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Venia Legendi Eudaimonía

Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist
von

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Es ist noch keine Woche vergangen, seit Alexander wieder zum Mann-Sein zurückgefunden hat. Die letzten Tage haben er und sein Schatz meistens in ihren Arbeitszimmern verbracht: Alexander einerseits war mehr oder weniger gezwungenermaßen mit der Planung des nächsten Semesters beschäftigt, da sein Heinrich andererseits recht wenig Zeit für ihn hatte. Stattdessen hat er eifrig mit Heine geschrieben und für die durch den E-Mail-Austausch neugewonnene Story-Idee recherchiert.

Ausschlaggebend für diese zündende Idee war die zweite Mail, die er von Heine erhalten hat:
 

Sei gegrüßt, Mister Gedankenstrich!
 

Das sind ja ganz steile Thesen, die du da erigierst! Du willst also Wörter, die eigentlich von der Zensur zensiert würden, einfach weglassen?!

Interpretationsspielraum hin oder her, viele der Leser würden doch niemals eben jenes grausame Wort finden, das du eigentlich meinst!
 

Wenn du den Menschen nicht die Brutalität vor den Kopf knallst, dann nehmen sie sie selbst nicht wahr!
 

Stell dir vor, du hättest in deinem Kohlhaas den Vater niemals aussprechen lassen, wie er seine Kinder vorgefunden hat. Die Leser hätten gedacht, die armen Jungen hätten lediglich nichts zu essen bekommen, und niemals wären sie auf die Idee gekommen, dass sie sexuell missbraucht worden sind.

Du kannst eine Vergewaltigung nicht durch einen Gedankenstrich ersetzen!
 

…wenn du es doch schaffst, schmeiß ich mich dir zu Füßen – egal welche perversen Spielchen du dann mit mir treibst ;)
 

Äußerst erregte Grüße,

Heine
 

________________
 

Der Hund, dem man einen Maulkorb anlegt, bellt mit dem Hintern.
 

Natürlich hat Heinrich die Wette sofort angenommen. Nur geht er die Sache ganz gelassen an, denn da Heine sowieso nicht glaubt, dass er es schafft, hat er alle Zeit der Welt.

So kann er diesen Dienstagmorgen kuschelnd mit seinem Freund im Bett verbringen, bevor er sich wieder an den Laptop begibt.

Mit feuchten Küssen nagelt ihn Alexander unter sich auf der Matratze fest und lässt seine Hände unter die Pyjama-Hose auf den zarten Hintern wandern.

Heinrich gibt ein angetanes Keuchen von sich und rollt den Älteren wieder zur Seite. Wie zwei Löwenjungen rangeln sie ein wenig miteinander, bis Heinrichs Kichern durchs Klingeln des Telefons unterbrochen wird.

„Och, nicht jetzt…“, nuschelt Alexander frustriert, doch Heinrich entwindet sich seinem Griff, zieht sich die Hose wieder ein wenig hoch und läuft schnell die Treppe hinunter.

Als er mit dem Telefon am Ohr wieder zurück ins Schlafzimmer kommt, hat er schon das freudige Grinsen auf den Lippen, das Alexander nur allzu gut kennt.

„Wilhelm.“, erklärt der Junge überflüssigerweise und lässt sich wieder zu seinem Freund ins Bett fallen.

„Moment kurz.“, meint er an Wilhelm gewandt und kuschelt sich an Alexander, auf dessen Bauch er den Hörer ablegt, bevor er auf Lautsprecher drückt, „So, ich hab dich auf laut gestellt.“

„Morgen, Wilhelm.“, gibt Alexander sehr motiviert von sich.

„Guten Morgen, Bruderherz!“, kommt es amüsiert vom älteren Humboldtbruder, „Heinrich hat mir gesagt, ich rufe wieder zu einer sehr ungünstigen Zeit an.“

Alexander wirft seinem Freund einen mahnenden Blick zu, bevor er antwortet. „Du rufst immer zu einer sehr ungünstigen Zeit an.“

„Heinrich freut sich immer, mit mir zu sprechen, nicht?“

„Jaa, natürlich!“, beteuert der Junge und schmiegt seine Wange ein wenig beschämt an Alexanders Brust.

„Ach, und er hat mir eben erzählt, wie fleißig du die Woche über warst. Ich bin eben beinahe vom Stuhl gefallen, als ich gehört hab, wie viel du schon fürs nächste Semester getan hast.“

Alexander lässt seine Hand schmunzelnd in Heinrichs Haare fahren. „Das ist Heinrichs guter Einfluss.“

„Das stand für mich außer Frage.“

Der Junge beginnt zu kichern.

Alexander räuspert sich. „Wolltest du dich nur an unserer Schmuserunde beteiligen, oder wieso rufst du an?“

„Oh, das wär natürlich auch eine Idee.“, entgegnet Wilhelm amüsiert, „Aber eigentlich wollte ich Unterstützung für den Faschingsumzug werben, den ich sonst mit Gabriele alleine bestreiten müsste, da Caroline drei Tage bei einer Freundin – “

„Ein Faschingsumzug!“, ruft Heinrich begeistert, „Jaa, da sind wir dabei, oder?!?“ Er gibt seinem Freund einen schmatzenden Kuss.

„Nnn…ich weiß nicht…“, gibt dieser trotzdem sehr unmotiviert von sich, „Verkleiden ist eh nicht so meine Sache, und dann auch noch mit Gabi…“

„Sie würde sich sehr freuen, wenn du mitkommen würdest, Alexander.“

„Außerdem ist sie doch total lieb!“, findet Heinrich.

Alexander wirft ihm einen entgeisterten Blick zu.

„Also, ich komm auf jeden Fall mit.“, meint der Junge schließlich an Wilhelm gewandt.

„Gut“, stimmt ihm Alexander zu, „Dann nimm Heinrich mit, Wilhelm, und ich bin weiter fleißig und setz mich an die Seminarvorbereitung.“

„Wenn du mir deinen Heinrich anvertrauen willst.“, antwortet Wilhelm mit einem Grinsen.

„Er wird schon keine Dummheiten machen.“, entgegnet Alexander und kneift seinem Freund in den Hintern.

Der Junge keucht erschrocken auf, und als er Wilhelm darüber leise lachen hört, läuft er rot an.

„Da wir mit der Bahn hinfahren werden, können wir uns an der U-Bahn-Station Kurfürstendamm treffen?“

„Ja, gerne.“, bringt Heinrich heraus.

„Um Elf Uhr?“

„Mhm.“

„Wunderbar.“, meint Wilhelm mit einem glücklichen Lächeln, „Ich freu mich drauf. Bis später, Heinrich.“

„B-bis nachher.“

„Tschüss, Alexander.“

„Tschau.“

Als das Telefon nur noch tutet, schaltet es Alexander aus.

Heinrich schiebt sich ein wenig mehr auf ihn. „Bist du mir jetzt böse, mein Schatz?“

„Nein, nein.“, lacht der Ältere, „Ich bin ja derjenige, der nicht mit will.“

Der Junge gibt ihm einen innigen Kuss.

Als das Telefon von Alexanders Bauch kullert, da Heinrich es sich ein wenig zu gemütlich auf ihm macht, unterbricht der Ältere den Kuss. „Mmmh – Heinrich.“

„Hm?“

„Schau mal auf die Uhr. Wo wolltest du in ner Dreiviertelstunde sein?“

Der Junge springt entsetzt von ihm herunter. „Was?!? So spät haben wir schon?! Wieso sagst du mir das nicht gleich?!? Das wird jetzt ja total hektisch!“

„Ein Grund, weshalb ich nicht zugesagt hab.“

Hastig stolpert der Jüngere ins Bad.

Als Alexander dort zehn Minuten später aufkreuzt, steht sein Freund unter der Dusche und rasiert sich die Achseln.

„Dafür hast du noch Zeit, ja?“

„Was denn, ich lieg gut in der Zeit, die Beine hab ich schon.“

Alexander hebt skeptisch die Augenbrauen. „Was genau planst du anzuziehen?“

Heinrich antwortet nur mit einem Grinsen und dreht das Wasser wieder an.

„Du, Heinrich! Ich lass dich weder mit dem Holly-Kleid, noch mit dem Bunny-Kostüm aus dem Haus gehen!“

„Dann mach dir mal keine Sorgen, mein Schatz!“, ruft der Junge über das Rauschen des Wassers hinweg und dreht sich um, um noch einmal sein Gesicht unter den Wasserstrahl zu halten.

Alexander trottet seufzend hinüber zum Klo.

Als sie wenig später gemeinsam am Waschbecken stehen und sich im Gesicht rasieren, hält der Ältere plötzlich inne und bedenkt seinen Freund mit einem argwöhnischen Blick.

„Was?“ Heinrich stellt kurz den elektrischen Rasierer aus.

„Du hattest schon so glatte Beine, als ich dich kennengelernt hab.“

Der Junge ist ein wenig verwirrt. „Jaa…“, antwortet er irritiert.

„Und als wir in Amerika waren, hast du mir erzählt, ich soll dir zeigen, wie man sich nass rasiert, du hättest das bis jetzt immer nur elektrisch gemacht.“

Ah, darauf will er hinaus, kommt Heinrich die Erleuchtung, und er beginnt leise zu lachen. „Das fällt dir aber früh auf.“

Alexander starrt ihn perplex an. „D-du hast mich damals angelogen?!?“

Sein Freund drückt ihm einen besänftigenden Kuss auf die frisch rasierte Wange. „Aber nur, damit du mir zeigen musstest, wie’s geht. Und ich dir so näherkommen konnte.“

„Ah.“ Das lässt Alexander gelten.

Als Heinrich schließlich im Bad fertig ist, ist sein Freund schon angezogen. „Ich geh schon mal Frühstück machen.“, schlägt er vor und begibt sich nach unten.

Dem Jungen schmiert er schnell ein Nutellabrot und macht ihm einen Kakao warm. Seine Kaffeetasse gleitet ihm beinahe aus der Hand, als Heinrich die Küche betritt.

„Nein.“

Das heute wohl aus Zeitdruck nicht rot angemalte Teufelchen ignoriert ihn und greift sich mit einem „Danke“ das Nutellabrot.

„Nein!“, wiederholt Alexander ein weiteres Mal und stellt seine Tasse auf dem Küchentisch ab, „So lass ich dich nicht gehen!“

Heinrich nimmt im Schneidersitz auf seinem Stuhl Platz und nagt genüsslich an seinem Brot.

„Heinrich.“, setzt der Ältere noch einmal an und blickt ihn streng an, „Ich mein das ernst. So kannst du auf den CSD gehen, aber nicht auf nen Berliner Faschingsumzug. Und schon gar nicht mit Wilhelm! Willst du dir wirklich dein gutes Verhältnis mit ihm zerstören?!“

Der Junge nimmt noch einen großen Schluck Kakao und springt auf, um die leere Tasse in der Spüle abzustellen.

„Heinrich, hast du mir zugehört?“

Mit einem liebevollen Lächeln wendet sich das Teufelchen zu seinem Freund um. „Ja, mein Schatz.“, haucht es und steigt mit geschmeidigen Bewegungen dem anderen auf den Schoß, wo es den Älteren, der gerade wieder seine Lippen zum Protest öffnet, einfach küsst.

Während seine Zunge den Mund seines überforderten Freundes schamlos plündert, legt er sich Alexanders Hände an den Hintern. Je länger der gierige Kuss dauert, desto fester packen die großen Hände zu.

Mit einem wohligen Seufzen lässt Heinrich schließlich von ihm ab, indem er die zwischen seine Lippen gesaugte Unterlippe gehen lässt. „Bis heute Nachmittag, mein Großer.“, flüstert er und steigt mit ebenso geschmeidigen Bewegungen wieder vom Älteren herunter.

Der Junge glaubt schon, dass er damit seinen Freund außer Gefecht gesetzt hat, da packt ihn Alexander am Handgelenkt.

„Wa – aaah!“ Er schreit auf, als der Professor ihn sich über die Schulter wirft und zur Treppe schleppt.

„Fast hättest du mich gehabt, mein Kleiner.“, gibt Alexander zu.

„L-lass mich runter!“

„Hör auf zu zappeln, oder wir fliegen die Treppe runter.“

Heinrich schmollt. „Du findest mich nicht mehr sexy.“

Alexander schielt auf den in glänzendes Lack eingepackten Hintern, der über seiner Schulter hängt. „Natürlich find ich dich sexy.“, widerspricht er, „Und beinah hat mich deine…Show ja auch sprachlos und sabbernd zurückgelassen, aber ein bisschen hab ich meine Triebe schon noch im Griff, sodass deine Gesundheit mir doch wichtiger ist als Sex.“

Heinrich ist plötzlich still.

Als Alexander ihn im Schlafzimmer absetzt, blickt er ganz gerührt zum anderen auf. „Alex, du bist so süß!“, ruft er und schmeißt sich dem anderen an die Brust.

„Du auch, mein Schatz“, entgegnet dieser, „Aber wenn ich dich so gehen lass, erkältest du dich nur und fängst dir Ärger ein. Deshalb…“ Er öffnet den Schrank auf seiner Seite des Bettes und holt zielstrebig seinen Fedora-Hut heraus, den er in Amerika anhatte, um ihn Heinrich auf den Kopf zu setzen.

„Zieh die Stiefel und die Hose aus, du gehst als Cowboy.“

„Auch nicht schlecht.“

„Ganz und gar nicht.“ Mit einem Lächeln rückt Alexander den Hut ein wenig zurecht, bevor er sich erneut dem Schrank zuwendet.

Als er sich wieder zu Heinrich herumdreht, steht dieser bis auf den Hut nackt vor ihm.

„Du hattest keine Unterhose drunter?!“

Ein wenig beschämt verschränkt der Junge seine Hände vor dem Schritt. „Nein…“

Alexander starrt ihn ein paar weitere Sekunden an, bevor er sich wieder fasst. „Auf, dann zieh dir eine an! Und such dir ne Jeans raus.“

„Oki.“ Hastig springt Heinrich zu seinem Teil des Schranks hinüber. In der Jeans, die er in Amerika anhatte, steht er wenig später vor Alexander.

„Das ist die kürzeste, die du gefunden hast, ja?“

Der Junge nickt bejahend.

Alexander verdreht die Augen.

„Och, Alex, bitte, immerhin ist die länger als die Lackhotpants, und ich hab auch ne Unterhose drunter.“

„Strumpfhose.“, ist Alexanders Bedingung.

Heinrich nickt brav und sucht sich eine raus, die er unter der Jeans anzieht. Schließlich reicht ihm sein Freund noch eines seiner karierten Hemden.

Ein wenig skeptisch betrachtet sich Heinrich im Spiegel, während Alexander ihm die viel zu langen Ärmel hochkrempelt. „Das ist doch viel zu weit.“

„Heinrich, wen willst du da heute bitte um den Finger wickeln? Wilhelm?“, fragt Alexander skeptisch.

„Och, Alex, ich will mich halt einfach nur gutfühlen.“

Der Ältere nimmt ihn in den Arm. „Und das wirst du dich mit ner Erkältung bestimmt nicht.“

Der Junge lässt sich noch einen Kuss geben, dann entwindet er sich dem Griff. „Ich muss mich beeilen.“

„Zieh warme Schuhe an.“

„Hatte ich sowieso vor.“ Als Alexander auch unten im Flur ankommt, hat Heinrich seine Winterstiefel an.

„Dann viel Spaß.“

„Den werd ich hoffentlich haben.“

Sie geben sich zum Abschied noch einen Kuss, dann verlässt Heinrich im Eilschritt das Haus.
 

Er hat sich das Hemd über der Hüfte am Bauch zusammengeknotet und am Kragen die ersten Knöpfe geöffnet, als er am vereinbarten Treffpunkt ankommt – natürlich ein paar Minuten zu spät, doch keiner der beiden Wartenden macht ihm einen Vorwurf.

„Heinriiiiiiiich!!!“ Freudig kommt Gabriele in ihrem rosagoldenen Disney-Prinzessinnenkleid auf ihn zu gerannt und schmeißt sich ihm um den Hals. „Du siehst ja so was von hot aus!“

„Gabi, das sagt man nicht.“, mischt sich Wilhelm ein, bevor er Heinrich die Hand gibt. „Auch wenn das bei der Mehrheit der Menschen sicherlich die erste Assoziation zu diesem Kostüm ist.“

Heinrich wird ein wenig rot. „J-ja, ähm, tut mir Leid“, stammelt er, „Ich hab eigentlich kein Faschingskostüm, u-und sonst nur ein Rüschenkleid, nen Teufelsschwanz an einer Lackhot…pants…ä-äh, und…“ Er verstummt an dieser Stelle lieber und räuspert sich unbeholfen.

Wilhelm lacht amüsiert, wie er auch diesen Morgen am Telefon gelacht hat. „Kein Problem, ich mach mir nur Sorgen, ob dir nicht zu kalt ist.“

Der Junge schüttelt den Kopf. „Nein, die Sonne scheint heute ja so toll.“

Wilhelm nickt.

„A-ah! Aber dein Kostüm ist wunder-wunderschön!“, meint Heinrich und seine Augen funkeln, als er den Älteren endlich richtig betrachtet, der eine weiße Lockenperücke auf dem Kopf trägt, einen roten Gehrock, darunter ein Rüschenhemd, und auch altertümliche Beinbekleidung und Schuhwerk. „Am liebsten würd ich mit dir tauschen!“

Wilhelm muss lachen. „Lieber nicht.“

„O-oh, ich meinte…“ Der Junge räuspert sich einmal mehr unbeholfen. „A-also, so was würd ich gerne auch mal anziehen.“

„Da bietet sich bestimmt mal eine Gelegenheit, spätestens nächstes Jahr wieder hier zum Umzug.“

Heinrich will noch etwas erwidern, da schmeißt sich Gabriele ungeduldig an ihn. „Und wie seh ich aus? Zu mir hast du ja noch gar nichts gesagt! Gefällt dir mein Kostüm nicht?!“

„Natürlich gefällt es mir, Gabi, du siehst umwerfend aus!“, antwortet er ihr und stupst ihr Krönchen an, „So traumhaft, wie du aussiehst, muss dir ja heute ein Prinz zu Füßen fallen.“

Das Mädchen kichert zufrieden. Wilhelm legt ihr eine Hand an den Rücken. „Na, mit dem Prinzen warten wir lieber noch ein paar Jährchen, mein Fräulein.“

„Aber, Papi!“

„Kommt, wir sollten uns einen Platz suchen, damit wir nicht so weit hinten stehen, wenn der Zug vorbeikommt.“

Seine Tochter und sein quasi-Schwager stimmen zu, und sie begeben sich an sie Straße. So können sie einen relativ freien Platz ergattern, den Gabi ihnen durch dreistes Anrempeln anderer Kinder erschlossen hat.

„Gabi, aber das macht man doch nicht.“, weist Heinrich sie zurecht, während Wilhelm sich bei einem Elternpaar entschuldigt, an denen er sich soeben auch vorbeigequetscht hat.

„Was macht man nicht?“, entgegnet das Mädchen vollkommen unschuldig.

Die umstehenden Eltern haben Gabrieles Aktion schon längst vergessen, als sie Heinrichs Outfit erblicken, das die für einen Mann doch ziemlich knappe Jeans und auffälligen Stiefel beinhaltet. Doch keiner hat mehr Zeit, sich in irgendeiner Weise darüber zu mokieren, denn da sind schon die Trommeln aus der Ferne zu hören, die den anrückenden Faschingsumzug ankündigen.

„Ui, es geht los, es geht los!“, ruft Gabi freudig und dreht sich zu ihrem Vater um, „Die Tüten, die Tüten!“

Wilhelm holt eine Stofftüte aus seinem Gehrock hervor, die er seiner Tochter reicht; auch Heinrich hält er eine entgegen. „Ich dachte, du willst dir vielleicht auch ein paar Bonbons mit nachhause nehmen.“

„Oh, danke.“, meint der Junge begeistert.

Tatsächlich kann er einige Bonbons einsammeln, als die ersten geschmückten Wagen an ihnen mit lauter Musik und Heijo-Rufen vorbeifahren. Die meisten Sachen überlässt er natürlich Gabi, aber ein paar Lolis und Popcorntüten kann er sich abzweigen. Von einem Cowgirl, das bei der Frauenabteilung eines Sportvereins mitläuft, bekommt er sogar einen kleinen Schnaps zugesteckt, nachdem er sich von ihr ein wenig hat antanzen lassen, beziehungsweise sie angetanzt hat.

Lachend kommt er mit seiner Beute auf Wilhelm zu. „Hier, damit du auch was von dem Umzug hast.“, meint er und drückt dem Älteren das Fläschchen in die Hand.

„Ich hab auch ohne Alkohol meinen Spaß, danke.“, entgegnet dieser amüsiert, „Ist der Hut eigentlich von Alexander?“

„Jap“, nickt der Junge grinsend, „Das Hemd auch. Er wollt mich nicht in Lackhotpants gehen lassen.“

„Oh. Verständlich. Hätt ich dir auch nicht erlaubt.“, meint er mit einem Zwinkern.

Heinrich stellt sich kurz vor, ob er Wilhelm mit seiner Show hätte überzeugen können, und muss leise kichern.

„Was ist?“, fragt Wilhelm.

Heinrich antwortet nicht, sondern stürzt sich grinsend wieder zu Gabriele ins Getümmel.

„Und?“, fragt er die Kleine und stupst sie mit der Hüfte an, „Machst du nen guten Fang?“

„Einen sehr guten!“, ruft sie, „Einer so reizenden Prinzessin kann halt kein Bonbonwerfer widerstehen.“

„Ach, so ist das.“, lacht der Junge.

Da quiekt Gabriele plötzlich auf. „Die werfen Rosen!“

Heinrich sieht ihrem ausgestreckten Zeigefinger nach und erblickt den Wagen, der soeben in die Straße eingebogen ist.

„Ooh, ich will unbedingt eine haben!“, verkündet das Mädchen und hüpft aufgeregt herum, „Eine weiße!“

„Dann musst du den Leuten schön zuwinken.“, meint Heinrich.

„Na logo!“, entgegnet Gabriele, und als der Wagen bei ihnen angekommen ist, befolgt sie sofort seinen Rat mit lauten Heijo-Rufen.

Doch sie kann sich noch so viel Mühe geben, die Rosenwerfer scheinen sie zu übersehen.

„Ohneiin!“, ruft sie schmollend, als sie schon nur noch das Heck des kleinen LKW sehen.

„Warte, ich hol dir eine, das geht ja nicht, dass die dich einfach ignorieren, meine Prinzessin.“, meint Heinrich, bevor er schnell dem Wagen nachläuft.

Am Ende der Ladefläche entdeckt er einen jungen Mann, der gerade eine weiße Rose aus dem Eimer nimmt.

„Heijo, schöner Mann, wie wär’s mit einer Rose für mich!“, ruft er mit einem Grinsen, und der Mann bemerkt ihn tatsächlich. Er erwidert sein Grinsen und beugt sich ein wenig vom Wagen zu ihm herunter.

„Ne Rose willst du von mir, kleener Brokeback Cowboy?“, fragt er.

„Ja. Bitte.“, antwortet Heinrich mit flatternden Wimpern.

Das Grinsen auf dem Gesicht des Typen wird breiter. „Und was bekomm ich dafür?“

Der Junge setzt einen verführerischen Blick auf und wirft ihm einen Handkuss zu. Noch bevor der andere mit der Rose in der Hand vom Wagen springt, weiß Heinrich, dass er ihn an dieser Stelle hat.

„Da hast du deine Rose, mein Kleener.“, meint der Mann und hält ihm die weiße Blume entgegen.

Als Heinrich danach greifen will, zieht er sie mit einem Lachen wieder zurück. „Na, nicht so stürmisch.“

„Ich bin aber gerne stürmisch.“, entgegnet der Junge mit einem schelmischen Grinsen und tritt so nahe an den anderen heran, dass sein Hut einen Schatten auf dessen untere Gesichtshälfte wirft. Indem er den anderen durch intensiven Blickkontakt reglos hält, kann er ihm die Rose aus der Hand nehmen.

Mit einem triumphalen Schmunzeln macht Heinrich wieder einen Schritt zurück. „Danke.“, haucht er und riecht an der wohlduftenden Pflanze, da sein Gegenüber eher nach zu viel Alkohol stinkt.

Der Typ muss lachen. „Du bist ja ein ganz Gerissener.“, meint er, und bevor Heinrich reagieren kann, hat er ihn grob am Hintern gepackt.

„Hey“ Mit einem Satz zurück entkommt er dem Griff. „Nicht da, da bin ich empfindlich.“, bringt er halb scherzend heraus, da er den anderen mit einer direkten Abweisung nicht unnötig aggressiv machen will.

„Das will ich aber hoffen.“, meint der Typ jedoch nur und kommt wieder auf ihn zu.

Da Heinrich sich hastig weggdreht, erwischt er ihn nur von hinten und schlingt ihm die Arme um den Bauch. „Na, mein kleener Cowboy, willste nicht mit auf unsren Wagen kommen und ein paar Kühe melken?“

„Nein danke, lass mich los.“, antwortet der Junge jetzt doch ein wenig patzig, da er den Typen einfach nur eklig findet, und versucht sich aus dem Griff zu befreien, doch der andere fängt an, ihn dem Wagen hinterher zu zerren.

„Hey, ich hab gesagt, du sollt mich loslassen!“, ruft Heinrich und versucht nach dem Mann zu treten. Wie gerne wünscht er sich jetzt seinen Alex herbei, der diesem Arsch so richtig eine reinhauen –

„Hn!“

Auf einmal geben die Arme um ihn nach, und als der Junge aus dem Griff entkommen kann, sieht er, wie der Typ mit schmerzverzerrtem Gesicht sich den Schritt hält.

„Du verdammte Dreckssau!“, keift Gabriele, die hinter dem Mann steht und ein weiteres Mal mit ihrem Bein ausholt.

„Das reicht, Gabi.“, ermahnt sie Wilhelm, an dessen Seite gezogen sich Heinrich plötzlich vorfindet, „Und Sie lassen Ihre Finger gefälligst vom Freund meines Bruders! So besoffen können Sie gar nicht sein, um nicht zu verstehen, dass er nein gesagt hat.“

Äußerst beleidigt zieht der Typ von dannen, wieder seinem Wagen hinterher, natürlich nicht, ohne ihnen noch den Mittelfinger zu zeigen.

„Danke.“, bringt Heinrich heraus, als sie wieder zum Straßenrand laufen.

„Kein Problem, der Blödmann hat das verdient.“, entgegnet Gabriele selbstsicher.

„Hier ist deine Rose.“, fällt es dem Jungen da wieder ein und er reicht ihr seine Errungenschaft.

„Aww, du bist so lieb!“, ruft die Kleine entzückt und drückt ihn fest.

Da bemerkt Heinrich, dass Wilhelm immer noch einen Arm um ihn gelegt hat. „Willst du jetzt sichergehen, dass mich auch ja niemand deinem Bruder wegnimmt?“, meint er schmunzelnd an den Älteren gewandt.

Wilhelm grinst ihn an. „Genau, und da du mit diesem Outfit nur gleich dem nächsten zum Opfer fallen wirst, bleibst du schön bei mir.“

„Jawohl, Herr von Humboldt.“, zeigt sich Heinrich einverstanden, und schmiegt sich an den anderen an.

Von Humboldt?“, lacht dieser.

„Passt doch besser zu deiner Garderobe.“

„Da hast du Recht.“
 

Als der Faschingszug an ihnen vorüber ist, besteht Wilhelm natürlich darauf, Heinrich noch nachhause zu begleiten.

„Du bist ja genauso schlimm wie Alex.“, meint der Junge, während sie zur U-Bahn-Haltestelle laufen.

„Du weckst eben Beschützerinstinkte. Sogar bei Gabi.“

Das Mädchen beginnt zu kichern und nimmt Heinrichs Hand. Nach kurzem Zögern tut es Wilhelm ihr gleich.

Der Junge muss glücklich grinsen. „Wie eine kleine Familie.“, meint er, und gemeinsam schlendern sie über die Straße.
 

Vor dem Haus wird Heinrich von den beiden abgesetzt.

Gabriele fällt ihm sofort um den Hals. „Das war so toll, dass du heute dabei warst!“, ruft sie freudig, „Das hat viel mehr Spaß gemacht als mit Papa alleine!“

„Mir hat’s auch sehr viel Spaß gemacht.“, entgegnet Heinrich, „Mit euch beiden.“ Er entschließt sich spontan dazu, auch Wilhelm zu umarmen, und ist erstaunt, wie selbstverständlich der andere ihn an sich drückt.

„Das sollten wir bald mal wiederholen.“, findet der Ältere.

„Auja.“, stimmt ihm Heinrich zu.

„Aber mit Alexander.“, meint Wilhelm.

„Jaa, Onkel Alex darf sich nächstes Mal nicht vor seiner Onkel-Pflicht drücken!“, findet auch Gabriele.

Heinrich und Wilhelm müssen lachen.

„Dann kommt gut nachhause.“, verabschiedet der Jüngere von Vater und Tochter schließlich, als er schon das Haus aufgeschlossen hat.

„Grüß Alex von uns.“

„Mach ich.“

Mit einem wunderbar warmen Gefühl in seinem Bauch läuft Heinrich die Treppen hinauf und stürmt in die Wohnung. Er schmeißt seine Stiefel in den Flur und spurtet sofort in den oberen Stock, in Alexanders Arbeitszimmer.

„Heinrich!“, empfängt ihn dieser überrascht und mit offenen Armen, in die sich der Junge sofort fallen lässt.

„Aww, Alex, du hast so eine liebe Familie!“

Lachend drückt ihn der Ältere an sich. „Also waren sie nett zu dir, ja?“

„Natürlich! Der Tag heute war super! Und wir haben beschlossen, dass du das nächste Mal, wenn wir drei was unternehmen, auf jeden Fall dabei sein musst!“

Bei diesem Eifer bringt Alexander es nichts übers Herz, nein zu sagen. „Okay.“, antwortet er mit einem liebevollen Lächeln.

Glücklich gibt ihm Heinrich einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, den sein Freund sanft erwidert.

„Ich hab dich vermisst.“, flüstert der Ältere schließlich.

Kichernd schmiegt sich der Junge an ihn. „Ich dich auch.“, meint er, und beschließt seinem Freund doch nichts von dem kleinen Zwischenfall zu erzählen.

„Schöne Grüße von den beiden.“

„Oh, danke.“

„Wollen wir jetzt meine Beute verspeisen?“

Fragend blickt ihn Alexander an. „Welche Beute?“

„Na, die ganzen Bonbons und Süßigkeiten!“

„Achso“, lacht der Ältere und wendet sich dem Hals des Jungen zu, „Ich würd aber viel lieber dich verspeisen, du bist auch bestimmt tausendmal süßer, mein Brokeback Cowboy.“

Heinrich hält bei diesem Spitznamen kurz inne. Dann muss er aber lachen und lässt sich vom anderen weiter küssen.

„Gerne.“, haucht er.
 

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Frohe Ostern! :D

Jaaa, ein Faschings- / Fastnachts- / Karnevals-Kapitel an Ostern XD Ich verspreche aber, dass die nächsten Kapis wieder zeitunabhängig sind ;)
 

Heinrich Heine kann man jetzt übrigens bei den Charas sehen, und:

Ich werde wohl bald in der FF-Beschreibung einen Link zu meinem Weblog reinstellen, wenn ich dort den VLE-Persönlichkeitstest hochgeladen hab, der schon fast fertig ist ;3 – wer sich darunter noch nichts vorstellen kann, lässt sich einfach überraschen :3



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2012-04-14T18:14:43+00:00 14.04.2012 20:14
ich stimme Ran zu, was machst du da schon wieder?
Ja, ich stimme auch Will zu, Alex MUSS das nächste Mal mitkommen, ich bin nämlich etwas besorgt...

Gabriele dagegen war herrlich, wie sie dem Kerl eins auf die Glocken gegeben hat :3
Aber irgendwie gefällts mir nicht, dass Alex den gleichen Spitznamen wie die Schmierbacke verwendet...

Das Kapitel an sich hat mir gefallen, auch wenn Alex und Heinrich beim Unziehen in ein Zeitloch gefallen sein müssen...ich meine ich halte es einfach für unwahrscheinlich dass sich jemand die Beine, die Achseln und das Gesicht rasieren, sich ein Teufelchen-lack kostüm und danach noch ein Cowboyoutfit anziehen kann, während er zwischendurch mit seinem Liebsten rummacht, ein Nutellabrot isst, einen Kakao trinkt und dann nur ein paar Minuten zu spät kommt, obwohl er eigentlich nur eine 3/4-Stunde Zeit hat...naja, vllt ist Heinrich ja so was wie Rage oder JT...^^
Von:  Ran34
2012-04-09T17:18:38+00:00 09.04.2012 19:18
Das war richtig gut!
Und grade diesen schmierigen Typen *buähhh~*
echt ekelig aber diese szene hast du klasse beschrieben, so hätte das auch in echt ablaufen können ;)
armes Heinrich *pat pat*

Und du sollst nicht ständig verkuppelnde anspielungen von heinrich und will machen! >.<

lg~
Von:  -Penthesilea-
2012-04-09T16:29:27+00:00 09.04.2012 18:29
Awwww~ ein Faschingskapitel! Da hätte ich natürlich schon drauf kommen können ;]
Haaach~ und es war so süß :3, vor allem Gabi mag ich inzwischen richtig gerne X33. Und Wilhelm! Wilhelm ist ganz und gar vortrefflich <3, vor allem, dass er so lieb auf Heinrich aufgepasst und ihn noch nach Hause gebracht hat, fand ich unglaublich süß von ihm! Ich bin definitiv auch dafür, dass Alex das nächste Mal mitkommen muss, um mit den anderen etwas zu unternehmen!

Sonst freu ich mich jetzt schon sehr auf den Persönlichkeitstest und bin gespannt, was dabei heraus kommen wird :3

Lg~


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