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Träume eines Siebenjährigen

Conan (Shinichi) X Heiji
von

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Zögern

Den ganzen Montag und auch Dienstag wartete Conan noch immer auf eine E-Mail von Heiji. Doch dieser wusste nicht wirklich wie er nun reagieren sollte. Es war ja auch nicht gerade einfach. Da bekam er eine Mail von Shinichi, nein, Conan, der ihm mehr als nur deutlich zeigte, dass er sich nun wohl als Kind fühlte, nicht mehr seinem wirklichen Alter entsprechend. Während Montag und Dienstag vorbeizogen war er recht aufgekratzt, hin und her gerissen zwischen der Zuneigung zu dem kleinen Jungen und der Freundschaft, die er doch eigentlich wollte. Er war kein Kind. Nicht für ihn.
 

Nachdenklich las er erneut die Mail. Inzwischen kannte er sie auswendig, so oft hatte er sie gelesen. Ein tiefes Seufzen entfuhr dem Jungen aus Osaka und er runzelte die Stirn. Was wenn Shinichi einfach nicht mehr herauskam? Was, wenn er wirklich in dieser Rolle feststeckte, die er spielen musste? Aber... was hatte dann die E-Mail zu bedeuten, dass er nicht Edogawa hieß? "Das macht alles keinen Sinn!", sagte er schon regelrecht verzweifelt und schmiss das Handy neben sich auf das Bett, auf dem er gerade lag. Er starrte an die Decke seines Zimmers, ehe seine Augen zum Kalender wanderten, der an der Wand hing. Mittwoch. Nicht mehr lange, dann wäre Sonntag. Und der Mittwoch war ja auch schon fast rum, wie er feststellte, nachdem er auch der Uhr Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Irgendwie musste er das regel. So konnte es nicht weitergehen. Aber er wollte ihm auch nicht zu nahe treten...
 

Also griff Heiji erneut nach seinem Handy. "Heiji-niichan", las er laut vor. Das war schon regelrecht niedlich. Immerhin hatte er keine Geschwister und wer wünschte sich denn nicht so angesprochen zu werden? Aber warum nannte er selbst ihn nicht Conan? Warum war es immer Edogawa? War das nicht etwas sehr distanziert für eine Freundschaft die sie beide führten? Er kannte zwar viele, die sich nach Jahren noch immer mit Nachnamen ansprachen, doch irgendwie war das doch seltsam für ein Kind? Bei gleichaltrigen war das ja was anderes. Natürlich. Das war es auch ,was ihn zurückhielt: Dasselbe Alter. Aber nun, da Conan ja wohl Conan war und nicht mehr Shinichi, so wirkte es ja zumindest, konnte er ihn doch mit Conan ansprechen, oder?

Noch einige Momente zögerte Heiji, ehe er begann eine E-Mail zu tippen.
 

Is es okay, wenn ich dich Conan nenne? Wir kennen uns doch schon sehr lang und sollts nich mehr sein als nur der Nachname? Immerhin nennst mich auch Heiji
 

Noch einmal überflog er seine Worte, ehe er die E-Mail abschickte. Die Antwort kam prompt.
 

Natürlich, Heiji-niichan!
 

Allein durch diese Worte konnte Heiji ja nicht ahnen, wie es Conan ging, der nach Erhalt der E-Mail begonnen hatte stumme Tränen zu vergießen. Er war wahnsinnig verletzt, hatte das Gefühl alles in ihm würde Stück für Stück zerrissen. Warum brachte er auch den Mut nicht auf etwas dagegen zu sagen? Doch er wusste die Antwort schon. Er würde alles ertragen. Alles, nur um bei Heiji zu sein. Bei ihm. In seiner Nähe. Egal wie er ihn nannte. Alles war besser, als ihn nicht zu sehen. Er würde es in Kauf nehmen.
 

Dennoch machte ihm der Gedanke daran, dass Heiji ihn nur als Kind sah wirklich zu schaffen. Unter Heijis E-Mail sah er Ais Namen und begann ihr nun zu schreiben, kopierte die E-Mail seines Freundes und schickte sie mit. Es dauerte beinahe eine halbe Stunde bis sie antwortete. Conan konnte ja nicht wissen, dass sie ihr Handy hatte liegen lassen, als sie kurz zum Einkaufen gegangen war. So schrieb er ihr nach zehn Minuten erneut die gleiche E-Mail. Vielleicht gab es irgendwelche Probleme im Funknetz und sie hatte sie nicht erhalten? Als dann nach der fünften gleich lautenden E-Mail endlich eine Antwort kam, atmete er erleichtert auf.
 

Hatte mein Handy nicht bei mir.

Erträgst du es?
 

Als er die Worte las, nickte er sich selbst zu. Natürlich würde er das.
 

Ja, für ihn!
 

Ai lachte auf. Meinte Conan das wirklich ernst? Für ihn? Für Heiji? Das war doch schwachsinn.
 

Nein, für dich. Weil du ihn brauchst. Nicht umgekehrt.
 

Das machte Conan nun doch etwas wütend, verletzte ihn noch mehr. Erst wollte er ihr patzig antworten, doch im nächsten Moment verflog dieser Gedanke. Je mehr er darüber nachdachte, desto eher sah er ein, dass sie sehr wohl Recht damit hatte.
 

Wie sollte ich auch nicht...? Ich...
 

Er zögerte, wusste nicht, ob er tatsächlich den Satz beenden sollte, doch überwand er die Angst vor dieser Aufrichtigkeit und tippte weiter, ehe er die E-Mail abschickte.
 

Wie sollte ich auch nicht...? Ich liebe ihn.
 

Ein trauriges Lächeln legte sich auf Ais Lippen, als sie diese Worte las. Es hatte ihn Überwindung gekostet. Das spürte sie. Aber das war ja auch in sich nur logisch. Tatsächlich zu solchen Gefühlen zu stehen war wohl das Schwerste. Für sie selbst wäre sowas ja sicher auch nicht einfach.
 

Ich bin immer da. Du kannst das nicht alleine, Kudou
 

Dass Ai ihn Kudou nannte, nicht Conan, entspannte den Jungen etwas, gab ihm die Sicherheit doch mehr zu sein, als ein kleiner Junge, den jeder in ihm sah. Zuvor hatte Heiji ihn auch als ebenbürtig angesehen, doch nun... Er hatte nur noch Ai. Gut, der Professor war natürlich ebenso aufgeklärt darüber, doch es war nunmal nicht dasselbe.
 

Und während Conan sich Ai anvertraute, hatte Heiji Kazuha bei sich. Zusammen saßen sie in einem Cafe. "Der kleine hat nun gesagt, ich soll ihn Conan nennen...", verdrehte er die Wahrheit ein wenig, wartete mit aufmerksamem Blick ab, wie Kazuha reagiere würde. Es war für das Mädchen nur allzu offensichtlich, dass sich Heiji nicht wirklich darüber freute, doch erklären konnte sie sich das nicht. "Und... was daran passt dir nich?", hakte es deshalb nach. Heiji hatte nicht geahnt, dass er es so deutlich zeigte. Natürlich konnte er ihm auch nicht die Wahreheit sagen. Er hatte doch Conan versprochen es für sich zu behalten und dieses Versprechen war wirklich wichtig. Abwartend musterte Kazuha ihn, hob eine Augenbraue. "Also?" Doch Heiji winkte nur ab, schüttelte den Kopf. Tief seufzte sie auf, stützte ihren Kopf auf ihre Hände. "Ich frag mich echt, was du an ihm findest... Er ist noch immer ein kleines Kind... kannst doch sonst nich mit Kleinen", hielt sie ihm abermals vor. Das machte sie immer, wenn Heiji sich zu sehr mit Conan beschäftigte. "Wir verstehn uns eben gut. Is doch nichts Schlechtes dran, oder?" Tief seufzte Kazuha auf, belässt es jedoch dabei. Weiter auf ihn einreden brachte doch sowieso nichts.
 

Nachdenklich sah sich Heiji in dem Cafe um, erblickte dann den Kalender, der neben der Kasse an der hellbraunen Wand hing. Sein Mund verzog sich zu einem etwas gezwungen wirkenden Lächeln. Sonntag. Nicht mehr lange und es war Sonntag. Der Sonntag, an dem Conan endlich ankam. Ja, Conan, nicht Shinichi. Er schob seine Kappe etwas mehr ins Gesicht. Es verletzte ihn, dass er nicht Shinichi bei sich haben würde, sondern Conan. Aber... den Hochschuldetektiv hatte er wohl schon lange verloren. Nun musste er sich mit Conan abfinden.
 

Unruhig wälze sich Heiji in dieser Nacht im Bett. Albträume plagten ihn, Ängste.

Langsam schlurften die beiden Hochschüler nebeneinander den Weg im Park entlang. "Heiji-niichan!", rief Shinichi jedoch und Heiji wandte sich zu ihm. Vor seinen Augen schrumpfte er zu Conan, stand dann in der viel zu großen Kleidung vor ihm. Die Ärmel seinem Hemdes hingen über seine Arme, der Kragen war auf einer Seite über seine Schulter nach unten gerutscht. Tränen sammelten sich in den Augen des kleinen Jungen und er begann zu weinen. Sofort kniete sich Heiji vor ihn und hob ihn auf die Arme, streichelte sanft seinen Rücken. "Shht.. nicht weinen, Conan-kun...", murmelte er beruhigend.
 

Zitternd erwachte Heiji aus seinem Traum. Auf der Seite liegend starrte er heftig atmend zum Fenster. Der Mond, der von draußen hereinstrahlte, erhellte sein Zimmer, ließ die Schweißperlen auf der Stirn des Jungen glitzern. Mit einer Hand wischte er sich übers Gesicht, versuchte sich zu beruhigen. Der Traum setzte ihm wirklich zu, verletzte ihn. Doch er konnte ja rein gar nichts an der ganzen Situation ändern. Er musste es so hinnehmen. Er würde Shinichi nicht bekommen, egal wie sehr er es sich wünschte. Er bekäme Conan. Conan, der, wie Kazuha sagte, ein Siebenjähriger Junge war, ein Kind, ein Grundschüler.

Der nächste Tag kam schneller als erwartet. Wenn auch nicht besonders gut, immerhin hatte er nochmal schlafen können. Doch nicht nur Heiji ging es so. Ebenso hatte Conan seine Probleme damit gehabt ruhig durchzuschlafen. Blässe und dunkle Ränder unter den großen, blauen Augen verrieten, dass er die Nacht wachgelegen hatte. Als Conan so unausgeschlafen in die Küche trat, in der Ran gerade das Frühstück vorbereitete, wandte sich diese um und erstarrte. "Am liebsten ürde ich dich hierbehalten, weißt du das? Aber du hast in letzter Zeit so oft gefehlt... und es sind doch bald Ferien. Ich will wenigstens, dass du noch die zwei Tage in die Schule gehst..." Sie beugte sich zu Conan runter und strich ihm durchs Haar. Unsicher sah der Junge auf. "Mir gehts gut, Ran-neechan. Wirklich." Ein leichtes Lächeln legte sich auf sein Gesicht, ehe er weitersprach, "mach dir keine Sorgen".
 

Etwas missmutig nickte Ran. Wie sollte sie sich keine Sorgen machen, so wie Conan aussah? Doch es blieb ihr wohl nichts anderes übrig. Dafür brachte sie ihn aber bis ans Schultor. Auf dem Heimweg hätte er ja dafür seine Freunde bei sich, die auf ihn aufpassten. Mit diesen machte er sich auch nach der Schule auf den Weg nach hause. Zu fünft liefen sie einige Zeit, bis dann nur noch Ai und Conan übrig waren. Sichtlich niedergeschlagen sah Conan nun zu Boden. Vor den anderen hatte er seine Gefühle nicht zeigen wollen, doch nun vor Ai war es in Ordnung.

"Ich hab dir gesagt du sollst das mit ihm klären.", meinte das Mädchen streng. "Wirklich. Es tut dir nicht gut, was du im Augenblick machst. Es ist nicht richtig so. Rede mit ihm darüber. Sag ihm, dass du kein Kind bist. Versuch es ihm klarzumachen. Egal wie. Du leidest doch darunter. Sei mal etwas egoistischer." "Ich kann nicht.", antwortete Conan nur. Mehr würde er dazu nicht mehr sagen. Das reichte aus. Er hatte zuviel Angst davor, dass Heiji ihn dann nicht mehr bei sich haben wollte, nicht Shinichi. Er wollte Conan.
 

"Abwarten... Zögern. Es kann vernichten, weißt du das?", erwiderte Ai kalt auf seine Worte. Ruckartig wandte sich Conan nun ab und machte sich auf den Heimweg. Als ob er das nicht selbst wusste. Er spürte es doch jede Sekunde mehr. Langsam zog er sein Handy heraus. 7.April stand auf dem Display. Ein Schaudern zog sich durch seinen Körper. War es denn nicht noch so lange hin gewesen? Warum waren es nun plötzlich nur noch drei Tage? Er kniff kurz die Augen zusammen, atmete tief durch, als er die Wohnungstür öffnete. Nach ein wenig Essen zog er sich in sein Zimmer zurück und legte sich auf seinen Futon, schloss die Augen. Er musste ein wenig Schlaf nachholen. So bekam er auch erst einmal die Mail nicht mit, die ihn erreichte.
 

Heiji hatte lange nachgedacht, ehe er sich entschieden hatte wieder eine E-Mail zu schreiben. Aber er hielt es für nötig. Kleine Kinder waren doch schnell anhänglich oder fühlten sich vernachlässigt. Zumindest war das seine Ansicht.
 

Hey, Conan-kun!

Ich freu mich echt drauf, wenn du endlich da bist. Dann unternehm wir ganz viel. Ich hab schon Pläne gemacht, was ich dir zeigen will. Kanns kaum mehr erwarten.
 

Gut, es war nicht ganz ehrlich. Er hatte noch keine Pläne gemacht. Aber was nicht war, konnte ja noch werden. So schickte er mit einem traurigen, bedrückten Lächeln die E-Mail ab, ehe er sich wieder dem Chaos in seinem Zimmer widmete.
 

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Und beginnend mit diesem Kapitel: Erklärung japanischer Worte.
 

-niichan: Bedeutet tatsächlich "großer Bruder". Wird als Anrede für vertraute, aber auch für fremde (junge) Männer benutzt.
 

-kun: Übliche Anrede für männliche Personen, die sich nicht ganz fremd sind.
 

-neechan: Bedeutet tatsächlich "große Schwester". Wird als Anrede für vertraute, aber auch für fremde (junge) Frauen benutzt.
 

Vielen Dank fürs lesen. Und natürlich auch für so viele Favoriten! ♥



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Shogikoneko
2014-04-21T20:56:20+00:00 21.04.2014 22:56
Hach ich liebe es wieviel Raum du der Geschichte lässt, dass sie sich in Ruhe entwickeln kann. Kein Überstürzen und trotzdem bleibt die FF einfach spannend, dass man Kapitel für Kapitel lesen will.

Conan dreht sich in ner Spirale immer tiefer nach unten und zieht Heiji richtig übel mit sich. Und trotzdem könnte man versuchen Conan hier zu beschwören: Ruf Heiji an! Aber das wäre ja viel zu einfach nee?XDDD
Gerade das macht mir im Moment einige Sorgen und ich frage mich, ob es noch irgendwie gut ausgehen wird...
Von:  eilatan89
2011-03-07T16:05:10+00:00 07.03.2011 17:05
ja hoffentlich klärt sich das noch zwischen den beiden, echt schönes Kapitel und so herrlich Traurig.
Hat sich gelohnt so lange zu warten:)

Freu mich schon auf das nächste.

ganz liebe Grüße
eilatan
Von: abgemeldet
2011-03-06T21:32:38+00:00 06.03.2011 22:32
Lovely <3 aber das habe ich dir ja schon gesagt

Ich finde es toll wie sich die Geschichte sich entwickelt. Denn eigentlich wird es nur auf Grund von Missverständnissen schlimmer. Ich bin wirklich darauf gespannt ob es sich irgendwie wieder 'entwirrt' und wenn ja, wie die Lösung des Ganzen aussehen wird.

Werde jetzt bestimmt kein Kapitel mehr verpassen, versprochen.
Von:  mor
2011-03-06T15:57:25+00:00 06.03.2011 16:57
;_; Seufz ;_; Shinichi sollte auf Ai Hören ;_; So macht Er sich nur Selbst Kabutt ;_; Seufz ;_;


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