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Vampire Diarrhea [M.i.B.]

— was Vampire nicht tötet, ihren Ruf aber schon
von

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Am Rande des Wahnsinns

Ein finsterer Raum und ein surrender Projektor; ein greller Lichtstrahl und eine weiße Leinwand; ein dichter Müllteppich und ein fahler Geruch nach kalter Pizza und alkoholfreiem Bier:

Während in dieser herrlich depressiven Atmosphäre die Fernbedienung ihrem klebrigen Elend überlassen auf dem zugemüllten Kaffeetisch liegt, dudelt die esoterisch angehauchte Melodie der Badfic-Übersicht munter und unbeirrt in der Endlosschleife, sich ihrer Unangemessenheit in keinster Weise bewusst.

Ja, Elchs Arbeitsalltag sieht alles andere als rosig aus, seit er die ihm zugeteilten Badfics in der MSTing-Behörde als Einzelkämpfer bewältigen muss. Temporär, natürlich, bis Sissi und Colin wieder einsatzfähig sind. Was bleibt ihm, dem Meister der Demotivation, in dieser Situation also anderes übrig, als auf der Couch zu lümmeln — Füße in schmutzigen Socken auf dem Tisch, Arme und Kopf auf der Rückenlehne, Blick zur Decke, Gedanken irgendwo. Der elfte Tag ist das nun schon. Und man hat ihm gesagt, dass es bis zu drei Wochen dauern könnte, bis Sissi und Colin wieder genesen sind.

Was passiert ist? Ein Naruto/Harry Potter/Yu-Gi-Oh!-Crossover mit über 30 Kapiteln und Gastauftritten von Hannah Montana bis Tokio Hotel, das ist passiert. Dieser Hommage an „My Immortal“ ist es zu verdanken, dass Sissi literweise Blut gekotzt hat; Magengeschwüre so groß und zahlreich, dass es selbst die erfahrensten Ärzte in Erstaunen versetzt hat.

Colin dagegen hat erst bei ihrer Einlieferung — aus Sympathie könnte man meinen — die gleichen Symptome entwickelt und wird voraussichtlich ebenso lange die Dienste des Krankenhauspersonals in Anspruch nehmen wie Sissi. Wahrscheinlich planen die beiden schon ihre Hochzeit. Elch grunzt bei dem Gedanken.

Seit gut zwei Stunden hängt er schon so herum, inzwischen ist es früher Abend, und allmählich muss er seine Arbeit fortsetzen, wenn er nicht schon wieder hier auf der Couch pennen möchte. Mit einem gequälten Laut hebt er den Kopf, um sich die Übersicht nochmal anzusehen. Und wie schon zwei Stunden zuvor bleibt sein Blick auf dem Thema hängen, der die Badfic zugeordnet ist.

Sein Schicksal verfluchend schlägt Elch mit dem Hinterkopf gegen die Lehne und erstickt seinen Schrei der Verzweiflung mit einem Kissen. Eigentlich hat man ihm versichert, ihm während seiner Solonummer nur harmlose Kaliber zuzuteilen. Warum also? Warum ausgerechnet eine Badfic zu diesem gottverdammten ...!

In beständigem Takt trifft ein Fausthieb nach dem anderen auf das Kissen, das sich Elch ins Gesicht drückt. Auf diese Art beschäftigt, merkt er nicht, dass sich die Tür zu seiner persönlichen Kammer des Schreckens öffnet und jemand den Dimmschalter für die Deckenlampe voll aufdreht. Der Besucher, als er das Szenario ausreichend begutachtet hat, schließt leise die Tür hinter sich und schleicht hinter das Sofa.

„Falls du damit einen langsamen, schmerzhaften Tod bezweckst, ich kenne da ein paar stilvollere Varianten.“

Elch hält inne und zieht das Kissen weit genug aus seinem Gesicht, dass er aus einem Auge hervor schielen kann. Über ihn gebeugt steht ein Mann im weißen Kittel, schwarze Dreadlocks zu einem Zopf gebunden, eine Brille mit halbmondförmigen Gläsern auf der Nase und ein Spitzbart unter seinem teuflischen Grinsen. In einem perversen Kontrast dazu erzeugt das Licht von der Deckenlampe einen Heiligenschein um seinen Kopf.

„Mephisto, hau einfach ab und geh jemand anderem auf die Eier“, nuschelt Elch und vergräbt sein Gesicht wieder vollständig.

„Na, na. Jetzt hör schon auf zu schmollen“, tadelt Mephisto ihn mütterlich und packt das Kissen mit beiden Händen, um es dem protestierenden Häufchen Elend nach einem kurzen Ringkampf abzunehmen. Geblendet von der erbarmungslosen Helligkeit beugt sich Elch vornüber und reibt sich stöhnend die Augen.

„Ich bringe frohe Kunde!“ ruft Mephisto, balanciert zwischen den Müllhaufen hindurch um Sofa und Kaffeetisch herum und stellt sich mit ausgestreckten Armen vor die Leinwand, das Kissen noch in einer Hand. „Ab sofort bin ich Aushilfs-! MSTing-! Agent!“

Elch starrt ihn mit heruntergezogenen Augenlidern an. Mephisto dagegen wartet noch einen Moment auf seinen Applaus, der natürlich nicht einsetzt, und wirft dann in einer beiläufigen Bewegung das Kissen zurück auf das Sofa.

„Du verarschst mich doch.“ Elch packt die Fernbedienung und schaltet Mephistos Rampenlicht aus. „Wer bitte macht einen Pseudo-Therapeuten zu einem Aushilfs-Agenten? Nicht mal der Chef ist beknackt genug für die Idee!“

„Stimmt genau“, sagt Mephisto mit erhobenem Zeigefinger und seinem typisch diabolischen Grinsen. „Es war der gute Hubsi, der mir den Job angeboten hat.“

Elch fährt sich mit beiden Händen über das Gesicht. „Oh, verdammte Scheiße. Will der sich jetzt dafür rächen, dass ich mich über 'Desperate Housewives' lustig gemacht habe?“

„Das war ja auch nicht nett, Elch.“ Mephisto verschränkt die Arme. „Er hat schließlich viel Zeit und Geld in diese Serie investiert.“

„Jedes gottverdammte Staffelfinale kündigen die mit so was an wie 'ein Ereignis, das alles verändern wird'! Wie soll man da nicht lachen?!“

Mephisto zieht eine Augenbraue hoch. „Zu deiner Information, Hubsi hat mich wegen dieser Serie regelmäßig aufsuchen müssen, damit er nicht vom Dach springt. Jacqueline und Tanja übrigens auch. Und wenn ich mir deren Gejammer stundenlang anhören kann ohne eine blöde Bemerkung abzugeben, dann könntest du es dir als Ehrenmitglied der Jammerbrigade ruhig auch verkneifen.“ Mephisto atmet tief durch und schiebt seine Brille mit dem Mittelfinger zurecht, bevor er mit bissigem Ton ergänzt „Darf ich dich daran erinnern, was ich deinetwegen mitgemacht habe, als die Sache mit deiner Exfreundin eskaliert ist und du...“

„Okay, okay! Ist gut!“ bremst Elch ihn mit erhobenen Händen aus und lässt die Arme anschließend kraftlos auf seine Knie fallen. „Du bist jetzt also eine Aushilfe, schön für dich! Heißt das, du bist ab sofort für diesen Raum zuständig, bis die anderen zwei Idioten wieder auftauchen?“

Mephisto setzt einen unschuldigen Blick auf und faltet die Hände hinter dem Rücken, während er auf den Fußballen wippt. „Theoretisch, ja.“

„Und was genau heißt das?“ stöhnt Elch und stützt das Kinn in eine Hand.

„Das heißt“, beginnt Mephisto spielerisch, „dass ich nach eigener Einschätzung auch zu einem anderen Raum wechseln kann, wenn ich den Eindruck habe, dass du keine Unterstützung nötig hast.“ Das Böse in seinen dunklen Augen funkelt wie seine strahlend weißen Zähne, als er mit verführerischer Stimme hinzufügt „Hast du sie nötig?“

Elch schluckt und sieht beschämt in eine Ecke. Suggestiv lässt Mephisto seinen Blick über das Meer des Unrats wandern, über die Massen von leeren Pizzakartons, Plastikpackungen und Dosen, die diversen Essensreste auf gestapelten Tellern mit dem benutzten Besteck daneben. Schließlich fixiert er seine Augen auf Elchs verwahrloste Erscheinung. Fleckige Jeans, zerknautschtes Flanellhemd mit verschwitztem, grauem T-Shirt darunter, blutunterlaufene Augen und fettige, braune Strähnen, die unter seinem schwarzen Anglerhut — die sommerliche Variante — mit dem charakteristischen Elchgeweih hervorschauen.

„Ja, ich geb's zu“, seufzt Elch und zieht sich den Hut weiter ins Gesicht. „Ich könnte etwas Unterstützung gebrauchen, okay? Also, hilfst du mir jetzt oder nicht?“

Mephisto verschränkt die Arme und tippt ungeduldig mit einem Zeigefinger auf den Ärmel seines Kittels, das teuflische Grinsen so präsent wie zuvor. „Sag 'bitte'.“

„Alter, lass den Scheiß.“

Mephisto kniet sich auf ein Bein und hebt die Hände flehend zum Himmel. „Sag 'Bitte, oh großmütiger Meister Mephisto! Bitte erbarmt Euch diesem undankbaren, unwürdigen...“

„Ich geb dir 'ne Pizza aus.“

„Deal. Aber mit extra Peperoni.“ Mephisto richtet sich wieder auf und seufzt zufrieden. Anschließend streicht er über seinen Spitzbart und dreht sich dabei einmal im Kreis, um das Ausmaß der Verwahrlosung nochmal zu begutachten. „Zuerst sollten wir hier allerdings etwas saubermachen, ich bekomme ja allein vom Hinsehen schon die Krätze.“
 

Es ist angesichts Mephistos Erscheinung zwar ironisch, aber man kann es nicht anders sagen: Er ist ein wahrer Putzteufel. Eine Stunde intensiver Aufräum- und Scheuerarbeit später strahlt das Zimmer wieder in seinem einladenden Grün wie am ersten Tag.

Nach einer weiteren Stunde sind auch Küche und Badezimmer wieder bedenkenlos benutzbar, wobei es Mephisto ein Rätsel ist, wie letzteres innerhalb von knapp zwei Wochen so aussehen konnte wie nach einer Wodka-Tonic Party mit einer Horde 14-Jähriger.

Und man sollte es nicht für möglich halten, selbst Elch sieht nach einer gründlichen Dusche und einem Kleiderwechsel akzeptabel aus, als er das Badezimmer verlässt. Nur fühlt er sich leider nicht sehr wohl in Mephistos Reserveklamotten (man hat aus Sissis Fangirl-Anfall gelernt) und demonstriert daher seine Missbilligung mit seiner besten 'Auf's Maul?' Grimasse und einem vielsagenden Zupfen an dem geborgten Hemd — weinrote Seide, tief ausgeschnitten, und dazu enge, schwarze Jeans mit Ketten zwischen den vorderen und hinteren Taschen. Elch sieht aus wie ein Gigolo, minus Schmalzlocke und Halskettchen. Hätte er seinen Hut nicht auf, man würde ihn nicht wiedererkennen.

Mephisto gibt ihm von der Couch aus den Daumen hoch, während er sein letztes Stück Pizza kaut und sich höflich eine Hand vor den Mund hält. „Pfauberhaft, follteft du öfter anpfiehen!“

„Ich schwör dir, die werden deine Leiche nie finden“, presst Elch zwischen den Zähnen hervor und stampft in makellos weißen Socken in die Küche, um eine neue Ladung Getränke zu holen.

Vor sich hin grummelnd kaut Mephisto weiter und schluckt den Bissen runter. „Gern geschehen, du Pflaume, du! Es würde dir nicht wehtun, dich einmal zu bedanken!“

„Du kennst mich doch, ich zeige meine Dankbarkeit in Arschtritten und Morddrohungen!“ ruft Elch aus der Küche und taucht kurz darauf mit einem Arm voll Dosen wieder bei der Couch auf.

„Ich dachte, damit überspielst du Schamgefühle?“ fragt Mephisto über die Schulter weg, als er aufsteht, um den Dimmschalter so weit runter zu drehen, dass man gerade noch die eigene Hand vor Augen sehen kann.

„Arschtritte und Morddrohungen sind Universalausdrucksmittel, kann man für alles verwenden.“

Mit einer Dose alkoholfreiem Bier in der Hand und den Rest der Getränkeversorgung auf dem Tisch deponiert, greift Elch zur Fernbedienung und lässt sich auf das Sofa fallen. Auch Mephisto macht es sich wieder bequem und nimmt nach kurzem Zögern lieber eine Cola light, da er heute etwa zehn Liter Bier aus Teppich und Tapete schrubben durfte.

Elch räuspert sich. „Also, Herr Aushilfs-Agent.“ Mit einem Knopfdruck startet der Projektor erneut und das Logo des Herstellers erscheint auf der Leinwand. „Sind Sie bereit für Ihren ersten Einsatz?“

„Das hängt davon ab, mit welcher Themenzuordung wir hier arbeiten“, sagt Mephisto, als er seine Dose öffnet und an den Mund hebt. „Im Gegensatz zu anderen Leuten verbringe ich meine Freizeit nämlich nicht vor einem Bildschirm.“

Elch grinst. „Oh, hiermit wirst du keine Schwierigkeiten haben. Du dürftest sogar besser informiert sein als ich.“

„Aha, und was soll das sein?“

Ein tiefer Atemzug, um diesen Moment voll auszukosten, und Elch antwortet „Twilight.“

Mephisto schießt die Cola aus der Nase und er hustet heftig in seine Hand.

Elchs Grinsen wird noch breiter. „Deine Mutter hat dir doch sicher genug von der Reihe vorgeschwärmt, dass du dich konstruktiv dazu äußern kannst.“

Und zum ersten mal seit dem Beginn ihrer Freundschaft erkennt Elch eine Spur von Angst in Mephistos Augen, als die Übersicht eingeblendet wird.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Felitidae
2011-03-13T19:36:06+00:00 13.03.2011 20:36
Juhu, es geht weiter :D
Endlichendlichendlich ein neues MSTing von dir *__*

Fängt ja schon gut an, Sissi und Collin sind zwangsläufig im Krankenhaus und der arme Elch müsste die Arbeit alleine machen, wenn da nich Mephisto wäre (hach, meine beiden Lieblinge *__*)

„Pfauberhaft, follteft du öfter anpfiehen!“
„Ich schwör dir, die werden deine Leiche nie finden.“

xDD nur gut ^^

Bin saugespannt und freu mich, wenns bald weiter geht.
lg,
Frau Rebell
Von:  Adept94
2011-03-13T16:20:47+00:00 13.03.2011 17:20
ENDLICH!!!

Es geht weiter, wenn auch nur mit halber Besatzung. Aber es geht weiter =} hoff ich doch zumindest.

Elch scheint ohne Colins Sauberkeitswahn um sich herum zu nem wahrem Messi zu mutieren. Und er zeigt überraschend viel Einsatz O.o
Dr.Devil ist auch wieder dabei und darf die beiden Abwesenden vertreten, (ersetzen wird er sie nie!) und mit Elch ein bisschen modepüppchen spielen. Ich bin gespannt schon gespannt wie die beiden mit ner Badfic zu nem BadBook zurecht kommen :)

m.f.G.
Lamm


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