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Kinder ihrer Zeit

von

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Darf es noch ein Nachschlag sein?

Soo, nach langer Zeit geht es nun endlich weiter. Es tut mir Leid, dass so etwas bei mir immer so lange dauert. Schande über mein Haupt. Aber die Uni macht mich beizeiten wirklich wahsinning.
 

Scorpius entpuppte sich als ein im Großen und Ganzen höflicher Junge- abgesehen von seinem leichten Hang zu sarkastischen, morbiden Äußerungen, den er mit Sicherheit von seinem Vater hatte. Da sich jene Äußerungen in diesem Fall nicht gegen Harry oder seine Familie richteten, verliehen sie dem Jungen jedoch einen fast sympathischen Zug. Er war witzig. Möglicherweise wäre sein Vater unter anderen Umständen ähnlich gewesen. Scorpius war wie die bessere Version von Draco Malfoy. Malfoy 2.0 sozusagen. Harry jedenfalls bereute nicht, dass er dem Jungen gestattet hatte die Ferien hier zu verbringen. Ginny war überrascht gewesen, als er ihr davon erzählt hatte wie gut er sich mit Malfoy verstanden hatte. Glücklicherweise schien sie aber kein Problem mit seiner Einladung zum Essen zu haben. Stattdessen schien sie etwas nervös zu sein und Harry ertappte sie des Öfteren dabei die Kochbücher zu durchblättern, die sie zuvor nie angerührt hatte. Eins allerdings stand noch aus: Die Beichte. Ihm graute bei dem Gedanken davor Ron zu erzählen wie oft Malfoy dieses Haus betreten würde. Dabei ging das den Rothaarigen eigentlich nichts an. Sicher, sein Kinder waren oft hier, aber es war ja nicht so als würde Malfoy jeden Tag 24/7 in Harrys Haus verbringen. Und doch fühlte er sich etwas als Verräter. Ein kindisches Verhalten, die Nachwirkungen ihrer damaligen Allianz gegen Malfoy und seine Gorillas. Er hatte einfach das Gefühl, dass es nicht richtig war Malfoy einzuladen, solange Ron das nicht guthieß. Aber so oder so: Die Einladung stand und zumindest dieses eine gemeinsame Dinner würde es geben.
 

„Und, wie war es?“

Hermine starrte ihn über den Küchentisch hinweg an. Es war nicht ihr sonstiger interessierter aber doch höflich distanzierter Blick, den sie aufzulegen pflegte, wenn jemand etwas zu erzählen hatte. Dieser Blick war fordernd und spiegelte die gleiche innere Anspannung wieder wie ihre Hände, die sich etwas zu fest um den Kaffeebecher krallten. Draco Malfoy war ein Relikt der Vergangenheit, das so vieles von dem widerspiegelte das sie zusammen erlebt hatten. Dass er wieder in ihrem Leben auftauchte war der größte Einbruch seit Ende des Krieges und selbst Hermine Granger blieb davon nicht unberührt. Ron hingegen war nicht in der Lage ruhig am Tisch zu sitzen. Die ganze Zeit wippte er mit den Beinen und riss riesige Stücke von seinem Hähnchen-Sandwich ab, die er dann wütend kaute und trotzdem fast im Ganzen zu verschlucken schien. Sein Gesicht war leicht rötlich verfärbt. Man brauchte das Wort „Malfoy“ nur zu denken und sein Blut begann zu kochen. Wahrscheinlich rechnete er mit einem Bericht nicht enden wollender Beleidigungen und atemberaubender Kämpfe um Leben und Tod in Harry’s vier Wänden.

„Erstaunlich friedlich um ehrlich zu sein.“

Hermine entspannte sich sichtlich und warf Ron einen triumphierenden Blick zu. Dieser schaute ziemlich bedröppelt und auch ein wenig deprimiert drein.

„Ich habe es dir doch gesagt, Schatz! Harry ist nicht mehr so kindisch, dass er direkt auf Malfoy los geht. Und er ist ja schließlich auch älter geworden.“

Ron warf ihr einen angesäuerten Blick zu, beschränkte sich aber weiterhin damit sein Sandwich zu vertilgen.

„Ich habe mit Ron gewettet. Er war der festen Überzeugung du würdest Malfoy nach 5 Minuten rausschmeißen.“

Harry merkte wie er schwer schluckte und langsam selbst etwas nervös wurde. Wie sollte er Ron erklären, dass er nicht nur ohne Opfer mit Malfoy zurechtgekommen war sondern ihn auch noch zum Essen eingeladen hatte? Was in drei Teufels Namen hatte ihn da nur geritten?

„Nein, es war wirklich in Ordnung. Er war sich wohl bewusst, dass er derjenige war, der um einen Gefallen gebeten hat.“

Vielleicht ließ er das lange und erstaunlich intime Gespräch, das er mit Malfoy geführt hatte erst Mal außen vor. Er konnte sich immer noch später mit Hermine darüber unterhalten wenn Ron ins Ministerium musste.

„Kann ich mir kaum vorstellen. Vermutlich hat der dich in Gedanken verflucht! Wie ist denn sein Kind so? Bestimmt unausstehlich, oder?“

„Erstaunlicherweise nicht. Der Junge ist zwar selbstbewusst, schlagfertig und manchmal auch ein bisschen frech… aber er nutzt es besser als sein Vater. Außerdem ist er höflich und versucht uns so wenig Aufwand wie möglich zu machen. Er hat sogar mit James zusammen die Gnome aus dem Garten geschmissen. Ich kann mich wirklich nicht beklagen. Sein Einfluss auf James ist geradezu vorbildlich! Er ist jetzt 3 Tage da und es ist nichts kaputt gegangen. Beide versuchen wohl einen möglichst guten Eindruck zu machen.“

„Hast du mal überlegt, dass er vielleicht ein Spion ist?“

„Bei Merlins Bart! Ron! Jetzt mach dich nicht lächerlich. Du klingst schon fast wie Mad-Eye…“

Empört starrte Ron seine Frau an und wollte schon zu einer Erwiderung ansetzen als Harry in unterbrach.

„Ich bin selbst auch sehr überrascht. Du müsstest ihn mal kennen lernen. Kommen Hugo und Rose nicht sowieso bald mal wieder vorbei?“

„Ja, übermorgen, wenn es dir recht ist. Ron und ich wollten mal wieder einen Abend nur für uns haben.“

In drei Tagen würde auch Malfoy wieder kommen. Zum Essen. Aber wahrscheinlich würden Ron und Hermine die Kinder entweder früh morgens oder abends abholen. Dass sie mittags die Zeit dafür fanden war eher selten. Und trotzdem… ein Grund, warum er hier saß war doch sein Plan zur Beichte…

„Ja, klar. Ich freue mich immer wenn die beiden vorbeikommen.“

Tatsächlich fand er manchmal nichts schöner als ein volles Haus. Kinderlachen, der Geruch von leckerem Essen, auch Lärm, aber ein guter Lärm, der von Freude zeugte und davon, dass hier Menschen lebten, die glücklich waren. Es ließ ihn die Albträume voller Kälte und Stille, die nur von gellen, schmerzerfüllten Schreien durchbrochen wurde, vergessen. Die die noch viel zu lebendige Erinnerung an Zeiten die vorbei waren quälte Harry in regelmäßigen Abständen, unbarmherzig und ohne Unterlass. Für ihn war diese Zeit des Krieges und der Angst nicht tot, verblasst und beerdigt. Einiges konnte er nicht vergessen. Von Hermine wusste er, dass sie auch häufig daran dachte und auch Ron hatte den Tod seines Bruders noch immer nicht ganz überwunden. Ob es Malfoy auch so erging? Mit Sicherheit. Oft beneidete er Ginny um ihren ruhigen Schlaf. Auch sie trauerte noch um Fred, aber sie hatte akzeptiert was passiert war und es zu den Akten gelegt. Für sie war die Zeit ihrer eigenen Familie angebrochen und dieses Glück überlagerte allen Schmerz.

„Dann bringen wir sie abends gegen acht vorbei. Aber um mal wieder auf das andere Thema zurückzukommen: Wie ist er so? Was macht er jetzt beruflich?“

Ron verdrehte genervt die Augen, hatte sich aber wohl damit abgefunden, dass das Thema des Tages sich vorerst nicht ändern würde.

„Er arbeitet in der Forschung für Zaubertränke. Deswegen bringt er Scorpius auch nie zum Zug. Er muss da immer auf so einen Kongress.“

„Pff. Klar. Keinen Bock hat der.“, schnaubte Ron.

„Ron!“

„Er ist nicht mehr ganz so arrogant wie früher. Und etwas humorvoller. Ich war ziemlich überrascht wie liebevoll er mit seinem Sohn umgeht. Ich glaube es ist einfach was von seiner Kälte verschwunden.“

„Vielleicht lernen wie ihn ja auch nochmal kennen.“

„Bloß nicht!“

Harry ertappte sich dabei wie er breit grinste. Auch wenn es eigentlich ziemlich beschränkt von Ron war seine Meinung partout nicht ändern zu wollen, so war es doch auch irgendwie köstlich amüsant wie er da schmollend auf der anderen Seite des Tisches saß und darauf beharrte, das Malfoy das personifizierte Böse war. Es war einfach typisch Ron.

Wenn er so darüber nachdachte war wohl kaum zu erwarten, dass der Rothaarige sich da je ändern würde. Aber genauso unwahrscheinlich war es auch, dass er dauerhaft wütend sein würde. Ein bisschen beleidigt vielleicht.

„Ron, da gibt es noch was, was ich dir gestehen muss.“

„Das klingt nicht gut.“

„Wenn ihr die Kinder am Samstag abholt, dann kann es sein, dass vielleicht Besuch da ist… also… ich habe im Eifer des Gefechts… habe ich…ichhabeMalfoyzumEsseneingeladen.“

Besser er ließ es kurz und schmerzlos (und etwas undeutlich) aus seinem Mund sprudeln als weiter so rumzustottern. Ron hörte auf zu kauen. Seine Augen schienen aus seinen Augenhöhlen springen zu wollen. Sein Mund öffnete sich. Und schloss sich. Und öffnete sich.

„Wie kam es denn dazu?“

Auch in Hermines Gesicht spiegelte sich deutliche Überraschung wider. Aber im Gegensatz zu Ron war sie der englischen Sprache noch mächtig.

„Ach, ich weiß auch nicht… wir haben über alte Zeiten geredet und darüber wie dumm wir eigentlich waren. Dann hatte er gefragt ob es Okay ist wenn er zwei Mal die Woche bei uns aufläuft um Scorpius zu sehen und wann er das nächste Mal kommen könnte… und da kam ich halt irgendwie auf den Gedanken das könnte eine gute Idee sein.“

„Hat er dich verhext oder so?“

„Nein, Ron. Vielleicht solltest du auch einfach kommen. Du würdest schon sehen-“

„Das ist eine wunderbare Idee Harry!“, unterbrach Hermine ihn.

Harry vermutete, dass er sie genauso entgeistert anstarrte wie Ron. Er hatte das nur gesagt, damit Ron ablehnte. Malfoy wäre mit Sicherheit auch nicht begeistert den Rotschopf zu sehen und würde direkt die Flucht ergreifen.

„Also… ich sollte ihn vielleicht schon vorher…vorbereiten.“

„Habt ihr jetzt auch Briefkontakt oder was?“

Es war wie er befürchtet hatte: Ron war eingeschnappt. Mit Sicherheit hatte er das Gefühl, dass Harry ihre alte eingeschworene Gemeinschaft verriet. Das gleiche Thema hatten sie schon durchgekaut als er sich gegen ihren gemeinsamen Traum entschieden hatte Auror zu werden.

„Nein, natürlich nicht. Ich dachte nur, dass es seine gute Sache wäre in Anbetracht der Tatsache, dass sein Sohn 6 Wochen bei uns ist.“

„Ist es auch!“, pflichtete ihm Hermine bei. Harry verstand noch nicht ganz weshalb sie so begeistert von der Idee war. Auch Ginny war erstaunlich positiv gestimmt. Irgendetwas schien ihm da entgangen zu sein.

„Er kommt doch sicher vorher vorbei oder? Dann frag ihn doch einfach was er von einem großen Essen hält und je nachdem bleiben Ron und ich dann noch, wenn wir Rose und Hugo abholen…“

„Werde ich hier eigentlich noch gefragt? Ich buchte den Spinner höchstens ein. Hundert Prozent hat der noch irgendwo Dreck am Stecken!“

„Sieh es einfach als Spionagegelegenheit Ron.“

„Vielleicht war das wirklich etwas übereilt von mir.“, sagte Harry und ließ dabei offen ob er die Einladung in Bezug auf Draco oder Ron meinte.

„Kneif jetzt bloß nicht!“, ermahnte ihn Hermine.

Das war der Moment in dem sowohl Harry Potter als auch Ron Weasley ihr in die Augen blickten und begriffen, dass jeglicher Widerstand zwecklos war. Sie hatte sich etwas in den Kopf gesetzt und sie würde es durchbringen, komme was da wolle.

Wo war er da nur reingeraten?
 

So und weil es so lange gedauert hat direkt das nächste hinterher:
 

Das Essen bereitete sich schon geraume Zeit selber zu unter der nachlässigen Aufsicht von Ginny, die in ein Buch vertieft war. Angeblich. Denn Harry registrierte, dass sie selten umblätterte. Also las sie entweder nicht oder sie hatte Probleme sich auf die Worte zu konzentrieren und kam deshalb nur langsam voran. Beides deutete darauf hin, dass auch sie gestresst war. Oder nervös. Sie beide hatten Angst davor dass Ron und Malfoy sich an die Gurgel gehen würden. Im schlimmsten Fall hatte sie sich doch kurzfristig entscheiden ebenfalls sauer auf Harry zu sein. Das kam vor. Erst sagte sie, alles sei bestens und dann war sie heimlich doch sauer. Oder wurde erst später wütend, wenn sie näher über die Situation nachdachte. Frauen...

Harry jedenfalls entschied, dass es das Beste sei, seine Frau vorerst nicht anzusprechen. Es gab mit Sicherheit Gründe weshalb sie sich hinter einem Buch verschanzte.

Er zuckte nicht zusammen als es vor der Tür knallte und es dann klingelte. Scorpius schien genau darauf gewartet zu haben, denn er huschte schnell aus dem Wohnzimmer Richtung Tür. Harry, der versuchte seine Frisur zu richten, rief ihm zu, er könne die Tür ruhig öffnen. Was fummelte er da überhaupt die ganze Zeit an seinen Haaren herum?! Er konnte ohnehin nichts daran ändern und es war eigentlich gar nicht wichtig. Oder? Er hörte wie sich Scorpius und Malfoy im Flur begrüßten.

„Du siehst ganz schön Scheiße aus, Dad.“

„Lieb von dir. Ich habe die ganze Nacht durchgearbeitet. Dieses neue Rezept treibt mich in den Wahnsinn. Aber wenn es nicht bald fertig wird, kann ich es ganz vergessen und dann war die ganze Scheiße umsonst. Zum Kongress ist es nicht mehr lang.“

Harry atmete tief ein und verließ dann, wie er hoffte beschwingt, die Küche. Malfoy hängte gerade seinen Mantel auf. Harry war ziemlich irritiert von dem leichten Dreitagebart der sein markantes Gesicht zierte und den leichten Augenringen. Er sah ein wenig wahnsinnig aus. Und gefährlich. Nicht unbedingt auf die die schlechte Art. Weniger geleckt eben.

„Hallo.“

„Tag.“, erwiderte Harry. Das mit der Begrüßung hatten sie noch nicht richtig raus.

„Besser Sie gestehen es direkt, Mr. Potter.“, sagte Scorpius, zwinkerte ihm zu und verließ den Flur wieder Richtung Wohnzimmer. Dieser verfluchte…! Von wegen sympathisch!

„Was gestehen?“ misstrauisch wurde er von einem Paar eisgrauer Augen fixiert.

„Als ich dich zum Essen eingeladen habe, habe ich das ernst gemeint und du kannst auch gerne kommen. Allerdings haben sich Hermine und Ron auch eingeladen. Viel mehr Hermine.“

Malfoys Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Grinsen.

„Tja, Frauen geben wohl immer den Ton an, was?“

„Also, der Deal war, dass ich dich frage…und wenn es dir nicht behagt holen die beiden nur ihre Kinder ab. Rose und Hugo. Die sind oben, zusammen mit James, Severus und Scorpius. Der ja aber jetzt gerade im Wohnzimmer ist.“

„Nervös, Potter?“

In diesem Moment hätte Harry Malfoy sein Grinsen gerne aus dem Gesicht geboxt. Weil der Blonde recht hatte. Es machte ihn nervös, wie er fixiert wurde.

„Nein. Nur verwirrt. Alles wie immer.“

„Ich glaube ohne Granger hätten Weasley und du niemals den Weg in die Klassenzimmer gefunden.“

„Unwahrscheinlich. Aber immerhin habe ich die Welt gerettet. Und das ganz ohne Gedächtnis, Plan und Orientierungssinn.“

„Das spricht entweder für Grangers Qualitäten oder sehr gehen die Fähigkeiten des dunklen Lords.“

„Um unser Leiden nicht zu schmälern plädiere ich für die erste Möglichkeit.“

„Akzeptiert.“

Eine Weile standen sie etwas peinlich berührt im Flur bis Malfoy sich räusperte.

„Ich geh dann mal zu Scorpius. Das mit dem Essen kann ich ja sicherlich spontan entscheiden, oder?“

„Klar.“

Harry beobachtete wie Malfoy Richtung Wohnzimmer schritt und die Tür hinter sich schloss um etwas mit seinem Sohn alleine sein zu können. Er ging auch ganz anders. Immer noch selbstbewusst, aber nicht mehr so als gehöre ihm die Welt. Keine Aggression mehr. Als hätte er einfach eine große Last abgeworfen.

„Seltsam, was?“

Harry drehte sich um und sah Ginny im Türrahmen zur Küche stehen.

„Wir kennen ihn ganz anders. Er scheint sich sehr verändert zu haben.“

„Psst. Er hat Fledermausohren. Der hört uns.“, flüsterte Harry

„Das stimmt, Ginny.“, tönte es aus dem Wohnzimmer.

„Wir gehen besser in die Küche.“

„Und machen da auch die Tür zu. Ist ja unheimlich.“, erwiderte Ginny.

„Was hat er wegen des Essens gesagt?“, fragte sie, als sie sich an den Küchentisch setzte.

„Er entscheidet spontan.“

„Aber der Bart steht ihm findest du nicht?“

Wie kam sie denn jetzt darauf?

„Sowieso finde ich er hat sich gut gemacht…“

„Soll ich ausziehen?“, fragte Harry im Spaße auch wenn er nicht sicher war worauf Ginny hinauswollte.

„Du Quatschkopf. Nein. Aber du scheinst Schwierigkeiten damit zu haben, dass er sich so geändert hat.“

„Nein… es ist nur… ich hatte etwas anderes erwartet.“

„Du hast dich auch geändert.“

„Nicht so sehr, wie er das getan hat.“

„Das stimmt. Bei dir war es aber auch nicht so nötig. Du warst schon immer großartig.“

„Ich fühle mich geehrt, das aus deinem Munde zu hören.“

Er drückte ihr einen Kuss auf den Mund, der einen hohlen Nachgeschmack hinterließ. Ja, Draco Malfoy, war ein gutaussehender Mann. Aber war es das, was ihn störte und irritierte? Mit Sicherheit störte ihn, dass Ginny das so einfach feststellte. Normalerweise war das kein Problem. Sie hatte nie einen Hehl daraus gemacht, wenn sie jemanden attraktiv fand. Normalerweise.Hier in dieser Situation störte es ihn. Auch wenn er es sich nicht wirklich erklären konnte.

„Ich will ja nur sagen, dass ich mit etwas ganz anderem gerechnet hatte.“

„Ich auch, glaub mir das. Ich weiß auch wirklich nicht, was ich mir dabei gedachte habe so eine Situation herbeizuführen… selbst wenn er sich dazu entscheidet mit den beiden essen zu wollen… also ich glaube nicht, dass das gut geht.“

„Vielleicht überrascht er dich nochmal.“

„Damit es gut geht müsste mich dann auch Ron überraschen.“

„Hermine ist ja auch dabei.“

Glücklicherweise. Sie war der einzige Hoffnungsschimmer am Horizont. Auch wenn Ron und Hermine nach wie vor gerne stritten, beugte sich Harrys bester Freund in wirklich relevanten Dingen meist seiner Frau.

„Ach, das wird schon.“

Ginny wirkte selbst nicht sonderlich überzeugt. Aber was brachte es über das Thema zu philosophieren, wenn noch gar nicht sicher war, dass die Situation überhaupt eintrat? Nachdem sie eine Zeit lang über relativ belanglosen Kram geredet hatten klopfte es an der Tür. Harry hatte ganz vergessen dass sie sich abgeschottet hatten.

„Herein.“, rief er etwas beschämt und fragte sich wie dieses Verhalten wohl auf Malfoy wirken musste.

„Wegen des Essens… also Scorpius würde sich auf jeden Fall freuen, wenn ich bleibe. Und ich kann dir wohl kaum abschlagen deine Freunde einzuladen. Also würde ich sagen, dass es einen Versuch wert ist. Wenn wir beide miteinander zurechtkommen, dann schaffe ich es bestimmt auch einen Abend mit dem Wiesel an einem Tisch zu sitzen.“

Ginny räusperte sich vernehmlich.

„Ich bin auch ein Wiesel, Malfoy.“

„Du, Ginny, bist eine gutaussehende Frau mit magischem Talent. Dein Bruder ist ein deformierter Trottel, der ohne seine Frau nicht mal in der Lage wäre seine Socken täglich zu wechseln.“

Ginny schien sich nicht sicher zu sein, ob sie sich von der ersten Aussage geschmeichelt fühlen oder wegen der zweiten sauer sein sollte.

„Ich denke, was meinen Bruder angeht sind wir verschiedener Meinung.“

„Du bist also der Meinung er ist gut organisiert, von großer Begabung und überdurchschnittlich attraktiv sowie vollkommen selbstständig und erwachsen?“

„… Touché. Aber es muss ja nicht immer nur schwarz oder weiß sein. Er ist ein guter Mensch, wenn auch manchmal etwas anstrengend.“

"'Er ist ein guter Mensch' ist eine Aussage, die man macht wenn man nichts anderes zu sagen hat, Ginny.“

„Okay, er ist witzig, herzlich, liebevoll, loyal und der beste Bruder überhaupt.“

Langsam schien sie doch wütend zu werden. Harry war sich nicht sicher, ob er sich einmischen sollte.

„Hör zu, Ginny, dass ich mich deiner Familie gegenüber damals immer wie der letzte Arsch verhalten habe ist mir durchaus klar und ich bin nicht stolz darauf. Ich würde euch mittlerweile keineswegs mehr als ‚Blutsverräter‘ bezeichnen oder euch für minderwertig halten, weil eure finanzielle Situation nicht die beste ist. Aber dass ich Ron nie gemocht habe war davon vollkommen unabhängig. Ich halte einfach nicht sonderlich viel von ihm. Nicht nur, dass er viel zu schnell aus der Haut fährt, er ist auch ständig eifersüchtig und wegen jedem Mist sofort beleidigt. Wie oft hat er Harry hängen lassen, weil er auf seinen ‚Erfolg‘ eifersüchtig war? Und das, obwohl keiner von sich ehrlich behaupten könnte mit Harrys Schicksal tauschen zu wollen. Ich jedenfalls nicht.“

Bevor Ginny darauf antworten konnte musste Harry eine Frage loswerden:

„Das ist dir alles aufgefallen?“

„War schwer zu übersehen, Potter.“

Er jetzt, wo Malfoy wieder seinen Nachnamen benutze sickerte es in Harrys Bewusstsein durch, dass Malfoy gerade noch von ihm als „Harry“ gesprochen hatte. Was war hier nur los?

„Aber trotzdem kennst du Ron nicht.“

Bei näherem Hinsehen schien Ginny eher beleidigt und trotzig als sauer zu sein.

„Mag sein. Aber ich bin auch nicht unbedingt scharf drauf unserer Beziehung einen intimen Touch zu geben. Trotzdem werde ich mein bestes geben mich zu benehmen.“

„Wenn du keine Witze mehr über unreines Blut und Armut reißt wird sich das schon geben…“, murmelte Harry. Es war ihm nicht gerade lieb sich an all die Gemeinheiten zu erinnern, die Malfoy ihm und vor allem Ron damals an den Kopf geworfen hatte. Irgendwie machte es die ganze Situation krampfig.

„Du denkst gerade darüber nach, was für ein Mensch ich war, oder?“

Der durchdringende Blick aus Malfoys grauen Augen war Harry in diesem Moment sehr unangenehm. Als könne er genau in seine Gedanken gucken. Ein leiser Schauer lief ihm über den Rücken und er musste sich kurz schütteln, als wolle er dieses eklige Gefühl vollkommen geröntgt zu werden abwerfen.

„Ja.“

Malfoy schnaubte, nicht abfällig, viel mehr genervt.

„Vielleicht sollten wir das doch lieber lassen…“

„Nein.“

Harry war selbst überrascht wie schnell und vor allem bestimmt ihm dieses kleine Wörtchen entwichen war.

„Das ist doch Quatsch. Ich halte das nach wie vor für eine gute Idee. Wir haben uns letztes Mal doch auch vertragen. Und Scorpius freut sich doch so… er hat viel von dir erzählt.“

„Ja, er hat gerade auch in den höchsten Tönen von euch gesprochen. Ich bin froh ihn hier gelassen zu haben.“

„Dann ist die Sache ja wohl klar.“, sagte Ginny. „Aber wehe du beschwerst dich über meine Kochkünste!“

„Würde mir nie im Leben einfallen Mylady.“

„Setzt dich noch.“, sagte Harry und zauberte wie beim letzten Mal eine Kanne Tee herbei.

„Für dich auch Ginny?“

„Nein, danke.“

„Scorpius ist wieder draußen bei den anderen. Es tut ihm ganz gut über die Ferien so viel Gesellschaft zu haben. Wir wohnen ja relativ weit ab, so dass er in den Ferien nicht allzu oft Freunde besucht.“

„Malfoy Manor?“

„Um Gottes willen, nein. Den Laden habe ich hinter mir gelassen. Zu viele Erinnerungen. Ich besuche meine Eltern regelmäßig in Azkaban und das ist schlimm genug. Ich habe eine Zeit lang versucht weiter in dem alten Haus zu wohnen, aber ich habe keine Nacht gut geschlafen. Wir wohnen jetzt relativ ländlich an der Küste in Wales.“

Harry hatte gar nicht daran gedacht, dass Lucius und Narzissa Malfoy nach wie vor eine Haftstrafe zu verbüßen hatten. Zwar war diese nicht so hoch ausgefallen wie die für andere Todesser, aber sie schienen trotzdem noch inhaftiert zu sein.

„Du hast mir meine Frage damals nie beantwortet.“

„Welche?“

„Warum du mich damals nicht verraten hast.“

Nachdenklich nippte Malfoy an seinem Tee.

„Aus dem gleichen Grund, warum ich Dumbledore nicht töten konnte. Ich bin kein Mörder. Und ich habe nie wirklich an die ganze Sache geglaubt. Das ist schwierig zu erklären… von Kindesbeinen an ist mir immer nur die Lehre des dunklen Lords eingetrichtert worden. Bis zu meinem elften Lebensjahr hatte ich das vollkommen verinnerlicht. In Hogwarts musste ich dann ständig das Gegenteil sehen. Ich habe Hermine nie dafür gehasst muggelgeboren zu sein, sondern dafür dass ihre bloße Existenz mein ganzes Weltbild zum Wanken brachte. Mir ist damals gar nichts anderes übrig geblieben als mich in meinen Hass hineinzusteigern. Aber je ernster die Zeiten wurden desto größer waren die Zweifel. Jetzt fragst du dich bestimmt, warum ich nie die Seiten gewechselt habe. Ich habe oft darüber nachgedacht… aber meine Angst war einfach zu groß. Und ich wusste auch, dass meine Familie mir nicht folgen würde. Und ganz egal, was sie für schlechte Menschen sein mögen, ich habe sie sehr geliebt und tue das auch noch. Ich konnte mich einfach nicht gegen sie wenden. Hättest du die Menschen, die du liebst einfach verraten können, wenn das bedeutet hätte, dass ihr Feinde auf Leben und Tod werdet? Ich hatte gar nicht mal so große Angst zu sterben. Ich hatte Angst ein ausgebrannter Fleck auch dem Teppich zu werden.“

So hatte Harry das Ganze noch nie gesehen. Aber konnte er das wirklich als Entschuldigung akzeptieren?

„Denkst du dir das jetzt im Nachhinein so aus Malfoy oder ist es wirklich so?“, fragte Ginny, die an der Küchenzeile lehnte. „Bist du dir sicher, dass du das nicht nur sagst um deine Schuld weniger schlimm erscheinen zu lassen?“

„Sehr sicher. Ich will meine Taten damit ja auch nicht entschuldigen. Ich will sie nur erklären. In der Hoffnung, dass mit mittlerweile so was wie ein Rückgrat gewachsen ist.“

Er lachte hohl auf, was Harry aus unerfindlichen Gründen einen leichten Stich ins Herz versetzte.

„Ich kann leider nicht von mir behaupten so tapfer oder klug wie Severus gewesen zu sein.“

„Es tut mir heute noch Leid, dass ich ihn so verurteil habe…“

„Hätte ich an deiner Stelle vermutlich auch. So ist das halt. Häufig lernt man die wahre Natur eines Menschen erst dann kennen, wenn es zu spät ist. Manchmal auch die eigene. Mir ist das alles erst wirklich bewusst geworden als ich halb verblutend auf dem Boden lag.“

Er warf Harry einen vielsagenden Blick zu. Nur allzugut erinnerte er sich daran, wie er den Sectumsempra auf Malfoy abgefeuert hatte.

„Erst da ist mir klar geworden, wie ich zu all dem stehe. Und dass ich trotzdem alles tun würde um bei meiner Familie zu bleiben, auch wenn das bedeuten würde, dass ich meine Seele verliere.“

„Sicher, dass du nicht einfach nur nicht sterben wolltest?“, fragte Ginny.

„In dem Moment dachte ich, ich müsste es. Es war nicht so schlimm, wie ich dachte. Ginny, der Gedanke, dass deine Seele zerstört wird ist viel schlimmer.“

Harry wusste, dass es recht hatte. Als er damals für kurze Zeit tot gewesen war, war das in Ordnung gewesen. Er würde auch jetzt noch jederzeit für diejenigen sterben, die er liebte. Das, was ihm heute noch Albträume bereitete waren die Momente in denen er Voldemort in sich gespürt hatte. Die Momente in denen er einen Hass in sich gespürt hatte, der ihn von ihnen zu verbrennen drohte. Die Momente in denen er Menschen weh tun wollte, die er eigentlich liebte. Die Momente in denen es sich anfühlte als würde jegliches Mitleid und all die Liebe, die er hatte, verkümmern und absterben. Eine zerstörte Seele war eine größere Strafe als der Tod.

„Ich glaube ich kann ganz gut verstehen, was er meint.“, sagte Harry zu Ginny ohne näher darauf einzugehen. Das war auch nicht nötig. Ihre Augen waren geweitet und ihr Mund etwas geöffnet, so überrascht war sie, dass er Partei für Malfoy ergriff. Dieser sah ihn ebenfalls mit einer Mischung aus Überraschung, Argwohn und etwas anderem, das Harry nicht einordnen konnte, an.

„Vielleicht ist das auch nicht unbedingt das beste Thema vorm Essen…“, sagte Ginny langsam und goss sich ein Glas Wasser ein.

„Denke ich auch.“, pflichtete Malfoy ihr bei. „Aber eine Sache würde mich noch interessieren: Was genau arbeitest du eigentlich im Ministerium, Potter? Ich kann mir denken, warum du dich dagegen entschieden hast Auror zu werden, aber mir fällt partout keine Tätigkeit im Ministerium ein, bei der ich mir dich vorstellen kann.“

Harry grinste ihn schief an.

„Ich hatte auch erst überlegt Fluchbrecher oder sowas in der Art zu werden. Sowas in der Art mache ich jetzt auch: Ich entzaubere verfluchte Gegenstände, die die Auroren mitbringen und versuche herauszufinden welche Geschichte hinter diesen Gegenständen steckt.“

„Hört sich gar nicht mal so übel an. Aber ein bisschen ruhig oder?“

„Ruhe ist mir eigentlich ganz lieb. Ich gehe noch regelmäßig mit Ron und den anderen Quidditch spielen wenn ich ein wenig Action will.“

„Wie waghalsig! Schade, dass die letzten Turniere ausgefallen sind. Ich spiele zwischendurch auch immer noch, aber bei weitem nicht so oft wie in der Schule. Wenn man erst mal arbeitet kommt man einfach zu nichts mehr.“

„Vor allem, wenn man die so genannten flexiblen Arbeitszeiten hat…“

„Ja. Die könnten einem auch vorher sagen, dass das nichts anderes bedeutet als sein Privatleben an eine Firma zu verkaufen.“

„Hast du denn noch Kontakt zu deinen alten…Freunden?“

„Kaum. Als ich mich entschieden habe eine Zeit lang nach Irland zu gehen ist außer Blaise keiner übrig geblieben. Man soll es nicht glauben, aber der Mann ist absolut häuslich geworden. Er hat im Urlaub seinen jetzigen Lebensgefährten kennengelernt und hat seitdem auch nichts mehr mit den Todessern zu tun.“

„Zabini ist schwul?!“

Fast hätte Harry sich an seinem Tee verschluckt. Der Blaise Zabini? Malfoy zuckte gelassen die Schultern.

„Ich nehme an er ist da unentschieden. Aber Brian hat ziemlich guten Einfluss auf ihn also hoffe ich, dass es lange hält. Solange er nicht anfängt rosa Tischdeckchen überall zu verteilen soll es mir auch egal sein.“

„Das hätte ich wirklich nicht erwartet.“

„Ich auch nicht, glaub mir. Was Crabbe und Goyle zurzeit machen weiß ich gar nicht… ist mir eigentlich auch egal. Schon erstaunlich wie ich so viele Jahre mit den beiden verbringen konnte nur um dann später festzustellen, dass sie mir eigentlich ziemlich egal sind. Aber was soll‘s.“

Malfoy stellte die Tasse ab und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

„Schätze mal du hast dir deine Freunde besser ausgesucht.“

„Ja, auf die ist Verlass. Wobei ich auch nicht mehr mit jedem Kontakt habe.“

„Reicht ja, wenn du mit denen Kontakt hältst, die auch noch hinter dir standen, als alle anderen mal wieder dem Tagespropheten geglaubt haben.“

„Was ja oft genug der Fall war…“

„Die Presse liebt dich, Goldjunge.“

„Mittlerweile nicht mehr.“

„Du stellst ja auch nichts spannendes mehr an.“

„Warte nur bis die ersten Paparazzo dich hier sehen.“, sagte Harry scherzhaft.

Er glaubte nicht wirklich daran, dass es irgendwen interessieren würde. Aber dennoch hatte er festgestellt, dass gelegentlich Reporter des Tagespropheten in die Nähe ihres Hauses kamen. Man wusste ja nie. Über die Geburt seiner Kinder war jedes Mal großes Tamtam gemacht worden und der ein oder andere hoffte bestimmt noch eine Sensationsneuigkeit aus dem Hause Potter aufzuschnappen.

„Soweit kommt’s noch…“

Bevor sie ihre Unterhaltung fortsetzen konnten klingelte es an der Tür. Harry atmete tief durch. Das würde spannend werden.

„Ich mach auf.“, sagte Ginny und verließ schnell die Küche.

„Ist sie jetzt angepisst?“, fragte Malfoy.

Harry zuckte mit den Schultern.

„Das weiß man immer erst später.“

„Tja. Tut mir herzlich Leid wenn du heute Abend nicht zum Schuss kommst. Aber ganz so gut bin ich im Klappe halten dann wohl doch nicht.“

Er zwinkerte Harry schalkhaft zu, was ihn nur noch verblüffter dasitzen lies als er es durch die Äußerung ohnehin war. Seit wann war Malfoy so versaut? Vorne an der Tür begrüßten sich Ginny, Hermine und Ron.

„Solltest du nicht auch hingehen?“

„Die kommen schon früh genug…“

„Muffensausen?“

„Ein wenig.“

„Wo sind die Kinder?“, klang es von der Tür.

„Im Garten glaube ich. Harry und Malfoy sind in der Küche.“

Just öffnete sich die Tür, die Ginny vorher hinter sich geschlossen hatte und Ron und Hermine standen im Türrahmen. Es war lange her, dass Harry Ron derart angesäuert gesehen hatte.

„Hallo Harry, hallo Frettchen.“, presste er zwischen den Zähnen hervor.

„Tag, Weasley. Heute gibt es zum Essen leider keine Schnecken. Hoffe es behagt dir trotzdem.“

Den hatte Ron sich verdient, fand Harry.

„Ron, bitte.“, unterbrach Hermine ihren Mann bevor dieser die Situation weiter verschlimmern konnte.

„Hallo Malfoy…“, auch sie wirkte distanziert, aber wohl eher weil sie nervös war. Zumindest konnte Harry auch jede Menge Neugier in ihren Augen entdecken als sie den Blonden musterte. Zu Harrys großer Überraschung stand Malfoy sogar von seinem Stuhl auf und reichte Hermine höflich die Hand.

„Hallo Granger.“

Verblüfft nahm Hermine seine Hand an und blickte nach oben. Malfoy war ein gutes Stück größer als sie. Wurde sie da etwa etwas rot?

„Hermine.“

„Dann eben Hermine.“

„Nimm deine Flossen da weg, Mann.“, patze Ron.

Malfoy ließ Hermines Hand los und betrachtete Ron mit einer hochgezogenen Augenbraue. Ja, diesen Malfoyblick hatte er ebenfalls nicht verlernt. Harry fiel auf, dass Ron und Malfoy mittlerweile gleich groß waren. Wann war denn der Blonde so gewachsen?

„Was ist dein Problem, Wiesel? Kannst du dich nicht einmal wie ein erwachsener Mann verhalten?“

„Ich glaube nicht, dass du dich sonderlich verändert hast, das ist alles.“

„Dann macht es natürlich Sinn es gar nicht erst abzuwarten. Mein Fehler.“

„Wie wäre es, wenn ihr euch schon mal ins Wohnzimmer begebt, während Ron und ich den Tisch decken.“

Das war keine Frage von Ginny, sondern eine klare Vorgabe, die auch keinen Protest ihres Bruders duldete. Malfoy schüttelte amüsiert den Kopf und verließ als erster die Küche. Hermine und Harry folgten ihm mit einem kleinen Abstand.

„Ich sag es ja nur ungern, aber: Herr Gott, er sieht gut aus.“, stellte Hermine flüsternd fest.

Harry schnaubte.

„Du bist schon die zweite Frau, die das heute sagt!“

Malfoy stand im Wohnzimmer vor der Terassentür und sah den Kindern beim Spielen zu. Da es im Wohnzimmer ziemlich warm war hatte er sein Jackett über einen der Stühle gehängt. Darunter trug er erstaunlicherweise kein Hemd sondern nur ein einfaches schwarzes T-Shirt. Harry glaubte ihm kein Wort, dass er nur noch gelegentlich Quidditch spielte. Wenn das stimmte, hatte er sich einen anderen Sport gesucht. Seine Figur glich der eines Schwimmers, relativ breite Schultern bei einer schmaleren Hüfte und langen Beinen. Harry war überrascht, dass ihm auffiel, dass Malfoy schöne Schulterblätter hatte. Wenn er so darüber nachdachte hatte er zum Beispiel keine Ahnung wie die von Ron aussahen. Warum auch?

„Ich nehme an dass Scorpius nach der Scheidung bei mir bleiben wird. Trotzdem ist es in der letzten Woche der Ferien immer kritisch. Meinst du, er könnte öfter zu Besuch kommen?“

Jetzt schaute auch Harry den Kindern zu. Sie lachten und schienen sich prächtig zu amüsieren. Sie hatten sich die Besen aus dem Schuppen geholt und spielten ein provisorisches Match im Garten. Scorpius war einer von ihnen.

„Ich denke James würde mir den Kopf abreißen, wenn nicht.“

Hermine stellte sich zu den beiden Männern an die Glasscheibe.

„Sogar meine kommen mit deinem Sohn klar… das hätte ich nicht unbedingt erwartet. Ron hat ziemlich viel rumgestänkert in letzter Zeit.“

„Zum einen ist Scorpius umgänglicher als ich und zum anderen, weiß ich aus eigener Erfahrung, dass Kinder ihre Väter selten erst nehmen wenn sie mit hochrotem Kopf rumstänkern.“

„Stänkerst du auch oft oder was?“

„Nur wenn Victoria anwesend ist.“

„Deine Frau?“

„Exfrau. Bald.“

Hermine schien den Wink verstanden zu haben und ging nicht weiter auf das Thema ein.

„Ich kann kaum glauben, dass ihr beide wirklich eure ersten richtigen Beziehungen geheiratet habt.“

„Wieso?“

„Naja, wolltet ihr euch nie die Hörner abstoßen oder so? Bevor ich geheiratet habe, habe ich es noch richtig krachen lassen.“

Hermine räusperte sich verschämt. Harry war mittlerweile nicht mehr überrascht.

„Wenn man weiß, dass es Liebe ist, ist das einfach nicht nötig.“, antwortete sie dann.

„Na dann: Glückwünsch.“

Es klang ein bisschen sarkastisch. Vermutlich stand Malfoy dem Gedanken der ewigen Liebe eher ablehnend gegenüber. Aber was sonst konnte man von einem Mann erwarten, der sich gerade scheiden ließ? Bestimmt war er auch ein bisschen verbittert. Wieder bedauerte Harry Malfoy dafür, dass er seinen Frieden wohl noch immer nicht komplett gemacht hatte. Harry öffnete die Tür zum Garten und rief: „Kommt rein, das Essen ist so gut wie fertig.“

Die Kinder ließen sich in ihrem Spiel nicht beirren.

„Das letzte Tor muss noch geschossen werden.“, stellte Malfoy fest. „Habt ihr eigentlich auch einen Schnatz da?“

„Ja, aber die Kinder dürfen ihn nicht benutzen. Es ist der, den Dumbledore mir gegeben hat und ich habe Angst, sie könnten ihn verlieren.“

„Berechtigt.“

„Wieso fragst du?“

Malfoy grinste ihn schief an.

„Ich wette ich würde ihn vor dir fangen.“

„Tse. Denkst du. Das hast du auch früher auch nie geschafft und da hast du geschummelt!“

„Ich bin besser geworden.“

„Wusste ich doch, dass du öfter spielst!“

„Wieso? Tue ich nicht. Aber meine Beobachtungsfähigkeit und meine Reaktionen sind trotzdem besser geworden.“

„Ich glaube dir nicht, Malfoy. Ich kann mir kaum vorstellen, dass du das Fair-Play für dich entdeckt hast.“

„Challenge accepted. Beim nächsten Mal bringe ich meinen mit.“

„Das kannst du haben!“

„Angst, Potter?“

„Hättest du wohl gerne!“

Harry musste lachen, als er ihre Worte von früher wiedererkannte. Wie weniger gezwungen es jetzt war, auch wenn er fühlte wie die alte Rivalität kurz wieder aufgeflammt war. Aber auf eine angenehme Weise. Eine fordernde. Er würde mit Sicherheit nicht gegen seinen Erzfeind aus Schultagen verlieren! Es war aufregend die alte Zeit noch einmal ganz anders aufleben zu lassen. Es war erstaunlich wie schnell er sich an die Veränderung des Blonden gewöhnt hatte. Wie hieß es? Zeit heilt alle Wunden. Das galt zwar bei weitem nicht für jede, wie Harry aus eigner schmerzlicher Erfahrung wusste, aber für einige war diese Binsenweisheit wohl doch gültig. Er bemerkte wie Hermines misstrauischer Blick auf ihnen ruhte.

„Alles Okay, bei dir, Malfoy?“, fragte sie.

Bevor er antworten konnte stiefelte Ron mit Ginny im Schlepptau ins Wohnzimmer und stellte diverse Teller und Besteck auf dem Tisch ab. Ginny brachte die ersten Schüsseln mit Essen und schnitt eine Grimasse in Rons Richtung als dieser gerade nicht hinsah.

Draußen räumten die Kinder die Besen wieder in die Hütte und begaben sich in Richtung Wohnzimmer.

„Wascht euch die Hände und zieht euch was Sauberes an. Ihr seht unglaublich aus!“, beschwerte sich Ginny. James verdrehte die Augen, folgte aber der Anweisung seiner Mutter.

„Guten Tag Mrs Weasley.“, sagte Scorpius höflich und folgte dann schnell seinem Freund.

„Er sieht netter aus als du.“, sagte sie zu Malfoy.

„Liegt daran, dass er auch netter ist.“, antwortete Malfoy nonchalant. „Ich glaube einige meiner Angestellten würden sich freuen, wenn ich ein wenig mehr wie er wäre.“

„Schlimmer Boss?“, fragte Hermine.

„Albtraumhaft. Ich bin nach wie vor ein Sadist und habe gerne Leute auf dem Kieker. Nur dass die jetzt regelmäßig wechseln. Je nach Tagesverfassung.“

Beruhigend, dass es durchaus noch unsympathische Züge an ihm gab.

„Sollte man als Boss nicht seine Launen aus der Arbeit raushalten?“, fragte Hermine schnippisch.

„Wozu wird man dann Boss? Immer noch die gute alte Arbeitsrechtlerin, was? Nein, im Ernst. Niemand kann immer gut gelaunt sein. Und ich habe meiner Meinung nach schon genug an meinem Charakter gearbeitet. Mal ganz abgesehen davon, dass mir wenigstens keiner meiner Leute auf der Nase herumtanzt.“

„Darüber kann man wohl unterschiedlicher Meinung sein.“

„Leg mal deine rosarote Brille ab. Ernsthaft.“

„Leute! Ich habe Arbeit genug mit Ron. Fangt ihr nicht auch noch an!“, mischte sich Ginny mit blitzenden Augen ein.

„Jawohl, Mam!“

„Verarsch mich nicht, Malfoy.“

„Nie im Leben.“

„Ach du kannst mich!“

„Wo und wann?“

„Sprich das mit Harry ab.“

„Nichts da. Sie bleibt meine Frau.“

„Kannst sie behalten Mann. Mit Weibern die eine eigene Meinung und ein Gehirn haben bin ich erst mal durch.“

Harry konnte nicht anders als darüber zu grinsen.

„Ich ziehe da einfach mal ein Kompliment für mich heraus und verzeihe dir.“, sagte Ginny bevor sie wieder zu Ron in die Küche verschwand.

„Deine Ex hat also Gehirn und eine eigene Meinung?“

„Das muss ich ihr leider lassen. Sonst hätte ich sie gar nicht erst geheiratet. In letzter Zeit stelle ich jedoch fest, dass mir Sekretärinnen mit Vaterkomplex mehr liegen. Wenn sie nicht für mich arbeiten, natürlich.“

„Scherz?“

„Nein.“

„Du bist eklig Malfoy. Frauen sind doch kein Stück Fleisch.“

„Darüber, Hermine, würde ich gerne nochmal diskutieren, wenn keine Minderjährigen im Hause sind.“

„Steckst du grad in der Midlifecrisis oder was?“

„Nein, in einer Scheidung. Und Männer werden selten erwachsen.“

„Ich gebe auf.“

„Besser so, Liebes.“

Harry konnte sich gerade lebhaft vorstellen wie Malfoy den Sekretärinnen seiner Kollegen den Kopf verdrehte. Oder auch einfach nur einer jungen Frau in irgendeiner Bar. Einen gewissen Charme hatte er, das musste man ihm lassen. Und für einen Mann Mitte dreißig hatte er noch einen wirklich akzeptablen Körperbau.

Als Ginny und Ron mit dem Decken des Tisches fertig waren und sich auch sämtliche Kinder an dem großen Tisch eingefunden hatten begannen sie zu essen.

Am Anfang waren es ausschließlich die Kinder, die für die Unterhaltung sorgten. Ron beobachtete misstrauisch den Umgang den Rose und Hugo mit Scorpius pflegten, konnte aber keine Verfehlung auf Seiten des Blonden Jungen ausmachen.

„Sag mal, Dad, James und ich haben uns da was überlegt.“, begann Scorpius plötzlich.

„Das klingt schon nicht gut.“

„Doch, alles halb so wild. Du kennst doch die Band, die ich so gerne höre.“

„Leider Gottes, ja.“

„Dad! Also die spielen bald in Wales und wir würden da gerne hin. Es ist an einem Sonntag, da hast du doch meistens frei… wenn Ginny und Harry James erlauben würden mitzukommen… und vielleicht auch Toddy… dann könnten wir doch bestimmt alle bei uns schlafen, oder?“

Harry sah sich direkt dem gekonnten Hundeblick seines älteren Sohnes ausgeliefert während Scorpius seinen Vater ganz geschäftsmäßig taxierte.

„Muss ich da mit?“, fragte Malfoy.

„Ja, Einlass ist unter 16 nur in Begleitung Erwachsener. Aber du solltest bedenken, dass ich ein traumatisiertes Scheidungskind bin. Und es ist allgemein bekannt, dass Eltern in und nach einer Scheidung sehr darum bestrebt sind ihren Kindern etwas Gutes zu tun, weil sie ein schlechtes Gewissen haben…“

„Dir geht es wohl ein bisschen zu gut hier. Ich hab überhaupt kein schlechtes Gewissen deine Mutter aus dem Haus zu werfen. Aber meinetwegen, gib mir das Datum und ich sehe zu, dass ich an dem Tag fei habe.“

„Muuuuuum? Daaaaaaad?“

„Da hast du dir ja einen ganz herrlichen Moment ausgesucht, James.“, seufzte Ginny.

Harry konnte sich schon denken, auf wessen Mist das gewachsen war. Es steckte eben doch eine gute Portion Malfoy in Scorpius.

„Bitte!“

„Wollt ihr eure Kinder echt diesem Typ ausliefern?“, platzte es aus Ron heraus.

„Hey! Urteil du nicht über die Vaterqualitäten meines Vaters!“ mit seiner Gabel deutete Scorpius auf Ron und sah ihn wütend an.

„Ein so guter Vater kann er ja nicht sein, wenn er dich über die Ferien abschiebt!“

„Zwing mich nicht, dich wieder Schnecken spucken zu lassen, Weasley!“

Malfoys Augen hatten ebenfalls einen beunruhigenden Ausdruck angenommen. Harry befürchtete, dass sich hier eine Situation zusammenbraute, die nicht wieder in geregelte Bahnen zu lenken war.

„Mein Vater macht seinen Job ziemlich gut. Ich hab mich selber dazu entschieden hier her zukommen, damit er mehr Zeit hat sich um die Arbeit und den Papierkram zu kümmern. Er tut alles, was er kann. Und ich lasse definitiv nicht zu, dass ein bornierter, ignoranter, kognitiv eingeschränkter Idiot wie Sie das in Frage stellt!“

Gesprochen wie ein wahrer Malfoy, dachte Harry. Ron starrte den Jungen sprachlos an. Hugo und Rose schienen nicht zu wissen wessen Partei sie ergreifen sollten.

„Da hast du es, Weasley. Ich möchte mal gerne wissen, was du in so einer Situation machen würdest. Du kannst mir einiges vorwerfen, vieles davon auch mit Recht. Aber eines nicht: Behaupte nie wieder ich sei ein schlechter Vater.“

„Sonst was?!“, fragte Ron provozierend.

Langsam stand Malfoy von seinem Stuhl auf und stütze sich auf der Tischplatte ab, so dass er sich zu Ron herunterbeugen konnte. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast. Harry lief es beim Anblick von Mafloys hartem Gesichtsausdruck kalt den Rücken herunter. War die Temperatur hier gerade gesunken?

„Dann, Weasley, wirst du es bereuen.“

„Bitte! Mehr hast du nicht drauf? Ich bin Auror!“

„Super. Ich brauche nicht mal einen verdammten Zauberstab um die Sch-“

„Dad. Ich glaube er hat es verstanden.“

Die Stimme seines Sohnes schien Malfoy augenblicklich daran zu erinnern, dass er hier nicht mit Ron alleine war.

„Tut mir Leid. Das war vielleicht ein wenig unangemessen.“

Er fuhr sich mit der rechten Hand durch den Nacken und atmete einmal tief durch. Jetzt, wo Harry die Statur der Beiden verglich war er sich nicht sicher wer eine Konfrontation gewinnen würde. Malfoy war eigentlich immer der bessere Zauberer gewesen. Und er schien körperlich sehr fit zu sein. Ron allerdings hatte die Erfahrung eines Aurors und war etwas unzurechnungsfähig wenn sein Temperament erst mal überkochte. Malfoy griff sich sein Jackett und zog es wieder über.

„Ich wird mal draußen einen kleinen Spaziergang machen.“

„Kommst du wieder rein?“

Harry wusste selbst nicht, wieso er diese Frage stellte.

„Ja, ich denke schon.“

„Ich komme mit.“

Scorpius hatte sich ebenfalls erhoben.

„Das Essen schmeckt echt gut, Ginny. Kann ich mir später noch etwas warm machen?“, fragte Scorpius.

„Sicher. Kein Problem.“

„Ja, geschmeckt hat es wirklich.“

Malfoy schien noch etwas hinzufügen zu wollen, besann sich aber eines besseren und verließ stattdessen wortlos das Wohnzimmer. Sein Gang wär härter, wütender. Es schien ziemlich in ihm zu brodeln.

„Na klasse.“, murmelte Scorpius und beeilte sich hinterher zu kommen.

„War das wirklich notwendig Ron?“, fragte Hermine als die Tür ins Schloss gefallen war.

„Was denn? Ich habe nur eine vollkommen berechtigte Frage gestellt. Ich würde unsere Kinder nie irgendwo hin abschieben!“

„Er wollte Scorpius aus der Schusslinie holen.“, verteidigte Harry Malfoy.

„Pah! Sagt er. Der will einfach nur ein bisschen High-Life feiern.“

„Warum will er dann den Jungen bei sich behalten, statt ihn zu seiner Mutter zu schicken?“

„Was weiß ich? Irgendwas wird er wohl davon haben.“

„Hat er nicht.“

Dieses Mal war es James, der sich einmischte.

„Weißt du Ron, ich kann ja echt verstehen, dass du was gegen seinen Vater hast, nach all dem, was Dad und du so über eure Schulzeit erzählt habt. Aber nach dem, was Scorpius so erzählt tut Mr. Malfoy wirklich alles was er kann. Er versucht all die Angelegenheiten so schnell wie möglich zu klären, damit Scorpius demnächst wieder in Ruhe zuhause wohnen kann. Und zwischen ihm und seiner Mutter geht es wohl wirklich ziemlich heftig her. Es war einfach nicht richtig ihn darauf anzusprechen. Ich glaube du hättest alles andere sagen können, aber nicht das. Überleg mal wie du das finden würdest hätte er dir unterstellt du würdest dich nicht um Rose und Hugo kümmern.“

„Da hat er Recht, Ron.“, sagte jetzt auch Ginny. „Ich finde ja auch, dass Malfoy noch etwas von dem Arschloch hat, das er früher war. Auch wenn er sich verändert hat. Aber das ändert nichts daran, dass er versucht es dem Jungen so leicht wie möglich zu machen.“

„Wollt ihr mich eigentlich verarschen?“

„Jetzt fühl dich nicht gleich so verraten, Schatz.“, versuchte Hermine ihren Mann zu beruhigen. „Es ist ja nicht so, dass ich dich nicht verstehen könnte. Aber man zieht einfach die Kinder nicht mit in so eine Fehde rein. Vor allem dann nicht, wenn sie mit am Tisch sitzen.“

Ron schwieg und schaufelte das Essen in großen Portionen in sich hinein. Der Rest der Mahlzeit verlief schweigend. James und die anderen standen früh vom Tisch auf und verzogen sich nach oben. Harry war sich nicht sicher, was er von diesem Tag halten sollte. War es richtig, dass er ständig Partei für Malfoy ergriff? Ein wenig konnte er ja verstehen, dass Ron sich deswegen verraten fühlte. Für den Rothaarigen war es einfach viel schwieriger zu verzeihen. Er hätte es einfach nie zu diesem Essen kommen lassen dürfen. Anderseits hatte er auch nicht erwartet, dass Ron so unter die Gürtellinie gehen würde und das Malfoy sich dann so wenig unter Kontrolle haben würde. Vor allem hätte er nicht erwartet, dass der Blonde dabei so bedrohlich wirken konnte. Wie weit würde er gehen, um das Gegenteil zu beweisen?

„Wir holen dann wohl auch besser die Kinder und fahren erst mal. Morgen wollten die Kinder sich ja wieder treffen. Das geht doch klar, oder?“, fragte Hermine, die sich sichtlich unwohl zu fühlen schien.

„Klar, warum denn nicht? Sicher, die Sache heute war sehr ärgerlich. Aber es ist jetzt halt passiert. Die Kinder haben ja keinen Streit, oder?“, antworte Harry mit einem Lächeln.

„Sie schienen sich gut zu verstehen.“, gab Ron widerwillig zu.

„Dann bringt sie einfach morgen wieder vorbei. Und bleibt doch zum Abendessen. Nur wir, okay?“

Rons Miene hellte sich ein wenig auf, als er Begriff, dass Harry ihm schon verziehen hatte.

„Ja, gerne. Bis morgen dann. Ich hol nur schnell die Beiden von oben.“

Er verschwand nach oben und ließ die drei alleine im Wohnzimmer zurück.

„Tut mir Leid, dass das so blöd gelaufen ist.“

„Ist doch jetzt auch egal.“, sagte Ginny.

„Willst du es James eigentlich erlauben?“, fragte Harry

„Was?“

„Das Konzert.“

„Ach so. Ich weiß nicht. Wenn es bei den Malfoys gerade so stressig ist, weiß ich nicht, ob das eine so gute Idee ist. Was, wenn seine Ex da aufläuft und es Streit gibt?“

„Und wenn ich auch einfach mitfahre? Ich wollte schon immer mal gerne nach Wales und es wird auch mal wieder Zeit, dass ich was mit dem Jungen mache. Mit Severus gehe ich oft irgendwo hin aber James ist mir in letzter Zeit etwas aus den Händen geglitten.“

„Er ist 15…“

„Umso besser, wenn er seinen alten Herrn mal wieder dabei haben wollen würde.“

„Ich weiß nicht. Lass uns heute Abend noch einmal darüber reden…“

„Du würdest wirklich ein halbes Wochenende mit Draco Malfoy verbringen?“, fragte Hermine und beobachtete ihn misstrauisch.

„Wir bringen alle Opfer.“

Harry fühlte sich bei dieser Antwort unbehaglich. Weil er wusste, dass er log. Irgendetwas in ihm wollte ein bisschen Zeit mit dem anderen Mann verbringen. Da waren noch so viele Fragen, die er hatte, so viel über das er reden wollte. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass er auf eine Art mit Malfoy verbunden war, die die anderen nicht verstehen konnten. Das war ihm bei ihren letzten beiden Gesprächen über den Krieg klar geworden. Malfoy wusste wie es war um seine Seele zu bangen. Er konnte Harry mit Sicherheit in Punkten verstehen über die er nicht einmal mit Ginny sprach. Und Harry wusste, dass er es einfach erzählen konnte. Gerade deswegen, weil sie keine engen Freunde waren, sich aber doch sehr eng kannten. Den Feind kannte man manchmal besser als die Freunde. Nicht, dass er großartig Ahnung von Malfoys Innenleben oder seiner Familie hatte, aber er konnte die Körpersprache des anderen Mannes lesen wie ein Buch. Und das, was sie ihm zurzeit sagte war, dass Malfoy keinen Groll gegen ihn hegte, dass er genauso neugierig war wie Harry. Aber wem sollte er das anvertrauen?
 

Soo, das war es dann fürs erste. Das näcshte Kapitel ist schon in Arbeit



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  YuMorino
2012-02-14T19:31:30+00:00 14.02.2012 20:31
Hallo :)
das Kapi ist wirklich super.
<3
Draco ist wirklich einfach nur genial genau wie Scorpius :)
Und Harry ist auch wirklich cool
Ich bin schon gespannt und freue mich auf das nächste Kapi
LG
Yu
Von:  Kagomee16
2012-02-14T16:47:24+00:00 14.02.2012 17:47
eine nette ff^^
bin gespannt wie es weiter geht^^
mach weiter so^^

lg kagomee16
Von:  Ice_Angel_Kara
2012-02-13T17:27:16+00:00 13.02.2012 18:27
Schönes Kapi :D
Und auch eine gute FF
Bin gespannt wie es weiter geht ^^

LG
Von:  Saint
2012-02-13T15:06:27+00:00 13.02.2012 16:06
hi ich bin wirklich froh das es weiter geht. mir gefällt das kapi wirklich gut. Ron könnte man wirklich in den arsch treten so ein spasti!!! schreib schnell weiter!!!!!!!
Von: abgemeldet
2012-02-13T14:02:25+00:00 13.02.2012 15:02
Wow, das Kapitel oder eher die beiden vereinten Kapitel sind einfach nur super geschrieben.
Mir gefällt Draco immer mehr. XD
Das was Ron da gesagt hat, ist ja wirklich das allerletzte. Scheint wirklich so, als würde er nie erwachsen werden.

lg Mimiko


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