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Venia Legendi Eudaimonía

Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist
von

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Der weitere Museumsbesuch verläuft so, wie Alexander sich das eigentlich vorgestellt hat. Nun ja, fast.

Heinrich ist jetzt jedenfalls nicht mehr langweilig, er hüpft freudig von einem Ausstellungsstück zum anderen und ist sehr daran interessiert, zu was die Dinge wirklich gebraucht wurden.

„Damit hat man die Rinde von Bäumen abgemacht.“

„Jaaa, das steht hier. Ich will die background information.“

„Zum Abschaben. Der Rinde. Von den Bäumen. Wirklich.“

„Och, komm schon…“

oder:

„Zum Kochen.“

„Und in Wirklichkeit…?“

„Ein Kochtopf.“

„Aaahlex…, ich weiß doch, dass du’s besser weißt…“

Seufzend beugt sich der Ältere zu seinem Freund herunter, um ihm die eben erfundene „background information“ ins Ohr zu raunen.

Heinrichs Augen weiten sich, seine Wangen laufen rot an. Aber er hält für ein paar Ausstellungsstücke lang die Klappe.

Bis sie an einem langen, dünnen Stock vorbeikommen.

„Ein Speer.“, sagt Alexander nachdrücklich, als er sieht, dass Heinrich den Mund öffnet.

Als ihn der Junge skeptisch ansieht, ergänzt er: „Jetzt übertreibst du’s aber.“

Sein Freund zuckt nur unschuldig mit den Schultern.

Da schrecken sie beide auf, als aus dem Nebenraum eine laute Stimme zu ihnen durchdringt.

Neugierig schauen sie um die Ecke und entdecken einen Mann und eine Frau, die anscheinend zum Museumspersonal gehören.

„No! No voy a tocar el veneno!“

Alexander versteht, dass der Mann versucht, seine Mitarbeiterin darauf aufmerksam zu machen, nicht so laut zu sein, wobei er es vorhin war, dessen laute Stimme sie gehört haben.

Als der Mann die Frau an der Schulter packt, legt Alexander seinem Freund eine Hand in den Nacken.

„Wart mal nen Moment.“, meint er, bevor er zu den beiden hinüberläuft.

Die Angestellten bemerken ihn erst mal nicht, als er sich zu ihnen stellt, so hektisch werfen sie sich irgendwelche Worte an den Kopf. Erst als sich der Professor räuspert, dreht sich die junge Frau zu ihm um.

„Disculpe.“, beginnt Alexander und fragt nach, ob er helfen könne.

„No, gracias, señor.“, verneint der Herr etwas kühl und will sich schon wieder der Frau zuwenden, doch Alexander hört es nicht gerne, wenn Vorgesetzte so mit ihren Mitarbeitern umgehen.

Was denn das Problem sei, setzt er noch einmal an.

Der Man wirft der jungen Dame einen mahnenden Blick zu, sodass diese nervös zu Alexander aufschaut und berichtet, es sei ihre Schuld, sie solle die Phiole mit dem Curare-Gift umräumen, aber sie habe eben Angst davor, vergiftet zu werden.

Der Angestellte winkt sofort ab. Natürlich völlig unbegründet, die Angst, meint er.

Vor zwei Jahren sei immerhin ein Mitarbeiter umgekommen, als er die Giftpfeile transportiert hat!, beteuert die Frau aufgeregt.

„Was ist los?“, fragt Heinrich, der sich zu ihnen gesellt hat.

„Curare ist los.“, antwortet der Ältere und nimmt die Phiole aus der offenen Vitrine, was der jungen Frau einen nervösen Aufschrei entlockt.

„Das ist das Nervengift, das die Indios als Pfeilgift verwendet haben. Die junge Frau hier hat Angst, dass ihr was passiert, wenn sie mit dem Gift in Berührung kommt.“

„Du nicht?!?“, ruft Heinrich sofort beunruhigt.

Alexander lacht leise, und der Angestellte zu seiner Rechten sieht immer genervter aus.

„Das Gift“, beginnt der Professor, „wirkt nur, wenn es direkt in die Blutbahn gelangt.“, und mit einem Grinsen wendet er sich dem unfreundlichen Herrn zu, entkorkt die Phiole und prostet ihm mit einem „Salud!“ zu, bevor er den Inhalt mit einem Schluck leert.

Frau und Heinrich schreien auf, die Augen des Angestellten weiten sich entsetzt.

Alexander blinzelt ein paar Mal. Dann verzieht er sein Gesicht und beginnt zu husten.

„Oh, mein Gott, Alex!“, ruft Heinrich panisch, aber sein Freund winkt ab, räuspert sich.

„Argh…schmeckt das scheußlich…“, gibt er von sich, und Heinrich atmet erleichtert auf.

Alexander drückt der Frau die leere Phiole in die Hand und erklärt nochmal auf Spanisch, wie das Gift wirkt, und dass der Mitarbeiter vor zwei Jahren sich wohl an einer der Pfeilspitzen geschnitten haben muss. Die junge señora brauche also nächstes Mal keine Angst zu haben. Und der werte Herr – damit wendete er sich voller Genugtuung dem kreidebleichen Vorgesetzten zu – solle sich in Zukunft lieber über die Wirkung von diversen Giften informieren, bevor er irgendjemanden damit beauftragt, es anzufassen.

Nach dieser Aktion beschließt Alexander, das Museum zu verlassen, damit sie nicht noch in Schwierigkeiten kämen.

Heinrich kann es nicht lassen, sich bei ihm einzuhaken.

„Du bist unverbesserlich, echt.“, meint er, gibt sich jedoch keine Mühe, das Grinsen zu unterdrücken.

„Wenn du’s Leuten beweisen willst, dann musst du’s ihnen richtig geben, oder?!“

„Wieso?“, entgegnet Alexander schmunzelnd und wirft einen Euroschein in die Spendenbox am Ausgang, für das Gift, das er ihnen weggetrunken hat, bevor sie hinaus auf die Straße treten.

„Wem hab ich’s denn schon „richtig gegeben“?“

„Eggebrecht? Meinem Vater?!“

„Oh, stimmt, ja. Aber ich seh’s eben nicht gerne, wenn jemand ungerecht behandelt wird.“

„Ich weiß.“, meint Heinrich und würde seinem Freund jetzt gerne einen Kuss auf die Lippen drücken.

„Jetzt will ich ein Eis essen.“, verkündet er stattdessen.

„Keine schlechte Idee.“
 

Als sie nach eben diesem Eis und noch ein paar wenigen Stunden in Mexiko-Stadt aus dem Hotel auschecken, ist es halb Sechs. Sie packen ihre wenigen Sachen und machen sich gleich auf den Weg zum Flughafen.

Alexander hofft, dass er bei der Einreise in die Vereinigten Staaten wegen seiner Pistole keine Probleme bekommt, und dass Heinrich den Flug über nicht wieder so aggressiv wird.

Aber keine von beiden Befürchtungen wird bewahrheitet, Heinrich ist sogar eher verschmust als alles andere.

Auch als sie in New York am JFK Airport ankommen, greift der Junge sofort nach seiner Hand.

„In New York wieder intimer?“, fragt Alexander amüsiert.

„Na, aber hallo!“, antwortet der Kleine mit einem Grinsen.

Als sie ihre Rucksäcke wiederhaben, machen sie sich auf den Weg zu ihrem Hotel.

Heinrich ist begeistert von der Stadt, aber sein Freund ist erstaunt, wie wenig Aufmerksamkeit er doch den eigentlich atemberaubenden Wolkenkratzern und blinkenden Leuchtreklamen schenkt. Stattdessen schaut er viel zu oft zu ihm auf und drückt seine Hand fester.

Im Taxi schlingt der Junge die Arme um seinen Hals und küsst den Älteren stürmisch.

Lachend schiebt ihn Alexander ein wenig von sich, fährt ihm mit einer Hand in die Haare.

„Du bist zu goldig für diese Welt.“, meint er.

Heinrich pustet die Backen auf.

„Goldig?! Ich knutsch dich hier grad so was von aufreizend ab, und alles, was dir dazu einfällt, ist „goldig“?!?“

Alexander haucht ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor er Heinrichs Hand wieder in seine nimmt.

„Ja, wir sind hier in einem Taxi, da find ich das goldig.“, und mit einem Zwinkern ergänzt er: „Kannst mich ja nachher im Hotelzimmer nochmal fragen, wie ich’s da find.“

Das nimmt sich Heinrich fest vor.
 

Das Hotel liegt direkt am Central Park, Alexander hat schon vor ihrem Flug nach Mexiko-Stadt telefonisch ein Zimmer gebucht und gerade noch eins bekommen.

„Hätt ich das Datum gewusst, hätt ich uns die Suite reservieren können.“

Sein Freund wehrt händefuchtelnd ab.

„Bloß nicht! Du gibst so schon genug Geld aus.“

„Na, und?“, entgegnet Alexander und blickt den Kleinen an.

„Du bist eh mit keinem Geld der Welt zu bezahlen.“

Heinrich lächelt gerührt und streckt sich ein wenig, um dem Älteren den Hut vom Kopf zu stupsen, bevor er ihm einen Kuss auf den Mund drückt.

„Zum Romantiker taugst du’s trotzdem noch nicht ganz.“, meint er keck.

Alexander rollt nur mit den Augen, bevor er in die Eingangshalle des Hotels tritt.

Nachdem er sich an der Rezeption angemeldet hat, werden die beiden von einem Pagen in den dritten Stock begleitet, wo er ihnen ihr Zimmer zeigt. Als Alexander dem jungen Mann noch das Trinkgeld gibt, springt Heinrich schon aufs große Doppelbett.

„Fabulous!“, stellt er fest, und da er sieht, wie sein Freund dem Pagen seiner Meinung nach zu lange hinterherblickt, hopst er sogleich wieder vom Bett runter, um die Tür hinter dem Älteren zuzumachen und ihn mit sich auf die Matratze zu ziehen.

Alexander will den Jungen küssen, doch der weicht aus.

„Halt!“, kommt es von Heinrich, „Erst erklärst du mir, wieso du dem Typ eben auf den Hintern gestarrt hast.“

Sein Freund sieht zuerst verwirrt aus, dann heben sich seine Mundwinkel.

„Ich hab dem Typ nicht auf den– “

„Doch! Hast du!“, unterbricht ihn Heinrich entrüstet.

„Jetzt lass mich doch mal ausreden: Ich hab ihn lediglich so angeschaut, weil ich die Uniform schick fand.“

„Jaha, na klar!“, gibt der Kleine empört von sich.

„Wirklich.“, besteht Alexander, „Ich hab mir halt…“

Er weicht dem Blick des anderen aus.

„Was!“

„Hab mir halt vorgestellt, wie’s wär, wenn ich hier als Single hergekommen wär– “

Heinrichs Augen weiten sich entsetzt.

„ – und dich hier als Pagen angetroffen hätte. In dieser Uniform…“

Langsam entspannen sich Heinrichs Gesichtszüge wieder und er muss grinsen.

„Du hättest mir ein außerordentliches Trinkgeld gegeben.“

„Mhm. Und dann hättest du dich verpflichtet gefühlt, abends bei mir zu bleiben.“

„Nicht verpflichtet. Geehrt.“

„Und ich hätte dich zu mir ins Bett gezogen, auf meinen Schoß, du immer noch mit deinem Pagenhütchen auf…“

Wie von selbst schlingen sich Heinrichs Beine um die seines Freundes und er vergräbt sein Gesicht in dessen Halsbeuge.

„Ich glaub, ich hätte aber leider nicht gemerkt, dass ich dich liebe.“, sagt Alexander leise und fährt dem Kleinen sanft durch die Haare.

„Nicht?“

„Nein.“, meint der Ältere, „Hättest du dich an der Uni, nachdem dir der Ordner runtergefallen ist, anders entschuldigt, als nur mit Worten, dann wüsst ich wohl heute auch nicht, dass ich mich in dich verliebt hab.“

„Also hast du dich nur in mich verliebt, weil…weil du nicht gleich mit mir schlafen konntest?!“, hakt Heinrich etwas irritiert nach.

„Nein, ich hätt mich ja in dich verliebt, nur gemerkt hätt ich’s nicht.“, entgegnet Alexander und legt dem anderen eine Hand an die Wange, um ihm in die Augen zu schauen.

„Ich hab’s gemerkt, als mir bewusst wurde, dass es mir wichtiger war, dass du unversehrt und glücklich bist, als eine Nacht mit dir zu verbringen.“

Heinrich nickt ein wenig anerkennend, bevor er das Gesicht seines Freundes zwischen seine Hände nimmt und ihn zärtlich küsst. Mit Wohlgefallen nimmt er die Liebesschwüre, die Alexanders Zunge noch einmal wiederholt, mit seiner eigenen auf. Er genießt die Berührungen, als der Ältere ihm mit seinen großen Händen über den Rücken fährt, hinab zu seiner Hüfte, nach vorne.

Heinrich keucht auf, als Alexanders Finger sich unter sein Shirt schieben.

Mit einem Lachen dreht sich der Größere auf ihn, wird von ihm jedoch auf der anderen Seite sofort wieder auf die Matratze befördert.

„Was sagst du jetzt zu meinem Kuss?“, flüstert Heinrich neugierig und lässt seinerseits seine Hände Alexanders Körper erkunden, „Immer noch „goldig“?“

„Verführerisch.“, entgegnet der andere und beschlagnahmt sofort wieder seine Lippen.

Heinrich schließt die Augen, als sein Freund sich zu seinem Hals hinabküsst.

„Wenn ich nur nicht so müde wär…“, hört er ihn nuscheln.

„Dann was?“, meint der Junge frech, „Meinst du etwa, ich würd dich ranlassen?“

„Du würdest gar keine andere Wahl haben.“, entgegnet Alexander und kommt mit seinem Kopf an Heinrichs Brust zur Ruhe.

Eine Weile liegen sie so da, bis der Jüngere sich zu Wort meldet.

„Heut Abend nichts mit Umziehen, Waschen und so…?“, fragt er.

Alexander verneint mit einem Brummeln.

„Auch gut.“, meint Heinrich und lässt eine Hand in die Locken des anderen fahren, um sie um seine Finger zu zwirbeln.

„Heinrich?“, kommt es irgendwann vom Älteren.

„Hm?“

„Das, was…was ich im Museum… – Erinnerst du dich daran, was du…als ich im Zelt morgens aufgewacht bin und…der Traum mit dem Bastrock…“

„Was ist damit?“

„Was du da gesagt hast, um – du weißt schon, das am Ende, wieso ich so erstaunt war.“

„Du meinst wohl eher: das, wieso du gekommen bist.“

Alexander hebt seinen Kopf; auf seinem Gesicht liegt ein leichtes Schmunzeln; und sieht seinen Freund an.

„Jedenfalls, wir haben ja auch im Museum nochmal drüber gesprochen, über die Päderastie und dieses Ritual und…“

„…Und?“

„Hältst du es denn immer noch für – ich mein, nach all dem, was passiert ist – für möglich, dass…dass du mit mir so weit gehst, wie…?“

Heinrich muss grinsen. Er merkt, wie seine Wangen sich wohl gerade röten, aber er lehnt sich nur nach vorne, um dem Älteren einen Kuss auf die Lippen zu hauchen.

„Weißt du, dass auch du süß sein kannst, wenn du so unsicher bist?“, meint er mit einem zuckersüßen Lächeln.

„Ja.“, ergänzt er aber und weiß, dass seine Wangen hierbei noch röter werden, „Ich halt es nicht nur für…möglich, sondern…ich wünsch es mir, dass wir…bis… – dass wir richtigen Sex miteinander haben. Irgendwann. Bald.“

Alexander küsst Heinrich als Zustimmung, bevor er selig in dessen Armen einschläft.
 

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Ich glaub, das hat jetzt nicht nur in Alex Vorfreude geweckt, nüch?! XD



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2011-05-14T21:16:03+00:00 14.05.2011 23:16
Was soll das eigentlich heißen? "No voy a coger esto!" o.0
Von:  Ryosae
2011-05-06T23:22:34+00:00 07.05.2011 01:22
Bei mir aber auch! xDD
Echt toll das Kappi und es ist so lang! xDD
Boah hab ich jetzt eine Vorfreude zum nächsten Kapitel. Du bist echt so fies! >3<
Immer diese Spannung! ...aber ich denke das zeichnet diese FF einfach aus! ^^

LG :D
Von:  Ran34
2011-05-06T18:03:27+00:00 06.05.2011 20:03
Ähm nö... in mir auch! :P
Als Alex das Gift getrunken hat dachte ich so: wtf?! omg!
Aber Gott sei Dank ist alles gut gegangen!^^
Die beiden sind schon so ein schnuggeliges Pärchen. >.<

lg~


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