bei mir bleiben."

"Und du weißt, dass weglaufen nichts bringt. Es ist nicht mal ein Jahr, das ich noch aushalten muss. Ich schaffe das schon irgendwie."

Sanft strich Uruha ihm über den Kopf. "Wenn ich irgendetwas tun kann, lass es mich wissen. Ich schreibe euch die Freistellungen."

"Ähm..." Nao stand mit offenem Mund und großen Augen da.

"Ja, Nao, ich weiß, er ist ein Schüler", seufzte Uruha. "Wir sind auch nicht zusammen oder sowas."

"Das zweite ist relativ egal, aber... Du bist Rektor und er geht auf diese Schule!"

"Gott, Nao, komm runter. Das hat sich so ergeben, ist doch nichts dabei, wir sind immerhin beide erwachsen. Oder zumindest fast. Und ich wäre schön blöd, wenn ich mich selbst melden würde, und Ryouga von der Schule schmeißen, wäre schwachsinnig."

"Moment!" Entsetzt sah Nao zwischen den beiden hin und her. "Ihr hattet Sex?"

Ryouga zuckte nur mit den Schultern. "Ist doch nichts dabei. Sie haben doch auch Sex mit Männern."

Uruha sah Ryouga verwundert an, wandte sich dann aber wieder an Nao. "Es war einfach nur Sex. Sonst... Wir mögen uns und sind sowas wie befreundet, aber es geht nicht um Liebe."

"Wisst ihr, es ist mir egal. Ich werde mal schön meine Klappe halten." Nao sah immer noch wirklich schockiert aus, nickte aber, um seine Aussage zu bekräftigen.

Ruhig ging Uruha zum Drucker, nahm die Freistellungen heraus und unterschrieb sie, bevor er sie an Ryouga weitergab. "Geht zu irgendwem nach Hause, ich sage den Lehrern Bescheid. Leg dich hin und ruh dich etwas aus, lass aber dein Handy an. Ich melde mich später nochmal bei dir."

Leicht lächelnd nickte er dem Direktor zu und wandte sich zum Gehen. Als er an der Tür war, hörte er noch einmal Uruhas Stimme. "Wissen deine Freunde eigentlich, was zwischen uns gelaufen ist?"

Halb drehte er sich noch einmal um, die Hand schon auf dem Türgriff. "Nein. Warum hätte ich es ihnen erzählen sollen?"

"Ich weiß nicht. Aber stimmt, du zählst nicht zu der Sorte Mensch, die mit etwas Derartigem prahlt."

Ryouga antwortete darauf nicht sondern verließ ruhig das Büro.
 

Uruha atmete angespannt aus. Langsam ließ er sich wieder auf seinen Schreibtischstuhl sinken.

"Nao, ich bitte dich wirklich, kein Wort zu niemandem." Müde rieb er sich über die Schläfen.

"Werde ich nicht." Schon wesentlich ruhiger setzte Nao sich dem Blonden gegenüber. "Ich weiß zwar nicht, von wem das ausging, aber ich verstehe dich. Ryouga ist ein gutaussehender, junger Mann. Aber ehrlich, hat es sich gelohnt, dafür deinen Job zu riskieren?"

Uruha leckte sich über die Lippen. "Aber sicher. Er ist noch jung, das kann man auch nicht bestreiten, aber als Lover einfach unglaublich geschickt. Er weiß ganz genau, was er tut."

"Das heißt, du hast dich von ihm... Du weißt schon."

"Ja, ich habe mich von ihm nehmen lassen. Jedes Mal."

"Also hattet ihr mehrmals Sex? Und warum warst du jedes Mal Bottom?"

"Das ging über vier Wochen, und jeweils drei bis fünf Mal pro Woche. Ja, da kommt man auf eine ganz nette Zahl. Weshalb ich jedes Mal Uke war, ist ziemlich simpel zu erklären. Er meinte von Anfang an, dass er niemals die Beine breit machen würde und auch noch keine Erfahrung damit hat. Ich hab kein Problem damit, einmal nicht die Kontrolle zu haben, also war das eine stumme Vereinbarung."

Nao räusperte sich. "Ich will nicht neugierig sein, aber... Wie kam es zu dieser Affäre?"

"Ryouga war in eine Schlägerei verwickelt und griff den einschreitenden Lehrer an, der ihn daraufhin zu mir schickte. Er sieht zwar wie einer dieser typischen bösen Jungs aus, aber wenn man schon lange genug im Dienst ist, erkennt man diese Schläger und er gehört definitiv nicht dazu. Ich weiß, ich habe noch nicht viele Dienstjahre hinter mir, aber auch aus meiner Schulzeit habe ich noch ein paar Erfahrungen. Auf jeden Fall beschloss ich, mich mit ihm zu beschäftigen. Wir sprachen lange und er erzählte mir einiges, unter anderem auch, dass er irgendwo zwischen bisexuell und schwul schwankt. Er hatte nicht herziehen wollen und vermisste seine alten Freunde, die Probleme mit seinem Vater eben wegen seiner Orientierung machten die Gesamtsituation nicht besser. Ich wollte ihn glücklich sehen und plötzlich küsste ich ihn. Und so hat es begonnen."

Nao nickte nachdenklich. Seltsame Entwicklung. Und ein noch ungewöhnlicherer Anfang. Aber so spielte das Leben. "Hattet ihr bei jedem Treffen nur Sex?"

"Nein, zumindest nicht nur. Bei den Treffen haben wir auch viel gesprochen, aber in , sagen wir, 90 Prozent der Fälle hatten wir auch Sex. Es tat ihm gut, und ich denke, gerade diese Kombination war ein gutes Mittel."

"Hat er sich seit dem noch öfter geprügelt?"

"Nein", Uruha lachte leise. "Seine Aggressionen hat lieber mit mir abgebaut, auch wenn er manchmal ziemlich hart mit mir umgesprungen ist. Das heißt, er hat ein einziges Mal seit dem völlig die Beherrschung verloren, und das war, als dein Vorgänger versucht hat, einen seiner Freunde zu verprügeln oder sogar zu vergewaltigen, was genau er vorhatte, weiß ich nicht. Er hat von verprügeln gesprochen, aber davon hätte er keinen Vorteil gehabt. Auf jeden Fall hat Ryouga da vielleicht etwas heftig reagiert, aber ich kann ihn auch irgendwo verstehen."

"Das sehe ich auch ein. Das bedeutet aber für mich, dass ich mich vor ihm nicht zu sehr in Acht nehmen muss."

Uruha seufzte und stützte den Kopf auf die Hände. "Wenn das so einfach wäre... Das Problem ist, er kann sich mit mir nicht mehr abreagieren. Er wird also wieder gestresster und somit gewaltbereiter."

"Oh." Bestürzt sah Nao auf den Schreibtisch.

"Er wird nicht zu gefährlich, wenn du ihn nicht provozierst. Behandle ihn mit Respekt, dann wird das schon."

Nao nickte leicht. Trotzdem war er davon überzeugt, dass er sich vor dem Schüler in Acht nehmen sollte, immerhin schien er nicht zimperlich zu sein.
 

Leicht legte Ryouga sich auf das Sofa, Reno platzierte sich neben ihn, Shin und Iv saßen auf dem Fußboden und Ko-ki schaltete den Fernseher ein.

Es war klar, dass Reno schlafen wollte. Ryouga wollte einfach nur Ruhe. "Reno, ich bin immer noch nicht dein Kissen. Und ich bin kein übergroßer Teddy", knurrte er, als Reno sich plötzlich an ihn kuschelte und den Kopf auf seine Brust legte.

"Mir doch egal."

Genervt seufzend legte er seine Arme um den Älteren. Es war doch egal, ob er als Kissen missbraucht wurde. Die nächsten Wochen oder Monate würden eine pure Qual werden. Er brauchte dringend einen Freund, der auch einiges aushielt, damit er seine eigene Therapie hatte. War ihm denn nicht ein einziges Mal ein kleines bisschen Glück vergönnt? Er verlangte ja noch nicht einmal viel.

Ruhig sah er zu dem inzwischen schlafenden Reno. War das vielleicht seine Chance? Eine Beziehung mit Reno? Über sich selbst den Kopf schüttelnd schloss er die Augen. Sie verstanden sich gut und waren - sehr zu Renos Leid - im Bett gelandet, und sie waren sich einig, dass sie das wiederholen könnten, aber sie waren gute Freunde, sie liebten sich nicht.

Er musste sich dringend etwas einfallen lassen. Irgendwelche wildfremden Typen auf der Straße aufreißen war nicht sein Stil. Bordell, Sexclub oder was auch immer in der Art waren auch keine Lösung. Dank seinen Eltern könnte er es sich zwar leisten, aber die Sache mit dem Niveau war eine andere. Und nötig hatte er es eigentlich nicht.

Theoretisch könnte er natürlich versuchen, Shin, Iv oder Ko-ki herumzukriegen, aber würden die seine Launen aushalten? Die Gefahr, außerdem ihre gute Freundschaft zu riskieren, war einfach zu groß. Fakt war, er musste sich ganz dringend etwas einfallen lassen. Aber vorher war definitiv noch Zeit, sich zu erholen.
 

Das Klingeln seines Handys riss ihn aus dem Schlaf.

"Ryouga, dein Handy", bemerkte Shin.

"Ich weiß", murmelte er und zog es aus der Tasche. "Ja?"

"Hey, Uruha hier. Wie geht's dir?"

"Du hast mich aus dem Schlaf geholt, aber sonst alles prima."

"Das tut mir wirklich leid. Gehst du über Nacht nach Hause oder schläfst du woanders?"

"Ich weiß noch nicht."

"Hättest du Lust, bei mir und meinem Freund zu schlafen?"

"Wohl eher 'mit', oder?"

"Schon, ja. Wenn du Lust hast. Er will wissen, für wen ich meinen Job riskiert habe."

"Wo holst du mich wann ab?" Müde rieb Ryouga sich über die Augen.

"Wie wär's in einer halben Stunde am Burbon?"

"In Ordnung. Ich hoffe, dein Bett ist groß genug, ich war ja noch nie bei dir."

"Das wird schon gehen. Bis dann."

Ryouga legte auf und steckte das Handy wieder in die Tasche. Das Burbon war von hier aus in zehn Minuten zu erreichen, also hatte er noch Zeit. Theoretisch.

"Seit wann hast du einen Freund?", fragte Shin grinsend.

"Tut mir wirklich leid, Shin, wenn ich dein Weltbild zerstören muss, aber wir sind nicht zusammen, das ist eine reine Bettsache."

"Oh." Shin sah auf den Boden. "Wie lange läuft das?"

"Eigentlich ist es seit Freitag beendet, es ging gut einen Monat. Seit Freitag hat er eigentlich einen Freund und will dem nicht fremdgehen, und jetzt will dieser Freund mich gern kennenlernen."

"Und du sollst oder willst mit den beiden einen Dreier schieben?", mischte Reno sich verschlafen ein. "Bei allem Respekt, hältst du das für eine gute Idee?"

"Es war nicht mein Vorschlag." Ruhig befreite er sich von Reno, der immer noch eng an ihn gedrückt lag, stand auf und ging in den Flur. "Ich muss los. Danke für den ruhigen, erholsamen Tag. Wir sehen uns morgen in der Schule."

Reno schüttelte den Kopf, als die Haustür zugefallen war. "Das gefällt mir nicht."

Ryouga verhielt sich mehr als seltsam. Aber solange er nichts erzählte, gab es keine wirklich faire Möglichkeit, herauszubekommen, was er mit wem trieb. Aber, und das nahm Reno sich fest vor, sollte es noch lange so weitergehen, würde er Detektiv spielen.

"Er wird schon wissen, was er tut. Auch wenn ich nicht weiß, wie er auf die Idee kommt, mein Weltbild wäre jetzt zerstört. Als ob ich noch nie einen One-Night-Stand gehabt hätte." Shin streckte sich auf dem Boden aus.

"Natürlich weiß er, was er tut, aber ob er die Folgen auch wirklich einschätzen kann? Manchmal merkt man eben doch, wer wirklich der Ältere ist."

"Vertrau ihm", riet Iv. "Wenn er Hilfe ablehnt, können wir eh nichts machen."

"Und außerdem", bemerkte Ko-ki, "musst du dich nicht wie sein Beschützer aufspielen. Du bist nicht sein Vormund, und ganz nebenbei bist du weniger als ein halbes Jahr älter."

"Ja, ja, ja. Ich weiß, Shin ist auch älter als Ryouga und verhält sich ruhig und bla bla bla."

"Du weißt, wir haben recht", lachte Shin. "Aber selbst wenn wir alle viel älter wären, er ist bei Weitem alt genug, um seine eigenen Entscheidungen treffen zu können. Es ist sein Leben."

Reno seufzte. Natürlich hatten sie recht. Wahrscheinlich machte er sich eh unnötige Sorgen. Und mit Ryouga reden zu wollen, machte so viel Sinn, wie eine Leiter als Trampolin verwenden zu wollen. Das Einzige, was half, war abwarten.
 

Ryouga stand ruhig vor ihrem Lieblingslokal und wartete. Die Nacht könnte bestimmt ganz lustig werden, es kam ganz darauf an, wie der Freund seines Direktors drauf war. Aber ein vollkommener Spießer passte nicht zu Uruha, also blieb nur abzuwarten, wie viel Spaß sie haben würden.

Ein schwarzer Mercedes hielt vor ihm. Warum zum Teufel konnte sich ein Rektor so ein Auto leisten?

"Ryouga, schön dich zu sehen." Uruha stieg mit einem Brünetten aus.

"Gleichfalls."

Ruhig musterte der Brünette ihn. "Ruha, du hast einen verdammt guten Geschmack."

"Ach was? Ryouga, das ist Kazuki."

"Nett, dich kennenzulernen." Ruhig lächelte er den Älteren an.

"Das kann ich nur zurückgeben. Fahren wir?"

Uruha nickte und sie stiegen ins Auto. Ryouga machte es sich auf der Rückbank gemütlich und sah aus dem Fenster in die inzwischen hereingebrochene, schwarze Nacht. Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl. Genau genommen das Gefühl, dass es noch zu Diskussionen mit Kazuki kommen würde.

"Ryouga, Lust auf einen Deal?", fragte der andere Braunhaarige plötzlich von vorn und sah ihn durch den Rückspiegel an.

"Das kommt ganz darauf an, worum es geht." Misstrauisch erwiderte Ryouga den Blick.

"Ich habe gehört, dass dein Arsch immer noch unberührt ist. Das solltest du dringend ändern lassen."

"Und du meinst, du wärst der Richtige dafür? Lieber nicht."

"Ach komm schon, du hast gleich zwei erfahrene Männer, die dich verwöhnen können. Und der Deal wäre, dass du mich danach bekommst."

Ryouga seufzte genervt. "Der zweite Teil ist gar keine Frage, aber der erste kommt gar nicht in Frage. Ich überlasse dir meinen Arsch ganz sicher nicht."

Kazuki grinste nur vor sich hin. "Na das werden wir noch sehen", murmelte er.

Leicht schloss Ryouga die Augen und döste vor sich hin. Wäre ja noch schöner, würde er sich irgendwas in den Arsch stecken lassen. Obwohl andererseits die Vorstellung, sich von Uruha und Kazuki verwöhnen zu lassen, etwas für sich hatte. "Kazuki, nehmen wir mal an, ich würde auf den Deal eingehen, rein hypothetisch natürlich, was würdest du mit mir machen wollen?"

Aufmerksam musterten ihn die braunen Augen durch den Spiegel. "Rein hypothetisch, selbstverständlich. Ich würde versuchen, dir zu zeigen, was du verpasst hast und dass es gar nicht so schlecht ist, manchmal die Kontrolle abzugeben. Ich würde mich aber zurücknehmen, eben weil du noch keine Erfahrung hast und ich dich erstmal daran gewöhnen muss."

Uruha unterbrach sie lächelnd. "Wir sind da. Ryouga, solltest du dich auf den Handel einlassen, bin ich ja auch noch da. Ich sorge schon dafür, dass dir nichts passiert."

Lässig stieg Ryouga aus und folgte den beiden Älteren zur Haustür. Schweigend folgte er ihnen weiter in den fünften Stock, wo der Blonde die Wohnungstür aufschloss.

"Kurze Anmerkungen, Ryouga. Erstens wird es langsam Zeit, eine Entscheidung zu treffen, was den Deal betrifft. Zweitens ist mein Bett definitiv groß genug, es sei denn, du brauchst Platz für vier Personen. Und drittens müssen wir nicht leise sein. Die Nachbarn hier sind einiges gewohnt."

"Ich bin neugierig, ja. Ehrlich gesagt habe ich aber das Gefühl, dass es nichts ändert, auch wenn ich ablehne."

"Da hast du recht", flüsterte Kazuki ihm zu und schob ihn in Richtung Schlafzimmer.

Uruha folgte ihnen und schloss sorgfältig die Tür bevor er sich zu den beiden Braunhaarigen auf das Bett gesellte und sie einen Moment beobachtete. Kazuki hatte Ryouga hingelegt, einen Arm unter dessen Oberkörper gelegt und küsste ihn, wobei die beiden sich nicht einig werden konnten, wer die Dominanz eroberte. Ruhig knöpfte Uruha der Hemd der Schuluniform auf und strich über die nackte Haut bevor er seine Lippen auf Ryougas Brust legte.
 

"Ryouga, aufstehen, in einer halben Stunde gibt es Frühstück."

Murrend legte Angesprochener sich einen Unterarm über die Augen. Es konnte jetzt spätestens sechs Uhr morgens sein, und er sollte nach einer fast durchgemachten Nacht wirklich schon aufstehen?

"Komm, raus aus den Federn!" Lachend schüttelte Uruha ihn. "Ihr habt heute Morgen gleich Mathe."

Zweifelnd sah er seinen Rektor an. "Und du willst mich wirklich mit der Voraussicht auf eines der schrecklichsten Fächer aus dem Bett locken?"

Kazuki lachte neben ihm. "Ich mach das, Ruha."

Ryouga sprang nach dem kleinen Weckmanöver förmlich aus dem Bett. "Spinnst du? Man steckt niemandem den Finger in den Arsch, um ihn zum Aufstehen zu bewegen!", fauchte er den immer noch Liegenden an.

"Wieso?", grinste Kazuki. "Hat doch geklappt."

"Du Arsch", knurrte Ryouga und zog sich an. Warum lachte Uruha sich denn bitte jetzt schlapp?

"Warte kurz, ich gebe dir ein Hemd von mir", meinte der Blonde amüsiert. "Deins ist ziemlich zerknittert."

"Welch Wunder."

"Ja, das ist es wirklich", flüsterte Kazuki plötzlich nah an seinem Ohr. Zart wanderte eine Hand des kleineren Brünetten über seinen Rücken abwärts zu seinem Hintern. Sofort verkrampfte Ryouga sich. "Finger weg!", zischte er.

"Wie es deinem hübschen, kleinen Hintern wohl geht? Du hast ja doch viel Spaß gehabt und..."

"Kazu, halt die Klappe und geh Frühstück machen", seufzte Uruha und zog ein weißes Hemd mit dem Schullogo aus dem Schrank, das er Ryouga, ohne auf dessen Widerspruch einzugehen, auch gleich anzog. "Meiner Meinung nach können wir das gern ab und zu wieder machen."
 

Schweigsam saß Ryouga mehr als pünktlich - genau 45 Minuten vor Unterrichtsbeginn - auf seinem Platz. Gelangweilt beschloss er, noch etwas auf den Hof zu gehen. Gedacht, getan. Etwa fünfzehn Minuten später fiel ihm jedoch etwas Ungewöhnliches auf. Die gesamte Schlägertruppe des ersten Jahrgangs war anwesend. Normalerweise kamen sie doch immer erst, wie Reno und er auch, auf den letzten Drücker. Aufmerksam beobachtete er die Gruppe, blieb entspannt auf der Bank sitzen, wo sie ihn nicht sehen konnten, und wartete ab, was passieren würde.
 

Vor sich hinlächelnd ging Nao weiter zur Schule. Vom Hotel, in dem er momentan lebte, aus, war es nicht so weit, dass er bei gutem Wetter Bus oder Bahn fahren musste. Und auch wenn er Führerschein und Auto hatte, er hatte einfach keine Lust, sich morgens durch den Berufsverkehr zu quälen.

"Hey, hey, da ist unser neuer Lehrer!" Kaum hatte er den Schulhof betreten, sah er die Gruppe. Uruha hatte ihn vor den Schlägern gewarnt. Tief durchatmend ging er weiter und sah sich möglichst unauffällig um. Ein paar Schüler waren anwesend, aber im Fall der Fälle würde keiner von ihnen eingreifen.

"Hey, Murai-sensei, stimmt es, dass Sie sich gern ficken lassen?"

Einer der Schüler packte ihn an den Schultern und schubste ihn ein wenig zurück. "Kann ich so meine Fünf in Mathe sichern?"

"Danke, nein." Nao sah ihn fest an.

Einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen, als jemand ihn oberhalb der Schläfe mit der Faust traf. Hart wurde er auf den Boden gedrückt. Er spürte etwas Warmes, Nasses über seine Wange laufen.

"Jetzt hören Sie mir gut zu..."

"Taka, halt die Klappe und verpiss dich mit deinem Kindergarten." Mit völlig ruhigem Gang schlenderte Ryouga zu Nao und half ihm auf.

"Ryouga-senpai, ich..."

"Es ist mir egal, was du wann wo von wem willst, aber er", er nickte in Naos Richtung, "steht unter meinem Schutz. Und jetzt verschwindet!"

Nao blinzelte und sah Ryouga verwirrt an bevor er sich über die Wange strich. Blut. Er begann, leicht zu schwanken. Stützend legte Ryouga ihm einen Arm um die Hüfte. "Wir müssen zum Lehrerzimmer", murmelte Nao leise.

"Wäre wahrscheinlich das Beste. Können Sie laufen?"

"Ich denke schon. Mir ist nur ein bisschen schwindelig."

Ohne weitere Antwort zog Ryouga Nao neben sich her.

"Ryouga, warum tust du das für mich?"

"Wenn ich komplett ehrlich bin", er seufzte, "Uruha hat mich darum gebeten, aufzupassen, dass Ihnen nichts passiert. Letztendlich weiß ich nicht, warum ich das mache, aber es ist eben so."

"Irgendwann werde ich mich dafür bei dir bedanken", murmelte Nao und ließ sich vor dem Lehrerzimmer auf eine halbhohe Mauer setzen.

"Was ist passiert?" Besorgt ließ der Direktor sich neben Nao wieder und besah sich die Wunde kurz.

"Nichts Erwähnenswertes, Ryouga war ja sofort da", antwortete der Kleinste und zuckte zusammen, als Ryouga begann, die Platzwunde zu desinfizieren.

"Trotzdem, wer war das? Das ist tätlicher Angriff und damit strafbar!"

Ryouga seufzte genervt. "Gott, Ruha, ich hab alles unter Kontrolle. Das wird nicht wieder vorkommen, und wenn doch, werde ich mich persönlich darum kümmern."

"Wenn das mal gut geht... Sag mal, weißt du, ob und wann Reno heute hier auftaucht?"

Er zuckte mit den Schultern. "Er kommt definitiv, aber wann kann ich nicht sagen. Er hasst Mathe und Physik, bei Japanisch kommt es ganz darauf an, ob er Lust darauf hat, aber spätestens zur fünften Stunde wird er hier auflaufen."

Nao räusperte sich während Ryouga vorsichtig zwei Pflaster quer über die offene Stelle klebte. "Kommt er immer erst zur Schule, wenn er Lust hat?"

"Ich normalerweise auch", bemerkte Ryouga gleichgültig. "Und wir gehen auch wieder, wenn wir wollen. Meistens sind wir aber spätestens zur dritten Stunde hier und bleiben bis zum Ende der Mittagspause."

"Und du machst nichts dagegen?", fragte der Lehrer an den Rektor gewandt.

"Hier läuft alles anders, gewöhn dich dran. Die Schüler sind alt genug, um für sich selbst entscheiden zu können."

"Ryouga, wir müssen los. Der Unterricht fängt gleich an." Naos spontaner Themawechsel ließ Uruha ihn skeptisch mustern.

"Und du fühlst dich dazu im Stande, diese Klasse jetzt zu unterrichten? In Mathe?"

"Mir ist noch ein bisschen schwindelig, aber es wird besser. Ich schaffe das schon."
 

Ryouga setzte sich ruhig auf seinen Stuhl und versuchte, dem Unterricht zu folgen, allerdings war er schon nach zwanzig Minuten völlig verwirrt. Und dann auch noch diese schriftlichen Aufgaben, die er einfach nicht verstand.

Beschwörend starrte er das Buch an, als könnte ihm dieses die Lösung verraten.

"Ryouga, alles gut?" Leicht stützte Nao sich neben ihm auf den Tisch und lächelte ihn an.

"Ja, ja, alles gut. Abgesehen von Mathe."

"Was ist denn los?" Ruhig setzte Nao sich auf den Stuhl, auf dem - eigentlich - Reno immer saß und sah mit in das Buch.

"Ich bin verwirrt. Ich verstehe wirklich gar nichts mehr."

"Ach Gott. Es ist mein Job, euch Mathe beizubringen. Wenn du Hilfe brauchst, musst du mir das sagen."

"Okay. Hilfe."

Nao lachte leise. "In Ordnung. Ich helfe dir, so gut ich kann, versprochen."
 

Am Ende der Stunde lehnte Ryouga sich zurück und schloss die Augen. "Ich hasse Mathe noch immer, aber das ist das erste Mal seit drei Jahren, dass ich Mathe zumindest ansatzweise verstanden habe."

"Seit drei Jahren? Dann nehme ich an, du wirst meine Hilfe noch öfter brauchen. Sobald ich meine Wohnung fertig habe, könnte ich dir extra dafür Unterricht geben."

"Klar." Ryouga zuckte mit den Schultern. "Haben Sie denn schon eine Wohnung gefunden?"

"Hm. Ich muss nur anfangen, zu streichen und die Möbel aufzubauen und habe keine Lust." Er legte den Kopf auf die Handflächen.

"Was wäre, wenn ich helfen würde? Zu zweit geht es schneller und dann können wir früher mit meiner Nachhilfe anfangen."

"Das würdest du tun? Na ja, ich muss los, wir können nach Japanisch weiterreden."

Ryouga lächelte ihm zu. Stimmte ja, er musste ja noch zu Physik.
 

_________________________________________________________________________________
 

Jaha. Das neue Kapitel. Und es ist laaaang.

Wieso weiß ich nicht, hat sich einfach so ergeben.
 

Folgendes zu meinem Fortschritt: Ich schreibe an Kapitel 28, obwohl am Anfang maximal 27 geplant waren, fertig bin ich noch nicht.

Aber wegen der Abtippzeit(en) kommen die Kapitel jetzt zweiwöchig, auch wenn wir dann ein Jahr dabei sein werden, aber das ist mir herzlichst egal.
 

Also gilt:
 

Nächster Upload: 19.05.2011



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2011-08-06T11:13:06+00:00 06.08.2011 13:13
O_o okay könnte e3s seind as ind er schule echt alles verkehrt herum is? XDD
ich will auch in sonna schule sein =.=
wäre ansatzweise besser als meine XDD
udn ne neue wec metode hab ich jetzt aus :´DDD
danke.

*keks geb*
Von:  klene-Nachtelfe
2011-07-16T05:12:27+00:00 16.07.2011 07:12
Geil, geil, geil!!!!
Kazuki ist echt genial...Uruha so wie so und Nao ist schnuggelig!!!
Einfach toll!!!
LG -^.^-
Von:  AncientRain
2011-05-07T16:57:47+00:00 07.05.2011 18:57
Ich fand es brutal niedlich als Shins weltbild 'durcheinander' gebracht wurde wie der da reagiert hat *-*
Kazukis aufweck methode geiiil :'D aber kazu kann man sowas doch nicht böse nehmen der ist soo sexy *-*
Ich frage mich die ganze Zeit wieso die hier alle keine Kommis hinterlassen >.< Die FF ist genial derbe lustig geschrieben :D

LG Silent-Sorrow <33


Zurück