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Venia Legendi Eudaimonía

Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist
von

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„Siebenfünfzig die Stunde und das Trinkgeld darf ich behalten.“, verkündet Heinrich stolz, als sie am Montagmorgen in Alexanders Jeep auf dem Weg zur Uni sind, „Bald hab ich die Anmeldegebühr für den Führerschein damit raus.“

„Und dir gefällt’s, ja?“

„Auja!“, antwortet Heinrich mit einem Grinsen.

„Und deine Schwester ist auch mit dir zufrieden?“

„So sehr!“, ruft der Junge stolz, „dass ich jetzt unter der Woche auch an drei Abenden kommen soll!“

Alexander sieht seinen Freund etwas irritiert an.

„Oh, das…“

Heinrich weicht das Grinsen aus seinem Gesicht.

„Ich weiß, dass wir dann nicht mehr so viel Zeit für uns haben, aber…“

Alexander klopft ihm auf den Oberschenkel.

„Ist schon okay.“, meint er.

„Dann kann ich mir auch mal nen Samstag freinehmen, weißt du!“, versucht Heinrich den anderen zu überzeugen.

Alexander lächelt ihn an.

„Ich sag doch, es ist okay.“

Der Junge nickt erleichtert.
 

„Hey, Tim! Morgen!“

„Morgen, Heinrich!“

Freudig schlägt Heinrich mit dem Rothaarigen ein.

„Und? Schönes Wochenende gehabt?“, fragt Tim und hebt dabei eindeutig nicht andeutungsfrei seine Augenbrauen.

„Du bist unmöglich!“, lacht Heinrich und gibt seinem Sitznachbarn eine Kopfnuss.

Während des Physik-Kurses besteht Tim auf eine „Was hast du am Wochenende gemacht?“-Version von Hang-Man:

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„Knuddeln mit meinem Alexander.“

„Nein!“

„Begattet von– “

„Nein, jetzt sag doch erst mal nen Buchstaben!“

„X.“

Heinrich schüttelt verzweifelt den Kopf.

„Herr Kleist? Ist alles in Ordnung?“

„Ä-äh, ja, Frau Eichendorff.“

Genervt schreibt der Junge selbst die Buchstaben auf die Felder.

„Arbeiten bei meiner Schwester?!“, liest Tim völlig fassungslos vor, „Du hast gesagt, dein Wochenende wär toll gewesen…!“

„War’s auch.“, gibt Heinrich zurück.

„Meine Fresse, muss deine Schwester cool sein, wenn das so ist. Ich würd ein Wochenende mit meiner nicht aushalten…“

Grinsend klappt Heinrich den Block zu und widmet seine Aufmerksamkeit nun dem Unterricht.
 

In der Pause schlägt Tim vor, sich ins Café zu setzen, aber Heinrich merkt an, er wolle lieber mal schauen, ob er Alex irgendwo findet.

Tim sieht ihn grinsend an.

„Stimmt, weil du arbeiten musstest, hattet ihr am Wochenende ja keine Zeit. Muss jetzt nachgeholt werden, hm?“

„Ach, hör auf…“, lacht Heinrich.

„Nu geh schon, ihr habt nur ne Dreiviertelstunde! Wir sehen uns dann in Mathe.“

Kopfschüttelnd lässt sich der Junge vom Rothaarigen zurück ins Gebäude schubsen. Tim ist wirklich…Tim braucht ne Freundin! Eindeutig!

Grinsend läuft Heinrich den Gang entlang, auf direktem Weg zu Alexanders Büro. Er hofft, er trifft seinen Professor dort an.

Und gerade hat er festgestellt, dass die Tür noch abgeschlossen ist, da kommt besagter Professor um die Ecke.

„Heinrich.“, begrüßt er ihn, „Was machst du denn hier?“

„Auf dich warten.“, entgegnet der Junge und kann es nicht lassen nach der Krawatte des anderen zu fassen, als der vor ihm stehenbleibt.

„Heinrich, nicht.“, erinnert ihn Alexander und sieht sich besorgt um.

„Was denn? Es sind alle draußen auf dem Campus. Die letzten warmen Tage des Jahres genießen.“

Der Ältere sieht nachdenklich zu ihm herab.

„Und wieso bist du nicht dabei?“

„Weil ich dich sehen wollte.“, gibt Heinrich ein wenig verlegen zu, zieht Alexander an der Krawatte zu sich herunter.

Der will eigentlich nicht, kann aber nicht anders, als nachzugeben und sich von seinem Freund küssen zu lassen. Kein Küsschen, wie vermutet; ein Kuss.

„Ich hab dich vermisst, als ich bei Ulli war. Jede Sekunde.“

„Hein-nmm…“

Alexander findet es ganz schön dreist, wenn er daran denkt, dass vor einem halben Jahr er noch derjenige war, der den anderen so hier an der Uni überfallen wollte, und jetzt wird er selbst überfallen…

Um seinen Standpunkt klarzumachen, packt er Heinrich am Hinterkopf und zieht ihn mit sich gegen die Tür zu seinem Büro.

Gerade stellt Heinrichs Zunge so unglaubliche Dinge in seinem Mund an, als ein aufgebrachtes „Das ist ja…die Höhe!“ im Gang ertönt.

Sofort schrecken die beiden auseinander. Beim Anblick Eggebrechts will Heinrich türmen, aber Alexander hält ihn an den Armen bei sich.

„D-d-das…! Ein Skandal! Mit einem ihrer Studenten, Herr Humboldt, ein Student!“

Alexander merkt, wie Heinrich panisch wird.

„Sch-scheiße, Alex, verdammter Mist, ich…! Gott, ich bin ja so blöd, wieso…?!“

„Pschhh“, versucht er ihn zu beruhigen, streicht ihm durch die Haare, während Eggebrecht weiter gegen sie wettert.

„Das werde ich dem Universitätsleiter melden! Unverzüglich!“, ruft der Physikprofessor mit erhobenem Zeigefinger, „Und glauben Sie nicht, Herr Professor Humboldt, dass er, bloß weil Sie sein Bruder sind, hier eine andere Möglichkeit hat, als Sie zu entlassen!“

Mit diesen Worten dreht sich Eggebrecht schon um, als Alexander Heinrich noch einmal den Kopf tätschelt, bevor er einen Schritt in die Richtung des davongehenden Professors macht, seine Arme vor der Brust verschränkt, und ihm gelassen nachsieht, sogar ein leichtes Grinsen auf den Lippen.

„Wieso gehen wir dann nicht gleich gemeinsam, Herr Professor Eggebrecht?“, ruft er dem anderen nach.

Dieser bleibt ein paar Meter entfernt im sonst leeren Gang stehen.

„Ich bin sicher“, spricht Alexander weiter, „meinen Bruder wird es auch interessieren, was vor einem Jahr beim Sportfest zwischen Ihnen und einer Ihrer Studentinnen vorgefallen ist.“

Man sieht ganz deutlich, wie Eggebrecht erst zögert, sich dann aber doch schließlich umdreht, mit einem vor Wut – oder Scham – gerötetem Gesicht.

„Und ich glaube“, macht Alexander gnadenlos weiter, „dass wenn ich unserem lieben Universitätsleiter sage, dass Sie die Geschichte mit mir und Herrn Kleist nur als Gegenargument erfunden haben, er wohl eher seinem eigenen Bruder glaubt, als Ihnen, meinen Sie nicht?“

Eggebrechts Visage speit Feuer.

„Dann geh ich vor Gericht!“, brüllt er, „Jawohl! Ich wende mich gleich an eine höhere Stelle und dann vergeht Ihnen Ihr blödes Grinsen, Sie…!“

„Soso, vor Gericht.“, wiederholt Alexander, „Haben Sie denn Beweise?“

Eggebrecht verstummt. Sucht anscheinend nach irgendeiner Antwort, die er seinem Kollegen entgegenpfeffern kann.

„Und Sie?!“, ruft er schließlich, „Haben Sie Beweise?“

„Och, ich bin mir sicher, wenn ich es nur richtig anstelle, dann ist jede Studentin an dieser Universität bereit, mir den Gefallen zu tun und vor Gericht gegen Sie auszusagen…“

Plötzlich ist Eggebrecht ganz blass.

Er öffnet seinen Mund, weiß aber nicht, was er sagen soll.

„Nun?“, meint Alexander, die Hände in die Hüfte gestemmt.

Eggebrecht versucht sich in einem versöhnlichen Lächeln, das ihm gründlich misslingt.

„I-ich…ich habe nichts gesehen. Rein…rein gar nicht.“

„Wunderbar.“ Alexander nickt ihm anerkennend zu.

Und Eggebrecht macht sich kleinlaut davon.

Grinsend läuft Alexander wieder zurück zu Heinrich, der noch völlig baff vor der Bürotür steht.

„Der kann uns nicht’s mehr.“, verkündet der Ältere triumphierend und legt seinem Freund eine Hand in den Nacken.

„Was…was heißt das?“, hakt Heinrich nach.

„So viel in den Gängen knutschen, wie wir wollen.“, antwortet Alexander hastig, bevor er seine Lippen wieder auf die des Jungen presst.
 

Alexander war ja nicht so sehr davon begeistert, dass Heinrich gleich seinen ersten freien Abend, den er diese Woche noch hat, mit seinem Studienfreund verbringt, aber da er ihm die Mittagspause geschenkt hat, hat er ihn wohl oder übel gehen lassen müssen.

Er selbst hat dadurch Zeit und Muße gefunden, auch mal wieder auf das Kollegiums-Treffen seiner Mit-Professoren zu gehen, da er den Abend über sonst sowieso nichts anderes vorgehabt hätte, als gelangweilt und alleine daheim rumzusitzen.

Frau Sommer, eine der jüngeren Kolleginnen nimmt sich auch gleich sehr fürsorglich seiner an.

„Herr Humboldt! Schön, dass Sie sich hier auch mal wieder blicken lassen. Wir haben Sie schon so vermisst.“

„Ja, ich…war immer vielbeschäftigt.“

Der Abend wird überraschenderweise nicht so schrecklich, wie ihn sich Alexander ausgemalt hat, zeitweise lässt es sich mit seinen Kollegen sogar ein wenig Spaß haben. Besonders amüsiert er sich zum Beispiel über die Imitationen von Eggebrecht – der natürlich nicht anwesend ist – und einige Versuche seiner männlichen Kollegen, ihn in ein Gespräch über Frauen zu verwickeln. Schon die Aussichtslosigkeit dieser Aktion bringt Alexander zum Schmunzeln, als er, nach einigen Beschwerden darüber, dass es einem die Studentinnen mit ihrer Aufmachung aber auch immer schwerer machen, nicht hinzusehen, nach seinem Traumtyp gefragt wird.

„Och, keine Ahnung…“

„Ja, komm, irgendwas. Eher sportlich, zierlich, Zicke?, jünger, älter, größer, kleiner?“

„Jünger. Kleiner. Nicht unbedingt sportlich. Auf keinen Fall Zicke.“

„Ja, und hier?!“, fragt ihn ganz interessiert der Kunstprofessor – der schon ein paar Bierchen zu viel intus hat, wohlgemerkt – während er mit seinen Händen vor seiner Brust andeutet, dass er mit seiner Frage auf die Körbchengröße abzielt.

„Möglichst…ähm…“, fängt Alexander vorsichtig an.

„Groß!“, kommt es von seinem Sitznachbarn.

„Klein.“, beendet er ein wenig genervt seinen Satz.

Der Kunstprofessor sieht ihn an, als wenn ihm ein zweiter Kopf wachsen würde.

„Klein?!?“, wiederholt er ungläubig.

„Ja, Mensch, Andy, wieso nicht?“, kommt es von einem anderen, „Ich hab gestern eine gesehen, die hatte auch nicht gerade Doppel-D, aber so ein heißes Ding, ich sag’s dir.“

„Beine bis zum Dach, hm?“, gibt der Kunstprofessor von sich.

Alexander verdreht die Augen und hält vergeblich Ausschau nach Rettung.

„Ach, was! Richtig schnuckelig!“

„Wo warst du? Im Kindergarten?!“

„Haha, Blödmann. Musst du ja nicht wissen, aber ich geh nächstes Wochenende wieder hin.“

„Hey, Alexander! Wo hin so eilig?! Hey!“

Erleichtert nimmt Alexander neben Frau Sommer Platz.

„Danke.“

Sie winkt lächelnd ab.

„Ich hab gesehen, wie unwohl Sie sich gefühlt haben. Bei diesen Gesprächsthemen verständlich.“, meint sie und rollt genervt mit den Augen.

„Ja, etwas…ähm…“

„Niveaulos und kindisch, ja.“

Alexander grinst sie an.

„Genau danach hab ich gesucht.“

Als sie ihm hierauf ein etwas zu herzhaftes Lächeln zuwirft, wird ihm unwohl. Hastig schaut er auf die Uhr.

„Oh, es wird Zeit.“, meint er, „Ich muss…“, er räuspert sich, „meinen Freund abholen.“

„Oh.“, bringt sie nur noch heraus und sieht ihm, genauso wie zwei andere seiner Kolleginnen, betrübt nach, als er nach ein paar Verabschiedungen den Raum verlässt.
 

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Jap. Jetzt haben sie schon mal die Freikarte bei Eggebrecht – und ich versprech euch: Die beiden werden noch so ihren Spaß mit ihm haben ;)



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2011-07-13T20:55:11+00:00 13.07.2011 22:55
Tja...hätte nicht gedacht, dass Alex so korupt sein kann...^^
Das Klassentreffen ist lustig, ich glaub, ich mag den Kunstprofessor...mein eigener ist echt tuntig (aber hetero)...-_-'
Na ich bin gespannt, was die beiden sich noch für Eggbrecht einfallen lassen...^^
Von:  Ran34
2011-07-13T17:19:28+00:00 13.07.2011 19:19
Boa, ich bin baff. Mal ehrlich, wer hätte gedacht, dass Eggebrecht mal was mit einer Studentin hatte? O.o
Aber richtig cool, wie Alex seinen kleinen Heinrich verteidigt hat und Eggebrecht fertig gemacht hat!
Toll fand ich auch das Treffen mit seinen Kollegen, bei dem er dann bei einigen klargestellt hat, dass er
1.vergeben
und 2.schwul ist! >.<
Aber der kleine Timmy ist ja auch zum Teil ganz schön versaut! :P
Ich bin mal gespannt, wie sie Eggebrecht noch auf der Nase herumtanzen werden^^

lg~


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