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Venia Legendi Eudaimonía

Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist
von

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„Oh, Gott! Was war das?!?“

Alexander verkneift sich ein Lachen und nimmt stattdessen Heinrichs Hand in seine.

„Nur ein Luftloch.“, antwortet er.

„Ein Luftloch?!“

„Ja, ein Luftloch. Das kommt vor, wenn das Flugzeug durch Leewellen fliegt. Du weißt, was Leewellen sind? Die vom Wind abgewandte Seite eines Berges bezeichnet man als Lee. Wenn die warme Luft– “

„Ich glaub, du hast deine Professur verfehlt.“, gibt Heinrich etwas blass im Gesicht von sich.

„Och, so schlecht bin ich als Philosoph doch auch nicht, oder?“, meint Alexander scherzend.

Plötzlich sackt das Flugzeug wieder ein wenig ab.

„Mensch, jetzt hör auf zu labern und mach was!“, meckert Heinrich hysterisch.

Alexander muss nun doch lachen.

„Du wolltest doch unbedingt am Fenster sitzen.“

„Und du wusstest, dass das mein erster Flug ist! Hättest du mich nicht warnen können?!?“

„Kann man Ihnen helfen, die Herren?“

„Nein!“

Alexander schaut die blonde Stewardess entschuldigend an, die ganz geschockt auf Heinrichs unfreundliche Abweisung reagiert.

„Können Sie mir vielleicht einen Stift und etwas Papier auftreiben? Das wär nett.“, bittet er sie.

„Selbstverständlich.“, meint die junge Frau, jetzt wieder ein wenig beruhigt, und macht sich davon.

„Was willst du mit nem Stift und Papier?“, grummelt Heinrich ärgerlich, ohne seinen Blick stur geradeaus auf den Vordersitz aufzugeben.

Alexander antwortet nicht, sondern legt Heinrichs Hand an seine Wange, haucht ihm einen Kuss in die Handfläche.

„Du bist echt süß, wenn du so trotzig aggressiv bist, Heinrich. Aber ich hab dich lieber, wenn du glücklich bist.“

Langsam sieht der Kleine zu seinem Freund auf.

„Und deshalb werden wir nicht eher wieder nach Deutschland zurückkehren, bis ich dich wieder glücklich gemacht hab. Einverstanden?“

Heinrichs Wangen röten sich etwas, aber er wendet sich erneut ab.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen nimmt er seine Hand wieder zu sich.

„Wenn wir hier überm Atlantik abstürzen, wird eh nix draus.“

Alexander unterdrückt den Impuls, an dieser Stelle verzweifelt zu weinen.

Doch da kommt endlich die Stewardess und reicht Alexander einen kleinen Block und einen Kuli.

„Vielen Dank.“

Mit neuem Mut wendet er sich an Heinrich.

„Ich zeichne was, und du musst raten, was es ist, okay?“

„Hm.“, gibt dieser nur von sich, was Alexander schon als „Ja“ interpretiert.

Also kritzelt er schnell was auf die erste Seite des Blocks, um sie dann Heinrich vors Gesicht zu heben.

„Und?“

Der Junge hebt skeptisch seine Augenbrauen.

„Nicht dein Ernst, oder?!“

Alexander muss grinsen.

„Sag mir, was du erkennst.“

„Dass du überhaupt weißt, wie so was aussieht…“

„Jetzt sag schon!“

„Oh. Sag bloß, du hattest doch was mit einer deiner Studentinnen…!“

„Heinrich…!“

„Titten!“

Alexander will gerade erleichtert ausatmen, da dreht sich vor ihnen eine ältere Dame um und bedenkt Heinrich mit einem entrüsteten Blick, der diesen ganz rot im Gesicht werden lässt.

„Danke, Alex. Echt.“, nuschelt der Junge beschämt.

„Sorry.“, entschuldigt sich der Ältere und reicht ihm den Block.

„Jetzt darfst du was malen.“

„Pfff…“, macht Heinrich und weigert sich, auch nur den Kuli entgegenzunehmen.

„Was soll das bitte bringen?“

Auf Alexanders Gesicht legt sich ein Grinsen.

„So hast du schon drei Luftlöcher ignoriert; das soll es bringen.“

Überrascht und verwirrt sieht Heinrich zu seinem Freund auf, bevor er ihm den Kuli aus der Hand nimmt und den Block umblättert.

Wortlos beginnt er zu zeichnen.

Seine Strichführung ist etwas hektisch und sein unbeteiligter Gesichtsausdruck, Alexanders Meinung nach, nicht an Niedlichkeit zu übertreffen.

„Ein Männchen.“, stellt Alexander fest.

„Woher weißt du, ob es nicht vielleicht ein Weibchen ist?“, entgegnet Heinrich, während er an seiner Zeichnung weiter malt.

„Ich meinte ein Strichmännchen.“

Der Junge rümpft die Nase.

„Ach, jetzt geht der Arme auch noch aufn Strich, ja?!“

Alexander muss lachen.

„Nein, tut mir Leid. Das wollte ich ihm niemals unterstellen. Entschuldige mich bitte bei ihm.“

Heinrich lässt den Stift sinken.

„Entschuldigung angenommen.“, sagt er leise.

Alexander tippt Mr. Nicht-Strich-Männchen in den Schritt.

„Ist das ein Baströckchen?“, fragt er.

„Mhm.“, entgegnet Heinrich.

„Erwartest du, dass wir auf Eingeborene treffen, die so was tragen?“, hakt Alexander interessiert nach.

Der Junge zuckt nur mit den Schultern.

„Würdest du eines anziehen?“

„Nee, das piekst doch bestimmt total.“, meint Heinrich.

„Nö, gar nicht so.“

Die Augen des Kleinen weiten sich und geschockt sieht er zu seinem Freund auf.

„D-du…du hattest so was mal an?!?“

„Pschhh“, zischt Alexander, als sich schon wieder die Reihen vorne und neben ihnen umdrehen.

„Ja, ich hatte so was schon mal an.“, antwortet er leise.

„Und nach Bonplands Meinung sah ich darin ganz schrecklich aus.“

„Das wird verifiziert.“, beschließt Heinrich und wendet sich wieder dem Block zu.

Bis das Essen gebracht wird, lässt Alexander den Jungen noch ein wenig malen. Die Turbulenzen haben sich auch gelegt, sodass sie in Ruhe essen können.

„Ich wollt dir noch sagen…“, fängt Alexander an, als er gerade den Mund leer hat. Die Brote schmecken sowieso nicht so gut.

„Südamerika ist an sich nicht schwulenfeindlich, aber in einigen kleinen Dörfern, wo die Leute sehr christlich sind, sollte man doch vorsichtig sein. Aber da wir ja sowieso nicht so…uns nicht so intim verhalten, sollte das kein Problem werden.“

„Nein.“, gibt Heinrich von sich, ohne von seinem Tablett aufzusehen.

Alexander betrachtet ihn von der Seite. Wenn er darüber nachdenkt, wie viel schlechter es hätte laufen können – Heinrich hat ihn schließlich verlassen wollen – dann legt sich doch ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen und in seiner Magengegend kommt ein wenig Wärme auf. Was sicherlich nicht vom lausigen Bord-Kaffee kommen kann…

„Was für ne Sprache sprechen die Leute denn da, wo wir hinkommen?“, meldet sich plötzlich Heinrich zu Wort.

„Spanisch.“, antwortet Alexander.

„Kannst du Spanisch?“

Der Junge schüttelt den Kopf.

„Nur Englisch und Französisch.“

„Nicht schlimm.“, meint Alexander.

„Viele indigene Völker sprechen aber auch Quechua.“

„Hm. Sprichst du das auch, Ketscha…p?“

„Quechua. Ja. Ein wenig.“

„Sag mal was.“

Alexander stellt seinen Kaffee auf dem Tablett ab und dreht sich etwas zu Heinrich herum.

Heinrichchay.

Sein Freund sieht ihn skeptisch an.

„Das war Ketschap? Das hat sich ja wie mein Name angehört.“

„Das war auch dein Name.“, meint Alexander mit einem Lächeln und er fährt Heinrich vorsichtig und zärtlich durch die Haare.

Cha heißt „klein“, und y heißt „mein“. Mein kleiner Heinrich.“

Alexanders Herz setzt für einen Moment aus, als Heinrichs Mundwinkel sich langsam heben.

Er lächelt. Ein kleines Lächeln!

Alexander könnte ihn drücken vor Freude.
 

Sie haben den Flug gut überstanden und verlassen mit ihrem Gepäck den Flughafen in Venezuela, als Heinrich Alexander am Arm nimmt.

„Halt.“

„Hm?“, fragend sieht der Ältere zu seinem Freund herab.

„Ich…“

Heinrich schaut sich kurz um, bevor er Alexander eine Hand in den Nacken legt und ihn zu sich herunterzieht.

Alexanders Herz setzt für einen langen Moment aus, als Heinrich ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen drückt.

„Weil du…weil du so lieb zu mir bist und dich so toll um mich kümmerst.“

„Danke.“, bringt Alexander heraus und muss sich abwenden, um die Freudentränen zurückzuhalten, die sich in seinen Augen gesammelt haben.
 

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Ihr habt im letzten Kapi ja gar nichts zu Bonpland gesagt? (In Realität war der mit Humboldt in Amerika.)

Sagt bloß, der war euch nicht so sympathisch…? XP



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2011-04-06T14:35:56+00:00 06.04.2011 16:35
Hey :)
Deine Fanfiktion ist echt erste Sahne. Nicht nur, dass ich deinen Schreibstil sehr ansprechend finde und die Grenzen die sich Alexander immer wieder vergebens setzt sehr lustig finde, vorallem die Idee hat es mir angetan.
Ich bin ein absoluter Literaturfan und habe mich noch gestern abend, nach dem ich deine Geschichte gelesen hatte, auf die Suche nach Informationen und Texte von Kleist gemacht. Da hast du mir etwas angetan... ;)
Was er schreibt & vor allem die Briefe sind einfach der Hammer und fallen aus jeglichem Rahmen!!
Aber um zurück auf deine Geschichte zu kommen, ich finde du hast seinen Charakter sehr schön in die Geschichte eingebaut und es macht wirklich sehr viel Spaß sie zu lesen. Ich bin total hin & weg ;)
Ich freu mich schon sehr darauf, wenn es weiter geht.

liebe Grüße
Jen
Von: abgemeldet
2011-04-05T18:05:47+00:00 05.04.2011 20:05
aww <3 jetzt wird dann irgendwann wirklich alles wieder gut (hoff ich :3)
hm~ Bonpland hatte einen viiiel zu kurzen Auftritt, als das ich mir eine Meinung bilden hätt können ~ (aber der kommt ja immer irgendwie viel zu kurz oder? XD) trotzdem: der Akzent war ja lieb :D
Aufjedenfall find ichs toll das er auch vorkam <3
Von:  Ran34
2011-04-05T16:49:12+00:00 05.04.2011 18:49
Wenn das der Auftakt einer großen Reise ist,wie wird dann erst der Höhepunkt!!!! >.<
Das Kapi ist echt klasse!
hihi... ich musste grade schon wieder an deine FA zu VLE denken!
Man stelle sich das Bild (FA) mit Heinrich im Baströckchen vor und einer Blumenkette um den Hals!
Mach schnell weiter!!! >.<

lg~
Von:  Ryosae
2011-04-05T15:39:41+00:00 05.04.2011 17:39
Ich kenn das mit dem fliegen. Ganz schlimm ist es, wenn man, wie bei unseren zweien, in ein Luftloch oder so kommt. Aber so angst wie unser Heinrich hatte ich nie! :D
Aber total süße Idee, die Alexander da hat um ihn abzulenken! :D
Ich musste bei diesem Kapitel echt mehrmals laut lachen! xDD
..man.. xDD Meine Mum hat mich schon ganz komisch angesehen! xDDD
Hach~ Das kleine Küsschen am Schluss.. einfach nur süß! ^^
Ich hoffe das du noch mehr solcher lustigen Stellen einbaust! :D

LG! :D


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