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Venia Legendi Eudaimonía

Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist
von

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Während die S-Bahn ihren Weg zum Stadion zurücklegt, spielen Heinrichs Finger in Alexanders Handfläche herum, bis es diesem zu bunt wird.

„Heinrich, das kitzelt.“

„Ich bin aber so aufgeregt…!“

„Dann musst du mir aber nicht so unverschämt in der Hand rumfummeln.“, meint der Ältere amüsiert und verschränkt ihre Finger, um eben das künftig zu unterbinden, „Wenn du so aufgeregt bist, dann sprich mit mir, das lenkt hoffentlich ab.“

„Über was sollen wir denn reden?“, fragt der Junge ratlos nach und lehnt seinen Kopf an die Schulter seines Freundes, „Mir fallen nur Sachen ein, die nicht hier in die Öffentlichkeit gehören.“

Alexander rollt kurz mit den Augen, bevor er sich wieder fasst. „Über dein Trikot können wir uns zum Beispiel unterhalten, das ist doch ein klein wenig zu…naja, eine Nummer zu groß für dich, hm?“

Sofort starrt ihn Heinrich entrüstet an. „Hallo?! Das ist Einheitsgröße!“

„Oh.“

„Und Philipp Lahm ist genauso groß wie ich und dem passt das Trikot schließlich auch!“

Alexander räuspert sich und beäugt seinen Freund noch einmal von oben bis unten. „Naja, „passen“ wäre da zu viel gesagt…“

Der Junge schmollt.

Soll Alexander jetzt oder erst nachher zugeben, dass er den Kleinen, schon seit er in dieses Trikot geschlüpft ist, einfach nur hinreißend süß findet?

„So“, wischt ihm Heinrich das Grinsen vom Gesicht, „Aber du hast was Passenderes gefunden, ja?“

Verwirrt schaut Alexander an sich herunter. „Was? Das ist doch sportlich, hab ich immer zum Joggen angehabt. Du hast gesagt, ich soll mir was Weißes raussuchen, und außer Hemden ist das hier nun mal das einzige.“

„Ich beschwer mich ja nicht“, beginnt Heinrich vorsichtig, „Nur…ist das so eng, dass man deine Brustwarzen sieht, wenn sie hart werden.“

Der Ältere muss grinsen. „Dann darfst du halt nicht in meine Nähe kommen.“

Der Junge erwidert das Grinsen. „Das wird schwierig…“, meint er und schmiegt sich wieder an der Schulter an. „Aber ein Glück siehst du ja nicht schwul aus, sonst würd dir das Shirt da im Stadion zum Verhängnis werden…“

„Es würde demjenigen zum Verhängnis werden, der nen blöden Kommentar ablässt.“

Heinrich streckt seinem Freund die Zunge raus. „Angeber.“

Die gut gefüllte S-Bahn hält an der nächsten Station und eine ältere Dame steigt ein, ihr kleines Wägelchen, in dem sich wohl ihre Einkäufe befinden, hinter sich herziehend. Sie blickt den jungen Mann mit den sonderbar weißen Haaren, der auf dem Platz am Eingang sitzt, eindringlich an, aber der hat die Augen geschlossen und döst scheinbar vor sich hin.

„Wenn Sie wollen, können Sie sich hier setzen.“, kommt es da zu Alexanders Überraschung von Heinrich.

„Oh“, entgegnet die Alte überrascht, „Das ist lieb von dir, Junge.“

Freudig lächelnd steht Heinrich auf und rutscht hinüber, um sich auf Alexanders Schoß niederzulassen.

„Na, danke.“, lacht dieser, schlingt aber seine Arme um seinen Freund und zieht ihn näher an sich.

Die alte Frau wirft ihnen kurz einen skeptischen Blick zu, bevor sie doch neben ihnen Platz nimmt.

„Im Stadion sitzt du aber auf deinem eigenen Platz, mein Kleiner.“, murmelt Alexander schmunzelnd in Heinrichs Nacken, was diesem ungewollt eine Gänsehaut beschert.

„Ja“, bringt der Junge brav heraus, „natürlich.“
 

Am Stadion müssen sie eine Weile anstehen, bis sie durch die Sicherheitskontrollen und auf die Tribüne gelangt sind. Heinrich ist begeistert von den perfekt gewählten Plätzen.

„Boah, wir sitzen ja total in der Mitte! Und da unten sind die Bänke der Mannschaften, da kann ich nachher vielleicht sogar ein Autogramm ergattern!“

„Na, ob dein Lahm überhaupt so groß ist, dass er da über das Geländer kommt…“, gibt Alexander zu bedenken und fängt sich dafür einen Schlag gegen die Schulter ein.

Statt seinem Freund einen Kuss auf die Lippen zu drücken, um ihn wieder zu besänftigen, darf er den Jungen nur angrinsen.

„Soll ich uns was zu trinken holen? Was zu essen?“, fragt Alexander nach einem kurzen Moment Stille, den sie dazu genutzt haben, die anderen Stadionbesucher zu betrachten, die in dem Bereich, in dem sie sitzen, hauptsächlich Familien sind.

„Hunger hab ich nicht“, antwortet Heinrich, „Ich bin so aufgeregt, da bekomm ich nichts runter.“

„Dann hol ich uns was zu trinken, hm?“, entgegnet der Ältere und tätschelt ihm die Schulter, da er ihm nicht durch die Haare wuscheln darf.

„Ich empfehl dir aber kein Bier zu nehmen“, warnt ihn Heinrich, „Das schmeckt in den Plastikbechern möglicherweise nicht ganz so toll.“

„Ich dachte sowieso eher an…Cola?“

„Jap.“

Noch bevor Alexander mit den Getränken wieder zurück ist, brandet im Stadion der Applaus auf, sodass der Ältere erst einmal gar nicht weiß, was los ist. Erst Heinrich erklärt ihm, während er hastig seine Cola entgegennimmt, ohne den Blick vom Platz zu nehmen, dass soeben die Spieler den Rasen betreten haben, um sich aufzuwärmen.

„Aufwärmen?“, wiederholt Alexander ungläubig und betrachtet die untereinander Bälle hin und her kickenden Herren.

„Jaa, jetzt wart doch ab, bis der Fitnesstrainer auftaucht, dann müssen sie Bahnen laufen und so.“

„Und wir müssen zuschauen? Wie lang dauert das denn?“

Heinrich grinst seinen Freund ungläubig an. „Du lässt’s dir entgehen, hier jungen Männern beim Schwitzen zuzusehen? Was hab ich bloß aus dir gemacht, dass dich das nicht mehr interessiert?“

„Tja…“, entgegnet Alexander schmunzelnd und stupst dem Jungen mit dem Ellenbogen in die Seite, „Der einzige junge Mann, den ich zum Schwitzen bringen will, bist du, mein Schatz.“

Heinrich blinzelt ihn mit halbgeschlossenen Augen an. „Darauf musst du leider noch bis heute Abend warten, mein Großer.“, haucht er.

Während Alexander spürt, wie diese Aussichten ein Kribbeln in untere Regionen seines Körpers schickt, schenkt Heinrich seine ganze Aufmerksamkeit wieder den Spielern, die sich unten auf dem Rasen tummeln. Er erkennt tatsächlich so gut wie alle Spieler von hier oben und ist schon ein bisschen am hyperventilieren, wie nah er ihnen sein darf, da betreten die ersten Franzosen den Platz, und während das Raunen im Stadion allgemein ein wenig lauter wird, kommen von der deutschen Fankurve vereinzelt Pfiffe.

„Das ist aber nicht nett.“, stellt Alexander fest, „Ich dachte, Fußballfans wüssten, was Fairness ist.“

„Die buhen doch nicht die gesamte französische Mannschaft aus, nur den kleinen Möchtegern-Napoleon da!“, erklärt Heinrich, und auch seine Stirn liegt ein wenig kraus vor Aufregung.

„Was hat der verbrochen, wenn ich fragen darf?“

„Er hat den Hass ganz Deutschlands auf sich geladen!“, tönt der Junge, „Du musst wissen, er spielt auch bei Bayern München, und da hat er mit seiner Überheblichkeit echt das Fass zum Überlaufen gebracht.“

„Okay, jedenfalls scheint er bei den deutschen Fans jetzt nicht mehr so beliebt zu sein…“

„Du untertreibst!“, entgegnet Heinrich und pustet empört seine Wangen auf.

Alexander hebt resignierend die Hände, er hat vor, sich da nicht weiter einzumischen und seinem Heinrich freie Entfaltungsmöglichkeit zu lassen.

Eine Weile noch läuft die Chartmusik im Stadion, wozu sich die Mannschaften warm machen, angetrieben von ihren Fitnesstrainern, dann verlassen die Spieler geschlossen noch einmal das Stadion.

„Was ist denn jetzt kaputt?“, hakt Alexander vorsichtig nach, „Ich dachte, die spielen noch heute?“

Heinrich seufzt laut auf, als wäre das gerade die dümmste Frage, die er je gehört hätte. „Die Spieler stellen sich für den Einzug ins Stadion auf und dann werden erst mal die Nationalhymnen gesungen.“

„Achso.“, entgegnet Alexander kleinlaut und wartet mit den anderen Stadionbesuchern gespannt darauf, dass die Herren Fußballspieler sich mal wieder dazu bequemen, angeführt von den Schiedsrichtern, das Spielfeld zu betreten. Dort reihen sie sich je Mannschaft in Reih und Glied auf.

„Aufstehen!“, ruft Heinrich, kaum stehen die Männer an ihrem Platz, und erhebt sich von seinem Sitz.

Alexander blickt ihn entgeistert an. „Wie? Für die Nationalhymne?“

„Jaa, natürlich! Wird gleich durchgesagt!“

Und tatsächlich ertönen Sekunden später durch den Lausprecher die Worte: „Erheben Sie sich bitte für die Nationalhymne von Frankreich. Please stand fort the national anthem of France“ und das ganze Stadion erhebt sich; Alexander notgedrungen auch.

„Ich muss aber nicht mitsingen?“, fragt er seinen Freund ein wenig verunsichert.

„Bloß nicht!“, zischt dieser, „Jedenfalls nicht bei der Marseillaise!“

Der Ältere nickt.

Und schon beginnt die Kapelle der Bundeswehr die französische Nationalhymne anzustimmen; Alexander stutzt einen Moment, wie viele Menschen er mitsingen hört. So viele Stimmen, die auf einmal ertönen.

Heinrich schweigt mit sturem Blick und hat seine Zähne aufeinandergebissen, als durchstünde er gerade die schwersten Qualen. Sein Freund schlussfolgert daraus, dass es für einen Fußballfan zwar selbstverständlich ist, dem Gegner die Ehre zu erweisen, sich bei der Hymne zu erheben, sie jedoch tatsächlich hören zu müssen, scheint eher nicht so erfreulich zu sein.

Die Musik verebbt schließlich, das halbe Stadion beginnt zu klatschen, genauso wie die Spieler auf dem Platz in den blauweißen Trikots, dann herrscht wieder Stille.

Heinrich stupst ihn an. „Jetzt darfst du mitsingen.“, flüstert er, und der Stadionsprecher sagt durch: „Die deutsche Nationalhymne. The national anthem of Germany.“

Sofort steht der Junge aufrechter da, er legt sich die rechte Hand auf die Brust und sein Blick wirkt nicht mehr stur, sondern ehrfurchtsvoll.

Als die Kapelle die deutsche Nationalhymne anstimmt, hält Alexander für einen Augenblick den Atem an. Noch lauter als zuvor, noch mehr Menschen erheben zusammen ihre Stimmen, und er muss zugeben, dass ihn das beeindruckt. Eine der tausend Stimmen gehört seinem Heinrich, und als er zu eben diesem hinabschaut, ist er erstaunt darüber, wie dessen Augen glänzen. So können sie nicht glänzen, wenn er einen leckeren Schokokuchen vor sich hat, und auch nicht, wie Alexander feststellen muss, wenn er ihm ein „Ich liebe dich“ sagt; so können sie wohl nur in diesem Moment glänzen.

Dieser Moment ist viel zu schnell vorbei, aber als das ganze Stadion klatscht, drückt Alexander dem Jungen einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

„W-wofür war der?“, fragt Heinrich irritiert und fasst sich an die leicht prickelnde Stelle Haut.

„Dafür, dass du dich so entzückend für eine Sache begeistern kannst.“, antwortet ihm der Ältere mit einem Grinsen, „Besonders für so eine Sache wie das Vaterland, mit dem ich persönlich gar nichts am Hut hab.“

Erstaunt blickt ihn der Junge an, als sie wieder Platz nehmen. „D-du liebst dein Vaterland nicht?!“

„Doch, auch, aber ich identifizier mich damit nicht sonderlich. Ich fieber mit keiner Nationalmannschaft mit.“, versucht Alexander zu erklären und lächelt seinen Freund sanft an, „Dazu fühl ich mich in zu vielen Ländern der Erde zuhause.“

Seufzend blickt Heinrich hinab auf seine Schuhe. „Herrjeh, da hab ich mir ja einen total antipatriotischen Freund geangelt, schrecklich…“

Kurz ist sich Alexander nicht sicher, wie das gemeint ist, da schaut Heinrich wieder liebevoll grinsend zu ihm auf. „Nein, du bist ganz wunderbar, so wie du bist, mein Schatz.“

Der Ältere will gerade darauf etwas erwidern, da ertönt der Anpfiff, und nach einem aufgeregten „Oh, jetzt geht’s los!“ ist Heinrich für die nächsten 45 Minuten nur noch aufs Spielfeld fixiert.

Alexander versucht ebenfalls Gefallen an dem Kampf um den Ball zu finden, doch das mag ihm nicht so wirklich gelingen. Stattdessen beobachtet er die Spieler, die Fans und die Trainerbank ausgiebig, um spaßeshalber die Typen abzuchecken. Immerhin sind sie hier in Köln. Ob es wohl noch ein paar schwule Pärchen gibt, die wie Heinrich und er hier getarnt im Stadion sitzen? Oder ob es tatsächlich schwule Fußballer in der Nationalmannschaft gibt?

„Meinst du, es gibt schwule Fußballspieler?“, fragt Heinrich da, als hätte er Alexanders am eigentlichen Spiel desinteressiertes Gesicht bemerkt.

„Mein ich nicht, weiß ich.“, antwortet dieser wie nebensächlich, und als sein Freund ihn mit großen Augen anblickt, ergänzt er: „Ich selbst hätt das gar nicht gemerkt, aber ich weiß noch, dass das Zimmermädchen mich am Morgen ganz entgeistert gefragt hat, ob ich grad die Nacht mit Sowieso, dem Erstligaspieler verbracht hätte.“

Plötzlich hängt Heinrich an seinem Arm. „Wie hieß er?!? Wer war das?! Wie sah er aus!“

Entschuldigend sieht Alexander den Jungen an. „Keine Ahnung, du weißt doch, dass ich mir Namen nicht merken kann, und unwichtige schon gar nicht.“

„A-aber wie er aussah, weißt du noch?!“

„Naja…vielleicht hatte er…blonde Haare…oder schwarze?“

Heinrich seufzt enttäuscht auf.

„Was denn?“, wehrt sich Alexander amüsiert, „Sonst bist du immer ganz erleichtert, wenn ich mich an die Typen nicht mehr erinnern kann.“

„Bin ich ja auch.“, nuschelt der Junge, „Wär in dem Fall halt nur interessant gewesen.“

Alexander legt seinem Freund eine Hand an den Rücken. „Schau lieber wieder dem Spiel zu, das ist sicherlich auch interessant.“

„Naja, sieht ja schon gut aus, aber der entscheidende letzte Pass in die Spitze fehlt halt noch…“

„…das heißt?“

„Dass endlich mal ein Tor für uns fallen soll!“

„Achso.“

Das ersehnte Tor kommt in der 38. Minute. Erschrocken wird Alexander Zeuge, wie alles um ihn herum aufspringt und frenetisch jubelt, Heinrich eingeschlossen.

„Jaaa! Kloooseee! Und eine Flanke von Lahm! Hast du das gesehen, Alex?! Hast du das gesehen?!?“

Lachend muss der Ältere zustimmen und sich kurz von Heinrich drücken lassen.

Grinsend blickt der Junge, nun wieder auf seinem Platz, zu ihm auf. „Hast du den Torjubel gesehen?“

„Deinen?“

Heinrichs Grinsen wird noch breiter. „Neiin, den von den Spielern natürlich.“

„Tut mir Leid, ich war von deinem überschwänglichen Gemüt abgelenkt.“, gibt Alexander zu.

„Hmm, dann müssen wir eben einfach noch ein Tor schießen, damit du mal sehen kannst, wie süß so ein Torjubel ist.“

Der Ältere hebt skeptisch eine Augenbraue. „Süß?“

Sein Freund grinst ihn spitzbübisch an. „Schwul.“

„Aah, dann bin ich mal gespannt.“
 

Leider müssen sie mit dem zweiten Tor noch eine Weile warten, aber wenigstens, gibt Heinrich zu bedenken, haben die Franzosen nicht ausgeglichen, als es in die Halbzeitpause geht.

Alexander hat vorgeschlagen, jetzt endlich etwas zu essen, und auch wenn Heinrich immer noch der Meinung ist, nicht viel vor lauter Aufregung hinunterzubekommen, so hat er sich doch dazu entschlossen, seinen Freund zum Würstchenstand zu begleiten.

Als sie in der Schlange stehen, kommt sich Alexander wieder einmal etwas verloren vor, zwischen dem fußballfanatischen Pöbel; auch hier gibt es kein anderes Thema als das für 15 Minuten unterbrochene Spiel. Heinrichs strahlendes Lächeln, das keinen Moment aus dessen Gesicht weicht, entschädigt ihn jedoch für alles.

„Hier.“ Er reicht dem Kleineren seine Bratwurst im Brötchen – mit viel Ketchup, wie geordert.

„Mmh~ danke.“

Schmunzelnd betrachtet Alexander den Jüngeren, wie dieser sofort in die Wurst beißt. „Na? Haben wir doch Hunger?“, neckt er ihn.

„Du weißt doch“, antwortet Heinrich mit noch vollem Mund, was ihn nicht wirklich erwachsen wirken lässt, „dass ich mir ne heiße Wurst nie entgehen lass.“

Alexander zieht eine Augenbraue in die Höhe. „Das war eindeutig zweideutig.“

Heinrich genießt und schweigt.

Zurück auf ihren Sitzen essen sie die Mahlzeit, die ihr Abendessen werden soll, fertig und haben sie gerade beendet, da sammeln sich schon wieder die ersten Spieler auf dem Platz.

Heinrich klatscht freudig in die Hände. „Aah, es ist so toll hier, Alex!“, ruft er begeistert, „Da hab ich mir auf keinen Fall zu viel von deinem Geburtstagsgeschenk versprochen, schon die erste Halbzeit hat all meine Träume wahrwerden lassen!“ Glücklich wendet er sich seinem Freund zu, der ihm schmunzelnd zuhört. „Kannst du das jetzt auch verstehen, Alex? Wir sind den Spielern so nah, und das ganze Feeling! – hast du das gespürt, bei der Nationalhymne?, hast du auch ne Gänsehaut bekommen?!“ Heinrich wartet gar keine Antwort ab, sondern greift nur nach einer Hand des Älteren. „Haach~ ich weiß gar nicht, wie ich dir dafür danken soll!“

Alexander muss leise lachen, bevor er anzüglich einen Mundwinkel hebt. „Sprich mich darauf im Hotel nochmal an, mir wird schon was einfallen.“

Heinrich knufft ihm in die Seite. „Perversling. Ich red hier von den höchsten Gefühlen der Freude und du denkst nur wieder an die niederen.“

Alexander tätschelt ihm kurz die Wange, was Heinrich nun doch wieder zum Grinsen bringt. „Aber du musst zugeben, dass dir die auch gefallen.“

„Hihi, das stimmt…“, entgegnet der Junge leise, bevor er sich wieder dem Platz zuwendet, denn seinen Freund abknutschen darf er gerade nicht.
 

Für Alexander ist die zweite Halbzeit genauso (un)interessant wie die erste. So lässt er seinen Blick wieder durchs Stadion schweifen, wenn er nicht gerade mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen seinen Heinrich beobachtet, der sichtlich mit jedem Pass oder Dribbling mitfiebert.

Bei seiner visuellen Erkundungstour fällt ihm einmal mehr auf, wie der deutsche Bundestrainer, als er vorne am Spielfeldrand steht, vom blonden Mann, der den Platz neben ihm auf der Bank inne hat, einen zärtlichen Klaps auf den Hintern bekommt und sich daraufhin wieder neben ihn setzt.

„Der da mit dem Schal ist doch der Bundestrainer, oder?“, wendet er sich an Heinrich.

„Jap, Jogi Löw, wieso?“

„Wer ist der Blonde da neben ihm?“

„Hansi Flick, sein Co-Trainer.“

Alexander sieht einen Moment skeptisch drein. „Hören die alle mit i auf?“

Heinrich, dem das bisher anscheinend noch nicht aufgefallen ist, stutzt einen Moment. „Tatsächlich: Schweini, Poldi, Hansi, Jogi…und da heißt es immer, Fußball wär echter Männersport…“

„Tja.“

Bevor sein Heinrich noch in eine Sinnkrise gerät, spricht ihn Alexander lieber schnell wieder an. „Eigentlich hab ich das gefragt, weil mir aufgefallen ist, dass…Hansi Jogi immer an den Hintern fasst. Ist das auch normal im Fußball?“

Der Junge muss lachen. „Jaa, bei den beiden schon – Sind sie nicht süß zusammen?“

„Ähm…“

„Ich wett mit dir, die haben insgeheim was miteinander.“

„Ahso. Aber bekannt haben Sie sich daz– “

„Pscht!“, unterbricht ihn Heinrich plötzlich und schlägt ihm, den Blick auf den Rasen gerichtet, geplantermaßen auf den Oberschenkel, trifft jedoch etwas daneben, was den Älteren ungesund aufwinseln lässt.

„Gleich hat er – ja, das sieht gut aus – ohja, sieht das gut aus…! – Tooor! Ja! Ja! Tooor, Alex! Tooor! – Und jetzt schau zu, wie sie sich anspringen!“

Selbst von seinem Heinrich angesprungen hat Alexander einige Mühe, sich auf das Geschehen auf dem Platz zu konzentrieren, aber wie die Spieler sich fast darum schlagen, den Torschützen zu umarmen, zu herzen, ihm durch die Haare zu wuscheln, das ist fast nicht zu übersehen.

„Fußball ist so schwul…“

Heinrich schaut grinsend zu seinem Freund auf. „Siehst du, und das entdeckst du erst jetzt.“

Alexander erwidert das Grinsen. „Und dein Torjubel klingt fast wie ein Orgasmus.“

Schlagartig wird der Junge rot. „D-das…“

Sein Freund beugt sich zu ihm herab, um ihm anzüglich ins Ohr zu hauchen. „Wer besorgt’s dir denn besser? Ein Tor oder ich?“

„N-natürlich du…“, bringt Heinrich heraus, und weil er dabei so süß aussieht, drückt ihm der Ältere einen Kuss auf die Wange.

Heinrich räuspert sich. „Wir wollten uns doch im Stadion zurückhalten.“

„Ist ja gleich vorbei, das Spiel, oder? Immerhin führen wir schon mit Zwei zu Null.“

Schlagartig breitet sich ein riesiges Grinsen auf dem Gesicht des Jungen aus, das Alexander etwas Angst macht.

„W-was ist?“

„Du hast „wir“ gesagt.“

„Äh…?“

„Du hast gesagt: wir führen schon mit Zwei zu Null.“

„Oh“

„Hihi, so schlecht steht es um dich also doch nicht, mein Schatz!~“
 

Seltsamerweise hat Heinrich auf die Autogrammjagd verzichtet, zu der zahlreiche andere Fans gestartet sind und sich nun wohl immer noch gegenseitig die Ellenbogen in die Rippen rammen. Alexander ist so selbstbewusst zu glauben, dass er, viel interessanter als ein Philipp-Lahm-Autogramm, der Grund für Heinrichs frühen Aufbruch aus dem Stadion ist.

Kaum auf ihrem Zimmer angekommen, reißt sich Heinrich auch schon das Trikot vom Leibe, und Alexander darf schon hoffen, aber da verschwindet sein Freund mit einem „Hast du dir schon überlegt, in welchen Club wir gehen?“ im Bad.

„Äh, ja, ich hab uns da einen rausgesucht, weil du drauf bestanden hast.“

„Jaa, natürlich hab ich drauf bestanden!“, kommt es neben einer Duftwolke Deo aus dem Bad, „In Köln muss man doch mal nen echten Schwulenclub von innen gesehen haben!“

Wenig später betritt Heinrich wieder das Zimmer, eine äußerst kurze Hotpants an, ein schwarzes, bauchfreies Top mit Rollkragen, und seine von Alexander getauften „Fick-mich-Stiefel“.

„So! Schluss mit der Hetero-Tarnung fürs Stadion!“, ruft er freudig und wirft seinem Freund einen Kussmund zu.

Lachend zieht ihn Alexander an sich und kneift ihm zärtlich in den Hintern. „Du siehst sexy aus, auch wenn du mir im Trikot genauso gut gefallen hast.“

Der Junge reckt sich zu ihm hinauf, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken. „Danke, Großer, aber genug geflirtet; zieh dich um, ich will tanzen gehn!“
 

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Damit's hier endlich mal weitergeht, ist das erst mal nur der erste Teil des Tages, das Nachtleben wird nachgeliefert ;3 - ich hoff, das Kapi gefällt euch trotzdem! X3



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2012-09-26T16:22:03+00:00 26.09.2012 18:22
Mir tat Alex leid, als er Heinrichs leuchtende Augen bei der Hymne bemerkt hat...und ich frag mich grade, ob Alex und Heinrich nicht Gefahr laufen würden meinen Kumpels Basti und Manus über den weg zu laufen, die kommen aus Kölle XD
Lustig wär auch, wenn die beiden so nem richtigen Vollblutköllner begegnen >:3
Von:  Ran34
2012-09-26T10:31:33+00:00 26.09.2012 12:31
„Pscht!“, unterbricht ihn Heinrich plötzlich und schlägt ihm, den Blick auf den Rasen gerichtet, geplantermaßen auf den Oberschenkel, trifft jedoch etwas daneben, was den Älteren ungesund aufwinseln lässt.
-> also diese Szene hat mich an einige Situationen mit meinem Bruder erinnert, die mir tlw echt leid getan haben^^7

aber das kapi war absolut klasse!!! >.<
*freu*
Von:  -Penthesilea-
2012-09-23T17:39:11+00:00 23.09.2012 19:39
Awwww, da ist Alex ja wirklich ein ganz wundervolles Geburtstagsgeschenk für seinen Heinrich eingefallen, so sehr, wie ihm das Spiel gefallen hat :3~!
Das war schon sehr niedlich, wie er sich die ganze Zeit über gefreut hat... auch wenn ich Alex und seine nicht besonders patriotische Einstellung besser verstehen kann XP^^. Auf den Besuch im Club bin ich jetzt schon ganz gespannt X3!


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